Ach was? - Barbara Berckhan - E-Book

Ach was? E-Book

Barbara Berckhan

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Beschreibung

Immer schön Zen bleiben

Das kommt in den besten Gesprächen vor: Ein versteckter Angriff, eine getarnte Stichelei, eine unterschwellige Bosheit. „Schickes Hemd! Kann ich mir das leihen – für Halloween?“ „Toll sieht du aus, hast du zugenommen?“

Da fiel kein einziges Schimpfwort. Trotzdem steht man da wie ein begossener Pudel – und schon ist es passiert: Die eigene Gelassenheit geht baden und die innere Mitte ist unten durch. Das Nachgrübeln beginnt, die Laune geht in den Keller.

Aber das muss nicht so laufen. Dieses Buch bietet einfache Strategien zum Drüberstehen und Obenauf sein. Es geht um die Kunst, verletzungsfrei zu antworten – und dabei Spaß zu haben. Sie erfahren, wie Sie verbale Tritte und schräge Bemerkungen aushebeln können. Und das mit viel Humor und ganz ohne Kampf und Beleidigungen. Ein unverzichtbares Buch für alle, die entspannter mit anderen Leuten auskommen wollen.

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Seitenzahl: 143

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Die Autorin

Barbara Berckhan ist eine sehr gefragte Kommunikationstrainerin und Sachbuchautorin – die Expertin für Selbstsicherheit und gute Kommunikation. Sie führt seit über 20 Jahren Selbstbehauptungsseminare in Firmen, Behörden und Verbänden durch und hält zahlreiche Vorträge zum Thema. Ihre erfolgreichen Bücher wurden in 12 Sprachen übersetzt. Barbara Berckhan lebt in der Nähe von Hamburg.

Das Buch

»Ich krieg gleich die Krise, sag mal, musste das sein?«

»Ach, ist das dein neuer Haarschnitt? Sieht aus, als wäre dein Föhn explodiert.«

»Echt mutig! Du ziehst dir immer Sachen an, die ich nur zu Halloween tragen würde.«

Wenn wir mit Worten angegriffen werden, gehen wir oft automatisch in den Verteidigungsmodus. Wir denken, wir müssten unbedingt schnell und eindrucksvoll antworten. Doch damit steigen wir schon in das Angriffsmuster ein – und der andere weiß, dass er getroffen hat.

Barbara Berckhan leitet seit über 25 Jahren Workshops und Trainings zum Thema Kommunikation. Im Lauf der Jahre hat sie zahlreiche Strategien und Tipps gesammelt, wie wir auf verbale Attacken gelassen und energiesparend reagieren können. Ob wir wirkungsvoll mit nur zwei Silben antworten (ach was?), souverän das Thema wechseln oder Störendes verletzungsfrei ansprechen: In diesem Buch finden Sie garantiert wirksame Wege zum Drüberstehen und Obenaufsein. Sie lernen, Bissigkeiten und Seitenhiebe ins Leere laufen zu lassen, mit dem diplomatischen Dreisatz zu kommunizieren, Ihre Körpersprache gezielt einzusetzen – und dabei sogar noch mit Humor zu reagieren und freundlich zu bleiben. Probieren Sie es aus – es kann Ihr Leben und das Zusammensein mit Kollegen, Nachbarn und Familienmitgliedern erleichtern und auch amüsanter machen.

Barbara Berckhan

Ach was?

Witzige Strategiengegen Seitenhiebe undandere Bissigkeiten

Kösel

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.

Copyright © 2017 Kösel-Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München

Umschlag: Weiss Werkstatt, München

Vignetten: Wolfgang Pfau, Baldham

Lektorat: Ralf Lay

Umsetzung eBook: Greiner & Reichel, Köln

ISBN 978-3-641-21262-9V001

www.koesel.de

Inhalt

Vorwort

Die Techniken des Durchwinkens

Zweisilbige Antworten

Strategie:Ruhe bewahren

Strategie: Kontra geben mit zwei Silben

Themenwechsel – Die ausgeruhte Art, Paroli zu bieten

Strategie: Das Thema wechseln –»Dabei fällt mir was ganz anderes ein«

Wenn die Fragen unangenehm werden –Nebeln Sie!

