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Sie leben mit der Diagnose ADHS und wollen sich davon keineswegs in Ihrer Karriere bremsen lassen? Für Ihren Beruf brennen Sie und möchten endlich auf die Überholspur wechseln? Dazu fehlen Ihnen nur noch ein paar Praxistools, mit denen Sie Ihre ADHS-Besonderheiten zuverlässig in den Griff bekommen? Dann schnappen Sie sich diesen Ratgeber und nehmen Sie Ihre Zukunft in die Hand! Aufmerksamkeitsschwierigkeiten, Hyperaktivität, Unruhe, Impulsivität, Desorganisation oder emotionale Dysregulation: Zugegeben, die typischen ADHS-Symptome können beruflichem Erfolg im Wege stehen – doch damit müssen Sie sich nicht abfinden. Denn mit den richtigen Strategien, Übungen, Hacks und Tricks bekommen Sie problematische Verhaltensweisen ganz einfach in den Griff und bringen stattdessen Ihre besonderen Potenziale rund um Kreativität, Energie und Motivation zur Geltung. Dieses Buch zeigt Ihnen anhand 7 Tools für wichtige Bereiche wie Selbstmanagement, soziale Beziehungen, Konzentration oder Stressbewältigung zahlreiche Praxismaßnahmen, mit denen Sie Schritt für Schritt an Ihrer Entwicklung arbeiten und für konkrete Schwierigkeiten perfekt auf Sie zugeschnittene Lösungsstrategien entwickeln. Zudem erfahren Sie jede Menge hilfreiches Expertenwissen, mit dem Sie Ihre Besonderheit noch besser verstehen, einschätzen und behandeln lernen. In Eigenregie? Aber ja! Denn dieser Ratgeber wurde gezielt als Hilfe zur Selbsthilfe konzipiert, sodass Sie auch ohne Vorkenntnisse oder Ausbildung sofort aktiv werden können und zu einem gesunden, erfolgreichen und ausgeglichenen Umgang mit Ihrer Persönlichkeit gelangen.
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Seitenzahl: 232
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Auflage 2024
Inhalt
ADHS im Beruf – Zwischen Herausforderung und unendlichen Potentialen
ADHS im Erwachsenenalter verstehen
Selbsttest
Merkmale, Mythen und Missverständnisse über ADHS im Beruf
Die Rolle von ADHS im Kontext der Arbeitswelt
Die drei Typen von ADHS: Facettenreiche Ausprägungen einer komplexen Störung
Die Vielfalt von ADHS-Erfahrungen im Berufsumfeld
Tool 1: Selbstmanagement-Strategien
Effektives Zeitmanagement
Stressbewältigung und Entspannungstechniken
Praktische Entspannungsmethoden für den Arbeitsalltag
Steigerung der Konzentrationsfähigkeit
Zielsetzung und Motivation
Umgang mit Rückschlägen und Fehlern
Tool 2: Soziale Beziehungen im Beruf
Effektive Kommunikation
Teamarbeit und Zusammenarbeit
Mitarbeiterführung und -management
Konfliktmanagement und emotionale Intelligenz
Tool 3: Konzentration und Produktivität steigern
Konzentrationsförderung
Zielsetzung und Motivation
Tool 4: Orientierung: Den eigenen Weg finden und erfolgreich verfolgen
Gedanken zur Berufsfindung und -wahl
Berufliche Weiterbildung und Qualifikationen
Karriereplanung und -entwicklung
Tool 5: Stressbewältigung und Wohlbefinden
Gesundheit und ADHS
Stressreduktion und Burnout-Prävention
Tool 6: Selbstakzeptanz
Gesundes Selbstwertgefühl etablieren
Selbstfürsorge und Wohlbefinden
ADHS im sozialen Umfeld
ADHS und beruflicher Erfolg
Tool 7: Brainfood
Einfluss der Ernährung auf die Gehirnfunktion
Von der Blutzuckerspiegel-Achterbahn, Performance-Steigerung und dem Gefühl, „hungry“ zu sein
ADHS-freundliche Ernährung
Nahrungsergänzungsmittel bei ADHS: Chancen und Risiken im Überblick
Bonus: Die besten Biohacks für ADHS
Einfluss des Lebensstils auf ADHS-Symptome
Optimierung des Schlafs
Biohacking-Techniken
Das produktive Potenzial von ADHS
Quellenverzeichnis
ADHS im Erwachsenenalter verstehen
Immer häufiger wird bei Erwachsenen eine Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) diagnostiziert oder vermutet, da sich die ständigen Konzentrationsprobleme, das vermeintlich mangelnde Organisationstalent oder weitere „ADHS-typischen“ Verhaltensmuster nicht einfach durch Stress, Müdigkeit oder sonstige alltägliche Beschwerden erklären lassen. Experten sind sich einig, dass ADHS unter Erwachsenen auf dem Vormarsch ist. Dies wirft die Frage auf, ob es sich um eine Verhaltensauffälligkeit, eine reine Entwicklungsstörung oder gar um eine neue Zivilisationskrankheit handelt. Dr. Max von Pettenkofer (* 3. Dezember 1818; † 10. Februar 1901) definiert Letztere wie folgt:
„Erkrankungen, die vornehmlich in industrialisierten Gesellschaften aufgrund von Änderungen im Lebensstil und in der Umwelt auftreten. Diese Krankheiten sind oft das Ergebnis von Überfluss und einer Veränderung der natürlichen Lebensweise, einschließlich unausgewogener Ernährung, Bewegungsmangel, Stress und Umweltverschmutzung.“
Allerdings deuten jüngere Studien auf genetische Auffälligkeiten und Prädispositionen hin, welche die Entwicklung von ADHS zu fördern scheinen. Fachleute diskutieren jedoch weiterhin, ob es sich um eine angeborene Prädisposition handelt oder ob umweltbedingte Faktoren dominieren oder gar in der Lage sind, unser genetisches Make-up zu verändern. Mit anderen Worten: It‘s complicated! Denn wie Sie sehen werden, beeinflussen sowohl genetische Faktoren als auch Umwelteinflüsse (darunter auch unsere individuellen Lebensgewohnheiten), wie stark sich ADHS im Alltag der Betroffenen auswirkt.
