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In der Vorsaison haben die Zebras den Aufstieg auf der Zielgeraden abgegeben. Da ist es nur natürlich auf die nächste Spielzeit zu hoffen. Viele Fans haben das auch gemacht und wurden enttäuscht. Aber es kam noch schlimmer, da sogar der Abstieg in die Viertklassigkeit mehr als nur eine Befürchtung war. Drei Trainer wurden benötigt, um das zu verhindern. Aber auch wenn in der Rückrunde die entscheidenden Punkte geholt wurden, so war längst nicht alles gut. Oft haben die Fans bei knapper Führung gezittert und gefordert, dass der Schiedsrichter doch endlich abpfeifen solle. Auf die ganze Saison bezogen haben die Zebras aber viele weniger gute Spiele abgeliefert, sodass ebenfalls der finale Pfiff des Schiedsrichters herbeigesehnt wurde. Aus diesem Sachverhalt ist dann auch der Titel des Buches entstanden. Letztendlich ist ein fünfzehnter Platz in der dritten Liga das bisher schlechteste Abschneiden in der Vereinsgeschichte des MSV Duisburg. Darum sollte an diese Saison ganz schnell ein Haken gesetzt und nach vorne geschaut werden. Denn das ist es, was Zebras machen.
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Seitenzahl: 311
Veröffentlichungsjahr: 2021
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Harald „Harry“ Steffen wurde 1968 in Duisburg geboren. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Neben seiner Tätigkeit als kaufmännischer Angestellter macht er Musik. Außerdem fotografiert er sehr gerne; mit Vorliebe die Landschaft Skandinaviens sowie der britischen Inseln. Und durch seine Leidenschaft zum Fußball, insbesondere dem MSV Duisburg, ist er zum Autor geworden.
Das Team
14.09.20 DFB1
MSV Duisburg
-
Borussia Dortmund 0:5
19.09.20 01 Hansa Rostock -
MSV Duisburg
3:1
26.09.20 02
MSV Duisburg
- FSV Zwickau 1:1
03.10.20 03 VfB Lübeck -
MSV Duisburg
1:1
21.10.20 06 SpVgg Unterhaching -
MSV Duisburg
0:1
24.10.20 07
MSV Duisburg
- KFC Uerdingen 0:2
31.10.20 08 1860 München -
MSV Duisburg
0:2
04.11.20 04 (N)
MSV Duisburg
- 1. SC Saarbrücken 2:3
09.11.20 09
MSV Duisburg
- Viktoria Köln 1:3
14.11.20 10 Türkgügü München -
MSV Duisburg
2:1
17.11.20 05 (N)
MSV Duisburg
- Hallescher FC 0:0
20.11.20 11
MSV Duisburg
- SC Verl 0:4
24.11.20 12 Waldhof Mannheim -
MSV Duisburg
2:2
29.11.20 13
MSV Duisburg
- Dynamo Dresden 0:3
05.12.20 14 1. FC Kaiserslautern -
MSV Duisburg
2:2
12.12.20 15
MSV Duisburg
- Wehen Wiesbaden 3:1
16.12.20 16 Bayern München II -
MSV Duisburg
1:1
10.01.21 18 FC Ingolstadt -
MSV Duisburg
2:1
17.01.21 19
MSV Duisburg
- SV Meppen 1:0
20.01.21 17 (N)
MSV Duisburg
- 1. FC Magdeburg 1:2
23.01.21 20
MSV Duisburg
- Hansa Rostock 1:2
26.01.21 21 FSV Zwickau -
MSV Duisburg
3:1
31.01.21 22
MSV Duisburg
- VfB Lübeck 4:1
20.02.21 25
MSV Duisburg
- SpVgg Unterhaching 2:1
28.02.21 26 KFC Uerdingen -
MSV Duisburg
1:2
03.03.21 23 (N) 1. FC Saarbrücken -
MSV Duisburg
4:1
06.03.21 27
MSV Duisburg
- 1860 München 1:0
13.03.21 28 Viktoria Köln -
MSV Duisburg
3:1
16.03.21 24 (N) Hallescher FC -
MSV Duisburg
1:1
20.03.21 29
MSV Duisburg
- Türkgügü München 3:2
03.04.21 30 SC Verl -
MSV Duisburg
1:2
10.04.21 31
MSV Duisburg
- Waldhof Mannheim 1:1
20.04.21 33
MSV Duisburg
- 1. FC Kaiserslautern 2:2
25.04.21 34 Wehen Wiesbaden -
MSV Duisburg
0:3
28.04.21 32 (N) Dynamo Dresden -
MSV Duisburg
1:0
05.05.21 35
MSV Duisburg
- Bayern München II 2:2
08.05.21 36 1. FC Mageburg -
MSV Duisburg
3:2
12.05.21 NRP1 KFC Uerdingen -
MSV Duisburg
0:5
15.05.21 37
MSV Duisburg
- FC Ingolstadt 1:5
19.05.21 NRP2 Wuppertaler SV -
MSV Duisburg
6:2
22.05.21 38 SV Meppen -
MSV Duisburg
2:1
Abschlusstabelle
Leo Weinkauf
Maximilian Sauer
Dominik Schmidt
Dominik Volkmer
Mirnes Pepic
Connor Krempicki
Lukas Scepanik
Darius Ghindovean
Ahmet Engin
Moritz Stoppelkamp
Arnold Budimbu
Die Fans vom MSV Duisburg
Julian Hettwer
Stefan Welkov
Tobias Fleckstein
Arne Sicker
Sinan Karweina
Leroy-Jacques Mickels
Maximilian Jansen
Jonas Brendieck
Joshua Bitter
Vincent Vermeij
Vincent Gembalies
Nico Bretschneider
David Tomic
Orhan Ademi
Steven Deana
Fredericos Palacios
Cem Sabanci
Wilson Kamavuaka
Marlon Frey
Azis Bouhaddouz
Trainer: Torsten Lieberknecht, Gino Lettieri, Pavel DotchevCo-Trainer: Marvin Compper