Strategie: Nebulöse Antworten

Mühelos durchgewinkt – Mit dem unschlagbaren Abwehrtrio

Weisheit ist zu wissen, wo es hingehört

Freundlich bleiben: Respekt ist das neue Cool

Misch dich nicht ein!

Eine gute Abgrenzung verhindert Redeunfälle

Strategie:Die schnelle Abgrenzung

Wie Sie Ihr Hoheitsgebiet verteidigen –Auf die sanfte Tour

Strategie:Der diplomatische Dreisatz

Die ungewöhnliche Kampftechnik: Den Einmischer anfeuern

Strategie:Sag mir alles und noch mehr

Einmischungen sind nur Botschaften, die Sie nicht annehmen müssen

Wenn sich die Hoheitsgebiete überschneiden

Strategie: Störendes ansprechen, ohne zu verletzen

Wo eine Abgrenzung falsch wäre

Freundlich bleiben: Versteckte Häschen

Die stummen Zeichen der Missachtung

Bei dir piept’s wohl!

Strategie:Die Körpersprache hinterfragen

Strategie:Die fünf wichtigsten Tipps, mit denen Sie Ihre Vortragsweise verbessern

Wer lässt sich durch wilde Gesten aus dem Konzept bringen?

Positives Umdeuten: Deine interessante Geste motiviert mich

Strategie: Abwertende Gesten positiv umdeuten

Ein Zwinkersmiley

Strategie: Das wortlose »Ach was?«

Bleib unberechenbar und erlaub dir ein Schmunzeln

Strategie: Das Bellen des Bandwurms

Da passt es und da nicht

Freundlich bleiben: Macht nix

Das Bissige kommt auf leisen Sohlen

Die Masken der Bissigkeit

Da fällt kein böses Wort

Strategie: Sag mir, wie du das gemeint hast

Der Sternennebel im Gerümpel

Strategie: Ja, dazu stehe ich

»Wie kann man nur …?« oder:Die Empörung aus der Konserve

»Was macht eine Blondine, wenn der Computer brennt?«

Strategie: Die Allesschneider

Sprachlos sein und weiteratmen

Freundlich bleiben: Endlich kapiert

Nachwort

Anhang

Der Rettungsring in Ihrer Tasche

Alle Kontra-Strategien übersichtlich zusammengefasst

Empfehlenswerte Literatur

Vorwort

Entspannen Sie sich – das ist keine mündliche Prüfung

Da verschlägt es uns die Sprache: Aus heiterem Himmel werden wir gedisst. Uns wird ein blöder Spruch an den Kopf geworfen. Oder wir werden hinterrücks mit Worten attackiert. Ja, Menschen produzieren Redeunfälle.

Wenn wir mit Worten angegriffen werden, fängt unser Gehirn automatisch an, unsere Wahrnehmung einzuengen. Wir fixieren uns auf denjenigen, der gerade unhöflich war. Sehr oft gehen wir dann in den Leistungsmodus. Und damit verwickeln wir uns in das Angriffsmuster. Jetzt sind wir gefangen. Wir wollen es dem anderen heimzahlen und suchen nach einer passenden Gegenantwort. Dabei setzen wir uns unter Druck. Wir glauben, unbedingt Kontra geben zu müssen, weil wir aus der Unterlegenheit rauswollen. Und wenn uns keine Antwort einfällt, ärgern wir uns. Dann ist es fast so, als wären wir bei einer mündlichen Prüfung durchgefallen. Aber für den Angreifer ist unsere Anspannung ein Zeichen für seinen Erfolg. Wenn wir angestochen reagieren, weiß der andere: Das war ein Treffer. Egal, wie wir jetzt antworten, das Angriffsmuster ist bereits wirksam.

