Alle Wege führen zu dir* ... (*Wer immer das auch ist) - Nika Kölbl - E-Book

Alle Wege führen zu dir* ... (*Wer immer das auch ist) E-Book

Nika Kölbl

4,7

Beschreibung

Alle Wege führen zu DIR ... Du kannst diesen Satz so hören: Alle Wege führen zu dem, was du in Wahrheit bist ... oder so: Alle Wege führen zu dir "Gott" ... oder auch so: Alle Wege führen immer zu dir - wer auch immer das ist! Das folgende Zitat von Ram Dass ist für mich die Essenz all unserer Reisen: "Du bist eine Seele auf dem Weg zu deiner eigenen Befreiung und ... alles Geschehen ist Schrot für die Mühle ... welches zum feinen Mehl unseres Erwachens gemahlen werden kann." Dieses Buch beginnt mit der Beschreibung meiner eigenen Lebensreise und ist für Menschen geschrieben, die sich auf der Reise befinden: Also für alle! Es würde mich freuen, wenn es dir LeserIn Mut macht, mit mehr Vertrauen und Gelassenheit durch dein Leben zu reisen. Es war ein langer Prozess dieses Buch überhaupt zu beginnen - denn eigentlich hab ich gar nichts zu sagen. Wenn ich nicht "gefragt" werde, gibt es wenig, was ich sagen kann, außer OM oder Amen oder Namaste oder Om mani padme hum ... Es wurde alles schon gesagt, geschrieben, gesungen, erzählt, diskutiert, erklärt ... Warum hab ich dieses Buch dann trotzdem geschrieben? Ich weiß es nicht. Vielleicht weil ich so oft danach gefragt wurde oder weil ich die Fülle an Gedanken, Gefühlen, Erfahrungen und nicht zuletzt die Liebe mit dir teilen möchte. Möge der Segen, den ich erfahren habe, auch dich LeserIn erreichen - denn das ist der einzige Grund, weshalb ich angefangen habe zu schreiben: Om mani padme hum ... Mögen alle Menschen die Wahrheit ihrer Seele erfahren!

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Seitenzahl: 457

Veröffentlichungsjahr: 2017

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Dieses Buch ist meinen drei Gurus gewidmet:

Neem Karoli Baba,

SYNTHESeIS LOVE

und meinem Seelenfreund und Liebsten Robert

"Du bist eine Seele

auf dem Weg zu deiner eigenen Befreiung und ...

ALLES GESCHEHEN IST SCHROT FÜR DIE MÜHLE ...

welches zum feinen Mehl

unseres Erwachens gemahlen werden kann."

Ram Dass1

Vorwort zur zweiten Auflage

Ich weiß, dass das Buch immer noch einige (Form)Fehler enthält

(insbesondere fehlende oder zu viele Kommas ;-)),

obwohl es korrekturgelesen wurde - allerdings nicht von professionellen Lektoren.

Davon abgesehen, dass einige unkonventionelle Schreibweisen von mir beabsichtigt sind,

bitte ich darum, über die noch vorhandenen Fehler einfach hinweg zu lesen.

Mir war der Inhalt wichtiger als die Form - und ich hoffe dir LeserIn auch!

Nika

Inhalt

Dank

Gebrauchsanweisung ;-)

Einführung

Erster Teil

MEINE EIGENE REISE

Die Reise beginnt

Transformationen

Therapie

Lust, Liebe(skummer), Beziehung, Trennung

Tantrisches Zölibat

"Reatreats"

Letzter Liebeskummer ... es ändert sich!

Allergie & Zölibat

Der ganze Lebkuchen

Pluto

Ulm

Sehn"Sucht"

Seelenverbindung

Guru

SYNTHESeIS LOVE

Zweiter Teil

UNSER "BRENNMATERIAL" oder "SCHROT FÜR DIE MÜHLE"

KÖRPER

Krankheit und Schmerz

KörperBewußtSein-Meditation

GEFÜHLE

Inneres Kind

Heilungs-Meditation für das "Innere Kind"

Gefühle genießen oder GefühlsVerhaftungen meiden?

Gefühle transformieren

Sucht und suchen

Wut, Depression und Verantwortung

Meditation um dich aus einem GefühlsChaos zu befreien

IN BEZIEHUNG SEIN

Frauen und Selbstwert

Männer und Bedürfnisse

Beziehungen

Versprechen für Paare

Projektionen

Eifersucht

Fremdgehen und Symbiose

Streit

Beziehungs-Erste Hilfe-Kasten

SEXUALITÄT

TANTRA

männlich & weiblich ... Yin & Yang ... Shiva & Shakti

Sexuelle Heilung

Dritter Teil

GLEICH-GÜLTIG

LIEBE

SPIRITUALITÄT

Bewusstheit

Mitgefühl

Reinkarnation

Erwachen

Satsang

"KANAL"-SEIN ...

Meditationen und Channelings

Dein Weg

Meditation über Glück und Dankbarkeit

Eine Reise mit deiner Sehnsucht

Geliebt

Nehmen und Geben

Channelings

Durchsage für Nika

Ausruhen

Behütet

Erkennen

Frieden

Gefühle

Geführt

Geschenke

Göttlicher Ozean

Höheres Selbst

Lächeln

Leben lebt sich

Licht

Richtig und Falsch

Stille

Vertrauen

Wachse

Wunder

Zuhause

Namenlos

Einzeldurchsagen

Vierter Teil

(BE)MERKENSWERTES

AUSZÜGE AUS SEMINAREN UND SATSANGS

Dunkelheit und Licht

Lernen und Fehler

Masken ... Lüge und Wahrheit

Impulse und Kontrolle

Angst

Fülle und Mangel

Gedanken und der Moment

Schuld und Unschuld

Wer bin ich?

Konflikte und Lösungen

Macht

Heilung

Fukushima sind wir alle

GEDICHTE UND LIEBESBRIEFE

Gedichte

Liebes"briefe"

Liebesgedichte von Robert an Nika

Anhang

Adressen, Infos zum SYNTHESeIS LOVE Training

Roberts Nachwort

Bibliografie

Dank ... Dank ...Dank ... Dank ...

Dhanyavad ... Alhamdolellah ... Efcharisto ...

Da gibt es so viele Menschen und Wesen, die dazu beigetragen haben, dass dieses Buch geschrieben werden konnte:

Ich spüre unendliche Dankbarkeit für die Begleitung und Führung (Schicksal?) aller Wesen, die mich durch mein ganzes Leben getragen hat - auch wenn ich das nicht immer gespürt habe.

Ein großer Dank geht an all die Menschen, die ich in Einzelsessions, Seminaren und Satsangs ein Stück ihres Weges begleiten durfte und die mir vertrauensvoll einen Blick in ihr Innerstes gestatteten - und zustimmten, dass ihre Fragen, Worte und Gefühle aufgenommen wurden.

Vielen Dank an Edith Maria und Manuela, die diese Aufnahmen stunden-, tage- und wochenlang begeistert und sorgfältig abtippten. Ohne diese Skripte hätte ich mich wahrscheinlich nicht an ein Buch gewagt - auch wenn es dann, als ich anfing zu schreiben, viel mehr wurde als eine Zusammenfügung von Seminarauszügen.

Danke für die unermüdlichen Stupser von vielen Menschen (ganz besonders von Robert), die immer wieder fragten: "Wann schreibst du endlich ein Buch". Sie waren letztendlich ausschlaggebend, mich an den PC zu setzen und zu beginnen.