Stelle Dir vor, Du bekommst im Pokal endlich mal wieder ein Traumlos und dann darfst Du nicht ins Stadion. Oder um es anders zu formulieren: Nach der Corona-Saison ist vor der Corona-Saison. Eigentlich habe ich gehofft, dass wir mit einem jetzt doch eingespielten Team das Thema Aufstieg in Angriff nehmen. Aber aufgrund erheblicher Abgänge fangen wir zwar nicht wieder bei null, aber auch nicht viel weiter darüber an. Jedenfalls wurden heute hundert Tickets unter den Fans für die dreihundert zugelassenen Zuschauern verlost. Ich habe es versucht, aber natürlich erfolglos. So haben uns die avisierten dreißig Grad des Spätsommers dazu animiert, nochmals den Grill rauszuholen und wir treffen uns beim Björn, um den Abend bereits ab 18h zu begehen. Ich erwähne dabei explizit, dass wir uns im Dunstkreis der Verordnungen rund um die Maßnahmen gegen die Verbreitung des Coronavirus entsprechend verhalten und die Teilnehmerzahl dabei noch weit unter der Maximalgrenze liegt. Und schnell entwickelt sich der Abend zu dem Event, das aufgrund sinnfreier Dialoge Fußball anzuschauen eigentlich überflüssig macht:
Peter: „1975 war ich unfreiwillig auf einem Julia Iglesias Konzert auf Mallorca.“
Simon: „Laut meinem Arzt sollte ich nie wieder etwas heben.“
Ich: „Stell sofort die Bierflasche ab.“
Björn: „Warum hast Du eigentlich ein schwarzes Trikot an?“
Ich: „Er hat nur eins.“
Peter: „Stimmt nicht. Ich habe fünf.“
Ich: „Aber die sind alle schwarz.“
Das Grillen ist lecker und der Abend extrem gesellig. Da stelle ich die Frage, ob wir uns überhaupt noch das Spiel anschauen sollen. Der Abend kann eigentlich nicht besser werden. Aber der eigentliche Grund für den gemeinsamen Abend ist dann doch gekommen. Bei der Aufstellung der Dortmunder wird mir schon übel. „Das ist ja voll die B-Elf. Selbst Reus sitzt auf der Bank“, versuche ich meine Befürchtung vor dem nicht abwendbaren Desaster in den Griff zu bekommen. „Wenn der MSV einen schlechten Tag hat, hat Dortmund eine Chance,“ füge ich hinzu. Bei uns ist Vermeij Kapitän was bedeutet, dass Stoppelkamp noch immer krank ist. Und auch Mickels fehlt. Na, das fängt doch schon wieder super an. Die beste Nachricht nach drei Minuten: Es steht noch 0:0. Das ist gut.
Ich: „Warum kommt eigentlich ein englisches Supertalent von der Insel nach Dortmund?“
Björn: „Damit er gegen den MSV spielen kann.“
Nach zehn Minuten ist es ein Spiel auf ein Tor. Leider auf unseres. Aber etwas anderes konnte auch nicht erwartet werden. Die neuen Trikots des MSV gefallen mir sehr gut. Ich will eins haben. Kurz danach gibt die erste fette Chance für die Borussen. Aber Babyface Haaland tritt über den Ball. Ich hoffe, dass wir die Gäste müde machen und muss angesichts dieses Gedankens sofort in mich hineinlachen. Nach knappen vierzehn Minuten haben die Gäste jedenfalls noch den vollen Tank und kommen über links. Die halbhohe Hereingabe in den Strafraum springt einem Duisburger Verteidiger an Arm. Es folgt der sofortige Pfiff mit der Folge, dass es einen Strafstoß für Dortmund gibt. Jetzt nicht im ernst, oder? Ich wette, den hätte es auf der Gegenseite nicht gegeben. Der Sachverhalt von Strafstößen für und gegen uns ich ohnehin seit Jahren ein leidiges Thema. Und dass selbige von unseren Keepern kaum gehalten werden, ändert sich heute auch nicht. Ich meine, es war Flekken, der zuletzt einen gehalten hat. So steht es nach einer Viertelstunde 0:1 und selbst die Hoffnung auf ein Weiterkommen nach torlosen hundertzwanzig Minuten ist frühzeitig Geschichte.
Zwanzig Minuten sind um. Zwei Duisburger Fehlpässe innerhalb von Augenblicken stehen als Synonym für unser Spiel. Dann hebt ein Dortmunder schon wieder vor einem möglichen Foul ab. Das nervt total. Haben die das echt nötig? Wir verteilen auch so schon genug Gastgeschenke. Da brauchen wir nicht auch noch die des Schiedsrichters, der nämlich auf Foulspiel entscheidet. Beim MSV läuft derweil noch immer nicht viel zusammen. Es könnte am Gegner liegen. Denn der Respekt scheint omnipräsent. Die Gelbe Karte gegen das Dortmunder Wunderkind aus England ist hingegen amüsant, da er einen Ersatzball wegschießt, der neben dem Tor liegt.
Mitte der ersten Halbzeit dann doch ein Angriff des MSV. Engin kommt über links und bis in Strafraum. Er schießt mit rechts … drüber. Das hat er gut gemacht, aber letztendlich wäre auch mehr möglich gewesen. Viele solcher Möglichkeiten werden wir sicher nicht mehr haben. Dann gibt es die Gelbe Karte gegen Karweina. Es soll sein zweites Foul gewesen sein, obwohl das erste die zuvor geschilderte Dortmunder Fallstudie gewesen ist. Den folgenden Freistoß von Can lenkt Weinkauf über Latte. Eine halbe Stunde ist um. Karweina versucht es aus der Distanz und der Ball kommt auch aufs Tor. Allerdings auch direkt auf den Keeper. Im Gegenzug dann die Dortmunder, die sich mit Hacke & Co in den Strafraum kombinieren. Weinkauf ist beim Schuss dran, aber der Ball senkt sich per Bogenlampe zum 0:2 ins Tor. Wir nehmen es relativ emotionslos zur Kenntnis.
