Raphael & Isabella - Tina Folsom - E-Book
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Raphael & Isabella E-Book

Tina Folsom

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Beschreibung

Venedig, Italien – Anfang 1800 Isabella Tenderini, die wohlhabende Witwe eines Kaufmanns rettet einen Fremden vor dem Ertrinken in einem der Kanäle Venedigs. Und wie bedankt sich der Mann für ihre selbstlose Tat? Indem er sie küsst – sie, eine anständige Frau. Nicht nur ist Raphael di Santori außerordentlich dankbar dafür, dass sein Leben gerettet wurde, er möchte seiner Retterin auch gerne auf die intimste Weise dafür danken – intimer, als es sich gehört. Doch Raphael hat sich noch nie an die Regeln gehalten – welcher Vampir tut das schon?  Über die Serie  Die Romane der Clan der Vampire Reihe sind lustvolle paranormale Novellen, der Sie zurück in die Zeit von Venedig im frühen 19. Jahrhundert versetzt. Es dreht sich um eine Gruppe von Vampiren, die Liebe und Lust mit sterblichen Frauen finden, während sie versuchen, die Tatsache zu verbergen, dass sie Vampire sind. Der Clan der Vampire Band 1 – Raphael & Isabella Band 2 – Dante    & Viola Band 3 – Lorenzo & Bianca Band 4 – Nico & Oriana Band 5 – Marcello & Jane Scanguards Vampire Band 1 - Samsons Sterbliche Geliebte Band 2 - Amaurys Hitzköpfige Rebellin Band 3 - Gabriels Gefährtin Band 4 - Yvettes Verzauberung Band 5 - Zanes Erlösung Band 6 - Quinns Unendliche Liebe Band 7 – Olivers Versuchung Band 8 – Thomas' Entscheidung Band 8 1/2 – Ewiger Biss Band 9 – Cains Geheimnis Band 10 – Luthers Rückkehr Band11 – Blakes Versprechen Band 11 1/2 – Schicksalhafter Bund Band 12 – Johns Sehnsucht Band 13 – Ryders Rhapsodie Band 14 - Damians Eroberung Band 15 - Graysons Herausforderung Band 16 - Isabelles verbotene Liebe Band 17 - Coopers Leidenschaft Band 18 - Vanessas Wagemut Band 19 – Patricks Verführung Hüter der Nacht Band 1 – Geliebter Unsichtbarer Band 2 – Entfesselter Bodyguard Band 3 – Vertrauter Hexer Band 4 – Verbotener Beschützer Band 5 – Verlockender Unsterblicher Band 6 – Übersinnlicher Retter Band 7 – Unwiderstehlicher Dämon Jenseits des Olymps Band 1 - Ein Grieche für alle Fälle Band 2 - Ein Grieche zum Heiraten Band 3 - Ein Grieche im 7. Himmel Band 4 – Ein Grieche für Immer   Andere Serien: Time Quest Der Club der ewigen Junggesellen Codename Stargate  Die Serie "Der Clan der Vampire" hat alles: Scheinehe, Liebe auf den ersten Blick, erzwungene Nähe, unheilbar krank, Jungfrauen, romantische Orte, verborgene Identität, Seelenverwandte, Frau in Gefahr, Jungfrau in Not, Brüderschaft, verborgene Schätze, Intrigen, Verrat, brennende erotische Szenen. 

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Seitenzahl: 165

Veröffentlichungsjahr: 2025

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ISABELLA & RAPHAEL

DER CLAN DER VAMPIRE - VENEDIG 1

TINA FOLSOM

INHALT

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Andere Bücher von Tina

Über die Autorin

KURZBESCHREIBUNG

Venedig, Italien – Anfang 1800

Isabella Tenderini, die wohlhabende Witwe eines Kaufmanns rettet einen Fremden vor dem Ertrinken in einem der Kanäle Venedigs. Und wie bedankt sich der Mann für ihre selbstlose Tat? Indem er sie küsst – sie, eine anständige Frau.

