Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Wer mit Airedale Terriern unterwegs ist, zieht unweigerlich viele Blicke auf sich. Der Airedale Terrier stammt aus dem Norden Englands und wurde dort im Tal der Aire gegen Ende des vorletzten Jahrhunderts gezüchtet. Seit über 120 Jahren wird er nun auch in Deutschland vom KfT, dem Klub für Terrier, geführt. Zunächst als Besitzer, dann auch als Züchter dieser Rasse, haben Gisela und Reinhard John diese Hunde kennen und lieben gelernt. Die vielen Kontakte mit anderen Besitzern der Rasse führten zu einer Sammlung von Anekdoten und Geschichten, die diese Besitzer erzählt und geschrieben haben. Die Geschichten zeigen eine große Bandbreite der Erlebnisse mit Airedale-Terriern und damit, wie individuell ein Hundeleben verlaufen kann. Obwohl auch ein Tagebuch die Aufzucht eines Wurfes schildert, ist es kein Rasseporträt oder gar die Anleitung zur Aufzucht und Erziehung von Airedale-Terriern, zeigt aber zwischen den Zeilen schmunzelnd auf, wie es den cleveren Kerlchen gelingt, ihre Herrschaft für sich einzunehmen. Eine Sammlung von Geschichten von und um den Airedale Terrier mit 25 lustigen Zeichnungen und Fotos.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 154
Veröffentlichungsjahr: 2015
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Gisela John, Jahrgang 1943, kam erst relativ spät in Ihrem Leben mit Hunden in Berührung. Dann aber mit voller Begeisterung, als sie über Ihren Mann mit der Rasse Airedale-Terrier bekannt gemacht wurde. Zunächst nur als „Familien-Zuwachs“ geplant, kommt es, wie vielfach im Leben, anders als gedacht. Und so sah sie sich bald als Züchterin und nach Weiterbildung sogar als Zuchtwartin tätig.
Wie Wir Zum Airedale Terrier Kamen
Neptun-Taufe von Xandy
Xandy - Briefe
Wir Werden Airedale Züchter
Artus vom Daxenberg 27.9.1992 bis 31.3.2003
Hunde aus dem A und B-Wurf
Chiara, Unser Zweithund 7.5.1996 bis 19.12.2010
Mit Dem Flugzeug Nach Mallorca
Hunde aus dem C-Wurf
Desdem vom Daxenberg 17.6.1999 - 30.6.2012
Hochwasser
Sturm und Hochwasser
Blutfehde
Moni Platzt Der Kragen
Hunde aus dem D-und E-Wurf
Elias vom Daxenberg 15.5.2001 bis 12.11.2002
Rettung Eines Igels - Eine Wahre Geschichte
Weihnachtsbrief 2003
Farina vom Daxenberg *18. April 2003
Bericht der Besitzerin
Weihnachtsbrief 2006
Tabuch unseres G-Wurfes 2006
Die Biberburg
Hunde aus dem G-Wurf
Seelenhunde
Geronimo und der Hundeplatz
Weihnachtbrief 2007
Hundeweihnacht
Weihnachtsbrief 2008
Einer Mutiger Als der Andere
Ikarus vom Daxenberg 2.7.2009 - Januar 2010
Daxenberg - Treffen 2010
Herrle Wecken!
Weihnachtsbrief 2010
Ski Und Rodel Gut
Weihnachtsbrief 2011
Die Lichterkette
Lächeln
Mein Mann Reinhard erfüllt sich 1987/1988 einen großen Traum. Er macht seinen Flugschein (PPL), erst hier in Deutschland, dann in den USA. Vier Wochen verbringen wir in Florida an der Golfküste. Ein Jahr später, im Mai 1989, folgen fliegenderweise einige Wochen in und über Utah, Nevada, Colorado, Arizona und Kalifornien.
Auch mein Traum, die Klinik und vor allem die Intensivstation vorübergehend an den Nagel zu hängen, nimmt im Hinterkopf Gestalt an. Aber was dann? Vielleicht ist es an der Zeit, etwas Neues in unser Leben zu lassen.
