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Dieses Buch gewährt in Tagebuchform einen Einblick in die Glücks- und Frustmomente eines Schraubers und Quickly-Fahrers, aus der Sicht der Ehefrau. Die beiden Zweirad-Oldtimer der Marke NSU-Quickly, Baujahr 1955 und 1956 wurden für unsere Reisen wieder fit gemacht. Und so „erfuhren“ wir Europa, von der südlichen Peripherie Hamburgs aus bis nach Rom und nach Oslo. Manche, mitunter böse Überraschungen hatten wir im Gepäck, aber nichts wiegt das Glücksgefühl auf, wenn die Maschinen durch die Landschaft schnurren und Ziele erreicht werden, an die wir selber nicht richtig zu glauben wagten. Geschichte und Geschichten am Wegesrand runden unsere Reiseerlebnisse ab und für ein Benzingespräch war immer Zeit.
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Seitenzahl: 190
Veröffentlichungsjahr: 2012
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Impressum
Reingard Stein und Gerhard Stein »Abenteuer Quickly«
www.edition-winterwork.de
© 2013 edition winterwork
Alle Rechte vorbehalten.
Satz: Reingard Stein
Umschlag: edition winterwork
Druck/E-BOOK: winterwork Borsdorf
ISBN Print
Abenteuer Quickly
Reingard Stein
Für Antje, Daniel, Finn Levi, Ben Jonas, Melanie und Peter.
Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was verzählen.
D‘rum nahm ich meinen Stock und Hut und tät das Reisen wählen.
Matthias Claudius (1740 – 1815)
Genau; so wollen wir es halten! Wir rüsteten unsere Oldtimer auf zwei Rädern aus und machten uns auf den Weg durch Europa. Der Matthias Claudius musste hierfür noch den Herrn Urian, den er durch die Welt schickte „verzählen“ lassen; „verzähl‘ Er doch weiter, Herr Urian.“ Bevor man allerdings etwas erzählen kann, sollte man vielleicht erst einmal etwas erleben, worüber dann zu berichten ist. Stock und Hut, so spartanisch war unsere Ausrüstung dann doch nicht, wie nachstehend beschrieben. Unsere Erlebnisse vom Anfang unseres Quicklyprojektes bis zu unserer Tour durch Skandinavien haben wir zu Papier gebracht und wir wünschen viel Spaß bei der Lektüre.
Wenn man es mal Revue passieren lässt, dann ist das doch wohl alles Quatsch, Quark, Qual,
Quickly eben – Abenteuer Quickly!!!
Unser Quickly-Projekt startete natürlich zu allererst einmal auf dem technischen Sektor. Das war eine Projektphase, die uns Gefühlsregungen in großer Bandbreite bescherte. Wie in der Achterbahn ging es von euphorischen Momenten über Ratlosigkeit und schlaflosen Nächten bis hin zur eiskalten Wut im Bauch. Wir haben viel Auf und Ab erlebt und Frust geschoben, uns aber nie entmutigen lassen und allen Unkenrufen zum Trotz unser Ziel angepeilt. Eine gewisse Verrücktheit gehört vermutlich dazu und wie wir inzwischen wissen, gibt es eine ganze Reihe solcher unverbesserlicher Verrückter.
Hier die technischen Daten unserer Oldtimer-Zweiräder:
Quickly N, Baujahr 1955, Farbe weißgrün
Quickly N, Baujahr 1956, Farbe resedagrün
49 ccm, Zweitakter, 1,4 PS,
Tankinhalt 3,1 Liter, Kraftstoff: Gemisch 1:25,
Reichweite 150 km pro Tankfüllung
Pedalen-Rücktrittbremse
Der 17. April 2004, das war so etwas wie der Tag der Wahrheit, denn damit fing das ganze Elend an. Als ich am Morgen nach der feuchtfröhlichen Grillfete auf unsere Auffahrt blickte, da stand dieser Schrotthaufen namens NSU-Quickly drauf. Mein Gerd war auf Dienstreise und ich, ich hatte keinerlei Ahnung, warum dieses Teil hier stand. Wie ich dann später erfuhr, hatte er während meiner Abwesenheit mit dem Nachbarn, spät in der Nacht, über die „Freihauslieferung“ des zweiräderigen Oldtimers gefeilscht und bei 4,03 Euro den Zuschlag erhalten. Diese Quickly rottete schon seit geraumer Zeit unter dem Küchenfenster des Gastgebers und sorgte durch ihre reine Anwesenheit für Verdruss. Wobei dieser Verdruss jetzt noch die Qual der Anderen war.
Die Sehnsucht nach Oldtimern war latent schon lange vorhanden und die Gelegenheit war günstig, schnell mal was Unüberlegtes zu tun, so viel zum Thema Quatsch und Quark!