Die Frage, ob ADHS als „Störung“ oder „Erkrankung“ bezeichnet werden sollte, hat sowohl medizinische als auch gesellschaftliche Implikationen. Laut der Weltgesundheitsorganisation (World Health Organisation, oder kurz WHO) handelt es sich bei ADHS um keine Krankheit, sondern um eine neurologische Entwicklungsstörung. Medizinisch gesehen ist eine Erkrankung eine Abweichung von der normalen körperlichen oder geistigen Gesundheit, die häufig mit klaren biologischen Ursachen und pathologischen Prozessen verbunden ist und entsprechende medizinische Interventionen erfordert.
Störungen hingegen stellen Funktionsabweichungen dar, die das normale Verhalten oder, wie im Falle der ADHS, die normale Funktionsweise der Gehirnchemie beeinträchtigen. Diese können verschiedene Schweregrade haben und sind oft komplexer in ihrer Entstehung, wohingegen Erkrankungen oft besser verstanden werden und sich klarer diagnostizieren und behandeln lassen. Ferner gelten siemeist als zeitlich begrenzte Zustände, die durch Medikamente oder Operationen geheilt oder kontrolliert werden können.
Die ADHS ist jedoch eine komplexe, multifaktorielle Beeinträchtigung, die oft jeden Lebensbereich umfasst, sodass die Bezeichnung „Störung“ jenem komplexen Zusammenspiel aus verschiedenen Faktoren besser Rechnung trägt. Die Verwendung des Begriffs „Störung“ hat zudem positive Auswirkungen auf die gesellschaftliche Wahrnehmung von ADHS und signalisiert Behandelbarkeit, ohne den Menschen zu pathologisieren.
Neben den positiven Eigenschaften wie die oftmals überdurchschnittliche Kreativität birgt ADHS auch weniger erfreuliche Herausforderungen, die den Alltag der Betroffenen häufig erschweren. Die bekanntesten Symptomatiken sind:
Unaufmerksamkeit:
Schwierigkeiten, sich auf Aufgaben zu konzentrieren und fokussiert zu bleiben
leichte Ablenkbarkeit durch Geräusche, Sehenswürdigkeiten oder innere Gedanken
Vergesslichkeit und Verlegen von Gegenständen
Schwierigkeiten, Gesprächen zu folgen oder Anweisungen zu befolgen
Träumen oder „Abschalten“ in Gedanken
Hyperaktivität und Unruhe:
„Zappeligkeit“ und Unfähigkeit, für einen längeren Zeitraum stillzusitzen
Bedürfnis, ständig etwas tun zu müssen
Schwierigkeiten beim Entspannen
Reden ohne Unterbrechung oder Unterbrechen anderer, dabei thematisch häufig von
einer Sache zur anderen wechseln
Impulsivität:
schnelles und unüberlegtes Handeln ohne Rücksicht auf die Folgen
Schwierigkeiten beim Warten und Abwarten
Unterbrechen von Gesprächen oder anderen Aktivitäten
Neigung zu riskantem Verhalten
Schwierigkeiten, Entscheidungen zu treffen
Desorganisation:
Schwierigkeiten, Aufgaben zu planen und zu organisieren
Unordnung zuhause und am Arbeitsplatz
Vergessen von Terminen und ähnlichen Verpflichtungen
Schwierigkeiten, Prioritäten zu setzen und die Zeit effektiv zu managen
Verlegen von (wichtigen) Gegenständen
Emotionale Dysregulation:
Stimmungsschwankungen und Reizbarkeit
Schwierigkeiten, Emotionen zu kontrollieren
Neigung zu emotionalen Ausbrüchen
geringes Selbstwertgefühl und Zweifel an sich selbst
Schwierigkeiten, mit Stress und Frustration umzugehen
Aus den hier genannten Verhaltensweisen und Zuständen resultieren häufig weitere Probleme, die jedoch keinesfalls als feste Symptomatik der ADHS verstanden werden sollten. Darunter fallen
Schlafstörungen;
Suchtverhalten;
Schwierigkeiten in zwischenmenschlichen Beziehungen;
geringes Selbstwertgefühl, was so weit gehen kann, dass die Person unter starken, pathologischen Minderwertigkeitskomplexen leidet;
damit zusammenhängend auch das Impostor-Syndrom.