Und dann irre ich mich. Ich war mir sicher, dass es im Finale 1954 zur Halbzeit schon 3:2 für Deutschland stand. Aber Rahn schoss erst in der 84. Minute aus dem Hintergrund. Ich schäme mich. Wie konnte ich mich nur derart irren? In der Gegenwart läuft die 38. Minute und Haaland auf unser Tor zu. Volkmer grätscht und foult. Und es kommt, wie es kommen muss: Rote Karte. Dass der folgende Freistoß von Hazard dann auch noch in den Winkel geht, ist dann eine Mischung aus spielerischer Demut und optimalem Pech. Fünf Minuten später ist Scepaniks Schuss zwar scharf, geht aber drüber. Wir nehmen die Pause wohlwollend zur Kenntnis.
Zur zweiten Halbzeit kommen beim MSV Ademi und Jansen für Vermeij und Karweina. Und uns erreicht die Nachricht, dass Tina ist im Stadion. Wir sollten ihr schreiben, dass wir sie nicht hören können. Auf dem Rasen sind drei Minuten vergangen. Wieder ist es Scepanik, der einen Freistoß ausführt. Der kommt dieses Mal auf das Tor, aber auch direkt auf den Keeper. Irgendwie komme ich mir vor wie ein Papagei. Vorbei, drüber und direkt auf dem Keeper sind zu häufig benutzte Worte. Vier Minten nach unserem Freistoß gibt es einen solchen auf der Gegenseite. Der Schuss wird von Witzel abgefälscht und landet zum 0:4 in unserem Kasten. Das kollektive Seufzen wird stetig lauter gepaart mit der Erkenntnis, dass es noch ein langer Abend werden kann.
Nach einer knappen Stunde kommen bei Dortmund Brandt, Reus und Pisczcek. Noch Fragen? Dann kann Dortmund im Mittelfeld den Freistoß ausführen, den sie kurz vor dem Wechsel zugesprochen bekommen haben. Und für die Zebras geht das alles viel zu schnell. So steht Reus alleine vor Weinkauf und kann den Ball mit seinem ersten Kontakt zum 0:5 einschieben. Hallo? Ein bisschen mehr Gegenwehr wäre echt nicht verkehrt. Und sogleich gibt es die nächste Chance. Aber jetzt kann Weinkauf den Ball über die Latte lenken. Der sieht echt genervt aus. Vermutlich, weil er genau das ist. Die Gegenwehr des MSV lässt echt zu wünschen übrig. Wenn da echt nicht mehr ist, mache ich mir auch für die anstehende Saison keine großen Hoffnungen. Zumindest nicht, wenn der Aufstieg ein Thema sein soll. Auch der MSV wechselt und Ghindovean kommt rein. Und beim BVB noch ein von Real Madrid ausgeliehenes Talent. Wir bekämen nicht mal den Busfahrer der Madrilenen ausgeliehen.
Immerhin vergehen die nächsten Minuten ohne weitere Gegentreffer. Fünfzehn davon sind es noch, als Hazard Engin recht rüde zu Fall bringt. Der hat schon Gelb, rufe ich in den Raum und liege damit sogar richtig. Aber gibt es die Ampelkarte? Nein. Warum auch? Doch nicht gegen einen Dortmunder, wenn das Spiel schon entschieden ist. So ein Feigling von Schiedsrichter. Wenn er bisher seine rigide Linie durchgezogen hat, dann soll er das auch bis zum Ende und unabhängig von Spielstand und Gegner durchziehen. Aber was rege ich mich auf? So war es, so ist es und so wird es auch immer sein. Keiner mag uns, scheißegal. Ob sich Geburtstagskind Krempicki, der für Engin kommt, jetzt noch über seine Einwechslung freut, werden wir wohl nie erfahren.
Noch zehn Minuten. Weinkauf hält nochmal einen Schuss von Brandt und wir hoffen auch weiterhin auf das Ausbleiben weiterer Gegentreffer. In der 84. Minute geht Sicker und Fleckstein kommt. Der BVB lässt es dann aber auch gut sein, so dass es beim 0:5 bleibt. Ich habe nicht mehr erwartet. Aber mehr erhofft. Vor allem, wenn man zuvor die Siege von Essen gegen Bielefeld und Dresden gegen den HSV gesehen hat. Aber wir sind halt in Duisburg.
Endstand: MSV Duisburg - Borussia Dortmund 0:5 (0:3)
MSV: Weinkauf, Sauer, Gembalies, Volkmer, Sicker (84. Fleckstein), Kamavuaka, Karweina (46. Jansen),
Bretschneider, Scepanik (64. Ghindovean), Engin (77. Krempicki), Vermeij (46. Ademi)
Dortmund: Hitz, Can, Hummels, Akanji, Meunier (57. Piszczek), Witsel, Bellingham (46. Delaney),
Hazard, Sancho (64. Reinier), Reyna (57. Reyna), Haaland (57. Reus)
Tore: 0:1 Sancho (14., HE), 0:2 Bellingham (30.), 0:3 Hazard (39.), 0:4 Reyna (50.), 0:5 Reus (58.)
Gelbe Karte: Karweina - Bellingham, Witsel, Hazard
Rote Karte: Volkmer
Schiedsrichter: Dr. Robert Kampka (Mainz)
Zuschauer: 300
Heute schauen wir uns das Spiel bei mir an. Das Bier ist kalt und die Chips sind bereitgestellt. Es kann losgehen. Aber was erwarte ich überhaupt? Das Spiel gegen Dortmund hat mich schon nachdenklich gestimmt, obwohl der Gegner auch nicht wirklich als Maßstab genommen werden darf. So ziemlich jeder Spieler der Dortmunder verdient mehr als unser gesamter Kader. Also schaue ich auf unseren heutigen Gegner. Hansa Rostock ist etwas unglücklich gegen Stuttgart mit 0:1 ausgeschieden. Also auch gegen einen Bundesligisten, der vom Niveau aber deutlich tiefer anzusiedeln ist. Kann daraus eine Tendenz für heute prognostiziert werden? Keine Ahnung. Klar ist nur, dass Stoppelkamp erneut fehlt und wohl auch langfristig nicht zur Verfügung steht. Es wird gemunkelt, dass er das Pfeiffersche Drüsenfieber hat. Ich kann mich an Olaf Bodden von 1860 München erinnern, der auch daran erkrankt war und trotz eines zwischenzeitlichen Comebacks seine Karriere letztendlich beenden musste. Und was mit Mickels ist, weiß auch niemand. Bitter hingegen scheint auf einem guten Weg, in Bälde wieder fit genug für eine Rückkehr ins Team zu sein. Während Björn, Peter und Thomas eintreffen, bekomme ich via Facebook die Aufstellung: Weinkauf, Sauer, Schmidt, Pepic, Krempicki, Scepanik, Engin, Sicker, Vermeij, Gembalies und Kamavuaka. Auf der Bank sitzen Deana, Fleckstein, Karweina, Jansen, Breitschneider, Tomic und Ademi. Mein Gefühl sagt mir, dass ich gar kein Gefühl habe. Ich bin sogar respektvoll nachdenklich. Mit Pepic spielt bei uns ein Ex-Rostocker und bei Hansa mit Verhoek ein Ex-Zebra. Derweil gibt Thomas die Devise des heuteigen Tages aus: „Das ist der erste Sieg zum Aufstieg.“ Ein schöner Reim, inhaltlich aber zu hinterfragen. Dennoch stoßen wir traditionsgemäß auf drei Punkte an.
