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Das war‘s also. Karl Theo ist krank und Schluss mit lustig! Marlene hat wenig Zeit, um mit Gott, den Ärzten und sich selbst zu hadern. Sie ist im Dauereinsatz und kämpft mit allen esoterischen Mitteln. Obwohl gerade die Welt untergeht, verliert Marlene ihr Lachen nicht. Worin besteht ihr Geheimnis? Bittersüße Alltagsgeschichten über Liebe, sterben und weiterleben.
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Seitenzahl: 112
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Für alle, die uns im letzten schweren Jahr begleitet haben, unsere Familien, Freunde, Ärzte und Pflegekräfte, ganz besonders alle vom „Benevit“!
Abschiedsgruß für Klaus
Kleiner schöner Buddha
Lächelnd betrittst Du Deine neue Welt;
gehst sanft über grüne Wiesen,
schreitest fast.
Innere Ruhe und Sicherheit
begleitet Dich –
hast das Leben hier selbst
in Deinem Moment
verlassen.
Getragen von Liebe;
in Freiheit.
Kleiner schöner Buddha,
ich freue mich für Dich –
wenn auch unter Tränen…
Renate Marie Mettin
Wichtiges vorweg
Lektion Eins: Ahnungslos
Feiern für Geübte
Besucherfreude
Dazugelernt
Gut vorbereitet
Wieder Zuhause gestrandet
Mallorca sehen und sterben
Alle(s) zusammen
Vergesslich
Lektion Zwei: Tatsachen
Im Auge des Habichts
Die nackte Wahrheit
Nutzlose Fragen
Er-Wartungen
Alternativen
Hoffnungsschimmer
Lektion Drei: Lernschritte
Beeilung
Entscheidungen
Ungeliebte Normalitäten
Sorgen mindernd
Erkenntnisse
Wie im Paradies
Naturnahe Behandlung
Ablenkungen
Essen, das ist hier die Frage
Lektion Vier: Atempausen
Die Kraft des Bibers
Pannen inclusive
Kleine Auszeit
Fügungen
Elegante Grundversorgung
Lektion Fünf: Offen für Wunder
Hilfreiche Menschen
Erhörte Hilferufe
Think positiv!
Kräfte sammeln
Neuer Anlauf
Erklärungsversuche
Häuslich
Verschnaufpausen
Lektion Sechs: Veränderungen
Fotoshooting
Vom richtigen Hinsehen
Kirchlicher Beistand
Vergnügungen
Sinnsuche
Beschenkt
Nahrungsbeschaffung
Tagesplan
Lektion Sieben: Ablenkung
Katzengeflüster
Abnabelungsprozesse
Zeitvertreib
Das liebe Ego
Beschenkt
Den Umständen entsprechend
Lektion Acht: Countdown
Durchhalten
Überleben
Rückschau
Weisheit
Endspurt
Abschied
Formalitäten
Lektion Neun: Die Zeit „danach“
Unterstützt von allen Seiten
Hilfsquellen
Nachwehen
Ganz alleine
Friedhofsarbeiten
Nähe
Loslassen
Urlaubsversuch
Fleißarbeiten
Planungen
Verabschiedungen
Danke
Ausblick
Liebe Betti! Liebe Freundinnen und Freunde!
Am leichtesten liest Du die nachfolgenden Briefe, wenn gerade nichts Schlimmes passiert ist. Sozusagen vorbeugend für schlimmere Zeiten! Oder wenn Du gerade von der eigenen Pflege eines lieben Menschen total erschöpft bist, einfach zur Ablenkung.
Doch wenn Du tief im eigenen Trauerprozess steckst, denkst Du vielleicht: „Marlene, dieses Miststück!! Ist ihr denn gar nichts heilig?!“
Du darfst sicher sein, dass ich Trauer und Verzweiflung nur zu gut nachempfinden kann. Die perfekte Lösung dagegen habe ich allerdings noch nicht gefunden.
Ich selber leide unter einem kleinen „Gendefekt“. Lachen und Weinen liegen bei mir zu eng beieinander. Ich erinnere mich mit Scham und Schrecken an Beerdigungen, bei denen ich zusammen mit meiner Schwester krampfhaft das Kichern unterdrücken musste. Ganz besonders, wenn wir wirklich zutiefst traurig waren. Zum Glück hatten wir BEIDE diese schreckliche Veranlagung und waren wenigstens nicht allein. Wir fühlten uns in solchen Momenten ganz besonders verbunden, auch mit dem Verstorbenen.
Wir wussten nämlich, gerade ER oder SIE würden uns verstehen! Die Toten haben nämlich viel mehr Humor als wir Überlebenden.
