Acht Stunden mehr Glück - Maike van den Boom - E-Book

Acht Stunden mehr Glück E-Book

Maike van den Boom

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Beschreibung

Es gibt ein Leben vor dem Feierabend Wir verbringen mehr Zeit im Job als zu Hause. Wenn wir dort nicht glücklich sind, wird's schwierig mit dem rundum glücklichen Leben. Deshalb sollten wir uns dringend um unser Glück auf der Arbeit kümmern. Skandinavier sind die glücklichsten Menschen der Welt. Was machen sie richtig? Und was können wir uns von ihnen abgucken? Maike van den Boom packte ihre Koffer und reiste sechs Monate durch Skandinavien, sprach mit Bauarbeitern, Krankenschwestern und Vorständen, deutschen Gastarbeitern, interviewte Experten und Menschen auf der Straße. Was sie entdeckte, sind glückliche, mutige und selbstbewusste Menschen, die miteinander mehr erreichen wollen als allein. Wörter wie Liebe und Leidenschaft im Businesskontext. Die Freiheit, man selbst zu sein. Eine erstaunliche Effizienz. Eine nie zu stillende Neugierde. Ein offener Umgang mit Fehlern. Immer die Frage nach dem Warum? Unerhörten Spaß. Und immer wieder die feste Überzeugung, dass dein Glück in deinen Händen liegt.

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Seitenzahl: 487

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Maike van den Boom

Acht Stunden mehr Glück

W​arum ​Menschen in ​Skandinavien​ glücklicher arbeiten ​und​ was wir von ihnen lernen können

FISCHER E-Books

Inhalt

Für ElisaInhaltEinleitungErfolg ist LebenGlück ist eine LebensentscheidungWer nicht lebt, kann auch nicht arbeitenAllzeit bereit!Weniger arbeiten, mehr schaffenBeziehungen sind das ganze LebenWie können wir dir helfen?Echtes Verständnis steht nicht auf PapierGerecht geteilt ist voll gewonnenJede zweite WocheFifty ist fifty!Kinder als WeiterbildungsmaßnahmeDie Sache mit der Kinderfreundlichkeit …Vertrauen ist die Basis für allesWahrheit steht am Anfang von VertrauenLiebe! (= Imperativ)Wir schaffen das!Vertrauen mixt man im Verhältnis 90/10Sei frech und wild und wunderbar!Großartige KompositionenSkandinavier haben hohe DeckenFreiheit. Ein Wort. Ein Versprechen.Die Neugierde der furchtlosen ErobererWer nicht fragt, bleibt dummRegeln brechenSchluss mit egal!Babbel, babbel, babbel!Dauerzustand VeränderungWider der Struktur!Für alles zu haben, vor wenig AngstNeu? Geil!Länder ohne SchuldigeFehler sind eine BeziehungstatWo entschieden wird, da passieren FehlerWer aus der Box springt, sollte sicher landenFehlbare MenschenZusammen geht schlecht alleineAlle oder nichtsKonkurrenzlos glücklichVerpflichtung zum GlückZusammen Zähne putzen und Kaffee trinkenIm Hintergrund ist auch noch PlatzEinfach nur nettSag nicht nein, wenn du auch ja sagen kannstDas Wort Teilen ist unsagbar wichtigRespekt liebt GleichheitDie Kraft der NäheSchlechtes Wetter ist ’ne schlechte AusredeWomit füllen Sie Ihre Zeit?Mach das Beste aus dem WetterGesund und glücklichGesundheit braucht Ihre ZeitKein Bestseller ist einen Stützstrumpf wertSchlusswortDanksagung

Für Elisa

Sei frech und wild und wunderbar

Inhalt

Einleitung 11

Erfolg ist Leben 24

Glück ist eine Lebensentscheidung 30

Wer nicht lebt, kann auch nicht arbeiten 37

Allzeit bereit! 41

Weniger arbeiten, mehr schaffen 46

Beziehungen sind das ganze Leben 49

Wie können wir dir helfen? 57

Echtes Verständnis steht nicht auf Papier 69

Gerecht geteilt ist voll gewonnen 74

Jede zweite Woche 78

Fifty ist fifty! 87

Kinder als Weiterbildungsmaßnahme 96

Die Sache mit der Kinderfreundlichkeit … 99

Vertrauen ist die Basis für alles 104

Wahrheit steht am Anfang von Vertrauen 114

Liebe! (= Imperativ) 117

Wir schaffen das! 121

Vertrauen mixt man im Verhältnis 90/10 130

Sei frech und wild und wunderbar! 138

Großartige Kompositionen 150

Skandinavier haben hohe Decken 154

Freiheit. Ein Wort. Ein Versprechen. 161

Die Neugierde der furchtlosen Eroberer 172

Wer nicht fragt, bleibt dumm 173

Regeln brechen 187

Schluss mit egal! 192

Babbel, babbel, babbel! 206

Dauerzustand Veränderung 219

Wider der Struktur! 224

Für alles zu haben, vor wenig Angst 233

Neu? Geil! 245

Länder ohne Schuldige 254

Fehler sind eine Beziehungstat 262

Wo entschieden wird, da passieren Fehler 264

Wer aus der Box springt, sollte sicher landen 269

Fehlbare Menschen 278

Zusammen geht schlecht alleine 282

Alle oder nichts 285

Konkurrenzlos glücklich 301

Verpflichtung zum Glück 308

Zusammen Zähne putzen und Kaffee trinken 311

Im Hintergrund ist auch noch Platz 324

Einfach nur nett 329

Sag nicht nein, wenn du auch ja sagen kannst 335

Das Wort Teilen ist unsagbar wichtig 340

Respekt liebt Gleichheit 348

Die Kraft der Nähe 358

Schlechtes Wetter ist ’ne schlechte Ausrede 370

Womit füllen Sie Ihre Zeit? 371

Mach das Beste aus dem Wetter 373

Gesund und glücklich 378

Gesundheit braucht Ihre Zeit 381

Kein Bestseller ist einen Stützstrumpf wert 386

 

Schlusswort 390

Danksagung 391

Anmerkungen 397

Einleitung

Partys für Kinder gehen vor! :-)

Kaisa, Kommunikationsspezialistin, Inter IKEA Systems

Nach einem Jahr baggern wie blöde ist es endlich soweit. Ich habe den Termin mit der Kommunikationsabteilung von IKEA-Schweden und endlich die Möglichkeit, meine Projektidee persönlich vorzustellen. Am Freitagnachmittag, 30. September, werde ich in Hubhult, dem nagelneuen IKEA-Hauptsitz in Malmö, erwartet. Direktflug von Köln/Bonn nach Kopenhagen, anschließend mit dem Zug über die knapp acht Kilometer lange Öresundbrücke nach Malmö, dann 15 Minuten mit dem Bus und schwups, da bin ich.

Theoretisch zumindest.

Wären da nicht die Eltern der Klasse meiner Tochter Elisa gewesen, die beinahe einstimmig befanden, Samstag, 1. Oktober, 14.30 Uhr wäre ein phantastischer Termin für ein allererstes Treffen. Keine Chance für mich, rechtzeitig aus Malmö zurück zu sein. Verdammt, als 100 Prozent alleinerziehende Freiberuflerin müsste ich mich mal wieder klonen können, um allen Erwartungen gerecht zu werden. Was nun?

Zerknirscht und gefühlt völlig unprofessionell schreibe ich Kaisa, die den Termin für mich koordiniert hat: »Leider hat sich gestern Abend ergeben, dass die Klassenparty meiner Tochter Elisa am Samstagmittag stattfindet. Es ist für Elisa total wichtig, dass ich dabei sein kann. Ich müsste deshalb den Flieger am Freitag um 15.30 Uhr nehmen. Können wir den Termin vielleicht auf morgens verschieben?«

Wenig später die Antwort: »Hej! Klar! Partys für Kinder gehen immer vor! :-) Alle Teilnehmer haben zugestimmt. Passt dir zehn bis elf Uhr?«

Willkommen in der Arbeitswelt Skandinaviens. Välkommen im Leben.

 

»Ich glaube, dass das Glück der Schweden ganz sicher mit der Arbeit zu tun hat, denn wir verbringen ja sehr viel Zeit damit in Schweden, selbst wenn es dann immer heißt: Ja, ihr geht ja früh nach Hause.« Da hat Martin, ein Anästhesist aus Göteborg tatsächlich recht, denn die Skandinavier sind im Job glücklicher als die Deutschen. Und das ist wichtig für das Lebensglück, denn die meiste Wachzeit unseres Lebens verbringen wir dort. Wenn wir da nicht glücklich sind, wird’s echt schwierig mit dem allumfassend glücklichen Leben. Denn schlechte Laune schwappt eindeutig in eine bestimmte Richtung, nämlich vom Job ins Wohnzimmer[1]. Das gilt für den Manager genauso wie für den Bauarbeiter Jasmin, den ich im Morgengrauen auf einer der Baustellen in Stockholm treffe: »Wenn ich auf der Arbeit nicht glücklich wäre, dann würde ich mich schlecht fühlen, einen schlechten Job machen und abends schlecht gelaunt nach Hause kommen. Und dann leidet meine ganze Familie.« Arbeit ist nun einmal nicht nur ein Job, sie ist ein Teil des gesamten Lebens.

