Achtsamkeitstraining für Kinder - Floriana Schilling - E-Book

Achtsamkeitstraining für Kinder E-Book

Floriana Schilling

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Beschreibung

Gerade in unserem immer hektischeren und moderneren Alltag ist es umso wichtiger, achtsam zu sein und die aktuelle Situation vollkommen wahrzunehmen, ohne sich hierbei im eigenen Gedankenkarussell zu verlieren – auch für unsere Kinder. Für Kinder kann es unangenehme Folgen haben, im falschen Moment unachtsam zu sein, weil sie eventuell grad mit dem Tagträumen beschäftigt sind oder anderweitig abgelenkt werden. Eventuell werden sie etwas von ihrem Lehrer gefragt und haben nicht die passende Antwort parat oder sie verpassen beim Sport den entscheidenden Moment. Durch folgende Inhalte in diesem Buch wird Ihr Kind beim Achtsamkeitstraining unterstützt: - 33 spielerische Übungen für mehr kognitive Wahrnehmung im Alltag - Tipps & Tricks, damit Ihr Kind seine Umgebung mehr wahrnimmt und sich nicht in den eigenen Gedanken verfängt - 11 Entspannungstechniken zur Förderung der Achtsamkeit - 6 Meditationsübungen, damit ihr Kind Stress abbauen kann und dadurch ausgeglichener und fokussierter wirkt Sie sehen also: Dieses Buch enthält nahezu ALLES, damit ihr Kind achtsamer und fokussierter seinen Alltag meistern kann. Erwerben Sie dieses Buch und bieten Sie Ihrem Kind künftig die individuelle Förderung, die es verdient!

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Copyright © 2021 – Floriana Schilling

 

Alle Rechte vorbehalten.

 

Die Rechte des hier verwendeten Textmaterials liegen ausdrücklich beim Verfasser. Eine Verbreitung oder Verwendung des Materials ist untersagt und bedarf in Ausnahmefällen der eindeutigen Zustimmung des Verfassers.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort 

Achtsamkeit – was ist das eigentlich? 

Woher stammt die Achtsamkeitspraxis eigentlich und was bewirkt sie? 

Warum ist Achtsamkeit so bedeutsam für Kinder? 

Die Konsequenzen fehlender Achtsamkeit bei Kindern 

Die verschiedenen Haltungen der Achtsamkeit 

Die geistigen Haltungen der Achtsamkeit 

Gelebte Achtsamkeit im Familienalltag – wie gelingt die Umsetzung? 

Wie können Kinder die Fähigkeit der Achtsamkeit erlernen? 

Vorteile von erhöhter Achtsamkeit 

33 Übungen für mehr Achtsamkeit bei Kindern 

Achtsamkeit für mehr Konzentration 

Gelassenheit lernen für kleine Abenteurer 

Bleib in Bewegung 

Veränderung beginnt im Kopf 

Power-Alltagsübungen 

Elf Traum- und Fantasiereisen für Kinder zur Entspannung und Förderung der Achtsamkeit 

1. Regenbogenwelt 

2. Zauberhafte Märchenwelt 

3. Schiff ahoi! 

4. Ein Tag am Strand 

5. Der Berg ruft! 

6. Herbstbeginn 

7. Frühlingsboten 

8. Regentanz 

9. Abendspaziergang 

10. Flieg, kleines Vögelchen 

11. Wintermärchen 

Sechs Meditationstechniken für Kinder 

1. Sei kreativ – Mandalas ausmalen 

2. Herzwärme 

3. Die Fünf-Minuten-Meditation 

4. Bewegungsmeditation 

5. Entspannungsmeditation für den Alltag 

6. Sei gut zu allen Lebewesen 

Schlusswort 

Quellenverzeichnis 

Bilderverzeichnis 

Vorwort

„Wenn Du Dein Leben so erfüllt und glücklich leben möchtest, wie es geht, dann sei dort, wo es stattfindet: im Hier und Jetzt!“

Doris Kirch

Liebe Eltern,

schön, dass Sie sich für dieses Buch entschieden haben.

Achtsamkeit ist gerade in unserem modernen hektischen Alltag ein immer wichtigeres Thema, nicht nur bei uns Erwachsenen, sondern auch bei unseren Kindern. Leider halten noch viel zu viele Menschen dieses Thema für einen belanglosen Modetrend und verpassen somit eine große Chance, denn die positiven Wirkungen der Achtsamkeit sind sogar wissenschaftlich belegt.

Viele Menschen sind mit ihren Gedanken entweder in der Vergangenheit oder sie malen sich schon die Zukunft aus. Sie verlieren sich in Grübeleien, in Sorgen und in ihrem Gedankenkarussell. Achtsamkeit bedeutet jedoch, im Hier und Jetzt zu leben, nicht nur körperlich, sondern auch mental. Es geht im Wesentlichen darum, den Moment zu achten, ohne ihn zu bewerten oder darüber zu urteilen. Wir neigen im Alltag oft nur allzu schnell dazu, alles einer entsprechenden Bewertung zu unterziehen. Achtsame Menschen versuchen sich jedoch von einem solchen Verhalten zu lösen und sich auf das zu konzentrieren, was außerhalb der eigenen Gedankenwelt liegt. Auf diese Weise lässt sich eine gesunde Distanz zu den eigenen Gedanken schaffen, Stress abbauen und das eigene Wohlbefinden fördern.

Die US-amerikanische Schriftstellerin Pearl S. Buck sagte einmal: „Die wahre Lebensweisheit besteht darin, im Alltäglichen das Wunderbare zu sehen.“ Genau dazu soll die Achtsamkeit Groß und Klein befähigen!