Die ersten Minuten gehören Rostock. Sowie auch der erste Torschuss. Verhoek zieht aus Pesic zwanzig Metern ab, aber genau auf Weinkauf. Auch in der Folge kommt der MSV, der heute in den gelben Trikots mit den roten Streifen spielt, nicht wirklich ins Spiel. Zehn Minuten sind um, als Hansa im Mittelfeld einen Freistoß direkt in die Füße von Engin spielt. Der spurtet los und an einem Verteidiger vorbei, um den Ball fast von der Grundlinie aus in die Mitte zu bringen. Vermeij kommt nicht dran, aber Pepic steht am zweiten Pfosten völlig frei vor dem Tor. Das ist das 1:0. Wir stehen bereits und reißen mangels Augen-Hirn-Kommunikation die Arme zum Jubel hoch, obwohl der Ball nicht im Tor ist. Wieso nicht? Weil Pepic zwanzig Zentimeter vor dem Tor den Ball nicht trifft. Ist das Absicht? Ist er als Ex-Rostocker aufgrund vorheriger Pfiffe gegen sich verunsichert? Hat er noch eine vertragliche Bindung bezüglich möglicher Treffer gegen seinen Ex-Verein? In Summe ist es jedenfalls unfassbar. Danach geht es auch etwas rustikaler zur Sache. Erst gibt es die Gelbe Karte gegen Scepanik und dann gegen Verhoek.
Björn: „Gibt es bei Facebook eigentlich einen Algorithmus, der mir mögliche Freunde vorschlägt?
Das sind nur 20jährige Models.“
Ich: „Das hat was mit Telepathie zu tun.“
Nach zwanzig Minuten habe ich mal wieder das Gefühl, dass der Schiedsrichter nicht unser Freund ist. Aber diese Ansicht transformiert sich ohnehin nur sehr selten in eine objektive Wahrnehmung. Immerhin ist die anfängliche Dominanz der Gastgeber etwas abgeklungen. Warum wir aber wieder so viele Fehlpässe generieren, kann ich nicht erklären. Zum Glück muss ich es auch nicht. Ich stelle es nur fest. So wirklich nach vorne kommen wir seit der Führung auch nicht mehr. Ach ne, der Ball ist ja gar nicht eigentlich drin gewesen. So steht es Mitte der ersten Halbzeit noch 0:0. Ein Freistoß der Gastgeber von halbrechts kommt an den zweiten Pfosten und der Kopfball geht gefährlich knapp vorbei. Kamavuaka schubst seinen Gegenspieler dabei auch mehr, als dass er verteidigt. Pingelige Schiedsrichter haben da auch schon mal auf Strafstoß entschieden. Fünf Minuten später. Nach einem langen Pass mit anschließender Kopfballverlängerung zieht der nächste Rostocker ab, scheitert aber an Weinkauf. Zum Glück hat er zuvor nicht quergespielt. Denn da stand Verhoek frei. Der liegt dafür jetzt verletzt am Boden. Und er wird heute auch nicht gegen uns treffen können, da er den Platz verlassen muss.
Eine halbe Stunde ist um. Der MSV wirft auf der rechten Seite ein und spielt dann den Pass ins Sturmzentrum. Der ist aber zu steil. Vermeij setzt dennoch nach und kommt vor dem Keeper an den Ball. Er spielt zurück und Pepic versucht es mit dem Schuss. Abgewehrt. Wieder über Vermeij kommt der Ball zu Sicker, der es aus zwanzig Metern versucht. Vermeij hält den Fuß dazwischen und bringt den Ball so erst richtig gefährlich auf das Tor. Der Keeper kann abwehren, aber direkt vor die Füße von Scepanik, der von halbrechts mit links direkt abnimmt, sodass der Ball links im Tor einschlägt. Arme Katze. Die hatte es sich gerade erst neben Björn auf der Couch bequem gemacht, verlässt aufgrund unseres Jubelschreis aber fluchtartig den Raum. Geht doch.
In der Folge wirkt Rostock etwas geschockt. Wieder ist der MSV mit Zwei gegen Eins im Angriff. Aber Vermeij will nochmal abspielen, so dass der Ball zu Ecke geklärt werden kann. Zwei Minuten später. Nach einem Foul am Strafraum gibt es für uns einen Freistoß. Da Stoppelkamp nicht da ist, übernimmt Engin. Der setzt den Ball aber drüber und ich habe plötzlich die Erleuchtung, dass solche Möglichkeiten besser genutzt werden sollten. Besser bedeutet im Optimalfall mit einem Tor. Oder dass der Ball irgendwie zumindest in den Bereich kommt, in dem der Torhüter aktiv werden muss. Aber der MSV setzt nach. Engin setzt sich energisch durch und geht im Strafraum bis zur Grundlinie. Aber der Rückpass ist dann zu ungenau. Ein zweiter Schuss wird abgewehrt. Der MSV ist jetzt echt gut im Spiel und mit mehr Präzision wäre auch noch mehr möglich. Lieberknecht legt sich unterdessen mit dem Schiedsrichter an, weil er einer seiner dubiosen Entscheidungen nicht so gut findet.