Impostor-Syndrom – auch bekannt als „Hochstapler-Syndrom“ – ist ein psychologisches Phänomen, bei dem Menschen trotz ihres erfolgreichen Lebens von massiven Selbstzweifeln hinsichtlich ihrer Fähigkeiten, Leistungen und Erfolge geplagt werden. Mit der richtigen Unterstützung können Menschen mit Impostor-Syndrom jedoch lernen,an sich selbst zu glauben und ihre Erfolge zu akzeptieren.
Im Vergleich zu den USA hat es in Deutschland lange gedauert, bis ADHS nicht mehr ausschließlich als kinder- und jugendpsychiatrisches Störungsbild angesehen wurde. Während die „adulte ADHS“ in den USA schon seit Jahrzehnten erforscht wird, erfuhr sie in Deutschland erst vor etwas mehr als zehn Jahren die gleiche Anerkennung. Mit einer weltweiten Prävalenz von 4 % gehört ADHS zu den häufigsten neurologischen Entwicklungsstörungen unserer Zeit und betrifft Menschen aller Altersgruppen. Dennoch haben Betroffene im deutschsprachigen Raum nach wie vor relativ begrenzten Zugang zu geeigneten und evaluierten Interventionsprogrammen und es fehlt oftmals an spezifischen Versorgungsmöglichkeiten für Erwachsene. Neben den bekannten Kernsymptomen von ADHS zeigt sich bei Erwachsenen im Berufsleben ein weiterer zentraler Problembereich: eine ausgeprägte Stressanfälligkeit. Betroffene erleben Stress oft intensiver und verfügen über weniger effektive Bewältigungsstrategien (Copingmechanismen), also Denk- und Verhaltensmuster, die im Umgang mit schwierigen Situationen helfen.
Zusätzlich verschlimmern belastende Lebensereignisse und chronischer Stress die ADHS-Symptome, komplizieren den Krankheitsverlauf und können sogar schwerwiegende Folgeerkrankungen hervorrufen. Daher tritt bei ADHS im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung (17 %) überdurchschnittlich häufig eine klinische Depression auf (rund 70 %). Obwohl zahlreiche Stressbewältigungsprogramme auf dem Markt erhältlich sind, gab es bislang kaum Angebote, die speziell auf die Zielgruppe der „adulten ADHS“ zugeschnitten sind, gleichzeitig die Stressproblematik adressieren und beides in einen ganzheitlichen Behandlungsrahmen integrieren.
Im Folgenden lernen Sie daher nicht nur bewährte Strategien der Stressbewältigung kennen, sondern auch, wie Sie diese auf Ihre individuellen Bedürfnisse und Ihre ADHS anwenden können. Sie erhalten außerdem wertvolle Informationen rund um den Aspekt „Gesundheit im Kontext der ADHS“ sowie nützliche Bio-Hacks – und vieles mehr. Bei der Entwicklung des Trainings wurde besonderer Wert darauf gelegt, ADHS-spezifische Problembereiche der Arbeitswelt zu berücksichtigen, darunter Schwierigkeiten beim Selbstmanagement und Ordnung-Halten, ungünstige Denkmuster, Selbstwertprobleme, „Hyperfokus“ und der damit zusammenhängende Burn-out sowie fehlende Erholungsmöglichkeiten und Kommunikationsprobleme mit Kollegen und Vorgesetzten. Die Basis aller Trainingselemente bildet eine ressourcen- und lösungsorientierte Herangehensweise, die Sie bei der Entdeckung und Entfaltung Ihrer Fähigkeiten und Potenziale unterstützen sollen. Selbstverständlich richtet sich das Buch jedoch an alle, nicht nur an „offiziell diagnostizierte“ Personen, sondern auch an solche, die vermuten, dass sie oder ein nahestehender Mensch an ADHS leiden könnten. Das Buch möchte einen umfassenden Überblick über ganzheitliche Herangehensweisen bieten, von denen alle gleichermaßen profitieren können.
Um Missverständnisse in der Terminologie zu vermeiden, sei ebenfalls bereits zu Beginn erwähnt, dass ADHS in der Vergangenheit verschiedene Bezeichnungen hatte. Frühere Begriffe wie „minimale Gehirndysfunktion“, „Hyperaktivität“ oder „Aufmerksamkeitsdefizitstörung (ADS)“ führten häufig zu Verwirrung und verstärkten das gesellschaftliche Stigma. Denn wer möchte schon als „dysfunktional“ gelten? Die Bezeichnungen wandelten sich, wobei heute von der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) gesprochen wird. Früher wurde fälschlicherweise geglaubt, dass die ADHS-Symptome mit dem Alter abnehmen und Betroffene „auswachsen“ und als Erwachsene auf scheinbar magische Weise lernen würden, mit ADHS umzugehen. Diese Fehlannahme hat gravierende Folgen für Betroffene. Denn wird ADHS erst im Erwachsenenalter erkannt, blicken viele Menschen auf Jahre voller Selbstzweifel und Misserfolge zurück. Sie erklären sich diese oft damit, dass sie „einfach nicht gut genug“ sind. Mit anderen Worten werden die Symptome zu Charaktereigenschaften umgedeutet und negativ bewertet. Dies führt dazu, dass viele an sich zweifeln, ohne die eigentliche Ursache des „Chaos im Kopf“ zu verstehen. Obwohl ADHS mit Herausforderungen verbunden ist, bietet die „Störung“ auch viele Chancen. Betroffene sind häufig überdurchschnittlich kreativ und können, wenn sie die negativen Seiten von ADHS in den Griff bekommen, regelrecht über sich hinauswachsen! In diesem Buch beleuchten wir die Geschichte, die Symptome und die Auswirkungen von ADHS bei Erwachsenen. Wir erforschen, wie ADHS das tägliche Leben beeinflusst und welche Strategien, therapeutischen Ansätze und „Tricks“ den Betroffenen helfen können, ihr Leben besser zu organisieren und zu verstehen.