Achtsamkeit kann Ihr Leben und das Leben Ihres Kindes sehr positiv beeinflussen. Jeder Mensch möchte glücklich und zufrieden leben und dies wünscht sich auch jede Mutter und jeder Vater für die eigenen Kinder. Man möchte die Kleinen auf das Leben, auf alle Hürden und Herausforderungen, die künftig auf sie zukommen können, vorbereiten. Mithilfe des von Ihnen vermittelten Wissens sollen sie dann ein möglichst schönes und unkompliziertes Leben führen.

Allerdings passiert es später nur allzu oft, dass man sich im Alltagsstress zwischen Schule, Job und Familie verliert. Und mehr noch: Man verliert auch das Wesentliche aus den Augen. Dieses Buch möchte hier ansetzen und Kindern bereits frühzeitig das Thema „Achtsamkeit“ spielerisch näherbringen.

Das Internet strotzt nur so von Informationen dazu, doch es fällt einem oft schwer, sie alle zu überblicken, zu sortieren und wichtige Zusammenhänge zu erkennen. Aus diesem Grund ist dieser Ratgeber entstanden. In diesem Buch erfahren Sie, warum Achtsamkeit so essenziell für Kinder ist und wie Sie diese gekonnt im Alltag leben können. Zudem erwarten Sie und Ihre kleinen Schätze viele lustige Achtsamkeitsübungen, Fantasiereisen und Meditationen.

Dieses Buch bietet Ihnen viele verschiedene Möglichkeiten, um Ihr alltägliches Leben und das Leben Ihrer Kinder nachhaltig zu verbessern. Wenn Kinder schon frühzeitig mit diesem so bedeutungsvollen Thema in Berührung kommen, dann hat das einen sehr positiven Effekt auf ihren weiteren Lebensverlauf! Sie können gelassener durch den Alltag gehen und zudem besser mit Herausforderungen und Krisen fertigwerden.

Aller Anfang ist bekanntlich schwer! Bringen Sie daher bitte ausreichend Geduld mit, denn Achtsamkeit muss man erst einmal erlernen. Lassen Sie sich nicht davon entmutigen, wenn es zu Beginn noch nicht so gut gelingt, sich fallen zu lassen. Sie werden sehen, dass es mit der Zeit immer besser klappen wird und die Achtsamkeit im Alltag mehr und mehr zur Gewohnheit wird.

Versuchen Sie, gemeinsam mit Ihrem Kind einen eigenen Weg zu gehen, sich schrittweise hineinzufühlen und so vorzugehen, wie es für Sie am besten passt. Und nicht vergessen: Bloß nicht aufgeben!

Machen Sie sich zunächst einmal ganz in Ruhe mit dem Thema vertraut, dann können Sie es nämlich auch Ihren Kindern sehr gut weitervermitteln. Nur wenn Sie selbst wissen und verstehen, worum es geht, können Sie es gemeinsam mit Ihren Kindern anwenden.

Achtsamkeit muss man lernen und bewusst in den Alltag integrieren, doch das zahlt sich definitiv aus! Gehen Sie auf diese spannende Reise und erwerben Sie diese so nützliche Fähigkeit! Ganz egal, in welchem Lebensalter: Jeder von uns kann achtsamer leben und somit sein Leben deutlich verbessern.

Ich wünsche Ihnen nun viel Freude beim Lesen sowie beim Ausprobieren der Übungen, Meditationen und Fantasiereisen. Finden Sie zu einem ganz neuen Lebensgefühl voller innerer Ruhe, Zufriedenheit und Freude!

Achtsamkeit – was ist das eigentlich?

Jeder von uns hat wahrscheinlich schon mal den Begriff „Achtsamkeit“ gehört, doch was steckt eigentlich konkret dahinter? Was macht Achtsamkeit aus und welche Folgen kann es für unser Leben haben, wenn wir nicht achtsam sind? Und was können wir tun, um diese Fähigkeit im Alltag zu erlangen?

Achtsamkeit heißt, sich auf das Hier und Jetzt zu besinnen, nicht auf gestern und auch nicht auf morgen! Sie bedeutet, seine ganze Aufmerksamkeit bewusst auf etwas Bestimmtes lenken zu können. Achtsam zu sein heißt außerdem, eine komplett wertfreie und beobachtende Haltung einzunehmen. Wenn wir achtsam sind, dann können wir uns unsere eigenen Denk- und Handlungsmuster bewusstmachen und sie gegebenenfalls ändern. Wir können besser mit fordernden Lebensereignissen und negativen Gefühlen umgehen. Achtsame Menschen können darüber hinaus die eigenen Bedürfnisse besser wahrnehmen. Jeder dieser Aspekte kann gezielt trainiert und mithilfe bestimmter Übungen und Meditationen in den Alltag integriert werden.

Es gibt verschiedene Stufen der Achtsamkeit und mit regelmäßiger Übung sowie ausreichend Geduld kann man die Achtsamkeitsleiter immer höher klettern, bis man schließlich den Zustand erreicht, in dem man nahezu alles – bis ins feinste Detail – aufnehmen kann. Das hört sich zunächst sehr arbeitsintensiv an, doch es ist durchaus erreichbar. Sie können es schaffen, gemeinsam mit Ihrem Kind! Es ist jedoch grundlegend, dass Sie sich keinen Druck machen, sondern vielmehr mit Leichtigkeit und Flexibilität zu mehr Achtsamkeit finden.

Achtsamkeit ist eine Qualität des Bewusstseins des Menschen, man könnte sagen, sie ist eine besondere Form der Aufmerksamkeit. Es handelt sich dabei also konkret um einen klaren Bewusstseinszustand, der es uns erlaubt, jede innere und äußere Lebenserfahrung im Hier und Jetzt vorurteilsfrei wahrzunehmen und zuzulassen. Somit wird vom Automatikmodus in den Achtsamkeitsmodus gewechselt – und in diese innere Haltung darf und soll man hineinwachsen, schrittweise und langsam.