Der Gedanke an einen eigenen Hund begleitet mich seit meiner Kindheit. Schäferhund, Foxterrier und Cocker-Spaniel waren meine Wunschkandidaten, in wechselnder Reihenfolge. Allerdings sprechen momentan noch einige Dinge in unserem Leben gegen eine Hundehaltung: Ich arbeite in einer Klinik im Schichtdienst, mein Mann ist beruflich häufig unterwegs. Zu unseren Hobbys zählen unter anderem Skifahren, Tauchen, Wandern, Fliegen, Fernreisen. Reinhard wuchs mit einem Mischlingshund auf und hatte später ab und zu Pflegehunde als Urlaubsgäste. Als er dann in einer Bausparzeitung Bild und Rassebeschreibung eines Airedale Terriers sieht, weiß er: So einen Hund werde ich einmal als Familienmitglied haben.
Also sammeln wir ab Sommer 1988 Informationen, nehmen Kontakt zu Airedale-Besitzern und -Züchtern auf und besuchen etliche Ausstellungen.
Im Spätwinter 1989 ist es soweit. In einem Airedale-Zwinger in der Nähe unseres Wohnortes schauen wir uns Welpen an. Doch so richtig kann ich mich mit dem ganzen Umfeld nicht anfreunden. Wir sehen keine Mutterhündin oder sonst einen erwachsenen Airedale, auch keine Wurfgeschwister. Wir wissen nicht, wo die Hunde gehalten werden, sehen keine Hundequartiere. Im Wohnzimmer der Familie werden uns vom Züchter und dessen kleiner Tochter zwei Welpen aus verschiedenen Würfen auf der Hand präsentiert.
So verordnen wir uns Bedenkzeit und suchen nach weiteren Zuchtstätten. Da kommt uns ein Zufall zu Hilfe. Die Mutterfirma meines Mannes befindet sich bei Gießen. In unmittelbarer Nähe gibt es einen Airedale Terrier-Zwinger, und so besucht er die Züchter. Einige Zeit später sind wir gemeinsam dort zu Besuch. Ich bin angenehm überrascht: Viele erwachsene Airedales und Welpen, fein säuberlich getrennt, laufen, toben und spielen dort auf einem großen Gelände. Da beschließen wir, aus dem nächsten Wurf eine Hündin zu nehmen.
Am 15. Mai 1989 werden Xandy und ihre zehn Geschwister geboren. Ende Juli bringt Reinhard, nach einem Besuch bei seinem Arbeitgeber, die Kleine mit zu uns nach Hause. Inzwischen habe ich in der Klinik gekündigt. Ich möchte mir eine Auszeit nehmen und den Welpen aufziehen. Obwohl ich zuvor keinen Airedale Terrier kannte, bin ich sofort begeistert von der Rasse. Xandy wird „meine“ Hündin.
Natürlich stellt die Kleine unser Familienleben fast vollständig um. Wohnung und Garten werden hundesicher gestaltet. Sogar ein größeres Auto muss her. Wir lernen, in etlichen Dingen Abstriche zu machen, genießen aber auch die gemeinsame Zeit mit der kleinen Xandy. Die positiven Dinge überwiegen bei Weitem. Terrierklub und Hundeplatz helfen uns ungemein. Wir sind ja willig und lernfähig.
Seid Ihr schon einmal Neptun in Begleitung einer Meerjungfrau begegnet?
Nein? Ich schon und das kam so:
Als ich eine erst vier Monate alte Airedaline war, besuchten meine Menschen Verwandte in Stralsund. Da diese ein Kajüt-Motorboot besitzen, lag nichts näher, als mit Besuch, Kindern und Hund einen schönen Tag auf dem Wasser zu verbringen. Neugierig beschnüffelte ich den Bootssteg und jammerte ein bisschen, als Herrchen ohne mich an Bord ging. Frauchen tröstete mich und meinte, erst müssten alle Sachen, die wir mitnehmen wollten, an Bord gebracht und dann das Boot klar gemacht werden. Endlich durfte auch ich zu den anderen. Susi und Sebastian warteten schon und waren ganz gespannt, wie ich mich wohl auf dem schaukelnden Kahn verhalten würde. Zunächst musste ich mir alles ansehen und beschnüffeln. Als wir endlich los fuhren und der Motor einen Höllenlärm machte, drückte ich mich ganz eng an Frauchen und ließ mich streicheln. Meine Neugier siegte jedoch über alle Furcht und bald fand ich Boot fahren toll. Auf der Insel Hiddensee angekommen, war ich schon richtig seefest und lief allein an der Reling entlang zum Steg. Festes Land unter den Pfoten ist aber doch noch etwas besser als Wasser. Ich tobte mit meinen großen und kleinen Menschen am Strand und auf der Insel, und wir genossen einen wunderschönen Tag.
