Abgestürzt und auferstanden: Werder Bremen zwischen Niedergang und Neuanfang - Moritz Kracht - E-Book

Abgestürzt und auferstanden: Werder Bremen zwischen Niedergang und Neuanfang E-Book

Moritz Kracht

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Beschreibung

Die Abstiege 1980 und 2021 waren die wohl größten Desaster der Vereinsgeschichte des SV Werder Bremen. Jahrelange Misswirtschaft zahlreicher Verantwortlicher führte den Verein in diese düsteren Zeiten. Es wurden des Öfteren personelle Konsequenzen gezogen, aber Glückstreffer gab es über die Jahre gesehen nur wenige. Letztendlich mündete es in die Abstiege. Wie konnte der Verein sich vom ersten Abstieg erholen, wie kam der anschließende Erfolg und was sagen der ehemalige Erfolgsmanager Willi Lemke und der langjährige Torwart Dieter Burdenski zu den Situationen? Die interessanteste Frage ist aber, ob sich der Verein heute wie damals in genauso kurzer Zeit wieder rehabilitieren und die europäischen Plätze angreifen kann. Torschützenkönig & Aushängeschild des Vereins, Niclas Füllkrug, hat sich ebenso einigen Fragen diesbezüglich gestellt. Die Sichtweisen der Experten, die von ungefähr 500 Fans sowie meine persönliche Prognose für die Zukunft werden in diesem Werk erläutert. Dieses Buch ist ein Muss für jeden Werder-Fan und Fußball-Enthusiasten, die tiefer in die Geschichte eintauchen möchten!

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Seitenzahl: 149

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Abbildung 1: Platzsturm nach dem Wiederaufstieg in der Saison 2021/22 (Quelle: Private Aufnahme von Tim Meyer)

