Ace - Auf der Flucht - Tina Folsom - E-Book

Ace - Auf der Flucht E-Book

Tina Folsom

3,0

Beschreibung

Motorradmechaniker und Biker Scott Thompson ist nicht der gelassene Einzelgänger, den er allen vorspielt. Vor drei Jahren war er als Ace bekannt und gehörte zu einer Elite-Gruppe von Agenten in einem streng geheimen CIA-Programm, Codename Stargate. Doch jetzt könnte ihm die übernatürliche Fähigkeit, die ihn einst für die Regierung unersetzbar machte, zum Verhängnis werden, als seine Gabe ihn auf ein bevorstehendes Unglück aufmerksam macht, das den Tod vieler Unschuldiger zur Folge haben wird, sollte Scott nicht einschreiten. Phoebe Chadwick muss ihren Chef davon überzeugen, sie nicht wegen geplanter Etatkürzungen zu entlassen. Als der mysteriöse Scott einen tragischen Unfall verhindert, bei dem sie und viele andere hätten getötet werden können, versucht sie, ihn zu interviewen. Aber der gut aussehende Fremde ist ein unwilliger Held, der ihre aufdringlichen Fragen nicht beantworten will – trotz der knisternden Anziehungskraft, die zwischen ihnen entflammt. Wenn seine Feinde ihn jagen, muss Scott sich entscheiden, ob er Phoebe trauen kann – und wie weit er bereit ist zu gehen, um sie zu beschützen. ANMERKUNG: Dieses Buch wurde 2014 unter dem Titel Neuanfang (Phoenix Code) in Zusammenarbeit mit Lara Adrian veröffentlicht. Die neue Serie, Codename Stargate, wird nun separat von Laras Büchern (Flucht, Tarnung) weitergeführt. Über die Codename Stargate Serie Die CIA-Agenten des streng geheimen Codename Stargate Programms, das nicht einmal den Direktoren der Agentur bekannt war, verfügen über präkognitive Fähigkeiten und waren einst die besten Geheimagenten der Nation. Doch als ihr Führer von unbekannten Feinden getötet wird, müssen sie untertauchen. Sie können niemandem vertrauen – nicht einmal einander – denn die Stargate-Agenten halten den Schlüssel zur Entlarvung einer Verschwörung in der Hand, die in Machtgier und Rache geboren wurde. Um zu überleben und die drohende Katastrophe zu stoppen, müssen sie herausfinden, was hinter den wiederkehrenden Vorahnungen steckt, die immer häufiger auftreten. Codename Stargate Band 1 - Ace – Auf der Flucht Band 2 - Fox – Unter Feinden Band 3 - Yankee – Untergetaucht Band 4 – Tiger – Auf der Lauer Scanguards Vampire Band 1 - Samsons Sterbliche Geliebte Band 2 - Amaurys Hitzköpfige Rebellin Band 3 - Gabriels Gefährtin Band 4 - Yvettes Verzauberung Band 5 - Zanes Erlösung Band 6 - Quinns Unendliche Liebe Band 7 – Olivers Versuchung Band 8 – Thomas' Entscheidung Band 8 1/2 – Ewiger Biss Band 9 – Cains Geheimnis Band 10 – Luthers Rückkehr Band11 – Blakes Versprechen Band 11 1/2 – Schicksalhafter Bund Band 12 – Johns Sehnsucht Novelle – Brennender Wunsch Band 13 – Ryders Rhapsodie (Scanguards Hybriden - Band 1) Band 14 - Damians Eroberung (Scanguards Hybriden - Band 2) Hüter der Nacht Band 1 – Geliebter Unsichtbarer Band 2 – Entfesselter Bodyguard Band 3 – Vertrauter Hexer Band 4 – Verbotener Beschützer Band 5 – Verlockender Unsterblicher Band 6 – Übersinnlicher Retter Band 7 – Unwiderstehlicher Dämon Der Clan der Vampire Der Clan der Vampire (Venedig 1 – 2) Der Clan der Vampire (Venedig 3 – 4) Der Clan der Vampire (Venedig 5) Jenseits des Olymps Band 1 - Ein Grieche für alle Fälle Band 2 - Ein Grieche zum Heiraten Band 3 - Ein Grieche im 7. Himmel Band 4 – Ein Grieche für Immer Die Code Name Stargate-Serie hat alles: Liebe auf den ersten Blick, von Freunden zum Liebespaar, Alpha-Helden, CIA Agenten, Top-Secret Mission, Brüderschaft, Jungfrau in Not, Frau in Gefahr, verborgene Identität, Seelenverwandte, erste Liebe, gequälter Held, zweite Liebeschance, Rückkehr von Totgeglaubten, Playboy, Entführungen, heimlicher Verehrer, verbotene Liebe, Partner bei der Verbrechensbekämpfung.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 234

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
3,0 (1 Bewertung)
0
0
1
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.