Unser Sohn Peter hatte sich schon gefreut, als er die Quickly vor der Garage stehen sah. Herrlich, da gibt es jetzt etwas zum Rumbasteln. Dieser Zahn wurde ihm sehr schnell von seinem Vater gezogen. „Nichts da; dieses Teil wird in Stand gesetzt!“ Vielleicht hat mein Gerd so ein hoffnungsvolles Talent zerstört.
Während sich unser Nachbar gegen diese Infektion resistent gezeigt hatte, so nahm dieser Oldtimer-Bazillus bei uns geradezu ausgeprägte Formen an. Unsere kleinen Verrücktheiten wurden bereits in der Vergangenheit kultiviert, der Quickly-Bazillus aber wurde gehätschelt. Der Kaufpreis war ja geradezu ein Schnäppchen im Vergleich zu den nun anfallenden Kosten für die Instandsetzung. Es war der erklärte Wille von Gerd, das gute Stück wieder fahrbereit zu machen. Ich denke nur an die unzähligen Stunden, die er im Keller verbrachte, um die Metallteile zu entrosten. Im Hafengebiet von Hamburg-Harburg hatte er einen Betrieb gefunden, der die Rahmenteile sandstrahlte und ein anderer Betrieb, der die Chromarbeiten ausführte. Internetauktionen und Bestellungen beim Ersatzteilhändler folgten. Bis Gerd dann zusammen mit unserem Schwiegersohn mal die Rechnung aufmachte, was noch an Kosten zusammen kommen würde, bis diese Quickly fährt. Es war niederschmetternd! Dafür kann man sich ja ein fahrbereites Fahrzeug kaufen und genau dies hat er dann auch getan. Insbesondere, da der Chef unseres Schwiegersohnes eine Quickly N, Baujahr 1956, in seiner Werkstatt herumstehen hatte und überzeugt werden konnte, an Gerd zu verkaufen. Wie gesagt, das Fahrzeug stand in der Werkstatt herum und verstaubte und musste dann erst wieder für den Fahrbetrieb zurecht gemacht werden. Ein wesentlicher Mangel bestand darin, dass es für dieses Moped keinerlei Papiere, wie die Betriebserlaubnis und den Eigentumsnachweis, gab. Gerd musste eine umfangreiche Korrespondenz mit dem Kraftfahrtbundesamt in Flensburg (kennt man ja sonst nur in anderen Zusammenhängen) und dem Landkreis Harburg führen, immer verbunden mit den unvergleichlichen Gebührennoten. Als alle Unterlagen angefordert waren, fand sich bei dem Chef dann die „Allgemeine Betriebserlaubnis“ wieder an.
Besucher in unserem Haus landen jetzt regelmäßig, spätestens nach einer gewissen Anstandsfrist, in unserer Garage, um das Quickly-Schätzchen zu bewundern und die unvergleichlichen Auspuffgase des Zweitakters zu schnuppern. Ein Werbespruch aus den fünfziger Jahren lautete: Eat my dust! Eat my dust, damit könnte man heute keinen Blumentopf mehr gewinnen. Wie man sieht, hatten die Werbetypen bereits in den Fünfzigern des letzten Jahrhunderts die englische Sprache bemüht. Dies wird ja auch schon durch die Namen ihrer Produkte deutlich; bei NSU z.B. Quickly und Fox. Die Firma NSU war in dieser Zeit außerordentlich erfolgreich auf dem Zweirädermarkt vertreten. Die Firmengeschichte von NSU begann im 19. Jahrhundert als Strickmaschinenfabrik in Neckarsulm. Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts wurde die Produktpalette auf Fahrräder und Motorräder erweitert und zwar sehr erfolgreich. Die größte Blüte erlebte NSU in den Nachkriegsjahren, als in Westdeutschland der Wunsch nach Mobilität sehr stark war; das monatliche Budget der Arbeitnehmer aber noch keinen Spielraum für die Kosten eines Autos hatte. Werbeslogan hier: „Nicht mehr laufen Quickly kaufen“. Die Quickly wurde z.B. als Dienstfahrzeug bei Dorfpolizisten und Hebammen eingesetzt. Auf den Kraftfahrzeugsektor tat man sich schwer bei NSU; der Wankelmotor, an sich eine sehr interessante Technologie, setzte sich nicht auf dem Markt durch. In den neunzehnhundertsechziger Jahren ging der Trend ganz eindeutig zum Familienauto und hier wurden von der Firma NSU schwere Fehler und Versäumnisse begangen, die dazu führten, dass NSU 1969 Bestandteil der Firma Audi wurde. Inzwischen existiert die Firma NSU nur noch in Form einer Traditionsgesellschaft. Im Zweiradmuseum in Neckarsulm haben wir uns mit der Firmengeschichte, dem sozialen Engagement der Firmenleitungen und den Fahrzeugen beschäftigt. Dieser Besuch war sehr interessant, können wir nur weiterempfehlen.