Und im besten Fall, eines glücklichen. Nur, wie misst man, ob Menschen glücklich sind, werde ich oft gefragt. Messen kann man es nicht, Glücksforscher fragen einfach nach: »Auf einer Skala von 0, total unglücklich, bis 10, für überglücklich, wo würden Sie sich selbst sehen?« Und wenn Sie jetzt denken, Mensch, bei mir wäre es jetzt nur eine 8 oder 9, dann kann ich Sie beruhigen. Das ist großartig! Eine 10 auf der Glücksskala ist nämlich keineswegs erstrebenswert. Denn sie wäre vergleichbar mit dem Gefühl des Frisch-Verliebtseins, verklärter Blick auf Wolke 7. Das ist wahnsinnig schön, aber doch nicht ständig! 24 Stunden, ein ganzes Leben lang? Und so erklärt mir der Gründer des World Database of Happiness, Professor Ruut Veenhoven, schon während meiner ersten Forschungsreise: »Die Achter und die Neuner, das sind Menschen, die ein glückliches Leben führen, aber trotzdem noch bei Verstand sind.«

Zurück zur Arbeit. Der Unterschied in der Lebenszufriedenheit zwischen Menschen, die wenig Spaß an der Arbeit haben, und denen, die mit ihrer Arbeit sehr zufrieden sind, beläuft sich auf mehr als zwei Punkte auf der Glücksskala[2]. Und das ist eine Menge. So ist zum Beispiel ein frisch vermähltes Pärchen im Schnitt 0,4 Punkte glücklicher als ein Single.

Glück im Job hat einen erheblichen Einfluss auf das Lebensglück, viel mehr als der vermeintlich schönste Tag im Leben. Menschen, die keinen Spaß an ihrer Arbeit haben, verpassen Tag für Tag fünf Traumhochzeiten. Konkret heißt das in Björns Worten, der seinen Satz typisch schwedisch langsam mit einem »Åhhh« beginnt: »Wenn ich zur Arbeit komme, bin ich glücklich, denn ich weiß, das ist ein großer Teil meines Lebens. Wenn ich hier schlecht gelaunt bin und mich die ganze Zeit beklage, dann zerstöre ich ein wenig mein eigenes Leben.« Tun Sie das nicht! Sie haben nur eines! Genau! Stimmt Mikael, blonder Schwede im IKEA-Poloshirt, temperamentvoll zu: »Du musst nach einem Weg suchen, glücklich zu werden. Das hat absolut Vorrang, schließlich hast du nur dieses eine Leben.«

Was wir von den Skandinaviern lernen können, ist, dem Glück Vorfahrt zu gewähren, um als Mensch, als Unternehmen und als Land erfolgreich zu sein. Neel, eine resolute dänische Erfolgsfrau, die mich mit ihrer Energie in Kopenhagen beinahe vom Hocker pustet, erklärt das anhand ihres Unternehmens: »1986 hat Herr Rambøll, einer der zwei Gründer dieser Ingenieursfirma, in seiner Firmenphilosophie geschrieben: In unserem Unternehmen sind die Mitarbeiter das Wichtigste. Und deren Glück und Zufriedenheit sorgen dafür, dass unser Unternehmen gedeiht. Und alle sagten: Jaja, haha, happy-hippie-Gelaber. Aber unsere Mitarbeiterbefragung dieses Jahr zeigt, dass es genauso ist. Dass die Abteilungen der Manager, die es hinbekommen, glückliche Mitarbeiter zu haben, auch diejenigen sind, die das Geld verdienen.« Das Glück der Mitarbeiter sorgt für den finanziellen Erfolg der Firma. Glückliche Menschen sind nun einmal kreativer, produktiver und leisten gerne mehr. Auch die Schweden sehen das so, wie z.B. Catarina, Personalleiterin der eigenwilligen Optikerkette Smarteyes: »Wenn du glücklich bist, dann findest du die positiven Schwingungen in dir, die Hingabe und die Leidenschaft für alles, was du tust. Wenn du unglücklich bist, enttäuscht oder frustriert, dann verschließt du dich dieser Art der Energie, die sich in dir bewegt, um Gutes für das Unternehmen zu kreieren. Um Zugang zum immensen Potential deiner Mitarbeiter zu bekommen, ist es am allerwichtigsten, dass sie glücklich sind.«

 

Was also machen sie dort oben anders, hoch im Norden, wo Wind, Dunkelheit und Eiseskälte den Menschen die Leichtigkeit des Lebens verwehrt? Wieso landen gerade alle Nordländer, Island und Finnland eingenommen, seit Jahren unter den ersten zehn der glücklichsten Länder der Welt? Und wieso schwappt deren Glück nicht einfach über die Ost- oder Nordsee zu uns herüber? Letztendlich sind die doch eigentlich ein bisschen wie wir, oder?

Nein. Also nein! Das nun wirklich nicht! So viel sei schon vorweggenommen: Skandinavier sind von allem, was Sie denken, das Gegenteil. Das werden Sie nach der Lektüre dieses Buches, hoffentlich schmunzelnd, feststellen.

Von Neugier geplagt, stellt sich mir also die Frage: Wie stecke ich meine Nase in das Berufsleben der Skandinavier, ohne nur das zu hören, was ich eh schon weiß oder meine zu wissen? Einfach blöd nachfragen hilft. Dank vieler netter Helfer, wie den deutsch-skandinavischen Handelskammern, Freunden und Bekannten aus dem Norden, die jemanden kennen, der wiederum jemanden kennt, finde ich begeisterte Unternehmen, die an meinem Projekt mitwirken wollen. Und bis heute bin ich über den Enthusiasmus erstaunt, einfach Ja zu sagen zu einem Projekt mit dem Titel »Glückliche skandinavische Arbeitswelt«, das sich irgendeine Maike aus Bonn ausgedacht hat. »Ah, das ist ja ein interessantes Projekt, da machen wir gerne mit!« Das Prinzip ist recht einfach: Wenn jemand Interesse zeigt, wollen Wikinger wissen, warum: »Ach, machen wir etwas anders? Was machen wir denn anders? Ach, sind wir so glücklich? Warum denkst du, ist das so?« Und schwups hast du sie am Haken, wie Christian, der ständig grinsende CEO des Ingenieurbüros MOE am Rande von Kopenhagen: »Wir freuen uns so, dass du da bist, Maike. Wir wissen selbst nicht, was wir richtig machen. Wir hoffen, dass du es uns erklären kannst.« Und diese Blondine, die selbst aussieht wie eine Schwedin, verlangt dafür so Einiges: Kann ich Leute aus der Produktion sprechen? Bauarbeiter, Krankenschwestern, Zimmermädchen und den CEO? Habt ihr weibliche Führungskräfte? Eltern? Papas in Elternzeit? Flüchtlinge? Deutsche im Unternehmen? Kann ich Familien zu Hause besuchen? Skandinavier scheinen eine Engelsgeduld zu haben. Meine Besuche werden perfekt organisiert! Tack så mycket und tusend tack dafür, liebe Eislochhüpfer.

 

Und auch das deutsche Fernsehen befindet meine Idee als durchaus sendenswert und hängt sich im September 2016 für zwei Wochen an meine Fersen. Der gut gelaunte Horst an der Kamera, Björn, der Kritische, für den Ton, sowie Udo und Philine, die zwei charmanten Produzenten. Ein ungeahnter Luxus, wo ich mich sonst während meiner Forschungsreisen alleine mit Kamera, Mikro und Lichtverhältnissen herumschlagen muss. Und sehr viel schneller, als ein Buch zu schreiben, geht es anscheinend auch, eine halbstündige Doku zu produzieren. Noch während ich wieder allein durch Norwegen weiterreise, wird der Film zum Buch bereits unter dem Titel »Tanzende Bauarbeiter – Arbeiten Schweden glücklicher?« gesendet. Ich hingegen habe noch beinahe ein Jahr und an die 300 besondere Begegnungen vor mir, die dem kalten Wort »Arbeit« einen unerwartet warmen Ton geben und mir zeigen, dass in den kühlen Ländern heiße Herzen brennen. Auch wenn ich mich dafür monatelang durch mehr oder weniger uninspirierende Besprechungsräume quäle und dankbar werde für jede laute Fabrikhalle und jede dreckige Baustelle. Auch die Mini-Kombüse im Flieger als Filmkulisse macht mich überglücklich! Hauptsache, mal sexy Bilder, auf denen mehr zu sehen ist als gläserne Trennwände, Tische in Birkenfurnier, Gummipflanzen, Beamer-Leinwände und integrierte Steckdosenleisten!

Doch der Inhalt der Worte entschädigt für die fehlende Lust am Bild. Sobald der Mund aufgeht, erscheinen kraftvollere Bilder. Bilder und Visionen über ein glückliches Leben auf der Arbeit, Bilder, die ganz andere Farben kennen, als sie uns im Allgemeinen in den Sinn kommen, wenn wir an Arbeit, Beschäftigung oder Broterwerb denken. Arbeit, das sollte ein Ort sein, an dem wir glücklich sein können, wie an jedem anderen Ort oder zu jeder anderen Zeit im Leben auch.

 

Beinahe zwei Jahre lang besuchte ich, nebst Journalisten und Experten, 30 völlig unterschiedliche Unternehmen in Norwegen, Dänemark und Schweden. Von einem Zinkgusshersteller, über ein Ingenieurbüro, ein Bauunternehmen, eine Fluglinie, einen U-Bahn-Betreiber, eine Hotelkette, einen LKW-Hersteller, eine Optikerkette, einen Pflanzenernährungsmittelhersteller, ein Architekturbüro, einen Dachfensterhersteller, eine IT-Beraterfirma, ein Universitätsklinikum, ein Einrichtungshaus und viele, viele mehr.