Beliebtheit




ACE - AUF DER FLUCHT

CODENAME STARGATE - BAND 1

TINA FOLSOM

INHALT

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Auch in dieser Serie

Andere Bücher von Tina

Über die Autorin

KURZBESCHREIBUNG

Motorradmechaniker und Biker Scott Thompson ist nicht der gelassene Einzelgänger, den er allen vorspielt. Vor drei Jahren war er als Ace bekannt und gehörte zu einer Elite-Gruppe von Agenten in einem streng geheimen CIA-Programm, Codename Stargate. Doch jetzt könnte ihm die übernatürliche Fähigkeit, die ihn einst für die Regierung unersetzbar machte, zum Verhängnis werden, als seine Gabe ihn auf ein bevorstehendes Unglück aufmerksam macht, das den Tod vieler Unschuldiger zur Folge haben wird, sollte Scott nicht einschreiten.

Phoebe Chadwick muss ihren Chef davon überzeugen, sie nicht wegen geplanter Etatkürzungen zu entlassen. Als der mysteriöse Scott einen tragischen Unfall verhindert, bei dem sie und viele andere hätten getötet werden können, versucht sie, ihn zu interviewen. Aber der gut aussehende Fremde ist ein unwilliger Held, der ihre aufdringlichen Fragen nicht beantworten will – trotz der knisternden Anziehungskraft, die zwischen ihnen entflammt. Wenn seine Feinde ihn jagen, muss Scott sich entscheiden, ob er Phoebe trauen kann – und wie weit er bereit ist zu gehen, um sie zu beschützen.

ANMERKUNG: Dieses Buch wurde 2014 unter dem Titel Neuanfang (Phoenix Code) in Zusammenarbeit mit Lara Adrian veröffentlicht. Die neue Serie, Codename Stargate, wird nun separat von Laras Büchern (Flucht, Tarnung) weitergeführt.

Copyright © 2014 - 2023 Tina Folsom

1

Scott Thompson wischte seine Hände an dem öldurchtränkten Lappen auf dem Werktisch ab und warf einen flüchtigen Blick auf die Ducati Diavel, an der er arbeitete. Vor ein paar Jahren hatte er genauso eine wie diese gehabt, doch gewisse Umstände hatten ihn dazu gezwungen, sich stattdessen eine Ducati Multistrada Touring anzuschaffen, ein Modell, das für jemanden wie ihn, der auf der Flucht war, viel passender war. In deren Seitentaschen verschlossen bewahrte er immer das Wichtigste auf, um von einem Moment auf den anderen verschwinden zu können: Geld, eine Feuerwaffe, gefälschte Papiere, Kleidung, ein unaufspürbares Handy, Schlüssel sowie andere elektronische Geräte. Er war jederzeit bereit, sich aus dem Staub zu machen, sollte es wieder notwendig werden. So wie vor drei Jahren.

Er schob die Gedanken von sich; an die Vergangenheit wollte er nicht erinnert werden. Nie wieder war er in das Haus in einem der Außenbezirke von Washington D.C. zurückgekehrt, in dem er aufgewachsen war. Es war zu gefährlich, das in Besitz zu nehmen, was nun ihm gehörte. Stattdessen arbeitete er in einer Motorradwerkstatt in Cicero, einem Vorort von Chicago, und führte ein unauffälliges Dasein.

„Sind Sie Scott?“

Die zögernde weibliche Stimme ließ ihn herumfahren und zum offenen Garagentor blicken. Die Frau, die dort stand, war nicht das typische Motorradküken, das ein Geschäft wie Al’s frequentierte. Er wettete, dass sie noch nie auf einem Motorrad gesessen, geschweige denn eins gefahren hatte.

„Was kann ich für Sie tun, Ma’am?“

Sie warf ihm ein verlockendes Lächeln zu, während ihre Augen ihn von oben bis unten musterten. Er war froh, dass es kein übermäßig heißer Tag war und er seinen blauen Overall nicht bis zur Taille heruntergerollt hatte, wie er es häufig tat, damit die leichte Brise, die durch die offene Tür zum Hinterhof durch die Garage zog, seinen Körper abkühlen konnte. Denn die Art und Weise, wie diese Frau ihn sogar in seinem völlig bekleideten Zustand beäugelte, verärgerte ihn mehr als nur ein wenig. Als wäre er ein Stück Fleisch. Er hatte diese Art Frauen noch nie gemocht, reiche Femme Fatale, die dachten, sie könnten nur so mit Geld um sich werfen, um sich einen Hengst ins Bett zu locken. Er bevorzugte bodenständigere Frauen. Frauen, die noch ein wenig Unschuld an den Tag legten. Tja, allerdings auch nicht zu viel Unschuld, sondern nur genug, um einen Kerl in dem Glauben zu lassen, dass er die Zügel in der Hand hielt.

„Ich habe gehört, Sie könnten mir helfen, ein Motorrad für meinen Ehemann auszusuchen. Es ist ein Geburtstagsgeschenk“, schnurrte sie.