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

1. Einleitung

2. Jahre vor dem ersten Abstieg 1980, wie kam man in die Situation?

2.1 Situation vor dem Abstieg

2.1.1 wirtschaftlich

2.1.2 sportlich

2.2 Situation nach dem Abstieg

3. Die Saison 1980/81

3.1 Maßnahmen zur Stabilisierung der finanziellen Lage

3.2 Spielte die Jugendarbeit eine Rolle oder gab es erstklassige Transfers?

3.3 Verlauf der Saison – Viel Licht, aber auch viel Schatten!

4. Wiederaufstieg 1981

4.1 Otto Rehhagels Saisonvorschau 1981/82

4.2 Die Zeit nach dem Wiederaufstieg

4.3 Waren der Aufschwung und die späteren Erfolge eine klare Folge des Abstiegs?

5. Fazit zur Ursprungsfrage der Projektarbeit

6. Zweiter Abstieg 2021. Ein Leidensweg über mehrere Jahre, nur eine Frage der Zeit?

6.1 Situation vor dem Abstieg

6.1.1 Schaaf-Allofs-Ära

6.1.2 Schaaf-Eichin-Zeit

6.1.3 Dutt-Eichin-Zeit

6.1.4 Skripnik-Eichin/Baumann-Zeit

6.1.5 Nouri-Baumann-Zeit

6.1.6 Kohfeldt-Baumann-Zeit

6.1.7 Schaaf als „Abstiegstrainer“

6.1.8 wirtschaftlich

6.2 Situation nach dem Abstieg

6.2.1 wirtschaftlich

6.2.2 sportlich

7. Vereinsführung 2021/22

7.1 Wiederaufbau mit Markus Anfang

7.2 Vier Trainer innerhalb kürzester Zeit und Ankunft von Ole Werner

7.3 Hat Werders Leistungszentrum „gezaubert“ oder doch der Manager mit starken Transfers?

8. Zweiter Wiederaufstieg 2022

8.1 Zeit nach dem zweiten Wiederaufstieg

8.2 Zukunft Werder Bremens

8.2.1 wirtschaftlich & sportlich

8.2.2 Jugendentwicklung & Scouting

8.2.3 Meine Prognose für die Zukunft

9. Tradition garantiert keinen Erfolg

10. Vergleich der beiden Situationen

11. Interviews

11.1 Interview 1: Willi Lemke

11.2 Interview 2: Dieter Burdenski

11.3 Interview 3: Dirk Wintermann

11.4 Interview 4: Niclas Füllkrug

12. Meinungen der Fans – Umfrage

12.1 Werder-Fans

12.2 Außenstehende Fans

13. Nachwort

14. Anhang

14.1 Stich- und Fachwortverzeichnis

14.2 Abkürzungsverzeichnis

15. Quellenverzeichnis

15.1 Literatur

15.2 Internetquellen

15.3 Durchgeführte Interviews

16. Abbildungsverzeichnis

Vorwort

Ich freue mich sehr, ein paar Einleitungsworte zu diesem Buch meines ehemaligen Schülers schreiben zu dürfen. Was als Projektarbeit des 11. Jahrgangs im Herbst 2021 mit der Untersuchung des Ab- und Wiederaufstiegs in den Jahren 1980/81 begonnen hat, wurde während der Zeit seines Abiturs (das mittlerweile erfolgreich abgelegt ist) von ihm durch die – dramaturgisch äußerst passende – Wiederholung des Ab- und Aufstiegs zu einem Vergleich dieser beiden Ereignisse ausgebaut, in den viel Herzblut eingeflossen ist. Das beeindruckende Ergebnis ist hier zu sehen. Hoffentlich findet es den gebührenden Zuspruch bei vielen Werder-Fans!

Oliver Rosteck

Bremen, im August 2023

1. Einleitung

Der sportliche Abstieg Werder Bremens 1980 war das erste große Desaster in der Vereinsgeschichte des SVW. Es folgten viele erfolgreiche Jahre, jedoch kam es 2021 zu einem weiteren großen Desaster, dem zweiten Abstieg aus der Fußball-Bundesliga. Ob diese erfolgreiche Entwicklung, ausgehend vom Abstieg, wie in den 1980er-Jahren, erneut möglich ist und ob man positiv in die Zukunft blicken kann, wird sich in diesem Werk klären. Das Buch ist ein Muss für jeden Werder-Fan sowie Fußball-Enthusiasten, die tiefer in die Geschichte eintauchen möchten. Die Absicht des Buches ist, einen Einblick in die Geschichte von Werder Bremen zu bekommen und die Entwicklungen des Vereins einordnen zu können. Hierbei handelt es sich um eine literaturgestützte Arbeit, bei der verschiedene Sekundärliteratur sowie unterschiedliche Internetquellen verwendet wurden. Die Situationen nach den Abstiegen 1980 und 2021, in den Aufstiegssaisons 1980/81 und 2021/22, sowie in den folgenden Jahren werden genauer dokumentiert. Außerdem werden die Situationen auf Parallelen untersucht und eine Prognose für die Zukunft abgegeben. Dazu kommen Interviews mit einigen Verantwortlichen und Spielern rund um den Verein, die einen besonderen Einblick geben. Zu guter Letzt werden auch noch zahlreiche Werder- und außenstehende Fußball-Fans in Form von Umfragen mit einbezogen.

Abbildung 2: Platzsturm nach dem Wiederaufstieg in der Saison 2021/22 (Quelle: Eigene Aufnahme)