Du siehst also: Auch dieses Mal hast Du keinen Ratgeber vor Dir. Marlene ist keinesfalls Expertin in Sachen Trauer, sondern die totale Niete! Nichtsdestotrotz könnten Dir die nachfolgenden Geschichten weiterhelfen.
Wen oder was auch immer Du verloren hast, wie sehr Du am Sinn des Geschehenen verzweifeln magst: Du sollst wissen, dass Du nicht ganz allein bist! Selbst für ganz aussichtslose Fälle gibt es immer noch „Betti“, Deine beste Freundin!
In jedem Fall bitte ich Dich um dieses Eine:
Gib Dich nicht auf! Gib das Leben nicht auf!!!
Deine so oft selber ratlose Marlene
P.S. Die gesundheitlich- medizinischen Vorgehensweisen von Marlene solltest Du nicht einfach fraglos übernehmen. Bitte frage Deinen Arzt oder Apotheker (lächel).
Es war doch alles wie immer! Normaler Alltag, kein Schmerz, keine Einbußen!
Wie kann es bloß sein, dass ich nichts gemerkt habe????
Gräme dich nicht, dass du nichts gemerkt hast! Sei einfach dankbar für die geschenkte Zeit, die euch blieb!
Das ist leichter gesagt als getan! Mal ganz ehrlich, GOTT, Schicksal oder was auch immer:
Diese Lektion finde ich hinterlistig, blöde und gemein.
Na ja,ich geb es zu, auch irgendwie gnädig, dass wir beide nichts gewusst haben! Muss ich jetzt auch noch dafür Danke sagen?
DANKE
5. Januar
Liebe Betti!
Danke für Dein Nachweihnachtsmail und all die interessanten Einblicke! Ich hoffe, Ihr seid GUT ins neue Jahr gerutscht, mit oder ohne Bruder. Wie Du es überhaupt schaffst, all den Besuch zu bewältigen, und sei er manchmal noch so lieb und ersehnt, bleibt mir ein Rätsel.
Ich war seeehr erleichtert, dass ich meinen Sohn Peter, Moni, Chrissi und Bernd am Silvestertag in der Ferienwohnung getroffen habe. Da war ich weder für Staub noch für Tischschmuck verantwortlich, konnte mich VORNEHM zum Essen ausführen lassen und aß heimlich auf dem Klo meine kleine eingeschmuggelte Gurke, damit meine Gastgeber wenigstens keinen teuren Salat zu bezahlen brauchten.
Anschließend gab es meine Schokotorte. Dazu fand ich folgendes Rezept im Internet:
200gr Fett
300gr Zucker
6 Eier
200gr Mehl
Selbstverständlich reduzierte ich das Fett auf fünfzig Gramm, halbierte den Rest und verdoppelte das Mehl.
Als Fülle wurde empfohlen:
600gr Sahne
Die spinnen!! Ich nahm natürlich bloß 150gr und ein Becherlein Fruchtsalat.
Jetzt noch, ganz wichtig, der Überzug:
200gr Schokolade
200gr Sahne
1 EL Butter
Die haben den Silvesterknall!!!
Also nahm ich 50gr dunkle Blockschokolade und 50 gr Sahne plus 1/2 EL Butter. Das läuft wie Wasser.
Ich überzog damit eine kleine Probetorte sowie die echte Torte für meine Gäste.
Zusätzlich blieb ein Schokorest. An dem knabbert meine zuckersüchtige Nachbarin immer noch, heute schon zum vierten Mal!
Alle, besonders Chrissi (!!!) waren sehr angetan von der leckeren Köstlichkeit. Weil die Probe-Torte nicht so riesig war, teilte ich mein eigenes Stück großzügig mit Karl Theo, und zwar abends, nach der Brotzeit. Karl mag angeblich keine Torte, aber ANSTANDSHALBER zückte er die Gabel sofort.
Als ich hinterher meinen Rest besichtigte, schien mir das Stück genauso groß wie vorher, aber erheblich FLACHER!!! Ich traute meinen Augen nicht: Karl der Maulwurf hatte UNSER Stück von unten her ausgehöhlt und mir den gesamten Schokoüberzug gelassen, SONST NICHTS!! Das war echt bitter!!!
Die große Torte habe ich natürlich eingefroren. Die gibt´s an Ostern. Falls Dir also Dein Bruder freigibt, komm gern vorbei, mit Sigbert!
Abends hatten Moni und Peter schon wieder einen anderen Termin bei Freunden, sodass wir zwei Alten bereits um halb acht Uhr unseren versäumten Mittagsschlaf nachholten. Karl wankte um halb elf kurz aufs Klo, aber ich konnte ihn soweit beruhigen, dass er gleich weiter schlief. Er wachte nicht mal auf, als es um 12 hemmungslos zu knallen und böllern begann (offensichtlich hat er als Kind schon genug geballert!).