Noch eine Minute bis zur Pause. Ein langer Pass erreicht Vermeij. Aber der bekommt den Ball nicht unter Kontrolle. Im Gegenzug verliert Sicker den sicheren Ball, bekommt aber auch einen Freistoß zugesprochen und es gibt die Gelbe Karte gegen Rostock wegen Meckerns. Vermutlich um Lieberknecht zu beruhigen. Es ist aber tatsächlich auch ein Foul an Sicker gewesen.
Die zweite Halbzeit beginnt mit Tomic für Scepanik. Warum? Ist der verletzt? Sonst könne ich das nicht nachvollziehen. Hansa tätigt einen Doppelwechsel, wodurch deren Kontingent bereits ausgeschöpft ist. Denn mit Beginn der Meisterschaft wurde der Fünffachwechsel wieder abgeschafft. Hansa kommt sogleich über links. Der Rückpass an die Strafraumgrenze endet in einem Distanzschuss, den Weinkauf klären kann. Wir bekommen den Ball aber nicht weg, was erst nach zwei weiteren Klärungsversuchen bewerkstelligt wird. Es sollte das Ziel sein, den ersten Ansturm irgendwie heil zu überstehen. Doch sofort kommt es im Mittelfeld zum nächsten unnötigen Ballverlust. Der schnelle Angriff der Rostocker endet erneut in einem Distanzschuss, der diesmal neben das Tor geht. Ich hoffe, die Zebras kommen schnell wieder in die Spur. Wie es gegen Ende der ersten Halbzeit der Fall gewesen ist.
Wir befinden uns noch immer innerhalb der ersten fünf Minuten der zweiten Halbzeit und Hansa hält den Druck stetig hoch. Eine Ecke wird durch Weinkauf abgewehrt. Auch der Nachschuss kommt wieder auf unseren Keeper, der erneut zur Stelle ist. „Cooler Typ“, so Björn. „Schade, dass er nächste Saison weg ist.“
Die ersten zehn Minuten der zweiten Halbzeit haben wir jetzt überstanden. Nach einem Freistoß für Hansa kontert der MSV über Kamavuaka. Aber das Abspiel ist einerseits zu ungenau und Abseits ist es auch noch. Der Gegenzug bringt dann eine umstrittene Ecke, weil das eigentlich Abstoß hätte geben müssen. Der Ball kommt, Kopfball und … Ausgleich. Es ist wie immer. Eigentlich haben wir ein bisschen darum gebettelt, aber andererseits ist der Gegentreffer nicht regelkonform. Lieberknecht reagiert und bringt nach einer Stunde Karweina für Pepic, der an alter Wirkungsstätte sehr unglücklich agiert hat. Und diese ständigen Ballverluste werden für mich immer ein Rätsel darstellen. Sehenden Auges direkt zum Gegner. Und auch das Zweikampfverhalten ist mitunter gewöhnungsbedürftig. Vielleicht aber jetzt, denn der MSV ist im gegnerischen Strafraum. Doch der Ball geht verloren. Hansa kontert in höchster Geschwindigkeit und Gembalies hat keine Chance, jenseits der Notbremse eine Aktion zwecks Verteidigung anzusetzen. Der Rostocker erreicht über halbrechts den Strafraum. Der stramme Schuss fliegt an Weinkauf vorbei zum 1:2 ins Tor. Freude, Frust und Fragezeichen, um den Titel meines letzten Buches zu zitieren.
Mitte der zweiten Hälfte stelle ich mir die Frage, ob bzw. wann der MSV jetzt aufwacht. Oder ob Rostock einen Gang zurückschaltet. Zwei Ecken für uns verpuffen wirkungslos. Und Sauers Freistoß von rechts geht direkt zum Keeper. Das sieht nicht nach einem Aufbäumen aus. Dafür bieten sich den Gastgebern zusätzliche Räume. Weinkauf ist im Eins gegen Eins mit Fuß dran. Das wäre es gewesen. Sicker startet den Angriff aus eigener Hälfte über das ganze Spielfeld, um dann einen Fehlpass zu spielen. Da hätte er auch selbst schießen können. Lieberknecht bringt Ademi für Krempicki. Noch fünfzehn Minuten. Nach einem Einwurf kann ein Hanseat bis zur Grundlinie gehen. Der Duisburger bietet da maximal einen Begleitservice an. Die flache Hereingabe findet zwei Meter vor dem Tor einen völlig freistehenden Rostocker, der ohne viel Aufwand das 1:3 erzielen kann. Das ist jetzt schon eine Spur Dilettantismus. Und uns ist sofort klar, dass das Spiel entschieden ist. Wie oder wer sollte das denn noch ändern?
Noch zehn Minuten. Vermeij kommt über links und setzt sich gut durch. Er passt in die Mitte, wo es jetzt Engin ist, der frei vor dem Tor steht. Er nimmt mit links ab … und trifft den Keeper. Meine Fresse, kotzt mich das schon wieder alles an. In der Tat hätte ein 2:3 zehn Minuten vor dem Ende eine neue Hoffnung generiert. Aber so vergehen die Minuten. Auch Engins nächster Versuch aus sechzehn Metern geht drüber. Das ist es dann auch gewesen. Die Serie unnötiger Niederlagen vom Ende der letzten Saison scheint sich in dieser nahtlos fortzusetzen. Es mag am Stadionentzug liegen, dass wir die Runde nach dem Spielende nicht sofort auflösen, sondern zunächst noch die Bundesliga-Konferenz anschauen. Der mittlerweile leere Bierkasten wird per Spontankauf durch einen neuen ersetzt und der Hunger per Pizzataxi gestillt. Die Lücke zwischen der Konferenz und dem Topspiel füllt die Premiere-League gefolgt vom Spätspiel der Premiere-League. Ich sag mal so: Manchmal muss man sich die Freude am Fußball erarbeiten. Oder um es auf den MSV zu beziehen: Es war nicht alles schlecht. Aber Vieles war auch nicht gut.