Es sollte ein Buch über Arbeit werden, doch das Leben macht vor keinem Drehkreuz halt, und so ist dies vor allem ein Buch über Mütter, Väter, Opas, Töchter und Söhne, Freunde und Geliebte, die zufällig auch zusammenarbeiten. Menschen, die dies auf eine Art und Weise tun, die sie glücklich macht. Dieses Buch ist kein Buch nur über nüchterne Produktionsprozesse, kein fleischloses Managementbuch und auch nicht der soundsovielte Ratgeber. Bloß das nicht! Denn Sie können ja selbst denken. Ich nehme Sie huckepack mit auf meine Reise durch die Unternehmen des Nordens, auf der wir vor allem echte Menschen treffen, die leidenschaftlich arbeiten, aber auch leidenschaftlich leben wollen.

Den begeisterten Michael zum Beispiel, ein Produktionsmitarbeiter, der ständig alles verbessern möchte in einer kleinen Zinkgießerei in Dänemark, oder Gifti, das Zimmermädchen aus Ghana, die, wenn nötig, ihrem Chef in Stockholm die Leviten liest. Sie treffen auf Christian, ehemals Vorstand TUI Deutschland und Zentraleuropa, jetzt Geschäftsführer der schwedischen Fluggesellschaft BRA in Stockholm, der lieber Bus fährt als mit einem fetten SUV auf dem Vorstandsparkplatz zu parken. Sie werden sich zu Kirk, Marc und Søren an den Tisch setzen, dem leidenschaftlichen Forscherteam der dänischen Biotechfirma Novozymes, und über zugefrorene Straßen zu Kjetil schlittern, dem Gründer des etwas anderen Architekturbüros Snøhetta in Oslo, der Erfahrung übrigens tödlich findet. Und danach in aller Herrgottsfrühe mit mir den Flieger nach Ålesund nehmen, einer malerischen Insel im Westen Norwegens, gerade einmal so groß wie meine Geburtsstadt Heidelberg. Dort wartet die lustige Frauentruppe des Markendesignbüros ELLE mELLE auf uns. Nicht zu vergessen der emotionale Ib aus Aarhus in Dänemark, Besitzer eines Übersetzungsbüros. Vor Freude über die positiven Rückmeldungen seiner Mitarbeiter bricht er in Tränen aus. Viel Spaß mit Produktionsmitarbeitern, Flugbegleitern, Lokführern, Managern, Ingenieuren, IT-Entwicklern und Vorständen, die Ihnen ganz persönlich verraten, weshalb Arbeit in Skandinavien so viel mehr bedeutet als nur das Verrichten einer Tätigkeit. Sie werden Visionäre in der Fertigungshalle treffen, Manager mit Schwächen und dienende Vorstände. Sie hören von Menschen, die Veränderungen lieben, Fehler anbeten und die Zukunft umarmen. Willkommen in den Ländern, in denen das, was wir als normal empfinden, mit einem lässigen Schulterzucken einfach auf den Kopf gestellt wird. Weil unsere Zukunft der Arbeit dort schon längst die Gegenwart ist.

 

All diese Menschen zeigen uns, dass Arbeit vor allem eines sein sollte: Eine Sache des Herzens. Ein Tummelplatz des Lebens. Ein Ort für Sinn und Verstand. An dem es völlig okay ist, wie Pippi Langstrumpf grüne und orangefarbene Socken zu tragen, solange wir uns alle zusammen die Welt so machen, wie sie allen gefällt.

Dieses Buch ist schrecklich naiv. Es wirft nicht mit Studien um sich, suhlt sich nicht in Managementtheorien und redet weder von Empowerment noch von Agilität oder Change und all diesen modernen Wörtern, die jeder benutzt, während keiner so recht weiß, was sie wirklich bedeuten. Die Weisheit des Glücks steckt in den Menschen selber. Du musst einfach nur hingehen und sie fragen. Dann sprechen Menschen von Liebe und nicht von Empowerment. Von Neugierde, nicht von Change. Und das geht besonders gut, wenn man, wie ich, keine Ahnung hat von Managementtheorien, keinen Personaler-Hintergrund und noch nicht einmal BWL studiert hat. Schlimmer noch, ich habe Kunsttherapie studiert. Aus nordischer Sicht sind das ideale Voraussetzungen. Denn keine Erfahrung oder vermeintliches Wissen versperrt mir den Blick auf das Wesentliche. Das Einzige, was mich führt, ist meine Neugier. Eines der Geheimnisse des nordischen Glücks und auch des nordischen Erfolgs jetzt und in der Zukunft. Aber dazu später mehr. Lesen Sie, reisen Sie, und pfeifen Sie auf alles, was Sie bisher meinten zu wissen.

 

Was macht eine Gesellschaft aus? Es ist die Summe unserer Entscheidungen. Jedes einzelnen. Wie Sie sich in dem Kontext, der Ihnen gegeben ist, benehmen, ist wichtig. Sie sind wichtig. Sie können zwar nicht als einzelne Person eine Kultur verändern, aber nur Sie können sich dafür entscheiden, Ihre Umgebung durch Ihre Denkweise und Ihr Handeln positiv zu beeinflussen. »Du musst selbst zu der Veränderung werden, die du in der Welt sehen willst«, sagt Mahatma Gandhi. Es ist nicht wichtig, in welcher Gesellschaft wir uns befinden, sondern in was für einer wir gemeinsam leben möchten.

Welche Prioritäten setzen Sie? Wie begegnen Sie Ihrem Nächsten? Welche Gedanken pflanzen Sie in diese Welt? Die jungen Generationen machen es uns vor und auch schon einige großartige Unternehmen in Deutschland. Die Skandinavier leben es seit Jahrzehnten. Ihre Haltung kann einen Teil der Kultur erweichen, so dass das erblühen wird, was wir uns für einander wünschen: Mitmenschlichkeit, Verständnis und Freiheit. Eine humane Haltung, die dafür sorgt, dass jeder seine Möglichkeiten entfalten kann, um die bestmögliche Version seiner selbst zu werden. Damit wir alle gemeinsam das Beste sein können. Und dann umarmen Glück und Erfolg die Zukunft. So zumindest denken die Menschen im Norden darüber.

Und das hat seinen Preis. Denn wenn Sie nicht möchten, dass Ihnen Menschen ständig auf die Füße treten, dann sollten auch Sie selbst sorgfältig darauf achten, wohin Sie Ihre Schritte tun. Das ist auch in Skandinavien nicht anders, wie mir Matthias, deutscher Leiter der Rechtsabteilung bei Siemens in Norwegen, erklärt: »Besonders glücklich machen mich meine Kollegen, weil wir uns gut verstehen, und das ist kein Zufall. Wir verstehen uns gut, weil wir uns gut verstehen wollen. Alle strengen sich dafür an und achten sehr feinfühlig drauf, dass die Stimmung im Team gut ist.« Gut, und dann hattest du einen Horror-Morgen mit quengeligen Kindern, stößt dir den kleinen Zeh, lässt die Tüte mit den Kaffeebohnen fallen, und kommst mit unterirdischer Laune auf der Arbeit an? Matthias lacht: »Dann ist man froh, dass man auf der Arbeit ist, denn auf der Arbeit ist die Stimmung wieder gut!«

Das skandinavische Bild ist wunderschön. Und sehr zerbrechlich. Es funktioniert ausschließlich, weil alle es wollen. Weil alle täglich zusammen daran arbeiten. Manager, die Schwächen zeigen; Politiker, die Staatsbesuche wegen der Windpocken ihrer Kinder verschieben; weibliche CEOs mit vier Kindern ohne Rabenmuttergetuschel hinter vorgehaltener Hand; Männer, die auch nach der Trennung 50 Prozent ihrer Zeit mit ihren Kindern verbringen; Chefs, die das wissen und in der Woche keine Besprechung planen; Pfleger, die den Professor zurechtweisen, wenn er einen Fehler macht; Frauen, die Vollzeit arbeiten; Kollegen, die helfen, wo immer es geht; Lehrer, die nicht urteilen; Arbeitgeber, die Gewerkschaften mögen, und Kinder, die beim Skype-Meeting im Hintergrund durchs Bild hüpfen – sie alle sitzen in einem großen Wikingerboot. Und dieses Boot lenken sie so erfolgreich in die Zukunft, weil alle zusammen anpacken und in eine Richtung rudern wollen. Das skandinavische Zauberwort heißt weder Wohlfahrtsstaat noch Kinderbetreuung oder flache Hierarchien. Das skandinavische Zauberwort lautet: gönnen. Nicht neiden. Geben und nehmen. Alle sind bereit, sich ein wenig zurückzunehmen, damit für alle genug übrigbleibt. Für ein vollständiges Leben. Doch es fängt beim Gönnen und beim Geben an. Und das können Sie bei anderen nicht erzwingen, das können Sie nur selbst tun.

 

»Acht Stunden mehr Glück« malt Bilder in Ihre Köpfe und Herzen. Und deshalb verwende ich kräftige Farben und kräftige Aussagen unterschiedlichster Menschen, die mir und Ihnen ihre Zeit, Gedanken und Emotionen geschenkt haben. Sie schauen also durch meine Augen, wenn ich Ihnen von Wunderwelten, Star-Wars-Unternehmen oder glucksenden Geschäftsführern erzähle. Von Pilzesuchern oder Wertehütern als Berufsbezeichnung. Dieses Buch ist subjektiv. Und deshalb wird aus Ib, dem wundervollen Geschäftsführer, ein Mitglied der Augsburger Puppenkiste, einfach, weil er so emotional und mit ausladenden Gesten spricht. Und aus dem sympathischen und äußerst erfolgreichen Schweden Christian, wird der Papa vom Fußballplatz. Und so treffen Sie auf die angenehme Anna, IKEA-HANNA, Kjetil, den Architekten-Bären, Jasmin, die Baulampe und viele mehr.