Nicht nur ist Raphael di Santori außerordentlich dankbar dafür, dass sein Leben gerettet wurde, er möchte seiner Retterin auch gerne auf die intimste Weise dafür danken – intimer, als es sich gehört. Doch Raphael hat sich noch nie an die Regeln gehalten – welcher Vampir tut das schon?

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© 2010-2025 Tina Folsom

1

Venedig, Italien – Anfang 1800

Raphael di Santori hätte nie gedacht, dass sein Leben so enden würde. Anhand eines Pfahls durch sein Herz oder von der Sonne zu Asche verbrannt, ja, aber doch nicht durch Ertrinken! Nicht, dass nicht viele Vampire genau diese Angst hatten: Ihre Körperzellen waren so dicht und fest, dass ihre Körper viel schwerer als Wasser waren und daher wie Steine sanken.

Und genau das war ihm zugestoßen. Einen Augenblick nur war er am Kanal entlang gewandert und nun fand er sich in dessen eiskalter Tiefe wieder. Er konnte rudern und versuchen zu schwimmen soviel er wollte, sein Gewicht zog ihn trotz seiner Bemühungen unter Wasser. All seine Kraft arbeitete gegen ihn.

Es gab nichts, woran er sich hochziehen oder festhalten konnte. Der Kanal war von venezianischen Häusern gesäumt, die keinerlei Vorsprünge, keine Docks und auch keine Eingangstüren an der Wasserseite hatten, die hauptsächlich für Lieferungen benutzt wurden und in den größeren Häusern der reichen Kaufleute üblich waren. Die Gebäude, die diesen schmalen, unbedeutenden, jedoch tiefen Kanal im Labyrinth von Venedig säumten, verfügten nicht über solchen Luxus. Die Bewohner betraten die Häuser von den Straßen aus, von Straßen, durch die er früher am Abend geschlendert war.

Der Lärm der Einwohner, die den Karneval feierten, trieb, gedämpft durch das Wasser in seinen Ohren, zu ihm. Selbst wenn er schrie, würde ihn niemand hören. Sie waren zu betrunken, um Notiz von ihm zu nehmen. Das war einer der Gründe, warum er trotz der großen Anzahl von Menschen durch die Straßen gestreift war. In dem Gewühl von Betrunkenen gab es mehr als ein paar Häppchen, die zur Beute werden würden, mehr als ein paar saftige Hälse, an denen er schlemmen konnte, ohne entdeckt zu werden.

Das ganze Jahr über hatte er darauf geachtet, nicht auf Beutezug zu gehen, wenn auf den Straßen viel los war und immer sicherzustellen, dass sich seine Opfer nicht an die Geschehnisse erinnern konnten. Nur während des Karnevals, wenn Masken das perfekte Accessoire zu jedem Kleidungsstück waren, sättigte er sich an dem reichhaltigen Buffet von Menschen.

War er diesmal zu leichtsinnig gewesen? Hatte ihn jemand gesehen? Er glaubte, eine Hand an seinem Rücken gespürt zu haben, die ihn in den Kanal gestoßen hatte. War es lediglich ein Missgeschick eines betrunkenen Passanten gewesen oder eine vorsätzliche Handlung von jemandem, der über ihn Bescheid wusste? Hatten die Hüter des Heiligen Wassers ihn schließlich doch eingeholt?

Die Hüter – er und seine Brüder fürchteten sie. Niemand wusste, wie die geheime Gesellschaft von Kaufleuten und Adligen entstanden war. Doch während der letzten hundert Jahre seines Lebens hatte er mitansehen müssen, wie ihnen mehr und mehr Vampire zum Opfer gefallen waren. Viele seiner Freunde waren eines Nachts verschwunden und niemand hatte je wieder von ihnen gehört. Sie waren entweder durch einen Pflock im Herzen gestorben oder ertrunken, so wie er ertrinken würde.

