Ächtung der Träume (Verfemung der Sterne 8) - Jens Fitscher - E-Book

Ächtung der Träume (Verfemung der Sterne 8) E-Book

Jens Fitscher

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Beschreibung

Der malakurische Usurpator Mreckk’saah Mahl greift aktiv in das Geschehen ein. Er hat mittlerweile die Kopah übernommen und sich an deren Spitze gesetzt. Commander Tarik Connar erwacht aus einem tiefen Traum. Syeel, Zeno und Tarja suchen nach Altrea. Sie müssen dabei gegen die Kämpfer des Geheimbund Kopah bestehen. Syeels Partnerin liegt im Sterben und nur die Chron-Bastion kann ihr Weiterleben sicherstellen, wenn auch nur für einen hohen Preis, der Umwandlung. Dann stellt der Usurpator eine Falle und Commander Connar greift zur ultimativen, letzten Möglichkeit. Altreas Geist kämpft gegen die Umwandlung ihres Körpers. Er entflieht in eine gefährliche Traumwelt. Unter Menschenfressern und Sklavenjägern kämpft Altrea um ihr Überleben. Sie wird als Sklavin auf dem Markt der singenden Steine angeboten. Hier greift Syeel ein. Die Chron-Bastion schickt ihn zur Stabilisierung ihres Geistes in ihre Traumwelt. Dort nimmt er sie mit, zu den fliegenden Städten.

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Seitenzahl: 239

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JENS FITSCHER

ÄCHTUNG

DER TRÄUME

VERFEMUNG DER STERNE

BUCH 8

© 2021 Jens Fitscher

Illustration: S. Verlag JG

Verlag: S. Verlag JG, 35767 Breitscheid

Alle Rechte vorbehalten

Neuauflage von „Commander Connar“ im Sammelband

1. Auflage

ISBN: 978-3-96674-257-3

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Inhalt

Prolog

Connars Eingreifen

Stahl-Helden

Kampf dem Usurpator

Im Zwiespalt

Zenos Stunde

Mit der Macht der Materie

Sternenkampf

Ein letztes Aufbäumen

Zerrissen

Flucht

Geisterwelt

Verzweifelt

In Gefangenschaft

Auf dem Sklavenmarkt

Syeels Traumhilfe

Die Welt der fliegenden Städte

Sklavenmarkt

In Haushalt von Syeel

Neue Lebensqualität

SYEELS Begegnung mit Mesalik

Versuchte Entführung

Verhängnisvolle Entwicklung

Syeels Gefühl

Flucht zurück

Erwachen

Ein wirkliche Leben gibt es nicht. Die menschlichen Eindrücke sind absolut subjektiv. Die Grundvoraussetzung für das Erlebte sind der Geist und die biochemischen Abläufe in unsrem Gehirn. Wird beides beeinflusst, durch welche Umstände auch immer, wird das Cogito ergo sum in ein Absurdum geführt.

Was ist Wirklichkeit, was ist Fantasie und was ist keines von beiden und doch Real? Traumwelten begleiten uns das ganze Leben. Allein zu wissen, in welcher Welt man sich gerade aufhält, bedeutet wirklich zu leben. Wenn wir uns an der Schwelle des Todes bewegen, wird unser Gehirn aktiv. Ganze Lebensabschnitte werden in manchmal skurriler Form in uns erschaffen und wir durchleben ganze Abschnitte des eigenen Lebens in geänderte Gestalt neu.

Prolog

Tarja beobachtete aus einhundert Metern Entfernung, wie sich graue Rauchschwaden aus dem Schläfer-Bau heraus ihren Weg suchten.

Bei genauem Hinsehen konnte sie erkennen, dass an mehreren Stellen Teile des Gebäudes Arg in Mittleidenschaft gezogen waren.

Teilweise fehlten sogar ganze Mauerstücke.

Plötzlich lag ein Rauschen in der Luft und sie blickte reflexartig in die Richtung der Geräuschkulisse, nämlich nach oben.

Sie sah, wie immer mehr Raumboote das auf dem Flachdach des Schläfer-Baus gelandete Raumschiff verließen und direkt einige Dutzend Meter neben dem Gebäude zur Landung ansetzten.

Sie verhielt sich ruhig und beobachtete zunächst nur. Die Boote berührten mit den Landekufen gerade so den Boden, als sich auch schon die größeren Lastenschotts öffneten und Klasskl in vollen Kampfmonturen heraussprangen.

Tarja blieb weiterhin gelassen, auch als ein Teil der Soldaten begannen, sich um den Schläfer-Bau herum zu verteilen.

Erst, als ein Trupp von sechs Soldaten direkt auf ihren Standort zukam, musste sie reagieren.

Tarja überlegte nicht lange. Für sie stand sowie von vornherein fest, dass sie in den Schläfer-Bau hineinmusste.

Sie sah noch, wie weitere Trupps in das Gebäude eindrangen, dann schoss sie auch schon mit auf Volllast arbeitenden Antigrav- Aggregat aus ihrem Versteck heraus und über ihre Köpfe hinweg auf den Eingangsbereich des Gebäudes zu.

Die Klasskl reagierten unheimlich schnell.

Mehrere Schüsse aus Lasergewehren verfehlten sie nur leicht.

Tarja flog kurz zickzack, dann konzentrierte sie sich auf den Eingang.

Sie prallte mit der rechten Schulter gegen ein aus der Verankerung gerissenes Stahlblech, als sie leicht von einem Laserstrahl gestreift wurde.