 

Reisen Sie mit mir durch die kalten Nordländer und – ja – lassen Sie diese Welt einfach auf sich wirken. Vielleicht wollen Sie das eine oder andere gerne selbst ausprobieren. Vielleicht leben Sie es auch schon. Deutschland ist ein schönes Land, und mitten im Umbruch leuchten schon tausend helle Sterne als strahlende Vorbilder einer anderen (Arbeits-)Welt. Auch bei uns.

Dieses Buch stiftet Sie an, rotznäsig zu sein. Eigensinnig, mutig. Es möchte sehen, dass Sie Arschbomben ins Eiswasser machen, dass Sie Mittelfinger hochstrecken und den Mund aufmachen, wenn Sie etwas zu sagen haben. Es möchte, dass Sie anderen zuhören, dass Sie die Menschen lieben und weiter schauen als ihre kleine Nase lang ist, dass Sie wild durcheinanderreden, zusammen mit anderen gewaltig werden und einfach nur sauviel Spaß haben. Ganz nach nordischem Vorbild.

Sie brauchen keinen Ratgeber. Sie wissen, was zu tun ist, wenn Sie dieses Buch zur Seite legen. Ihr Herz hat es Ihnen schon lange erzählt. Also kneifen Sie Nase und Augen zusammen, nehmen Sie Anlauf und dann springen Sie mitten rein ins Eiswasser. Und wehe, Sie fühlen erst vor, wie kalt das Wasser ist!

Erfolg ist Leben

Es geht um mehr, als nur darum, ein gutes Resultat zu liefern. Es geht um Menschen mit einem guten Leben, die zusammen etwas Bedeutungsvolles erschaffen.

Hover, Ingenieur bei Snøhetta Architekten, Oslo, Norwegen

Gischt schlägt mir ins Gesicht.

»Alles in Ordnung?«, schreit mir Peter lachend vom Heck seines Motorbootes zu, das er geschickt durch zwei der über 30000 Inseln des Stockholmer Schärengartens steuert, gerade mal zehn Kilometer von Schwedens Hauptstadt entfernt. Sein neon-orangefarbener Bodywarmer leuchtet vor der grau-lila Kulisse aus wildem Wasser und bewölktem Himmel. Es nieselt. Oktoberwetter in Schweden. Ich versuche zum gefühlt 17. Mal, die steife Kapuze meiner gelben Segeljacke zu richten und klammere mich an die Reling des kleinen weißen Bootes mit enorm PS-starkem Außenbordmotor. Mann, ist das kalt! Aber ich hab’s ja so gewollt. Schon bei der Planung unseres Fernsehdrehs im letzten Herbst habe ich leidenschaftlich für den Winter plädiert. Wie können Menschen in den nordischen Ländern glücklich sein, wenn es kalt, nass und dunkel ist? Was für eine interessante Ausgangsposition für ein Buch über das glückliche Arbeitsleben in den skandinavischen Ländern. Optimal für mein Buch: ja. Für mich hingegen gerade weniger. Ich friere wie ein Schneider.

So fühlt sich das also an, wenn sich ein Weichei aus der Stadt auf Forschungsreise in den Norden begibt. Dabei ist Stockholm mit seinen 950000 Einwohnern ja nun auch nicht gerade ein Dorf. Doch irgendwie mag sich bei mir partout kein Großstadtgefühl einstellen. Ob es an den weiten Wasserflächen liegt, die ein Drittel der Stadtoberfläche bedecken? An den dümpelnden Segelbooten und den weiten Brückenbögen, die sich mitten in der Stadt von Schäre zu Schäre spreizen? Diesen für die schwedische Landschaft so typischen Eilanden in sanften, abgerundeten Formen? Wie ein Windhauch verflüchtigt sich dadurch das Gefühl der Enge und Hektik, das großen Städten oft anhaftet. Vielleicht liegt es aber auch an dem ganz eigenen Rhythmus der schwedischen Sprache, der mich hier überall begleitet. Langgezogene Vokale, die sich auf weichen Konsonanten heben und senken, wie eine Yacht auf den sanften Wogen der See … wie eine Melodie – irgendwie. Vielleicht sollte ich jetzt aber auch einfach mal auf dem Teppich bleiben. Bei aller Romantik ist Stockholm die am schnellsten wachsende Stadt Europas und das zweiterfolgreichste Technologiezentrum der Welt, direkt nach Silicon Valley. Für 1600 Euro Miete pro Monat könnte man im Zentrum gerade mal eine 31-Quadratmeter-Wohnung bekommen, wenn man überhaupt das Glück hat, eine zu finden. »Ja, das ist ein Problem, dem sich die Stadt stellen muss!«, nickt Helmut nachdenklich. Seit 1996 ist er hier Korrespondent des Handelsblatts. Ich treffe ihn ein paar Tage später in einem Hotel auf der Humlegårdsgatan mitten in Stockholm. Groß, schlank und schlaksig schlängelt sich Helmut durch die Drehtür des Hotels. Er kommt ursprünglich aus Hamburg. »Spotify, als Weltmarktführer bei den Musikstreaming-Diensten …«, Helmut weist über meine Schulter die Straße hinunter, »die sitzen übrigens da hinten um die Ecke … haben angekündigt, dass sie Stockholm verlassen werden und lieber nach New York gehen. Sie wollen in den nächsten drei bis vier Jahren um die 1000 Leute einstellen und finden keinen Wohnraum.« Auch Schweden kennt das Problem der Landflucht. 80 Prozent der Bevölkerung wohnen in Malmö, Göteborg oder Stockholm. Bei nur knapp zehn Millionen Menschen auf einer erheblich größeren Fläche als Deutschland herrscht im Rest des Landes gähnende Leere. Gerade deshalb hat Helmut sich entschlossen, in Schweden zu wohnen. »Was mir hier am besten gefällt, ist die Natur! Meiner Meinung nach sind die Schären das schönste Segelgebiet der Welt.« Nur mit der Mentalität hat er so seine Probleme. »Obwohl man den Hamburger Fischköpfen ja eine gewisse Kühle und Humorlosigkeit nachsagt, wird das hier noch dramatisch getoppt.« Mein romantisches Schweden-Bild aus Wasser, warmen Farben und Wortmelodien fällt klirrend zu Boden.

Gut, zurück zu Peter. Zurück aufs Boot im Schärengarten, nicht weit entfernt vom Hotel. Peter und ich sind unterwegs zur Arbeit. Es ist schon 9.30 Uhr. Noch 15 Minuten mit dem Auto liegen vor uns, vor zehn Uhr sind wir sicher nicht im Büro. Anscheinend kein Problem, denn Peter weist tiefenentspannt mit einer breiten Geste zur kleinen Insel Storholmen, auf der er mit seiner Frau und 200 anderen Schweden wohnt. Im Winter, wenn die Schärenarme zugefroren sind, fährt er auch schon mal auf Schlittschuhen zur Arbeit. Ich höre förmlich das leise Kratzen der Kufen, sehe das rosa Morgenlicht auf weiß-blauem Schnee und die Atemwolken an seinen Lippen hängen. So würde ich auch gerne zur Arbeit schlittern!

Besuche ich hier gerade einen alternativen Aussteiger?

Nein, ich würde mal sagen, eher einen ganz normalen Schweden. Vertriebsmanager Asien für ein High-Tech-Unternehmen in Stockholm mit Namen »Tobii«. Dieses Unternehmen entwickelt sogenannte Eye-Tracking-Systeme, die der Bewegung von Augen folgen, damit Menschen besser von Geräten verstanden werden können. »Denn wenn wir sehen, wo du hinschaust, wissen wir, worauf du deine Aufmerksamkeit richtest. Smartphones, Laptops oder Autos wissen dann bereits, was du zu tun gedenkst, bevor du den Befehl dazu gibst«, erzählt er mir am Abend zuvor auf der Terrasse seines Hauses, während mein Blick mit meinen Gedanken im Schlepptau immer wieder abdriftet, hinunter zur Bucht, weit unten in den Felsen. Dort dümpelt sein kleines, weißes Segelboot langsam vor sich hin, während ein schlanker Schärenkreuzer von seinem wahrscheinlich letzten Ausflug vor der Winterpause heimkehrt. Was für ihn Erfolg bedeutet, frage ich ihn nervös mit der Hand wedelnd, als mich eine träge Spätherbst-Wespe an meinem Ohr wieder ins Hier und Jetzt befördert. Na, auf jeden Fall nichts Materielles, lerne ich von dem sympathischen Mittvierziger. »Wir haben einen alten Saab, mit dem wir sehr glücklich sind, und so lange der nicht zusammenkracht, behalten wir ihn. Für uns ist wichtig, wo wir leben. Für uns ist das der Himmel auf Erden. Jeden Abend, wenn wir mit dem Boot zu unserer Insel zurückkehren, ist es, als würden wir in den Urlaub fahren. Der ganze Stress fällt einfach von dir ab, und ich denke, das ist Erfolg. Das macht uns glücklich. So zu leben …« Peter lächelt mich an. »Für mich und meine Frau ist das ein großer Erfolg, der hoffentlich so lange andauert, wie wir leben.«

 

Willkommen in Skandinavien, in Schweden, Norwegen und Dänemark, den Ländern, in denen Erfolg Leben ist. Und das heißt für die Schweden das Recht auf vier Wochen Sommerurlaub am Stück, für die Norweger Freitagmittag ab auf die Sommerhütte oder in den Schnee, und auch Dänemark ist im Sommer wenigstens drei Wochen lang wie ausgestorben, weil es sich gar nicht erst lohnt, zur Arbeit zu gehen, wenn rundherum eh kein anderer da ist. Wer sich fragt, wo die alle sind? Nun, sie machen sich die Welt, wie sie ihnen gefällt. Frank, der deutsche Controller bei Tobii und Kollege von Peter grinst breit, als er in die Herbstsonne blinzelt: »Die Norweger sagen, sie seien das faulste Land der Welt, und die Schweden sagen, sie seien das zweitfaulste. Und das stimmt, das Tempo ist hier schon ein wenig niedriger.« Wie auch in Dänemark, so erzählt mir der deutsche Unternehmensberater Jörg später. Die nenne man hier die Italiener des Nordens. Komme ich heute nicht, komme ich morgen.