Ich danke Shabnam und Robert fürs begeisterte Korrekturlesen ... und Robert ganz besonders für das Geschenk seiner wunderschönen Fotos, die dieses Buch zu einer Augenweide machen.

Ich danke aus ganzem Herzen Robert für sein liebendes fürsorgliches DaSein - nicht nur während meiner Buch-Schreib-Phasen. Seine Liebe spüre und sehe ich in so vielen Kleinigkeiten: Mir morgens heißes Zitronenwasser ans Bett stellen, seine Liebes-Zettel, die ich immer wieder irgendwo finde ... und ganz besonders spüre ich seine/unsere Liebe in unserem Miteinander-Lachen.

Danke an die LehrerInnen in den vielen Seminaren, Ausbildungen und Einzeltherapien, die mich auf meinem TransformationsWeg begleiteten. Ganz besonders sind mir dabei zwei wichtig: Peter Ullman - er öffnete mir mit seinem ruhigen, gelassenen Einfühlungsvermögen ein großes Tor: Meiner Intuition zu vertrauen und meine Kreativität fließen zu lassen (während der Therapie bei ihm entstanden fast alle Zeichnungen dieses Buches) und Katharina Tyllack - sie begleitete mich mit ihrer Wärme und Liebe zur Heilung meiner tiefsten Verletzungen.

Und weil ich gerade beim Danken bin: Ich erinnere mich an zwei Lehrer, die meinen Lebensweg verändert haben: Eine Lehrerin in der Volksschule, die mit viel Engagement meinen Vater davon überzeugte, mich aufs Gymnasium gehen zu lassen - und der FranzösischLehrer im Gymnasium, der mir in einem einzigen Gespräch eine kleine Ahnung einer Welt vermittelte, wo ich gesehen und verstanden werde. Ich bin beiden sehr dankbar.

Ich danke meiner ältesten Freundin Eva, die mir in einer der dunkelsten Zeiten meines Lebens ein Licht anzündete.

Ich danke allen Freunden und Freundinnen meines Lebens: Treue Verbündete und oft genug auch Lebensretter.

Ich danke meiner Mutter, die mein gesamtes ErwachsenenLeben hindurch nichts davon abhalten konnte, mich tatkräftig zu unterstützen: Sie half mir auch noch mit über 60 Jahren bei Umzügen und schleppte Kisten die Treppe hoch. Ich danke sehr für das Lachen mit ihr. Ich danke meinem Vater für das Erkennen der Liebe für ihn. Und ich danke meinem "kleinen" Bruder Gerhard für seine mutige und fürsorgliche Liebe: Er stellte sich, 15 jährig - obwohl er sicher Angst hatte - schützend vor mich, als der Kampf mit meinem Vater eskalierte.

Ich danke so vielen Schriftstellern und Dichtern (ganz besonders Hermann Hesse, Erich Fried, Rainer Maria Rilke und Rumi), deren Worte mir Welten voller Licht und Erkennen öffneten.

Ich danke Ram Dass, der mir mit seinen Büchern und seinem Sein, den Weg zu Maharaji zeigte. Und ich danke Krishna Dass, Gila Antara und all den vielen anderen MusikerInnen und SängerInnen, die mit ihrer Musik Räume schaffen, in denen ich immer wieder mich selbst, Frieden und Gott finden konnte.

Ich danke all den Menschen und Tieren, die mich lieben lehren. (Ich danke auch den Moskitos, die mir immer wieder und immer noch aufzeigen, dass ich noch nicht im Einklang mit der ganzen Welt lebe ;-))

Ich danke jeden Tag für das Geschenk dieses Lebens, für das Glück und die Gnade mit den Menschen, die ich Freunde nennen darf, auf der Welt zu sein. Ich bin gesegnet.

Großes All-Eins-Sein, wir sind Strahlen deines Seins.

Und wir danken dir für die Erfahrungen,

die wir in deinem Namen machen dürfen.

Wir danken dir für das Glück, die Freude.

Wir danken dir für die Schmerzen.

Wir danken dir für dieses Leben.

Wir danken dir für die Sehnsucht ...

denn unsere Sehnsucht führt uns immer wieder zu DIR ... nach Hause.

Bockhorn, im Januar 2017

Gebrauchsanweisung ;-)

Keiner der Texte und Meditationen in diesem Buch ist Therapie und kann und soll auch keine ärztlich oder psychologisch notwendige Diagnose oder Therapie ersetzen. (Bitte fragen Sie Ihren Arzt, Heilpraktiker, Psychiater oder Guru ;-))

Ich fühle mich ganz sicher nicht als jemand, der das alles weiß, was in diesem Buch steht - ich bin nur ein vorübergehender Kanal für diese Worte. Sie wurden schon von vielen anderen auf die Welt gebracht.

Bitte betrachte nichts, was in diesem Buch steht als absolute Wahrheit - die kann nicht ausgesprochen werden. Das Beste was passieren kann wenn du es liest ist, dass du deiner Wahrheit näher kommst. Das wünsche ich dir.

Meine beiden KorrekturLeserInnen sagten zu dem Buch es hätte "ein hohes Tempo ..."(Shabnam) ... oder sei "Viel zu dicht ... zu wenig erklärt - da müsstest du noch viiiel mehr dazu schreiben" (O-Ton Robert).

Aber: "Wenn ich etwas in einem Satz sagen kann, warum sollte ich 10 Sätze benutzen? ... Ich bin keine RomanSchreiberin" (O-Ton Nika).

"Stimmt - du bist kein Dichter ... du bist ein "VerDichter" (O-Ton Robert).

So bin ich: Mein Leben war dicht. Ich denke tief. Ich fühlte tief. Ich erfasse schnell. Meine Augen und mein Herz sind weit. Ich schreibe, wie ich spreche. Also ist mein Buch so wie ich: Dicht, intensiv, klar, tief, kompromisslos, schnell, weit.

Mein Vorschlag zu diesem Buch ist deshalb folgender: Lies es nicht als Roman, sondern als Gedicht-Band oder MeditationsBuch. Es ist sicher hilfreich, nach ein paar Seiten - oder nach einem Gedicht - eine kleine Verdauungs- und Nachspür-Zeit einzulegen. Dann kann die Essenz dessen, was für dich wichtig ist, sich in dir ausbreiten.

Es fiel noch ein Wort bei einem Gespräch mit Robert über das Buch: "Es ist nicht empfängerorientiert." Auch das ist richtig. Ich habe beim Schreiben nicht daran gedacht, ob es gut zu lesen und leicht zu verstehen ist (damit es möglichst viele Menschen kaufen ;-)) - sondern es ist eher wie eine Durchsage geschrieben: Ich sage/schreibe einfach was raus will. Und ich gehe davon aus, dass es bei demjenigen, für den es wichtig ist, schon ankommen wird, bzw. dass das ankommen wird, was nötig ist. Wenn es nur für zehn Menschen nötig und wichtig ist, dann sind das zehn Menschen, die dadurch Erleichterung erfahren. Das ist Segen.

Wenn die Worte und Bilder dieses Buches - und all das was zwischen den Zeilen steht - dich berühren können ... gib den Segen bitte weiter.

Einführung

Alle Wege führen zu DIR ... Du* kannst diesen Satz so hören: Alle Wege führen zu dem, was du in Wahrheit bist ... oder so: Alle Wege führen zu dir "Gott" ... oder auch so: Alle Wege führen immer zu dir - wer dieses "dir" auch immer ist! *Ich sage "du" zu dir, denn in diesem Buch geht es um so viel Persönliches (auch mein eigenes), dass es mir seltsam vorkommen würde, dich zu "siezen".