Ziel dieses Ratgebers ist es, ein umfassendes Verständnis für ADHS zu schaffen, das Bewusstsein für ADHS zu schärfen und Ihnen durch die Toolbox eine effektive Unterstützung an die Hand zu geben – für den maximalen beruflichen Erfolg mit ADHS.
Viele Experten kritisierten die rasche Zunahme an ADHS-Diagnosen, insbesondere bei Kindern, denen häufig ein regelrechter Medikamentencocktail verschrieben wurde, in der Annahme, dass sich so alle Verhaltensauffälligkeiten lösen lassen. Mittlerweile erfolgen Diagnosen zögerlicher und durchlaufen mehrere Phasen. Dies hängt damit zusammen, dass es sich um starke Psychopharmaka handelt, die hierzulande vor allem unter dem Namen Ritalin erhältlich sind und nicht leichtfertig verschrieben werden sollten. Die zögerliche Diagnostik dient folglich auch zu Ihrem eigenen Schutz.
Ritalin besitzt eine stimulierende Wirkung auf das zentrale Nervensystem, indem es die Wiederaufnahme der Neurotransmitter Dopamin und Noradrenalin in die Nervenzellen hemmt. Dies hat zur Folge, dass mehr Dopamin und Noradrenalin im synaptischen Spalt („Zwischenraum“ zwischen zwei Nervenzellen) zur Verfügung stehen.
Folgende Kriterien müssen in Deutschland für die Diagnostik erfüllt werden:
Sie müssen mindestens sechs der bereits genannten Symptome aus den Bereichen Unaufmerksamkeit und Impulsivität/Hyperaktivität für mindestens sechs Monate nachweisen. Die Symptomatik nimmt dabei einen starken Einfluss auf Ihr Leben.
Die Anzeichen wurden bereits in der Kindheit beobachtet (möglich ist, dass aufgrund mangelnder diagnostischer Verfahren, Therapie u. Ä. dem nicht weiter nachgegangen wurde, Problematiken sich jedoch abzeichneten).
Ausschluss anderer Ursachen:
Es wurden bereits andere mögliche Ursachen für die Symptome wie psychische Erkrankungen, Substanzmissbrauch oder Medikamentennebenwirkungen ausgeschlossen.
Umfassende Anamnese und Fremdbeurteilung:
Es fand ein ausführliches Gespräch mit dem Patienten und ggf. mit Angehörigen oder Freunden statt. Dies ist ein notwendiger Schritt, um die Symptome und deren Auswirkungen auf das Leben des Patienten zu erfassen.
Psychologische Tests:
Standardisierte Fragebögen und neuropsychologische Tests wurden eingesetzt, um die Merkmale des ADHS und die kognitive Leistungsfähigkeit zu beurteilen.
Weitere organische Ursachen konnten ausgeschlossen werden: In einigen Fällen können bildgebende Verfahren (z. B. Magnetresonanztomografie, MRT) oder neurologische Untersuchungen erforderlich sein, um organische Ursachen für die Symptome auszuschließen.
Sollten Sie noch keine „offizielle“ Diagnose besitzen, ist es notwendig, sich diese vorab von einem Facharzt attestieren zu lassen. Es bietet sich jedoch an, bereits vorab einen Selbsttest durchzuführen, der ihnen bereits einen ersten Eindruck über die mögliche Symptomatik liefern kann. Es ist jedoch wichtig, zu betonen, dass dieser keine professionelle Diagnose ersetzt! Der folgende Selbsttest basiert auf wissenschaftlichen Methoden und den Kriterien des DSM-5 (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, 5. Ausgabe).
Selbsttest
Lesen Sie jede Aussage sorgfältig durch und bewerten Sie, wie häufig Sie das beschriebene Verhalten in den letzten sechs Monaten erlebt haben. Verwenden Sie die folgende Skala:
Ich habe Schwierigkeiten, auf Details zu achten, oder mache häufig Fehler aus Unachtsamkeit bei Arbeiten, in der Schule oder bei anderen Aktivitäten.
Ich habe Schwierigkeiten, die Aufmerksamkeit bei Aufgaben oder beim Spielen aufrechtzuerhalten.
Ich höre oft nicht richtig zu, wenn man mich direkt anspricht.
Ich folge Anweisungen nicht vollständig und habe Probleme, Aufgaben oder Pflichten zu beenden.
Ich habe Schwierigkeiten, Aufgaben und Aktivitäten zu organisieren.
Ich vermeide Aufgaben oder habe eine Abneigung gegen jene, die geistige Anstrengung erfordern (z. B. Hausaufgaben, Berichte).
Ich verlege oder verliere oft Dinge, die ich für Aufgaben oder Aktivitäten brauche (z. B. Materialien, Stifte, Bücher, Werkzeuge).
Ich werde leicht durch äußere Reize abgelenkt.
Ich vergesse häufig, alltägliche Aufgaben zu erledigen.
