Alexander Dubcek - Aufstieg und Fall - Rene Schreiber - E-Book

Alexander Dubcek - Aufstieg und Fall E-Book

Rene Schreiber

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Beschreibung

Ich möchte in diesem ebook das Leben von Dubček bis zum Vorabend des Prager Frühlings 1968 betrachten und im letzten Kapitel sehen wir welche Tätigkeit er nach dem Sturz machte. Nachdem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 bis zum Zerfall 1992 war die Tschechoslowakei ein Zusammenschluss von Tschechen und Slowaken. Aber die Zent­rale in Prag übernahm in den 1960er die gesamtstaatliche Kontrolle und stahl den Slowaken ihre Autonomierechte. Die Sichtweisen der Parteien forderten einen innenpolitischen Kampf. Erst Alexander Dubček konnte als ein gemeinsamer Nenner und auch als Einiger der beiden Parteien genannt werden. Er war auch der Opponent von Novotný um die Neugestaltung der Tschechoslowakei. Wie die Situation unter Novotný aussah, wie die Beziehung zwischen der KP der Tschecho­slowakei in Prag (KPČ) und der slowakischen KP (KPS) in Bratislava verlief, warum Dubček eine Neu­gestaltung wollte, wer Alexander Dubček war, aber auch die Ursachen für den "Prager Früh­ling" sollen auf den folgenden Seiten behandelt werden.

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Rene Schreiber

Alexander Dubcek - Aufstieg und Fall

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Vorwort

In der folgenden Arbeit möchte ich das Leben von Dubček bis zum Vorabend des Prager Frühlings 1968 betrachten und im letzten Kapitel sehen wir welche Tätigkeit er nach dem Sturz machte. Nachdem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 bis zum Zerfall 1992 war die Tschechoslowakei ein Zusammenschluss von Tschechen und Slowaken. Aber die Zentrale in Prag übernahm in den 1960er die gesamtstaatliche Kontrolle und stahl den Slowaken ihre Autonomierechte. Die Sichtweisen der Parteien forderten einen innenpolitischen Kampf. Erst Alexander Dubček konnte als ein gemeinsamer Nenner und auch als Einiger der beiden Parteien genannt werden. Er war auch der Opponent von Novotný um die Neugestaltung der Tschechoslowakei.

Wie die Situation unter Novotný aussah, wie die Beziehung zwischen der KP der Tschechoslowakei in Prag (KPČ) und der slowakischen KP (KPS) in Bratislava verlief, warum Dubček eine Neugestaltung wollte, wer Alexander Dubček war, aber auch die Ursachen für den „Prager Frühling“ sollen auf den folgenden Seiten behandelt werden.

 

Die Zeit bis zum Zweiten Weltkrieg (1910-1938)

Alexander Dubčeks Eltern, Stefan und Pavlina, hatten wie die Eltern von Wladyslaw Gomułka1 ein ähnliches Schicksal erlebt. Dubček wurde am 27. November 19212 in Uhrovec in der Westslowakei geboren. Sein Vater hatte 1910 sein Heimatdorf in Uhrovec verlassen, um nach Budapest zu übersiedeln.3 Hier fand er Arbeit in einer Möbelfabrik und organisierte dort seine erste sozialistische Zelle. Jedoch musste er auf Grund dieser Organisation gehen und so stand er sechs Monate danach wieder mit leeren Händen da. Da er sich bewusst war, jederzeit verhaftet werden zu können, entschloss sich Stefan, auszuwandern. Er wollte in die neue Welt, wo nach seiner Ansicht Freiheit und Gleichheit herrschte. Mit 19 Jahren emigrierte er in die USA. Seine erste Station war Chicago und dessen slowakisches Viertel. Hier musste er erkennen, dass er unter diesen Bedingungen niemals das Englische erlernen würde. So siedelte er ins irische Viertel um und nahm die Arbeit eines Zimmermanns an. Obwohl seine Ansichten bezüglich der Vereinigten Staaten getrübt wurden, genoss er dennoch mehr Freiheiten als in der Österreichisch-Ungarischen Monarchie. Stefan war ein überzeugter Sozialdemokrat. Anfang 1916 nahm er die US-Staatsbürgerschaft an und schloss sich der amerikanischen Sozialdemokratischen Partei an.4 Aber zum Leidwesen von Stefan traten die USA 1917 in den Ersten Weltkrieg ein und er erhielt die Einberufung zum Militärdienst. Er versuchte, dem durch Flucht zu entgehen, wurde aber gefasst und saß danach achtzehn Monate im Gefängnis, weil er nicht 1000 Dollar zahlen konnte. Nach der Entlassung zog er in die Madison Street um und nahm eine Arbeit in einer Klavierfabrik an. Dort lernte er Pavlina kennen und heiratete sie. Sie war auch aus der Slowakei gekommen, aber lief von zu Hause weg um die Welt zu sehen. Jedoch kannte sie nur die Spülküche, wo sie arbeitete und aus diesem Grund wurde sie Kommunistin. Schritt für Schritt verlor Stefan den Glauben in die Sozialdemokratie. Durch Pavlinas Einfluss begann er Marx zu studieren. Die Studien zu Marx faszinierten ihn so sehr, daß er die Sozialdemokratie hinter sich ließ und sich dem Marxismus anschloss. Nach dem Ersten Weltkrieg schrieb Stefan nach Hause in die Slowakei: „In Amerika kann man alles haben, nur keine Freiheit. Das einzige freie Land auf der Welt ist die Sowjetunion.“ 5 Gegen Ende 1920 wollten beide, Stefan und die schwangere Pavlina, nach Hause zurückkehren. Obwohl Stefan eine Lohnerhöhung erhielt, änderten sie ihren Plan nicht. Im Frühling 1921 fuhren die beiden mit Sohn Julius per Schiff nach Hause in das Dorf Uhrovec.6