Das kann ja kein gutes Ende nehmen! Sollte man meinen. Doch das Gegenteil ist der Fall: Wirtschaftlich stehen diese Länder sehr gut da. Ganz weit vorne im weltweiten Vergleich. Und da muss auch Jörg passen: »Die Dänen sind ja trotzdem unheimlich effektiv.« Konstantin, vor Jahren aus Deutschland nach Schweden eingewandert, zuckt nur kurz mit den Schultern: »Man lebt sein Leben, man kann seinen Sommer genießen, man hat Zeit für die Familie, und parallel ist man erfolgreich im Job.«

Und auch die Norweger heben nur kurz die Augenbrauen. Wo ist das Problem? Sie bekommen doch alles prima hin. Und zählt letztendlich nicht das Ergebnis? Darum geht’s doch. Tatsächlich, wer in Skandinavien investiert, ist schlau und profitiert von wachsenden Kursen. Die Skandinavier haben stabile politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen, ein hohes Bildungsniveau und Zugang zu den neuesten Technologien. So rief z.B. das Weltwirtschaftsforum Schweden Anfang 2017 als bestes Land in, na ja, allem aus. Die Liste des Wirtschaftsmagazins Forbes »Best countries for doing business« wird weltweit von Schweden angeführt, aber auch Dänemark und Norwegen landen hier auf Platz 6 beziehungsweise auf Platz 9. Wir auf Platz 21. Im »Global Competitive Report« finden Sie alle nordischen Miniländer zusammen mit Deutschland auf den ersten zwölf Plätzen. Und beim Europäischen Innovationsanzeiger, der jährlich von der Europäischen Kommission veröffentlicht wird, nimmt Schweden erneut die Führungsposition in der EU ein. So, jetzt höre ich aber auf.

Denn dabei vergisst das nordische Trio vor allem eines nicht: das Leben in vollen Zügen zu genießen. Die Schweden, Dänen und Norweger leben in den Ländern mit der höchsten Lebensqualität und den glücklichsten Menschen der Welt. Ist das Magie? Nun, wenn man die Presse und den Büchermarkt anschaut, ganz klar: ja. Die erfolgsverwöhnten Wikinger stehen wie kein anderes Volk im Fokus der positiven Aufmerksamkeit. Und immer wieder fragt man sich: Verflixt! Wie machen die das nur?

Nun. Sie gleiten abends nach der Arbeit mit Kopflicht auf Langlaufskiern durch dunkle Wälder, schmieren morgens in Ruhe mit den Kindern braunen Käse oder Fisch-Ei-Paste aufs Smørrebrød, gehen in der Mittagspause eine Runde joggen und holen die kleine Lotta um drei aus der Kita ab – leben, das hat in diesen Ländern eindeutig Priorität und deshalb sollen Arbeitsplätze Orte sein, die dazu beitragen, ein glückliches Leben führen zu können.

Glück ist eine Lebensentscheidung

»HANNOVER. An der Spitze der TUI Deutschland bahnt sich ein Wechsel an: Christian Clemens, seit 2012 Vorsitzender der Geschäftsführung, hat mitgeteilt, dass er seinen Vertrag nicht verlängern wird.« So titeln die Zeitungen Ende 2014. Unter Christians schwedischer Führung waren die finanziellen Ergebnisse des Geschäftsjahres 2013/2014 so gut wie nie zuvor und sind auch nach seinem Weggang bisher nicht mehr erreicht worden. Warum also gehen? »Er möchte Ende 2015 mit seiner Familie nach Schweden zurückkehren, damit die Kinder dort zur Schule gehen können«, so die offizielle Erklärung, die so manchen fassungslos zurücklässt.

Christian hingegen lächelt nur sein liebenswertes Lächeln, als ich neben ihm auf den Stufen am Rande des Fußballplatzes auf der Insel Lidingö bei Stockholm sitze und in die Herbstsonne blinzle: »Ich denke, ein großer Unterschied zu Schweden ist, dass für den Deutschen die Arbeit und seine Position im Arbeitsprozess sehr wichtig sind. Ich bin eine Führungskraft, das ist ein bisschen meine Identität. In Schweden ist meine Position nicht meine Identität«, so sinniert der Mitte 50-Jährige im dunkelblauen Trainingsanzug in charmant unperfektem Schwedendeutsch während unserer Filmaufnahmen an einem diesigen Samstagmorgen. »Meine Identität ist, was ich als Christian bin, was ich hier mache beim Fußballtraining, was mich in der Freizeit interessiert, meine Familie und meine Arbeit. Es gibt so viel mehr Komponenten in Schweden, die mich glücklich machen!« Doch in Deutschland stehe der Erfolg oft über allem. »Und wenn du dann Karriere machst, dann bedeutet das unterwegs nur Arbeit und zu Hause nur schlafen.« Der ehemalige Vorstandsvorsitzende von TUI Deutschland und Zentraleuropa hat das selbst erlebt. »Ich habe drei Jahre lang kaum meine Familie gesehen. Ich glaube, hier in Schweden harmonieren Arbeit und Freizeit ein bisschen mehr als in Deutschland, wo es große Unterschiede zwischen dem Arbeitsmenschen Christian und dem Privatmenschen Christian gab.« Gedankenvolles Nicken. Wir verfolgen beide das Fußballspiel seiner kleinen Tochter Inez.

Es gibt also keine Work-Life-Balance, denn wer arbeitet, lebt auch. Das lässt sich nicht trennen. Und Christian ist Christian, der jetzt gerade den Ball prüft, den ihm ein kleiner blonder Engel mit Zöpfen und Knieschonern reicht. Und haargenau den gleichen Christian besuche ich nochmals Monate später zum offiziellen Interview für dieses Buch in seinem Büro in Bromma, wo er inzwischen der Geschäftsführer der schwedischen Fluglinie BRA geworden ist. Immer noch derselbe Christian. Wir führen nur ein Leben, wie wir auch nur ein Mensch sind, der sich einfach an unterschiedlichen Orten befindet. Mit seinen Ängsten, Stärken, Freuden, Unsicherheiten und Träumen. »Ich will authentisch sein als Führungskraft. Ich will nicht eine Rolle an meinem Arbeitsplatz spielen und eine andere zu Hause.« Im Norden bleiben Menschen heil, weil sie beides geschickt in Einklang bringen. Dann sind Work und Life keine Gegensätze mehr, sondern zwei Bereiche, die einander ergänzen. Und das gelingt den Skandinaviern recht gut, wie Sie später erfahren werden. Kein Wunder also, dass die Skandinavier die glücklichsten Menschen sind, denn dort leben auch die glücklichsten Mitarbeiter.

Hover und Robert, der eine Ingenieur, der andere Architekt, fläzen sich vor mir auf einer Sofakomposition mitten in der Fabrikhalle des Architekturbüros Snøhetta an einem Fjord am Rande Oslos. »Es geht darum, mit Menschen gemeinsam ein gutes Leben zu haben und zusammen etwas Bedeutungsvolles zu erschaffen. Und ein gutes Leben umfasst mehr als nur die Stunden, die du auf der Arbeit verbringst. Es zählen alle 24 Stunden.«

Und während dieses gesamten Lebens sollten Menschen glücklich sein. Nur, warum eigentlich? Ich gebe das mal weiter an meinen Architekten.

Robert lächelt mich etwas stutzig an, als ob er sich fragen würde, ob diese blonde Deutsche hinter der Kamera das jetzt wirklich ernst gemeint hat. Zögerlich antwortet er: »Glücklich zu sein ist der Sinn des Lebens, oder?« Hover kommt ihm resolut zur Hilfe: »Das ist der Sinn des Lebens!« »Ja, glücklich zu sein …«, vervollständigt Robert den Satz.

 

Wie negativ, kritisch oder in Ihren Augen realistisch Sie auch sein mögen, Sie werden, wie jeder in meinem Vortrags-Publikum, bei derselben Frage die Hand heben. Stellen Sie sich vor, Sie säßen am Ende Ihres Lebens am Ufer eines Sees und würden auf Ihr Leben zurückblicken:

Wer von Ihnen möchte dann ein unglückliches Leben gehabt haben?

Wer von ihnen ein glückliches?

