Jenseits des Olymps (Band 1 - 4) - Tina Folsom - E-Book

Jenseits des Olymps (Band 1 - 4) E-Book

Tina Folsom

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Beschreibung

Jetzt als Sammelband! Die komplette Jenseits des Olymps Serie: Band 1 - Ein Grieche für alle Fälle Band 2 - Ein Grieche zum Heiraten Band 3 - Ein Grieche im 7. Himmel Band 4 – Ein Grieche für Immer Ein Grieche für alle Fälle Der egoistische und schöne griechische Gott Triton wird von Zeus vom Olymp verbannt, nachdem er dessen Geliebte verführt hat. Er darf nur wieder zurückkehren, wenn er die Liebe einer sterblichen Frau gewinnt, die ihn wegen seiner Güte und Selbstlosigkeit liebt, nicht aber seiner Schönheit wegen. Als die sterbliche Sophia, die sich gerade von einer Augenoperation erholt und praktisch blind ist, einen Pfleger braucht, übernimmt Triton die Rolle, in der Hoffnung, sich dadurch seinen Weg nach Hause zu verdienen. Ein Grieche zum Heiraten Als der Gott des Weines und der Ekstase, Dionysos, kaltschnäuzig seine neueste Eroberung, die sterbliche Ariadne, sitzen lässt, hat die Göttin Hera genug. Sie beraubt Dionysos seines Gedächtnisses, um ihm eine Lektion zu erteilen. Ariadne ist tief verletzt, da Dionysos – nachdem er ihre Nacht der Leidenschaft als "nur Sex" abgetan hat – sie nicht mehr sehen will. Als sie ihn blutig geschlagen und unter Gedächtnisverlust leidend auffindet, entwickelt sie schnell einen Plan, um es ihm heimzuzahlen. Sie gibt Dionysos gegenüber vor, seine Verlobte zu sein und lässt ihn in dem Glauben, dass er sie liebt. Aber je länger die Scharade andauert, desto schwieriger wird es zu erkennen, wer wem eine Lektion erteilt. Ein Grieche im 7. Himmel Die Sandalen des Götterboten Hermes sind gestohlen worden und dadurch wurden die Götter ihrer Gabe des Teleportierens beraubt. Zeus ist wütend, doch Hermes muss sich um mehr Sorgen machen als nur um den Zorn seines Vaters. Die Sandalen zurückzubekommen, entwickelt sich zu einem Wettlauf mit der Zeit, da auch andere hinter dem wertvollen Artefakt her sind. Und Hermes kennt sogar die Identität der Diebin: Es ist die bezaubernde Professorin für griechische Geschichte, Penelope Galloway. Jetzt muss er nicht nur als Erster seine Sandalen finden, sondern dies auch bewerkstelligen, bevor ihm Penny noch etwas anderes stiehlt: sein Herz. Ein Grieche für Immer Nach einer schmerzhaften Trennung hat Eros, der Gott der Liebe, von der Liebe genug und weigert sich, weiterhin seine Pfeile zu schießen. Infolgedessen verlieben sich die Menschen auf der Erde nicht mehr. Als Zeus Wind davon bekommt, ist er wütend, und zwingt Eros' beste Freunde, die Götter Triton, Dionysos und Hermes, ihm zu helfen. Sie sollen Eros' Glauben an die Liebe wiederherstellen. Und wie besser können sie das in die Wege leiten, als dafür zu sorgen, dass Eros der verlockenden menschlichen Blumenhändlerin Psyche, die genauso zynisch der Liebe gegenüber ist wie Eros, über den Weg läuft? Über die Serie Die Jenseits des Olymps Serie ist eine humorvolle und sexy paranormale romantische Komödie, die den romantischen Abenteuer von vier Göttern in Charleston, South Carolina, folgt: Triton, Dionysos, Hermes und Eros. Die Romane sind voller Unfug, Gelächter, komödiantischen Szenen, sinnlichen Liebesszenen, witzigen Dialogen und ein wenig Slapstick. Einmischungen von Zeus und Hera und anderen griechischen Götter sind garantiert! Serien von Tina Folsom (doch nicht in diesem Sammelband enthalten): Scanguards Vampire Hüter der Nacht Serie Der Clan der Vampire Der Club der ewigen Junggesellen Codename Stargate Die Jenseits des Olymps Serie hat alles: Hochzeiten, falsche Verlobte, Humor, Unfug, Liebe auf den ersten Blick, blinder Protagonist, erzwungene Nähe, Entführungen, griechische Götter, idyllische Umgebungen, verborgene Identität, Seelenverwandte, Amnesie, Frau in Gefahr, Jungfrau in Not, Brüderband, romantische Komödie, Fisch aus dem Wasser.

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JENSEITS DES OLYMPS

BAND 1 - 4

TINA FOLSOM

INHALT

Ein Grieche für alle Fälle

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

Ein Grieche zum Heiraten

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Epilog

Ein Grieche im 7. Himmel

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Epilog

Ein Grieche für immer

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Epilog

Auch in dieser Serie

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Über die Autorin

EIN GRIECHE FÜR ALLE FÄLLE

JENSEITS DES OLYMPS - BAND 1

KURZBESCHREIBUNG

Der egoistische und schöne griechische Gott Triton wird von Zeus vom Olymp verbannt, nachdem er dessen Geliebte verführt hat. Er darf nur wieder zurückkehren, wenn er die Liebe einer sterblichen Frau gewinnt, die ihn wegen seiner Güte und Selbstlosigkeit liebt, nicht aber seiner Schönheit wegen. Als die sterbliche Sophia, die sich gerade von einer Augenoperation erholt und praktisch blind ist, einen Pfleger braucht, übernimmt Triton die Rolle, in der Hoffnung, sich dadurch seinen Weg nach Hause zu verdienen.

Als er Sophia gegen einen Feind verteidigen muss, regt sich Tritons Beschützerinstinkt. Zur gleichen Zeit unternehmen feindselige Götter alles, um sein Vorhaben scheitern zu lassen. Und selbst wenn Triton Sophias Liebe gewinnen kann: Wird er sie enttäuschen und nach Hause zurückkehren, oder verliert er sein Herz an die einzige Frau, die ihn wirklich sieht?

Ein Grieche für alle Fälle ist das erste Buch in der humorvollen paranormalen Liebesromanserie Jenseits des Olymps, die den romantischen Abenteuern von vier Göttern folgt: Triton, Dionysos, Eros und Hermes.

* * *

Copyright © 2012 Tina Folsom

1

Sophia stapfte durch den weißen Sand, ihren kleinen roten Plastikeimer in der Hand, und ging zum Wasser. Nur weil Michael zwei Monate älter war als sie, dachte er, er könne sie herumkommandieren. Jetzt wollte er, dass sie für ihn Wasser holte, damit er eine Sandburg bauen konnte. Und natürlich würde er dann dafür gelobt werden.

Sie würde ihrem schrecklichen Cousin zeigen, was er mit seinem Wasser tun konnte. Sie würde es über ihn statt in den Sand gießen. Das würde ihn lehren, sie nicht wie seine Leibeigene zu behandeln. Und sobald dieser Sommer vorbei war, würde endlich die Schule beginnen, und dann würde sie eigene Freunde haben und nicht mehr mit ihm spielen müssen.

Geschieht dir recht, Michael!

Sophia watete in das seichte Wasser, tauchte den Eimer hinein und füllte ihn bis zum Rand. Als sie sich aufrichtete, sah sie eine Bewegung aus ihrem Augenwinkel. Mehrere Meter weiter draußen im Meer versank die Schwanzflosse eines riesigen Fisches wieder unter der Wasseroberfläche. Erschrocken stolperte sie rückwärts und ließ den Eimer fallen. Er fiel ins Wasser und wurde von der nächsten Welle aus ihrer Reichweite gespült.

Sie fluchte mit dem einzigen schlimmen Wort, das sie je ihre Tante Eleni hatte sagen hören. „Scheiße!“

Sofort schlug sie ihre Hand vor den Mund und hoffte, dass niemand sie gehört hatte. Sie warf einen nervösen Blick über ihre Schulter, aber zum Glück war niemand in der Nähe. Laut Eleni durften fünfjährige Mädchen solche Worte nämlich nicht verwenden.

Ein Spritzen im Wasser brachte sie dazu, ihren Kopf nach rechts zu drehen. Und dann sah sie ihn.

Er ruhte auf einem der großen Felsen, die aus dem Wasser hervorragten. Wie ein Seelöwe lag er dort und sonnte sich. Doch sie hatte Seelöwen schon einmal gesehen – im Zoo –, und so sah er nicht aus. Nein, er sah aus wie eine ... Meerjungfrau. Aber das war unmöglich, oder? Meerjungfrauen waren Mädchen, nicht Männer.

Sophia watete durch die Brandung, um einen genaueren Blick auf den fremden Mann zu werfen.

„Bist du eine Meerjungfrau?“, fragte sie laut und winkte mit ihren Armen, damit er sie bemerkte.

Er setzte sich sofort auf, warf ihr einen erstaunten Blick zu und sprang sogleich ins Wasser.

„Warte, geh nicht!“, rief sie ihm nach. Sie hatte nicht vorgehabt, ihn zu verscheuchen.

Plötzlich fühlte sie neue Wellen gegen ihre Füße schlagen und verlor das Gleichgewicht. Sie fiel nach hinten und die Strömung zog sie in tieferes Wasser. Sie trat heftig mit den Beinen, um ihren Kopf über Wasser zu halten, doch sie hatte noch nie so viel Angst in ihrem Leben gehabt. Bevor die Strömung sie unter Wasser ziehen konnte, packten sie starke Arme und hoben sie hoch. Sophia wischte sich das Wasser aus den Augen und starrte auf ihren Retter.