Alle Strategien in diesem Buch durchkreuzen dieses Muster. Sie erfahren hier, wie Sie ohne Druck auf seltsame Bemerkungen antworten können. Dabei geben Sie nicht Ihr Bestes, während andere Leute gerade ihr Schlechtestes abliefern. Stattdessen reagieren Sie energiesparend und gelassen. Sie geben sich selbst einen Grund zum Schmunzeln. Damit zeigen Sie Ihrem Angreifer, dass sein Muster bei Ihnen nicht funktioniert. Die verbale Attacke läuft bei Ihnen ins Leere.

Ich leite seit über 25 Jahren Workshops und Trainings zum Themenbereich Kommunikation. Die Strategien und Tipps, die ich Ihnen hier präsentiere, sind erprobt und funktionieren im Alltag. Die besten Strategien entstanden durch die Anregungen meiner Teilnehmer und Teilnehmerinnen. Und es waren auch diese Menschen, die mir gezeigt haben, wie wichtig es ist, den eigenen Humor zu trainieren.

Dosieren Sie Ihre Kontra-Antwort:Wenige Silben oder viele Worte

Die Kontra-Strategien in diesem Buch beginnen einfach, mit nur wenigen Silben. Diese simplen Strategien können Sie sehr schnell lernen und sofort anwenden. Weiter hinten im Buch finden Sie wortreichere Kontra-Strategien. Außerdem gibt es dort auch Antworten, bei denen Sie ein wenig Zeit zum Überlegen brauchen. Nachdem Sie dieses Buch gelesen haben, wird Ihnen auffallen, dass alle Strategien eines gemeinsam haben: Sie können sie universell einsetzen und damit auf fast jede Attacke antworten. Dadurch sind Sie im Alltag flexibel. Sie können unterschiedlich Kontra geben, je nachdem, in welcher Situation Sie sich befinden und wer Ihr Gesprächspartner ist.

Es steht Ihnen auch frei, die Kontra-Antworten so umzuformen, dass Sie zu Ihnen und Ihren Mitmenschen passen. Wenn Sie den Geist der jeweiligen Strategie erfasst haben, finden Sie Ihre eigenen Worte.

Ungeeignet sind diese Strategien im Umgang mit Menschen, die sich in außergewöhnlichen Zuständen befinden. Ich denke dabei vor allem an solche, die traumatisiert sind, die eine psychische Krise durchmachen oder die in einer Drogenproblematik feststecken. Diese Menschen brauchen eine Art von Kommunikation, die eher in eine therapeutische Richtung geht.

Aber im Alltag, mitten unter Ihren Leuten, wo Sie von der kleinen Bissigkeit am Rande getroffen werden – genau dort können Ihnen diese Strategien das Leben erleichtern.

Dabei wünsche ich Ihnen viel Spaß!

Ihre Lizenz zum »Ach was?«

• Sie können jedes Angriffsmuster aushebeln, indem Sie unerwartet reagieren.• Die Worte »Ach was?« bedeuten: »Kein Treffer.«• Wenn Ihnen jemand verbalen Murks anbietet, wechseln Sie das Thema.• Provozierende Fragen beantworten Sie nebulös – ohne sich bedrängen zu lassen.

Die Techniken des Durchwinkens

Zweisilbige Antworten

Ja, manchmal rasseln wir verbal aneinander. Aber nicht immer steckt etwas Böses dahinter. Einige unserer Mitmenschen reden einfach so, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. Bei anderen haben stressige Gefühle das Ruder übernommen. Was dabei herauskommt, ist manchmal ein unachtsamer Murks. Und dieser Murks kann verletzend sein.

Aber es gibt auch Redeunfälle, die absichtlich in die Welt gesetzt werden. Da wird man – scheinbar ganz nebenbei – verbal angerempelt. Ein kleiner Hieb, eine harmlose Stichelei. Nein, das geschah nicht aus Versehen, sondern da ist jemand methodisch vorgegangen. Hier soll eine bestimmte Wirkung erzielt werden.

