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ADHS & Muslime: Ein Leben zwischen Herausforderung und Stärke“ ADHS ist mehr als nur eine Konzentrationsstörung – es beeinflusst das Denken, Fühlen und Handeln tiefgreifend. Für Muslime mit ADHS kommen zusätzliche Herausforderungen hinzu: Wie lässt sich Impulsivität mit der inneren Ruhe des Gebets vereinen? Wie geht man mit gesellschaftlichen Erwartungen um, wenn der eigene Kopf in tausend Richtungen gleichzeitig denkt? Wie kann man trotz all der inneren Unruhe seinen Glauben festigen? Dieses Buch beleuchtet ADHS aus einer islamischen Perspektive – wissenschaftlich fundiert, praxisnah und einfühlsam. Es zeigt auf, wie ADHS den Alltag, die Ehe, die Erziehung, das Lernen und die Spiritualität beeinflusst. Gleichzeitig bietet es wertvolle Strategien, um mit den Herausforderungen umzugehen, und hebt die besonderen Stärken hervor, die Muslime mit ADHS in die Welt bringen. Für wen ist dieses Buch? - Betroffene Muslime – die lernen möchten, ihre Einzigartigkeit zu verstehen und zu nutzen. - Eltern und Ehepartner – die ADHS in ihrer Familie besser verstehen und unterstützen wollen. - Lehrer und Gemeindeführer – die muslimische Kinder und Erwachsene mit ADHS begleiten. - Jeder, der sich fragt, wie sich ADHS mit dem Islam vereinen lässt. Mit einer Kombination aus wissenschaftlichem Wissen, islamischen Prinzipien, Hadithen und praxisnahen Ratschlägen bietet dieses Buch einen neuen Blick auf ADHS – als Herausforderung, aber auch als Geschenk. Ein Buch, das Mut macht. Ein Buch, das verbindet. Ein Buch, das zeigt: Du bist nicht allein.
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Veröffentlichungsjahr: 2025
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Erstveröffentlichung: März, 2025
Haftungsausschluss:
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Deniz Derin
Hermann-Löns-Str. 17
26160 Bad Zwischenahn
E-Mail: [email protected]
Autor: JD
Copyright-Hinweis:
2025 JD
Einleitung
Kapitel 1: Was ist ADHS?
Kapitel 2: ADHS im Islam
Kapitel 3: Geduld, Hoffnung und Akzeptanz
Kapitel 4: Die islamische Perspektive
Kapitel 5: ADHS und das Streben nach Wissen
Kapitel 6: Die Kraft der Kreativität
Kapitel 7: Die Stärke der Gemeinschaft
Kapitel 8: Muslime mit ADHS
Kapitel 9: ADHS und Eheleben
Kapitel 10: Wenn die Eheprobleme
Kapitel 11: Frauen mit ADHS
Kapitel 12: Wenn die Kinder auch ADHS
Kapitel 13: ADHS und Pubertät
Kapitel 14: Unsere Eltern haben ADHS
Kapitel 15: Muslime mit ADHS und Autismus
Kapitel 16: Leben an der Schnittstelle
Kapitel 17: ADHS und Komorbidität
Kapitel 18: Gesundheit und Wohlbefinden
Kapitel 19: Ein Blick in die Zukunft
Kapitel 20: Islamische Heilmethoden
Kapitel 21: ADHS und Spiritualität
Kapitel 22: ADHS und Salah
Kapitel 23: ADHS und Dhikr
Kapitel 24: ADHS und Du'a
Kapitel 25: ADHS und Ramadan
Kapitel 26: ADHS und die islamische Kunst
Kapitel 27: ADHS und die Herausforderung
Kapitel 28: ADHS und die Bedeutung
Kapitel 29: ADHS und das Streben
Kapitel 30: Shaitans Fallen
Kapitel 31: Selbsttest: Habe ich ...ADHS?
Kapitel 32: Selbsttest: Bin ich...autistisch?
Kapitel 33: Selbsttest:...ADHS...Autismus?