Ich zappele oft mit Händen oder Füßen oder rutsche auf dem Stuhl hin und her.
Ich stehe in Situationen, in denen Sitzenbleiben erwartet wird, häufig auf.
In bestimmten Situationen renne ich herum oder tue andere Dinge, in denen dies unangemessen ist.
Ich kann nur schwer ruhig spielen oder Freizeitaktivitäten leise nachgehen.
Ich bin oft „auf Achse“ oder handle, als wäre ich „getrieben“.
Ich rede oft übermäßig viel.
Ich platze häufig mit Antworten heraus, bevor Fragen zu Ende gestellt wurden.
Ich habe Schwierigkeiten, zu warten, bis ich an der Reihe bin.
Ich unterbreche meine Mitmenschen oder dränge mich häufig in Gespräche oder Aktivitäten anderer ein.
Addieren Sie die Punkte für jede Kategorie (Unaufmerksamkeit und Hyperaktivität/Impulsivität) separat.
0–9 Punkte: geringe Wahrscheinlichkeit einer ADHS
10–18 Punkte: mittlere Wahrscheinlichkeit einer ADHS
19–36 Punkte: hohe Wahrscheinlichkeit einer ADHS
0–9 Punkte: geringe Wahrscheinlichkeit einer ADHS
10–18 Punkte: mittlere Wahrscheinlichkeit einer ADHS
19–36 Punkte: hohe Wahrscheinlichkeit einer ADHS
0–9 Punkte:
Ihre Symptome sind wahrscheinlich nicht schwerwiegend genug, um eine ADHS-Diagnose zu rechtfertigen.
10–18 Punkte:
Sie zeigen einige Anzeichen von ADHS, es könnte hilfreich sein, weitere professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen.
19–36 Punkte:
Sie zeigen deutliche Symptome von ADHS und sollten einen Facharzt oder Psychologen für eine umfassende Bewertung aufsuchen.
Merkmale, Mythen und Missverständnisse über ADHS im Beruf
Im Kontext des Berufslebens lassen sich die beliebtesten Mythen rund um ADHS-Betroffene etwa wie folgt zusammenfassen:
„Personen mit ADHS sind chronisch unorganisiert!“
Dieser Mythos ist weitverbreitet, trifft aber auf viele Menschen mit ADHS nicht zu. Organisationsschwierigkeiten können zwar ein Symptom von ADHS sein, aber sie sind nicht zwangsläufig und können durch verschiedene Strategien und Hilfsmittel erfolgreich bewältigt werden. Viele Erwachsene mit ADHS haben eigene Organisationssysteme entwickelt, die für sie zuverlässig funktionieren und von außen nicht unbedingt als „ordentlich“ wahrgenommen werden.
„Personen mit ADHS haben Probleme, Projekte zeitnah und kompetent abzuarbeiten!“
Auch diese Aussage ist verallgemeinernd und in der Regel nicht zutreffend. Zwar können Zeitmanagement und die Einhaltung von Fristen für Menschen mit ADHS eine Herausforderung sein, aber mit den richtigen Hilfsmitteln und Strategien haben die Betroffenen die Möglichkeit, ihre Projekte erfolgreich abzuschließen. Viele Menschen mit ADHS arbeiten besonders fokussiert und effektiv, wenn sie sich für eine Aufgabe begeistern können, und verfügen über kreative Problemlösungskompetenzen, die in vielen Bereichen von Vorteil sind.
„Personen mit ADHS sind schlechte Teamplayer!“
Ganz im Gegenteil, denn viele von ihnen sind nicht nur überaus gesellig, sondern arbeiten gerne und gut mit anderen Menschen zusammen. Studien zur „Neurodiversität und Arbeitsplatzwahl“ fanden in diesem Zusammenhang jedoch heraus, dass etwa 16 % aller Personen mit Autismus (einer verwandten neurologischen Störung) im sozialen Sektor arbeiten, verglichen mit nur 6 % der Gesamtbevölkerung. Menschen mit ADHS können hervorragende Teamplayer sein und ihre Stärken wie Kreativität, Enthusiasmus, Einfühlungsvermögen und Problemlösungsfähigkeiten in die Gruppe einbringen und zudem durch ihre offene Art ein positives Arbeitsklima fördern. Allerdings kann es ihnen in manchen Situationen schwerer fallen, sich an Regeln und Strukturen zu halten oder Konflikte in der Gruppe zu bewältigen. Mit dem richtigen Verständnis und der nötigen Unterstützung können Menschen mit ADHS jedoch wertvolle Mitglieder eines jeden Teams sein.
„Personen mit ADHS sind impulsiv und häufig zu extrovertiert!“
Tatsächlich findet sich keine Korrelation zwischen ADHS und Extraversion. Erwachsene mit ADHS, die im Übrigen eher introvertiert sind, sind hier ebenso häufig zu finden wie unter ihren „neurotypischen“ Mitmenschen. Die „ADHS-gleich-hyperaktiv-Pauschalisierung“ ist daher nicht korrekt und ein veraltetes Vorurteil.