Ob ein verbaler Hieb oder eine Stichelei bei Ihnen die volle Wirkung erzielt, hängt davon ab, wie Sie die Bemerkung in Empfang nehmen. In einer ruhigen, überlegten Haltung sind Sie innerlich stärker und weniger verwundbar. Deshalb wirkt die erste Strategie, die ich Ihnen empfehle, nur bei Ihnen. Sie bringen sich damit in einen gesammelt-besonnenen Ausgangszustand. Sie lassen das, was Ihnen Ihr Gegenüber sagt, zunächst unberührt stehen. So verhindern Sie, dass Sie womöglich automatisch hilflos reagieren oder wütend zurückschießen. Sie nehmen sich einen Augenblick lang Zeit, um sich innerlich zu zentrieren, damit Sie gezielter Kontra geben können.

Strategie:Ruhe bewahren

• Sie hören eine unfreundliche, herabsetzende Bemerkung. Sie spüren, dass Sie sich davon getroffen fühlen. Langsam steigt Ihr innerer Stresspegel. Stoppen Sie sich. Atmen Sie tief durch.• Spüren Sie die Energie, die von Ihrem Gegenüber ausgeht? Treten Sie innerlich einen Schritt zurück. Erlauben Sie sich, nur zu fühlen. • Sie müssen nicht sofort dagegenschießen. Lassen Sie den anderen ausreden.• Lassen Sie zu, dass es still wird. Atmen Sie noch einmal tief durch. Und jetzt überlegen Sie, worum es hier geht. Was will Ihr Gegenüber Ihnen sagen? Und wie können Sie mühelos und undramatisch darauf antworten?

Nachdem Sie diese Strategie ein paar Mal geübt haben, können Sie sie blitzschnell durchführen. Immer wenn Sie feststellen, dass Sie sich durch eine Bemerkung getroffen fühlen, halten Sie kurz inne. Damit stellen Sie einen guten Abstand zu dem her, was gerade passiert ist. Und aus diesem Abstand heraus können Sie ein Angriffsmuster durchschauen und clever darauf reagieren.

Und jetzt lassen Sie uns so einen absichtlichen Redeunfall einmal genauer unter die Lupe nehmen.

Wie man den Tag in den Eimer kriegt

Auf dem Weg zu seiner Arbeit hatte Heiko eine Fahrgemeinschaft. Sein Kollege Michael wohnte ein paar Häuser weiter, und so fuhren sie zu zweit in einem Auto zur Firma. Dabei wechselten sie sich regelmäßig ab. Heiko fühlte sich in der Fahrgemeinschaft nicht wohl, denn Michael war ein echter Sprüchekasper. Der schien Spaß daran zu haben, Heiko während der Autofahrt zu attackieren. Das Ganze war eigentlich harmlos. Von Michael kamen nur ein paar Sticheleien, schräge Sprüche, vage Andeutungen. Aber für Heiko war das kein Spaß.

Provokation – die Einladung zum Kräftemessen:Mal sehen, wer von uns der Stärkere ist.

Seit einiger Zeit ernährte sich Heiko vegetarisch, und das nahm Michael zum Anlass, ihn zu provozieren: »Du frisst den Tieren das Futter weg. Das ist genauso schlimm, wie die Viecher selbst zu essen.« – »Ein Mann, der kein anständiges Steak isst, der ist ein Weichei.« – »Und wenn bei dir gegrillt wird, gibt es nur Doof-du vom Rost. Das ist voll peinlich!«

Jedes Mal versuchte Heiko, sich nicht aufzuregen. Meistens knurrte er etwas wie »Hör doch auf«, »Selbst Weichei« oder »Geh doch zu Fuß«. So richtig zufrieden war er mit seinen Antworten jedoch nicht. Für ihn war der Tag im Eimer. An seinem Arbeitsplatz hatte er nur noch schlechte Laune. Von mir wollte Heiko wissen, wie er »dem blöden Michael das Maul stopfen kann«(O-Ton Heiko).

Der will nur spielen

Nein, das Maul zu stopfen ist keine Strategie, die ich im Angebot habe. Ich weiß etwas Besseres. Das ganze Hin und Her zwischen Heiko und seinem Kollegen Michael sah für mich nach einem eingespielten Muster aus: einem Rauf-und-Rangel-Muster.