Scott deutete mit dem Daumen in Richtung des angrenzenden Geschäfts, das ebenfalls dem Inhaber der Reparaturwerkstatt, Al, einem gutmütigen, polnischen Immigranten aus zweiter Generation mit Bierbauch und einem immer kahler werdenden Schädel, gehörte. „Die Verkäufer sind nebenan. Ich bin sicher, dass die Ihnen gerne helfen werden, das richtige Motorrad zu finden.“

Er wandte sich wieder der Ducati zu, hob einen Schraubstock vom Werktisch und ging zurück in die Hocke. Seine Ohren vernahmen den Klang ihrer Schritte, die sich jedoch näherten, anstatt die Garage zu verlassen und das Geschäft zu betreten. Unfreiwillig versteifte er sich.

„Meine Freundin erwähnte, dass Sie in allem, was Sie machen, so ein Ace sind.“

Ace? Scheiße! Niemand hatte ihn in den letzten drei Jahren bei seinem Codenamen genannt. Das war nicht gut.

Bei ihren Worten schaltete sich automatisch sein Training ein. Es war etwas, das ihm so in Fleisch und Blut übergegangen war, dass er es nicht verhindern konnte. Er fuhr hoch, wirbelte herum, und im nächsten Augenblick hatte er die Frau auch schon an den Werktisch gedrängt und hielt ihre Arme gefangen, um sie am Ergreifen einer Waffe zu hindern.

„Wer hat Sie geschickt?“, knurrte Scott fast wie ein Tier.

Als er sie anfunkelte, blickte sie ihn mit den erschrockenen Augen einer Hirschkuh, die in die Scheinwerfer eines Wagens getappt war, an, während sich ihre Brust aufgeregt hob und senkte.

Das Beben ihrer Lippen zeigte ihre Angst. „Was machen Sie denn?“

„Wer?“, verlangte er noch einmal, ohne seinen Griff um ihre Arme zu lockern.

„Jenny.“

Scotts Stirn warf sich in Furchen, als er versuchte, den Namen zuzuordnen. „Welche Jenny?“

„Markovitz. Vom Friseursalon“, erläuterte sie und versuchte, vor ihm zurückzuweichen.

Der Name kam ihm bekannt vor und in weniger als zwei Sekunden hatte sein Gehirn die Verbindung hergestellt. Vor einigen Monaten hatte er einen One-Night-Stand mit einer Friseuse namens Jenny gehabt. Jetzt dämmerte es ihm. Die Frau, die er gerade gegen den Werktisch presste, war nicht hier, um ihn zu töten. Sie war hier, um ihn zu ficken.

„Sie haben den falschen Scott“, behauptete er nun und ließ von ihr ab.

Sie funkelte ihn wütend an und richtete ihre Kleidung zurecht, während sie empört schnaubte: „Ja, das kann ich schon sehen. Scheißkerl! Mich einfach so anzugreifen! So behandelt man doch keine Kundin! Ich beschwere mich bei Ihrem Chef über Sie! Der wird Sie entlassen!“

Scott verengte seine Augen. „Und wenn Sie schon dabei sind, dann vergessen Sie bitte nicht, ihm zu sagen, dass Sie mir einen unsittlichen Antrag gemacht haben.“

„Wie können Sie es wagen?“, fauchte sie durch zusammengebissene Zähne, wobei sich ihre üppige Brust hob. „Ich hatte nicht die Absicht –“

„Hatten Sie die nicht?“, unterbrach er sie und trat näher. „Dann lassen Sie mich mal eine Sache klarstellen: Als Mann weiß ich, wenn mich eine Frau anmacht. Ich schlafe nicht mit Frauen wie Ihnen. Wenn Sie also jemanden brauchen, der Sie flachlegt, warum verführen Sie dann nicht ausnahmsweise mal Ihren Ehemann und lassen Männer wie mich in Ruhe? Denn nächstes Mal geraten Sie vielleicht an einen Fremden, der Sie nicht so sanft behandelt wie ich.“ Dabei hatte sie wahrscheinlich nicht einmal den Hauch einer Ahnung, wie nahe sie Momente zuvor dem Tod gewesen war, nur indem sie etwas Falsches zu ihm gesagt hatte.

Ihr Mund öffnete sich. Scott konnte sehen, wie sie nach einer Retourkutsche suchte, doch keine Worte kamen über ihre Lippen.

„Stimmt etwas nicht?“, ertönte plötzlich Als raue Stimme von der Tür zum Verkaufsraum.

Scott drehte seinen Kopf. „Ich glaube, die Dame sucht nach einem Motorrad für ihren Ehemann, aber hat den falschen Eingang erwischt.“ Er blickte sie flüchtig an. „Das stimmt doch, oder?“

Ohne ein Wort drehte sie sich weg und näherte sich Al.

„Gut, dann lassen Sie mich Ihnen mal zeigen, was wir auf Lager haben, Mrs. …?“

„Elroy“, antwortete sie und ging durch die Tür, die Al für sie offenhielt.

Bevor Scott sich zurück zu der Ducati drehte, warf Al ihm einen fragenden Blick zu, doch Scott antwortete nur mit einem Achselzucken. Er wusste, dass er überreagiert hatte, aber vielleicht würde dieser Vorfall Mrs. Elroy eine Lektion erteilen, nämlich dass es nicht schlau war, einen völlig Fremden anzumachen.