Dieses Buch beginnt mit der Beschreibung meiner eigenen Lebensreise (alle meine Gedichte und Zeichnungen in diesem Buch sind zwischen Ende der siebziger Jahre und 2013 entstanden) und ist für Menschen geschrieben, die sich auf der Reise befinden: Also für alle! Auch wenn unsere Lebensreisen sehr unterschiedlich aussehen - wir alle haben uns unsere Körper als Gefährt genommen, um durch das Leben reisen zu können.

"Ein Besucher sah mit Erstaunen,

dass der Rabbi in einem Zimmer nur mit einem Tisch,

einem Stuhl, einem Bett und ein paar wenigen Büchern lebte.

"Rabbi, wo sind ihre Möbel?" fragte der Besucher.

"Wo sind Ihre?" erwiderte der Rabbi.

"Meine? Aber ich bin nur zu Besuch hier.

Ich bin nur auf der Durchreise", sagte der Besucher.

"Genau wie ich", sagte der Rabbi."

Quelle unbekannt

Es gibt so unendlich viele verschiedene Lebensmöglichkeiten: Ich weiß nicht, wer du - der du das jetzt liest - bist. Du könnest meditieren oder saufen, von einem Seminar oder Guru zum nächsten hopsen oder in der Fabrik am Fließband stehen, Aussätzige in Indien pflegen oder als Drogensüchtiger deinen Körper am Bahnhof verkaufen ... vielleicht fühlst du dich Gott ganz nahe oder du beweist streng wissenschaftlich und schlüssig, dass Gott nicht existiert. Aber egal ob du (spirituell) erwachend oder (materialistisch) tief schlafend bist, bewußt oder unbewusst, sehnsüchtig oder widerstrebend, angestrengt oder genießend, erleuchtungsgeil oder therapiesüchtig ... leidend oder leidend (;-) Leid scheint immer der Grund menschlicher Sehnsucht nach "mehr" zu sein - ja es scheint unser Hauptgrund, der Motor für diese Lebens-Reise zu sein) - also egal wie: Du befindest dich auf einer Reise, die (meist?) nicht mit dem Tod deines Körpers endet - einer Reise zurück zu dem, was du in Wahrheit bist (was oder wer das auch immer ist).

Wir alle beginnen diese Reise mit unserer Geburt, und es gibt ein - wenn auch nur fiktives - Ziel: "Werde was du bist". Doch dieses Ziel wirst du nie erreichen, weil - wie du vielleicht schon in vielen Büchern gelesen hast - du schon dort bist, wo du hinwillst.

Wenn ich ein geistiges Bild für unsere Reisen zeichne, so würde das so aussehen: Wir gehen in Spiralen immer weiter ins uns hinein ... oder auch aus uns heraus ... wir erforschen jede Facette des Menschseins ... bis wir uns wieder er"innern" ... bis:

"Ich habe Gut und Böse gekannt,

Sünde und Tugend, Recht und Unrecht;

ich habe gerichtet und bin gerichtet worden,

ich bin durch Geburt und Tod gegangen,

Freude und Leid, Himmel und Hölle;

und am Ende erkannte ich,

dass ich allein bin und alles in mir ist."

Hazrat Inayat Khan

Das Buch soll dir LeserIn Mut machen auf deiner Reise. Ob du sie nun gerade erst bewußt beginnst oder ob du mitten drin bist - in dunklen Tunnels und bunten Abenteuern... oder auch wenn du gerade fest steckst und glaubst "es geht niiie mehr weiter" ... Es geht immer weiter, solange du in diesem Körper bist ... manche Geburten dauern halt länger.

Das folgende Zitat hier von Ram Dass1 ist für mich die Essenz unserer Reisen:

"Wenn wir in die reine Wahrheit schauen,

dann erkennen wir die Gnade, die das Leiden darstellt.

Wenn wir in unserem Ego gefangen sind, verdammen wir unser Leiden.

Doch wenn wir eine Seele sind, die sich nach Freiheit sehnt,

dann gebrauchen wir unser Leiden und unsere Freude als Fahrzeug zum Ziel -

wir können erkennen, auf welche Weise

das Leiden zum Feuer der Läuterung wird.

Wir benutzen alles, um zu Gott zu gelangen und befreit zu werden. ...

Du bist eine Seele auf dem Weg zu deiner eigenen Befreiung und ...

ALLES GESCHEHEN IST SCHROT FÜR DIE MÜHLE ...

welches zum feinen Mehl unseres Erwachens gemahlen werden kann. ”

Und mit "alles Geschehen" ist wirklich alles Geschehen gemeint: Verliebtsein, Krankheit, Liebeskummer, Schicksalsschläge, Geburten, Kinder-(erziehung), Scheidung, Behinderung, Langeweile, Therapie, Verluste, Streit, Krieg, Depression, Unfälle, Allergien, grässliche Nachbarn und schreckliche Schwiegermütter, machtgierige Therapeuten und undankbare Kinder ... alles kann dich dazu bringen nach innen zu schauen, statt nach außen zu dem oder der "Schuldigen".

Das bedeutet auch, dass du gerade durch ein Trauma, das du in der Kindheit erlitten hast, dir - und der gesamten Welt - das Geschenk einer großen Transformation machen kannst. Ich habe diese Erfahrung selbst gemacht und mit vielen meiner Klienten erlebt. Ich glaube, dass wir durch das, was wir in uns selbst erlösen und heilen, Erlösung und Heilung auf die Welt bringen. Durch deine eigene Entwicklung machst du die Welt heiler.

"Versuche nicht deinen Partner, oder dein Kind zu verändern,

sondern arbeite an dir selbst, bis du zu einem klaren Spiegel,

zu einem unterstützenden Felsen der Liebe

für alle um dich herum geworden bist,

so daß sie die Freiheit haben,

sich ihrer Behinderungen dann zu entledigen,

wenn sie dazu fähig sind."

Ram Dass1

Im ersten Teil dieses Buches beschreibe ich meine eigene Entwicklung - zumindest die, die zu beschreiben ist - (Manches davon hat keine Worte - oder du kannst sie nur zwischen den Zeilen lesen, weil du es kennst, ahnst oder dich danach sehnst) und das, was ich mit dieser Transformation (und durch sie) auch an andere weitergeben kann.

Und du wirst ziemlich viele Gedichte in ihm finden - nicht nur meine eigenen. Bis ich ungefähr 40 Jahre alt war hab ich sehr viel und sehr gern gelesen. Ab dann wurde meine Lesesucht immer weniger: Heute lese ich - außer Ram Dass (u.a.) kaum noch, bis auf Gedichte: Rumi, Rilke, Hesse, Fried, Gibran. Gedichte berühren mich, sie können mit so wenig Worten so viel ausdrücken und finden leicht einen Weg in mein Herz. In Poesie kann ich mich wieder entdecken. So ist es mir auch als Jugendliche mit dem "Steppenwolf" gegangen: Ich weiß nicht, wie mein Weg verlaufen wäre, hätte ich nicht dieses Buch entdeckt. Ich las es und erkannte: Ich bin gar nicht so verrückt - oder wenn doch, gibt es noch andere Verrückte außer mir - und die sind sogar berühmte Schriftsteller! Ich habe mich gesehen und verstanden gefühlt - und war nicht mehr allein.