Es war der Meerjungfrau-Mann – er war zurückgekommen. Sie schenkte ihm ein breites Lächeln und ihre Angst war sofort vergessen.

„Bist du eine Meerjungfrau?“, fragte Sophia ihn nochmals und begutachtete ihn. Sein Oberkörper war der eines großen Mannes, aber unter der Wasseroberfläche konnte sie die Schuppen eines Fisches und eine große Flosse sehen, die sich bewegte, als ob er Wasser trat.

Er lachte. „Nein, meine Kleine, ich bin keine Meerjungfrau.“

„Wie heißt du?“ Eleni hatte ihr gesagt, es sei unhöflich, Fremden Fragen zu stellen, aber das kümmerte sie nicht.

„Ich bin Poseidon. Und wie heißt du?“

„Sophia. Und ich bin fünf.“ Sie hob ihre Hand und zeigte ihm alle fünf Finger, um ihm zu zeigen, wie erwachsen sie schon war.

„Nun, Sophia, jetzt, da wir Freunde sind, kannst du mir was versprechen?“ Sein Blick war genauso verschwörerisch wie ihre Tante immer dreinblickte, wenn sie ihr ein großes Geheimnis mitteilte.

„Ja“, flüsterte sie und neigte ihren Kopf näher zu ihm.

„Versprich mir, niemandem zu verraten, dass du mich gesehen hast. Niemand sollte mich nämlich sehen, weil ich unsichtbar bin.“

„Aber das bist du doch nicht. Ich kann dich sehen“, protestierte sie.

Poseidon lächelte. „Ja, und das ist eine große Überraschung. Wie wär’s, wenn ich dir als Gegenleistung auch was verspreche?“

Sophia horchte auf. Ein Geschenk? Ein neues Spielzeug? „Ja?“

„Du versprichst mir, dass du niemandem sagst, dass du mich gesehen hast, und ich werde dich eines Tages mit meinem Sohn spielen lassen. Einverstanden?“

Sie war ein harter Verhandlungspartner. „Wann?“

„Wann was?“

„Wann darf ich mit ihm spielen?“

Poseidon runzelte die Stirn. „Wenn er aus seiner Schlimme-Jungs-Phase raus ist.“

„Heißt das, dass er ein schlimmer Junge ist?“, fragte sie, und wunderte sich, ob er so schrecklich wie Michael war.

„Nicht so ganz schlimm, nur ein wenig frech. Du wirst ihn mögen. Er ist auch gut aussehend. Und du könntest genau die Art von Mädchen sein, die er braucht“, köderte Poseidon sie.

Sophia spitzte ihre Lippen und überdachte Poseidons Angebot. „Okay. Ich bin einverstanden, mit ihm zu spielen.“

„Gutes Mädchen.“ Er tauchte seine Hand ins Wasser. Als er sie wieder herauszog, hielt er ihr ihren roten Eimer entgegen.

„Oh, du hast ihn gefunden!“ Jetzt konnte sie doch noch Wasser über Michael gießen.

Einen Augenblick später fand sie sich im nassen Sand sitzend wieder. Die Wellen umspülten ihre Füße, und sie hielt ihren Eimer in der Hand. Der Mann war verschwunden.

„Sophia!“ Die scharfe Stimme ihrer Tante durchbohrte beinahe Sophias Trommelfell.

Sie drehte sich um und sah ihre Tante Eleni auf sie zulaufen, Michael auf ihren Fersen.

„Wo bist du gewesen? Ich war ganz krank vor Angst!“

Sophia sprang auf und schlang die Arme um die Beine ihrer Tante. „Mach dir keine Sorgen, er hat mich aus dem Wasser gezogen, als ich hineingefallen bin.“

Eleni nahm sie bei den Schultern und zwang sie aufzublicken. „Du bist ins Wasser gefallen? Habe ich dir nicht befohlen, von den Wellen wegzubleiben? Ein Mann hat dich herausgezogen? Wo ist er?“

Oh, nein! Sie hatte nicht vorgehabt, ihr Versprechen zu brechen. Es war ihr herausgerutscht. „Es tut mir leid.“ Unter Elenis strengem Blick fühlte sie Tränen in ihre Augen steigen.

„Wo ist er?“ Elenis scharfe Stimme ließ sie zusammenzucken.

Einen Augenblick später rollte eine Träne Sophias Wange hinunter, und ihr Widerstand bröckelte. „Weg.“

„Sophia Olympia Baker, du sagst mir jetzt sofort, was passiert ist, oder ich werde dich solange im Keller einsperren, bis du mir die Wahrheit sagst!“, warnte Eleni mit gesenkter Stimme, wie sie es immer tat, wenn sie wütend war.

Sophia presste ihre Lippen zusammen und verschränkte die Arme vor ihrer Brust. „Gut. Aber wenn er mich deshalb schimpft, werde ich ihm sagen, dass du mich gezwungen hast. Er war ein Meerjungfrau-Mann.“

Michael triumphales Lachen unterbrach sie. „Du bist eine Lügnerin. Meerjungfrauen sind alle Mädchen.“

„Sind sie nicht!“, protestierte Sophia.

Eleni hob sie in die Arme. „So etwas gibt es nicht. Du musst aufhören, Sachen zu erfinden.“

„Er war echt. Ich habe mit ihm geredet. Er hat mir erzählt, dass er mich, wenn ich ein braves Mädchen bin, mit seinem Sohn spielen lässt.“ Warum glaubte ihr Eleni denn nicht?

Michael zupfte an Elenis Rock.

„Was?“

„Sie lügt, sie lügt.“

„Hör auf, Michael. Geh und bau deine Sandburg, und lass mich für eine Minute mit deiner Cousine sprechen.“

Widerwillig nahm Michael seine Plastikschaufel und wandte sich der Stelle zu, wo er zuvor im Sand gespielt hatte.

Eleni schenkte Sophia ein sanftes Lächeln. „Es gibt keine Männer, die halb Fisch halb Mensch sind. Du hast wieder geträumt.“

„Nein, habe ich nicht. Er hat mit mir gesprochen. Er hat gesagt, dass er Poseidon heißt, und er war nett.“

Jetzt hatte sie endgültig ihr Versprechen gebrochen. Es war Elenis Schuld. Sie hatte sie dazu gezwungen. Jetzt würde sie nie mit Poseidons Sohn spielen dürfen.

Sophia seufzte. Macht nichts, versuchte sie sich zu trösten. Wenn er wirklich ein so frecher Junge war, dann wollte sie sowieso nicht mit ihm spielen.

2

Dreiundzwanzig Jahre später

Was würde die Strafe diesmal sein? Ein Jahr im Hades, dafür dass er es mit Zeus’ derzeitiger Geliebten getrieben hatte? Schien ein fairer Tausch zu sein, dachte Triton. Es könnte schlimmer sein. Es könnten ihm für ein ganzes Jahrzehnt alle sexuellen Aktivitäten unterbunden werden – und dann wäre er wirklich im Arsch. Alles, nur das nicht! Er würde es nie überleben. Seine sexuellen Triebe eine Woche lang nicht zu befriedigen grenzte schon ans Unerträgliche, ein Jahrzehnt wäre reine Folter.

Zumindest im Hades könnte er es mit ein paar verzweifelten Seelen treiben, und das Jahr würde schnell mit köstlichen Ausschweifungen vergehen. Mit der Hitze und dem Gestank käme er zurecht, und sicherlich würde Vaters anderer Bruder, Hades, ihm seinen Aufenthalt nicht zu unbequem machen. Solange Triton seine Finger von Hades’ Frau ließ. Die war wirklich eine Schönheit!

Trotz seiner Gedanken hielt Triton seinen Kopf geneigt und seine Augen abgewendet, um den König der Götter nicht noch mehr zu verärgern. Er duckte sich überzeugend, als Zeus seinen Arm hob und einen weiteren Blitz über den blauen Himmel sandte. Ein Schall so laut wie tausend trampelnde Pferdehufe durchdrang die weißen Wolken, die über dem Olymp hingen. Sein Onkel gab eine beeindruckende Vorstellung auf der Terrasse seines Hauses, das eine wunderbare Aussicht auf die sterbliche Welt von Griechenland hatte.

Es war besser, Zeus’ reuigen Diener zu spielen. Denn aus diesem Schlamassel kam er nicht unversehrt wieder heraus. Nicht einmal sein Vater Poseidon konnte ihm jetzt helfen, nicht dass Triton den alten Mann um Hilfe bitten wollte. Alles, was er sich einhandeln würde, wäre eine Standpauke.

Außerdem würde Onkel Zeus in seinem gegenwärtigen Zustand sowieso auf niemanden hören, am allerwenigsten auf seinen Bruder.

Egal welche Strafe Triton erhalten würde, sie wäre es wert. Bei den Göttern, wie Danaes blasse Oberschenkel sich um ihn geschlungen hatten, als er in sie hineingestoßen war. Ihre rosa Brustwarzen waren harte kleine Gipfel gewesen, die auf üppigen Brüsten saßen und bei jedem Stoß, den er geliefert hatte, auf und ab gehüpft waren. Liebe Götter, und wie hatte er es ihr gegeben – mehrere Male. Sie hatte ihr Vergnügen in den Himmel geschrien und bekundet, er sei ein besserer Liebhaber als Zeus – und bei den Göttern – dieses Kompliment hatte er genauso verschlungen wie die Feuchtigkeit, die aus ihrer bebenden Muschi gequollen war.

Sie hatte ihn so oft gemolken, dass er in ihren Armen zusammengebrochen war, unfähig, sich zu bewegen. Und das war genau so, wie Zeus ihn gefunden hatte: in ihrem Bett, splitternackt, mit seinem Schwanz noch in ihr. Wenn das nicht in flagranti war! Aus dieser Situation hatte selbst er sich nicht herausreden können.