Gleichzeitig erinnerte er sich an die Friseuse. Er hatte es sich zur Regel gemacht, nie einer Frau, mit der er schlief, viel über sich zu erzählen, doch Jenny hatte er in jener Nacht in einer Kneipe kennengelernt, wo einige Leute seinen Vornamen kannten und wussten, wo er arbeitete. Das war der einzige Grund, warum sie gewusst hatte, wo sie ihn erreichen konnte. Scott machte sich eine mentale Notiz, nie wieder mit einer Frau zu schlafen, die wusste, wie sie ihn finden konnte.

Doch etwas überrascht war er schon, dass Frauen Informationen über ihre One-Night-Stands mit ihren Freundinnen austauschten. Allerdings … was wusste er schon über Frauen? Er hatte noch nie ein richtiges Verhältnis mit einer Frau gehabt. Flirts, One-Night-Stands, ja, und davon viele, genauso wie jeder andere gesunde sechsunddreißigjährige Mann. Doch keine wirkliche Beziehung, in der die Frau die Wahrheit über ihn kannte. Es war eine Notwendigkeit gewesen, seine wahre Identität zu verheimlichen, und war es jetzt noch mehr als zuvor. Fänden gewisse Leute heraus, wer er wirklich war, wäre er im selben Moment tot. Und er hatte vor, am Leben zu bleiben.

Scott griff nach dem Schraubenschlüssel, den er auf den Werktisch hatte fallen lassen, als er Mrs. Elroy angegriffen hatte, und wandte sich wieder der Ducati zu. Doch plötzlich verschwamm alles vor seinen Augen. Er ließ das Werkzeug sofort fallen und klammerte sich am Werktisch fest.

„Scheiße!“, fluchte er und schloss seine Augen, da er instinktiv wusste, was auf ihn zukam.

Anstelle von Dunkelheit begrüßte ihn eine Szene vor seinen Augen, die sich irgendwo an einem anderen Ort abspielte.

Ein Mann saß im Fahrersitz eines Schulbusses. Hinter ihm erklangen die Stimmen von aufgeregten Kindern, die alle durcheinander schnatterten. Es gab Gekicher und Gelächter, dann die Stimme einer Frau, doch die Kinder machten viel Lärm, sodass Scott ihre Worte nicht verstehen konnte. Auch konnte er weder sie noch die Kinder sehen. Sie war vermutlich die Lehrerin, und da sie mit den Kindern im Bus war, war dies möglicherweise ein Ausflug.

Er konzentrierte seinen Blick wieder auf den Busfahrer. Dieser trug ein gestreiftes, kurzärmeliges Hemd und eine kakifarbene Hose, doch Scott konnte sein Gesicht nicht sehen, sondern nur seinen Hinterkopf. Sein braunes Haar hatte einen Haarschnitt dringend nötig und durch eine lichte Stelle auf seinem Oberkopf konnte man seine Kopfhaut sehen. Er hatte versucht, das Haar darüber zu kämmen, doch es war nicht lang genug.

Der Mann murrte und schaute nach links, dann nach rechts, während er sich einem Bahnübergang näherte. Er blickte flüchtig auf seine Armbanduhr. Drei Minuten vor zwei Uhr. Es war Nachmittag, bemerkte Scott, und so wie die Sonne in den Bus schien und anhand der Kleidung, die der Fahrer trug, schien es Sommer zu sein. Der Fahrer streckte seine Hand zum Radio aus. Er drehte die Lautstärke höher, vermutlich um die Stimmen der Kinder zu überdröhnen.

Am Bahnübergang verlangsamte er den Bus und blickte noch einmal flüchtig nach links. Der Bus rollte auf die Schienen, dann brachte ihn der Fahrer zum Stehen.

Scott hielt den Atem an.

Der Busfahrer stellte den Motor ab und zog den Schlüssel aus der Zündung. Er griff zum Türschalter, doch anstatt die Bustür zu öffnen, wackelte er den Schalter nur hin und her. Scott fokussierte seine Augen darauf und sah, dass der Schalter durchgeschnitten worden war und kaum noch an der Armatur hing. Nächstes Mal, wenn jemand ihn betätigte, würde er abbrechen.

Der Fahrer verlor nun keine Zeit mehr. Er schob das Fenster zu seiner Linken hoch und zwängte sich so gekonnt hindurch nach draußen, dass Scott vermuten musste, dass er dies geübt hatte. Als er draußen war, schob er das Fenster zu und nahm etwas aus seiner Hosentasche.

Scott sah durch das Fenster hinaus und beobachtete, wie er etwas außerhalb einhakte – in Haken, die gar nicht dort sein dürften – und das Fenster somit von außen verriegelte.

Wohin der Fahrer verschwand, konnte Scott nicht sagen, denn in diesem Moment zog eine Bewegung seine Aufmerksamkeit auf sich. Die Schranken des Bahnübergangs senkten sich.

Scheiße!

Scott blickte zu den Schienen, zuerst nach links, dann nach rechts, dann sah er in der Ferne sich etwas bewegen. Von rechts näherte sich ein Zug!