Mit noch etwas mehr als 80 Stundenkilometern überschlug sie sich, rollte sich ab, überschlug sich wieder und segelte regelrecht durch das Foyer.

Sie kam an der hinteren Wandfläche zum Stillstand und hinterließ dort eine zwanzig Zentimeter tiefe Delle.

Benommen richtete sie sich auf. Ihr Stahl-Körper vertrug einiges.

Der Laserstrahl ebenso wie die kinetische Energie, die kurzfristig auf ihm lastete, hinterließen keinerlei Spuren und das war gut so.

Ihr blieb nur sehr wenig Zeit, um sich zu orientieren.

Ein Trupp Klasskl stürmten bereits durch den zerstörten Eingang.

Kurz überlegte sie, sich mit dem vollen Gewicht ihres Körpers auf die Klasskl zu werfen und mit dem Einsatz ihrer überlegenen Körperkräfte auf herkömmliche Art und Weise zu kämpfen. Sie war jedoch nicht hier, um die Möglichkeiten ihres High-Tech Körpers voll auszukosten, sondern um nach Syeel und natürlich nach Zeno zu suchen.

Als die ersten Laserstrahlen in ihre Richtung zischten, war sie bereits in den Röhren-Lift gehechtet, den sie zwei Ebenen höher sofort wieder verließ.

Sie stand wieder in einem Foyer, das dem unterem Foyer sehr ähnlich war. Lediglich das große Eingangstor fehlte auf der entgegengesetzten Seite.

Links und rechts waren eine ganze Reihe von Durchgänge zu erkennen. Diese waren durch sehr massiv aussehenden Tore verschlossen.

Tarja ging langsam auf ein solches Tor zu. Sie erreichte es gerade, als hinter ihr die ersten Klasskl aus dem Lift stürmten. Sie begannen sofort in ihre Richtung zu feuern.

Sonnenhelle Strahlen rasten lichtschnell auf sie zu. Sie hatte keine Zeit mehr, zu reagieren.

Mehr als sieben Laserstrahlen kreuzten sich genau an der Stelle, an der sie gerade noch stand.

Connars Eingreifen

Ich war mir immer noch nicht ganz klar, was hier eigentlich gespielt wurde.

Ich folgte Zeno durch den vor uns liegenden Korridor, als wir an einem Seitenschott vorbeikamen, das regelrecht aus der Verankerung gerissen war und verbeult und schief im Rahmen hing.

Zeno blieb stehen.

„Wieso folgen wir diesem Syeel? Er sucht etwas, richtig? Wo ist eigentlich Tarja? Zeno, lass mich bitte nicht im Dunklen stehen!“

„Es hängt alles mit diesem Bauwerk und den VR-Strahlen zusammen. Mehr weiß ich im Moment auch nicht. Ich dachte, dass Tarja in Begleitung von Syeel wäre. Sie war mit ihm in der Chron-Bastion und müsste mehr wissen. Keine Ahnung, wo sie sich jetzt aufhält. Syeel müsste es eigentlich wissen.“

Zenos Gesichtsausdruck wirkte wie versteinert.

„Also suchen wir Syeel, um zunächst den Aufenthaltsort von Tarja zu erfahren“, erwiderte ich.

„Ja! Wenn auch Syeel keine Informationen an uns weitergibt, kann sie uns vielleicht damit aushelfen.“ Ich konnte seinen Gedankengang nur mit Mühe nachvollziehen. Irgendwie erschien er mir desorientiert.

„Zeno, was ist los mit dir? Irgendetwas stimmt doch nicht?“

Er blieb ruckartig stehen und schaute mich mit seinen regelrecht diabolisch leuchtenden, künstlichen Augen aggressiv an.

„Das Verhältnis zwischen Tarja und mir ist nicht mehr so, wie es früher einmal war. Mehr möchte ich dazu jetzt nicht sagen. Wir haben wichtigeres zu tun!“

Ich blickte ihm erstaunt hinterher, als er auch schon weiterging.

Er legte jetzt einen Zahn zu und ich musste mich beeilen, um überhaupt mit ihm Schritt halten zu können.

Ich kannte Zeno fast nicht mehr. Seit sein Ich in diesen Robotkörper integriert worden war, schien eine schleichende Veränderung seiner Psyche eingesetzt zu haben.

Besonders die in letzter Zeit immer wieder vorkommenden Perioden, in denen wir getrennte Wege gingen, zeigten mir, dass er nicht mehr der Zeno war, mit dem ich damals auf dem Transportraumschiffes MERLIN in Richtung Mars gestartet war.

Als er, ohne auf mich zu warten, hinter der nächsten Gangbiegung verschwand, entschloss ich mich, auf eigene Faust zu handeln und mich von ihm zu trennen.

Ich wechselte unmittelbar in den Distanzlosen Schritt und trat zurück in den Raum hinein, indem ich aufgewacht war.

Auf dem Boden verstreut lagen die Überreste der zerstörten Roboter sowie des Eingangsschotts, durch das wir gegangen waren.

Ich wandte mich zur entgegengesetzten Querseite des langgezogenen Raums.

Dort befand sich ebenfalls ein Schott.

Dieses war noch unversehrt.

Ich suchte vergebens nach einem Öffnungsmechanismus und wechselte erneut in den Distanzlosen Schritt.

Einer Intuition folgend verließ ich den grauen Subraum nicht sofort wieder, als ich auf die anderen Seite überwechselte und das war gut so.

Denn ich befand mich unvermittelt im Kreuzfeuer von Laserstrahlen.

In dem übergeordneten Raum, in dem ich mich befand, konnten sie mir nichts anhaben, aber umso mehr Tarja, die ich jetzt einwandfrei identifizierte.