Triton nahm einen tiefen Atemzug und füllte seine Lungen mit dem süßen Duft von Ambrosia, der aus dem Inneren des Palastes zu ihm schwebte. Er betrachtete die Zuschauer, die sich um ihn herum versammelt hatten. Es hatte nicht lange gedauert, bis sie alle erschienen waren – ein Wort an die richtige Person und schon hatte sich die Nachricht wie ein Lauffeuer verbreitet. Zeus mochte ein Publikum genauso wie jeder andere Gott, vor allem, wenn er Strafe austeilte.

„Hast du mich gehört?“ Zeus’ Stimme dröhnte durch die warme Luft, traf ihn wie ein Orkan, der über das Meer fegte. Im Gegensatz zu einem Sturm über einem der Ozeane dieser Welt, war dies einer, den Triton nicht so einfach beruhigen konnte, nicht einmal mit seiner Macht als der Gott der Seeleute und Matrosen.

Triton hob seinen Kopf, um dem funkelnden Blick seines Onkels zu begegnen, hütete sich jedoch davor, seinen Trotz zu zeigen. „Natürlich, Zeus.“

Zeus sah nicht aus, wie die Sterblichen ihn in ihren Büchern und Gemälden darstellten. Er war kein alter Mann mit einem weißen Bart. Nein, der Gott aller Götter war ein kraftvoller Mann, nicht älter als fünfunddreißig in menschlichen Jahren, mit einem gemeißelten Gesicht so schön wie Michelangelos David und so hart wie der Marmor, den der berühmte Künstler benutzt hatte. Leider, dachte Triton. Dies machte den Wettbewerb um heiße Frauen auf dem Olymp besonders hart. Nur in der Gegenwart von Frauen legte Zeus seinen Charme auf, sodass jede Frau vor seinem perfekten Körper dahinschmolz – oder besser gesagt darunter, denn dies war die bevorzugte Position für jede Frau, wenn sie sich in der Nähe des Gottes aufhielt.

Wieder traf Triton ein Luftstoß, der drohte, sein Gleichgewicht zu stören.

„Dann wähle.“

Wähle? Was für eine Wahl verlangte Zeus von ihm?

Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn er diesmal zugehört hätte, doch die Schimpftiraden seines Onkels konnten stundenlang dauern, und warum sollte er zuhören, wenn er sowieso nichts an dem Ergebnis ändern konnte? Doch dieses Mal breitete sich ein flaues Gefühl in Tritons Bauch aus, als ob er drauf und dran war, sein Leben zu verspielen.

„Äh, ich ...“, stammelte er.

Ein wütendes Grunzen war Zeus’ Antwort. „Option eins oder zwei. Ich lasse dir eine Wahl, aber nur, weil mein Bruder um Milde für dich gebeten hat. Wenn’s nach mir ginge, würde ich dich mit meinen bloßen Händen zerquetschen. Ehrlich gesagt, Junge, hab’ ich’s satt mit dir. Soll ich dich daran erinnern, was du schon alles verbrochen hast?“

Tritons Gedächtnis funktionierte problemlos. Er musste nicht an seine Taten erinnert werden, doch es war ihm klar, dass er Zeus nicht weiter verärgern durfte, während seine Strafe noch in der Schwebe hing.

„Ares’ Haus stinkt noch heute nach dem Fass voller Fische, die du in seinem Vorhof abladen und dort verrotten hast lassen.“

Triton erinnerte sich nur zu gut daran. Geschah dem Scheißkerl aber auch Recht. Es war die Rache dafür gewesen, dass Ares Tritons Chancen bei der Göttin Phoebe zerstört hatte, indem dieser bösartige (und natürlich völlig falsche) Gerüchte über seine fehlende sexuelle Leistungsfähigkeit verbreitet hatte. Jeder Gott, der etwas auf sich hielt, hätte auf die gleiche Weise reagiert.

„Von deiner Verführung der Nymphe Metope in der Nacht vor ihrer Hochzeit will ich ja gar nicht sprechen. Ist dir denn nichts heilig?“

Nun, das zierliche Geschöpf hatte ihn praktisch gebeten, sie zu nehmen.

Lieber Gott, bitte zeig mir, wie ich meinen Mann glücklich machen kann, hatte sie gebetet. So hatte sich Triton darum angenommen, ihr ein oder zwei Dinge beizubringen. Na ja, vielleicht auch drei.

„Also wähle jetzt, bevor ich meine Meinung ändere!“

Triton blickte um sich und versuchte, ein freundliches Gesicht in der Menge zu finden. Jemand musste ihm zu Hilfe kommen. Er konnte Zeus nicht darum bitten, die beiden Möglichkeiten zu wiederholen. Wenn dieser herausfand, dass Triton während seiner Rede Tagträumen nachgehangen hatte, würde er schwer dafür bezahlen müssen, und jegliche Wahl würde ihm genommen werden.

Nein, was auch immer Triton jetzt wählte, würde letztendlich besser sein als das, was Zeus mit ihm machen würde, wenn er ihn noch weiter verärgerte.

Triton entdeckte Eros und Hermes, zwei seiner besten Freunde, in der Menge. Vielleicht konnten die ihm helfen, eine Entscheidung zu treffen, ohne dass Zeus es bemerkte.

Wie immer war Eros’ Tunika straff über seine muskulöse Brust geschlungen, und das Material floss elegant über seine starken Oberschenkel bis zu seinen Knien. Sein Bogen und Köcher hingen über seiner Schulter. Er ging nie irgendwo ohne sie hin. Er war über 1,85 Meter groß, sein dunkelbraunes Haar kurz geschnitten. Sein Freund Hermes stand neben ihm, ebenso groß und stark, und trug wie üblich seine geflügelten Sandalen, die ihn überall hin befördern konnten. Er war ein schlauer Bursche, und man konnte sich immer auf ihn verlassen, wenn man Hilfe brauchte, um aus einem Schlamassel herauszukommen.

Mit einer kaum wahrnehmbaren Bewegung seines Kopfes winkte Triton seinen beiden Freunden zu. Beide falteten ihre Hände vor ihren Körper und deuteten mit ihren Fingern Ziffern an.

Aus seiner Faust ließ Eros einen Finger hervorstehen. Perfekt! Sein Freund hatte ihn verstanden. Tritons Blick fiel auf Hermes’ Hand. Zwei Finger ragten von dessen Faust hervor.

Bei den Göttern! Die beiden waren sich nicht einig?

Was jetzt?

Sollte er Eros’ Vorschlag nehmen, der noch nie versucht hatte, ihn mit einem seiner Pfeile zu treffen, obwohl er es verdient hätte? Nicht, dass die Liebespfeile an einem Gott funktionierten, doch sie stachen für eine Woche höllisch. Oder sollte er Hermes vertrauen, der ihm immer den Rücken freihielt, wenn es nötig war, aber ihm gelegentlich Streiche spielte?

Welcher seiner Freunde hatte das Beste für ihn im Auge? Eros oder Hermes?

Ein weiterer Donnerschlag zeigte Zeus’ Ungeduld an und machte Triton deutlich, dass seine Zeit abgelaufen war.

„Eins. Ich nehme die erste Option.“

Triton erhaschte Eros’ schelmisches Lächeln und Hermes’ enttäuschten Blick, bevor Zeus donnerte: „Also gut dann. Du glaubst also, dass du der Herausforderung gewachsen bist?“

Triton schluckte den aufsteigenden Kloß in seinem Hals hinunter. „Herausforderung?“

Instinktiv drückte Triton seine Schultern zurück, um sich für einen Kampf bereit zu machen. Er nahm einen extra tiefen Atemzug, belebte damit seinen Körper neu. Wenn es darum ging, eine Herausforderung zu erfüllen, war er bereit. Wie schwer konnte es schon sein?

„Ehrlich gesagt dachte ich, du würdest eher den Hades wählen.“

Oh, Scheiße! Er hätte Spaß in der Unterwelt haben können. Kein Wunder, dass Hermes diese Option vorgeschlagen hatte. Sie zwei hätten den Hades unsicher machen können, da Hermes den Fluss Styx kannte, der in die Unterwelt führte. Jedes Mal, wenn Hermes eine andere arme Seele in den Hades begleitete, hätte er ihn besuchen können, und sie hätten Spaß haben können. Verdammt, warum hatte er nicht auf ihn gehört?

Triton blickte Eros an und formte ein lautloses was zum Teufel mit seinen Lippen, bekam jedoch nur ein schiefes Grinsen als Antwort.

Was, um Olymps willen, hatte er stattdessen gewählt? Das Gefühl einer schlimmen Vorahnung traf ihn wie aus dem Nichts. Mit angehaltenem Atem blickte er Zeus an, sah ihm jedoch nicht in die Augen, sondern starrte auf dessen Mund. Es entstand eine Pause, die wie eine Ewigkeit erschien, bevor Zeus schließlich fortfuhr.

„So ist es beschlossen: Triton, du wirst in die Welt der Menschen verbannt und kannst nur dann zurückkehren, wenn du die Liebe einer sterblichen Frau gewonnen hast, die dich nicht wegen deiner Schönheit, sondern wegen deiner Güte und Selbstlosigkeit liebt.“

Zeus’ Lachen hallte gegen den Palast, dann rollte es den Hügel nach Griechenland hinunter. In seinem Schock hörte Triton kaum, was die Sterblichen als Donner wahrnehmen würden. Er hatte wohl nicht richtig gehört. Die Welt der Sterblichen? Und unter diesen Bedingungen? War Zeus verrückt geworden?

„Das wird den Kerl bis ins nächste Jahrhundert beschäftigen“, hörte er einen Zuschauer flüstern.