Die Insassen des Busses waren sich ihres Schicksals nicht bewusst. Der Zug würde nicht in der Lage sein, rechtzeitig zu stoppen. Er würde voll auf den Bus prallen. Entsetzt ließ er seine Augen schweifen und versuchte, irgendetwas zu finden, was es ihm ermöglichen würde, herauszufinden, wo dieses Unglück, das sich vor seinen Augen abspielte, stattfinden würde.

Er konzentrierte sich und wusste, dass er nur noch wenige Sekunden hatte, bis die Vision verschwinden würde. Das passierte immer, sobald das Desaster geschah.

Auf der gegenüberliegenden Seite des Bahnübergangs war ein Auto geparkt. Ein anderes stand auf der anderen Straßenseite. Beide trugen Autokennzeichen aus Illinois, ein gutes Indiz dafür, dass dieser Bahnübergang in Illinois war. Er suchte nach Straßenschildern, nach etwas, das ihm helfen würde, den Ort zu identifizieren, und fand eine Telefonnummer auf einer riesigen Anschlagtafel an einem Gebäude. Ein Grundstücksmakler annoncierte seine Dienste mit einer 312 Vorwahl, die Vorwahl für Chicago. Das war gut, denn Makler machten nur vor Ort Werbung, deshalb musste dieser Bahnübergang irgendwo in Chicago sein. Doch Chicago war groß und es gab viele Zuglinien, die nach Chicago führten und sogar noch mehr Bahnübergänge.

Das Lied im Radio stoppte und die Stimme des DJs erklang. „Und das war Stevie Nicks von Fleetwood Mac. Na, da kommt Nostalgie auf, was?“ Eine andere Stimme, ebenfalls aus dem Radio, stieß zu ihm. „Und vielleicht können Sie erraten, wer beim morgigen Baseballspiel zwischen den White Sox und Kansas City die Nationalhymne singen –“

Der Zug, der auf den Bus donnerte, schnitt ihm das Wort ab.

Scotts Knie knickten ein, als er den Aufprall körperlich verspürte, und er fiel nach vorne. Seine Augen flogen auf. Er sah den Boden auf sich zukommen und stützte sich in letzter Sekunde mit den Händen ab, um den Sturz abzufangen. Beinahe wäre er mit dem Kopf auf den harten Betonboden der Garage aufgeschlagen.

Seine Atmung war ungleichmäßig, als er sich aufsetzte. Er schob eine zitternde Hand in sein dunkles Haar und verspürte den Angstschweiß auf seinem Nacken.

Die Kinder aus seiner Vorahnung würden sterben, es sei denn, er unternahm etwas. Das wusste er mit Sicherheit. Er hatte schon zu viele seiner Visionen wahr werden gesehen, als dass er deren Echtheit bezweifelte. Und er hatte genügend Informationen, um herauszufinden, wo und wann dieser Zusammenstoß stattfinden würde: Die Zeit auf der Armbanduhr gab ihm die Uhrzeit, die Erwähnung des Baseballspiels half ihm dabei, das Datum festzustellen, und mit Hilfe von Bildern aus Google Maps, der Richtung, aus der die Sonne kam und die, aus welcher der Zug mit dem Bus zusammengestoßen war, würde ihm helfen, den richtigen Bahnübergang in Chicago zu finden.

Aber er wusste noch eine andere Sache mit Sicherheit: Wenn er diese bevorstehende Tragödie verhinderte, könnte er sich damit offenbaren und seine Feinde direkt zu sich führen. Und wenn sie ihn fanden, würden sie ihn töten.

Sein Herz schlug bis in seine Kehle. Konnte er zulassen, dass all diese Kinder starben, nur um sein eigenes Leben zu schützen? Könnte er mit der Schuld leben, zu wissen, dass er nichts unternommen hatte, diese jungen Menschenleben zu retten?

2

„Mist!“, fluchte Phoebe Chadwick leise und knallte den Telefonhörer auf die Gabel.

Ihre Kollegin Kathleen, die den Schreibtisch ihr gegenüber benutzte, schaute auf und warf ihr einen fragenden Blick zu. „Stimmt was nicht?“

Phoebe sprang bereits von ihrem Stuhl hoch. Sie deutete zu dem verglasten Büro am anderen Ende des Großraumbereichs, in dem mehr als zwei Dutzend Bürokabinen untergebracht waren. „Er möchte mich in seinem Büro sehen. Jetzt sofort.“

„Oh oh.“

„Ja.“

Mit einem mulmigen Gefühl im Magen machte sie sich auf den Weg zu dem Büro, auf dessen Tür die Worte Bruno Novak, Redakteur gedruckt waren. In den letzten Wochen hatten mehrere ihrer Kollegen, die Novaks Büro betreten hatten, kurz darauf ihre Schreibtische geräumt. Ihr Herz schlug ihr bis in die Kehle.

Sie brauchte diesen Job zum Leben. Sie hatte keine Familie und keinen Ehemann, die sie unterstützen könnten. Sie war auf sich selbst gestellt. Ihre Eltern waren geschieden und hatten selbst finanzielle Probleme, und von ihrem letzten Freund hatte sie sich vor über sechs Monaten getrennt, weil dieser nur von ihr geschnorrt hatte, statt sich selbst seinen Lebensunterhalt zu verdienen.