Ungewöhnliche Dinge taten sich inzwischen an Bord. Während Frauchen und ich noch am Deich spielten, kamen über den Bootssteg merkwürdige Gestalten geschritten. Eine laute Stimme rief: „XANDY, erscheine!“ Frauchen lockte mich an der Leine die Böschung hinab und setzte mich in Positur vor Neptun und Gefolge, denn um die handelte es sich. Nun bekam ich einen sehr komisch schmeckenden Sirup um das Maul geschmiert, wurde „rasiert“ und zum guten Schluss mit Meerwasser auf den Namen „Eifrige Seenadel“ getauft. Die großen Menschen wunderten sich, dass ich mir das alles so geduldig gefallen ließ. Dabei hatte ich Neptun und die Seejungfrau längstens erkannt. Es waren doch Susi und Sebastian! Sogar eine richtige Urkunde malten sie für mich, die nun zuhause in einem Glasrahmen an der Wand hängt.
Die Rückfahrt auf dem Boot verschliefen die Meerjungfrau Susi und ich in der Kajüte.
Seeluft macht nicht nur hungrig, sondern auch sehr müde.
Auszüge aus Briefen an Susi und Sebastian in Stralsund, die im Namen von Xandy von der Lochermühle (15. 5.1989 bis 17.12. 2001) geschrieben wurden.
Dezember 1989
Hallo Susi,
Mein Frauchen sagt, Du hättest Geburtstag! Was ist das? Habe ich so etwas auch? Tut das weh oder ist das etwas zum Fressen? Fressen tue ich schrecklich gern; nur leider bekomme ich nicht so viel wie ich haben möchte. Und Du? - Ich muss jetzt erst einmal wissen, was das ist - Geburtstag! So, jetzt bin ich zu Frauchen gelaufen, immer um ihre Beine geschlichen, habe mich vor sie hingelegt und mit dem Schwanz gewedelt. Aber sie wollte nicht mit mir spielen. Sie sagt, sie müsse den Brief an Dich schreiben, weil ich das nicht könne, und wir Dir doch zum Geburtstag gratulieren wollen. Immer, wenn man ein Jahr älter wird, darf man ein Fest feiern und bekommt Geschenke! ... Meinst Du, nur Menschen haben Geburtstag? Kannst Du mir das mal erklären? Ich bekäme sicher etwas zum Fressen oder zum Spielen. Die großen Menschen machen alles so kompliziert, ich bin doch noch klein und verstehe vieles einfach nicht. Sogar auf dem Feld, wo alles so gut duftet und nach Mist riecht (schmeckt auch köstlich), rufen sie mich und nehmen mich an die Leine, wenn ich nicht gehorche. Aber ich kann viel schneller laufen als Frauchen oder Herrchen! Da können die sich die Lunge aus dem Hals schreien, meine Spuren und Gerüche gehen einfach vor. Mal sehen, welchen Trick sie sich einfallen lassen, um mich einzufangen. Vielleicht auch weglaufen oder gar verstecken?
Susi, bist Du wieder gesund? Hast Du auch Schnee und Eis gefressen? Davon bekommt man Schnupfen und Bauchweh, sagt Frauchen. Vor langer Zeit musste ich zum Tierdoktor. Der hat scheußliche Sachen mit mir gemacht. Ich bin operiert worden und habe Spritzen bekommen. Frauchen hatte im Garten nicht gut genug auf mich aufgepasst, und da bin ich beim Toben auf einen Eisenstab gesprungen. Oh, hat das weh getan. Ganz laut habe ich gejault und gejammert. Frauchen kam schnell angelaufen und hat mich getröstet. Jetzt ist alles wieder gut, man sieht an meinem Bauch fast nichts mehr.