„Personen mit ADHS spielen sich immer in den Vordergrund!“
Dies ist ein weiteres Missverständnis über ADHS. Zwar kann es durch die Störung zu Schwierigkeiten bei der Impulskontrolle kommen, was sich zum Beispiel darin äußern kann, dass Menschen mit ADHS anderen ins Wort fallen oder „peinliche“ Fehler begehen, die von Kollegen missverstanden werden. Diesist jedoch nicht auf Geltungsdrang oder Narzissmus zurückzuführen. Vielmehr haben viele dieser Personen Schwierigkeiten, die unmittelbaren Impulse zu kontrollieren, was von außen manchmal als rücksichtsloses oder gar selbstsüchtiges Verhalten wahrgenommen werden kann. Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen, dass bei ADHS eine Beeinträchtigung der inhibitorischen Kontrolle vorliegt – der Fähigkeit, unerwünschte Gedanken, Impulse und Handlungen zu unterdrücken.
Wichtig: Es gibt nicht „die ADHS“ und häufig handelt es sich gerade bei den Stereotypen um überaus pauschalisierende Aussagen, die der Vielfalt der Menschen mit ADHS nicht gerecht werden. Jeder dieser Menschen ist einzigartig und hat seine eigenen Stärken und Schwächen. Die Ausprägung und die Beeinträchtigung können individuell sehr unterschiedlich ausfallen. Es ist daher wichtig, diese Menschen als Individuen wahrzunehmen und ihnen die Unterstützung zukommen zu lassen, die sie benötigen, um ihre Potenziale voll entfalten zu können.
Als neurologische Entwicklungsstörung ist die ADHS von einigen biologischen Besonderheiten geprägt. Es ist wichtig, sich mit diesen vertraut zu machen, da sich so nicht nur die Symptome erklären lassen, sondern Sie außerdem einen ersten Eindruck darüber gewinnen, wie Sie durch Aspekte wie kognitives Training, Ernährung und „Tricks“ Kontrolle über jene Abweichungen erhalten können. Bei ADHS spielen gleich mehrere Gehirnbereiche in die Symptomatik ein, darunter der Frontallappen, der für Planung, Organisation, Impulskontrolle und Aufmerksamkeitssteuerung verantwortlich ist.
Bei ADHS-Betroffenen ist die Aktivität in diesem Bereich oft reduziert, was zu Schwierigkeiten mit der Konzentration, dem Einhalten von Regeln und der Planung von Aufgaben führt. Ferner finden sich Anomalien im Striatum, welches eine wichtige Rolle bei der Motivation, Belohnungsverarbeitung und motorischen Kontrolle spielt. Funktionsstörungen im Striatum zeigen sich in den Symptomen Impulsivität, Hyperaktivität sowie in Schwierigkeiten mit der Feinmotorik. Im Nucleus accumbens, einem Teil des Belohnungssystems, kommt es zu einer veränderten Dopamin-Aktivität – also dem Neurotransmitter, der an Motivation, Belohnung und Lernen beteiligt ist.
Neurotransmitter sind chemische Botenstoffe, die die Kommunikation zwischen Nervenzellen im Gehirn ermöglichen.
Bei ADHS spielen insbesondere zwei Neurotransmitter eine wichtige Rolle: Dopamin und Noradrenalin. Bei ADHS kommt es häufig zu einem Mangel an Dopamin oder einer Beeinträchtigung der Dopamin-Rezeptorfunktion. Dies kann zu Schwierigkeiten mit der Motivation, der Fokussierung, der Impulskontrolle und der Koordination führen. Weitere Anomalien finden sich ferner im Kleinhirn, welches an der Koordination von Bewegungen und der Verarbeitung sensorischer Informationen beteiligt ist. Funktionsstörungen im Kleinhirn zeigen sich in vermehrter Unruhe, häufiger „Ungeschicklichkeit“ und Impulsivität. Der Mangel an Noradrenalin und die Beeinträchtigung der Noradrenalin-Rezeptorfunktion, die sich häufig bei ADHS ausmachen lassen, führen ebenfalls zu Schwierigkeiten mit der Aufmerksamkeit, der Konzentration und dem Aufrechterhalten der Motivation.
Aus den o. g. neurologischen Besonderheiten sollte klar geworden sein, dass Betroffene weder faul noch unfähig sind – zwei beliebte Stereotype, die Personen mit ADHS nachgesagt werden. Vielmehr stellen die beschriebenen Herausforderungen real existierende Hürden dar, die ihr Handeln und ihre Motivation beeinflussen können. Es gilt daher, auf verschiedene „Hilfstools“ zurückzugreifen, um sich sowohl im Alltag besser strukturieren zu können als auch die vielen Stärken gekonnt zu nutzen, die sie durch ADHS besitzen.
Wie bereits in der Einführung angesprochen, leiden Menschen mit ADHS, verglichen zur „Normalbevölkerung“, überdurchschnittlich häufig an Depressionen. Die Stigmatisierung von ADHS spielt dabei eine tragende Rolle und die oftmals negativen Einstellungen und Vorurteile gegenüber diesen Personen können schwerwiegende Folgen für die psychische Gesundheit haben. Als Reaktion folgt häufig die Verinnerlichung jener Stereotype, was nicht nur zu einem verminderten Selbstwertgefühl, sondern sogar zu Selbsthass führen kann.