Schlusswort
Die Worte Allahs (Subhanahu wa ta'ala) sind einzig und allein im Original unverfälscht. Übersetzungen des Korans stellen daher lediglich eine Annäherung an die Bedeutung der jeweiligen Verse dar und sind nicht mit dem Originalwortlaut gleichzusetzen. Gleiches gilt für die Überlieferungen des Propheten (Hadithe). Nur wenn sie authentisch und wortgetreu überliefert wurden, können sie als verlässliche Quellen betrachtet werden.
Da jede Übersetzung immer auch eine Interpretation des jeweiligen Übersetzers enthält, können Fehler oder Missverständnisse auftreten. Sollten Ihnen Unstimmigkeiten oder Ungenauigkeiten auffallen, sind wir für Hinweise dankbar und werden gegebenenfalls Korrekturen in zukünftigen Ausgaben vornehmen.
Die Eulogien und ihre Bedeutungen im Islam In der islamischen Tradition gibt es bestimmte Ehrentitel und Segensformeln, die in Verbindung mit Allah, den Propheten und rechtschaffenen Personen verwendet werden. Diese sogenannten Eulogien drücken Respekt, Ehrerbietung und Segenswünsche aus.
1. Allah – (Subhanahu wa ta'ala )
Diese Eulogie bedeutet „Gepriesen und Erhaben ist Er“ und wird verwendet, wenn der Name Allahs (Subhanahu wa ta'ala) erwähnt wird. Sie betont Seine absolute Reinheit, Majestät und Erhabenheit über alles.
2. Der Prophet Muhammad – (Sallallahu alayhi wa sallam) Diese Segensformel bedeutet „Möge Allah ihn segnen und ihm Frieden geben“ und wird immer nach der Nennung des Propheten Muhammad verwendet.
3. Andere Propheten – (Alayhis-salam)
Diese Formel bedeutet „Friede sei auf ihm“ und wird nach den Namen aller anderen Propheten wie Musa (Moses), Isa (Jesus) oder Ibrahim (Abraham) verwendet.
4. Die Gefährten oder rechtschaffene Personen – (Radiyallahu anhu)
Bedeutet „Möge Allah mit ihm zufrieden sein“ und wird nach den Namen der Sahaba (Gefährten des Propheten) oder anderen bedeutenden Persönlichkeiten des Islam verwendet.
5. Islamische Gelehrte und rechtschaffene Verstorbene – (Rahimahu Allah)
Diese Eulogie bedeutet „Möge Allah gnädig mit ihm sein“ und wird nach dem Namen eines verstorbenen islamischen Gelehrten oder einer frommen Person verwendet. Sie drückt den Wunsch aus, dass Allah (Subhanahu wa ta'ala) ihnen Barmherzigkeit und Vergebung gewährt. Diese Eulogien sind ein wichtiger Bestandteil des islamischen Sprachgebrauchs und werden aus Respekt und als Zeichen der Liebe für Allah (Subhanahu wa ta'ala) und seine auserwählten Diener verwendet.
ADHS ist eine der am häufigsten missverstandenen neurologischen Besonderheiten – und das nicht nur in der westlichen Welt, sondern auch innerhalb der muslimischen Gemeinschaft. Viele Menschen verbinden ADHS lediglich mit unruhigen Kindern, die sich nicht stillhalten können. Doch die Realität ist weitaus komplexer. ADHS betrifft nicht nur Kinder, sondern begleitet viele Menschen ihr ganzes Leben lang – vom Kindesalter über die Pubertät bis ins hohe Alter. Es beeinflusst die Art und Weise, wie Betroffene denken, fühlen, handeln und ihre Umgebung wahrnehmen.
Besonders in muslimischen Gesellschaften gibt es oft ein tiefes Unverständnis gegenüber ADHS. Manche betrachten es als bloße Charaktereigenschaft, die mit mehr Disziplin oder Strenge „behoben“ werden kann. Andere glauben, dass ADHS nur eine Modeerscheinung oder eine Ausrede für Faulheit sei. Wieder andere vermuten darin eine spirituelle Schwäche oder gar eine Prüfung, die durch verstärkte religiöse Praktiken gelöst werden könnte. Doch ADHS ist weder eine bloße Eigenheit noch eine Erfindung der modernen Welt. Es ist eine neurologische Realität, die das Leben der Betroffenen auf tiefgreifende Weise prägt.