Endstand: Hansa Rostock - MSV Duisburg 3:1 (0:1)
Rostock: Kolke, Neidhart, Riedel, Roßbach, Scherff, Rother, Löhmannsröben, Farrona Pulido (46.
Butzen), Bahn, Litka (46. Vollmann), Verhoek (32. Breier)
MSV: Weinkauf, Sauer, Schmidt, Gembalies, Sicker, Kamavuaka, Krempicki (74. Ademi), Pepic (Karweina), Scepanik (46. Tomic), Vermeij, Engin
Tore: 0:1 Scepanik (32.), 1:1 Löhmannsröben (56.), 2:1 Breier (65.), 3:1 Breier (75.).
Gelbe Karten: Verhoek, Breier - Scepanik
Schiedsrichter: Burda (Berlin)
Zuschauer: 7.125
Kaum zu glauben, aber wahr. Heute geht es ins Stadion. Letzen Montag um 12h kam die Nachricht, dass es ab 15h Karten für das heutige Spiel zu bestellen gibt. Dass dabei die Dauerkarteninhaber bevorzugt werden, habe ich mir gedacht und auch erwartet. Aber warum jeder Besteller zwei Karten haben darf, habe ich wiederum nicht verstanden. Warum nicht jedem Inhaber einer Dauerkarte für einen Tag ein Vorverkaufsrecht einräumen und den Rest dann in den freien Verkauf geben? Ich kann mir schon vorstellen, dass einige Fans ohne Dauerkarte das nicht lustig gefunden haben. Der Schuss ging dann auch nach hinten los, weil nur die Hälfte der Tickets verkauft wurden. Auch der Versuch den Mitgliedern Tickets zukommen zu lassen, änderte kaum etwas daran. Ich gebe zu bedenken, dass es auch Fans gibt, die gerne eine Dauerkarte hätten, sich diese aber aus den unterschiedlichsten Gründen nicht zulegen können. Das hat der MSV im Ansatz gut gemacht, dann aber doch nur suboptimal zum Ende gebracht. Möglicherweise sind aber viele Anhänger auch einfach noch zu sehr vom Ausgang der letzten Spielzeit gefrustet. So habe ich eine Karte für Andrea organisieren können und aufgrund meiner Mitgliedschaft am Tag des Spiels auch noch eine für die Tochter einer weiteren Arbeitskollegin. Die war schon extrem stinkig, dass sie auf normalen Weg keine Chance hatte, an eine Eintrittskarte zu gelangen. So konnte ich immerhin etwas Gutes tun. Ich hoffe zumindest, dass es gut ist. Das hängt irgendwie dann auch von Spiel ab.
Gegen 12h mache ich mich mit Peter per Rad Richtung Homberg auf. Kurz vorher sickert noch die Nachricht durch, dass das Abendspiel der Bundesliga zwischen Schalke und Mönchengladbach kurzfristig zu einem Geisterspiel degradiert wurde. Da von unserem Spiel zwei Stunden vor dem Anstoß dahingehend nichts zu vernehmen war, gehen wir davon aus, dass uns gleich der Einlass gewährt werden wird. Es tut gut, endlich mal wieder mit der gewohnten Truppe unterwegs zu sein. Also per Rad zum Stadion zu fahren und nicht in der Bude sitzend vor dem Fernsehgerät. Nachdem wir Björn eingesammelt haben, treffen wir am Rheindamm in Homberg auf Thomas nebst seinen Zwillingstöchtern. Zum Glück behält die Wettervorhersage recht und es bleibt trocken. Das erste, was uns im Stadion auffällt ist, dass die Betonpfeiler und Treppen in den Vereinsfarben gestrichen worden sind. Ich gebe zu, dass das schon extrem cool aussieht.
Dass Stoppelkamp aufgrund seiner Erkrankung am Pfeifferschen Drüsenfieber ausfällt, ist klar. Zumindest sitzt Mickels wieder auf der Bank. Schwer tun wir uns zunächst mit Wilson Kamavuaka. Also mit dem Aussprechen seines Namens. Andrea schlägt vor darum vor, ihn einfach Mr. Wilson zu nennen. Warum eigentlich nicht? Selbst wenn Mr. Wilson in Castaway ein trauriges Ende findet. Obwohl, vielleicht schwimmt er immer noch über den Atlantik. Es gibt aber auch noch den Mr. Wilson aus Hör‘ mal, wer da hämmert. Doch genug der abstrusen Gedankengänge. Die Hymne erklingt. Da bekomme ich trotz der limitierten Lautstärke eine Gänsehaut. Dass es aber nur ein Platz Abstand zum Platznachbarn ist, überrascht mich. Das sind doch weniger als eineinhalb Meter? Nun gut, ich will mich nicht beschweren. Und dafür haben wir die ganze Zeit auch die Maske auf. Zwickau spielt in Rot. Rot ist immer scheisse. Die Zebras machen sich auch gegenüber warm, spielen dann aber richtig herum. Und was noch neu ist: Heute sitzt niemand vor mir, der mir durch Aufspringen die Sicht versperren könnte. Wie ungewohnt.
Gleich in der ersten Minute testet Engin den Zwickauer Keeper aus der Distanz, der aber zur Ecke klären kann. Nach der Auftaktniederlage im ersten Spiel hoffe ich auf eine Umkehrung der Ereignisse mit Blick auf die letzte Saison. Da hatten wir die erste Niederlage im zweiten Spiel. Diese Saison wäre der erste Sieg im zweiten Spiel also notwendig, um gleichzuziehen. Allerdings entpuppt sich die erste Szene des MSV nicht als der erhoffte Sturmlauf. Nach zehn Minuten ist das Spiel ausgeglichen, bis der MSV den nächsten Schuss absetzt und erneut am Keeper scheitert.