Aber die großen Leute sind schon komisch. Statt dass sie jetzt besonders gut auf mich aufpassen und mich überall mit hinnehmen, lassen sie mich in der Wohnung schrecklich lange alleine, mindesten eine halbe bis eine ganze Stunde! Und im Schlafzimmer darf ich auch nicht mehr schlafen. Findest Du das in Ordnung?
Du Susi, ich habe ein Geschenk für Dich, ein Bild von mir. Weißt Du noch, wie wir bei euch herumgetollt sind? Vielleicht können wir das mal wieder machen! Frauchen sagt, Du und Sebastian, Ihr könnt uns jetzt auch besuchen. Das wäre doch fein. Dann zeige ich Euch meine Wiesen und Felder. Vielleicht fahren wir auch mit dem Auto, das mag ich besonders gerne.
März 1990
Hallo Sebastian,
Wir gratulieren Dir zum Geburtstag! Bekommst Du Geschenke, so wie an Weihnachten? Oh, das war aufregend! Soviel Papier, mit dem man rascheln und spielen konnte.
Ich hatte immer noch nicht Geburtstag, kann mich nicht erinnern. Das muss doch ein ganz besonderer Tag sein, oder? Meine Tage sehen immer gleich aus. Morgens wecke ich meine Familie ganz früh, vor allem, wenn die Sonne scheint oder es geschneit hat. Bevor Frauchen mir allerdings den vollen Futternapf hin stellt, vergeht endlos viel Zeit. Ich muss immer warten bis Herrchen am Tisch sitzt, erst dann bekomme ich auch was. Und ich darf nicht betteln und nicht mit dem Joki, Herrchens Papagei, spielen und ihn auch nicht jagen. Findest Du das in Ordnung? Ich bin doch viel größer als er. Aber dann geht es mit Frauchen raus auf die Wiesen und manchmal in den Wald. Da kann man rennen und toben, buddeln, den Kopf in die Mäuselöcher stecken und Gras fressen. Ganz besonders viel Spaß macht es, wenn meine Freundin Assja da ist. Sie sieht genauso aus wie ich, ist aber etwas älter.
Bastel, ich bin jetzt ein Flughund! Meine Leute wollten prüfen, ob ich in der Luft in einem kleinen Flugzeug genau so zufrieden bin wie im Auto. Zunächst war es schon etwas komisch. Ich hatte wenig Platz und alles war fremd und laut. Ein Glück, dass Frauchen bei mir saß. Ich konnte aus dem Fenster schauen, fast wie beim Autofahren. Nun sind meine Menschen glücklich und wollen mit mir an Ostern in den Urlaub fliegen, nach Jugoslawien. Hauptsache, sie nehmen mich mit. Alleine zu bleiben ist sooo langweilig!
Ab Ende März gehe ich in die Hundeschule. Frauchen meint, es wäre höchste Zeit, und Gehorsamstraining bei einem großen Hund wie mir sei wichtig. Sonst dürfte ich nicht mehr frei herumlaufen, weil sich die großen und kleinen Menschen vor mir fürchten könnten. Ich kann mir das gar nicht vorstellen; hast Du auch Angst vor mir? Ich will einfach nur mit allen spielen und ganz besonders lieb zu ihnen sein.
Mai 1990
Hallo Susi und Bastel,
Frauchen hat mir Euren Brief vorgelesen. Er ist schwierig zu verstehen. Mein Hundeplatz ist wohl so ähnlich wie Schule, aber ich muss ganz andere Sachen als Ihr lernen. Schreiben und Lesen werde ich wohl nie können! Ich kann schon verschiedene Kommandos und ganz ordentlich „Fuß gehen“. Das Training auf dem Hundeplatz ist jeden Samstagnachmittag, eineinhalb Stunden lang. Frauchen fährt mit mir dahin und dann wird fleißig geübt. Manchmal denke ich, dass die Menschen so ein Gehorsamstraining viel nötiger hätten als wir Hunde! Wie die sich manchmal anstellen, schrecklich dumm. Nach dem Training dürfen alle Hunde gemeinsam etwas toben oder auf einen Hindernisparcour gehen. Da muss man über einen Balken balancieren, durch eine lange Röhre kriechen und über Hürden springen. Einige der kleineren Hunden haben Angst vor diesen Spielgeräten. Ich nicht. Ich bin manchmal so schnell, dass Frauchen fast nicht mitkommt.