Dieses Buch ist ein Versuch, Licht in diese Thematik zu bringen – aus einer islamischen Perspektive. Es soll nicht nur erklären, was ADHS ist, sondern auch zeigen, wie Muslime mit ADHS ihren Glauben, ihre Identität und ihre Lebensweise in Einklang bringen können. Es geht um Herausforderungen, aber auch um Stärken. Denn während ADHS mit Schwierigkeiten verbunden ist – Impulsivität, Konzentrationsprobleme, emotionale Intensität –, bringt es auch besondere Gaben mit sich: Kreativität, Begeisterungsfähigkeit, starke Intuition und oft ein tiefes spirituelles Empfinden.
In den folgenden Kapiteln werden wir ADHS aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten: aus wissenschaftlicher Sicht, aus der islamischen Tradition und aus der Perspektive von Betroffenen. Wir werden untersuchen, wie ADHS den Alltag, das Familienleben, die Ehe, die Erziehung, das Lernen und die religiöse Praxis beeinflusst. Gleichzeitig werden wir aufzeigen, welche Wege es gibt, um mit den Herausforderungen umzugehen – sei es durch praktische Strategien, therapeutische Ansätze oder den spirituellen Rückhalt im Islam.
Dieses Buch richtet sich an alle, die ADHS aus einer islamischen Perspektive besser verstehen möchten – sei es, weil sie selbst betroffen sind, weil sie Angehörige mit ADHS haben oder weil sie einfach ihr Wissen über neurodiverse Denkweisen erweitern möchten. Es ist ein Buch für Eltern, Ehepartner, Lehrer, Gemeindeführer und für alle, die sich eine tiefere Sensibilität für das Thema wünschen.
Möge dieses Buch dazu beitragen, Missverständnisse zu beseitigen, Türen für mehr Verständnis und Akzeptanz zu öffnen und vor allem eines bewirken: Dass Muslime mit ADHS sich nicht länger als Fremde in ihrer eigenen Gemeinschaft fühlen, sondern erkennen, dass sie wertvolle und einzigartige Mitglieder der Ummah sind – mit all ihren Stärken und Schwächen.
ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung) ist eine neurologische Besonderheit, die das Denken, Fühlen und Handeln beeinflusst. Sie ist keine Krankheit im klassischen Sinne, sondern eine angeborene Art, das Leben intensiver zu erleben – mit schnellen Gedanken, großer Neugier und oft auch mit Herausforderungen in der Selbstregulation. Menschen mit ADHS haben ein Gehirn, das anders funktioniert als das von neurotypischen Menschen, insbesondere in den Bereichen der Aufmerksamkeit, der Impulskontrolle und der Emotionsregulation.
ADHS ist eine Spektrum-Störung, was bedeutet, dass sie sich bei jedem Menschen anders äußert. Während manche Menschen mit ADHS vor allem träumerisch und vergesslich wirken (ADHS vom unaufmerksamen Typ), sind andere sehr impulsiv und ständig in Bewegung (hyperaktiver Typ). Die meisten haben eine Mischung aus beiden (kombinierter Typ).
ADHS betrifft vor allem drei große Bereiche:
1. Aufmerksamkeit und Konzentration
2. Impulskontrolle und Hyperaktivität
3. Emotionale Regulation und Motivation
Je nach Mensch kann ADHS ganz unterschiedlich aussehen: Einige haben Probleme, sich zu fokussieren, während andere sich stundenlang in ein Thema vertiefen können (Hyperfokus). Manche sind extrem unruhig, während andere eher gedanklich „hyperaktiv“ sind.
ADHS bedeutet nicht, dass jemand keine Aufmerksamkeit hat – sondern dass die Aufmerksamkeit schwer zu steuern ist.