„Genau, denn keine Frau wird jemals sein Aussehen ignorieren können. Keine Chance!“, antwortete ein anderer und lachte.

Als ob er das nicht selbst wüsste! Blonde Haare, blaue Augen und eine klassische Nase: Triton hatte die Schönheit seiner Mutter geerbt. Zusammen mit einem perfekten Körper, gab es nichts, das Triton physisch noch verbessern konnte. Kein Tag verging, ohne dass er nicht einen anzüglichen Blick einer Göttin oder Sterblichen auf sich zog. Oder verächtliche Blicke von Göttern oder Männern, die ihn als Konkurrenz um die Gunst ihrer Frauen sahen. Aber es schien, dass sein gutes Aussehen ihn nun daran hindern könnte, wieder nach Hause zurückzukehren.

Triton warf Eros einen genervten Blick zu. Warum in aller Welt hatte sein Freund – nein, sein Ex-Freund – ihn so schlecht beraten? Eros’ selbstgefälliges Lächeln bestätigte, dass dieser einen geheimen Plan hatte. Triton war in der richtigen Stimmung, dem Liebesgott den Hals umzudrehen, sobald Zeus gegangen war, und dann nachzufragen, was Eros’ Motiv war.

Verletze ihn zuerst, stelle Fragen später.

„Außerdem wirst du all deiner göttlichen Kräfte beraubt werden, während du auf der Erde weilst“, fügte Zeus an. „Jeder Gott, der dir bei deiner Aufgabe hilft, wird bestraft werden.“

Der mächtige Gott ließ seinen Blick über die Menge schweifen und verweilte länger als nur ein paar Sekunden auf Eros und Hermes.

„Dies gilt auch für alle Götter, die heute nicht hier versammelt sind.“

Nun, dann galt es auch für Dionysos. Das Quartett war praktisch unzertrennlich. Aber obwohl Dionysos nicht zu Tritons Verurteilung erschienen war und wahrscheinlich irgendwo in der menschlichen Welt auf Saufkurs war, würde Dionysos ihm sicherlich zu Hilfe kommen, wenn es notwendig war.

Auf dem Olymp bedeutete Freundschaft mehr als Verwandtschaft, vor allem wenn man bedachte, dass wegen all der Inzucht, die vor sich ging, sowieso praktisch jeder mit jedem verwandt war.

Sowohl Hermes als auch Dionysos waren seine Cousins, während Eros ein Cousin zweiten Grades war (und wenn es nach Triton ging, allerletzten Grades, nach dem Spaß, den er sich gerade erlaubt hatte, ihm solch einen katastrophalen Rat zu geben).

„Darüber hinaus“, dröhnte Zeus weiter.

War der alte Gott immer noch nicht fertig? Was sonst könnte er noch hinzufügen, das die Sache noch schlimmer machen würde als sie ohnehin schon war?

„... sollte ein Gott Tritons Bemühungen, die Liebe einer Sterblichen durch seine Güte und Selbstlosigkeit zu sichern, stören, wird dieser ...“ Zeus machte eine dramatische Pause. In der Stille, die nun folgte, hätte man die Träne einer Jungfrau auf den Boden tropfen gehört. Nur gab es dank Zeus’ unstillbarer Libido auf dem Olymp keinerlei Jungfrauen mehr.

„... belohnt.“

Beifall begrüßte die Lasst-uns-Triton-hochnehmen Ankündigung. Sein Onkel war schon ein kranker Scheißkerl.

Viele der Olympier waren versammelt, alle in langen fließenden Tuniken gekleidet, einige in weiß, andere in fröhlicheren Farben. Die meisten Gesichter, die Triton beobachteten, waren ihm vertraut.

Er entdeckte Artemis, die in ihrer Jagdkleidung gekommen war, und deren weiche Lederstiefel ihre langen, muskulösen Beine streichelten. Triton fing ihren Blick auf und zwinkerte ihr zu. Wenn er nach seiner Strafe zurück war, würde er es bei ihr versuchen. Es würde Spaß machen, zumal er wusste, dass sein lästiger Halbbruder Orion sie auch begehrte. Das würde eine würdige Herausforderung werden: welcher Bruder sie als erstes ins Bett bekommen würde.

Jetzt wo Triton seine Strafe erhalten hatte, überdachte er seine Einschätzung von Danae, Zeus’ derzeitiger Geliebten. Rückblickend war sie doch nicht so gut im Bett gewesen. Jedenfalls war sie es nicht wert gewesen, die Art von harter Strafe auf sich zu nehmen, die Zeus ihm auferlegt hatte. Alles, was sie getan hatte, war, mit gespreizten Beinen dort zu liegen. Sie hatte nicht einmal seinen Schwanz gelutscht. Er war in der rechten Laune, zu ihr zurückzukehren und zu fordern, dass sie ihm einen blies, damit die Strafe zumindest dem Verbrechen entsprach.

Aber natürlich war das nicht möglich. Zeus würde sicherstellen, dass Triton nirgendwohin ging als den Berg hinunter ins menschliche Griechenland. Und von nun an würde er ein Adlerauge auf seine Geliebte werfen, bis er selbst das Interesse an ihr verlor und zur nächsten zog. Und das würde noch eher passieren als Triton wieder aus seiner Verbannung zurück war.

„So ist es beschlossen.“ Zeus drehte sich um und ging über die Terrasse zu seinem opulenten weißen Marmorpalast.

„Auf nach Griechenland dann“, murmelte Triton vor sich hin.

Zeus wirbelte herum und grinste höhnisch. „Griechenland? Du gehst nicht nach Griechenland.“

„Aber, wohin, wenn nicht –“

„Du gehst nach Amerika.“

Tritons Herz setzte einen Schlag aus. Nach Amerika? Ins Land des schlechten Fernsehens, des endlosen Konsums, und der Menschen, die von Schönheit besessen waren? Wie lagen da seine Chancen, auf eine Frau zu treffen, die ihn für irgendetwas anderes außer seiner Schönheit lieben konnte? Während Triton sich oft nach Griechenland und Italien begab, um dort erotische Abenteuer zu erleben, bei denen er natürlich die Tatsache, dass er ein Gott war, verheimlichen musste, hatte er Amerika immer gemieden. Er hatte kein Interesse daran. Natürlich war sich Zeus dieser Tatsache sehr wohl bewusst.

Einen Augenblick später war Zeus verschwunden, und die Zuschauermenge löste sich auf. Triton sah dort hinüber, wo Eros und Hermes standen, und bemerkte wie Orion hinter ihnen grinste. Der Gott der Jäger war ihm ein Dorn im Auge. Sie konnten sich nicht leiden. Triton würdigte ihn mit einem abweisenden Blick, doch Orion konnte kaum seine Schadenfreude unterdrücken, bevor er sich umdrehte und verschwand.

Seine beiden Freunde versuchten positiv zu bleiben.

„Mach dir keine Sorgen, das schaffst du schon“, behauptete Eros.

Triton schlug mit seiner Faust in den Magen des Liebesgottes. „Das ist für deinen glänzenden Rat.“

„Hey, ich hab’s doch nur gut gemeint.“

„Du hättest stattdessen auf mich hören sollen“, sagte Hermes mit einem selbstgefälligen Lächeln auf seinem Gesicht. „Aber nein, du dachtest, ich trickse dich aus. Würde ich denn so was tun?“

„Ja, würdest du und hast du auch oft genug getan“, sagte Triton und ignorierte den gespielt unschuldigen Ton seines Freundes.

„Diesmal nicht. Der Hades wäre ein Heidenspaß gewesen.“

Das musste ihm keiner sagen. Der Hades hatte vielleicht einen schlechten Ruf unter den Sterblichen, aber für einen schlauen Gott wie Triton war es ideal.

„Vielleicht hättest du besser Zeus zugehört, anstatt mal wieder Tagträumen nachzuhängen.“ Eros strich gelassen über seinen Bogen.

„Oder vielleicht hättest du es nicht mit Danae treiben sollen“, fügte Hermes hinzu.

„Hinterher ist jeder schlauer, aber das hilft mir jetzt auch nicht weiter. Also, was ist der Plan? Wie kommen wir aus dieser Scheiße wieder raus?“, fragte Triton und warf seinen Freunden einen erwartungsvollen Blick zu.

„Wir?“, antworteten Eros und Hermes wie im Chor.

„Da bist du ganz auf dich alleine gestellt“, rief Eros aus.

Hermes nickte. „Genau.“

„Schweinehunde!“ Triton bekam keine weitere Chance, seine Freunde noch länger zu beschimpfen, denn im nächsten Moment fühlte er eine starke Kraft seinen Körper ergreifen und ihn den Berg hinab transportieren.

„Eros, das zahle ich dir noch heim!“, rief er, war sich aber nicht sicher, ob der Liebesgott ihn gehört hatte.

Na super, Zeus gab ihm nicht einmal Zeit, für seine Reise zu packen.

3

„Eine blinde Frau? Das ist dein genialer Plan?“ Triton schüttelte den Kopf, während sein Freund Dionysos eifrig nickte.

„Natürlich. Es macht absolut Sinn. Eine blinde Frau kann dich nicht wegen deiner Schönheit lieben, weil sie dich nicht sehen kann. Jetzt musst du dir nur eine auswählen, und du bist so gut wie auf dem Weg nach Hause.“

Der Gott des Weines und der Ekstase hatte ein selbstzufriedenes Grinsen auf seinem Gesicht. Sein dunkles Aussehen stand in krassem Gegensatz zu Tritons blonden Haaren und dessen sonnenverwöhnter Haut. Dionysos war ein gut aussehender Gott, das musste Triton zugeben, zumindest meinten das die Frauen, die auf diese düstere und brütende Art standen.