Obwohl Phoebe hoffte, dass sie falsch lag, war ihr klar, dass es mit der Zeitung nicht zum Besten stand. Etatkürzungen mussten gemacht werden, und da die Personalkosten die größte Ausgabenposition war, mussten Leute entlassen werden.

Sie glaubte, jedermanns Augen auf sich zu spüren, als sie vor der Tür stehenblieb. Ihre Handflächen waren feucht, als sie klopfte und nach einem Grunzen von innen eintrat. Sie schloss die Tür hinter sich so schnell wie möglich, damit ihre Kollegen nicht unfreiwillig Zeugen des Gesprächs wurden.

„Bruno, Sie wollten mich sprechen?“, fragte sie so gelassen wie möglich und zwang ihre Stimme, ruhig zu klingen, obwohl sie alles andere als das war.

Novak hob seinen Kopf nicht, brummte noch einmal und winkte ihr zu, sich auf den alten Stuhl vor seinem Schreibtisch zu setzen.

Sie schluckte die Galle, die ihr hochkam, hinunter und folgte seinem unausgesprochenen Befehl.

„Sie haben es vermutlich schon gehört“, begann er und hob schließlich seinen Kopf von dem Stapel von Papieren vor sich.

Ihr Herz sank in ihren Magen. „Ja.“

„Gut, dann halte ich mich kurz. Sie arbeiten noch nicht sehr lange hier.“

„Ich bin schon ein Jahr hier“, protestierte sie schnell, aber er hinderte sie am Weitersprechen, indem er seine Hand hob.

„Ich arbeite schon seit über dreißig Jahren hier. Glauben Sie mir, ein Jahr ist nicht sehr lange. Ich musste Sie auf die Liste setzen. Es stehen drei Leute drauf, und einer davon muss gehen.“

Phoebe schoss von ihrem Stuhl hoch. „Ich brauche diesen Job, Bruno. Bitte.“

„Ich bin nicht derjenige, der hier die Entscheidungen trifft. Der Herausgeber entscheidet, wer geht und wer bleibt.“

Ihr Herz rutschte ihr in die Knie und brachte ihre Beine zum Wanken.

„Wer sonst ist noch auf dieser Liste?“

„Sie wissen doch, dass ich Ihnen das nicht sagen darf.“ Er seufzte. „Aber die anderen zwei haben noch nie Kaffee auf seine teuren italienischen Schuhe verschüttet.“

Phoebe zuckte unwillkürlich zusammen. Sie war dem Herausgeber nur einmal persönlich begegnet, und diese Begegnung war nicht nur ungeschickt, sondern sogar ziemlich peinlich gewesen. Sie wusste bereits jetzt, wer entlassen werden würde.

„Eriksson mag mich nicht.“

„Dann müssen Sie dafür sorgen, dass er Sie mag.“

Phoebe spürte, wie sich ihr Gesicht angewidert verzog. „Sie scherzen wohl. Das kann ich nicht.“

„Verdammt noch mal, Phoebe!“ Novak verdrehte seine Augen. „Was meinten Sie denn, dass ich Ihnen geraten habe?“

„Äh, ich dachte, dass Sie …“, murmelte sie und spürte, wie Hitze in ihre Wangen stieg.

„Was ich vorschlage, ist: Sie müssen dafür sorgen, dass er erkennt, dass Sie eine ausgezeichnete Journalistin sind und dass er es sich nicht leisten kann, Sie zu verlieren.“

„Das schaffe ich!“, sagte sie mit mehr Vertrauen, als sie besaß. Sie würde alles tun, ihren Chef davon zu überzeugen, dass sie die beste Reporterin war, die diese Zeitung je gehabt hatte.

Das Zeitungsgeschäft lag ihr im Blut. Ihr Vater war Journalist und ihre Mutter Lektorin gewesen. Beide hatten nach der Scheidung eine andere Berufsrichtung eingeschlagen. Ihr Vater lebte in Nashville, wo Phoebe aufgewachsen war, und arbeitete dort als Berater für die Polizei, während ihre Mutter nun in Los Angeles lebte, wo sie mit einem Schriftsteller verheiratet war, den sie dadurch finanziell unterstützte, dass sie als Sekretärin arbeitete. Doch das war nicht von Bedeutung. „Ich werde Ihnen eine super Story liefern. Etwas, auf das Sie stolz sein werden.“

Novak nickte langsam. „Und machen Sie schnell. Ich muss ihm diese Liste in einer Woche übergeben. Und sobald er sie in den Händen hat, wissen Sie ja, was geschieht. Er wird einen Blick darauf werfen und seine Entscheidung treffen. Also finden Sie lieber etwas Sensationelles.“

„Eine Woche? Das ist doch verrückt! Wie kann ich in nur einer Woche eine großartige Geschichte finden?“ Es war praktisch unmöglich. Für jegliches Exposé, egal ob es einen Politiker oder ein Unternehmen betraf, würde sie Zeit zum Recherchieren benötigen.