- Schwierigkeiten bei unliebsamen Aufgaben:
Alltägliche oder monotone Aufgaben sind für Menschen mit ADHS extrem schwer. Dinge wie das Organisieren von Papieren, das Aufräumen oder das Abarbeiten von Routineaufgaben fühlen sich für sie oft wie eine riesige Last an.
-Ablenkbarkeit:
Das Gehirn von Menschen mit ADHS filtert unwichtige Reize nicht so stark aus. Das bedeutet, dass sie von Geräuschen, Licht, Gedanken oder Gesprächen schnell abgelenkt werden. Ein tickender Wecker, ein vorbeifahrendes Auto oder ein Gedanke an etwas Interessantes können die komplette Aufmerksamkeit „stehlen“.
-Hyperfokus:
Während ADHS oft mit Unaufmerksamkeit verbunden wird, gibt es das Gegenteil: den Hyperfokus. Wenn ein ADHS-Gehirn etwas wirklich spannend findet, kann es sich extrem darauf konzentrieren – oft so sehr, dass die Person Essen, Schlaf oder Termine vergisst.
-Vergesslichkeit:
Viele Menschen mit ADHS verlegen ständig Dinge, vergessen wichtige Termine oder haben Schwierigkeiten, sich an alltägliche Aufgaben zu erinnern.
Menschen mit ADHS haben oft Schwierigkeiten, ihre Impulse zu kontrollieren.
- Impulsivität in Gesprächen:
Sie unterbrechen andere, weil sie Angst haben, den Gedanken zu vergessen. Sie sprechen aus, bevor sie darüber nachgedacht haben.
- Schnelles Handeln ohne Nachdenken:
Sie können ohne viel Überlegung Dinge tun, die sie später bereuen – zum Beispiel spontan Geld ausgeben oder ohne Planung Entscheidungen treffen.
- Hyperaktivität (körperlich oder gedanklich):
Manche Menschen mit ADHS können kaum still sitzen, wippen mit dem Bein oder müssen immer etwas in der Hand haben. Andere sind äußerlich ruhig, haben aber innerlich ein Gedankenkarussell, das nie stillsteht.
- Langweile und Suche nach Reizen:
Das ADHS-Gehirn braucht ständig neue Reize. Routine kann sich anfühlen wie eine Qual, weshalb Menschen mit ADHS oft nach neuen Herausforderungen oder Abenteuern suchen.
Ein oft übersehener Bereich von ADHS ist die starke Emotionale Intensität.
- Gefühle sind extrem intensiv:
Menschen mit ADHS fühlen Freude, Wut, Angst oder Traurigkeit oft viel stärker als andere. Kleine Dinge können große emotionale Reaktionen auslösen.
- Stimmungsschwankungen:
Die Emotionen können schnell wechseln – in einem Moment ist man begeistert, im nächsten niedergeschlagen.
-Schwierigkeiten mit Kritik:
Weil sie oft in der Vergangenheit kritisiert wurden („Warum bist du so unordentlich?“), haben viele Menschen mit ADHS eine sehr sensible Reaktion auf Kritik.
-Motivationsprobleme:
ADHS ist nicht einfach nur „Faulheit“. Menschen mit ADHS können sich oft nicht motivieren, auch wenn sie wissen, dass eine Aufgabe wichtig ist. Das liegt daran, dass ihr Gehirn Dopamin (das „Motivationshormon“) anders verarbeitet.
ADHS ist genetisch bedingt und betrifft die Funktion von Neurotransmittern im Gehirn, insbesondere Dopamin und Noradrenalin. Es ist keine Erziehungsfrage, sondern eine neurologische Variante.
Eine Diagnose wird durch spezialisierte Ärzte oder Psychologen gestellt. Viele Menschen – besonders Frauen – werden erst im Erwachsenenalter diagnostiziert, weil ihre Symptome lange übersehen wurden.
Der Islam erkennt an, dass jeder Mensch unterschiedlich ist und mit eigenen Stärken und Herausforderungen erschaffen wurde.