Tritons nackter Hintern tat ihm noch immer weh, nachdem er unsanft in einem Steingarten hinter einem alten Haus gelandet war. Wenn das Zeus’ Idee von einem Witz war, ihn dort abzuladen, nackt und ohne Mittel für die Beschaffung von Kleidung, dann konnte Triton den Humor darin nicht erkennen.

Zumindest hatte Dionysos seine Rufe sofort gehört, ebenso wie ein Gott den Hilferuf eines Sterblichen hören konnte, wenn dieser den Namen des Gottes ausrief. Er hatte sich Tritons Geschichte angehört und sofort gehandelt. Nachdem er ihn mit guter Kleidung versorgt hatte, war Dionysos wieder verschwunden.

Jetzt, da er angezogen war, fühlte sich Triton besser, und zum Glück war Dionysos’ Geschmack in Sachen Mode tadellos, genauso wie sein Auge für die richtige Größe. Die Jeans saß wie angegossen und schmiegte sich passgenau um Tritons Hintern.

Als er durch diese fremde Stadt wanderte, mit der Karte in der Hand wie ein unglücklicher Tourist, und Dionysos’ Anweisungen befolgte, bemerkte er mehr als nur eine Frau, die den guten Sitz seiner Jeans –Vorder- sowie Rückseite – bewunderte. Nun, er konnte sich nicht beklagen.

Er wanderte durch die kleine Stadt mit ihren kopfsteingepflasterten Straßen, verwinkelten Gassen und alten Backstein- und Holzhäusern mit ihren großen verzierten Balkonen und malerischen Innenhöfen, um zu dem Ort zu gelangen, wo Dionysos auf ihn wartete. Aber es war alles zu niedlich für seinen Geschmack, wo auch immer hier war.

Triton blickte zurück auf den Stadtplan in seiner Hand. Richtig, Charleston hieß es da. Und wenn es das nicht erklärt hätte, dann konnte er auch noch das Schild an dem Gebäude lesen, an dem Dionysos lehnte: Charleston Blindenschule.

„Auf geht’s“, schlug Dionysos vor.

Triton legte seine Hand auf den Arm seines Freundes, um ihn zurückzuhalten. „Wir können doch nicht einfach dort hineingehen. Es ist eine Schule.“

„Ja, aber es ist eine Schule für Blinde. Niemand wird uns sehen.“

Triton musste zugeben, dass Dionysos’ Plan einerseits genial war. Wenn er eine blinde Frau fand, die er umschwärmen konnte, würde sie sich in ihn verlieben, ohne sich darüber bewusst zu sein, wie gut er aussah. Somit würde er Zeus’ Bedingung erfüllen und wäre in Kürze wieder zu Hause. Aber einfach so in eine Blindenschule hineinzustapfen und eine überaus verletzliche Frau auszunutzen, das ging sogar Triton gegen den Strich.

Zögernd trat Triton in den geschützten Innenhof der Schule und blickte auf die Szene vor sich. Kinder im Alter von etwa fünf bis nicht älter als siebzehn Jahren waren auf der Rasenfläche versammelt. Einige saßen auf Bänken, andere standen in Gruppen herum und redeten laut. Er konnte keine Lehrer sehen. Wo waren sie alle? Müsste nicht mindestens eine Person Aufsicht haben, um die Kinder zu überwachen?

Triton ließ seinen Blick über einige der älteren Mädchen schweifen.

„Du kannst nicht von mir erwarten ...“, fing Triton an und schluckte schwer. „Das sind doch noch Kinder. Dein Vater hat deutlich Frau gesagt, nicht Mädchen. Ich werde nicht ...“

„Ich wünschte, du würdest ihn nicht so nennen. Nicht einmal ich nenne ihn Vater. Was für ein Vater ist er denn gewesen!“ Dionysos war wieder einmal dabei, eine Schimpfkanonade loszulassen. „Alles, wozu ich für ihn gut bin, ist, ihn mit schönen Frauen zu verkuppeln. Kannst du dir das vorstellen? Mein eigener Vater! Und er fing damit schon an, als er noch mit meiner Mutter zusammen war, als ob ...“

Triton hörte nicht weiter zu. Er hatte das alles schon oft genug gehört: Wie Zeus Dionysos’ Mutter betrogen hatte – was genau genommen noch nicht einmal richtig war, da Dionysos’ Mutter Semele lediglich eine von Zeus’ Geliebten gewesen war –, wie er sich von Zeus im Stich gelassen und gleichzeitig von ihm benutzt gefühlt hatte, und wie dies Dionysos’ Beziehungen zu Frauen beeinflusst hatte. Alles Psychogeschwätz, wenn man ihn fragte.

„Dio, konzentrier dich!“

„Du bist nicht der Einzige, der Probleme hat, Triton!“

Triton warf ihm einen ungeduldigen Blick zu. „Aber meine sind ein bisschen dringender. Und das ...“ Er deutete auf die blinden Kinder. „Das wird nicht funktionieren, also lass uns verdammt noch mal von hier verschwinden.“

„Ja, aber nicht ohne eine Frau für dich“, stimmte Dionysos zu.

„Wie? Willst du sie so einfach mitnehmen? Sie entführen? Das ist doch selbst für dich ungeheuerlich“, erwiderte Triton.

Dionysos schlug Triton seine flache Hand auf die Stirn. „Natürlich nicht, du Idiot. Wir beobachten sie, folgen ihr und finden dann heraus, wo sie wohnt. Und dann findest du einen Vorwand, um dich ihr zu nähern und sie kennenzulernen. Sie wird in kürzester Zeit nach dir lechzen.“

Der Plan war perfekt. Aber Triton konnte seinem Freund nicht zustimmend auf die Schulter klopfen, um ihm für seine geniale Idee zu danken, im Gegenteil, er fühlte sich davon abgestoßen.

„Okay, dann“, fuhr Dionysos fort. „Welches dieser kleinen Fohlen gefällt dir denn?“ Er deutete auf eine Gruppe von drei Mädchen, die wie etwa siebzehn aussahen. Eine war flachbrüstig und noch nicht gut entwickelt. Alle drei hatten frische junge Gesichter, die ihre Jugend nur noch unterstrichen.

„Los, such dir eine aus“, forderte Dionysos erneut.

Wie tief glaubte sein Freund, dass Triton sinken würde? Doch bevor er Dionysos sagen konnte, dass er die ganze Idee vergessen sollte, hörte er jemanden hinter sich rufen.

„Pädophile!“

Der Schrei erfüllte den Innenhof einen Moment, bevor ein Stock Triton an der Wade traf.

„Was zum Hades?“, zischte er und wirbelte herum, um sich seinem Angreifer zu stellen.

Der Blindenstock gehörte einem Jungen, der nicht älter als zehn Jahre sein konnte. Obwohl er blind war, schien er kein Problem zu haben, herauszufinden, wo er Triton treffen konnte, und wiederholte umgehend seinen Angriff.

„Halt!“, schrie Triton.

„Pädophile! Hilfe!“ Der Junge schrie wieder und bekam diesmal mehr Aufmerksamkeit von seinen Mitschülern. Angestachelt von den Schreien des Jungen schlossen sich mehr Kinder dem Kampf gegen Triton und Dionysos an.

„Scheiße!“, presste Dionysos hervor. „Das ist nicht gut.“

„Wirklich?“

Immer mehr Kinder umringten sie, und plötzlich fingen sie alle an zu schreien und zu kreischen. Wörter wie Pädophile, Schweinehund und Entführer flogen frei im Hof umher. Triton und Dionysos wehrten sich gegen die wütenden Schläge ihrer Stöcke.

„Toll, schau, was du uns damit eingehandelt hast“, beschwerte sich Triton.

Triton spürte einen weiteren schmerzhaften Hieb gegen seinen Oberschenkel, gefolgt von einem auf seinen Hintern, bevor er eine gebieterische erwachsene Stimme hörte.

„Was zum Teufel ist hier los?“

Triton blickte in Richtung der Stimme und sah eine Lehrerin aus dem Fenster schauen. Die Frau starrte ihn direkt an. Verdammt, sie war offensichtlich nicht blind.

„Pädophile!“, schrien mehrere der Kinder.

„Polizei!“, rief ein anderes.

„Wir müssen hier raus! Renn!“, rief Triton seinem Freund zu, der mitten im Kampf gegen eine bösartige Attacke von ein paar Zwölfjährigen war. Kinder sollten nicht in die Nähe dieser tödlichen Instrumente, dieser Stöcke, gelassen werden.

Triton musste so schnell wie möglich von hier verschwinden, bevor jemand eine genaue Beschreibung von ihm geben und ihn an die Behörden ausliefern konnte und damit seinen Aufenthalt in dieser schönen südlichen Stadt verkürzen würde.

Triton lief an Dionysos vorbei, packte ihn am Arm und riss ihn von seinen beiden kleinen Angreifern weg. In der Ferne ertönte schon eine Polizeisirene. Wer hatte jemals behauptet, der Süden wäre langsam?

Er tauschte einen flüchtigen Blick mit Dionysos aus und sprintete durch das Schultor hinaus.

„Hier entlang“, befahl Dionysos.

Triton folgte ihm in die schmale Nebenstraße. Er stolperte wegen eines fehlenden Kopfsteins, fing sich aber rechtzeitig und rannte weiter.

Die Sirene kam näher und konnte jetzt nur noch einen Block entfernt sein. Dionysos bog in eine Gasse ein, Triton auf seinen Fersen. Nach einem halben Block drehte sich sein Freund nach links und bog in einen alten überwucherten Friedhof ein.

Spanisches Moos hing von den Trauerweiden und Flechten überzogen die alten Grabsteine. Das gefilterte Sonnenlicht, das auf die Gräber schien, verbreitete eine unheimliche Atmosphäre.