Das Achtgeben kann sich auf gegenwärtige Gedanken, Bewegungen, Emotionen, Handlungen oder Sinneseindrücke beziehen: „Jetzt denke ich…“, „Jetzt fühle ich…“, „Jetzt rieche ich…“, „Jetzt schmecke ich…“.

Lassen Sie uns als Beispiel zur Veranschaulichung eine banale Alltagssituation anschauen, nämlich das tägliche Zähneputzen:

 Stellen Sie sich bewusst und achtsam vor, wie Sie zunächst den Geruch der Zahnpasta wahrnehmen.

 Betrachten Sie die Form sowie die Farbe Ihrer Zahnbürste.

 Sie schmecken den frischen Pfefferminzgeschmack in Ihrem Mundraum.

 Sie spüren den sanften Druck der Zahnbürste.

 Achten Sie zugleich auf das, was Sie hören, nämlich das Geräusch der reibenden Borsten an der Zahnoberfläche.

 Achten Sie außerdem bewusst auf die einzelnen Bewegungsabläufe beim Putzen.

Versuchen Sie, vollständig in den Achtsamkeitsmodus zu schalten, und machen Sie diese Übung gemeinsam mit Ihrem Kind. Sie werden sehen: Sobald Sie den Achtsamkeitsmodus wieder verlassen, werden Sie der Tätigkeit des Zähneputzens gar nicht mehr wirklich Beachtung schenken. Ihre Gedanken werden abschweifen und Ihr Fokus wird sich immer mehr auf andere Dinge richten.

Das verdeutlicht nochmal das Herzstück der Achtsamkeit, nämlich das aufmerksame und wertfreie Beobachten des aktuellen Augenblicks.

Aber zur Achtsamkeit gehört mehr als nur die bewusste Wahrnehmung. Denn so gesehen ist auch die Konzentration nichts anderes als das fokussierte Wahrnehmen von Gedanken, Emotionen, Stimmungen oder Situationen. Doch zur Achtsamkeit gehört mehr – nämlich das Wahrnehmen OHNE Wertung, OHNE Urteil und OHNE einen Zweck!

Das bedeutet, dass Sie und Ihr Kind bewusst den Augenblick wahrnehmen:

ohne ihn zu bewerten!

Untergliedern Sie das, was Sie wahrnehmen, nicht in „gut“ oder „schlecht“, nicht in „positiv“ oder „negativ“! Ganz egal, was Sie wahrnehmen – ob Ärger, Wut, Verspannung, Nervosität oder Freude – akzeptieren Sie alles so, wie es ist, und erlauben Sie dem Augenblick wertfrei so zu sein, wie er ist.

 

ohne ihn zu hinterfragen!

Fragen Sie nicht: „Warum fühle ich das jetzt?“ oder „Warum tauchen diese Gedanken jetzt gerade auf?“ Akzeptieren Sie den Moment!

 

ohne ihn verändern zu wollen!

Nehmen Sie es einfach hin und spüren Sie, was das innerlich in Ihnen verändert. Tauschen Sie sich mit Ihrem Kind auch unbedingt über Ihre Empfindungen aus. Fragen Sie es, wie es sich fühlt!

An dieser Stelle möchte ich eine kleine Geschichte mit Ihnen teilen:

Mia hat eine sehr enge Beziehung zu ihrer Mutter, die beiden sind ein Herz und eine Seele. Eines Tages, bevor das Mädchen auszog, um eigene Wege zu gehen, fragte sie ihre Mutter: Mama, wie kann man im Leben wirklich glücklich sein? Was kann mir dabei helfen, meinen Weg voller Liebe, Sicherheit, Kraft und Stärke zu gehen? Wie finde ich echten inneren Frieden?

Ihre Mutter antwortete ihr:

Achte auf Deine Gefühle, mein Schatz, ohne sie zu bewerten – jeden Tag wieder neu!

Achte auf das, was Du tust, ohne es zu bewerten – jeden Tag wieder neu!

Achte auf Deine Gedanken, ohne sie zu bewerten – jeden Tag wieder neu!

Achte auf Deine Bedürfnisse, ohne sie einer Wertung zu unterziehen, täglich wieder neu!

Sei einfach bei Dir – und der Rest kommt von ganz allein!

Bei der Achtsamkeit geht es primär also um das aufmerksame und wertfreie Beobachten des Moments, also dessen, was aktuell sichtbar, fühlbar, hörbar und riechbar ist (die Außenwelt), aber auch um die eigene Innenwelt, also die eigenen Gedanken, Emotionen und Stimmungen.

Woher stammt die Achtsamkeitspraxis eigentlich und was bewirkt sie?

Die Praxis der Achtsamkeit hat ihre Wurzeln und ihren Ursprung im „Satipatthana Sutta“, den zweieinhalbtausend Jahre alten Lehren des Buddhismus. Das Konzept gründet auf bestimmten geistigen Qualitäten – den Haltungen der Achtsamkeit. Es ist ungemein schwer, konkret zu benennen, was Achtsamkeit ist und was nicht, so ähnlich, wie es sich kaum in Worte fassen lässt, was Liebe konkret ist. Sie ist in jedem Fall ein wertfreies Beobachten und Annehmen der Gegenwart – so wie diese ist!