2. Jahre vor dem ersten Abstieg 1980, wie kam man in die Situation?

2.1 Situation vor dem Abstieg

2.1.1 wirtschaftlich

Die Jahre vor dem ersten Abstieg der Vereinsgeschichte waren turbulente Zeiten für den Verein. Hans Wolff, der über 25 Jahre Geschäftsführer beim SVW war, behauptete: „Ich bin der beste Geschäftsführer des deutschen Fußballs […]“.1 Werder hatte hohe Schulden durch die Spuren der „Millionen-Elf“2 Anfang der 70er-Jahre. Es wurde für diese Mannschaft viel Geld für namhafte Neuzugänge investiert. Der Verein handelte mit der Bremer Industrie und Wirtschaft einen Deal aus, bei jenem der Verein Geld für Neuzugänge bekam und dafür als Gegenleistung ein Trikot in den Stadtfarben (die nicht den Vereinsfarben entsprachen) inklusive auffälliger Bremen-Werbung tragen musste. Dass die Trikots nicht in den Vereinsfarben waren, stieß auf keine Gegenliebe der Fans. Der Geschäftsführer war erschöpft und brachte nicht mehr die gewohnten Leistungen, so holte er eines Tages Rudi Assauer in sein Büro und fragte ihn, ob er seinen Job übernehmen möchte, dieser willigte ein.3 Assauer, der kurz zuvor noch Spieler bei Werder Bremen war, wurde somit im Frühsommer 1976 mit 32 Jahren zum jüngsten Manager des Profifußballs. Der ehemalige Mitspieler Assauers, Vereinslegende Dieter Burdenski, sagte: „Rudi war für Werder einfach ein Glücksfall, ein neues Gesicht, das dem Verein neue Strukturen gegeben hat. Positiv für ihn, dass er einigermaßen in Ruhe gelassen wurde“4. Der neue Manager plante zahlreiche PR- und Werbeaktionen, aber auch Showeinlagen. Sie wollten damit das Interesse der Menschen für den Fußball wecken und die Leistung der Mannschaft war eine wichtige Grundlage dafür.5 Er ließ an die Latten der Tore Jalousien mit Werbung hängen, aber auch die Tribünenblöcke hatten gesponserte Namen, dies hatte sich Assauer beim RSC Anderlecht abgeschaut. Diese Maßnahmen waren schon zu diesem Zeitpunkt wichtig, da kaum Geld vorhanden war.6 Er handelte 1978 mit dem japanischen Hersteller Pentax einen Trikotsponsorenvertrag aus und von nun an trug Werder das Pentax-Logo auf der Brust (bis 1981). Mit Pentax und Werder hatten sich zwei zuverlässige und traditionelle Größen gefunden, die den Willen hatten, Bestleistungen zu erbringen.7 Außerdem legte Assauer einen großen Wert auf das Vertrauen der Verantwortlichen. Wenn er eine Abmachung per Handschlag mache, dann würde diese später auch genauso in schriftlicher Form gelten.8

2.1.2 sportlich

Werder war als Gründungsmitglied der Bundesliga der Begriff für „Spitzensport“9. Sie spielten durchgehend in der ersten Bundesliga und gewannen den DFB-Pokal 1960/61 sowie die deutsche Meisterschaft im Jahr 1964/65. Trotz dessen sollten auch schwierige Zeiten kommen. Vor der Saison 1975/76 ging Trainer Sepp Piontek zu Fortuna Düsseldorf, folgend übernahm Herbert Burdenski diesen Posten. Der Kader wurde nicht wirklich verstärkt und der Trainer musste nach dem 22. Spieltag schon wieder gehen. Otto Rehhagel, der später noch eine große Rolle spielen sollte, übernahm das Ruder und führte Werder zum Klassenerhalt. Er verließ den Verein jedoch wieder am Saisonende, da mit Hans Tilkowski aus Nürnberg schon ein anderer Trainer das Versprechen bekommen hatte, neuer Werder Trainer zu werden. Rehhagel ging nach Dortmund, da ihn dort, wie er selbst sagte: „bessere Möglichkeiten im Bezug auf Mannschaft, Stadion und Zuschauerbegeisterung“10 erwarten würden. Werder kämpfte auch 1976/77 wieder gegen den Abstieg. Für Transfers war kein Geld da und fußballerisch hatte Werder nichts zu bieten.11 Trainer Hans Tilkowski kündigte seinen Job am 19. Dezember 1977 und verließ Werder nicht einmal 24 Stunden vor dem DFB-Pokal Viertelfinalspiel gegen Borussia Mönchengladbach. Die Mannschaft hatte mit einer Dreiviertelmehrheit gegen seinen Verbleib gestimmt und weil ihm ein Spieler das Ergebnis ohne Absprache mitteilte, kündigte er. Rudi Assauer übernahm als Trainer und Werder gewann die Partie mit 2:1.12 Assauer hatte damit eine Doppelfunktion inne, musste dennoch einen lizenzierten Trainer an seiner Seite haben, den er mit Fred Schulz fand. Werder gelang nicht die große Wende, jedoch haben sie mit Platz 15 das Mindestziel, den Klassenerhalt erreicht.13 Er hatte sich damit als Spezialist für Krisensituationen bewiesen. Die Spieler wollten, dass Assauer weitermacht14, sie sagten über ihn: „Ohne ihn hätten wir es niemals geschafft!“15. Fred Schulz hat aufgrund seines Alters mit 74 Jahren nur eine halbe Saison mitgemacht. Der Nachfolger des Duos wurde Wolfgang Weber. Assauer leitete einen Umbruch ein, der Kader wurde verjüngt. Die Saison 1978 war eine durchschnittliche Saison, Werder belegte am Ende den elften Platz. Das Highlight der Saison war das Debüt von Thomas Schaaf, der bei Werder Bremen später noch eine große Zukunft haben sollte.16 Zur Saison 1979/80 wurden junge Spieler wie Jonny Otten oder Hans-Jürgen Offermanns verpflichtet, die dem Verein auf lange Sicht helfen sollten. Ein Transfercoup gelang den Grün-Weißen mit Dave Watson, der sich allerdings nach einer Suspendierung sowie einer Geldstrafe resultierend aus einer Sperre nicht mehr wohl fühlte und im Winter wieder abgegeben wurde.17 Werder geriet nach seinem Abgang in einen Abstiegsstrudel. Es hakte zwischen der Mannschaft und Trainer Weber. Trotz dessen ist man mit ihm in die Winterpause gegangen und er bekam eine letzte Chance. Weber konnte diese Chance nicht nutzen und wurde entlassen.18 Ein weiteres Mal setzte sich Assauer auf die Bank. Er holte im Februar Fritz Langner als zweiten Mann dazu, der ebenfalls mit 68 Jahren schon im fortgeschrittenen Alter war und sich vor seinem Engagement im Ruhestand befand. Diesmal klappte die Rettung allerdings nicht und Werder stieg am 33. Spieltag nach einem 0:5 gegen den 1. FC Köln mit 93 Gegentoren ab.