Hatte die Hand, die er kurz auf seinem Rücken gespürt hatte, einem der geheimnisvollen Hüter gehört? Geheimnisvoll, da trotz aller Nachforschungen, die er und andere Vampire durchgeführt hatten, sie niemals mehr als ein Symbol entdecken konnten: ein Kreuz, das mit drei Wellen durchzogen war. Seinen Brüdern war es ein einziges Mal gelungen, ein Mitglied der Hüter des Heiligen Wassers gefangen zu nehmen. Aber dieser hatte ihnen nicht viel mehr als seinen Namen und das Symbol, das er auf einem schwarzen Onyxring trug, offenbart, bevor er in den Tod geflüchtet war und das Geheimnis mit ins Grab genommen hatte.

Steckten die Hüter auch hinter seinem Schicksalsschlag? Hatte einer von ihnen ihn ins Wasser gestoßen, wohl wissend, dass er ertrinken würde? Aber das spielte jetzt sowieso keine Rolle mehr. In ein paar Minuten würde er tot sein, sein unsterbliches Leben für immer vorbei. Er würde auf dem Boden des Kanals verrotten. Sein Körper würde nicht wie andere Wasserleichen irgendwann an die Oberfläche steigen, denn selbst während er verweste, würde die Dichte seiner Zellen und Knochen dafür sorgen, dass kein Teil seines Körpers jemals den Grund des Kanals verließ.

Raphael dachte über sein langes Leben nach, länger, als ein Mensch sich je gewünscht haben könnte. Er ließ seinen Bruder Dante zurück. Aber es gab keine Frau, die ihn liebte oder eine Träne um ihn weinen würde. Sein Leben war leer. Mit einem letzten Atemzug gab er seinen Kampf auf und erlaubte dem Wasser, ihn zu verschlingen.

* * *

Isabella Tenderini vernahm das Geräusch des herumschwappenden Wassers in dem ansonsten ruhigen Kanal und bat ihren vertrauenswürdigen Gondoliere, schneller zu fahren. Der Canale Grande war wegen des Karnevals voller Boote und Gondeln, und sie hatte deshalb Adolfo angewiesen, sie durch die ruhigeren Seitenkanäle nach Hause zu bringen.

„Ja, Signora“, sagte er jetzt und trieb die Gondel mühelos vorwärts.

Ihre Augen spähten in die Dunkelheit. Gelegentlich warf Licht von den Häusern, die den Kanal säumten, unheimliche Schatten auf den schmalen Wasserweg. „Siehst du etwas?“

„Direkt vor uns scheint etwas im Wasser zu sein“, antwortete Adolfo.

„Schnell, bring uns dorthin.“ Ihr Herz schlug höher, als sich schreckliche Gedanken in ihr breitmachten. „Berichte mir, was du siehst.“

„Jemand scheint im Wasser zu sein, Signora.“

Die Angst packte sie wie eine enge Faust, und ohne lange nachzudenken, nahm sie den Umhang ab, der sie gegen die kalte Nachtluft geschützt hatte, und ließ ihn auf den Sitz neben sich fallen. „Ein Kind?“

„Nein, größer. Ein Mann.“

Ein Gefühl von Déjà–vu überkam sie und ihr Herz erinnerte sie an ihren eigenen Verlust. Ohne zu zögern, öffnete sie die Schnüre ihres Mieders, da fühlte sie Adolfos Hand auf ihrer Schulter.

„Nein, Signora, er ist zu schwer für Sie. Sie können keinen Mann retten. Ein Kind, ja, aber keinen erwachsenen Menschen.“

Isabella wandte sich ihm zu. Sie würde sich nicht von seiner Besorgnis davon abbringen lassen. Er musste verstehen, dass sie dies tun musste, damit keine andere Frau die Schmerzen ertragen müsste, die sie hatte ertragen müssen. Dass keine andere Frau heute Witwe werden würde, so wie sie Witwe geworden war. „Ich kann niemanden ertrinken lassen, das weißt du doch.“

Er nickte und trotz der Dunkelheit erkannte sie seine traurige Miene. Aber er würde sie nicht aufhalten. Ihr eigener Gemahl, ein wohlhabender Kaufmann, war vor einem Jahr in einem dieser Kanäle ertrunken. Das Geld, das er ihr hinterlassen hatte, hatte ihr nicht über den schmerzhaften Verlust hinweggeholfen.