Sie stand direkt vor dem geschlossenen Schott und gab damit eine gute Zielscheibe für die auf sie zustürmenden insektenartigen Kreaturen ab.

Ich reagierte spontan, wechselte in den Einsteinraum, umarmte ihren Stahlkörper, der sich bereits aufgeheizt hatte und wechselte zurück in den grauen Subraum; vollführte einen weiteren Ortswechsel und stand mit Tarja im Arm wieder hinter dem verschlossenen Schott.

„So heiß hatte ich dich aber nicht in Erinnerung!“

In ihren künstlich geformten Augen blitzte es kurz auf, als ich sie auch schon wieder losließ und einen Schritt von ihr zurücktrat. Der Stahlkörper gab immer noch eine gewaltige Hitzestrahlung von sich.

„Tarik, das war wohl Rettung in allerletzter Sekunde!“

Sie blickte mich von der Sohle bis zum Scheitel an.

„Wo kommst du denn überhaupt her? Immer zur rechten Zeit am rechten Ort, das lobe ich mir so an dir.“

Ein feines Grinsen durchzog ihr geschmeidiges Metallgesicht. Die Metalllegierung des Robotkörper verhielt sich wie eine menschliche Haut.

Ich war immer wieder fasziniert von der Menschenähnlichkeit von Ihrem und Zenos Robotkörper.

„So wie es aussieht, hat man mich zu einem Träumer gemacht. Jedenfalls bin ich wachgeworden und befand mich hier in diesem riesigen Gebäude.“

„Ja, das passt. TILMUN hat mir mitgeteilt, dass die VR-Strahlen nicht mehr anzumessen sind. Wahrscheinlich hat dies zu deiner Erweckung geführt. Komisch nur, dass noch kein anderer Schläfer bisher aufgewacht ist.“

„Das kann gut mit meinen besonderen Fähigkeiten zusammenhängen, dass ich zuerst aufgewacht bin. Aber eine andere Frage ist, woher kommen diese insektenartigen Angreifer, die dich attackiert haben?“

„Ich nehme an, aus dem gelandeten Raumschiff, das Zeno und ich beobachtet haben. Es gehört eindeutig zu den Erbauern des Schläfer-Baus.“

„Warum stürmen sie dann das Gebäude?“

Das Verhalten schien mir sehr merkwürdig.

„Ich gehe davon aus, dass die Erbauer über Zenos und Syeels Anwesenheit informiert worden sind und entsprechende Schutzmaßnahmen ergriffen haben. Jedenfalls wurde das gesamte Gebäude von außen wie auch von innen mit starkem Geschütz gesichert. Das habe ich mit eigenen Augen gesehen. Da kommt keiner mehr so einfach rein noch raus, würde ich sagen!“

Wir standen immer noch vor dem verschlossenen Schott, als mein Bauchgefühl sich intensive stark meldete.

Ich zuckte wie unter einem Messerstich zusammen, bemerkte noch Tarjas irritierten Blick und stürzte mich regelrecht in ihre Arme.

Den Lichtblitz aus dem sich sehr langsam öffnenden Schott, bekam ich gerade noch mit, dann war ich bereits in den Distanzlosen Schritt gewechselt. Graue Schlieren umschlossen unsere beider Körper.

Ich sah an Tarjas Lippenbewegungen, dass sie mir etwas sagte, aber ich vernahm keinen Laut.

Etwa ein Duzend bis an die Zähne bewaffnete Insektoiden stürmten wild um sich feuernd den Raum.

Sie durchdrangen unsere Körper, als wären sie nicht da, was ja auch irgendwie stimmte.

Wir befanden uns nicht mehr im einsteinschen Raum. Ich konzentrierte mich umgehend auf die Korridorbiegung, an der ich Zeno verlassen hatte und schon standen wir dort.

Als ich sie wieder losließ, sagte Tarja: „Das soll jetzt aber nicht zur Gewohnheit werden“, dabei lächelte sie mich irgendwie verführerisch an.

Ihre Körpertemperatur hatte sich wieder auf Normalmaß reduziert, und das bedeutete menschliche Körpertemperatur von 37 Grad Celsius.

Ich war schon erstaunt, dass sich ihr ganzer, metallischer Körper, wie der eines Menschen aus Fleisch und Blut anfühlte.

Das hätte ich zumindest von der bloßen Erscheinungsform her nicht gedacht. Sie bemerkte, dass ich sie musterte.

„Tarik, komm bloß nicht auf dumme Gedanken!“

Ihre Äußerung ließ mich lächeln. Da hatte sie wohl etwas falsch verstanden.

„Ich bin Zeno begegnet. Er machte auf mich einen nicht gerade glücklichen Eindruck!“

Tarja blickte gerade den Gang entlang und wollte sich nach der Biegung umdrehen, als sie mitten in der Bewegung innehielt.

„So! Das habe ich an ihm noch nicht bemerkt.“

Weiter kam sie nicht, da sie unvermittelt durch Syeels Erscheinen unterbrochen wurde.

Ich hatte seine Annäherung ebenso wenig bemerkt, wie sie. Er war anscheinend aus einem verdeckt gehaltenen Seitendurchgang auf den Gang gelangt.

„Dieses Gebäude macht es mir wirklich nicht leicht!“

Bevor wir etwas erwidern konnten, beschleunigte er auf Maximalgeschwindigkeit und war schon wieder den Gang hinauf verschwunden.