Schwer atmend folgte Triton Dionysos’ Beispiel und ließ sich gegen einen Grabstein fallen. Seine Brust hob sich aufgrund der unerwarteten Anstrengung. Er war kein guter Läufer. Als Meeresgott war er ein ausgezeichneter Schwimmer und vermisste das Wasser, aber auf dem Trockenen war er nur durchschnittlich. Um sich jetzt wirklich zu entspannen, würde er alles geben, das Gefühl der brechenden Wellen gegen seinen Körper zu spüren.

„Das war knapp.“ Triton atmete tief aus und wischte sich eine Schweißperle von der Stirn.

Für heute hatte er Dionysos satt. Eine Frau zu verführen war eine Sache (und zwar eine, gegen die Triton nichts einzuwenden hatte), aber eine Blinde anzumachen, und noch dazu eine, die kaum als Frau bezeichnet werden konnte, war etwas, das selbst er als Gott sich nicht eingehen lassen wollte. Natürlich waren die Götter nicht gerade für ihre humane Behandlung der Sterblichen bekannt, aber eine blinde Teenagerin verführen? Nur die verdorbensten Götter würden so tief sinken. Und trotz all seiner Gefühllosigkeit zog Triton doch irgendwo die Linie.

„Ich brauche jetzt was zu trinken.“

„Gute Idee“, stimmte ihm Dionysos zu. Schließlich war er ja der Gott des Weines.

„Ohne dich!“, bellte Triton zurück.

4

„Ich hätte mich nie von dir überreden lassen sollen, hierher zu kommen.“ Sophia seufzte und warf Francesca einen frustrierten Blick zu. „Nur verzweifelte Singles gehen in diese Absteige.“ Und sie zählte sich nicht zu den Verzweifelten, jedenfalls noch nicht.

Ihre Freundin nahm einen Schluck von ihrem Getränk, das mit einem Schirmchen gekrönt war. „Mach’s nicht nieder. Ich habe meine letzten fünf Dates von hier abgeschleppt.“

„Das bestätigt meine Meinung.“ Sophia nahm ihre Handtasche vom Tisch.

Ohne ihre Begutachtung der Männer in der dunklen Lounge zu unterbrechen, legte Francesca ihre Hand auf Sophias Arm, um sie am Aufstehen zu hindern. „Denk nicht einmal daran, zu gehen. Was wirst du denn zu Hause machen? Bis Mitternacht arbeiten? Nein, du musst mal eine Nacht abschalten und auf andere Gedanken kommen.“

Erwischt! Wie konnte Francesca nur immer wissen, was sie vorhatte? War sie eine Hellseherin, oder was?

„Ich habe keine Zeit zum Abschalten. Die Eröffnung ist in nur sieben Wochen, und wir sind noch nicht einmal halbwegs mit den Renovierungen fertig. Und die Bank sitzt mir auch im Nacken.“

An manchen Tagen wusste sie kaum, wo sie mit all den Dingen anfangen sollte, um die sie sich kümmern musste. Das Renovierungsprojekt erwies sich als zeitaufwändiger und frustrierender als sie es sich jemals vorgestellt hatte. Nur gut, dass sie gut im Multitasking war, sonst hätte sie die Flinte schon lange ins Korn geworfen.

„Das Haus in eine Pension zu verwandeln ist kein Job für eine einzelne Person. Ich habe dir das schon gesagt, bevor du angefangen hast“, tadelte Francesca sie und runzelte dabei die Stirn.

„Ich kann ja wohl schlecht jemanden um Hilfe bitten. Oder möchtest du, dass sich Michael daran beteiligt?“ Sophia wollte keine Antwort auf ihre rhetorische Frage, wusste aber, dass sie dennoch eine erhalten würde. Sie konnte darauf zählen – drei, zwei ...

„Den brauchst du wie ein Loch im Kopf! Dieser Mann ist reines Gift. Schade, dass man sich seine Familie nicht aussuchen kann.“ Ihre Freundin spitzte die Lippen und schüttelte den Kopf.

„Vielleicht ist das Wort Gift ein wenig zu hart. So schlimm, wie du ihn darstellst, ist er jetzt auch wieder nicht“, verteidigte ihn Sophia. Ihre Worte waren nur ein Reflex. Sie mochte nicht schlecht über Menschen reden, die nicht anwesend waren um sich zu verteidigen, selbst wenn sie es verdienten. Andererseits, vielleicht würde ein bisschen Lästern mit ihrer besten Freundin all die aufgestaute Frustration aus ihren müden Knochen vertreiben und ihr helfen, sich zu entspannen.

„Oh, wirklich? Und welcher Teil deines lieben Cousins ist gut? Der Teil von ihm, der deine Tante ausgenommen hat, während sie noch am Leben war, oder als er versucht hat, Kredite in deinem Namen aufzunehmen? Oder warte mal, vielleicht der Teil, der dir dein Auto unter deiner Nase verkauft hat, sodass du mit dem Bus zum Campus fahren musstest?“ Francesca legte mit einer spöttelnden Geste ihren Finger unter ihr Kinn.

Okay, also würde sie wohl lästern müssen. Warum kämpfte sie noch dagegen an, wenn sie noch immer über Michaels Benehmen bei der Verlesung von Elenis Testament verärgert war, als er gedroht hatte, sie wegen des Erbes zu verklagen, von dem er glaubte, dass es ihm zustand?

„Das bringt Erinnerungen zurück”, gestand Sophia. Leider nicht viele gute. Mit ihrem Cousin Michael aufzuwachsen, nachdem sowohl ihre Eltern als auch Michaels zusammen mit einem Boot verunglückt waren, war nicht einfach gewesen. „Tante Eleni war so wütend auf ihn, als sie herausfand, dass er sie bestohlen hatte. Das hat sie dazu gebracht, ihr Testament zu ändern. Sie sagte, er würde keinen roten Heller mehr von ihr bekommen.“

„Und das hat er auch nicht. Jetzt gehört das Haus dir alleine –“

Sophia unterbrach sie, „Besser gesagt der Bank – die Erbschaftssteuer bringt mich um. Mit dieser riesigen Hypothek, die ich aufnehmen musste, nur um die Steuern zu bezahlen, habe ich keine andere Wahl, als das Haus in eine Pension umzubauen. Was hätte ich sonst tun sollen? Es verkaufen?“

„Das wäre eine Idee.“

„Nein, Francesca, kommt nicht in Frage. Ich werde das Haus nicht aufgeben. Das ist alles, was ich habe.“ Es war ihr Zuhause und das einzige, das sie an ihre Eltern erinnerte. „Ich habe wirklich alles durchdacht. Ich habe alles ausgerechnet. Der Businessplan ist solide. Wenn er es nicht wäre, hätte mir die Bank nie den Kredit für die Renovierung gegeben. Ich sage dir, es wird funktionieren.“

„Na ja, so kriegt es wenigstens Michael nicht in seine Krallen.“ Francesca kippte den letzten Schluck ihres Getränkes hinunter.

„Könnte er aber doch.“ Sophia erinnerte sich noch an den Schock, als sie die Klausel in Elenis Testament gehört hatte.

„Wie denn das?“ Ihre Freundin warf ihr einen verwirrten Blick zu. „Du hast es geerbt. Ich hoffe, du setzt nicht ihn als Erben in deinem Testament ein.“

Sophia konnte als zu gutmütig bezeichnet werden, aber dumm? Nein, niemand würde sie das nennen. Sie konnte einen Geschäftsvertrag zerlegen, wie ein Zehntklässler einen Frosch sezierte: mit genug Neugier, um sicherzustellen, dass ihr nichts entging. Auch wenn sie während des Studiums nur ein paar Vertrags- und Wirtschaftsrechtskurse belegt hatte, hatte sie doch ein paar Dinge gelernt. Genug um zu wissen, wann sie einen Anwalt hinzuziehen musste und wann sie die Dinge selbst handhaben konnte.

„Tja, das ist nicht wirklich etwas, das ich kontrollieren kann. Elenis Testament hatte eine Klausel für den Notfall. Eine Familiensache“, schnitt Sophia den Protest ihrer Freundin sofort ab. „Wenn mir etwas passiert, bevor ich Kinder habe, dann ist er der Nacherbe.“

Francesca stieß ein unterdrücktes Keuchen aus. „Das kann sie tun?“

Sophia nickte. Ihr hatte die Klausel nicht gefallen, als eine Woche nach Elenis Tod das Testament verlesen worden war. Doch nach Absprache mit ihrem eigenen Anwalt hatte sie erkannt, dass die Anfechtung des Testaments sie jeden Pfennig kosten würde, den sie geerbt hatte.

„Sie kann es tun, und sie hat es getan. Ich glaube, Familie bedeutete ihr mehr als wir immer angenommen haben. Auch wenn das heißt, dass mein schrecklicher Cousin doch noch an ihr Geld kommen kann. Denn dass ich Kinder bekomme, wird nicht in absehbarer Zeit passieren, das weißt du so gut wie ich.“

Sosehr sie auch eine Familie wollte, musste sie erst einmal in der Lage sein, finanziell für eine zu sorgen. Und das bedeutete, ein profitables Geschäft aufzubauen und all ihre Energie hineinzustecken, damit es funktionierte. Auch wenn das hieß, den Kinderwunsch noch ein paar Jahre aufzuschieben. Sie hatte immerhin noch einige gebärfähige Jahre vor sich. Mit achtundzwanzig war sie noch nicht ganz aus dem Spiel.

Francesca verdrehte die Augen. „Es würde helfen, wenn du gelegentlich mal mit einem Mann ausgingst.“

Sophia hatte keinerlei Einwände gegen Verabredungen per se, allerdings gegen die verfügbaren Männer. Und eine Beziehung einzugehen, nur damit sie nicht mehr alleine war, war einfach zu erbärmlich. Sie suchte nach Mr. Right, nicht Mr. Right-Now. Nun, suchen war vielleicht ein zu starkes Wort. Sie war nicht gerade aktiv auf der Suche. Wirklich, wo würde sie auch die Zeit für Verabredungen hernehmen, wo sie sich doch um so viele Dinge kümmern musste?