Es war ein langer Prozess dieses Buch überhaupt zu beginnen: Denn eigentlich hab ich gar nichts zu sagen. Wenn ich nicht gefragt werde - das heißt, wenn niemand vor mir steht, der eine "Antwort durch mich durch zieht", gibt es wenig was ich sagen kann, außer: OM oder Amen oder Namaste oder Om mani padme hum ...

Es wurde alles schon gesagt, geschrieben, gesungen, erzählt, diskutiert, erklärt ...

Warum schreib ich dieses Buch dann trotzdem? Ich weiß es nicht. Vielleicht weil ich so oft danach gefragt wurde, oder weil im Lauf des Schreibens, dann doch so viel durch mich durch wollte, dass es irgendwann ein Bedürfnis war, es in Worte zu fassen. Vielleicht auch, weil Menschen des SYNTHESeIS LOVE Teams, die aufgenommenes Material aus Seminaren und Satsangs abtippten, mir immer wieder sagten, wieviel Heilung und Glück sie alleine durch das Abtippen der Aufnahmen empfangen. Vielleicht auch weil ich gerne teile - ich möchte gerne die Fülle an Gedanken, Gefühlen, Erfahrungen und nicht zuletzt die Liebe teilen - mit dir teilen. (Die Mitteilungs-Runden in Seminaren heißen bei uns "Mit-uns-Teilungs-Runden.") Oder vielleicht auch, weil ich mich langsam bereit mache, mich mehr und mehr aus dem aktiven Leben zurück zu ziehen und nicht mehr so viel "face to face-Arbeit" zu tun: Meine eigene Lebensreise geht in die Phase des Alters.

Egal weswegen - jetzt gehen diese "Gedanken, Gefühle, Worte, Bilder und Gedichte" in die Welt. Und ich hoffe und wünsche, dass sie den Segen, den ich damit erfahren habe, auch zu dir LeserIn bringen. Denn das ist der einzige Grund, weshalb ich angefangen habe zu schreiben:

Om mani padme hum

Mögen alle Menschen die Wahrheit ihrer Seele erfahren!

Erster Teil

MEINE EIGENE REISE

Die Reise beginnt

Meine Reise in diesem Körper begann am 3. Januar 1953 (Steinböckin mit Zwillings-Aszendent, Mond / Pluto Konjunktion im Löwen, Venus im Wassermann, Mars in den Fischen, Merkur im Schützen). Mein Vater war Arbeiter, meine Mutter Lohn-Magd auf Bauernhöfen. Als ich fast ein Jahr alt war, gab es einen ziemlich traumatischen Reiseabschnitt: Einen Blinddarmdurchbruch, bei dem ich dem Tod sehr nahe war und kurzzeitig den Körper verließ.

Dieses Bild war eines der ersten, das ich 1981 während meiner eigenen Therapie gemalt habe. Es zeigt ein in mir gespeichertes Bild aus einer vorsprachlichen Zeit: Ein Baby, erfüllt mit einer "Todes"-Angst, ohne zu wissen, was Tod ist - und gleichzeitig zeigt es meinen unbändigen Willen zu leben. Es hat viele Jahre gedauert, bis diese Erinnerung an Kampf, Schmerz und Tod aus meinen Zellen verschwunden war ... und ich mit beiden Beinen im Leben stand - und nicht mit einem Bein im Tod.

In meiner Erinnerung war ich das Lieblings-Enkelkind der Großeltern - bei denen ich auch bis zum dritten Lebensjahr in einer dörflichen Umgebung aufwuchs. Danach "musste" ich zu meinen Eltern und meinem einem Jahr jüngeren Bruder nach Nürnberg. Dort begann ein graues Leben.

Seit ich mich erinnern kann, spürte und "sah" ich immer die Wahrheit der Menschen um mich herum: Den Schmerz und die Einsamkeit meiner unverheirateten Tanten, die Unsicherheit und Unlust meiner Mutter sich um mich zu kümmern, die Eifersucht und den Hass meines Vaters auf mich: "Ich war schuld, dass er jetzt mit einer Familie gefesselt war". Und ich habe wahrscheinlich sehr früh gelernt, dass ich meine Wahrnehmung nicht aussprechen durfte. Dieses Verschweigen meiner Wahrheit, entfernte mich immer mehr von den Menschen. Ich nahm noch alles wahr - aber ich teilte es nicht mehr mit. Es fühlte sich so an, als ob ich von einem anderen Planeten kam: Keiner hier ist so wie ich, keiner der mich sieht, keiner in dem ich mich erkennen kann.

Nur die Schule - und die Ferien bei den Großeltern - waren für mich Lichtblicke. Ich bin wahrscheinlich eines der wenigen Kinder, die das Wochenende fürchteten und den Montag herbei sehnten. Obwohl in allen Zeugnissen immer nur stand: "Sie ist ein stilles, fleißiges, unauffälliges Kind.", war die Schule wie aufatmen für mich.

Ich war pflichtbewusst, still und unauffällig - ich fühlte mich - und war - unsichtbar. Ich lebte fast nur in meiner Phantasie und in Büchern. Dort konnte ich mich stundenlang in andere Welten träumen. Ich war sehr einsam - ohne es zu wissen, denn in meiner Welt war das ganz Mit ca. 10 Jahren begann ich gegen meinen autoritären Vater zu rebellieren. Er war perfekt dazu geeignet - im Gegenteil zu meiner eher hilflosen Mutter. Mit 14 Jahren führte mich dieser Machtkampf zu einem Selbstmord-Versuch und anschließendem Psychiatrie-Aufenthalt. normal: So war Leben.

Im Januar '84 ist mein Vater gestorben, und ich bin sehr dankbar, dass ich - geknetet und gewalkt durch viele Therapiesitzungen und Gruppen - mich Jahre vorher mit ihm versöhnen konnte.

Sicherlich könnte ich noch viel mehr über meine Kindheit schreiben: Da gibt es meine leidende Mutter: Ich versuchte ihr Leben dadurch zu erleichtern, indem ich besonders "pflegleicht" war. Da gibt es die Prügel meines Vaters oder mein Verantwortungsgefühl für meinen Bruder, den ich in dieser Familie nicht allein lassen wollte . Deshalb blieb ich auch, sonst wäre ich sicher "gegangen" - auf die eine oder andere Weise. Doch ich will diese Vergangenheit, die diese meine Persönlichkeit gebildet hat, nicht zu sehr ausbreiten. Es zu lesen, hört sich so an, als wäre es schlimm gewesen. Das war es sicher auch für mich. Doch es ist nicht mehr schlimm. Ich sehe auf diese Kindheit und die Menschen die meine Person geprägt haben und liebe alles und alle.

Ich weigerte mich, immer mehr "normal" zu sein: Ich wollte die Wahrheit, wollte wissen, wollte wach sein ... wollte nicht so vor mich hin dösen, wie ich es bei allen Erwachsenen im meinem Umfeld erlebte.

Mit 15 Jahren erkämpfte ich mir die Erlaubnis meines Vaters auszuziehen. Ich war so stolz - doch ohne meinen Kampfpartner Vater verlagerten sich meine Kämpfe nach innen: Depressionen, Schulabbruch, verschiedene Jobs als Bedienung, Babysitter, Sekretärin ... Nervenzusammenbruch ... und 2. Psychiatrie-Aufenthalt.