Wer Achtsamkeit ernsthaft und vor allem regelmäßig praktiziert, der wird schnell feststellen, dass Glück, innere Zufriedenheit und echte Lebensfreude nicht von äußeren Bedingungen abhängig sind. Ein achtsamer Mensch entwickelt einen klaren und stabilen Geist, der ihm letztlich erlaubt, sogar in schwierigen Lebenssituationen und herausfordernden Zeiten aus den inneren Kraftressourcen zu schöpfen. Und das hat letztendlich verschiedene heilsame und zutiefst wohltuende Auswirkungen: Es führt zu einem besseren Verständnis bezüglich der eigenen Person und hinsichtlich des eigenen Lebens. Es schafft einen Zugang zu den eigenen inneren Kraftquellen und es ermöglicht einem, die selbst gesteckten Grenzen zu überschreiten, also über sich selbst hinauszuwachsen. Achtsamkeit bewirkt eine Kräftigung, eine Stabilisierung und zugleich eine Beruhigung des Geistes. Es bedeutet, sich von den eigenen, manchmal belastenden Gedanken und Gefühlen nicht „auffressen“ zu lassen.

Achtsame Menschen können besser mit psychisch-emotionalen Belastungen und Stresssituationen umgehen. Sie sind resilienter und stressresistenter! Widrige Situationen werfen einen nicht mehr so einfach aus der Bahn. Des Weiteren begegnet man sich selbst geduldiger und einfühlsamer. Achtsame Menschen können sich selbst so respektieren und akzeptieren, wie sie sind. Wer achtsam ist, ist weniger ängstlich und seltener niedergeschlagen oder gar deprimiert.

Achtsame Menschen lernen, eine immer besser Impulskontrolle zu entwickeln, das bedeutet, dass sie selbst in ärgerlichen Situationen nicht mehr so aufbrausend reagieren. Sie schaffen es, negative Gefühle und Gedanken in sinnvolle und konstruktive Bahnen zu lenken. Sie handeln selbstbestimmter und auch selbstbewusster. Sie sind freundlich, doch sie sind durchaus in der Lage, „Nein“ zu sagen. Achtsame Menschen haben eine bessere innere Balance, mehr Souveränität und können auch immer mehr Lebensfreude entwickeln und sie sogar angesichts komplexer und persönlich fordernder Lebensumstände beibehalten.

Das zeigt, wie wertvoll diese Fähigkeit ist und welche positiven Konsequenzen sie für unser Leben haben kann. Aus diesem Grund lohnt es sich so sehr, nach mehr Achtsamkeit zu streben und auch die Kinder von klein auf dazu zu befähigen, Achtsamkeit zu erlernen und in ihr Leben zu integrieren!

Warum ist Achtsamkeit so bedeutsam für Kinder?

Schon Kinder sind heutzutage vielen Belastungen und Herausforderungen ausgesetzt. Bereits auf die Kleinen wirken immer mehr negative Stressbelastungen ein, und wenn kein Ausgleich stattfindet, kommt es zu gesundheitsgefährdenden Konsequenzen.

Der frühe Eintritt in die Kita, der Wechsel in eine neue Gruppe im Kindergarten, ein großer Berg an Hausaufgaben und das bereits in der Grundschule – all das sind frühe Belastungen, die für einen kleinen Menschen schnell zu groß werden können. Und mit fortschreitendem Lebensalter steigen die Herausforderungen immer weiter an – schulisch, familiär, gesellschaftlich, privat! Wenn Kinder da nicht befähigt werden, gut mit all diesen Belastungen umzugehen und die eigenen Kraftquellen zu entdecken, werden sie diesem Druck eines Tages nur noch schwer standhalten können. Sie fühlen sich dann als Kinder oder Jugendliche nicht mehr nur gefordert, sondern schlicht und ergreifend überfordert. Und eine solche Überforderung hat Folgen, sowohl für das seelische als auch für das körperliche Wohlbefinden!

Einige Kinder beginnen dann, schlechter zu schlafen: Sie haben entweder Probleme damit einzuschlafen oder durchzuschlafen. Sie wachen morgens nicht ausreichend erholt aus und starten nur mit halber Leistungsfähigkeit und verminderter Konzentration in den Tag. Das tägliche Energielevel sinkt, es kommt zu Hautausschlägen, organisch nicht erklärbaren Bauchbeschwerden und inneren Ängsten. Die Kinder kämpfen immer mehr gegen die eigenen Versagensängste an.

Die Lösung lautet hier: Achtsamkeit!

Mithilfe von Meditationen, Achtsamkeitsübungen und Fantasiereisen können Groß und Klein lernen, die eigenen Wünsche und Bedürfnisse besser wahrzunehmen. Somit kann eine ausgewogene innere Balance erreicht und die persönliche Last im Alltag gemindert werden. Das Positive daran ist, dass nur wenige Minuten pro Tag notwendig sind, um zu mehr Achtsamkeit zu gelangen. Es braucht lediglich ein wenig Zeit und eine gemütliche, wohltuende Umgebung.

Stress ist in der heutigen Zeit ein immens großes und bedeutendes Thema, doch er ist nicht zwangsläufig negativ! Stress ist nämlich zunächst eine ganz normale und natürliche Körperreaktion auf psychische und physische Belastungen. Schon unsere Vorfahren kannten Stress. Stressreaktionen waren und sind also auch heute noch überlebenswichtig. Stress diente unseren Urahnen dazu, den Körper in eine erhöhte Alarmbereitschaft zu versetzen und auf diese Weise ihr Überleben zu sichern. Bei Gefahren begann das Herz, schneller zu schlagen, und auch die Atemfrequenz beschleunigte sich. Die komplette Körpermuskulatur spannte sich an und die Pupillen weiteten sich. Gleichzeitig arbeiteten die Geschlechts- und die Verdauungsorgane langsamer.