In der frühen Zeit Dubčeks hatte sich die Landkarte Europas stark verändert. Die Slowakei war keine Provinz Ungarns mehr und die großen kontinentalen Reiche waren verschwunden. Die Tschechen und Slowaken bildeten einen gemeinsamen Staat, den sie die Tschechoslowakische Republik nannten. Jedoch waren die beiden Gebiete unterschiedlicher denn je. Die tschechischen Teile Böhmen und Mähren waren im 19. Jahrhundert rasch industrialisiert worden, dies trug auch zum Nationalbewusstsein bei. Im slowakischen Teil hatte es keine Industrialisierung gegeben und das Nationalbewusstsein war nur sehr gering. In der Nationalversammlung der neuen gemeinsame Republik bestand aus 256 Abgeordneten. Von diesen Abgeordneten waren nur 40 Slowaken im Parlament. Des Weiteren waren zwar beide Sprachen Amtssprachen, wurden aber im jeweils anderen Landesteil nicht gesprochen oder gelernt. Die tschechischen Politiker warfen ihren slowakischen Kollegen immer Rückständigkeit vor, politische Unreife zu sein und ihnen vieles andere vor. In den gemeinsamen Verwaltungsorganen saßen meist nur Tschechen.

Stefan Dubček, der nun mit seiner Familie und dem schon geborenen Alexander Dubček in Uhrovec war, arbeitete wieder als Zimmermann. Nebenbei gründete er in seinem Heimatdorf eine Ortsgruppe der Tschechoslowakischen Kommunistischen Partei. Diese Arbeit in der Partei stellte ihn nicht zufrieden. Er wollte beim Aufbau des Sozialismus mithelfen. So kam es, dass er mit dem Gedanken spielte, nach Russland auszuwandern. Mit dem Aufruf der IV. „Kommunistischen Internationale“ 1923 wurde von Seiten Rußlands Hilfe beim Aufbau des Sozialismus gefordert. Die Idee wurde in der ganzen Slowakei diskutiert. Die größte Gruppe war der Ido7 Klub in Turčansky Svätý Martin. Dieser Klub erhielt eine Weisung der Hilfsorganisation Internationale Arbeiterhilfe der Komintern. Am 1. Mai 1923 gründeten Ido-Mitglieder Genossenschaften, die sie Interhelpo nannten.8 In einer Zweigstelle der Interhelpo in Marktfleck Trenčin schrieben sich Stefan und Pavlina ein. Moskau schrieb der Interhelpo, sie seien jederzeit in der Sowjetunion willkommen. Stefan und Pavlina kamen 1924 nach Kirgisien in die Stadt Pischpek (später Frunse/Bischkek). Die Kommune hatte ursprünglich das Ziel gehabt, dass sie als Gemeinschaft für eine bessere Welt ohne Bezahlung lebten und arbeiteten. Im Lauf der Jahre verlor die Kommune aus Trenčin Mitglieder, aufgrund von Abwanderung in die sowjetischen Großstädte.