Diese erneute Psychiatrie Erfahrung veränderte mein Leben völlig: Ich fühlte mich dort unter all den "Verrückten" viel wohler, als in der "normalen Welt". Ich lernte dort die erste Freundin meines Lebens kennen. Ich erfuhr durch sie, dass es - außer uns beiden - auch andere "Unnormale" gab. Ich versank in "Der Steppenwolf" und "Siddhartha" von Hermann Hesse und in "Warngedichte" und "Und Vietnam und" von Erich Fried. Und zum ersten Mal in meinem Leben fühlte ich mich nicht mehr allein. Doch mein emotionales Gleichgewicht hatte ich noch lange nicht gefunden.

1971 - ich war 18 Jahre alt - heiratete ich einen Mann, den ich 6 Monate vorher kennen gelernt hatte. Zwei Tage nach der Hochzeit entdeckte ich in meinem Tagebuch eine Stelle, die ich ca. ein ¾ Jahr vorher geschrieben hatte. Ich lag damals mit Depressionen im Bett und spürte, dass ich "auf der Kippe zwischen Leben und Sterben stand" - aber ich bemühte mich verzweifelt auf die Beine zu kommen. Und mit Erstaunen und Erschrecken las ich, was ich damals geschrieben hatte: "Also, entweder ich schaffe es jetzt aus dem Bett und such' mir wieder eine Arbeit - oder ich resigniere. Und das kann ich auf zweierlei Art tun: entweder ich bring mich um oder ich heirate ... " ... ... ... GottseiDank hab ich geheiratet.

Natürlich hielt diese resignative Verschnaufpause in der Normalität nicht lange. Aber es war ein Ausruhen und Kraft schöpfen - und für dieses Geschenk bin ich diesem Mann und Gott sehr dankbar.

Es folgten Scheidung mit 21, und dann Berufsaufbau- und Fachoberschule, wohnen in WGs, Frauenliebe und Studium an der Fachhochschule für Sozialpädagogik in Nürnberg. Mein erstes Praktikum machte ich in der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Das zweite war die Einzelbetreuung von Frauen aus der Psychiatrie und Leitung einer Gruppe für diese Frauen.

1980 gab es wieder einen großen Einschnitt in meinem Leben: Ich gab endlich zu, dass ich zwar weiterhin nicht "normal" sein wollte, aber wenigstens glücklich in meinem Anders-Sein. Und so begann ich meine erste Therapie mit Einzel- und Gruppentherapie "Bioenergetik".

Als ich dann 1982 meine erste therapeutische Ausbildung in Gestalt-Therapie machte, dachte ich nicht im Traum daran, dass ich später mal therapeutisch arbeiten würde: Ich betrachtete es als weitere Arbeit an mir selbst, genauso wie die parallel laufende 3jährige Einzeltherapie in Gestalttherapie und Psychodrama. Doch das Leben schubste mich in eine andere Richtung.

1984 nahm ich an einer Bauchtanz-Ausbildung teil und entdeckte, dass ich endlich so tanzen durfte, wie ich schon immer wollte - aber mich bisher nicht getraut hatte, weil ich befürchtete damit zu sexuell zu sein. Ich genoss diesen Ausdruck meiner Weiblichkeit, meiner Sinnlichkeit und meiner Kraft. Und begeisterte damit auch andere Frauen, die sich von mir eine Bauchtanz-Gruppe wünschten, um so tanzen zu lernen. Das war die erste Gruppe, die ich anbot ... und es folgten in den nächsten Jahren viele andere.

Die ersten Seminare, die ich leitete waren für Frauen zu Themen wie: Sexualität, Beziehung, Selbstwert, Gewicht, Schönheit, Co-Abhängkeit - denn dort erlebte ich bei Frauen immer wieder die größten Verletzungen ... sie waren meine Spiegel!

Und je tiefer ich in meine eigenes Inneres blickte, umso tiefer wurden auch die Themen der Seminare in den nächsten Jahren und Jahrzehnten.

TRANSFORMATIONEN

1. Transformation: Therapie

"Die Neurose und die Angst stammen aus der Identifikation

mit dem Bestreben, jemand sein zu wollen.

Trotzdem muß man irgendwo beginnen.

Es scheint so zu sein, daß man jemand sein muß,

bevor man niemand werden kann.

Wenn wir zu Beginn dieser Inkarnation

gleich damit begonnen hätten, niemand zu sein,

dann wären wir wahrscheinlich nicht da,

wo wir uns jetzt befinden.

Ram Dass 1

Die folgenden TherapieGedichte- und Zeichnungen (entstanden 1982-1995) können einen Einblick in die Transformation geben, die durch ein Einlassen auf Psychotherapie geschehen kann. Damit will ich nicht sagen, dass Therapie ein Allheilmittel für alle psychischen Probleme ist. Für mich war sie richtig und wichtig - ich weiß nicht, wo ich ohne Therapie gelandet wäre. Aber ich glaube auch, dass Therapie nur eine von vielen Möglichkeiten ist, mit den Verbiegungen und Verletzungen der Psyche klar zu kommen. Außerdem konzentriert Therapie sich so sehr auf Psyche, dass sie dabei vergisst, dass diese Psyche nur ein geistiges Konstrukt ist. Ich werde im 3. Teil "Spiritualität" noch einiges darüber sagen - aber so viel schon jetzt: Ich glaube nicht an Psyche. Psyche ist ein Begriff, der uns glauben macht, es gäbe so etwas wie eine Person, die verletzt werden kann, bzw. dass es wichtig wäre, ob und wie ihre Psyche verletzt wurde. Aber diese Person existiert nicht wirklich - auch wenn es ihr weh tut, wenn sie verletzt wird. (Ich weiß das ist paradox - aber vielleicht kannst du am Ende des Buches verstehen, was ich meine). Je mehr ich jedoch an der Vorstellung einer Person festhalte, desto mehr verliere ich mich darin. Ich muß immer mehr Methoden erfinden, wie ich sie (die Person) glücklich machen kann, oder wie ich ihre psychischen Verletzungen heilen kann.

Ein anderes Bild: Ich erlebe Psyche bei Menschen als ein ununterbrochenes Rauschen, wie ein falsch eingestellter Sender im Radio. Doch hinter diesem Rauschen ist: Stille, Wahrheit, Seele (Gott?). Wenn ich nun die ganze Zeit meines Lebens damit verbringe auf dieses Rauschen zu hören und mich nur damit befasse, ob und wie es rauscht oder ob es falsch oder richtig rauscht, dann werde ich nie die Stille dahinter erfahren. Natürlich ist es zuallererst wichtig, psychisches und physisches Leid zu lindern. Doch dann will ich mich wieder daran erinnern: "Wer ist das, der leidet?" Doch darüber mehr im Kapitel "Spiritualität"

Hier jetzt erst mal alle möglichen Arten und Farben und Töne meines Rauschens.

FressSucht

Ich fresse meine Mutter ... und werde nie satt.

1982

Titel des Bildes ist: "Der Regen, der hungernde Kinder weckt - oder: Schlafende Löwen soll man nicht wecken."

Es beschreibt eine Phase in meiner Therapie, wo ich das erste Mal in meinem Leben erfahren habe, wie gut es tut Hilfe anzunehmen, Nähe zuzulassen und zu vertrauen, dass Menschen für mich da sind, wenn ich sie brauche.

MANGEL

Das, was ich will,

werd' ich

nie erreichen-

und das,

was ich brauche,

werd' ich

nie bekommen -

wenn ich nicht

aufhöre zu zweifeln,

dass es schon da ist!