„Ich brauche keinen weiteren Vortrag. Ich habe dir schon gesagt, sobald die Pension eröffnet ist, geht’s bei mir ganz neu los. Dann werde ich mir einen anständigen Mann suchen, wirkliches Heiratsmaterial. Da kannst du mich zitieren. Aber bis dahin habe ich keine Zeit, zu Verabredungen mit der Art von Typen zu gehen, die ich in einer Absteige wie dieser treffen werde.“

Wie einsam es auch war, in ein leeres Haus zurückzukehren, es war doch allemal besser als wieder eine Verabredung mit dem falschen Kerl zu treffen. Sie hatte ihre Lektion gelernt.

„Du kannst nicht zulassen, dass dich deine schlechten Erfahrungen für den Rest deines Lebens zurückhalten. Ich dachte, du fängst neu an.“ Francesca machte eine provokative Bewegung mit ihrem Handgelenk.

„Mache ich auch. Und weder Ralph noch Eric haben etwas damit zu tun.“

„Und Simon, Mark oder Justin?“, Francesca fragte spöttisch. „Klar, wenn du das sagst.“

Sophia nahm einen großen Schluck von ihrem Drink. „Was willst du, Francesca?“

Ihre Freundin beugte sich über den Tisch. „Ich möchte, dass du zugibst, dass man nicht alle Menschen mit dem gleichen Maß messen kann, nur weil ein paar Idioten dich verletzt haben. Es ist nicht fair.“

Sophia wollte sie unterbrechen, aber Francesca hob ihre Hand. „Nein, ich muss das jetzt mal sagen. Ich hätte es schon vor Jahren sagen sollen. Es ist an der Zeit, reinen Tisch zu machen. Du musst einem Mann doch eine Chance geben. Tu dir selbst einen Gefallen und vergiss diese Idioten! Sie sind es nicht wert.“

Das war leichter gesagt als getan. „Ich bin nicht wie du, Francesca.“

„Schätzchen, so was passiert uns allen. Glaubst du, niemand hat mich je hintergangen?“

Sophia zuckte mit den Schultern. „Ich weiß hundertprozentig, dass keiner deiner Freunde dich jemals für den Abschlussball mit einer anderen ausgetauscht hat, nur weil du plötzlich ein Gesicht voller Pickel hattest.“

„Ralph war ein Scheißkerl, das gebe ich zu, aber diese Pickel waren auch wirklich scheußlich.“ Francesca versuchte, ihr Lachen zu unterdrücken.

Sophia konnte sich nicht helfen und fing selbst an zu lachen. Die ganze Sache war lächerlich gewesen. Und als ihr Gesicht nach ein paar Wochen wieder pickelfrei gewesen war, war Ralph prompt wieder angekrochen gekommen.

Doch bis dahin war ihr bereits klar geworden, wie oberflächlich er war. Was ihm wichtig war, war der schöne Schein, und sie hatte nicht in seine perfekte Welt gepasst. Gott bewahre, wenn sein Abschlussballfoto seine Freundin mit Akne zeigen würde. Also hatte Sophia beschlossen, dass sie nie wieder mit einem Schönling wie Ralph ausgehen würde.

Ein paar Monate später hatte sie ihren Vorsatz gebrochen und war wieder mit einem Mann ausgegangen, der um seiner selbst willen zu schön war. Die Tatsache, dass Eric sich ständig in dem bewundernden Schein anderer Frauen sonnte und Komplimente förmlich aufsaugte, war noch nicht einmal das Schlimmste. Das Problem war gewesen, dass er jeder gleichermaßen schönen Frau ein Stück seines perfekten Körpers anbieten musste. Bis Sophia seine Seitensprünge entdeckt hatte, hatte Eric sich schon so sehr daran gewöhnt, dass er darin absolut nichts Falsches sah.

Nach einer Weile war ihr aufgefallen, dass je besser aussehend der Mann war, desto katastrophaler die Beziehung verlaufen würde. Konnte sie etwas dafür, dass sie Männer mit einem tollen Körper und einem attraktiven Gesicht mochte? Zum ersten Mal fragte sich Sophia, ob sie vielleicht diejenige war, die oberflächlich war. Log sie Francesca und sich selbst an, wenn sie behauptete, sie mochte einen Mann mit Verstand und Substanz? Oh, Scheiße, sie war wahrscheinlich kein Stück besser als diese Männer. Nichts hatte sich wirklich seit der Schule geändert. Sie verliebte sich noch immer in jedes hübsche Gesicht und musste ihre Kampfwunden ein paar Wochen später lecken. Einfach doof!

„Glaub mir, wenn ich dir sage, dass ich mich nie wieder in einen Schönling verlieben werde“, versprach Sophia, ein Versprechen, das sie mehr sich selbst machte als Francesca.

Als sie ihre Freundin wieder anschaute, bemerkte sie, wie sich deren Gesichtsausdruck plötzlich veränderte. Interesse blitzte in ihrem hübschen Gesicht auf. „Gut, die Wette nehme ich an. Also, lass uns doch mal deinen Widerstand bei dem nächsten heißen Kerl, der auftaucht, testen.“ Francescas Augen klebten an der Eingangstür.

Sophia hob das Kinn. „Einverstanden. Ich werde dir beweisen, dass ich nicht mehr für ein hübsches Gesicht anfällig bin. Ich habe mich geändert.“

„Oh, lecker“, murmelte Francesca. „Hier kommt Sex auf Beinen.“

Sophia saß mit dem Rücken zur Tür und konnte nicht sehen, auf wen sich Francescas Bemerkung bezog, aber sie war nicht beunruhigt. „Für dich ist jeder Typ, der atmet, Sex auf Beinen. Keine große Hürde.“

Francesca schnaubte und fächelte sich Luft zu. „Überhaupt nicht wahr, und der hier ist ein echter Brocken. Schau jetzt nicht, aber ich glaube, er kommt auf uns zu.“ Sie fuhr sich mit der Hand durch die Haare. „Okay, hier ist der Plan. Ich werde seine Aufmerksamkeit auf uns lenken und ihn dir dann übergeben. Wie sehe ich aus?“

Sophia lächelte. Wie immer sah ihre beste und älteste Freundin perfekt aus. Ihr rotes Haar war leicht gewellt, und ihr Gesicht war mit subtilem Make-up noch schöner als sonst. Sie sah vollkommen natürlich und hübsch aus. „Wunderschön wie immer.“

Sophia war nicht einmal eifersüchtig oder neidisch auf das Aussehen ihrer Freundin. Als die beste Freundin eines der beliebtesten Mädchen in der Schule und später der Universität hatte sie viele Vorteile genossen. Aber das war noch nicht einmal das Beste. Francesca war ihr so nahe, wie nicht einmal eine Schwester hätte sein können.

„Er schaut in meine Richtung“, setzte Francesca ihren laufenden Kommentar fort. „Er ist definitiv auf dem Weg hierher. Sophia, mach dich bereit!“

Sie hatte ihre Freundin noch nie so nervös gesehen. Wenn es um Männer ging, hatte Francesca viel Erfahrung und spielte immer auf cool. Aber das Erröten ihrer Wangen bezeugte, dass ihre Freundin alles andere als cool war. Sophias Neugier flammte auf. Wenn jemand ihre Freundin erröten lassen konnte, musste er etwas ganz Besonderes an sich haben.

Sophia drehte sich auf ihrem Stuhl um und erstarrte.

Der hochgewachsene blonde Mann bahnte sich mit einem so autoritären Gang einen Weg durch die Menge als wäre er ein Shopaholic, der es auf eine Gucci-Tasche im Ausverkauf abgesehen hatte. Er war so atemberaubend schön, dass ihr das Wasser im Munde zusammenlief.

Sie saß so in der Scheiße!

Wenn nur Sophias Gehirn den Muskeln in ihrem Kiefer befehlen könnte, zuzuklappen, könnte sie eventuell den Eindruck erwecken, als ließe er sie unberührt. Leider stand ihr Mund so weit offen wie ein Schultor am Abschlusstag, und das gab ihr das Gefühl, sie sei ein totaler Idiot.

Der heiße Typ war über 1,85 m groß, und selbst unter seiner lässigen Kleidung war sein Körper gut zu sehen. Mit jedem Schritt bewegten sich die sehnigen Muskeln seiner Brust und dehnten sein Polo-Shirt. Aber er war kein Bodybuilder. Sein Körperbau sah zu natürlich aus, als wäre er so geboren worden.

Braun gebrannt. Heiß. Und auf dem Weg zu ihrem Tisch, seinen Blick auf Francesca fixiert.

Sophia spürte die Temperatur in ihrem Körper ansteigen und versuchte, sich mit den Händen Luft zuzufächeln. Sie hatte nichts so Verlockendes mehr gesehen seit sie und Francesca ihren ersten richtigen Urlaub am Strand von Griechenland verbracht hatten.

Die Hitze im Club wurde stickig. Sie fächelte sich noch heftiger Luft zu, und eine Sekunde später traf sie versehentlich ihr Glas mit ihrer Hand und kippte es um. In einem verzweifelten Versuch, die Flüssigkeit am Verschütten zu hindern, machte sie die Sache noch schlimmer. Ein Eiswürfel flog aus dem Glas, als sie es wieder aufrichtete, und landete prompt in ihrem Dekolleté. Und da saß er, genau dort, wo ihr neuer Victoria’s Secret BH ihre perfekt geformten, aber durchschnittlich großen Brüste zusammendrückte, um sie in vorteilhafterer Art und Weise anzupreisen.