Und wer von Ihnen gar keines? –

Wenn Sie später auf ein glückliches Leben zurückblicken wollen, dann ist das Ihr Ziel. Wenn Ihnen also etwas missfällt, dann ändern Sie etwas, wie Christian oder all die anderen draufgängerischen Eislochhüpfer, die, wie Sie ab Seite 138 verstehen werden, den Norden bevölkern. Denn »glücklich auf der Arbeit zu sein, ist ein absolutes Muss«, so Sissl, eine quirlige Radsportlerin mit einigen Weltrekorden auf dem Buckel, die jetzt das Personal bei Siemens in Oslo anspornt: »Wenn du nicht glücklich bist, klappt es auch auf der Arbeit nicht. Wenn ich schlecht drauf bin, dann sollte ich an manchen Tagen besser zu Hause bleiben. Dann bin ich wenig produktiv, plus, dass ich auch einen schlechten Einfluss auf meine Umgebung habe! Das geht gar nicht!«

Es gibt immer eine Alternative zum Jammern. Tonje, die Osloer Personalleiterin, Mutter zweier Kinder, nickt zustimmend: »Ich laufe hier nicht herum und beschwere mich über Dinge. Entweder änderst du etwas, oder du akzeptierst es. Und das reduziert meinen Stresslevel schon enorm. Das wäre also schon mal ein Glückstipp für Deutschland.«

 

Glück ist eine Entscheidung. Jeden Tag wieder aufs Neue. Denn gar kein Leben zu haben, anstelle eines glücklichen, ist grausam. Menschen aus dem Norden möchten deshalb auch auf der Arbeit das pralle Leben spüren. Und glücklich sein. 24/7. Weshalb sollten wir diesen Anspruch an der Pforte abgeben? Für die Dänen, so munkelt man, sei es schon beinahe ein Grundrecht, auf der Arbeit glücklich zu sein. Wer dort keinen Spaß hat, geht beleidigt nach Hause. »Ich glaube, die Dänen wollen glücklich sein! Auch, wenn wir mal nicht glücklich sind. Wenn wir jemanden treffen, dann möchten wir nicht darüber reden, dass wir einen Scheißtag haben. Nicht, weil wir wollen, dass es so aussieht, als ob immer alles schön ist, sondern, weil wir uns weigern, unglücklich zu sein. Wir lassen es nicht zu!« Lachend wirft Wibeke, die fröhliche Frau Ende 40, die ich in Kopenhagens frühnebligen Straßen auflese, ihre lange rote Mähne nach hinten, während ihr kleiner weißer Hund an der Leine zuckelt. Sie weist spontan auf eine Gruppe Jogger, die sich just in diesem Moment ein paar Meter weiter zum Morgenlauf trifft. »Schau dir diese Leute an. Sie laufen und sie schwitzen, aber sie lachen, wenn sie miteinander reden.« Und dann hechten sie an uns vorbei und grauenhaftes Gekläffe von Wibekes Wollknäuel lässt mein Trommelfell unter meinen Kopfhörern gefährlich erzittern. Ein Ruck an der Leine beendet meine Folter. »Wir wollen einfach aus dem Vollen schöpfen: Iss das Leben! Wir sind ein kleines Land, wir können uns nicht einfach hinhocken und uns beschweren. Wir wissen, dass wir uns ein wenig bewegen müssen.«

Also bewegen Sie sich.

Glücklich auf der Arbeit zu sein, ist kein Luxus, sondern das Wichtigste überhaupt, für das Wohlbefinden der Gesellschaft, das Unternehmensresultat und für die Menschen, die dort täglich ihre Zeit investieren.

Auch die deutsche Politik erklärt in ihrem »Bericht der Bundesregierung zur Lebensqualität in Deutschland«[3] stolz, dass der Großteil der Erwerbstätigen in Deutschland seit 25 Jahren konstant mit seiner Arbeit zufrieden ist. Die durchschnittliche Zufriedenheit auf einer Skala von 0 (sehr unzufrieden) bis 10 (sehr zufrieden) liegt bei sieben Punkten. Nun ja. Die Frage »Wie glücklich bist du mit deinem Job auf einer Skala von 0 bis 10?« habe ich während meiner kleinen Forschungsreise auch regelmäßig gestellt. Eine 7 ist mir aber nur selten untergekommen. Das Glücksniveau der von mir Befragten lag indes bei acht bis neun Punkten. Mensch, minimal zwei Traumhochzeiten verpasst!

Wie konnte das passieren?

Vielleicht liegt es daran, dass in Deutschland Glück im Leben wie auf der Arbeit nur eine Nebenrolle spielt. Ein nettes Add-on, etwas Erstrebenswertes sicherlich, aber oft nicht umsetzbar. Sie wissen schon, die Chefs, die Kollegen, die Strukturen, die Politik, die Kinderbetreuung. Habe ich etwas vergessen? Tja, kann man nichts machen. »Wir hatten jetzt zu Silvester eine Gruppe von Freunden aus Deutschland zum Skifahren zu Besuch. Und da denkst du dann, die haben eigentlich so viel weniger von ihrem Leben«, so Kerstin, nachdenklich ins graue Nass auf Oslos Straßen starrend. Seit 2000 hat die Deutsche mit ihrem Mann und ihren Kindern bereits an verschiedenen Orten der Welt gelebt. Nun hat sich die Familie ganz bewusst dazu entschieden, in Skandinavien zu bleiben, anstatt nach Tokio überzusiedeln. »Das sind alles gestandene super-karriere-fokussierte Menschen, die eigentlich schon so viel erreicht haben, und nur so wenige sagen, So, jetzt ist mal gut, jetzt genieße ich mal.« Der Ober bringt uns einen zweiten Latte Macchiato, und Kerstin rührt gedankenverloren im Milchschaum herum, bevor sie fortfährt: »… Dieser extreme Druck, der von den Firmen kommt … aber auch von den Leuten selbst.« Sie haben Ihr Glück selbst in der Hand, damit fängt es an. Niemand setzt Ihnen Prioritäten. Sie setzen sie selbst. Strukturen, Chef, Unternehmen, Hierarchien, Kinderbetreuung, Ehemann, Kollegen und was uns noch so alles einfällt, das sind feine Entschuldigungen, mit denen Sie Ihr Leben verpassen. Denn wer ist denn verantwortlich für Ihr Glück auf der Arbeit? Sie oder Ihr Arbeitgeber? Beide, lautete die Antwort im Norden, in 90 Prozent der Fälle. In den wenigen übrigen Fällen lautete die Antwort: Ich persönlich. Niemand stiehlt sich also aus der Verantwortung, indem er seinen Anteil an seinem Glück verleugnet. Aber auch nicht seinen Anteil am Glück der anderen.

Denn wir sind aus Sicht der Eislochhüpfer alle für die Stimmung am Arbeitsplatz zuständig, und wenn’s denn echt nicht mehr geht, dann suchen Sie sich halt etwas Neues. Doch nur hinhocken und allen die Stimmung verderben, ist nicht. Nicht in Kopenhagen, nicht in Oslo und ganz sicher auch nicht in Malmö, wo ich an weißen langen Tischen in der IKEA-Kantine Mikael mit gelbem Poloshirt gegenübersitze: »Wenn die Leute, die bei IKEA arbeiten, nicht glücklich sind, dann ist IKEA auch nicht glücklich. Die Zufriedenheit der Mitarbeiter ist immer eine große Sache, klar. Aber, wenn du mit deiner Arbeit nicht zufrieden bist, dann musst du selbst etwas unternehmen, denn ich glaube nicht, dass das jemand anderes für dich tut. Du bist für dein eigenes Wohlbefinden verantwortlich. Du bist die einzige Person, die sich die Frage stellen kann: Will ich so leben? Macht mir mein Job Spaß? Wenn nicht, ändere den Job!«

Wer nicht lebt, kann auch nicht arbeiten

Skandinavier sind also um einiges ambitionierter als wir: Sie wollen nicht nur erfolgreich arbeiten, sie wollen erfolgreich leben. Denn die Formel ist ganz einfach: Wer nicht lebt, kann auch nicht arbeiten.

Hover, der lässige Ingenieur mit modischem Vollbart und ziemlich enganliegender Hose, lacht verschmitzt: »Wenn ich uns so zuhöre, könnte man denken, dass wir alle Nichtstuer sind, aber vertraue mir, die Leute hier arbeiten wirklich viel.« Er zupft sich nachdenklich am Bart und schielt durch eine riesige Fensterfront auf den atemberaubenden Fjord und die schneebedeckten Berge. »Aber wenn du einen guten Job machen möchtest, dann musst du glücklich sein, du musst zufrieden sein mit deiner Situation. Wenn es dir nicht erlaubt ist, das Leben zu führen, das du gerne leben möchtest, wirst du auch auf der Arbeit nicht glänzen.« Hover nickt nachdrücklich. Er ist geschieden und hat zwei kleine Kinder. »Wenn irgendein Manager in Deutschland dein Buch liest und berührt ist, dann hoffe ich, dass ihm klar geworden ist, dass das Potential eines Unternehmens nicht im Unternehmerischen liegt, sondern darin, dass es ein Ort zum Leben ist. Ich möchte, dass er sich denkt: Ja, ich werde mein Unternehmen in einen Ort verändern, der holistischer ist, einen Ort, in dem wir das Leben der Menschen, ihre Familien und ihren Alltag wertschätzen.«

Claus, ein schlaksiger Dänen-Manager des Biotech-Unternehmens Novozymes, lächelt, während er energisch seine Hände knetet. »Es ist ja das Gesamtbild, das stimmen muss. Dass ich glücklich bin, wenn ich arbeite, und glücklich, wenn ich mit meiner Familie zusammen bin. Das zählt. Und dann wirst du, was immer du tust und welche Menschen du auch immer triffst, positiv beeinflussen.«