Das präzise arbeitende Großhirn wurde ausgeschaltet und somit erfolgten die Reaktionen instinktiv und dadurch schneller! Der Mensch war somit „sprung-, kampf- und fluchtbereit“. Stress entstand also in echten Gefahrensituationen und bereitete den Körper auf Flucht oder Kampf vor. Der Organismus läuft bei Stress auch heute noch auf Hochtouren und es kommt zur Ausschüttung von Stresshormonen.

Stress kann aber ebenfalls als positiv empfunden werden. Diese positive Stressform wird auch „Eustress“ genannt. Dieser entsteht bei einer kurzfristigen Belastung und spornt uns zu Höchstleistungen an. Er ist wichtig für uns, denn wer keine Herausforderungen in seinem Leben kennt, der sieht auch keine Notwendigkeit darin, noch leistungsfähiger zu werden und sich stetig zu verbessern. Eustress fördert auf lange Sicht gesehen sogar die Gesundheit, denn er sorgt für mehr Vitalität und Ausgeglichenheit. Positiver Stress kann ebenfalls ein „Antriebsmotor“ für die eigene Kreativität sein. Positive Stressbelastungen steigern die Leistungs- und die Konzentrationsfähigkeit. Sie fördern Schaffenskraft, Euphorie und Aufmerksamkeit! Sie sehen also, dass Stress eine nützliche Komponente haben kann.

Negativer Stress ist hingegen belastend und gesundheits-schädlich. In unserer heutigen Gesellschaft ist immer öfter von „Burnout“ die Rede: Vom erfolgreichen Manager über den Studenten bis hin zum Schüler kann scheinbar jeder betroffen sein. Negativer Stress entsteht vor allem dann, wenn die eigenen Energieressourcen und die Zeitkapazitäten nicht mehr ausreichen, um die wichtigen Aufgaben im Alltag zu bewältigen. Man setzt sich selbst unerreichbare Maßstäbe, und das fördert den Stress nur noch mehr. Der Körper steht außerdem scheinbar ständig unter Spannung: Der Adrenalinspiegel und der Blutdruck sind über einen längeren Zeitraum hinweg konstant auf einem hohen Level. Die Leistungsfähigkeit sinkt und es fehlt einfach das Ventil, um den angestauten Druck abzulassen. Das kann im schlimmsten Fall zu Burnout oder sogar zu Panikattacken führen.

Sogar unsere Kinder sind heutzutage nicht mehr vor diversen Stressbelastungen geschützt. Es geht hier nicht darum, den Kleinen diese komplett zu ersparen, sondern vielmehr darum, sie von früh an zu befähigen, konstruktiv und sinnvoll damit umzugehen.

Denn Leistungsansprüche werden von Seiten der Eltern und der Lehrer an die Kinder herangetragen und viele Kinder sind sehr perfektionistisch in Bezug auf sich selbst. Das kann zu Stress führen, doch es muss ein positiver Stress bleiben. Solch ein Leistungsdruck – sei er von innen oder von außen – darf nicht so groß werden, dass die Kinder ihm nicht mehr gewachsen sind und diese Belastungen nicht mehr bewältigen können.

Doch nicht nur Herausforderungen und hohe Erwartungen können belastend für die Kleinen sein. Auch Langeweile kann zu innerer Unruhe, Nervosität und Stress führen: „Was soll ich mit all der freien Zeit bloß anfangen?“ Auch hier setzt die Achtsamkeit an und unterstützt dabei, diese belastenden inneren Zustände aufzulösen. Achtsamkeit lehrt Kinder, sich selbst wichtig und ernst zu nehmen! Und das ist die Grundlage für einen schönen und gelingenden Alltag.

Übungen für mehr Achtsamkeit wirken sich bei Kindern auf unterschiedliche Weise sehr positiv aus. Das konnten sogar wissenschaftliche Studien belegen:

bessere Impulskontrolle (vgl. Fischer et al. 2017 / Xue et al. 2019)

erhöhte Konzentrationsfähigkeit

besserer Umgang mit herausfordernden Lebenssi-tuationen (vgl. Khoury et al. 2015 / vgl. Dunning et al. 2018)

verbesserte Emotionswahrnehmung und Angstbe- wältigung

erholsamerer Schlaf

Resilienz und mehr innere Stärke (vgl. Zenner et al. 2014)

mehr Wohlbefinden und Glücklichsein (vgl. Khoury et al. 2015)

Die Konsequenzen fehlender Achtsamkeit bei Kindern

Nicht allen Kindern und Jugendlichen fällt es leicht, sich zu entspannen. Dabei ist nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen, ob eine innere Anspannung der Grund für so manches Verhalten ist, denn jedes Kind reagiert auf Druck und Stress mit anderen Symptomen.

Bei einem Kind kann sich ein solcher innerer Zustand durch Bauch- oder Kopfschmerzen äußern, bei einem anderen durch Appetitlosigkeit oder Lustlosigkeit im Alltag. Bei einigen Kindern können Stressbelastungen dazu führen, dass sie sogar depressiv werden. Die möglichen Konsequenzen fehlender Achtsamkeit sind also so vielseitig und breitgefächert wie die menschliche Seele. Es gibt nicht das „eine“ Symptom, das auf alle in gleichem Maße zutrifft und anhand dessen sich der Stress erkennen lässt.

Bevor die Last zu groß wird und sich – innerlich oder äußerlich – manifestiert, kann Ihr Kind lernen, sich selbst gegenüber achtsamer zu sein. Auf diese Weise lernen Kinder, ihre eigenen Bedürfnisse und vor allem auch ihre eigenen Grenzen besser wahrzunehmen. Die individuelle Stressanfälligkeit sinkt.