„Ein merkwürdiger Typ, dieser Syeel. Kann man ihm vertrauen?“

„Er wurde zu einem Sternenkämpfer aus Stahl, wie Zeno und ich. Die Chron-Bastion TILMUN hätte ihn nicht umgeformt, wenn sie ihm nicht vertraute. Andererseits ist die Chron-Bastion mit einem künstlichen Quasi-Bewusstsein ausgestattet, dessen wahre Intension nicht unbedingt mit menschlichen Werten zu messen ist.“

„Soviel ich weiß, wurden die Chron-Bastionen ebenso wie die TOHIKUM-Stationen einst von den Ellio’sh erbaut“, erwiderte ich.

„Das muss nichts bedeutet. Es sind uralte Einrichtungen. Sie agieren vollkommen autonom. Menschliche Ethik kannst du jedenfalls von ihnen nicht erwarten. Ich zumindest wurde nicht gefragt, ob ich mein weiteres Leben in einen Robotkörper verbringen möchte. Hätte ich wirklich eine Wahl gehabt, ich hätte mich für den Tod entschieden!“ 

Ich blickte Tarja etwas beklemmend an. Sie war tatsächlich, wie Zeno, ohne ihre Einwilligung verändert worden.

Andererseits war sie damals dem Tod näher gewesen als dem Leben. Eine schnelle Entscheidung war notwendig und sie war bewusstlos, konnte somit nicht gefragt werden.

„Es gibt immer zwei Seiten der Medaille.“

Ich wusste nicht, was ich sonst darauf sagen sollte. Sie wechselte übergangslos das Thema.

„Folgen wir ihm. Er ist auf der Suche nach seiner Partnerin. Sie war schwerverletzt, als sie in den Schläfer-Bau gebracht wurde. Ich denke, sein einziges Verlangen momentan wird sein, sie zu finden.“

Tarjas Gesichtszüge nahmen einen etwas nachdenklichen Ausdruck an.

Sie wandte sich ansatzlos in die Richtung des Gangs, in der Syeel verschwunden war.

Ich musste mich beeilen, um nachzukommen und sie nicht aus den Augen zu verlieren.

Sie steigerte ihr Lauftempo und wurde immer schneller.

„Tarja, nicht so schnell. Ich kann da nicht mithalten“, rief ich hier hinterher.

Sie blickte sich kurz um und war dann auf einmal ganz aus meinem Sichtbereich verschwunden.

Ich blieb abrupt stehen. Was war denn jetzt in sie gefahren?

Nach Zenos merkwürdigem Verhalten jetzt auch noch Tarjas Eskapaden.

Was war hier los?

Merkwürdigerweise dachte ich sofort an Carolin. Ich hatte sie und Jet’ha vollkommen vergessen.

War das ein Nebeneffekt des erzwungenen Träumens? Ich konnte nur hoffen, dass die beiden keinen Blödsinn anstellten.

Vielleicht waren sie auch selbst in Traumphasen gefangen und benötigten Hilfe.

Wenn sie sich noch an Bord der KLONDIKE befanden, würde das Schiffsgehirn über ihre leblosen Körper wachen und sicherstellen, dass diese mit allem Notwendigen versorgt würden.

Bevor mein Unterbewusstsein sich noch irgendwelche Schreckensszenarien ausmahlen konnte, konzentrierte ich mich auf das Hier und Jetzt. Einfach ziellos durch diese Hallen zu irren war wohl das Dümmste überhaupt.

Diesbezüglich verstand ich das Verhalten der drei ‚Stahl-Helden‘, wie ich Zeno, Tarja und Syeel für mich selbst titulierte, nicht wirklich.

Anstatt zusammen einen Plan zu entwickeln und eine konzertierte Aktion daraus zu machen, rannten sie einzeln durch ein Labyrinth von Korridoren und Hallen.

Ich hätte mich tatsächlich von diesem Aktionismus fast anstecken lassen.

Tarja hatte erwähnt, dass das Gebäude mittlerweile vom Gegner eingekesselt war.

Die Truppen konnten nur von dem fremden Raumschiff gekommen sein, das auf dem Dachlandefeld stand.

Ich wusste, wem ich meine Anwesenheit hier im Schläfer-Bau zu verdanken hatte.

Der Klasskl Karriehm hatte es mir verraten. Es war ein Angehöriger der Spezies der Repbs, Mreckk’saah Mahl.

Dieser hatte sich anscheinend zum Alleinherrscher auserkoren und er verfügte über paranormale Kräfte.

Das hatte ich am eigenen Leib zu spüren bekommen. Er hatte sich an die Spitze der Wissenschafts-Organisation Kopah gesetzt und war damit auch für den Schläfer-Bau und die VR-Strahlen verantwortlich.

„Vielleicht sollte ich ihm einen Besuch abstatten?“ Der Gedanke war noch nicht ganz zu Ende gedacht, als es plötzlich um mich herum nur so von Klasskl wimmelte.

Ich hatte tatsächlich nicht bemerkt, von woher sie gekommen waren.

Jedenfalls zielten mindestens ein Dutzend Gewehrläufe auf mich.

Ein Wunder, dass noch nicht einer von ihnen abgedrückt hatte.

Ich hob langsam beide Arme über den Kopf, die universelle Gestik meiner Kompromissbereitschaft.

Das war jetzt durchaus die Situation, um mehr über die Organisation der Kopah und ihre Bestrebungen zu erfahren.

Sollte die Gefahr für mich zu groß werden, konnte ich immer noch in den Distanzlosen Schritt wechseln.

„Mitkommen! Kein Fluchtversuch, sonst sterben!“

Der Klasskl, der mich angesprochen hatte, machte eine zackige Kehrtwende und ging ansatzlos weiter, während ich einen Stoß in den Rücken bekam.