Dubček ging im Interhelpo-Lager in eine sowjetisch-slowakische Schule. Im Lager wurde in Tschechisch und Slowakisch unterrichtet. Mit der Ankunft zweier Schriftsteller änderte sich 1926 das System. In diesem Unterricht kamen die einheimischen Kinder nicht mit. Frantisek Svozil und Peter Jilemnicky forderten, daß der Unterricht in Russisch durchgeführt werden müsse. In einer Abstimmung wurde dieser Plan angenommen und von Seiten der Sowjetregierung kamen 25 sowjetische Lehrer, die Ordnung in das Chaos des neuen Schulsystems brachten. Als Dubčeks Eltern sich eine schwere Grippe zuzogen, wechselten sie den Ort. Im Jahr 1933 zogen sie nach Gorki (Nischni Novgorod). Stefan erhielt hier Arbeit in der Automobilfabrik Lichajewski. Diese arbeitete mit der amerikanischen Fabrik Adams und Co. zusammen, wo er seine Englischkenntnisse einbringen konnte.9 Alexander und Julius fanden in Gorki eine strenger reglementierte Schule vor als die in Pischpek. Dubček war ein fleißiger Schüler gewesen. Er soll ein in sich gekehrter und ernster Schüler geworden sein. Im Gegensatz war sein Bruder ein lebenslustiger, aber fauler Schüler. Diese Zeit in der Sowjetunion im Jahr 1937 soll Dubček10 als Paradies bezeichnet haben.11 Doch entging ihm nicht, daß der Terror Lande von Stalin begann. Viele seiner sowjetischen Freunde wollten nichts mehr mit ihm zu tun haben. Seiner Meinung nach wusste Stalin von dem allem nichts als Schuldigen identifizierte er den NKWD-Chef Nikolai Ježows. Als am 8. Dezember 1938 Ježows durch Lawrenti Berija gestürzt wurde, blieb der Schein von Stalins Unkenntnis aufrecht. Im Jahr 1938 hatte sich zudem die politische Position Stalins gegenüber den Ausländern und den Interhelpo-Gruppen geändert. Er forderte sie auf, entweder die Staatsbürgerschaft anzunehmen oder auszuwandern. Die Familie Dubček entschied sich für das Auswandern und im Frühjahr 1938 kehrte die Familie in die Tschechoslowakei zurück.

 

Auf dem Weg zum Vasallenstaat und der Zweite Weltkrieg (1938-1944)

Doch sollte nun der Untergang für den „demokratischen“ Staat Tschechoslowakei beginnen. In der Nacht vom 30. September 1938 wurde das „Münchner Abkommen“12 zwischen Edouard Daldier (Frankreich), Arthur N. Chamberlain (Großbritannien), Benito Mussolini (Italien) und Adolf Hitler (Deutsches Reich) unterzeichnet. Oberst František Hájek schrieb an jenem Tag in sein Tagebuch, „die Nachricht von der Kapitulation wurde blitzschnell bekannt. […] Die Offiziere weinten, andere haben geflucht… Die Kritik galt vor allem der Regierung, die kapituliert hatte, aber auch der militärischen Führung…“13 Das Abkommen stimmte der Angliederung des Sudetenlandes an das Deutsch Reich zu. Im selben Monat forderte Polen das Gebiet von Teschen.14 Die Tschechoslowakische Regierung mußte bis zum 2. Oktober 14 Uhr das Gebiet räumen. 15 Die slowakische Volkspartei unter der Führung von Jozef Tiso forderte eine Autonomie für die Slowakei, andernfalls würde er Berlin um Hilfe bitten. Aufgrund dieser Drohung wurde der Slowakei Autonomie zugesprochen. Am 5. Oktober erklärte Edvard Beneš via Rundfunk seinen Rücktritt als Staatspräsident. Auch die Regierung unter Jan Šyrový, die für die Kapitulation verantwortlich war, trat zurück. 16 Am 2. November 1938 wurden beim Ersten Wiener Schiedsspruch Ungarn große Teile der Südslowakei zugesprochen und im selben Moment sprach man von der Zweiten Tschecho-slowakischen Republik 17 oder der Rest-Tschechei.