Ich kuckte vom Bett aus zum Fenster hinaus. Da sah man kaum was und nach fünf Minuten wurde es von all dem Pulverdampf dermaßen nebelig, sodass auch ich wieder beruhigt entschlummerte.
So gab es also im alten Jahr keinen Weltu…-g…!!!
VORSICHT! Dieses Wort wurde kürzlich von einem Schlaufuchs patentiert. Man darf es bei 5000 € Strafe nicht mehr benutzen!!! Das NEUE Jahr haben wir verschlafen! Pech!
Alles GUTE Dir und Deiner Familie!!
Deine gut gesättigte und auf´s Neue Jahr gespannte Marlene
7. Januar
Liebe Betti!
Danke für die schönen sinnigen Neujahrswünsche!! Du hast recht: Man soll sich das Leben so leicht wie möglich machen, sogar mit FETTEN Torten!
Und nun zum noch nicht erwähnten Rest der Familie.
Weil zuerst die kleine Laura und dann ihre Mama Jana krank waren, konnten sie ihren Weihnachts- und Silvesterbesuch nicht selber antreten. Also machte das „Christkind“ vom Weissensee aus einen kleinen Abstecher nach Kempten.
Dort gibt es, oh Wunder, noch keinen Computer. Ich wurde von Laura sehr bald an der Hand gepackt und zu einem "Mitternachtsfest" im Kinderzimmer eingeladen. Laura zog die Vorhänge zu und schaltete kleine Funzellichter ein. Wir ruderten gemeinsam mit einem riesigen alten Stillkissen über die Teppichmeere, begrüßten den "braven" Löwen und den laut dröhnenden Elefanten, ritten auf dem Holzbesen und tanzten.
STOPP - bloß Laura tanzte, Oma humpelte (und stöhnte) rund um den Polstersessel.
Derweil verpasste ich, wie Jana meinem Karl ihr TOLLSTES Weihnachtsgeschenk seit 20 Jahren präsentierte. Es handelte sich um einen riesigen Werkzeugkoffer, und Jana schwärmte ihm mit leuchtenden Augen vor, wie einfach es sei, hinter dem Elternhaus ein eigenes Haus aus Styroporquadern zu bauen. Die brauchen nur mit Beton ausgegossen werden, fertig. Da bin ich mal gespannt, ob sie noch 2013 einziehen!!
Um halb sechs hatten WIR ZWEI ALTEN wieder mal unseren Erschöpfungspegel erreicht und verabschiedeten uns herzlich von der ganzen Familie. Janas Schwiegervater war noch nicht bereit für eine so baldige Trennung. Er erzählte in knappen Sätzen vom Holzmachen. Erst nach mehreren Minuten kapierte ich, dass er ein ganzes Waldstück besitzt: MISCHWALD!! Da ist praktisch jeder Baum anders: Birke, Pappel, Stieleiche, Fichte .. dazu die Variationen schief, krumm, lang, belaubt, angeknackst, vom Förster markiert, überfällig…
OH GOTT, das Abendessen war auch längst überfällig! Janas Geschenkpaket mit eingemachten sauren Köstlichkeiten und fünf Kutteldosen für Karl (falls Du das Rezept brauchst??!!?) lasteten schwer auf mir und zogen meine Arme bis zum Boden. Laura nützte die Chance und bettelte, noch mal nach Giraffenhausen zu paddeln. ABER NICHT MIR!!!
Derweil brachte die Schwiegermama eine gut gefüllte Eierschachtel. Zum Glück haben sie bloß FÜNF Hühner und die sehen alle ziemlich gleich aus, so gab es weniger zu berichten!
Reich beschenkt verließen wir unsere gütigen Gastgeber und holten (erst um halb neun) unseren versäumten Mittagsschlaf nach.
Aber jetzt bin ich, wie Du siehst, soweit wieder frisch.
Morgen Medizinrad, Montag Altersheim, Dienstag Seniorenvereinsversammlung usw. usf. Alles beim (bei den) Alten!!!
Es grüßt Dich sehr sehr herzlich
Deine wieder ausgeruhte Marlene
16.Januar
Liebe Betti!
Danke für Deine köstliche Mail!! Dass Du so gerne Hausaufgaben machst, schreibe ich Deiner "guten Erziehung" zugute. Dein seliger Vater hätte sicher gestaunt, dass „uns Jungen“ das Lernen tatsächlich mal Spaß machen könnte!
Ich selber bin seit zwei Wochen als Mathenachhilfelehrerin tätig, weil mich Karls Nichte höchstpersönlich darum gebeten hat. Sie ist jetzt in der dritten Klasse.