Der Prophet Muhammad (Sallallahu alayhi wa sallam) sagte:
"Die Taten werden nur nach den Absichten beurteilt, und jedem Menschen gebührt das, was er beabsichtigt hat. Werdaher um Allahs und Seines Gesandten willen auswandert, dessen Auswanderung ist um Allahs und Seines Gesandtenwillen. Wer aber auswandert, um etwas Weltliches zu erlangen oder um eine Frau zu heiraten, dessen Auswanderungist für das, wofür er ausgewandert ist." (Überliefert von Umar ibn al-Khattab, radiyallahu anhu) Diese Hadith stammt aus Sahih al-Bukhari (Hadith-Nr. 1) und Sahih Muslim (Hadith-Nr. 1907).
Für Menschen mit ADHS ist das besonders beruhigend: Auch wenn sie kämpfen, um organisiert oder ruhig zu bleiben, zählt ihre aufrichtige Absicht. Viele Menschen mit ADHS sind kreativ, leidenschaftlich und haben großes Mitgefühl. Ihre Energie kann zu großen Errungenschaften führen, wenn sie richtig genutzt wird.
ADHS ist kein Makel, sondern eine Gabe ADHS kann Herausforderungen bringen, aber auch viele Stärken:
-Kreativität: ADHS-Gehirne denken oft außerhalb der Norm und finden unkonventionelle Lösungen.
-Spontanität: Menschen mit ADHS sind oft mutig und gehen neue Wege.
-Empathie: Viele Menschen mit ADHS haben ein starkes Gerechtigkeitsgefühl.
-Energie: Sie können sehr produktiv sein, wenn sie für etwas brennen.
Mit den richtigen Strategien, Unterstützung und einer liebevollen Gemeinschaft kann ADHS nicht nur gemeistert, sondern auch als eine besondere Gabe genutzt werden.
Die Welt eines Muslims mit ADHS ist geprägt von intensiven Gedanken, sprunghaften Ideen und einem Herzen, das für vieles brennt. Doch ebenso erleben sie Herausforderungen, die sich in ihren alltäglichen Pflichten widerspiegeln. Wie oft beginnt ein Muslim mit voller Hingabe sein Gebet, nur um wenige Augenblicke später festzustellen, dass seine Gedanken abgeschweift sind? Wie oft wird eine neue Lernphase mit Begeisterung begonnen, nur um dann an der eigenen Unruhe oder Vergesslichkeit zu scheitern? ADHS kann das Leben erschweren – aber es kann auch eine Gabe sein.
Allah (Subhanahu wa ta'ala) sagt im Qur’an: „Und Wir habeneuch in verschiedenen Formen erschaffen.“ (67:3).
Dies bedeutet, dass niemand zufällig so ist, wie er ist. Die Art und Weise, wie ein ADHS-Gehirn funktioniert, ist kein Fehler, es ist eine Variation der Schöpfung Allahs (Subhanahu wa ta'ala). Während die einen in ruhiger Konzentration glänzen, beeindrucken andere durch ihre schnelle Auffassungsgabe, ihre Spontaneität oder ihre Kreativität.
In der islamischen Geschichte gibt es viele Persönlichkeiten, die Eigenschaften aufweisen, die man heute mit ADHS in Verbindung bringen würde. Khalid ibn al-Walid (ra), der ungestüme Feldherr, war für seine kühnen und schnellen Entscheidungen bekannt. Abu Huraira (ra), einer der größten Hadith-Überlieferer, hatte eine außergewöhnliche Fähigkeit, sich Wissen auf unkonventionelle Weise anzueignen. Umar ibn al-Khattab (ra) war leidenschaftlich, direkt und emotional – doch all diese Eigenschaften machten ihn zu einem herausragenden Führer.
Für Muslime mit ADHS ist es daher wichtig, ihre Stärken und Schwächen aus einer islamischen Perspektive zu betrachten. Ja, Konzentration kann schwerfallen, doch ADHS bringt auch ein großes Maß an Energie und Tatendrang mit sich. Ja, die Impulsivität kann zu Problemen führen, doch sie kann auch Mut und Entschlossenheit bedeuten. Wer sagt, dass das Sprunghafte nicht auch eine Gabe sein kann?