Dieses Lernen in der Therapie beinhaltete unter anderem, dass in mir "ein halb verhungertes gieriges Baby" wach wurde und damit auch ein ziemlich grässliches Gefühl von Brauchen und Bedürftigkeit ... von Abhängigkeit. Und ich wollte nicht abhängig sein. Ich hatte als Kind erfahren, dass abhängig zu sein, kein Zustand ist, der Erfüllung und Sattsein bedeutet, sondern Mangel, Schmerz, Zorn, Angst und Hoffnungslosigkeit. Ich wollte diese Gefühle nicht mehr spüren. Und ich lehnte dieses abhängige, bedürftige Kind in mir genauso ab, wie ich selbst als Kind mich abgelehnt gefühlt hatte. Ich wollte auf keinen Fall "so" sein ... und war's doch: Heimlich und versteckt quoll mir meine Bedürftigkeit aus allen Poren. Das ist übrigens immer so, wenn man einen Aspekt seiner selbst unterdrückt und ablehnt: Er wird erst mal größer!

Und so wanderte ich in dieser Zeit "Über den Abgründen" (Titel des Bildes unten). Auf der lila Seite Einsamkeit, Depression, Leblosigkeit - Tod ...

... auf der rosa Seite Liebe, Gefühl, SattSein, aber auch Bedürftigkeit und GefangenSein.

Wenn der Verstand die Oberhand hat, müssen Gefühle erst mal beweisen, dass sie "gut" sind - das nennt sich Gefühls-Kontrolle. (Das Bild unten hat den Titel: "In Sicherheit").

Und nachdem ich einen großen Teil meiner Jugend eher gefühllos gelebt habe, war das Wieder-Entdecken (und Ausleben!) von Gefühlen in der Therapie erst mal eine Befreiung: Egal was - Hauptsache Gefühl.

Erst im Laufe der Zeit, wurde mir dann klar, dass mit den schönen Gefühlen auch die Schatten zum Vorschein kamen - so wie dieses kleine "Sucht-Biest" mit den blonden Zöpfen auf der nächsten Seite. Egal was die "erwachsene Vernunft" sagt: "Es ist nicht gut, dieses Stück Schokolade zu essen, das macht dich nicht glücklich" - sie setzt ihren Willen durch ... und frisst die ganze Tafel!

Die nächsten therapeutischen Schritte heißen dann: Lerne dieses Biest kennen und frage nach ihren wahren Gefühlen. Denn dieses biestige Verhalten, resultiert aus Gefühlen und Bedürfnissen, die so lange unterdrückt wurden, bis sie giftig, verkrüppelt und destruktiv geworden sind. Es braucht dann einige Zeit, um rauszufinden, welche Emotionen wirklich darunter verborgen sind. Statt "es" (mich) für Fehlverhalten zu betrafen, habe ich meinem kleinen Sucht-Biest geholfen, mir wieder zu vertrauen: Zu vertrauen, dass ich sie nicht wieder ablehne und unterdrücke ... dann gab sie sich als die zu erkennen, die sie in Wahrheit ist: Ein nach Liebe und Beachtung hungerndes kleines Wesen, das nicht mehr daran glaubt, dass es emotionale Nahrung bekommen kann.

DAS SCHWARZE SCHAF.

Mich gibt's nur,

weil eins zu weiß ist

- zu gut, zu lieb und

zu rein.

Ich bin da,

und ich weiß:

"Ich muß böse sein."

Ich bin so schwarz,

wie "sie" weiß ist.

Ich bin so böse,

wie "sie" gut ist.

Ich bin ich -

und ich tu

meine Aufgabe gut.

Ich entdecke

im schönsten Gold

den schwarzen Fleck -

doch ich bin nicht falsch.

Ich bin ein gutes schwarzes Schaf.

Ich will nicht weiß,

nicht lieb und rein sein.

Ich weiß was meine Aufgabe ist:

böse sein!!

... UND BIN ICH DARIN NICHT GUT?

Nachdem ich in meiner Kindheit gelernt hatte, dass ich in nahen Beziehungen nicht "Ich selbst" sein darf und deshalb vermeiden muss, mich von einer Person abhängig zu fühlen, weil ich dann mich selbst verliere, habe ich diese Muster natürlich auch in Liebesbeziehungen gelebt. Entweder ich "fand" nur Männer, die von mir abhängig waren (da musste ich mich nicht abhängig fühlen) oder der, den ich wollte, wollte mich nicht, dann war zwar ich die Abhängige - aber ich war "frei" (und konnte "Ich selbst" sein).

MEER

Ich bin Meer:

tosend, wild und voller Leben

kraftvoll, unerschütterlich, gewaltig ...

- doch kommt ein Mann in meine Nähe verwandle ich mich ...

... In einen Kieselsteinglatt,

grau, fest

Mann kann mich nicht erdrücken

Mann kann mich nicht verletzen:

Ich spüre nichts.

... In einen fliegenden Vogel -

Mann kann mich nicht fangen

Mann sieht meine Kraft

und meine Schönheit,

doch er erreicht mich nicht:

Ich bin unangreifbar.

Ich bin Meer,

tosend, wild, voller Leben ...

... und voller Angst:

Ich habe Angst, Mann könnte mich begrenzen.

Ich sehe sie laufen mit Stangen und Steinen.

Sie wollen eine Mauer um mich herum bauen ...

- und ich verwandle mich ...

Allergien sind große TransformationsAnschieber

Ich liebte (und liebe) Katzen (und ganz besonders meine eigene), weil ich an ihnen ihre Unabhängigkeit so bewunderte - während für mich Hunde damals eher verachtenswerte kleine Braucher waren - goldig, aber eben doch nicht so toll wie eine Katze. Katzen brauchen niemanden ... "und ich und meine Katze brauchten auch niemanden."

Und siehe da: Nach zwei, drei Jahren mit meiner Katze konnte ich immer schwerer atmen: Ich hatte eine KatzenAllergie.

Diese Allergie - und meine Auseinandersetzung damit - waren ein wichtiger Prozess in meinem Leben. Ich "liebte" meine Katze so sehr ... viel mehr als mich selbst. Ich wollte sie nicht hergeben, obwohl ich kaum mehr atmen konnte. Meine schmerzliche Entscheidung nach vielen Monaten Krankheit mich doch von ihr zu trennen, beinhaltete auch die "Katze in mir" zu finden ... und erst nach einigen Jahren erkannte ich noch eine weitere Transformation: Alles was ich auf diese Art und Weise "liebte", wurde mir genommen.

KATZENALLERGIE

Ich liebe Katzen.

Katzen können nicht lieben.

Katzen lieben mich nicht.

Katzen benutzen mich

für ihr Wohlbefinden.

Ich hasse Katzen ...

... weil sie mich nicht lieben.

Alles was ich Außen haben will und brauche oder - das Gegenteil - verachte und ablehne, gilt es bei mir und in mir selbst zu finden. Der Prozess des Veräußerns ist immer ein nicht-freiwilliger. Bei mir z.B. geboren aus dem "Ich darf nicht laut, egoistisch, eigenwillig, sensibel, stolz und kratzbürstig sein" - also muß ich mir im Außen diese Energie suchen. Das Ganze könnte allerdings auch so aussehen, dass ich mir im Außen Personen suche, die genauso sind - und sie dann ablehne (so wie ich mal abgelehnt wurde).