„Dann müssen Sie sich eben Zeit erkaufen.“

„Aber wie denn? Wie kann ich mir mit Eriksson Zeit erkaufen? Sie sagten doch selbst, dass er, sobald er die Liste sieht, seine Entscheidung trifft.“

„Dann tun Sie doch etwas, damit er zögert.“ Er deutete zur Tür. „Also gehen Sie und machen Sie sich an die Arbeit.“ Er senkte seinen Kopf zurück zu seinen Papieren.

Phoebe verließ sein Büro und atmete scharf aus. Zumindest hatte sie noch eine Chance, obwohl sie nicht wusste, wie realistisch es war, in einer Woche eine Supergeschichte zusammenzustellen. Und sie hatte keine Ahnung, wie sie Eriksson zögern lassen könnte, wie Novak es so schön ausgedrückt hatte. Sie traf den Herausgeber ja nie. Er arbeitete zwei Stockwerke über ihr und die wenigen Male, bei denen sie ihn aus der Entfernung gesehen hatte, war er immer von anderen Leuten umwimmelt gewesen. Sie würde ihn nie alleine antreffen. Und selbst wenn sie die Gelegenheit hätte, ihn zu treffen, wie sollte er seine Meinung über sie ändern? Sie hatte nichts, womit sie ihn beeindrucken konnte.

Phoebe ignorierte die neugierigen Blicke ihrer Kollegen und ließ sich auf ihren Stuhl fallen. „Ich sitze in der Scheiße.“

„Hat er dich gefeuert?“, flüsterte Kathleen zurück und lehnte sich dabei über ihren Schreibtisch, während sie umherspähte.

Phoebe stützte ihren Kopf in ihre Hände. „Das hätte er genauso gut tun können.“

„Was meinst du denn damit?“

Sie hob ihr Gesicht, um Kathleen anzusehen. „Er hat mir eine Woche gegeben, einen Superartikel zu schreiben, um Eriksson so damit zu beeindrucken, dass er mich nicht feuert.“

„Eine Woche? Der spinnt doch!“ Ein sanftes Pingen von Kathleens Computer zeigte an, dass eine E-Mail in ihrem Posteingang gelandet war. Sie blickte flüchtig auf den Schirm. „Und da wir gerade von dem Spinner sprechen: Hier ist schon wieder mal eine seiner Massen-E-Mails.“ Sie schmollte. „Dringend! Ja natürlich.“

Phoebe seufzte und meldete sich auf ihrem Computer an. Am besten machte sie sich gleich daran, das Internet nach etwas zu durchforsten, aus dem sie einen guten Artikel machen könnte. Als ihr Schirm aufleuchtete, pingte ihr Posteingang ebenfalls, und sie blickte auf die Liste neuer E-Mails. Erikssons E-Mail war die erste.

Betreff:Vertretung dringend gesucht.

Die E-Mail war mit einer Prioritätsflagge markiert worden, als wäre das etwas Neues. Alle E-Mails von Eriksson kamen mit Prioritätsflaggen.

Phoebe überflog die Mitteilung.

Ich benötige jemanden, der heute auf einen Ausflug der Klasse meines Sohnes mitfährt. Der Schulbus fährt in zwei Stunden ab.

Kathleen ächzte. „Als ob ich mit einer Horde Elfjähriger, die mich mit Fragen über meinen Beruf löchern, den Tag verbringen will.“

„Wie bitte?“

„Bist du denn die Einzige, die noch nicht davon gehört hat?“, fragte Kathleen. „Eriksson hat ja schon jedem erzählt, dass er bei diesem Lehrprogramm mitmacht, um bei Kindern Interesse am Journalismus zu wecken, indem er sie auf Recherchiertrips mitnimmt.“ Um das Wort Recherchiertrips machte sie Luft-Anführungszeichen. „Und jetzt will er sich herauswinden und drängt es jemandem vom Personal auf. Ich melde mich auf jeden Fall nicht freiwillig.“

Phoebe griff nach dem Telefon und wählte eine vierstellige Nummer. Sie hatte gerade die perfekte Sache gefunden, um sich Zeit zu erkaufen.

„Mr. Erikssons Büro“, antwortete die Sekretärin.

Kathleen flüsterte: „Was hast du vor?“

Aber Phoebe winkte ab. „Hier ist Phoebe Chadwick. Ich rufe wegen des Schulausflugs von Mr. Erikssons Sohn an.“

„Halleluja“, antwortete die Frau am anderen Ende des Telefons übermäßig dramatisch.

Es gab ein Klicken. Dann ein männliches Gebrüll. „Ja?“

Phoebe schluckte. Jetzt gab es kein Zurück mehr.

3

Phoebe zwang sich zu einem Lächeln und versuchte geduldig, die Frage noch einmal zu beantworten, obwohl ihr bewusst war, dass eines der anderen Kinder das Gleiche vor nur zehn Minuten gefragt hatte.

Der alte Schulbus tuckerte die Stadtstraßen entlang auf dem Weg zu einem Lagerhaus am Stadtrand von Chicago. Dieses wurde vom Verlag als Archiv genutzt und beherbergte außerdem alte Druckerpressen, die der Verleger der Zeitung aus sentimentalen Gründen aufbewahrte.