Die Aufforderung war klar. Also folgte ich ihm. Eskortiert von sechs Klasskl-Soldaten in deren Mitte ich mich unvermittelt befand, marschierte ich durch das Schott direkt auf den Gravolift zu.

Durch die Liftröhre erschallte Kampflärm herauf.

Der Klasskl-Offizier blieb abrupt stehen und zwei der drei vor mir befindlichen Soldaten wären fast gegen ihn gestoßen.

Er stieß einige abgehakte Laute aus seinem dreieckigen Chitin Maul und die Soldaten zuckten regelrecht zusammen.

Er begann hektisch in sein Helmmikrofon zu sprechen, das konnte ich gerade noch beobachten, als um uns herum das reine Chaos ausbrach.

Mir blieb nichts anderes übrig, als sofort in den Distanzlosen Schritt zu wechseln, um nicht selbst Schaden zu nehmen.

Eine gewaltige Feuerlohe schoss aus dem Gravolift und fegte die Klasskl-Soldaten samt ihrem Offizier zur Seite.

Ich stand noch immer an der gleichen Stelle, nur auf einer anderen Ebene der Wirklichkeit.

Die Explosion durchstieß meinen Körper mit gleichbleibender Wucht, ohne auch nur einen Grazer zu hinterlassen.

Durch grauen Schlieren hindurch sah ich, dass sich nur noch ein Klasskl bewegte.

Die anderen lagen leblos und in verkrümmter Lage am Boden. Staub und Teile der Wandverkleidung regnete auf ihre toten Körper nieder.

Alles ereignete sich im Subraum, indem ich mich gerade noch rechtzeitig hatte retten können, völlig geräuschlos.

Dort, wo der ehemalige Gravolift sich befunden hatte, war die Wand auf über fünf Metern aufgerissen und es klaffte ein etwa fünf Quadratmeter großer Krater, aus dem ein heller Schein von unten heraufleuchtete.

Die Staubwolke hatte sich schnelle wieder verflüchtigt und ich trat per Distanzlosen Schritt zurück in den Einsteinraum und ging zu dem noch lebenden Klasskl-Soldaten.

Er versuchte gerade sich aufzurichten, kippte aber immer wieder zur Seite.

Ob das an der klobigen Kampfmontur hing oder er verletzt war, konnte ich nicht erkennen.

Als ich vor ihm stand, kam ich ihm telekinetisch zu Hilfe und stabilisierte seinen aufrechten Stand.

„Was ist geschehen?“

Die Fühler auf seinem großen, runden Kopf vibrierten stark, während der Blick seiner weit hervorquellenden Augen über die toten Kameraden glitt, deren Gliedmaßen wahllos über dem Boden verstreut herumlagen.

Für ihn musste es einem Wunder gleichkommen, dass ich so unversehrt vor ihm stand.

Der Klasskl bot aus unmittelbarere Nähe schon ein recht gewöhnungsbedürftigen Anblick.

Seine unterer Körperpartie war zwar fast vollständig durch eine Kampfmontur verdeckt, weswegen wohl auch der obere Part mit dem Kopf einen entsprechenden starken Kontrast bildete.

An dem mächtigen kugelrunden Kopf dominierte der Mund als ungleichmäßiges Dreieck, dessen Spitze nach dem Körper hinwies.

Von Nase und Ohren war nicht viel zu erkennen.

Die Lippen bestanden aus einer stahlharten Masse und waren messerscharf.

Die obere Hälfte des runden Schädels nahmen zwei riesige weit hervorquellende Augen ein, die unbeweglich in dem Schädel saßen.

Sie hatten die Form von schmalen Ellipsen.

Um den Kopf herum zogen sich kleine, augenförmigen Gebilden, die starr in den Höhlen saßen und wie geschliffene Brillanten funkelten.

Der Oberteil des Schädels war mit einem dichten wolligen Flaum von hellbrauner Farbe überzogen, bestand sonst jedoch aus einer harten Panzerschale.

Dicht über den großen Ellipsenaugen befanden sich noch zwei dünne, fühlerartige Stäbe von einem halben Meter Länge.

Ich schätzte seine Körpergröße auf etwa einen Meter fünfzig.

Ihm entging mein abschätzender Blick nicht, mit dem ich ihn bedachte.

„Ich verstehe die Situation nicht. Wieso bist du unverletzt und sie sind tot?“

Er machte mit seinen Stummelarmen eine Rundumbewegung und zeigte auf die am Boden verstreuten Körperteile seiner Kameraden.

Bevor ich antworten konnte, war nach einer kurzen Zeitspanne der relativen Ruhe wieder Kampflärm zu hören.

Durch das entstandene Loch war das typische Geräusch von Laserstrahlen zu vernehmen, gefolgt von einzelnen Explosionen.

Der Klasskl zuckte leicht zusammen und seine Fühler begannen noch stärker zu vibrieren.

„Der Weg nach unten führt durch dieses Loch. Wohin wolltet ihr mich bringen?“

Meine Frage schien ihn zu überraschen und gleichzeitig aber auch zu irritieren.

„Ich nehme an, das Ziel ist die SORGA. Dort sollst du dem ‚Meister‘ übergeben werden.“

Plötzlich standen seine Fühler still und es schien, als würde er sich vollständig auf mich konzentrieren.

„Du besitzt die Kraft UTHA, die Kraft allen Seins. Ich spüre es jetzt genau. Was kann ich unwürdiger Diener des Lebens tun, um dich zu rühmen?“

Jetzt war es an mir, ungläubig dreinzublicken.