Stellt Euch vor, wir waren gar nicht in Jugoslawien. Unser Flugzeug konnte wegen schlechten Wetters nicht über die Alpen fliegen. Es hat gestürmt und geschneit wie im Winter. Trotzdem haben wir im Sand und am Wasser getobt. Meine Leute sind ja flexibel, der Plan wurde einfach geändert. In Norddeutschland herrschte gutes Wetter und so sind wir auf die Insel Wangerooge geflogen. Ganz prima war es da. Ich durfte überall mit hingehen, in das Hotel und in die Restaurants. Am Strand bin ich einmal meinen Leuten ausgebüxt. Bin ganz weit mit einer Gruppe Joggern mitgelaufen. Nach dem Anfangsschreck fanden die das ganz lustig, nur Herrchen war nicht begeistert. Er musste mir in Gummistiefeln nachlaufen, um mich einzuholen!
Ganze zwölf Stunden war ich mittlerweile in der Luft. Da ich nun die gesamte Rückbank für mich alleine habe, ist es viel bequemer. Frauchen macht mich mit einem Sicherheitsgurt fest, damit ich nicht durch die Gegend rutsche. Jedes Mal, wenn ich jetzt auf dem Feld ein Flugzeug höre, muss ich zum Himmel schauen. Vielleicht darf ich ja mal wieder mitfliegen. Zu Euch käme ich sehr gerne. Dann würdet Ihr sehen, wie groß und schön und brav ich jetzt bin! Aber warum sagt Frauchen immer mal wieder Lausemädchen zu mir? Versteht Ihr das?
Ach, Ihr wisst ja noch nicht, dass ich auf einer Terrier-Zuchtschau in der Jugendklasse ausgestellt wurde. Meine Menschen wollten unbedingt wissen, was die Richter von mirund meinem Körperbau und meiner Schönheit halten. Ich habe ein „Sehr Gut“ bekommen. Als ob ich das nicht schon vorher wusste! So ein öder Tag war das, nur warten und brav sein, nicht spielen oder toben mit den anderen Hunden. Da ist es auf unseren Feldern mit Assja viel, viel besser. Aber momentan darf ich nicht so viel frei herum laufen. Frauchen sagt, ich würde erwachsen und die Rüden interessieren sich zu sehr für mich. Wie dumm, ich würde gerne mit allen toben.
Oktober 1990
Hallo Susi und Sebastian,
Hattet Ihr auch so einen schönen Sommer wie ich? Wenn es zu heiß wurde, bin ich in die schattigsten Winkel gekrochen und habe geschlafen. Frauchen war damit sehr einverstanden, hatte sie doch endlich etwas Ruhe.
Meine Leute sind mit mir zu einem Fliegertreffen gefahren. Stellt Euch vor, da kommt doch genauso ein Hund wie ich auf uns zugelaufen. Konni ist zwei Monate älter als ich und darf auch mit seinem Herrchen fliegen. Ich habe noch eine neue Freundin, einen kleinen Westie aus der Nachbarschaft. Sissi ist sechs Monate alt und darf jeden Tag mit mir in unserem Garten spielen. Die ist ja noch wilder als ich! Am liebsten badet sie in unserem Teich, schwimmt unter der Brücke durch und will gar nicht mehr aufhören. Frauchen muss sie dann am Nackenfell rausziehen, was Sissi überhaupt nicht gefällt. Auf den Feldspaziergang haben wir sie auch schon mit genommen, aber das ist nicht ganz so lustig. Ich muss Frauchen gehorchen und Sissi läuft einfach irgendwo hin. Alle sagen, dass ich als die Ältere ein Vorbild sein müsse, die Kleine käme dann schon. So etwas Blödes! Da hat mir das Fahrradfahren schon besser gefallen. Nein, nicht dass Ihr denkt, ich hätte auf dem Fahrrad gesessen! Meine Menschen haben sich jeder so ein Zweirad genommen und ich bin zunächst an der Leine bei Herrchen nebenher gelaufen. Auf dem Feld hat er mich frei gemacht und ich durfte rennen. Aber jetzt musste ich mich richtig anstrengen, meine Menschen waren plötzlich so schnell. Ich konnte gar nicht mehr in Ruhe schnuffeln und trödeln. Oh, war ich kaputt! Herrchen hat nur gelacht und gemeint, das machen wir jetzt öfter, damit ich ausgelastet sei.