Und das funktioniert so: Michael vertreibt sich die Zeit, indem er mit seinem Kollegen Heiko »spielt«. Ja, tatsächlich. »Der will nur spielen.« Der will so spielen, wie kleine Jungs oder Welpen miteinander raufen. Die balgen sich. Die rangeln. Dabei messen sie ihre Kräfte und finden heraus, wer der Stärkere ist. Das passiert spielerisch. Das war das Muster: Komm, lass uns ein bisschen raufen.

Michael hat diese verbale Rauferei absichtlich gestartet, indem er auf etwas zielte, was er bei Heiko als Schwäche ansah: beispielsweise die vegetarische Ernährung. Und darauf hat er herumgehackt. Er ließ seine Provokationen vom Stapel und boxte damit– nur mit Worten – Heiko an die Schulter. Eigentlich sollte Heiko das als Einladung zum Raufen verstehen. Mach mit und wehr dich!

Die Rangelei mit Worten – damit wird das Ego aufgebaut

Aber Heiko hat die Sprüche viel zu ernst genommen. Statt mitzuspielen, hat er sich nur geärgert. Und das war für seinen Kollegen Michael ein Signal dafür, dass er der Stärkere ist. Ja, und damit hat er sein Ego aufgebaut. Genau das war seine Belohnung, und deshalb wiederholte er das Muster immer wieder.

Das Muster, mit dem der Angreifer sein Ego aufbaut: Wenn ich dich provozieren kann, bin ich der Sieger, und du bist der Verlierer.

So wie Michael morgens seinen Kaffee trank, um wach zu werden, so holte er sich seinen Ego-Aufbau, indem er Heiko beim verbalen Rangeln besiegte. Das machte ihm Spaß und gab ihm ein Gefühl von Überlegenheit. Aber dieses Muster lässt sich leicht aushebeln.

Heiko hatte überhaupt nicht verstanden, warum sein Kollege ihn dermaßen piesackte. Deshalb hegte er bereits böse Vermutungen. Die gingen in die Richtung, dass sein Kollege eine Form Psychoterror und Mobbing an ihm verübte. Aber diese dunklen Vermutungen stellte Heiko nur deshalb an, weil er sich so ausgeliefert fühlte. Je hilfloser wir sind, desto mehr Boshaftigkeit unterstellen wir der anderen Seite. Doch das ändert sich, wenn wir unsere Stärke wiederfinden und das Muster beenden. Ich zeigte Heiko, wie er ganz bequem aus dem Gefühl des Ausgeliefertseins herauskommen würde.

Ist das wichtig oder doch nur Blabla?

Ehe wir solche verbalen Unfreundlichkeiten beantworten, ist es sinnvoll, genauer hinzuhören und das zu tun, was ich einen »Qualitätscheck« nenne. Bevor wir auf die Sprüche antworten, überprüfen wir, ob da irgendeine nützliche Botschaft für uns drin ist. Denn manche Menschen können sich nicht immer sachlich und präzise ausdrücken. Da werden schon mal wichtige Mitteilungen verzerrt oder emotionsgeladen ausgespuckt. Das wirkt dann wie eine Provokation, ist aber bloß eine schlecht verpackte Information. Deshalb wird es sinnvoll sein, nicht jede rüde Ansprache gleich als reine Sprücheklopferei abzutun. Vielleicht steckt ja etwas Wichtiges dahinter.

Bevor Sie Kontra geben: Überprüfen Sie, ob in der Provokation irgendein Nährwert für Sie liegt.

Es ist mir noch nie passiert, aber falls mich jemals ein Teilnehmer meiner Seminare mit den Worten anblubbern sollte: »Haben Sie überhaupt einen Schulabschluss? Wo haben Sie denn lesen und schreiben gelernt?«,würde ich nicht gleich zurückschießen. Vielleicht versucht der Betreffende, mich auf Rechtschreibfehler in den Seminarunterlagen hinzuweisen. Nicht alle Menschen sind in der Lage, ihre Kritik sachlich auszudrücken.