Mein Freund Jet’ha hatte einst von meinen paranormalen Fähigkeiten als die Heilige Kraft von UTHA, der Urzeit allen Seins, gesprochen.

Jetzt fing doch tatsächlich dieser Klasskl-Soldat ebenfalls damit an.

Er neigte kurz den Kopf, wobei sein halber Oberkörper der Richtung folgte und blickte mich danach erwartungsvoll an.

„Ich war auf dem Weg zu eurem Herrscher Mreckk’saah Mahl, als ihr mich überrascht habt. Zeige mir den Weg zu eurem Raumschiff! Wie heißt du? Sag mir deinen Namen!“

Ich bemerkte, dass seine Fühler bei der Nennung des Namens Mreckk’saah Mahl wieder kurz angefangen hatten, zu vibrieren.

„Ich bin Seegh 23 aus dem 2. Wurf der Erstgeborene.“

Er ruckte mit dem gesamten Oberkörper von rechts nach links, schaute wild um sich, griff seinen Handlaser und sagte in abgehakten Worten: „Folge mir aber sei immer auf der Hut.“

„Achte darauf, dass du dich nicht weiter von mir entfernst, als es deiner Körpergröße entspricht. Ich lege ein telekinetisches Abwehrfeld über uns beide, sodass wir geschützt sind vor hinterhältigen Angriffen.“

Seegh 23 blickte mich mit starr funkelnden Augen an, stellte jedoch keine Fragen, was ich eigentlich erwartet hatte.

Mit dem Handlaser im Anschlag ging er voraus, wobei ich den Eindruck hatte, dass es mich mit den augenförmigen Gebilden, die seinen Kopf umrundeten, ebenfalls sehen konnte, denn er hielt sich tatsächlich an meine Instruktion, sodass die Distanz zwischen uns nicht mehr als ein Meter fünfzig betrug.

Ich dachte zunächst, dass wir uns durch das entstandene Loch im Boden zur nächsten Etage unter uns vorarbeiten würden.

Seegh 23 ging jedoch weitläufig daran vorbei und marschierte auf ein Schott in zwanzig Metern Entfernung zu.

Ich folgte ihm vertrauensvoll. Irgendwie gefiel mir der kleine Kerl.

Er sprach nicht viel und reagierte konsequent auf die neu entstandene Sachlage, ohne sich von Emotionen leiten zu lassen.

Das Schott vor uns öffnete sich und wir befanden uns auf einem schmalen Metallsteg, der sich etwa weitere zwanzig Meter weit auf ein weiteres Schott auf der gegenüberliegenden Seite zubewegte.

Links und rechts ging es mindestens dreißig Meter in die Tiefe.

Ich konnte nicht erkennen, was sich dort unten befand.

Seegh 23 schien sich nicht daran zu stören.

Als wir vor dem zweiten Schott ankamen, öffnete sich dieses automatisch.

Diesmal zögerte der Klasskl kurz, bevor er weiterging.

Wir standen in einem sehr großen, hallenförmigen Raum, dessen Wände mit schubladenförmigen Fächern übersät waren. Es mussten tausende sein.

„Wo sind wir und was bedeutet das alles?“

Die Frage platzte regelrecht aus mir heraus.

Als Antwort schoss ein sonnenheller Laserstrahl auf uns zu und zerplatzte in allen Regenbogenfarben an meinem telekinetischen Abwehrschirm.

Seegh 23 war nur kurz irritiert und bevor er zurückschießen konnte, befahl ich: „Stopp, nicht schießen!“

Ich hatte die silberblitzende Gestalt, die aus fünfzehn Metern Entfernung auf uns feuerte, sofort erkannt.

Stahl-Helden

Syeel war regelrecht verzweifelt. Noch immer hatte er keine Spur von Altrea gefunden.

Sie konnte nur in einer der tausenden von Schlaf-Kammern liegen.

Das Problem für ihn war, wie kam er gerade an diese eine Kammer und wie konnte sie geöffnet werden, ohne dass Altrea dabei zu Schaden kam?

Mehrmals war es zu Zusammenstößen mit Robot-Einheiten gekommen, denen er jedoch keine große Bedeutung zumaß.

Er hatte sich noch nicht einmal anstrengen müssen, um sie mit einem telekinetischen Schlag in ihre Einzelteile zu zerlegen, bevor überhaupt ein wirklicher Angriff erfolgt war.

Es musste in diesem Gebäude so etwas wie eine zentrale Kontrollstelle geben, ähnlich wie die Brücke eines Raumschiffs.

Alles andere machte keinen Sinn. Die Frage nach dem Wo wurde zur Elementarfrage.

Das Gebäude hatte über 50 Etagen, soviel hatte er bereits herausgefunden.

Pro Etage gab es wohl mehrere Gravolifts, die unregelmäßig verteilt waren.

Einige gingen über zehn Etagen, bei anderen konnte man bis zu dreißig Stockwerke erreichten.

Den Nutzen hinter dieser Verteilung hatte er bisher nicht herausfinden können.

Auf jeder Etage, die er bisher betreten hatte, gab es im Mittelpunkt eine Art Foyer, welches von den Hallen mit den Schläfer-Kammern umrundet wurde.

Syeel verließ gerade den Gravolift in der 45. Etage als er unmittelbar fast mit Zeno zusammengestoßen wäre.

Beide blickten sich zuerst verblüfft an.