Diese SchattenArbeit - hier war es die Arbeit mit der "Katze in mir" - ist nötig, damit verdrängte, veräußerte, abgespaltene Anteile wieder integriert werden können. Das ist der Beginn von:

"Was siehst du den Splitter im Auge deines Nächsten,

aber den Balken in deinem Auge nimmst du nicht wahr. ...

... Zieh am ersten den Balken aus deinem Auge;

danach siehe zu, wie du den Splitter aus deines Bruders Auge ziehst!”

Jesus, Matthäus 7,3

Hierzu passt auch, dass ich als Kind durch Zufall auf ein Gedicht-Fragment stieß - ich wusste damals nicht wer es geschrieben hat - das ich auswendig lernte, weil es mich zutiefst berührte. Mir kamen die Tränen, sooft ich daran dachte oder es las. Es war das Gedicht "Der Panther" von Rilke. Ich habe erst sehr viel später erkannt, dass mich dieses Bild einer eingesperrten Katze an meinen eigenen verschütteten Katzen-Anteil erinnerte.

Der Panther

Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe

so müd geworden, daß er nichts mehr hält.

Ihm ist's, als ob es tausend Stäbe gäbe

und hinter tausend Stäben keine Welt.

Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,

der sich im allerkleinsten Kreise dreht,

ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,

in der betäubt ein großer Wille steht.

Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille

sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein,

geht durch der Glieder angespannte Stille .

und hört im Herzen auf zu sein.

Rainer Maria Rilke6

DAS TIER (KATZE)

Ich habe Angst vor ihr.

Sie kennt kein Mitleid.

Sie weiß nicht,

wieviel mir meine Schutzmauern

bedeuten.

Sie braucht keine,

denn sie kann sich wehren.

Sie wird erbarmungslos

ihre Interessen durchsetzen.

Sie wird kämpfen

mit Zähnen und Krallen.

Und ich weiß,

sie ist stärker als ich:

sie wird siegen.

Doch ich wehre mich:

Ich verschließe meine Augen und Ohren vor ihr.

Solange ich sie nicht sehe und höre,

hat sie keine Macht über mich.

Es gibt keine Verhandlungsbasis:

nur Sieg oder Niederlage.

Und ich will nicht unterliegen.

DESENSIBILISIERUNG - die Erste

Ich will deine Katze sein:

Du liebst mich

Ich kümmere mich nicht um deine Probleme

Du findest mich schön

Ich nehme keine Rücksicht auf dich.

Du liebst mich so wie ich bin:

laut und anhänglich

sensibel und egoistisch

kratzbürstig und stolz

... und ich darf alles sein ...!!!

...!!! ...!!? ...!?? ...

... und wenn wir nicht gestorben sind, leben wir noch heute -

(und ich bin endlich meine Katzenallergie los???!!!).

Ich will deine Katze sein ... ... ...? ...?? ...???

(... vielleicht ... manchmal ... ein bisschen ... wenn ich darf ...

wenn's irgendwie geht ... und wenn's dich nicht stört ... vielleicht ...???)

Scheiße!!!!!!!!!!!!!

DESENSIBILISIERUNG - die Zweite

Ich will DEINE Katze sein.

Ich will dass du mich liebst.

Ich will keine Rücksicht auf dich nehmen.

Ich will kommen und gehen, wann ich will.

Ich will keine Verantwortung für dich übernehmen.

Ich will, dass du mich schön findest und mich gerne streichelst.

Ich will, dass du mich liebst, weil ich so bin, wie ich bin.

Ich will laut sein.

Ich will springen.

Ich will dich brauchen und nicht brauchen.

Ich will mich dir so zeigen wie ich bin.

Ich will EINE Katze sein.

KATZE

Ich werde nicht mehr zulassen,

dass du mich vergisst!

Ich werde durch diese kahle,

totgraue Stadt streifen

... und ich werde brüllen!

Ich werde brüllen,

bis die grauen Häuser einfallen

und Platz machen

Platz für Bäume, Blumen, Gräser

- für Leben.

Ich werde brüllen!

Ich werde brüllen,

solange, bis wieder Leben in der Stadt ist,

solange, bis wir beide

in dieser lebendigen Stadt leben können.

Ich laß mich nicht mehr totschweigen.

ICH BIN DA.

2.Transformation:

Lust, Liebe(skummer), Beziehung, Trennung ...

Unsere Vorstellung von Beziehung ist die aus Liebesromanen: Wir glauben und fordern, dass wir jetzt ab sofort für immer (von ein paar kleinen Streits abgesehen) glücklich sind. Doch das wird nie der Fall sein. Eine Beziehung kann uns nicht glücklich machen, genauso wenig wie viel Geld oder Gesundheit. Alles das ist gut und vielleicht erstrebenswert, aber sicher nicht der Grund für Glücklichsein. Vielleicht erinnerst du dich an Zeiten ohne Beziehung (oder auch ohne Geld) - ich zumindest weiß, dass ich da genauso glücklich war (oder manchmal sogar noch glücklicher) als in Zeiten mit Beziehung oder Geld.

Aber nichtsdestotrotz beharren wir darauf, dass diese Beziehung (oder "er" oder "sie") dazu da ist, uns glücklich zu machen. Wir verabschieden uns lieber von dem Beziehungspartner, als von dieser Vorstellung: "Du musst mich glücklich machen, sonst bist du der/die Falsche" Und damit ignorieren wir das Transformationspotential, das in Beziehungen liegt. Beziehungen - und ganz besonders sexuelle - sind dazu da, uns wachsen zu lassen, uns heil werden zu lassen ... und dann sind wir glücklich!

Der Mensch an deiner Seite (oder auch der, den du gerne an deiner Seite hättest ... und der aber nicht will!) ist dazu da, dich auf die Verbiegungen und Wunden hinzuweisen, die deine Persönlichkeit in sich trägt: Er oder sie ist genau der oder die Richtige dafür.

An "dem", was in meinem Bett liegt (oder auch nicht drin liegt ;-)) - wachse ich. Wir wollen miteinander Lust erleben. Lust ist der Magnet, sie zieht zueinander, was bei klarem Verstand vielleicht schreiend weglaufen würde. Wenn du dir im Nachhinein nochmal deine ganz schlimmen Beziehungen ansiehst: Wärst du sie sehenden Auges eingegangen, wenn du gewusst hättest, als was sich der andere entpuppt ... und dass aus dem Frosch doch kein/e Prinz/Prinzessin wird?

Im Verliebtsein bekommst du sozusagen Liebe geschenkt. Du bekommst "es" wie eine Karotte vor die Nase gehalten: "So soll es sein. Oh, ja, genau, so will ich es haben". Doch ehe du dich versiehst (vielleicht ein bis zwei Jahre später?), stehst du mitten in der Wüste, keine Karotte mehr, kein Verliebtsein, keine Liebe ... nur dieser schreckliche Mensch den du geheiratet hast. Und du möchtest einfach nur das Weite suchen ... und jetzt könnte die Transformation beginnen ... oder du trennst dich und das Drama beginnt von vorn.

In den folgenden Gedichten geht es um Liebe, Lust, Beziehung, Trennung ... und um das, was immer daraus entstanden ist: Transformation.

LIEBESLUST

Ich schenke dir die Weichheit meiner Fingerspitzen.

Ich schenke dir das Streicheln

meiner Wimpern über deine Haut.

Ich schenke dir meine warmen Lippen,

nahe deinen Ohren und Nasenflügeln.

