Der Mumiensaal - Walter Belka - E-Book

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Walter Belka

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Beschreibung

Zu Beginn des Ersten Weltkrieges in Ostpreußen: Der junge Kriegsberichterstatter Fritz Kersten gerät hinter die feindlichen Linien. Er muss sich vor den russischen Truppen verbergen, denn er weiß, wenn sie ihn fassen, werden sie ihn als Spion ansehen und erschießen.

Er findet Zuflucht in einem verlassenen Museum, allein mit vier jahrhundertealten peruanschen Mumien. Wird er überleben, bis die vorrückenden deutschen Truppen die Stadt befreit haben?

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Veröffentlichungsjahr: 2016

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Walter Belka – Der Mumiensaal

1. eBook-Auflage – Januar 2016

© vss-verlag Hermann Schladt – 60389 Frankfurt – [email protected]

Titelbild: Armin Bappert unter Verwendung des Originalcovers der Romanheftserie

Lektorat: Hermann Schladt

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Mumiensaal.

 

Walter Belka.

 

 

1

 

Es gibt Menschen, meine jungen Freunde, die, obgleich sie mitten im Trubel der Weltstadt in einem vielleicht von zahlreichen Familien bewohnten Gebäude hausen, dennoch einsam sind wie auf einer fernen Insel eines endlosen Ozeans …

Zumeist heißt dann von einem solchen Menschen: Es ist ein Sonderling, oder: er hat einen kleinen Sparren. – Letzteres sagen die, die für derartige Naturen kein Verständnis besitzen, Genusssüchtige, Oberflächliche, Gemütsrohe.

Dass diese Einsamen in ihrer selbstgeschaffenen Weltabgeschiedenheit sich glücklicher und zufriedener fühlen als Millionen anderer, dass ihr reiches Innenleben, ihr Hineinversenken in ernste wissenschaftliche Probleme oder das beschauliche Betreiben harmloser Liebhabereien ihr Dasein vollkommen ausfüllt, dafür haben die meisten, die im Strudel der Städte sich mittreiben lassen, nur ein halb bedauerndes, halb spöttisches Achselzucken.

Einsame Menschen dieser Art habe ich viele gekannt. Nicht nur Männer und Frauen, die etwa schon an der Schwelle des Greisenalters standen. Nein, auch Jugend war darunter, bei denen man vor einem Rätsel stand, weil ja die wenigsten ihr Herz einmal öffneten und sich jemandem anvertrauten, weshalb sie dieses Leben führten wie auf einem entlegenen Eiland im Weltmeere. Es sind nicht immer ein tiefer Herzenskummer oder herbe Enttäuschungen, die diese Einsamen schaffen. Nein! Mir sind einige begegnet, die sich von Jugend an so in ihre eigene Gedankenwelt eingesponnen hatten, dass ihnen das Hasten und Jagen da draußen außerhalb ihrer vier Wände stets etwas Fremdes, für sie Qualvolles blieb.

Ich selbst gehöre nicht zu diesen sogenannten Sonderlingen, ganz und gar nicht! Und doch hat das Schicksal mich einmal gezwungen, ein ähnliches Dasein zu führen. Eine Verkettung seltsamer Umstände war’s, die mich in ein großes Haus brachte, aus dem ich monatelang nicht heraus durfte, denn – draußen lauerte der Tod auf mich, wartete ein halbes Dutzend Gewehre, um mir das Lebenslicht auszublasen.

Es war eine eigentümliche, aufregende Zeit, dieses Einsiedlerdasein. Wenige werden ähnliches durchgemacht haben wie ich. Vielleicht nur ganz wenige. Es gehören ja Kriegsgetümmel und Schlachtenlärm dazu, um so in der Verborgenheit sich durchschlagen zu müssen wie ich, umdroht von beständiger ernsthafter Gefahr … – –

Die ersten Flammen des Weltkrieges leckten empor zum strahlend schönen Augusthimmel des Jahres 1914. In Ostpreußen, Belgien und Galizien donnerten die Geschütze, knatterten die Gewehre, floss das Blut von Tausenden.

Eines Herzleidens wegen war ich nie Soldat gewesen und sollte es auch jetzt nicht werden, obwohl das Vaterland seine Söhne brauchte. Ich hatte bisher die Stellung eines Berichterstatters an einer Zeitung einer der Nachbargemeinden Berlins innegehabt. Ich war noch jung, noch ein Anfänger in der Welt der Journalistik, noch ganz unbekannt, hatte nur über Brände, Morde, Totschläge und ähnliches kurze Notizen geschrieben, obwohl ich die Fähigkeiten zu Höherem in mir fühlte und meine Kollegen und Vorgesetzten mir wiederholt versichert hatten: „Fritz Kersten, aus Ihnen kann noch einmal etwas werden!“ – Doch Fritz Kersten blieb der kleine Berichterstatter, blieb arm, unbekannt, unbeachtet. Die Gelegenheit fehlte eben, zu beweisen, dass ich wirklich etwas leisten konnte.

Erst der Weltkrieg musste kommen, um all dies zu ändern. – Unsere Zeitung wollte einen eigenen Kriegsberichterstatter hinaus senden. Die Wahl fiel auf mich, und ich nahm ohne Zögern an. Alles ging Hals über Kopf. Bald war ein Ausweis mit Photographie besorgt, auch ein paar Empfehlungsschreiben, die mir den Weg bei den Generalkommandos ebnen sollten. So fuhr ich denn eines Tages in einem Militärtransportzuge gen Osten, machte als Zuschauer die ersten Gefechte in Ostpreußen mit, schrieb fast täglich meine Berichte und … erntete dafür von meinem Blatt viel Lob und Anerkennung.

September und Oktober war ich in Belgien. Dann kam der zweite Russeneinfall in das schon halb verheerte Ostpreußen. Ich ahnte eine zweite Schlacht von Tannenberg voraus, eilte mit großen Schwierigkeiten quer durch Deutschland und schloss mich einem Armeekorps an, an dessen Kommandierenden General ich besonders warm empfohlen war.

An einem rauen Wintertage nahm mich ein Kavallerieleutnant mit, der mit zwölf Mann Patrouille gegen den Feind reiten sollte. Ich hatte mir einen kleinen Kosakengaul verschafft, der zottig wie ein Esel aussah, aber dabei zäh war wie ein gut trainierter Rennfahrer und wie der Teufel lief.

Beim Morgengrauen waren wir aufgebrochen. Der Leutnant war heute so still und wortkarg, so ganz anders als sonst.

„Es ist mein letzter Tag“, sagte er leise mit Augen, die in unendliche Fernen schauten. „Ich werde heute fallen.“

Mittags gerieten wir in einen Hinterhalt, nachdem wir festgestellt hatten, dass lange Infanteriekolonnen und viel Artillerie im Anmarsch waren. Russische Dragoner umzingelten uns. Der Leutnant erhielt einen Kopfschuss.