Die Skandinavier mögen sich einfach nicht so recht entscheiden zwischen Karriere und glücklichem Leben. Sie wollen beides. Denn es gibt so viel mehr Sternlein, die uns am Horizont leiten, als nur Karriere und Arbeit. Klar wollen wir uns weiter entwickeln in unserem Beruf, immerhin ist das ein großer Teil unseres Lebens. Das bedeutet jedoch nicht, dass der Rest unseres Entwicklungspotentials brachliegen sollte. Wir wollen uns doch auch weiter entwickeln als stürmische Liebhaberin, als Super-Papa, als bester Freund, als passionierter Fußballtrainer, als passable Skifahrerin, als ambitionierter Hobby-Gitarrist, als kreative Gärtnerin, wollen zum besten Geburtstagskuchenbäcker der Elternschaft werden, zum liebsten Opa der Welt und zum Kollegen, der da ist, wann immer man ihn braucht. Und was Ihnen noch so alles wichtig ist in Ihrem Leben. Ihrem Leben. Und das ist Erfolg, wenn Sie Johan fragen, den blauorange-beturnschuhten Direktor der beinahe kleinsten Eisenbahnlinie der Welt, die täglich ein paar Mal zwischen Göteborg und Stockholm hin und her düst, »Erfolg ist, dass du etwas tust, was du wirklich liebst, dass du dir ein Ziel setzt und das dann auch erreichst. Und dieses Ziel kann sein, eine neue Eisenbahnlinie aufzubauen, einen Marathon zu laufen oder deine Kinder großzuziehen.«

Im Streben nach anderen Dingen kann man genau denselben Enthusiasmus, das gleiche Herzblut und Engagement zeigen wie im Beruf. Aus skandinavischer Sicht sollte man das auch, damit das Leben nicht ständig in Schieflage gerät. Denn beruflicher Erfolg ist nun einmal genauso wichtig wie Papa-Sein. So ein Papa sitzt gerade vor mir. Thor, 45 Jahre alt, mit zwei zauberhaften Mädchen, elf und 13. Der Mann trägt den Namen des nordischen Donnergottes und, na ja, wie soll ich’s sagen, er sieht auch ein wenig so aus, mit graudurchwelktem Wikingerbart. Seine Stirn zeigt prägnante Falten, wann immer er die Augen hochzieht. »Menschen haben neben ihrem Job noch andere Dinge, die für sie von Wert sind, und ich glaube, in Norwegen sehen wir ein, dass das wichtig ist.« Denn manchmal kann es auch im Job haarig werden, und wenn das der einzige Pfeiler ist, der Sie stützt, dann haben Sie ein ernsthaftes Problem. »Dann kommst du aus dem Gleichgewicht. Dann wirst du die Energie verlieren, Dinge zu tun, die du liebst. Ich denke, du solltest alle Pfeiler deines Lebens priorisieren: Job, Freunde, Freizeit und Familie.«

Bei so einer nordischen Familie luge ich ein paar Wochen später in den Kochtopf. Marc ist französischer Wissenschaftler im schwarzen Rollkragenpullover, der, wie Sie noch erfahren werden, zusammen mit seinen Kollegen versucht, die Welt zu retten. Seine Frau Anne, eine bodenständige, resolute Dänin und Mama von Laura und Caroline, erklärt mir ihre Lebensprioritäten, während sie ihr Glas Rotwein schwenkt. Französischen natürlich. »Klar möchte ich mich weiterentwickeln, aber nicht unbedingt wegen der Position oder des Titels. Es ist eher der Inhalt der Projekte, der wichtig für mich ist. Aber das gilt für mein berufliches Leben. Im Privaten bin ich sehr viel ambitionierter: Ich möchte Zeit haben. Zeit für meine Kinder, für Sport, für meine Freunde. Also, was Zeit angeht, da bin ich wirklich ehrgeizig«, lacht sie und reicht mir einen Löffel mit currygelber Soße zum Probieren. »Und das klingt so, als ob Arbeit etwas Negatives wäre, aber ich könnte nicht ohne sie leben. Ich liebe meine Arbeit, aber ich denke, das kommt daher, dass ich darauf achte, mich nicht zu verausgaben. Das klingt ziemlich verwöhnt, nicht wahr?«

Aus der Glücksperspektive ist das nicht verwöhnt, sondern klug. Und typisch skandinavisch. Wenn Menschen nicht gut auf sich selbst achtgeben, dann werden sie nämlich weder gute Mitarbeiter, noch gute Chefs, noch gute Eltern oder Kuchenbäcker sein. Auf das richtige Maß kommt es an. Thor wirft seine norwegische Stirn in Falten: »Ich könnte mir nicht wirklich vorstellen, einen wahnsinnig aufregenden Job zu haben, während der Rest meines Lebens eine Wüste wäre!« Donnerndes Norweger-Lachen. Irgendwo aus dem Schnee, ein paar 100 Kilometer südlich von Oslo, bei Norner, einer kleinen, spezialisierten Firma, die für ihre Kunden alles entwickelt, was mit Plastik zu tun hat. Kräftige Hände unterstreichen jedes seiner gewaltigen Worte. Im Management sitzt er hier: »Für mich ist die Lebensbalance sehr wichtig. Die Familie ist wirklich ein Pfeiler meines Lebens, der mir Energie gibt. Ich habe meinen Töchtern Skifahren beigebracht, und jetzt wollen sie Snowboard lernen. Also machen wir das. Ich liebe all diese Herausforderungen, dieses ewige Lernen, den Prozess des Neuen. Im Winter liebe ich Skifahren, im Sommer Kayakfahren, im Herbst liebe ich es zu jagen. All das zählt für mich zu den wichtigen Dingen des Lebens, die in mein Arbeitsleben passen müssen.«

Der Mensch hat 100 Prozent Energie am Tag. Und wenn ich 90 Prozent auf der Arbeit lasse, dann habe ich nur noch zehn Prozent für meine Familie. Das lerne ich später in Dänemark, als ich die deutsche Marion interviewe, die ohne Fahrtwind hinterm Stehtisch strampelt. 40000 Kilometer wollen die 34 Mitarbeiter des Übersetzungsbüros World Translation aus Aarhus auf ihrem Schreibtischtrainingsrad zusammenradeln. »In Dänemark respektiert man, dass der Mensch nun einmal irgendwann auch müde ist«, erklärt die Deutsche die extrem kurzen dänischen Arbeitswochen. Wenn du ein krankes Kind zu Hause hast, dann verbrauchst du dort nun einmal relativ viel Energie, und dann kannst du in deinem Job vielleicht nicht auch noch die 90 Prozent bringen«, sinniert die Personalverantwortliche. »Ich habe das Gefühl, dass man das in Deutschland noch nicht ganz so sieht. Dass man denkt, da hast du Pech gehabt, dann musst du halt ein bisschen schneller laufen.« Oder Radeln.

Allzeit bereit!

Anfang Januar lande ich an einem regnerischen Sonntagabend in Oslo. Etwas enttäuscht bin ich schon, ehrlich gesagt. Ich hatte erwartet, mich durch Schnee und Eis wühlen zu müssen. Doch in Oslo herrschen Temperaturen um den Gefrierpunkt, der wärmste Winter seit 28 Jahren, so erzählt mir ein Mitreisender, den ich in der Straßenbahn nach einer Haltestelle frage. Wirklich wenig Schnee dieses Jahr. Verstohlen mache ich ein Foto eines kernigen Norwegers. Der Dritte übrigens, der mir auf dem Weg vom Hauptbahnhof zu meiner Bleibe in der Straßenbahn mit Skiern begegnet. Die Norweger müssen ein äußerst inniges Verhältnis zu ihren Brettern haben, wenn sie die sogar ohne Schnee durch die Gegend schleppen.

Als ich dann aber Donnerstagmorgen mit einer stupsnasigen, blonden Mitarbeiterin der Internetberatungsfirma Making Waves den Lift teile, wird es schon ein wenig eng mit ihren blauen Langlaufskiern und den sperrigen Skistöcken. Was in aller Welt macht sie mit ihren Skiern auf der Arbeit? Matthias lacht laut auf, als ich ihm am darauffolgenden Tag von meiner seltsamen Begegnung erzähle. »Leben!«, sagt er und schielt belustigt zur Seite. Denn nach der Arbeit könne man doch noch prima ein paar Fahrten oben auf der beleuchteten Piste machen, eine halbe Stunde vom Zentrum entfernt. Matthias, ein Deutscher, verantwortlich für die Rechtsabteilung bei Siemens Norwegen, ist so nett, mich nach der Arbeit mitzunehmen, um seine Kinder abzuholen. Pünktlich um 15.55 Uhr steckt er seinen Kopf ins Besprechungszimmer, in dem ich bereits hastig meine Kamera zusammenpacke. 20 Minuten später sitzen wir im Auto und fahren in die Innenstadt Oslos Richtung Deutsche Schule. Wir sind später dran als sonst und kommen recht schnell voran. Der größte Stau sei immer so um halb vier, meint Matthias. »Und um fünf Uhr kommst du hier völlig ohne Probleme durch, weil die Leute da längst alle zu Hause sind«, lacht er amüsiert, wohlwissend, das dies für meine deutschen Ohren etwas seltsam klingt. »In unserem Team haben alle Kinder im Kindergartenalter, und daher ist es wichtig, dass wir unsere Zeit so einteilen können, dass es für die Arbeit passt, aber auch für uns.« Sprich: spät kommen, früh gehen. »Deshalb hat auch keiner ein Problem damit, mal abends von 21 Uhr bis Mitternacht wieder am PC zu sitzen und noch irgendeinen Vertrag fertigzumachen.«

Feierabend kennt man im Norden anscheinend nicht. Der Deutschen größtes Heiligtum, denn erst dann fängt doch das Leben an. Der Durchschnittsnordmann zieht nur erstaunt eine Augenbraue in die Höhe und fragt sich, was sie denn dann die restliche Zeit tun? Schlafen? Warten? Sterben?