Andrea: „Der Rasen ist rutschig. Da kann der Ball mal durchgehen.“
Ich: „Ja, dann müssen die aber fester schießen.“
Quasi in der nächsten Szene startet der FSV nach einem Duisburger Ballverlust den Angriff über links. Der Hereingabe kommt flach in die Mitte. Mit der Fußspitze kommt ein Zwickauer dran und der Ball geht gegen den Außenpfosten. Tja, so schnell kann das gehen. Nach fünfzehn Minuten tut sich der MSV sehr schwer. Zwickau hat mehr vom Spiel. Nach einem sehr taktischen Foul an Scepanik gibt es nicht die Gelbe Karte? Doch. Ich wollte schon sagen. Eine Minute später bekommt diese dann auch Karweina wegen des gleichen Vergehens. Dann fängt es an zu Regnen. Das wäre jetzt das richtige Wetter, um nachher per Rad nach Hause zu fahren. Dann muss sich auf die Toilette. Ich frage Peter, ob er mitkommt. Er muss aber nicht. Auch das macht mir Angst. Es könnte aber auch daran liegen, dass keine alkoholischen Getränke verkauft werden. Wieder zurück steht es noch immer 0:0. Karweina versucht es auch aus der Distanz, aber der Ball geht vorbei. Im Grunde ist mir das heutige Ergebnis auch egal. Hauptsache wir gewinnen. Nachdem die Hälfte der ersten Hälfte um ist, hält sich mein dahingehender Optimismus aber in Grenzen. Zumal Weinkauf im Eins gegen Eins aus spitzem Winkel retten muss. Der MSV macht das bis zum Strafraum im Grunde gar nicht schlecht. Dann spielen wir aber bevorzugt zum Gegner. Irgendwo ist es schon spürbar, dass ein Leader fehlt. Was mir nicht gefehlt hat, das sind hingegen diese Kacksprüche aus dem Hintergrund. Dieses unzufriedene Mopperpack mit tendenzieller Ahnungslosigkeit. Dann sollten wir besser echt ohne Zuschauer spielen. Unfassbar. Als ob die nur vermisst hätten, verbal ihren Dünnschiss zu verbreiten.
Es laufen bereits die letzten zehn Minuten. Der MSV führt einen Freistoß aus, den Zwickau in einen Konter transformiert. Krempicki fällt hin, sodass die Flanke in unseren Strafraum kommt. Gut, dass sich die Gäste dann gegenseitig den Ball vom Fuß nehmen. Noch eine Minute bis zur Pause. Nein, ich habe nicht vergessen was aufzuschreiben. Es passiert einfach nicht viel. Im Moment sieht es schlichtweg nach tristem Alltag aus und nicht nach Aufstieg in die zweite Liga. Es könnte eher eine extrem schwierige Saison werden. Kein Vergleich zum starken Start der letzten Saison. Als die Welt noch in Ordnung war. Mein Kommentar zur Pause: „Das ist ein Spiel auf Ballhöhe.“
In der gibt es dann auch nur zwei Möglichkeiten: Klo und Cola. Nicht mal Pommes gibt es.
In den ersten drei Minuten der zweiten Halbzeit notiere ich mir zwei katastrophale Fehler im Aufbauspiel. Ich hoffe weiterhin darauf, dass diese Saison mies bis grenzwertig beginnt und gut endet. Was soll ich auch sonst tun? Zunächst kommt aber Zwickau über links. Die Hereingabe geht in der Mitte an allen vorbei ins Toraus. In Summe ist das Niveau des Spiels sehr übersichtlich und unser Aufbauspiel nach wie vor schwerfällig. Weiterer Unmut verbreitet sich unter den wenigen Fans, derweil der nächste Distanzschuss der Zwickauer vorbeigeht. Warum die allerdings schon zu Beginn der zweiten Halbzeit derart träge die Ausführung eines Eckballs zelebrieren, erschließt sich mir nicht. Spielen die echt jetzt schon auf Zeit? Der nächste lange Ball kommt in unseren Strafraum und Weinkauf wirkt unsicher. Als der Ball bereits neben dem Tor das Spielfeld verlassen hat, hebt der Linienrichter mit zehnsekündiger Verzögerung auch die Fahne. Herrje. Ich wusste gar nicht, dass wir in der dritten Liga jetzt doch den Video Assistent Referee haben, der potenzielle Abseitspositonen nochmals überprüfen kann.
Zehn Minuten sind bereits wieder gespielt und ich würde so gerne über Ähnliches wie im letzten Jahr zu dieser Zeit schreiben. Leider gibt es dazu keine Veranlassung. Es ist zäh. Und die Unzufriedenheit unter den wenigen Fans breitet sich weiter aus. Gegen einen Zwickauer gibt es die Gelbe Karte, weil er einen schnellen Einwurf unsererseits durch das Wegspielen des Ersatzballs unterbindet. Das scheint echt in Mode zu kommen. Eine Stunde ist um und nach vorne tut sich bei uns gar nichts. Lieberknecht scheint zu reagieren, denn Mickels macht sich bereit. Das ist aber auch nötig, denn da Null Inspiration in unserem Spiel ist. Er kommt dann für Karweina. Tut sich da was? Der MSV flankt von rechts und Vermeij verlängert per Kopf. Mickels setzt artistisch zum Schuss an, aber der Ball geht deutlich drüber. Aber immerhin kann ich das als offensives Lebenszeichen werten. Im Gegenzug kommt jetzt Zwickau mit der Flanke von rechts. Der Duisburger Verteidiger steht dabei vor statt hinter seinem Gegenspieler, sodass letzterer per Kopf zum 0:1 eindrücken kann. Stille.
Noch zwanzig Minuten. Der MSV kombiniert sich über links nach vorne. Der Schuss von Mickels ist gut, geht dann aber knapp vorbei. Scheiße. Hoffentlich ist das das Zeichen zum Sturmlauf. Immerhin bauen die Zebras mal sowas wie Druck auf. Unsere Ecke wird abgewehrt und Krempicki bekommt in der Folge wegen Foulspiels die Gelbe Karte. Ich tippe eher auf die Laienspielgruppe Zwickau-Süd. Noch fünfzehn Minuten. Der MSV treibt den Ball über rechts nach vorne. Die hohe Hereingabe verlängert wieder Vermeij per Kopf. Und wieder ist es Mickels, der an den Ball kommt. Er zieht direkt ab und … TOOOR!!! Meine Fresse, endlich. Los jetzt. SIEG!!!