Im Juni 2004 feierten wir unsere silberne Hochzeit und zu diesem Anlass bekamen wir von Freunden einen Gutschein für ein Essen in einem italienischen Restaurant in Hamburg geschenkt. Und so saßen wir beide dann dort und sinnierten darüber, was wir denn mit der Quickly so aufstellen wollen. Wir spintisierten uns etliche Szenarien zusammen und kamen zu dem Schluss: „eine zweite Quickly muss her“, weil, wir wollen nach Rom! Da wollten wir immer schon mal hin und jetzt ist es soweit. Auf der Quickly geht es nach Rom. Nach der überaus positiven Einschätzung unseres Schwiegersohnes landen wir allenfalls in den Harburger Bergen, nicht aber in Rom. Das wollen wir doch mal sehen! Die zweite Quickly N, Baujahr 1955, fanden wir auf einer Internetplattform. Ein Sammler aus Lübeck wollte einen großen Teil seines Bestandes veräußern und so kauften wir im Oktober 2005 das zweite Moped. Es sollte fahrbereit ausgeliefert werden, aber schon bei der Fahrt auf dem Hof des Sammlers gab es Probleme. So blieb die Maschine zunächst noch in Lübeck und wurde noch mal vom Mechaniker durchgesehen. Als Gerd dem Verkäufer erzählte, welche Reise wir mit den Quicklys vorhaben, sagte der nur: „Halten Sie die Frau fest, die solche Aktionen mitmacht.“ Unser Nachbar stellte sich und seinen Minivan für die Abholung der Quickly in Lübeck zur Verfügung. So, nun stand unserer Reise doch fast nichts mehr im Wege, oder etwa doch???
Was machen wir jetzt bloß mit der überzähligen ersterworbenen Quickly? Gerd entschließt sich, dieses Fahrzeug als Ersatzteillager zu nutzen. Sehr viel später wird er feststellen, dass die robuste Quickly gar kein großartiges Ersatzteillager benötigt.
Den Winter nutzte Gerd, zusammen mit Schwiegersohn Daniel und dem Nachbarn dazu, die beiden Fahrzeuge technisch und optisch in Stand zu setzen. Ich hatte die Zeit dazu genutzt, Italienisch zu lernen, denn es war uns klar, dass wenn wir durch einsame Landstriche fahren, wir nicht unbedingt auf Englisch oder Deutsch sprechende Italiener treffen werden. Ich hätte Gerd ja gern beim Italienisch lernen dabei gehabt, aber Gerd verwies darauf, dass er sich um die Motorini zu kümmern habe. Nun denn!
Bei unserer Tourenplanung hatten wir festgestellt, dass wir mindestens vier Wochen Urlaub brauchen und zwar im Sommer. Damit wir nicht mit den Kollegen mit Schulkindern in Konflikt geraten, entschieden wir uns für den August, auch wenn dann ganz Italien in Urlaub ist und es Probleme mit den Hotelübernachtungen geben könnte. Außerdem mussten wir unsere Fahrzeuge noch einfahren. Und was mich persönlich betrifft, so hatte ich noch niemals auf einer Quickly gesessen. Ich hatte keinen Schimmer, wie man das Ding überhaupt fährt, kuppelt, bremst usw. Mühsam waren die ersten Versuche und ich war öfter mal geneigt, dem Teil einen Tritt zu verpassen und entsprechend niedrig war die Frustrationsschwelle in der nun folgenden Zeit. Insgesamt sind rund 1.000 Kilometer für die Einfahrung zusammen gekommen und es war mitunter beschwerlich, wie man Gerds Tagebuch entnehmen kann. Vor diesem Hintergrund wundere ich mich gelegentlich selber darüber, dass wir überhaupt losgefahren sind.
Diese Projektphase hat im Wesentlichen Gerd in Tagebuchform festgehalten:
10. Mai 2006
Gerd hatte gerade den Inhalt seines Ersatzteilepäckchens mit Kontakten, Benzinhahn und Tachoantrieb verbaut, als unser Quickly S fahrender Nachbar auf der Auffahrt stand. Gerd benutzte meine Quickly für eine Probefahrt zusammen mit dem Nachbarn Richtung Elbe. Unterwegs stellten sich einige Probleme heraus, die er aber nicht reparieren konnte, denn er hatte schon mal kein Werkzeug mitgenommen. Das zeugt doch von sehr großem Vertrauen in die Materie. Der Nachbar fuhr zurück und holte Zündkerzenstecker und Zange. Die Zündkerze musste gereinigt werden und dann stand dem Ausflug nichts weiter im Wege.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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