Als sie ihr reich besticktes Kleid auszog und die Petticoats auf den Boden der Gondel fallen ließ, blies die kalte Februarluft durch ihr Unterkleid. Aber alles, woran sie denken konnte, war der Mann, dessen Hände nun die einzigen Körperteile waren, die noch aus dem Wasser ragten, als versuchte er, sich an einem unsichtbaren Seil festzuhalten. Wenn sie ihn retten könnte, würde sie vielleicht endlich Frieden finden und akzeptieren, was geschehen war. Giovannis Tod akzeptieren.

„Halte dich über Wasser“, bat Isabella. „Nur noch ein paar Sekunden.“ Sie betete, sie würde nicht zu spät kommen.

„Ich werde Ihnen helfen“, bot Adolfo an.

Sie schüttelte den Kopf. Nur weil sie diese Dummheit begehen musste, bedeutete das nicht, dass sie ihren treuen Diener gefährden würde. „Nein, du bist kein guter Schwimmer.“

Nachdem er das Boot neben dem Ertrinkenden zum Stillstand gebracht hatte, ließ Adolfo vom Ruder ab und trat hinter sie. Einen Augenblick später spürte sie seine Hände auf sich.

„Was?“ Er würde sie doch nicht aufhalten wollen?

„Ein Seil. Ich werde es um Sie binden.“

Gekonnt band er das Tau um ihre Taille, während sie das dunkle Wasser nach dem Mann absuchte. Seine Hände waren verschwunden. Er war untergegangen. Nur Wellen waren noch auf der Wasseroberfläche zu sehen.

„Beeil dich!“

„Fertig.“

Ohne einen Blick zurückzuwerfen, sprang sie mit den Füßen voraus in den Kanal. Das eiskalte Wasser traf sie wie ein Schlag ins Gesicht. Sie hielt den Atem an und ließ sich in die Tiefe des trüben Kanals ziehen. Sie spürte einen Ruck am Seil und wusste, dass Adolfo dafür sorgen würde, dass ihr nichts geschehen würde.

Isabella öffnete ihre Augen nicht – es hatte keinen Zweck. Ihre Augen würden nur schmerzen, doch sehen würde sie trotzdem nichts. Es war zu dunkel. Selbst bei Tageslicht wäre es fraglich, ob ihre Augen ihr in dem trüben Wasser dabei helfen könnten, den Ertrinkenden zu finden.

Sie ruderte mit ihren Beinen und streckte ihre Hände aus, tastete sich vor. Nichts. Fieberhaft tauchte sie tiefer, drehte sich zu ihrer Linken, dann zu ihrer Rechten. Sie streckte ihre Arme weiter aus. Schließlich berührten ihre Finger etwas. Sie griff danach und ihre Hand bekam ein Stück Stoff zu fassen, einen Ärmel oder den Aufschlag eines Mantels. Der durchweichte Wollstoff war schwer. Sie zog daran und zu ihrer Erleichterung spürte sie etwas Schweres, was ihr bestätigte, dass sie den Ertrinkenden gefunden hatte.

Der Druck in ihrer Lunge wurde immer intensiver. Sie kämpfte gegen den Instinkt ihres Körpers an, aufzutauchen, um Luft zu holen. Sie wusste, dass, wenn sie ihn jetzt losließe, sie ihn nie wieder finden würde. Also versuchte sie, ihr eigenes Verlangen nach Sauerstoff zu unterdrücken.