Am 15. März 1939 wurde die Slowakei de jure unabhängig 18, aber de facto diente sie als Vasall des Deutschen Reichs. Die tschechischen Teile Böhmen und Mähren wurden zum Protektorat erklärt und ins Reich eingegliedert. Als 1939 Tiso Präsident des slowakischen Staates wurde, trat Alexander Dubček auf Anraten seines Vaters der slowakischen Kommunistischen Partei (KPS) bei.

Die Slowakei wurde während des Weltkrieges zum faschistischen Vasallenstaat und blieb Verbündeter Deutschlands. Als die Familie Dubček in die Slowakei zurückkehrte, knüpfte der Vater gleich wieder mit Freunden der KPS an alte Zeiten an und trat in die Partei ein. Die KPS war die einzige organisierte Widerstandskraft gegen den Faschismus und gegen das Münchner Abkommen. Die KPS erkannte den slowakischen Staat und das Münchner Abkommen nicht an und drängte auf eine Wiederherstellung der Tschechoslowakei.

Am 1. September 1939 überschritten deutsche Truppen die deutsch-polnische Grenze. Durch den Einmarsch Hitlers wurde der Zweite Weltkrieg in Europa ausgelöst. Die polnischen Truppen versuchten die anrückenden Deutschen Truppen abzuwehren. Doch mißlang ihnen dies und sie unterlagen. 19

Am 17. September 1939 20 wurde das polnisch-sowjetische Verhältnis auch unter den Kommunisten schwer belastet, denn Vjačeslav Michajlovič Molotow, Volkskommissar für Auswärtige Angelegenheiten, überreichte dem polnischen Botschafter Waclaw Grzybowski eine Note, in der er ihm mitteilte, daß die sowjetischen Truppen die ostpolnische Grenze überschreiten werden. Die Sowjetunion tue dies „um das Leben und das Eigentum der Einwohner der Westukraine und des Westlichen Rutheniens zu schützen. […].“ 21

Am 23. August unterzeichneten Deutschland und die UdSSR den Hitler-Stalin-Pakt. 22 Das Ende Polens und des Baltikums als souveräne Staaten wurde besiegelt. „[…] Für den Fall einer territorial-politischen Umgestaltung der zum polnischen Staat gehörenden Gebiete wurden die Interessensphären Deutschlands und der UdSSR ungefähr durch den Verlauf der Flüsse Pissa, Narew, Weichsel und San abgegrenzt. Die Frage, ob die beiderseitigen Interessen die Erhaltung eines unabhängigen polnischen Staates erwünscht erscheinen lassen und wie dieser Staat abzugrenzen wäre, kann endgültig erst im Laufe der weiteren politischen Entwicklung geklärt werden. In jedem Falle werden beide Regierungen diese Frage im Wege einer freundschaftlichen Verständigung lösen. […]“ 23 Polen wurde geteilt. Die Westhälfte bis zu den Flüssen Narew, Weichsel und San erhielt das Deutsche Reich und den Osten Polens und das Baltikum die UdSSR.

In weiten Teilen Polens war die Bevölkerung froh über die Ankunft sowjetischer Truppen, denn sie dachten, dass diese ihnen gegen die Wehrmacht zur Hilfe kamen. Die Sowjets konnten ungehindert durch die Westukraine und das westliche Weißruthenien vorstoßen. Am Bug (östlich der Weichsel) bezogen sie schließlich Stellung, wie es im geheimen Zusatzprotokoll vereinbart war. Die polnische Regierung floh über Galizien nach Rumänien, wo sie versprechen musste, jede politische Tätigkeit zu unterlassen.

Im sowjetisch besetzten Polen wurde die Westukraine aus dem Staatsverband gelöst und am 1. November in die Ukrainische Sowjetrepublik eingegliedert und am 2. November wurde Weißruthenien in die weißrussische (belorussische) Sowjetrepublik einverleibt. 24 Im deutsch besetzten Polen wurden Westpreußen-Danzig, Oberschlesien und alle deutschsprachigen Gebiete in Westpolen dem Reich eingegliedert. Der Rest von Polen wurde zum Generalgouvernement umgewandelt und unter deutsche Militärverwaltung gestellt. Dies betraf unter anderem alle Gebiete um Warschau und Krakau. Das gesamte Binnenland stand somit unter Militärverwaltung.