Achtsamkeit ist sozusagen eine mentale Hygienemaßnahme. Sie lehrt uns, uns selbst ernst zu nehmen. Ein sehr bedeutsamer Aspekt ist dabei die Konzentration auf sich selbst, der Autofokus sozusagen. Es geht dabei wesentlich um die Sensibilisierung und die Wahrnehmung des eigenen Körpers.

Achtsamkeit zu leben, ja zu er-leben, ist für Kinder ein echtes Erfolgserlebnis. Wenn die Kleinen achtsam mit sich selbst umgehen – indem sie zum Beispiel Körper-, Entspannungs- oder Atemübungen machen –, merken sie selbst, wie sie sich immer wohler und vor allem ausgeglichener fühlen. Auf lange Sicht gesehen werden sie leistungsstärker, und zwar ohne negativen Stress oder Druck zu empfinden!

Die verschiedenen Haltungen der Achtsamkeit

Die inneren Haltungen, die Sie in diesem Kapitel näher kennenlernen, sind das Herzstück der Achtsamkeitspraxis.

Viele Menschen glauben, achtsam zu sein, bedeutet „aufmerksam“ zu sein, doch Achtsamkeit im Sinne des buddhistischen Ursprungs geht noch viel tiefer! Achtsamkeit ist viel mehr als nur eine kognitive Hirnfunktion. Sie ist der Ausdruck bestimmter Geistes- und Herzensqualitäten, innerer Haltungen also, die auf Mitgefühl und Weisheit basieren. Und genau diese Qualitäten, diese inneren Haltungen sind die Basis für ein glückliches und erfülltes Leben.

Achtsam durch das Leben zu gehen, bedeutet, die Haltungen der Achtsamkeit im Alltag zu leben.

Die Achtsamkeitspraxis ist groß in der Mode, doch um aus den vielen Vorteilen dieser Praxis zu schöpfen, ist es entscheidend, die Haltungen der Achtsamkeit zu verstehen. Denn nur wer diese im Alltag lebt, ist tatsächlich ein achtsamer Mensch.

Die geistigen Haltungen der Achtsamkeit

Bei der Praktizierung der Achtsamkeit nutzen wir unsere Fähigkeit der Aufmerksamkeitslenkung, um die inneren geistigen Qualitäten zu entdecken, sie fortzuentwickeln und zu nähren. So wird es uns immer besser gelingen, die inneren Haltungen der Achtsamkeit im Alltag wirksamer werden zu lassen.

Jon Kabat-Zinn, ein emeritierter Professor an der University of Massachusetts Medical School in Worcester, gilt als der „Vater der modernen Achtsamkeitspraxis“. Er unterrichtet Meditationen für mehr Achtsamkeit, um Menschen dadurch zu befähigen, besser mit Angst, Erkrankungen und Stressbelastungen umzugehen. Seine Beiträge sind bedeutend für das heutige Gesundheitswesen. Den ursprünglich sieben geistigen Qualitäten der Achtsamkeit fügte Jon Kabat-Zinn noch zwei weitere hinzu, nämlich die Dankbarkeit und die Großzügigkeit. Somit ergeben sich folgende neun Achtsamkeitshaltungen:

1. Anfängergeist – „Beginner´s mind“

Wir Menschen sind oft gar nicht in der Lage, uns unvoreingenommen auf etwas einzulassen, also etwas so zu erleben, als würden wir es das erste Mal sehen. Das Gehirn prüft bei allem, was uns im Alltag so begegnet, ob es bereits bekannt ist. Sobald es Parallelen zu finden glaubt, werden frühere Erfahrungen und Erlebnisse auf die aktuelle Lebenssituation projiziert und wir handeln so, wie wir es bislang auch schon gemacht haben. Doch das führt uns zugleich immer wieder zu denselben Resultaten. Damit berauben wir uns selbst der Möglichkeit, neue Erfahrungen zu machen und unseren Handlungsspielraum entsprechend zu erweitern.

Albert Einstein sagte einmal: „Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.“

Doch es geht auch anders! Wir können durchaus auf gegenwärtige Augenblicke offen, neugierig und unvoreingenommen zugehen, und genau das meint der Anfängergeist der Achtsamkeit. Im Modus des Anfängergeistes sind wir frei von jeglichen Erwartungen. Wir lassen uns unvoreingenommen und urteilsfrei auf andere Menschen, Situationen und Dinge ein. Bewertungen und Vorurteile fallen also weg.

Stellen Sie sich für einen kurzen Moment vor, dass um Sie herum fünf verschiedene Menschen stehen, die alle unterschiedliche Erwartungen an Sie herantragen bezüglich dessen, wie Sie sein sollten. Wie fühlen Sie sich? Es dürfte kein sehr angenehmes Empfinden sein. Genauso geht es Kindern, wenn Eltern immer wieder – bewusst oder auch unbewusst – alle möglichen Erwartungen auf sie projizieren. Das engt die Kinder ein und hindert sie letztlich daran, sich frei, glücklich und unbeschwert zu entwickeln.

Begegnen Sie Ihrem Kind Tag für Tag mit dem Anfängergeist. Dann schaffen Sie eine solide Grundlage für mehr Freiraum, Luft zum Atmen und Freiheit für Ihren kleinen Liebling! Ermöglichen Sie Ihrem Kind, ganz es selbst zu sein, denn das ist das größte und wertvollste Geschenk, das Sie ihm machen können.

 

„Im Geist des Anfängers gibt es viele Möglichkeiten. Im Geist des Experten gibt es nur wenige.“

Shunryu Suzuki, Zen-Meister

2. Nicht-Urteilen – „Non-judging“

Hierbei geht es darum, die Haltung eines unparteiischen Beobachters einzunehmen, also etwas mit einem gewissen gesunden Abstand wahrzunehmen.