2.2 Situation nach dem Abstieg

Der Abstieg aus der höchsten Liga ist natürlich schwer zu verkraften, jedoch wollten die Verantwortlichen diesen Fehler beheben und arbeiteten tatkräftig, damit sie schnellstmöglich wieder aufsteigen. Diese Arbeit war auch nötig, da sie sagten: „[...] die Konkurrenz ist in der zweiten Liga Nord so groß wie niemals zuvor“19. Grundsätzlich kann man sagen, dass ein Abstieg einen Verein in den finanziellen Ruin führen kann und dass die Verantwortlichen enorm geschickt agieren müssen, um den Verein aus solch einer Krise wieder heraus zu navigieren. Im Frühjahr 1980 erzählte Rudi Assauer auf einer Versammlung in den Räumen der Sparkasse am Brill, dass Werder bei einem möglichen Abstieg mit einem Zuschauerschnitt von unter 10.000 Menschen und einem Minus von über einer Million DM rechnen müsse, allerdings wollte ihm niemand glauben.20 Ein wenig später wussten sie, dass diese Prophezeiung fast genauso eintreffen sollte. In der Saison stand Werder lange an der Tabellenspitze der zweiten Liga, trotz dessen lag die Zuschauerzahl im Schnitt, wie vorhergesagt ungefähr bei 10.000 Menschen. Auch das angekündigte Minus von über einer Million DM trat ein. Dieser Verlust war geplant, jedoch auch ein Risiko. Sie wollten direkt wieder aufsteigen, stellten einen Kader zusammen, der auch in der ersten Liga mithalten hätte können und bezahlten dementsprechend.21

1Patrick Strasser & Rudi Assauer, „Wie ausgewechselt: Verblassende Erinnerungen an mein Leben“, München 2012, S. 98