In den Kernzeiten trifft man sich im Allgemeinen so ungefähr in nordischen Unternehmen. Und bei manchen Unternehmen gibt es selbst die nicht mehr, wie beim Ingenieurbüro Rambøll in Kopenhagen. Doch trotz aller Freiheit kehren die Wikinger immer wieder treu zurück an ihren Arbeitsort, weil sie den Austausch mit den Kollegen und das Gefühl des Zusammenhalts brauchen. Menschen müssen nicht anwesend sein, sie wollen es, weil sie die Kommunikation benötigen und voneinander lernen wollen. Und weil sie Besprechungen haben. Deshalb natürlich auch. Zwischen neun und 15 Uhr, aber nicht danach. Sie sind da, wenn sie da sein müssen. Sie sind da, wenn sie da sein wollen. Sie sind auch irgendwie da, wenn sie auf dem Laufband stehen, einkaufen oder die Kinder abholen. Und sie sind weg, wenn sie zu Abend essen, Gute-Nacht-Geschichten vorlesen oder einfach keine Lust haben, erreichbar zu sein. Danach sind sie wieder da, auf der Couch oder irgendwo im letzten Zipfel Skandinaviens. Absolut flächendeckende Netzabdeckung macht es möglich. Im Gegensatz zu Deutschland erscheint in Skandinavien selten ein »E«, wie Ende der Welt im Display. »Es geht tatsächlich gut, vom Boot aus zu arbeiten. Man hat fast überall in den Schären das schnelle 5G-Netz!«, bestätigt mir Helmut, der schlaksige Handelsblatt-Reporter, auf meine Nachfrage hin, per Mail von sonstwo gesendet. Alles ganz normal, erfahre ich von Thorsten. Er grinst zufrieden. Sowieso macht der dunkelhaarige Deutsche mit leicht ergrauten Schläfen einen recht ruhigen, bodenständigen Eindruck auf mich. »Ich bekomme auch abends um 23 Uhr noch eine Mail vom R&D-Manager. Aber ich empfinde das nicht als negativ, denn ich habe nicht das Gefühl, dass da jetzt jemand sitzt und erwartet, dass ich antworte, sondern man sitzt halt vorm Fernseher, hat sein Handy in der Hand und antwortet dann oder eben auch nicht. Es ist alles ein wenig entspannter.« Thorsten ist verantwortlich für den Kundensupport des Eye-Tracking-Herstellers Tobii in Stockholm. »In Deutschland müssten wir erst einmal lernen, dass es die meisten Berufe nicht erfordern, immer zur gleichen Zeit im Büro zu sein.« Arbeit und Freizeit gehen in Skandinavien fließend ineinander über. Matthias lenkt seinen Wagen durch das Zentrum von Oslo. Sein Telefon klingelt, er schaut kurz drauf, murmelt ein »Ruf ich später zurück« und fährt dann lauter fort: »Das ist schon so. Du bist irgendwie nie ganz auf der Arbeit und nie ganz zu Hause. Mich stört das überhaupt nicht. Ich könnte mir gar nicht vorstellen, dass ich morgens um sieben ins Büro komme, so wie früher in Deutschland. Da habe ich meine neun, zehn Stunden auf der Arbeit gesessen und bin dann abends wieder heim gedackelt.« Er nickt kurz und sagt bestimmt: »Ich bin seit achteinhalb Jahren hier, und es gab noch keinen Tag, an dem ich nicht gerne zur Arbeit gegangen wäre.«

In Deutschland sieht man das kritisch. Diese Freiheit führe dazu, dass Menschen mehr arbeiten würden und keinen Urlaub mehr nähmen. Es fallen Worte wie Ausbeutung, Dauerstress und Beeinträchtigung der körperlichen Gesundheit. Im Glücksatlas 2015 lese ich, dass 51 Prozent der Deutschen meinen, es sollte gesetzlich verboten werden, nach Feierabend, am Wochenende und im Urlaub vom Arbeitgeber kontaktiert zu werden. Thorsten nickt nachdenklich: »Ich verstehe das, aber ich würde mir wünschen, dass man hier zu einem Konsens kommt. Weil das nämlich die Flexibilität enorm einschränkt. Die ganzen Vorteile, die ich als Arbeitnehmer habe, verschwinden automatisch, wenn ich nicht bereit bin, an anderen Stellen flexibel zu sein und zu sagen: Okay, ich muss jetzt nach Hause, ich muss meine Tochter betreuen, aber ich arbeite heute Abend noch ein wenig weiter.«

 

Matthias meldet sich noch einmal aus Oslo zu Wort. »Also ich habe vier Wochen frei. Das bedeutet aber nicht, dass ich mir vier Wochen lang keine E-Mails anschaue. Das verdirbt mir nicht die Ferienlaune, wenn ich mir abends an einem schönen Ort meine Mails durchlese. Das machen andere auch, bei mir im Team zumindest. Deshalb musst du dir auch keine Urlaubsvertretung suchen, weil alle bereit sind, auch ein bisschen beizutragen, selbst wenn sie nicht da sind.« Ohne Geben funktioniert auch das Nehmen nicht. Wer um 14 Uhr zum Skirennen der Kinder abdüsen kann, der liest auch gerne mal im Urlaub seine Mails. Und nein, das ist nicht irgendwie festgelegt und dokumentiert. Die gegenseitige Flexibilität fließt ein wenig hin und her, und keiner hat Angst, er könnte zu kurz kommen. Alle gehen davon aus, dass jeder sich dem anderen gegenüber fair verhält. Thorsten schmunzelt: »In Deutschland erwartet man schnell, dass das ja alles in die Hose gehen muss und von den Mitarbeitern nur ausgenutzt wird. Aber das ist nicht so.« Denn Mitarbeiter sind im Gegenzug bereit, auch etwas zurückzugeben und die Ärmel hochzukrempeln und auch mal länger zu bleiben, wenn es im Betrieb heiß hergeht. Das führt zu einer enormen Loyalität auf allen Seiten. Flexibilität funktioniert mit einer Menge Vertrauen, Verständnis und Miteinanderreden. Klingt irgendwie nach Beziehungsratgeber. Nun ja, genau das macht ja ein flexibles Miteinander möglich: gute, vertrauensvolle Beziehungen. Genau. Heftiges Nicken von Sara und Julie, zwei frisch gebackene Schwedenmamas, die ich zufällig vor Stockholms Kaufhaus Åhlens abfange. Julie, eine blonde Frau Anfang dreißig in einem auffälligen Pulli mit Papagei-Motiv, erklärt mir das typisch Schwedische an der Flexibilität: »Für mich ist es total okay, wenn Leute mir am Wochenende oder abends eine Mail schicken, denn wenn ich nicht drauf schaue, schaue ich nicht drauf. Aber andere mögen damit ihre Probleme haben.«

Sara stimmt zu: »Weil sie dann das Gefühl haben, sie müssten jetzt sofort antworten. Für mich ist es auch kein Problem, weil ich mich nicht gestört fühle.«

Julie: »Aber du musst es in der Gruppe besprechen. Das ist der typisch schwedische Konsens, der Dialog, dass du darüber redest und du dich einigst. Das ist der Knackpunkt.« Reden hilft. Reden hilft immer, einander zu verstehen.

Weniger arbeiten, mehr schaffen

Nordländer arbeiten nicht weniger, sondern schlauer. Na gut, korrigiert mich Anne-Marit, Geschäftsführerin von Siemens Norwegen prompt. »Wir arbeiten als Land im Schnitt mehr als Deutschland, aber pro Person weniger.« Weil beide Lebenspartner die Möglichkeit haben, Vollzeit zu arbeiten, und es meistens auch tun. Marc, der hippelige Wissenschaftler aus Kopenhagen, meldet sich hinter dem Kochtopf zu Wort. Es gibt übrigens Fleischbällchen mit Reis. »Ich glaube nicht, dass Leute effektiv sind, wenn sie zwölf Stunden am Stück arbeiten. Sie sind effektiver, wenn sie sechs, sieben Stunden arbeiten, dann eine Pause machen und später ein wenig weiterarbeiten. Wenn sie zwischendurch etwas ganz anderes machen. Ich nehme immer meinen Laptop mit nach Hause, und wenn ich dann morgens sehr früh wach werde, denke ich: Yes! Ich hab’s.« Jetzt strahlt er. »Ich kann Lösungen an den seltsamsten Orten finden.«

»Ich finde sie draußen im Wald«, ergänzt Johan, der schwedische Eisenbahn-Geschäftsführer mit den blau-orangefarbenen Laufschuhen: »Wenn du im Büro am Schreibtisch sitzt und denkst: So! Jetzt werde ich eine richtig gute Idee haben, dann wirst du sie nicht finden. Ich lese eine Menge, spiele Klavier und laufe. Das hilft mir sehr, auf der Arbeit kreativer, effizienter und entspannter zu sein und neue Ideen zu finden.«