Wenn Sie den Verdacht haben, Ihr Gegenüber will Ihnen etwas Wichtiges sagen, hat sich aber nur im Ton vergriffen, fragen Sie nach. Durch genaueres Nachfragen können Sie die wichtigen Informationen an die Oberfläche bringen. (Eine hilfreiche Fragetechnik finden Sie später in diesem Buch.)

Aber wenn das Ganze für Sie keinen Nährwert hat, sondern nur provokantes Blabla ist, können Sie eine mühelose Kontra-Antwort geben.

Wer das Muster durchschaut, kann sich davon befreien

Für Heiko war es wichtig zu erkennen, wie er sich immer wieder in das gleiche Rauf-und-Rangel-Muster verwickelt hat. Als er das erkannt hatte, veränderte sich seine Sichtweise. Bisher sah er in seinem Kollegen Michael nur einen Sprücheklopfer. Aber jetzt konnte er in ihm auch einen kleinen Jungen erkennen. Einen kleinen Jungen, der den anderen Kindern in der Sandkiste seine Plastikschaufel auf den Kopf haut, damit sie sich mit ihm beschäftigen.

Die feixende Provokation: eine Einladung zum gemeinsamen Raufen und Rangeln.

Indem wir solche Muster durchschauen, ändert sich für uns das ganze Bild. Wir sehen jetzt klar: Diese Worte sollen eine bestimmte Wirkung haben. Und wir selbst entscheiden darüber, ob das Gesagte wirklich diese Wirkung bei uns hat. Jetzt, da wir das Ganze klar erkennen, ist es einfacher, da rauszukommen. Wir können das alte Muster aushebeln.

Das Erste, was sich bei Heiko änderte, waren seine Gefühle. Er hörte auf, sich über seinen Kollegen zu ärgern. Er merkte, wie kindisch diese Rauf-und-Rangel-Angebote seines Kollegen waren. Aber er hatte auch keine Lust, das Muster zu bedienen und mitzumachen.

Wenn Heiko im Auto saß, wollte er seine Ruhe haben und nicht attackiert werden. Leider haben seine bisherigen Versuche, das Ganze zu beenden, nicht funktioniert. Auch wenn er etwas wie »Hör doch auf!« oder »Das finde ich nicht witzig« sagte – sein Kollege hat immer weitergemacht. Um wirklich aus der Nummer herauszukommen, brauchte Heiko eine Reaktion, mit der er das Muster nicht mehr bediente. Eine Reaktion, mit der er seinem Kollegen zeigt: Das funktioniert bei mir nicht mehr.

Erlauben Sie sich mehr Schonkost. Auf seltsame Bemerkungen antworten Sie nichtssagend.

Sie können nicht verhindern, dass Ihnen jemand so ein Rauf-und-rangel-Muster anbietet. Aber Sie können dafür sorgen, dass das Muster bei Ihnen nicht greift.

Hebeln Sie es aus, indem Sie nicht so reagieren wie erwartet. Sie schießen nicht verbal zurück, denn das bedeutet, dass Sie getroffen wurden und jetzt beim Rangeln mitmachen. Damit würden Sie das Muster bestätigen. Und Sie reagieren auch nicht geschockt, verlegen und innerlich angestochen. Damit hätte der andere nur seine Dominanz unter Beweis gestellt. Der Betreffende hat Sie runtergedrückt. Stattdessen zeigen Sie Ihrem Sprücheklopfer: Das interessiert mich nicht. Das ist mir egal.

Auf der luftigen Seite gibt es kein Halten

Mit so einer Ist-mir-egal-Einstellung finden die Provokationen bei uns keinen Halt mehr. Es gibt keinen Treffer. Und ohne einen Treffer bricht das Muster in sich zusammen. Es ist so, als würde man einen Nagel einschlagen – in der Luft. Wo nur Luft ist, da kann selbst der spitzeste Nagel keinen Halt finden.

Ziehen Sie den Stecker heraus: Worte, die nur abfällig sind, können bei Ihnen nicht mehr landen.