„Dieser verdammter Bau. Ich weiß nicht, wo ich suchen muss. Altrea liegt in einem dieser Sargbehälter, das fühle ich. Aber wo nur? Es sind tausende und ich kann nicht jeden einzelnen öffnen!“

Zeno nickte zustimmend. „Wenn du die Kammern mit Gewalt öffnest, kann es gut sein, dass dabei der in ihr befindliche Schläfer getötet wird. Ich denke, es bedarf einer ganz bestimmten Verfahrensart, um die Schläfer wieder aufzuwecken.“

Zeno und Syeel bemerkten nicht, dass sich eine winzige Spion-Drohne zu ihnen gesellt hatte und jede ihrer Bemerkungen aufnahm und zur SORGA, dem Raumschiff der Kopah, übermittelte.

So war es der Usurpator höchstpersönlich, der ihr Gespräch sehr aufmerksam mitverfolgte.

Natürlich war Mahl zunächst betroffen darüber, dass es neben Syeel noch ein umgewandeltes Wesen aus Stahl zu sehen bekam. Aber im Grunde hatte dieser Umstand für ihn keine wirklich große Relevanz.

Vielmehr war es der Inhalt des Gesprächs, welcher ihn auf eine Idee brachte.

„Ich muss irgendwie herausfinden, in welcher dieser Kammern sie liegt.“

Syeels Mimik war trotz seines Metallgesichts deutlich zu erkennen. Er schien regelrecht zu leiden.

„Die Daten der Schläfer müssten eigentlich in einem Computersystem zentral gespeichert sein.“

Zenos Bemerkung machte Syeel wütend.

„Was glaubst du, was ich die ganze Zeit suche? Natürlich gibt es eine Speicherung. Es wird in diesem verdammten Bau auch eine zentrale Befehlsstelle geben, wo sämtliche Informationen zusammenlaufen. Ich habe sie nur noch nicht gefunden.“

„Ich glaube, da kann ich dir weiterhelfen!“

Syeel blickte Zeno verblüfft an. Er konnte seine Erregung nicht verheimlichen, als er die alles entscheidende Frage stellte: „Wo? Du weißt, wo sich die Zentrale befindet?“

„Sagen wir mal so, ich glaube es zu wissen. Ich befand mich tief unter dem Schläfer-Bau in einem Raum, indem sich die Steuereinheit des VR-Strahlengenerators und des Verstärkers befindet. Es gelang mir, diese unschädlich zu machen. In der Folge ist wahrscheinliche auch Tarik aufgewacht. Ob sich dort unten auch der Zentralspeicher des Computersystems befindet, kann ich dir leider nicht sagen. Aber es wäre zumindest einen weiteren Versuch wert, dort danach zu suchen.“

„Dann lass uns keine Zeit verschwenden. Bring mich hin!“

„Tarja, Feuer einstellen“, rief ich ihr zu. Sie reagierte sofort, als sie meine Stimme hörte.

„Man Tarik, seit wann kollaborierst du mit dem Feind? Fast hätte ich dich getötet!“

Der Klasskl blickte mich fragend an.

„Mein kleiner Freund hier heißt Seegh 23. Er begleitet mich zu seinem Herrscher.“

„Dieser Repbs ist nicht mein Herrscher. Unser Führer ist Karriehm. Nur ihm gehorchen wir. Mreckk’saah Mahl ist ein Eindringling, der es nur seiner grausamen Macht verdankt, dass wir ihm dienen“, kam es in einer stark zerhackten Aussprache aus dem Dreiecksmaul des Klasskl.

Man musste schon genau hinhören, um ihn zu verstehen.

Tarja schien etwas irritiert zu sein.

Wie auch immer. Ich will in das Raumschiff, das auf dem Gebäude steht. Ich denke, es ist Zeit, mit diesem Mahl ein Hühnchen zu rupfen!“

„Ich glaube nicht, dass er mit dir essen wird. Er wird versuchen, dich zu töten. Du musst vorsichtig sein, auch er besitzt eine Macht, die der Kraft UTHA in nichts nachsteht. Aber ein Vorteil liegt auch auf deiner Seite. Du benutzt die Kraft nicht nur, du lebst sie und sie lebt dich. Das wird der entscheidende Trumpf sein, in eurem Duell. Ich bin bereit, dir bis zur endgültigen Entscheidung zu helfen, um das Reich von diesem Tyrannen zu befreien.“

Seegh 23 hatte diesmal sehr langsam und überlegt gesprochen.

Ich war erstaunt von dem Tiefgang seiner doch langen Rede. Auch Tarja blickte nachdenklich mehrmals zwischen uns beiden hin und her.

„Da bin ich ja gerade rechtzeitig eingetroffen. Ich sei, gewährt mir die Bitte, in eurem Bunde der Dritte!“

Sie schaute mich grinsend an, während ich noch grübelte, woher sie denn Schillers Ballade ‚Die Bürgschaft‘ überhaupt kannte. Schließlich war sie nicht auf der Erde geboren.

Ich hatte damals in meinem Krankenbett, nach dem Strahlenunfall, genügend Zeit gehabt, um sämtliche seiner Werke zu konsumieren.

„Warum nicht, wir können jede Hilfe gebrauchen!“

Ich nickte ihr zu und schaute zu Seegh 23. Er machte einen in sich gekehrten Eindruck und gab keinen weiteren Kommentar ab.

Der Klasskl blickte Tarja und mich kurz an und marschierte schnurgerade auf das Schott in etwa fünfzehn Metern Entfernung zu, von wo Tarja auf uns geschossen hatte.