Noch sieben Minuten. Merke: Für den Griff an die Gurgel im vollen Spurt aufs Tor gibt es nur eine Gelbe Karte. Noch fünf Minuten. Die Variante mit der Flanke von rechts und der Kopfballverlängerung durch Vermeij klappt in der zweiten Halbzeit ganz gut. Jetzt ist es Engin, der den Ball mit Fußspitze auf das Tor bringt. Wir springen auf. Der Keeper kommt aber mit den Fingerspitzen noch dran und lenkt den Ball über die Latte. Wir sacken wieder zusammen. Engin hätte heute echt einen Treffer verdient gehabt. Der hat in den beiden bisherigen Spielen seine Leistung gebracht. Im Gegenzug dann Zwickau. Den Distanzschuss muss nun Weinkauf zur Ecke lenken. Die können wir abfangen und kontern. Engin scheitert dann aber bei dem Versuch, am letzten Verteidiger vorbeizukommen. Und nochmal die Zebras, die es erneut schnell über die linke Seite versuchen. Aber Engin muss den Spurt abbrechen. Das sieht gar nicht gut und nach einer mehrwöchigen Zwangspause aus. Das ist ja sowas klar. Habe ich gerade erst noch gesagt, dass er ganz gut spielt? Jetzt kann er mit Stoppelkamp eine Arbeitsgruppe bilden: Zwangspause auch ohne Corona. Da dürfte klar sein, dass Grlic auf dem Transfermarkt wohl nochmal aktiv werden muss. Sonst geht das so weiter, wie es aufgehört hat: Mit Verletzten, die sich die Reha-Klinke in die Hand geben. Und den dürftigen Ergebnissen. Nach der Niederlage im Auftaktspiel geht es dann auch genau so weiter, denn es bleibt beim 1:1. Wenigstens kommen wir per Rad trocken wieder nach Hause, bevor sich am Abend dann die Schleusen so richtig öffnen.
Endstand: MSV Duisburg - FSV Zwickau 1:1 (0:0)
MSV: Weinkauf, Sauer, Schmidt, Fleckstein, Sicker, Jansen, Krempicki, Karweina (63. Mickels), Scepanik, Vermeij, Engin (90. Bretschneider)
Zwickau: Brinkies, Stanic, Frick, Schikora, Jensen, Hehne (75. Reinhardt), Schröter, Drinkuth (69. Starke), Coskun, König, Willms (78. Wolfram)
Tore: 0:1 König (67.), 1:1 Mickels (74.)
Gelbe Karten: Krempicki, Karweina - Schikora, Jenden, Hehne, Reinhardt, Starke, Willms
Schiedsrichter: Florian Heft (Neuenkirchen/Niedersachsen)
Zuschauer: 3.462
Heute schaue ich seit langem ein Spiel der Zebras mal wieder alleine an. Wie vermutet fehlt Engin mit Muskelfaserriss inklusive Sehnenverletzung. Wenn schon, dann richtig. Dazu gibt es auch noch einen Coronafall beim MSV. Wer das ist, wird nicht gesagt. Seltsam, dass der MSV der einzige Verein ist, der auch wirklich jede Information in Tüten einschweißt und wegpackt. An dieser Stelle sei gefragt: Wo ist eigentlich Budimbu? Wie auch wir, so ist auch der heutige Gegner mit einer Niederlage und einem Unentschieden in die Saison gestartet. Unser letztes Spiel in Lübeck war 2010 im DFBPokal. Wir siegten mit 2:1 und schafften es bis ins Pokalfinale. Warum der MSV heute in Schwarz spielt, verstehe ich nicht. Wir könnten auch in den Heimtrikots spielen können. Dann wäre der Unterschied zu den dunkelgrünen Trikots der Gastgeber wesentlich deutlicher.
Das Spielt läuft seit zwei Minuten. Ein Rückpass der Lübecker ist zu kurz. Mickels kommt dran und wird dann gefoult. Der Schiedsrichter wartet den Vorteil für Vermeij ab, der aber keiner wird. So gibt es mittig und einen Meter vor dem Strafraum einen Freistoß für uns. „Wollen sie mich verarschen? Nicht mal Gelb?“, ist deutlich über die Mikrofone zu hören. Der Verursacher dieser Botschaft kann nicht ermittelt werden. Der Reporter entschuldigt die ausbleibende Verwarnungskarte mit der frühen Spielzeit. Ja, ist klar. Das muss der Herr vom NDR wohl so sagen. Mickels tritt in Vertretung für Stoppelkamp und Engin an und … trifft die Mauer. Und das am Tag der Deutschen Einheit. Da muss echt mehr bei rauskommen als diese grob fahrlässige Vergeudung einer guten Tormöglichkeit. Im Gegenzug dann die Lübecker, doch im Strafraum kann geklärt werden.
Zehn Minuten sind um. Duisburg löst die optische Überlegenheit selbst auf, indem sich Schmidt den Ball wegnehmen lässt. Der finale Schuss landet bei Weinkauf. Kurz danach wieder ein schneller Angriff der Gastgeber über links. Als der erste Duisburger ins Leere grätscht, vollendet Jansen rustikal. Die Gelbe Karte ist mehr als angebracht, wenn nicht gar als glücklich einzustufen. Der Lübecker muss verletzt runter und die Stimmung ist aufgeheizt. Lieberknecht will deeskalieren und geht rüber zum Lübecker Trainer, um beruhigend auf die Situation einzuwirken. Und bekommt dafür die Gelbe Karte. Nun ja, Herr Schiedsrichter, so kann auch Öl ins Feuer geworfen werden. Nach einigen Minuten geht es dann mit dem Freistoß weiter, der keine Gefahr bringt. Auch nach fünfzehn Minuten ist das Niveau des Spiels mit vielen Fehlpässen auf engstem Raum übersichtlich. Der MSV versucht irgendwie die Initiative zu ergreifen, läuft dann aber oft Gefahr ausgekontert zu werden. Und wenn am eigenen Strafraum der eigene Mitspieler nicht gefunden wird, ist das schon extrem anstrengend. Zwanzig Minuten sind um