Soziale Ausgrenzungen im Arbeitsumfeld verstärken emotionalen Stress und so handelt es sich häufig um einen Teufelskreis. Laut einer Metaanalyse der Universität Zürich leiden Menschen mit ADHS 2-bis 3-mal häufiger unter Mobbing, im Vergleich zur Normalbevölkerung. Dies tritt bereits in der Schulzeit zutage. Eine Studie der Goethe-Universität Frankfurt fand heraus, dass 46 % der ADHS-Kinder im vergangenen Jahr Opfer von Mobbing wurden, verglichen mit nur 16 % der Kinder ohne ADHS. Dies sind schockierende Zahlen, wobei das Bewusstsein für die psychischen Konsequenzen sozialer Ausgrenzung erst in den vergangenen Jahren die längst überfällige Thematisierung in der Öffentlichkeit erfahren hat.
Laut der Statista GmbH, Hamburg, waren in Deutschland 30 % aller Arbeitnehmer mindestens einmal Opfer von Mobbing. Die Zahlen bei ADHS, so kann vermutet werden, liegen entsprechend höher. Zwar fanden in den letzten Jahren in vielen Unternehmen vermehrt Inklusionsseminare statt, die sich unter anderem auch dem Problem „Mobbing am Arbeitsplatz“ widmeten, nach wie vor ist das Thema jedoch ein Tabu und viele Betroffene schämen sich, aktiv gegen die soziale Ausgrenzung vorzugehen – oftmals aus Angst vor weiteren Mobbingattacken der Kollegen.
Die Bekämpfung der Stigmatisierung von ADHS erfordert die gemeinsame Anstrengung von Einzelpersonen, Organisationen und der gesamten Gesellschaft, denn nur durch Aufklärung, Sensibilisierung und individuelle Unterstützung im beruflichen Umfeld kann es gelingen, die negativen Folgen der Stigmatisierung zu reduzieren und die Lebensqualität von Menschen mit ADHS am Arbeitsplatz zu verbessern. Als möglicher Betroffener haben Sie persönlich zudem folgende Möglichkeiten, aktiv zu werden:
Dokumentieren Sie alle Vorfälle:
Notieren Sie Datum, Uhrzeit, Ort und Art der Mobbing-Vorfälle so detailliert wie möglich. Sammeln Sie Beweise wie E-Mails, Screenshots oder, wenn möglich, schriftliche Zeugenaussagen.
Sprechen Sie mit dem Täter:
Wenn Sie sich sicher fühlen, versuchen Sie, in einem ruhigen Gespräch mit dem Mobber zu klären, warum er sich so verhält und was Sie von ihm erwarten.
Wenden Sie sich an Vorgesetzte oder die Personalabteilung:
Informieren Sie Ihren Vorgesetzten oder die Personaldienststelle über die Mobbing-Vorfälle. Stellen Sie einen formellen Antrag auf Intervention.
Schalten Sie im Zweifelsfall den Betriebsrat oder die Gewerkschaft ein:
Beide Institutionen können Sie bei der Durchsetzung Ihrer Rechte unterstützen und Ihnen bei der Suche nach Lösungen helfen.
Bitte suchen Sie sich professionelle Hilfe, denn Mobbing ist kein Kavaliersdelikt!
Wenn Sie mit der Situation emotional überfordert sind, kann psychologische Hilfe sinnvoll sein. Ein Therapeut kann Ihnen helfen, mit den Folgen des Mobbings umzugehen und Strategien zur Selbstverteidigung zu entwickeln. Im Rahmen Ihres ADHS-Selbsthilfetools sollten Sie, sofern Sie betroffen sind, also unverzüglich aktiv werden, da sich auch nur so die Symptome der ADHS – insbesondere der Umgang mit emotionalem Stress – in den Griff bekommen lassen!
Anti-Mobbing-Hotline des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales:
Tel.-Nr. 030 18 40 500 100
Website: https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/bundesprogramm-gegen-mobbing-an-schulen-gestartet-130734
Deutscher Gewerkschaftsbund:https://www.dgb.de/
Beratungsstellen und Anlaufstellen gegen Mobbing:https://www.hilfetelefon.de/gewalt-gegen-frauen/mobbing.html
Die Rolle von ADHS im Kontext der Arbeitswelt
Die gute Nachricht gleich vorab: Für Erwachsene mit ADHS zeigt sich die Symptomatik jener Entwicklungsstörung am Arbeitsplatz nicht ausschließlich negativ. Auch die vielen positiven Seiten und Chancen der ADHS sollen daher angesprochen werden. Besonders häufig finden Sie folgende positive Eigenschaften im beruflichen Kontext der ADHS:
Kreativität und Innovation:
ADHS kann zu einem ungewöhnlichen Ideenreichtum und einem neuen Blickwinkel auf Probleme führen. Menschen mit ADHS heben sich von herkömmlichen Mustern ab und denken oft „out of the box“. Auf diese Weise finden sie überraschend Lösungen, die anderen nicht in den Sinn kommen.
Enthusiasmus und Energie:
Die Betroffenen können sich stark für ihre Aufgaben begeistern und diese mit viel Elan und Einsatz angehen.
Schnelle Auffassungsgabe und Problemlösungsfähigkeit:
Sie können Informationen schnell erfassen und kreative Lösungen für komplexe Probleme finden.
Flexibilität und Anpassungsfähigkeit:
Menschen mit ADHS können in der Regel schnell auf neue Situationen reagieren und sich veränderten Anforderungen anpassen.