2 Vgl. ebd., S. 97

3 Vgl. ebd., S. 99

4 Strasser & Assauer, „Verblassende Erinnerungen an mein Leben“, S. 100

5 Vgl. ebd., S. 100

6 Vgl. ebd., S.102

7 Vgl. Heinz Wilhelm, „SV Werder Bremen – Immer dabei...“, Bremen 1978, S. 49

8 Vgl. Strasser & Assauer, „Verblassende Erinnerungen an mein Leben“, S. 103

9 Vgl. Wilhelm, „Immer dabei...“, S. 3

10 Vgl. Dr. Franz Böhmert, „SV Werder Bremen – Wieder dabei!“, Bremen 1981, S. 11

11 Vgl. Strasser & Assauer, „Verblassende Erinnerungen an mein

Leben“, S. 105

12 Vgl. ebd., S. 105

13 Vgl. ebd., S. 106

14 Vgl. ebd., S. 107

15 Wilhelm, „Immer dabei...“, S. 69

16 Vgl. Strasser & Assauer, „Verblassende Erinnerungen an mein Leben“, S. 107

17 Vgl. ebd., S. 109

18 Vgl. ebd., S. 111

19 Wilhelm, „Immer dabei...“, S. 3

20 Vgl. ebd., S. 3

21 Vgl. ebd., S. 3

3. Die Saison 1980/81

3.1 Maßnahmen zur Stabilisierung der finanziellen Lage

Assauer wollte weiterhin wirtschaften wie ein Erstligist, denn die Nachteile im Konkurrenzkampf mussten egalisiert werden, wofür das Thema Werbung sehr wichtig war. Hätte man nicht derart gewirtschaftet, dann wäre Werder nah am Abgrund gewesen.22 Rudi Assauer setzte auf die Bandenwerbung im Weserstadion. Die Firmen bezahlten für einen Quadratmeter 80 DM (Bundesligapreis). In der zweiten Liga wären lediglich 20 bis 30 DM pro Quadratmeter üblich gewesen. Der Manager sprach mit den Direktoren der Sponsoren und folgend zahlten diese ein weiteres Jahr zu Erstligakonditionen. Es gab dabei allerdings auch eine Voraussetzung und zwar war diese, dass der Mehrerlös ungeschmälert in die Kasse des SV Werder fließen solle.23 Die Stadt Bremen, der Besitzer des Weserstadions, willigte ein und half Werder somit enorm. Es war ein kleiner Erfolg und trotz dessen musste der direkte Wiederaufstieg angepeilt werden, da diese Zahlungen lediglich für ein Jahr weiter so galten. Es war harte Arbeit für die Verantwortlichen des SV Werder Bremen. Das Bremer Publikum sei allgemein gesehen nicht so begeisterungsfähig wie in Gelsenkirchen oder Dortmund.24 So sank auch der Zuschauerschnitt bei den Spielen in der zweiten Liga. Das Fassungsvermögen des Weserstadions von 28.000 Zuschauern war wiederum zu klein für die Spitzenspiele, bei welchen eine größere Nachfrage für Tickets bestand.25 Der Manager gab jedoch nicht auf und suchte nach anderen Wegen, um das durch weniger Zuschauer verlorene Geld einzutreiben. Beispielsweise ein Freundschaftsspiel gegen den HSV, welches zwei Mal aufgrund von Wetterprobleme sowie Nachholspielen verschoben werden musste. Knapp 20.000 Zuschauer sahen dabei zu, wie Werder nach einem 2:2 das Elfmeterschießen gewann. Diese Maßnahmen hatten eine große Auswirkung auf den späteren Verlauf der Geschichte von Werder Bremen. Assauer wirtschaftete den Verein wieder nach oben und Werder war „wieder flüssig“26. Allerdings gab es auch Stimmen, die den Aufstieg über die wirtschaftliche Stabilisierung stellten, wie beispielsweise Ehrenspielführer Richard Ackerschott, der sagte: „Wir sind keine Firma, die sich vor allem nach wirtschaftlichen Gegebenheiten zu richten hat. Wir sind ein Sportverein und dessen Ziel muss es immer sein, sportlich so viel Erfolg wie möglich zu haben. Also wird aufgestiegen“27.