Phoebe saß im Fond des Busses, umgeben von mindestens zwei Dutzend elfjähriger Jungen und Mädchen, die alle durcheinander plauderten. Mehrere von ihnen kämpften um die kleinen Notizblöcke mit dem Schriftzug der Zeitung, die sie vorher ausgeteilt hatte. Offenbar hatte sie nicht genügend für alle mitgebracht. Neben all dem Krach hörte der Busfahrer Radio, das abwechselnd Musik spielte und Nachrichten brachte.

Einige Kinder waren auf die Bänke geklettert, um über die anderen Kinder zu schauen, die ihnen die Sicht auf Phoebe blockierten, und so konnte Phoebe kaum etwas durch die Fenster erkennen. Sie seufzte. Was hatte sie sich nur dabei gedacht, sich freiwillig dafür zu melden? Sich mit einer Horde von Kindern abzugeben, die ohne Punkt und Komma redeten, war anstrengender, als einem Politiker nachzujagen, der ihre kritischen Fragen nicht beantworten wollte.

Du schaffst das, redete sie sich gut zu. Eriksson schuldet dir was.Er wird es sich zweimal überlegen, dich zu feuern. Und sie hoffte, dass es ihr genügend Zeit verschaffen würde, eine ordentliche Geschichte zu finden, mit der sie ihren Job retten konnte. Es war für eine gute Sache.

„Nein, wenn eine Geschichte wichtig genug ist, dann halten wir die Druckerpresse an und setzen die Titelseite zurück. Das ist bereits viele Male getan worden. Und es ist jetzt viel einfacher als früher. Es ist alles computergesteuert“, antwortete sie jetzt auf die Frage, die das Mädchen mit den roten Haaren und den Sommersprossen gestellt hatte.

„Ich habe einen Computer“, warf ein Junge in einem blauen T-Shirt ein. „Er ist ganz neu.“

Ein anderer Junge setzte seinen Ellbogen ein, um sich an ihm vorbei zu drängen. „Und ich habe ein iPad. Ich habe es zum Geburtstag bekommen.“

„Ich auch“, antwortete ein Mädchen aus der Menge.

„Ja, aber meins ist neuer“, antwortete der zweite Junge.

„Hört auf damit, Kinder“, sagte Phoebe und versuchte, die Prahlerei unter Kontrolle zu bringen. „Es ist nicht von Bedeutung, wessen Tablet neuer ist.“

„Doch!“, protestierte jemand.

Immer mehr Stimmen kamen dazu. Alle Kinder sprachen auf einmal und versuchten, herauszufinden, wer das neueste iPad oder den neuesten Computer hatte. Innerhalb von Sekunden glaubte Phoebe, dass ihr Kopf vom Lärm des Stimmengewirrs zu explodieren drohte. Sie war sicher nicht gemacht dafür, Lehrerin zu sein. Bereits jetzt wurde ihr Geduldsfaden immer dünner.

„Miss Chadwick, Miss Chadwick!“

Phoebe drehte ihren Kopf zu dem Mädchen, das nach ihr rief, das sie aber nicht sehen konnte.

„Miss Chadwick!“, beharrte dieses Mädchen, in ihrer Stimme schwang nicht Ungeduld, sondern Angst mit.

„Was ist los?“ Phoebe schoss von ihrem Sitz hoch, nun besorgt, dass sich das Mädchen möglicherweise verletzt hatte. Sie sah die Schülerin im vorderen Teil des Busses stehen, mit einem Arm zum Fenster zeigend.

„Miss Chadwick, warum haben wir mitten auf dem Bahnübergang angehalten?“

Phoebe riss ihren Kopf zur Seite und starrte aus dem Fenster des Busses. Das Mädchen hatte recht: Der Bus stand mitten auf dem Bahnübergang.

„Fahrer!“ rief sie aus und drehte ihren Kopf nach vorne, während sie sich bereits einen Weg durch die Kinder bahnte.

Als sie sah, dass der Fahrersitz leer war, erstarrte sie.

„Was zum –“ Sie hielt sich zurück, um nicht in Gegenwart der Kinder einen unflätigen Ausdruck von sich zu geben.

„Warum ist der Fahrer weg?“, fragte ein Junge hinter ihr.

Phoebe nahm einige Schritte nach vorne, während sie versuchte, so ruhig wie möglich zu erscheinen. „Möglicherweise ging der Motor aus und er überprüft etwas unter der Haube.“

Sie erreichte den Fahrersitz und sie suchte instinktiv den Bereich ab. Der Schlüssel steckte nicht in der Zündung. Sie schaute nach draußen, zuerst nach vorne, dann nach links und rechts, aber der Fahrer war nirgendwo zu sehen.

„Vielleicht ist er hinter dem Bus“, meinte ein anderer Junge.

Phoebe drehte den Kopf und sah, wie mehrere der Kinder sich zum Fond des Busses drängten und aus dem Fenster blickten.

„Er ist nicht da“, sagte ein Mädchen.