Mist! Jetzt hatte sie Aufmerksamkeit auf sich gelenkt, was das absolut Letzte war, das sie tun wollte.

Sophia hätte nie auf Francesca hören sollen und lieber ihre Bluse mit dem hohen Kragen tragen sollen anstelle des Tops, in dem ihre Brüste fast oben überquollen. Sie wagte es nicht, ihren Kopf zu heben, um zu sehen, ob der heiße Typ ihren kleinen Unfall mitbekommen hatte, denn sie wusste, dass er das hatte. Deshalb starb sie gerade den langsamen Tod der Verlegenheit. Sophia versuchte zu retten, was von ihrer Würde noch zu retten war, und griff nach dem rasch schmelzenden Eiswürfel.

„Darf ich?“

Seine tiefe melodische Stimme rüttelte sie in ihrer Bewegung auf. Sie hob den Kopf, um ihn anzusehen und spürte sofort, wie ihr Herz zu flattern begann. Er stand nur wenige Zentimeter von ihr entfernt, seine sandblonden Haare in perfektem Kontrast zu seinem gebräunten Gesicht, als ob er jeden Tag stundenlang in der Sonne verbrachte. Seine stechenden azurblauen Augen funkelten voller Unfug.

Bevor Sophias Gehirn überhaupt verarbeiten konnte, was er sie gefragt hatte, griff er nach dem Eiswürfel, der immer noch zwischen ihren Brüsten steckte, und befreite ihn. Seine Finger streiften ihre nackte Haut, und sie hätte schwören können, dass ihre Haut bei der Berührung brutzelte.

Wie hypnotisiert beobachtete sie ihn, wie er den Eiswürfel nahm und ihn in seinem Mund verschwinden ließ.

„Mmm, erfrischend“, kommentierte er und fegte einen Blick über ihren Körper, als ob er sie für ein Kleid abmaß. Keine Kurve, kein Zentimeter schien seinem geschulten Auge zu entgehen. Wenn die Hitze, die sie in ihrem Kopf aufsteigen spürte, ein Anzeichen dafür war, dann würde sie sagen, dass sie wie eine überreife Tomate errötete.

„Möchtest du tanzen?“, fragte er.

Nein, sie wollte nicht mit ihm tanzen und diese Arme um sich fühlen, von diesen Händen berührt werden. Je weiter entfernt sie jemandem wie ihm blieb, desto besser für sie. Und außerdem hatte der heiße Typ gerade ihre Meinung unterstützt: Nachdem er zuerst geradewegs auf Francesca zugesteuert war, hatte er sofort umgeschaltet, als seine Aufmerksamkeit wegen Sophias Ungeschicklichkeit auf ihre Brüste gezogen worden war. Wenn das nicht oberflächlich auf seine Stirn tätowierte, dann wusste sie nicht was sonst.

„Natürlich will sie tanzen“, hörte sie Francesca für sie antworten.

Sofort sandte Sophia ihrer Freundin einen scheltenden Blick zu, aber Francesca wandte sich ihr nicht einmal zu. Sie fuhr fort, den heißen Typen anzulächeln.

„Sollen wir dann?“, fragte dieser wieder und nahm Sophias Hand in seine.

Jeder Nerv in ihrem Körper reagierte auf ihn, als ein elektrischer Stromschlag durch sie fuhr. Sie erkannte sofort, dass ihm zu widerstehen sie jedes bisschen Energie kosten würde, das sie hatte. Und sie musste ihm widerstehen. Er war der Typ Mann, der ihr Herz zum Flattern brachte, ihren Puls zum Rasen, und schließlich und endlich würde er ihr wehtun. Ein Blick in seine wunderschönen Augen bestätigte, dass er sehr wohl wusste, dass seine Reize auf sie wirkten. Sie kannte diesen selbstzufriedenen Blick bei Männern. Es bestätigte ihr, dass sie nur eine Eroberung für ihn sein würde, und dass das, was sie wollte oder brauchte, ihm vollkommen egal war.

Aber dieses Mal würde sie nicht darauf hereinfallen, versprach sie sich, als sie sich von ihm aus dem Stuhl heben ließ.

Ihre Füße fanden den Boden wieder, als er sie absetzte, doch dieser hätte genauso gut eine Wolke sein können, so schwindlig war ihr von seiner Nähe. Sie kämpfte gegen das Gefühl an, indem sie ihren Kopf schüttelte.

Sein Arm schlang sich sofort um ihre Taille, als er sie in Richtung Tanzfläche führte. Seine Finger drückten durch den Stoff ihres Tops und intensivierten die Hitze, die von ihm ausstrahlte. Oder war es die Art, wie er sie ansah, mit dem intensiven Blick eines Jägers, der seine Beute beäugte? Zum Glück wusste diese Beute genau, mit wem sie es zu tun hatte. Seine Jagd würde nicht erfolgreich sein.

Auf der Tanzfläche zog er sie in eine enge Umarmung. Die Muskeln seiner Oberschenkel rieben mit jedem Schritt, den er machte, gegen sie. Der Duft von Meer umgab ihn, und sie fühlte sich, als ob sie an den Strand transportiert worden war, der Geruch von Sand, Salz und Wind in der Luft.

Sophia spürte wie sich ihre Nervosität ausweitete. In Gegenwart von so viel Männlichkeit in einem solch verlockenden Paket verwandelten sich ihre Gehirnzellen in etwas, das die Konsistenz von Molasse hatte.

Als er sie im Rhythmus der Musik wiegte, streichelte er ihren Hals, und ein Schauer lief ihr den Rücken hinunter. Einen Augenblick später zog er sie noch näher an sich und strich seine Lippen gegen ihre Wange.

Verdammt noch mal, der Typ ging aber scharf ran! Sie würde ihn in seine Schranken verweisen müssen, bevor er auf irgendwelche Ideen kam. Sie würde es ihm nicht leicht machen.

Selbst Ralph war bei der ersten Verabredung nicht soweit gekommen, sie küssen zu dürfen trotz seines Status’ als High-School-Quarterback und der Tatsache, dass sie mit einer der Cheerleaderinnen hatte konkurrieren müssen. Sicher, er war ihr erster Freund gewesen, aber auch heutzutage ließ sie Männer mindestens bis zum Ende des Abends warten, bevor sie einen Kuss erlaubte. Und dieser Kerl würde nicht einmal so weit kommen, das schwor sie. Das musste sie nicht nur sich selbst beweisen, sondern auch Francesca, die sie beobachtete.

Als sie versuchte, ihn etwas wegzuschieben, in der Hoffnung, ein wenig Selbstkontrolle über ihre tobenden Hormone zu gewinnen – und sie tobten, alle 10 Millionen –, schwebten seine Lippen an ihrem Ohr. Sein warmer Atem schickte einen Schauer über ihre Haut. Als dieser ihre Brüste erreichte, verwandelten sich ihre Brustwarzen zu kleinen harten Knospen, die schmerzten, als sie gegen ihren engen BH rieben.

Seine Stimme war das weichste Flüstern, aber seine Worte waren typisch seicht. „Du riechst gut.“

Sophia fand keine Antwort auf seine offensichtliche Anmache.

Einen Augenblick später knabberte er an ihrem Ohr, reiste dann weiter nach unten, streifte gegen ihren Hals, den sie ihm – oh so freiwillig – entgegen neigte, um ihm einen besseren Zugang zu verschaffen. Das Kribbeln, das sich über ihre Haut verteilte, als er sie fast küsste, hinderte ihren Mund daran, einen zusammenhängenden Satz zu bilden.

Sie versteifte sich, versuchte, ihren Körper davon abzuhalten, auf ihn zu reagieren, und zog sich etwas von ihm weg, um ein wenig Abstand zwischen sie zu bringen.

„Tut mir leid, aber du bist so verlockend“, entschuldigte er sich, aber seine Augen zeigten keinerlei Reue, während er sie ansah. Hatte sie auch nicht erwartet. „Ich bin normalerweise nicht so forsch, aber du bist ganz anders.“ Ein etwas verwirrter Blick erschien auf seinem Gesicht. „Ich heiße Tr ... Trent“, stotterte er.

„Sophia“, antwortete sie knapp. Es war nicht notwendig, ihn noch mehr zu ermutigen. Denn Ermutigung brauchte der Kerl auf keinen Fall.

„Was für ein schöner Name. Er ist griechisch“, kommentierte er und zog sie näher an sich.

Wärme verteilte sich auf ihrem Rücken, als er sie an sich drückte. Sein Körper war hart und gleichzeitig beruhigend. Und vollkommen sündig – wenn sie die harte Latte, die gegen ihren Bauch drückte, richtig interpretierte. Sie fühlte eine antwortende Nässe in ihrem Höschen, obwohl sie sie zuerst hatte ignorieren wollen. Aber seine körperliche Kraft war überwältigend und brachte ihr Herz dazu, verzweifelt zu schlagen.

Als die Musik plötzlich aufhörte, war Sophia dankbar für die Begnadigung. Sie sah ihn an und erkannte hitziges Verlangen in seinen Augen. Der Blick, den er ihr schenkte, sandte ein Kribbeln durch ihren Körper, das tief bis in ihre Gebärmutter reichte.

Ohne ein Wort führte er sie zurück zu ihrem Tisch und half ihr auf den Stuhl, indem er sie einfach mit seinen Händen auf ihren Hüften hochhob.

„Darf ich dir und deiner Freundin etwas zu trinken bestellen?“, fragte Trent.

„Piña Colada“, antwortete Francesca.

Der heiße Typ nickte, ohne auch nur einen Blick auf sie zu werfen. Stattdessen hielt er seine Augen auf Sophia fixiert. „Und für dich?“