Den lieben langen Tag neigen wir dazu, alles, was uns begegnet, zu bewerten, zu kategorisieren und in Schubladen einzusortieren. Wir klassifizieren alles nach „gut oder schlecht“, „angenehm oder unangenehm“ etc. „Gibt es eine Schublade für das, was wir gerade erleben? Sehr gut, dann rein damit!“ – das ist oft unser Mindset! Wir reagieren also häufig automatisch und unbewusst. Wir haben letztlich über alles eine bestimmte Meinung, gewisse (Vor-)Urteile und Ansichten und diese kann und möchte das Gehirn auch nicht so schnell aufgeben.

Bei dieser Haltung der Achtsamkeit geht es darum, diese unbewusste Etikettierung zu beenden und den Autopiloten abzustellen. Mit der Zeit und konsequenter Achtsamkeitsübung wird es Ihnen immer besser gelingen, dieses innere Urteilen aufzugeben, und somit vergrößert sich auch der eigene Handlungsspielraum immens. Wir müssen nicht urteilen, nicht beurteilen, sondern können uns wertfrei auf das, was uns begegnet, einlassen.

 

„Achte auf Deine Gedanken, denn sie sind der Beginn Deiner Taten“

Buddha

Wenn Ihr Kind zum Beispiel einmal einen Schulfreund nach Hause bringt, den Sie nicht so mögen, weil er anderen Menschen nicht „Guten Tag“ sagt, dann versuchen Sie, die Haltung des Nicht-Urteilens einzunehmen. Machen Sie sich bewusst, dass Sie diesem Schulfreund gegenüber keinen Erziehungsauftrag haben. Wessen Lebensqualität verschlechtert sich, weil das Kind nicht grüßt? Vielleicht gelingt es Ihnen sogar, dem Kind Wertschätzung zu vermitteln und sich darüber zu freuen, dass die Kinder offenbar gerne miteinander spielen. Eine wertfreie Begegnung verändert nicht nur uns selbst, sondern häufig auch unser Umfeld.

3. Akzeptanz – „Acceptance“

Akzeptieren bedeutet das anzunehmen, was ist und wie es ist. Eine Situation, ein Mensch oder ein Sachverhalt kann einfach so hin- und angenommen werden. Indem wir Widerstände gegen Dinge aufbringen, die wir ohnehin nicht beeinflussen oder verändern können, vergrößern wir das Problem häufig nur. Gewöhnen Sie sich gerne das Mantra an: „Es ist, wie es ist.“

Das bedeutet keinesfalls, dass wir gutheißen müssen, was uns da gerade begegnet. Nein, es ist vielmehr die bewusste Entscheidung, das Geschehene zu akzeptieren und nicht mit unnötigen Gedanken oder Emotionen noch weiter (sinnlos) anzuheizen.

Wenn wir eine Situation so anerkennen, wie sie ist, dann schaffen wir auf diese Weise auch eine gewisse Distanz. Aus dieser gesunden Entfernung können wir dann in Ruhe und mit mehr Weisheit überlegen, wie wir mit der entsprechenden Situation umgehen möchten. Das sorgt für mehr innere Kraft, Sie werden sehen!

Sagen Sie also einfach erst einmal Ja zu allem, was ist, und beenden Sie Ihre eigenen inneren Kämpfe, die Ihnen häufig das Leben unnötig schwermachen. Vergessen Sie nicht: Nur weil Sie etwas annehmen, resignieren Sie nicht! Doch Sie geben sich selbst die Chance, in der jeweiligen Situation anzukommen und aus dieser Haltung heraus dann eine zielführende Problemlösung zu finden.

 

„Du kannst die Wellen nicht stoppen, aber Du kannst lernen zu surfen!“

Jon Kabat-Zinn

4. Nicht-Streben – „Non-striving“

In dieser Haltung der Achtsamkeit begegnen wir scheinbar einem Widerspruch, denn dieser Aspekt fordert uns irgendwie auf, „ziellos“ zu einem bestimmten Ziel zu schreiten. So beschreibt es auch die bekannte Achtsamkeitslehrerin Doris Kirch.

Wenn wir zum Beispiel erkältet sind, dann möchten wir verständlicherweise so schnell wie möglich wieder gesund werden. Indem wir aber das Kranksein (unnötigerweise) ablehnen und jammern, überhören wir die leise innere Stimme, die uns genau sagt, was wir jetzt zum Gesundwerden brauchen. Wenn wir hingegen im gegenwärtigen Augenblick verweilen und die momentanen Bedürfnisse achtsam wahrnehmen, dann fördern wir dadurch unsere Genesung.

Wer immer wieder nach fernen Zielen strebt, der verpasst den aktuellen Moment – das Hier und Jetzt! Bei dieser Achtsamkeitshaltung geht es also darum, unabhängig von irgendwelchen Zielen oder persönlichen Absichten im gegenwärtigen Moment präsent zu sein.

Bitte verstehen Sie das nicht falsch: Es geht nicht darum, keine Ziele im Leben zu haben. Im Gegenteil, Ziele sind ungemein wichtig für unsere innere Reife und unser persönliches Wachstum. Doch die Haltung des Nicht-Strebens schützt uns davor, dass unser ganzes Leben eine unruhige Hast wird. Wir werden vor einer ungesunden Rast- und Ruhelosigkeit bewahrt. Stattdessen können wir das Leben dort genießen, wo es gerade stattfindet.

 

„Vergangenheit ist Geschichte, Zukunft ist ein Geheimnis und jeder Augenblick ein Geschenk!“

Ina Deter

Diese Achtsamkeitshaltung ist vor allem für Eltern wichtig. Natürlich wünschen sich alle Mütter und Väter für ihre Kinder nur das Allerbeste und ein glückliches Leben.