Isabella schob eine Hand unter die Achsel des Mannes. Trotz des Auftriebs des Wassers war er schwerer, als sie erwartet hatte. Sie sammelte all ihre restlichen Kräfte und signalisierte Adolfo mit einem Zug am Seil, sie hochzuziehen. Sie hatte gerade noch genug Zeit, um ihren zweiten Arm unter die andere Achsel des Ertrinkenden zu haken, bevor sie spürte, wie sie nach oben gezogen wurde. Der Mann in ihren Armen war groß. Sein massiver Körper war gegen sie gepresst und sie konnte kaum seine Brust umfassen.

In dem Moment, als sie die Wasseroberfläche durchbrachen, schnappte sie nach Luft und füllte ihre Lunge mit dem dringend benötigten Sauerstoff. Die Kälte schmerzte in ihrer Brust, aber sie ignorierte diese ebenso wie das Gewicht des Mannes, den sie in ihren Armen hielt. Lebte er noch?

„Sie waren so lange dort unten“, hörte sie Adolfo lamentieren, seine Stimme angespannt aus Sorge um sie.

„Er ist so schwer“, presste Isabella heraus und versuchte, auf das Boot zuzuschwimmen. Aber alles, was sie tun konnte, war, den Mann festzuhalten und Adolfo die harte Arbeit machen zu lassen. Sie würde Adolfo nach dieser Tortur ein paar zusätzliche Lira als Belohnung geben.

Als ihr Gondoliere am Seil zog, spürte sie den Fremden aus ihrem Griff schlüpfen. Ohne nachzudenken, machte sie ihre Beine breit und schlang sie um dessen Hüften, um ihn wie in einem Schraubstock festzuhalten. Keine Lady würde so etwas Unanständiges tun, aber der Mann war bewusstlos und würde sich sicherlich nicht daran erinnern.

Sie vernahm Stimmen aus einiger Entfernung und betete, dass Hilfe kam. Adolfo war nicht stark genug, um sowohl sie als auch den Mann in die Gondel zu ziehen.

Ihre Gebete wurden erhört.

Ihre Gliedmaßen waren wie erfroren, als sie schließlich mit Hilfe von zwei freundlichen Lieferanten, die sie und den halb toten Fremden ins Boot zerrten, in der Gondel landete.

Adolfo bedeckte sie sofort mit ihrem Umhang, aber sie wusste, dass sie nicht die Einzige war, die Wärme benötigte. Isabella krabbelte näher zu dem Mann, den sie gerade gerettet hatte, wickelte den Umhang um sie beide und hielt ihn fest an ihren Körper gepresst, um das bisschen Wärme zu erhalten, das noch übrig war.

Sie fühlte Schauer durch seinen Körper rasen und konnte diese nur erwidern.

Er lebte.

2

Isabella riss dem Fremden die nassen Kleider vom Leib, während ihre Zofe Elisabetta mit weit aufgerissenen Augen daneben stand. „Steh nicht nur da! Leg mehr Kohle auf das Feuer!“, befahl sie.

„Signora, sollte das nicht lieber einer der Lakaien tun?“

Isabella warf ihr einen missbilligenden Blick zu. „Wir haben keine Zeit für Schamhaftigkeit.“ Sie hatte schon wertvolle Minuten damit verschwendet, sich von ihrer eigenen nassen Kleidung zu befreien und sich zu trocknen, bevor sie sich ein Unterkleid und einen Schlafrock übergeworfen hatte.

Adolfo hatte ihr geholfen, den Fremden in ihr eigenes Schlafgemach zu bringen und ihn auf den Diwan vor dem Kamin zu legen. Sie hatte ihn angewiesen, kein Wort über den Mann verlauten zu lassen. Mit einem Fremden, der weder ihr Gemahl noch ein enger Verwandter war, alleine in ihrem Haus zu sein, würde alle Münder in Venedig zum Schwätzen bringen. Dennoch wusste sie, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis einer ihrer Bediensteten zu klatschen begann und die skandalöse Neuigkeit verbreitete.