Ich erinnere mich noch mit Schrecken, dass sie sich vor einem Jahr, zwei Tage ehe das Christkind kam, weigerte, mit mir zu üben. Damals tobte ihre Mutter und drohte, es käme weder ein Christkind noch der Nikolaus. Aber Micki weigerte sich so nachhaltig, dass ihr kleinerer Bruder ängstlich fragte: „Auch kein Pudel?" „NEIN!“, donnerte Mama.
„Auch kein Kranwagen?“
„AUCH NICHT!!“, donnerte Mama.
Damals habe ich Micki pädagogisch wertvoll empfohlen, mit ihrem Papa zu üben. Der ist fast so Furcht einflößend, wie Deiner es war!! Und Micki sagte energisch: „Gut, dann mit dem.“ Wir staunten Bauklötze, anstatt mit ihnen zu zählen. Das Christkind durfte kommen und ich wurde nie mehr zum Rechnen gebraucht.
Aber jetzt darf ich wieder meine handgesägten Klötze anschleppen, drei Tausender, ganz schön schwer!!
Meine kleine Enkeltochter Conni hab ich noch nicht mal auf einem richtigen Foto gesehen, geschweige denn in echt. Damit Karl Theo irgendwann mit mir an die Nordsee fährt, musste ich ihn mit einer Mallorcareise bestechen. Allmählich kenne ich die Tricks, wie man die kleinen und großen Buben überzeugt!
Deine „pädagogisch versierte“ Marlene
20. Januar
Liebe Betti!
Vor unserer Reise gab es noch einige kleine Aufregungen. Zuerst kam ein Einschreibbrief meines bisherigen Lieblingsmieters mit einer zweiseitigen Mängelliste. Da ich die Schreibmaschine unserer neu eingezogenen Mieterin sofort erkannte, die uns jeden Monat einen solchen Brief zukommen lässt, wusste ich gleich, woher der Wind weht. Aber wütend war ich trotzdem!!
Als ich wie gewohnt meine zwei Seiten in der Bibel las, stand da: „Wenn Dich einer auf die linke Backe schlägt,…..". Ich schäumte vor Wut und dachte: Aber gerade der, für den ich immer und alle Zeit und KOSTENLOS so viel getan habe…
Da ging´s in der Bibel schon weiter: „Deine Rechte soll nicht wissen, was Deine Linke tut. Tut Gutes denen, die euch hassen!"
Voller Wut berichtete ich meinem verständnisvollen Karl, dass mir jetzt sogar die Bibel in den Rücken gefallen sei. Danach konnte ich endlich wieder - wenigstens über mich selber - lachen!!
Nachdem ich schriftlich die Mängelliste abgearbeitet hatte, bestes Briefpapier, bestes Deutsch, aber KEIN Porto!!!, schickte ich Karl Theo los. Vergnügt kam er am Abend zurück, mitsamt dem Brief, denn man könne ja mit den Leuten REDEN! ACH JA??????????????
Nun darf ich morgen HÖREN, was der Sachverständige für verschimmelte Wohnungen so alles zu sagen hat. Bezahlen müssen wir sowieso selber, weil der Mieter bekannterweise keinen Cent mehr besitzt. Schließlich hat der Gute seine letzten vier Euro dreiundvierzig Cent für PORTO vergeudet!
Mein Porto für Helens Geburtstagspäckchen war auch für die Katz. Denn vorgestern brachte mir der Briefträger ein riesiges Paket. Ich sagte: „Ohhh, ich hab gar nichts bestellt.“ Dann erkannte ich mein eigenes liebevoll gepacktes Paket wieder. Anscheinend ist die Deutsche Post nicht ganz dicht!!! Der Regen hatte die Adresse abgewaschen.
Gestern hab ich noch ein Medizinradseminar mit acht traurigen, wütenden, einsamen "inneren Kindern" abgehalten. Zum Schluss haben wir mit meinen alten Musikinstrumenten ein abartig schönes Rassel - Quietsch - und Trommelkonzert veranstaltet.
Jetzt muss ich mich nur noch an meinen neuen Computer gewöhnen, ehe er mich zum Wahnsinn treibt! Den alten vermisse ich schmerzlich. Wenigstens konnte ich heute Morgen ein paar alte Adressen und sonstige Kostbarkeiten retten.
Ich hoffe, bis ich wieder schreibe, passiert so einiges, aber bitte nur GUTES!!
Die nächsten zwei Wochen sitze ich jedenfalls weder am Computer noch bei irgendwelchen Kindern, sondern auf Mallorca!! Leider kann ich Dich nicht mitnehmen, ich täte es echt von Herzen gern!
Deine bereits packende Marlene
8. Februar
Liebe Betti!