Doch wie ist es, wenn wir jetzt davon ausgehen, dass für Sie ein glückliches Leben nur mit einem guten Hochschulabschluss erreicht werden kann? In einem solchen Fall wird Ihr Blick starr auf die Zukunft gerichtet sein und der Leistungsdruck für Ihr Kind wird enorm sein. Vielleicht fokussieren Sie sich so sehr auf dieses Ziel, dass Sie sogar damit beginnen, Ihr Kind in der vierten Klasse zu Nachhilfestunden zu verpflichten, damit es bloß den Eintritt ins Gymnasium schafft.

Sie laufen dann allerdings Gefahr, das Gegenwärtige aus dem Fokus zu verlieren. Dabei ist es bei aller Zielorientierung so essenziell, niemals zu vergessen, dass ein Kind ein Kind ist. Es will spielen und es braucht dringend Freiräume, um sich glücklich und gesund entwickeln zu können.

Wenn es Ihnen als Eltern nun aber gelingt, die Haltung des Nicht-Strebens einzunehmen, dann werden sich andere Fragestellungen in Ihnen auftun wie zum Beispiel:

 Ist das Gymnasium überhaupt das Richtige für mein Kind?

 Will mein Kind jetzt überhaupt diesen Weg einschlagen?

 Wie kann ich mein Kind bestmöglich begleiten, stärken und befähigen?

Sehr viele Eltern sagen rückblickend, dass sie gerne mehr Zeit mit ihren Kindern verbracht hätten. Diese Achtsamkeitshaltung ermöglicht genau das, denn gemeinsame Zeit ist wesentlich kostbarer als das Hochklettern der Karriereleiter.

Erfreuen Sie sich an einer Blume und ärgern Sie sich nicht darüber, dass sie nicht schneller aufblüht. Genauso ist es mit Ihrem Kind: Erfreuen Sie sich an Ihrem kleinen Schatz und vertrauen Sie darauf, dass sich die Dinge exakt in dem Tempo entfalten werden, wie es gut ist. Genießen Sie jeden Schritt, jeden Tag und jede Stunde!

 

Kinder brauchen Eltern, die sie so wahrnehmen, wie sie momentan sind. Problematisch wird es vor allem dann, wenn der Blickwinkel der Eltern permanent in die Zukunft schweift.

 

5. Loslassen – „Letting go“

Jon Kabat-Zinn sagte einmal: „Loslassen bedeutet, sich ganz bewusst dem Strom des gegenwärtigen Augenblicks hinzugeben und damit aufzuhören, Dinge erzwingen zu wollen, Widerstand zu leisten oder für etwas hart zu kämpfen.“

Loslassen bedeutet aber nicht, etwas wegzuwerfen. Wie gesagt entwickelt jeder Mensch im Laufe seines Lebens bestimmte Ansichten, Verhaltensweisen und Denkmuster, die sich im Alltag bewährt haben. Doch wenn wir diese ständig wiederholen, entwickelt sich ein gewisser Automatismus, der bei bestimmten Reizen dann immer wieder anspringt. Solche inneren Muster wirken jedoch wie eine verschmutzte Brille: Sie trüben unsere klare Sicht auf die Realität!

In der Achtsamkeitshaltung des Loslassens geben wir das aber alles zunächst einmal auf, nämlich zugunsten von etwas, das bereichernder und gesünder ist. Loslassen ist so ähnlich, wie die eigene Hand zu öffnen, um etwas freizugeben, das man bislang festgehalten hat.

In der Haltung des Loslassens erfahren wir unsere eigene Freiheit. Wir halten nicht mehr verkrampft an Denkmustern oder Handlungsabfolgen fest. Wir sind nicht mehr ängstlich in verschiedenen Strukturen gefangen, sondern können diese klug in Frage stellen. Auf diese Weise wird unser Geist vollkommen frei für neue, wertvolle Erfahrungen.

 

„Das Glück Deines Lebens hängt von der Beschaffenheit Deiner Gedanken ab.“ 

Marc Aurel

Wer könnte mehr von diesem Thema des Loslassens betroffen sein als Eltern? Es liegt natürlich in unserer Natur, dass man als Mutter und Vater die eigenen Kinder einmal loslassen muss. Eines Tages sind die Kleinen groß, gehen eigene Wege und treffen ihre ganz eigenen Entscheidungen. Doch eigene Wege gehen sie schon früher, nämlich im Grunde von Geburt an.

Mütter beschreiben oft ein „Gefühl der Leere“, wenn das Baby nach neun Monaten den Schutz des eigenen Körpers verlässt und das Licht der Welt erblickt. Und alle Väter und Mütter kennen wohl das Gefühl im Bauch, wenn die eigenen Kinder in die Grundschule kommen und somit ein ganz neuer Lebensabschnitt beginnt.

Immer wieder werden Eltern mit dem konkreten Akt des Loslassens im Familien- und Erziehungsalltag konfrontiert. Doch diese Haltung des Loslassens lässt sich in der Achtsamkeitspraxis sehr gut einüben. Das bietet Ihnen dann die Möglichkeit, einen freien, unbelasteten Raum für die Kinder zu schaffen und letztlich einen entspannten Umgang miteinander zu ermöglichen.

Wenn es Ihnen gelingt, diese Haltung einzuüben, dann können Sie auch eigene Ängste loslassen, wenn der kleine Liebling die Grenzen dieser Welt erforscht.

Sie dürfen ebenfalls Pläne für das Kind loslassen, um ihm mehr Raum und Freiheit für die eigene Entwicklung einzuräumen.

---ENDE DER LESEPROBE---