Trotz der Tatsache, dass sie schon seit einem Jahr um ihren Mann trauerte, hatte sie sich keinen Liebhaber genommen. Sie hatte noch niemandem erlaubt, ihr den Hof zu machen, wie es die Sitten einer respektablen Witwe erlaubten. Doch selbst sie würde einem Skandal nicht unversehrt entkommen. Sollte jemand herausfinden, dass ein Fremder in ihrem Haus war – schlimmer noch, in ihrem eigenen Schlafgemach – dann müsste sie mit Folgen rechnen. Sie wären schwerwiegend. War es das wert? Sie hatte sich nie nach der Berührung eines Mannes außer der ihres Gemahls gesehnt. Bis heute.

Als sie den großen Fremden, dessen Kleidung sie Schicht für Schicht entfernte, ansah, war sie dankbar dafür, dass ihr Dienstmädchen damit beschäftigt war, das Feuer zu schüren, denn sie wollte nicht dabei beobachtet werden, wie sie diesen schönen Mann mit ihren Augen verschlang.

Isabella erlaubte ihrer Hand, über seine muskulöse Brust zu wandern, und spürte die rohe Kraft, die von ihm ausging. Sie fragte sich, welcher Art von Arbeit dieser Mann, der so stark zu sein schien, nachging. Aber sie wusste, dass er kein gewöhnlicher Arbeiter war, der auf den Docks oder in den Lagerhäusern arbeitete. Seine Kleidung war zu gut geschneidert und zu teuer. Er musste ein Gentleman sein, ein sehr gut gebauter Gentleman.

Während sie die Klappe seiner Hose Knopf um Knopf öffnete, erhitzte sich ihr eigener Körper trotz der Kälte, die sie in dem eiskalten Wasser erfahren hatte. Kein Mann hatte jemals diese Art von Reaktion in ihrem Körper hervorgerufen, nicht einmal ihr verstorbener Gemahl. Sie hatten eine liebevolle Ehe geführt, eine sehr komfortable Ehe, doch sie hatte nie nach ihm gelüstet, wie sie jetzt nach diesem Fremden gelüstete.

Der Stoff klebte an ihm. Sie redete sich ein, dass sie ihm die Kleidung herunterreißen musste, damit er nicht an einer Erkältung starb, aber sie wusste, dass es nicht so war. Der Grund, warum sie jetzt kräftig an seiner durchnässten Kleidung zog, war, dass sie ihren Blick auf das werfen wollte, was darunter lag. Sie zog ihn hastig aus und ließ die nassen Kleidungsstücke auf den Teppich fallen.

„Gib mir eine Schüssel mit warmem Wasser und einen Schwamm.“

Hinter ihr schlurfte Elisabetta näher. Ein entsetztes Keuchen bestätigte ihr, dass ihre Zofe den nackten Mann anstarrte. Isabella verlagerte ihren Körper, um ihrem Dienstmädchen die Sicht zu rauben. Sie wollte ihn mit niemandem teilen. Was für ein seltsamer Gedanke, dachte sie. Er gehörte doch nicht ihr, doch sie wollte die Einzige sein, die ihn so sah: verletzlich in seiner Nacktheit.

„Signora! Das ist nicht anständig!“

Isabella drehte den Kopf und schnappte die Schüssel mit Wasser aus Elisabettas Händen. „Lass uns alleine! Und kein Wort davon, wenn du Wert auf deine Anstellung legst. Hast du mich verstanden?“

Die Zofe nickte nervös und floh aus dem Zimmer. Isabella blickte zurück auf den schönen nackten Mann vor ihr und nahm einen tiefen Atemzug. Sie hätte einen ihrer männlichen Diener rufen sollen, um dies zu tun, aber sie wollte diese intime Aufgabe nicht an jemand anderen abtreten.

Mit dem Schwamm begann sie, sein Gesicht zu waschen. Sein dunkles Haar war glatt und glänzend wie das eines Raben. Es klebte an seiner Kopfhaut. Als sie sanft über sein Gesicht fuhr, fragte sie sich, was für Augen hinter den dunklen Wimpern lagen. Waren diese so dunkel wie sein Haar? Und würden diese Lippen sie anlächeln, wenn er wüsste, was sie tat? Sie seufzte. Es war so lange her, seit sie eine andere Person berührt hatte. Und diesen Fremden zu berühren, war aufregender, als sie sich je erträumt hätte.