3.2 Spielte die Jugendarbeit eine Rolle oder gab es erstklassige Transfers?

Die finanziellen Probleme sollten mit einer „ganz einfachen“ Strategie gelöst werden und zwar, indem Spieler für möglichst viel Geld verkauft und dann gleichwertige Spieler günstig eingekauft werden.28 Werder verkaufte mit Werner Dreßel (500.000 DM), Karlheinz Geils (900.000 DM) und Jürgen Röber (ca. 500.000 DM) Spieler im Wert von ungefähr 2 Millionen DM und konnte damit die finanziellen Löcher stopfen. Sie verpflichteten folgend Erwin Kostedde (ablösefrei), Norbert Meier (25.000 DM) und Klaus Fichtel (70.000 DM), somit hatte der Verein ein Transfer-Plus von ungefähr 1,9 Millionen DM. Dazu kam später noch der Verkauf von Hans-Jürgen Offermans (175.000 DM), der den Kauf von Klaus Jank ausglich.29 Werder wollte weitere Spieler „zu Geld machen“, zwei Kandidaten davon waren Dieter Burdenski und Uwe Bracht. Es gab Verhandlungen, aber man einigte sich nicht über die Ablösesummen.30 Die wichtigen Transfers von Fichtel, Meier und Kostedde, die einen sehr großen Anteil am Aufstieg haben, waren Genie-Streiche der Verantwortlichen. Klaus Fichtel spielte auf der Position des Liberos. Assauer wollte ihn schon haben, als Werder noch gar nicht abgestiegen war, doch Fichtel war abgeneigt, da er ein Angebot von Rot-Weiss Essen hatte, wo er zu Hause hätte wohnen bleiben können und nicht umziehen müssen. Essen musste Gehalt sparen und versuchte das ausgehandelte Gehalt zu drücken, was Fichtel nicht gefiel. Als niemand mehr damit rechnete, dass er doch noch zu Werder wechseln würde, ließ Fichtel über einen Freund anfragen, ob Werder noch Interesse an einer Verpflichtung von ihm hätte. Werder hatte natürlich noch Interesse und verpflichtete ihn, was ein wichtiger Baustein für den Aufstieg sein sollte. Dazu kam es überhaupt erst, weil Schalke Fichtel mit seinen 35 Jahren als „zu alt für die Bundesliga“31 angesehen hat, ein Fehler der Schalker, der zum Glück der Werderaner wurde. Fichtel sorgte in der Abwehr für Ordnung, strahlte Ruhe aus und fing die Angriffe der Gegner gelassen ab, sodass Werder am Ende der Saison die wenigsten Gegentore hinnehmen musste.32 Auch der Transfer von Norbert Meier war ein „Glücksfall“. Der Sportchef der „Hamburger Morgenpost“, Wolf-Michael Schickel berichtete von ihm, woraufhin Assauer auf Meier aufmerksam wurde. Rudi Assauer fuhr sogar zu einem Spiel, um sich das Talent selbst beim Spielen anzuschauen. Der Manager Werder Bremens sagte enttäuscht danach: „Norbert Meier zeigte das schlechteste Spiel, das ich bisher von ihm gesehen habe“33, trotz dessen lotste er ihn noch nach Bremen und lud ihn zu einem Probetraining ein. Besonders die Schnelligkeit und die Technik mit dem Ball hat Assauer gut gefallen. Norbert Meier wusste zu überzeugen und es blieb Werder keine andere Möglichkeit, als ihn zu verpflichten. Auch der engste Konkurrent des SV Werder Bremen, der Hamburger SV, hatte ihn zum Probetraining eingeladen, doch sie sahen von einer Verpflichtung ab, ebenfalls ein Fehler, den sie später bereuen sollten. Der Offensivspieler zeigte seine Fähigkeiten regelmäßig auf dem Platz und schoss vor allem sehr genaue Freistöße, die oftmals den Weg in das Tor gefunden haben.34 Erwin Kosteddes Transfer war genauso wichtig für die Mannschaft und den direkten Wiederaufstieg. Er kam mit 36 Jahren zu Werder und wurde vom Braunschweiger Abwehrchef Wolfgang Grobe als „unberechenbar“35 bezeichnet. Der Stürmer hat darüber hinaus noch viel mehr Lob geerntet. Der Trainer von Hertha BSC, Uwe Klimaschefski, sagte, dass er Werder Bremen durch die Verpflichtung Kosteddes als Aufstiegsfavorit Nummer eins sah36. Auch Viktoria Kölns Präsident Heinz Wolke schwärmte von ihm und sagte, dass sie durch den Torgaranten rund 1000 Zuschauer mehr in ihrem Heimspiel begrüßen konnten.37 Otto Rehhagel, der ihn schon aus Zeiten in Offenbach und Dortmund kannte, sagte, dass er eine „brillante Spielweise“38 hätte. Kostedde war ein Wunschspieler Klötzers, der auf die Verpflichtung pochte. Der ehemalige deutsche Nationalspieler erhielt einen leistungsbezogenen Vertrag. Für 42 Einsätze verdiente er 126.000 DM sowie 30.000 DM Prämien.39 Unter Klötzer wurde er des Öfteren ausgewechselt, da er eine Pause brauchte, meinte der damalige Trainer. Unter Rehhagel hingegen hat Kostedde konstant durchgespielt, da er immer für ein Tor gut war. Die guten Leistungen lebten von seinem großen Selbstvertrauen, er sagte: „Ich habe Selbstvertrauen wie nie, fühle mich körperlich blendend in Schuß und will es auch allen Kritikern beweisen, die mich vor Jahren schon für den Spitzen-Fußball abgeschrieben haben“40