„Tarik, wir sollten vorsichtig sein. Hinter dem Schott befindet sich eine Art Lastenaufzug, welcher von den Truppen der Klasskl stark frequentiert wird. Ich konnte mich gerade noch rechtzeitig in diesen Raum zurückziehen, bevor sie mich erkannt hätten.“

„Dann werden wir zu einer List greifen. Seegh 23, nimm deinen Laser und richtige ihn auf uns beide. Wir tun so, als hättest du uns gefangengenommen.“

„So sei es!“

Tarja blickte verdutzt den kleinen Insektenabkömmling an.

Dieser richtete gerade seinen Handlaser auf ihren Bauch und kommandierte: „Vorwärts marsch. Ihr Gefangene habt nur zu schweigen und meinen Anweisungen zu folgen!“

Ich musste laut auflachen. Dann öffnete sich bereits das Schott und tatsächlich, in nur drei Metern Entfernung, hatten sich Klasskl-Soldaten mit Gewehr bei Fuß aufgereiht und warteten anscheinend auf weitere Anweisungen ihres Vorgesetzten.

Als Seegh 23 so unerwartet mit uns im Schlepptau auftauchte, gab es zunächst ein wildes Durcheinander.

Erst die laut gebellten, in abgehakten Worten ausgestoßene Befehle eines Vorgesetzen stellten die alte Ordnung wieder her.

Selbst Seegh 23 begann mit den Fühlern stark zu vibrieren und sein ganzer Körper schüttelte sich kurz, als vier seiner Kameraden mit einem befehlshabenden Offizier auf uns zukamen.

„Soldat, wir übernehmen. Du reihst dich in die Patrouillen ein.“

Seegh 23 blickte mich kurz an, steckte seinen Handlaser zurück ins Waffenholster und marschierte dann auf seine Kameraden zu, die immer noch in reih und Glied standen und auf weitere Befehle warteten.

„Folgen!“

Tarja und ich wurden von den vier Klasskl in die Mitte genommen und wir folgten dem Offizier.

Es war irgendwie komisch zu beobachten, wie die Soldaten im Gleichschritt sich aufstellten und militärische Ordnung hielten, obwohl sie doch davon ausgehen mussten, jederzeit vom Feind angegriffen zu werden.

Wir verließen den Vorraum und gingen geradewegs auf einen Lastenlift zu.

Ich erkannte ihn daran, dass er im Gegensatz zu den normalen Gravolifts, über einen gitterartigen Torverschluss verfügte, der sich bläulich-weiß von der grauen Grundfarbe der Wände unterschied.

Wir fuhren nach oben. Es dauerte ungewöhnlich lang. Es kam mir tatsächlich vor, wie eine Ewigkeit.

„Endstation Dachterrasse“, flüsterte mir Tarja scherzhaft zu.

„Ja, dort steht das Raumschiff, das die KLONDIKE geändert hat. Dort muss sich auch der sogenannte Usurpator Mreckk’saah Mahl aufhalten. Wir müssen jetzt aufpassen. Er besitzt eindeutig paranormale Kräfte. Das habe ich noch deutlich spüren können, bevor mich diese verflixten VR-Strahlen in das Land der Träume geschickt haben.“

„Ruhe, nicht sprechen. Sprechen verboten“, ertönte es zwischen den messerscharfen und stahlharten Lippen des Klasskl-Offiziers, der sich kurz zu uns umgedreht hatte.

Ich machte gute Miene zum bösen Spiel und schwieg.

Außerdem war ich viel zu neugierig, was jetzt noch kam. Würde man uns direkt zu Mahl bringen?

Der Torverschluss des Lastenlifts öffnete sich unvermittelt und ein strahlend heller Sonnenschein überschüttete uns, als wir das Landefeld des Raumschiffs auf dem Flachdach des Schläfer-Baus betraten.

Ich blickte in den dunkelblauen Himmel und musste mehrmals kräftig nießen.

Sofort richteten sich die Laser der Soldaten auf meinen Bauch und der Offizier gab einen kurzen, nicht verständlichen Laut in meine Richtung von sich.

Er war bereits einige Meter weitergegangen, als ich, bedingt durch die kurze Blendung des Sonnenlichts, stehengeblieben war.

Deutlich konnte ich jetzt die geöffnete Schottklappe am Schiff erkennen, auf die wir zumarschierten.

Die Öffnung mit etwa zehn Meter Breite und fünf Meter Höhe schien hauptsächlich zur Beladung oder Entladung von Frachten zu dienen.

Als wir dort ankamen, mussten wir einem Verband von vier Gleitern ausweichen, der gerade das Schiff verließ.

Dann ging es die schräge Ebene des ausgeklappten Rampe hinauf.

Überall wimmelte es von Klasskl.

Der Vergleich von einem Armeisenhaufen, der sich mir unvermittelt aufdrängte, schien gar nicht zu weit hergeholt zu sein.

„Wie sieht dein Plan aus?“

Tarja flüsterte mir leise zu, während sich hinter uns die ausgefahrene Rampe langsam hob und sich zu schließen begann.

„Das weiß ich noch nicht. Wir sollten uns auf jeden Fall sofort trennen, sobald wir   Mreckk’saah Mahl ansichtig werden. Damit wird er nicht rechnen. Außerdem gehe ich stark davon aus, dass er sich zunächst hauptsächlich auf mich konzentriert.“

„Willst du ihn töten?“

„Nicht wirklich. Wir werden sehen, wie er sich verhält. Jedenfalls werde ich mich mit aller Kraft wehren, sollte er mich angreifen und davon gehe ich aus!“

Unvermittelt bekam ich einen Stoß von hinten in die Seite.