Isabella reinigte jeden Zentimeter seines Körpers mit warmem Wasser, dann trocknete sie ihn mit einem großen Tuch. Während der ganzen Zeit ergötzte sie sich an seiner nackten Schönheit. Starke, kraftvolle Oberschenkel, eine muskulöse Brust, die nur leicht mit dunklen Haaren bedeckt war, Arme, die stark aussahen. Aber was wirklich ihre Aufmerksamkeit gefangen hielt, lag dort, wo sich seine Oberschenkel trafen.

In einem Nest von schwarzen Locken ruhte sein großer Schaft auf dem Sack, der aussah, als behüte er zwei kleine Eier in sich. Sie kannte den männlichen Körper – ihr Gemahl war ein viriler Mann gewesen und hatte ihr die fleischlichen Freuden gelehrt, wie sie ihn erregen und ihm Freude bereiten konnte.

Als sie diesen Fremden nun ansah, wollte sie genau das tun: ihn erregen, ihm Vergnügen bereiten. Mit der Hand streichelte sie über seine Männlichkeit und erforschte seine weiche Haut. Wie sehr sie doch vermisste, einen Mann zu berühren. Wie sie sich doch nach der Invasion sehnte, die ihr Inneres bis zur Kapazität füllte. Und dieser Mann würde sie füllen. Selbst in seinem entspannten Zustand war er außerordentlich groß. Erregt würde er prachtvoll sein.

Plötzlich bewegte er sich unter ihrer Berührung und erschreckte sie. Isabella griff sofort nach der dicken Decke und legte sie über seinen wunderschönen Körper.

* * *

Jemand hatte einen Fehler gemacht. Er sollte in der Hölle sein. Aber von dem, was Raphael sehen konnte, war er im Himmel gelandet. Er hatte nicht erwartet, dass es für Vampire einen Himmel gab. Aber er würde sich nicht beschweren, nein, er würde seine Bedenken nicht äußern, obwohl er wusste, dass er dies nicht verdient hatte.

Die Frau war eindeutig ein Engel. Ihr rabenschwarzes Haar hing offen über ihre Schultern und war nicht mit Hunderten von Haarnadeln hochgesteckt, wie es aktuell Mode war. Ihre Kleidung konnte bestenfalls als anrüchig bezeichnet werden. Sie trug einen langen roten Morgenrock aus Brokat, der mit goldenen Rosen bestickt war. Er war eng an ihrer Taille zusammengezogen, aber oben klaffte er auseinander, als sie sich über ihn beugte. Darunter bemerkte er den weichen, weißen Stoff, der an ihren großzügigen Brüsten haftete.

Nein, sie konnte keine Sterbliche sein. Keine Frau in Venedig wäre in Gegenwart eines Mannes, der nicht ihr Gemahl war, so skandalös gekleidet. Das war der Beweis dafür, dass er im Himmel war. Warum er auf einem Diwan in einem sehr femininen Boudoir lag, konnte er sich noch nicht erklären, aber das würde er schon noch herausfinden. Auch konnte er nicht erklären, warum ihm kalt war. In der Tat zitterte er regelrecht.

„Ich werde Elisabetta bitten, gleich mehr Kohle auf das Feuer zu legen“, sagte der Engel.

Kohlen im Paradies? Raphael hatte gedacht, dass sie im Himmel etwas fortgeschrittener wären. Als sie die Hand ausstreckte und über sein Gesicht streichelte, fiel ihm auf, dass ihre Haut fast so kalt wie seine war. Dagegen konnte er sicherlich etwas unternehmen.

„Sie sind wach. Endlich. Wir haben uns gesorgt.“ Ihre Stimme war die schönste Musik, die er je gehört hatte.