Um die Anpassungsfähigkeit betroffener Menschen besser zu verstehen, lohnt sich ein Blick in die Evolutionsbiologie. Denn dort haben Forscher eine faszinierende Entdeckung gemacht: In zahlreichen Tierarten existiert ein bestimmter Prozentsatz überaus sensibler Individuen, die eine wichtige Rolle für das Überleben der Gruppe spielen. Diese sensiblen Tiere, die oft als „Hochsensible“ oder „Reaktive“ bezeichnet werden, zeichnen sich durch eine erhöhte Wahrnehmungsfähigkeit und Reaktionsbereitschaft aus. Sie sind auf subtile Umweltveränderungen sensibler und reagieren schneller auf Gefahren oder neue Chancen. Diese Eigenschaften, die auf den ersten Blick als Schwäche erscheinen mögen, erweisen sich in der Evolution als überaus nützlich, denn in einer sich ständig verändernden Umwelt können sensible Individuen neue Gefahren frühzeitig erkennen und schnelle Anpassungen vornehmen.
Menschen mit ADHS weisen ebenfalls eine erhöhteSensibilität für Umweltreize auf. Einerseits sind sie oft leicht ablenkbar, aber gleichzeitig auch empfänglicher für neue Eindrücke und Ideen. All dies deutet in der Tat darauf hin, dass die genetische Grundlage für ADHS tief in unserer Evolutionsgeschichte verwurzelt sein könnte, denn in einer Umwelt, die von ständigen Bedrohungen und Veränderungen geprägt war, bot die erhöhte Sensibilität einiger Individuen einen evolutionären Vorteil. Ihre erhöhte Sensibilität und Reaktionsbereitschaft, die im modernen Alltag Herausforderungen mit sich bringen, waren in unserer Evolutionsgeschichte möglicherweise ein entscheidender Faktor für das Überleben der Gruppe. Mit anderen Worten: Häufiges Hin- und Herspringen kann auch als Chance gesehen werden, sich an neue Situationen anzupassen, während „neurotypische“ Kollegen häufig länger dafür benötigen. Es ist daher längst überfällig, die vielen positiven Eigenschaften der ADHS als etwas Bereicherndes für unsere Gesellschaft wahrzunehmen. Sie können den Anfang machen, indem Sie sich selbst im Lichte jener „Vorteile“ zu sehen beginnen, statt in Selbstzweifeln zu versinken.
Die drei Typen von ADHS: Facettenreiche Ausprägungen einer komplexen Störung
ADHS zeigt sich in vielfältigen Facetten. Nicht alle Menschen mit ADHS sind zappelige Überdreher und längst nicht jeder Tagtraum ist ein Symptom der Störung. Tatsächlich lassen sich drei Haupttypen von ADHS beobachten, die sich durch die Kombination der Kernsymptome – Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität – unterscheiden:
1. Unaufmerksamer Subtyp:
Träumereien und Vergesslichkeit dominieren das Bild.
Konzentrationsschwierigkeiten und leichte Ablenkbarkeit stehen im Vordergrund.
Ruhiges und unauffälliges Auftreten ist möglich.
2. Hyperaktiv-impulsiver Subtyp:
Zappeligkeit, Bewegungsdrang und ständiges Unterwegssein prägen diesen Typ.
Handeln, ohne nachzudenken, und Schwierigkeiten, abzuwarten, bringen Herausforderungen mit sich.
Impulsivität und emotionale Ausbrüche können das Leben beeinträchtigen.
3. Kombinierter Subtyp:
Eine ausgeprägte Mischung aus allen drei Kernsymptomen kennzeichnet diesen Typ.
Sowohl Unaufmerksamkeit als auch Hyperaktivität und Impulsivität sind stark ausgeprägt.
Die Beeinträchtigungen im Alltag können vielfältig und komplex sein.
Es ist wichtig, zu bedenken, dass diese drei Subtypen idealtypische Ausprägungen darstellen und sich die Symptome auch überschneiden und individuell stark mischen können. Auch die Intensität der Beeinträchtigungen kann von Person zu Person stark variieren und ferner können weitere Symptome wie Lernstörungen, Stimmungsschwankungen oder Sozialisationsprobleme hinzukommen.
Die Vielfalt von ADHS-Erfahrungen im Berufsumfeld
So wie es nicht „die eine“ ADHS gibt, lassen sich auch Erfahrungen am Arbeitsplatz nicht pauschalisieren. Die Betroffenen haben individuelle Stärken, Schwächen und Bewältigungsstrategien, die jedoch – je nach beruflichem Kontext – unterschiedlich stark oder schwach einwirken können. Wie würden Sie persönlich Ihre Arbeit beurteilen, wenn Sie eine Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung haben? Wie würden Sie Ihre beruflichen Erfahrungen einschätzen? Machen Sie sich dazu Notizen und stellen Sie sich auch die folgenden Fragen:
Wie verlief meine Schullaufbahn?
Handelt es sich um einen kreativen Beruf, den ich aktuell ausübe, oder ist er oft langweilig und repetitiv?
Bin ich dabei mobil – bewege ich mich viel – oder findet die Arbeit hauptsächlich am Schreibtisch statt?
Von einer Skala von 1 bis 10: Wie würde ich meine Arbeit nach den Aspekten „Anspruch“, „Abwechslung“ und „Kreativität“ einordnen?
Jeder Beruf hat sowohl Vor- als auch Nachteile. Manche verlangen mehr Engagement, Verantwortung oder Strukturfähigkeit als andere. Schauen wir uns dies einmal genauer an.
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