Gerade die religiösen Pflichten können für ADHSler eine besondere Herausforderung darstellen. Das Gebet, das im Islam als Ruhepol gilt, kann für jemanden mit einem schnell denkenden Geist zu einer Aufgabe werden, bei der die Gedanken ständig abschweifen. Wie oft ertappt man sich dabei, dass man mitten in der zweiten Rak’a an den Einkauf oder eine liegengebliebene Aufgabe denkt? Doch auch hier bietet der Islam Lösungen. Die bewusste Visualisierung – sich vorzustellen, direkt vor Allah (Subhanahu wa ta'ala) zu stehen – kann helfen, die Konzentration zu bewahren. Das Rezitieren des Qur’ans mit Betonung und Bewegung kann das Gebet lebendiger machen.
Auch das Streben nach Wissen ist ein zentraler Bestandteil des islamischen Lebens. Doch viele Muslime mit ADHS kämpfen mit traditionellen Lernmethoden, die viel Geduld und Struktur erfordern. Oft ist es nicht das mangelnde Interesse, das sie scheitern lässt, sondern die Schwierigkeit, ihre Aufmerksamkeit lange genug zu halten. Qur’an-Rezitationen anzuhören, anstatt nur zu lesen, oder Wissen in Form von Bildern und Geschichten aufzunehmen, kann helfen, das Lernen effektiver und erfüllender zu gestalten.
Aber ADHS ist mehr als nur eine Ansammlung von Schwierigkeiten. Es bedeutet auch, leidenschaftlich zu sein, ein tiefes Mitgefühl für andere zu haben und schnell Zusammenhänge zu erkennen, die anderen verborgen bleiben. Viele Muslime mit ADHS haben einen besonders starken Iman, der in intensiven Phasen sprunghaft wächst. Sie erleben den Islam mit ganzem Herzen, setzen sich mit Begeisterung für Gerechtigkeit ein und können in kürzester Zeit große Ideen entwickeln.
Der Islam bietet zudem natürliche Wege, mit den Herausforderungen von ADHS umzugehen. Das fünfmalige Gebet gibt dem Tag eine feste Struktur, die hilft, Routinen zu etablieren. Das Fasten im Ramadan stärkt die Selbstkontrolle und Achtsamkeit. Dhikr, also das wiederholte Gedenken an Allah (Subhanahu wa ta'ala), kann helfen, innere Unruhe zu beruhigen. Selbst die Art und Weise, wie der Islam Wissen vermittelt – durch Geschichten, Gleichnisse und bildhafte Sprache – macht es ADHSlern leichter, sich mit den Inhalten zu verbinden.
Wenn Allah (Subhanahu wa ta'ala) einen Menschen so erschaffen hat, wie er ist, dann ist das nicht ohne Grund.
„Allah belastet eine Seele nicht über ihr Vermögen.“ (2:286)
Diese Ayah erinnert daran, dass jeder Mensch genau mit den Eigenschaften ausgestattet wurde, die er braucht, um seine Prüfung in dieser Welt zu bestehen. ADHS ist kein Hindernis auf dem Weg zu Allah (Subhanahu wa ta'ala) – es ist einfach eine andere Art, diesen Weg zu gehen. Und vielleicht ist genau diese Art es, die die Welt braucht.
Sie wollen ihr Bestes geben, ihr Leben organisieren, in ihrer Religion wachsen – doch immer wieder stoßen sie an ihre Grenzen. Ein impulsiver Moment ruiniert eine gut durchdachte Planung. Eine emotionale Überforderung macht das Gebet schwierig. Eine vergessene Aufgabe bringt das Gefühl des Versagens mit sich.
Hier kommen drei zentrale islamische Prinzipien ins Spiel, die für Muslime mit ADHS wie ein Schlüssel sein können:
Geduld (Sabr), Hoffnung (Raja) und Akzeptanz (Rida). Diese drei Eigenschaften helfen nicht nur, mit den täglichen Herausforderungen umzugehen, sondern auch, den eigenen Wert in den Augen Allahs (Subhanahu wa ta'ala) zu erkennen.
ADHS ist oft eine Achterbahnfahrt.