Schön war es auch im Urlaub in Frauchens alter Heimat an der Elbe. Da kann man ganz toll durch Schluchten rennen, über Baumstämme springen und auch schon mal Schafe ärgern! Nach Dresden sind meine Leute allerdings alleine gefahren, und ich habe auf dem „Berg“, wo wir wohnten, auf Frau Martha aufgepasst.
Wie geht es Euch in der Schule? Müsst Ihr viele neuen Sachen lernen? Ich gehe seit einiger Zeit auch wieder auf den Hundeplatz. Gehorsamstraining und Unterordnung sind die wichtigsten Fächer. Ich gehöre zu den Fortgeschrittenen und wir üben nun etwas schwierigere Sachen. Erklären kann ich die Aufgaben nicht, die muss ich Euch zeigen.
Dezember 1990
Hallo Susi,
Nun hast Du schon wieder Geburtstag und wir, meine Leute und ich, wollen Dir ganz herzlich gratulieren. Wie geht es Dir, macht Dir die Schule immer noch Spaß? Ich brauche im Winter nicht auf den Hundeplatz, habe Ferien! Doch Frauchen meint, ganz so faul dürften wir nicht sein, sonst hätte ich im Frühjahr alles vergessen und müsste wieder zu den Anfängern. Deshalb üben wir manchmal auf dem Feld. Heute haben wir einen ganz langen Spaziergang mit viel Schnee oben in den Bergen gemacht. Wir haben nämlich Besuch, die Düsseldorfer Oma ist für einige Tage bei uns. Sie lässt Dich ganz herzlich grüßen.
Schnee ist etwas ganz Feines. Da kann man drin toben, sich wälzen und ihn sogar fressen. Doch Frauchen hat das nicht so gern. Sie meint, Schneefressen macht Bauchweh. Neulich hatte ich Bauchweh. Zwei Tage habe ich mein Futter ignoriert, und meine Menschen haben sich große Sorgen gemacht. Sie wollten mit mir zum Tierarzt gehen, doch dann ist von ganz alleine alles wieder gut geworden. Nun passt Frauchen ganz besonders gut auf mich auf, nichts darf ich unterwegs mehr fressen. Sogar Pferdeäpfel, Mist und gefrorene Maiskolben sind verboten! Dabei sind gerade diese Sachen besonders köstlich. Doch manchmal trickse ich Frauchen aus und klaue mir etwas!
Frauchen arbeitet seit ein paar Tagen wieder im Krankenhaus hier in der Nähe. Da kann ich leider nicht mit hin gehen und ihr helfen. Einige Stunden muss ich alleine bleiben. Aber das macht mir wenig aus. Ich schlafe viel, und zweimal durfte ich für längere Zeit mit in Herrchens Büro fahren. Da gibt es ganz viele Papierkörbe, die man kontrollieren und ausräumen kann. Es knistert und raschelt ganz wunderbar. Manchmal finde ich sogar die Reste einer Brotzeit!
Ist es bei Euch auch so geheimnisvoll? In unserer Küche riecht es sooo gut. Frauchen bäckt Lebkuchen und sagt, bald wäre Weihnachten. Da gibt es Geschenke und viel zu essen. Und wir fahren zu Freunden, die einen Schäferhund haben. Den Arco finde ich ganz toll.
März 1991
Hallo Bastel,