Ich schenke dir meine Zunge,

die dem Umriss deines Mundes folgt.

Ich schenke dir meine Wange an deiner Stirn.

Ich schenke dir meinen Körper, eng an deinen gepresst

(... nur Schweiß ist zwischen uns.)

Ich schenke dir die Bewegungen meines Beckens

und das heiße Pulsieren meiner Möse*.

Ich schenke dir das Strahlen meiner Augen.

Ich schenke dir meine Offenheit.

Und ich wünsche mir:

Ich wünsche mir deine Offenheit.

Ich wünsche mir das Strahlen deiner Augen.

Ich wünsche mir das Schmelzen deines Körpers

und das kraftvolle Pochen deines Schwanzes*.

Ich wünsche mir deinen Körper, eng an meinen gepresst,

mit nichts als Schweiß zwischen uns.

Ich wünsche mir die zarte Berührung deiner Lippen auf meiner Stirn

und das feuchte Gleiten deiner Zunge auf meinen Brüsten.

Ich wünsche mir deinen Atem,

der sanft an meiner Nase vorbei streicht.

Ich wünsche mir das Streicheln deiner Wimpern über meine Wangen.

Ich wünsche mir die Weichheit deiner Fingerspitzen.

ICH WÜNSCHE MIR DIE WEISHEIT UNSERER KÖRPER.

Das ist mein erstes "Gedicht" - irgendwann Ende der 70er geschrieben. Ich habe später mal die Worte "Möse" und "Schwanz", die in diesem Gedicht vorkommen, in die tantrischen Begriffe "Yoni" und "Lingam" verändert, aber ursprünglich standen da die eher deftigen Worte - und ich will sie auch so stehen lassen und keine euphemistischen Umschreibungen dafür verwenden (auch wenn sie tantrisch sind). Genauso fühlte ich, genauso liebte ich, genauso genoss ich die Lust und das Leben. Es sieht so aus, als ob ich schon lange bevor ich wusste, dass es Tantra gibt, bzw. was es ist, Tantrikerin war.

Ich finde es ganz stimmig, dass mein erstes Gedicht von Lust handelt, denn das war ein Bereich meines Lebens, den ich liebte und genoss. Ich kann mich noch ziemlich genau an das Gefühl von Sinnlichkeit, Erotik, Lust und Genuss erinnern, als ich es geschrieben habe, aber ich weiß nicht mehr, ob es um einen bestimmten Mann ging. Ich weiß nur noch, dass das genau das war, was ich mir wünschte - und dass ich vorhatte, keine Kompromisse mehr zu machen. Und da war ich auch ziemlich konsequent: Lieber kein Sex, als schlechter Sex ... lieber kein Mann, als einer, der Angst vor meiner Leidenschaft hat.

Liebe(skummer)

Die nächsten sieben Gedichte sind für meine zweite große Liebe geschrieben. Eigentlich nicht für ihn, sondern wegen ihm. Ich glaube er hat keines davon gesehen. Er war einer der ersten (außer meiner Katze), die mich lehrten "loszulassen, was ich liebe". Diese Transformation hat ungefähr ein Jahr gedauert. Die Liebe dauert noch.

LIEBE - MANCHMAL ...

Dich zu lieben, obwohl du so weit weg bist:

ist manchmal ganz leicht ...

Manchmal weiß ich,

dass ich nicht bestimmen kann, was wird.

Manchmal vertraue ich

in das Schicksal und in deine Liebe.

Manchmal ist es egal

ob du mich auch liebst.

Manchmal lieb' ich dich bedingungslos ...

... liebe dich mit offenen Händen.

Herbst 1984

LIEBE - JETZT ...

Dich zu lieben,

obwohl du so fern und verschlossen bist,

ist JETZT ganz leicht.

JETZT weiß ich,

dass ich nicht bestimmen kann,

was wird.

JETZT vertraue ich

in das Schicksal

und in deine Liebe.

JETZT ist es egal,

ob du mich liebst.

JETZT lieb' ich dich ...

JETZT lieb' ich dich bedingungslos

... liebe dich mit offenen Händen.

Herbst 1984

SCHÖN WÄR'S ...*

... lieben - und nicht abhängig sein

fliegen - und dir nah sein

Nähe trotz Distanz

Liebe trotz Distanz

dich lieben statt dich brauchen

dich loslassen statt mich an dich klammern

Nähe statt Symbiose

"Ich wünsche mir" statt "Ich brauche dich"

Freiwilligkeit statt Abhängigkeit

Lieben und frei sein.

(*... schön ist's, dass ich's schon manchmal kann!)

Herbst 1984

ER ruft nicht an

Große Augen

Enge Schultern

kaum Atem

ANGST

... und wenn er doch ...?

... und wenn er ...?

... und wenn ...?

... und ...?

ANGST

- wie ein Klumpen Eis

in meinem Magen:

... und hätt' ich doch ...!

... und vielleicht wär' er dann ...!

... und warum hab' ich nicht ...!

ANGST

Hilflosigkeit

Verzweiflung

...

... und immer wieder ein bisschen Hoffnung:

"Vielleicht liebt er mich doch noch ...?"

Herbst 84

Ich glaube jeder Mensch kennt dieses Gefühl - zumindest dann, wenn er verliebt ist. Zu dieser Zeit war ich noch "handylos" ... d.h. ich saß zuhause vor dem Telefon und hypnotisierte es ...

Liebe - ohne Leid

Sagen

"Ich liebe dich"

Sagen:

"Ich brauche dich"

Weinen -

wenn du mir nichts geben willst.

Spüren -

dass ich dich trotzdem liebe.

Und dann -

WEGGEHEN!

Herbst 84

Abschied ... und danach!

Eine Zeitlang über den leeren Krug weinen ...

Aber dann will ich mich umdrehen

und einen vollen Krug suchen gehen.

Und wenn ich ihn gefunden hab,

werd' ich ihn nicht an mich pressen,

sondern ein Stück Abstand zu ihm halten,

so dass ich ihn sehen kann ...

Sehen und spüren,

ob er auch wirklich voll Wasser ist

und ob er mich gut nährt.

Denn beim letzten Mal war ich zu nahe dran,

war ich zu beschäftigt, den Krug festzuhalten -

und merkte erst spät,

dass ich am Verdursten war.

1985

ES BIST IMMER NOCH DU ...

Es bist immer noch du -

nach dem ich Ausschau halte,

wenn ich alleine in der Kneipe sitze.

Es sind immer noch deine Augen -

die mich ansehen,

wenn ich meine Augen schließe und mich fallen lassen möchte.

Es ist immer noch deine Weichheit -

nach der ich mich sehne,

wenn ich mich schutzlos und alleine fühle.

Es ist immer noch dein Bett -

(oder ein Hotelbett in Amsterdam, oder ein Zelt auf Kreta)

das ich vor mir sehe,

wenn ich an's "glücklich sein" denke.

Es macht immer noch Schmetterlinge im Bauch -

wenn ich Worte höre, wie:

Bochum, Grönemeyer, Kalamaki, blau ... Frank...

Es ist immer noch deine Figur -

die mich veranlasst, einen Mann ein zweites Mal anzusehen.

(... obwohl ich dich viel zu dünn finde.)

Es gibt immer noch Tage -

an denen ich nach weißen Mercedes Diesel schaue.

Und meine Finger erinnern sich immer noch an deinen Mund -

und an die Mitesser am Rand deiner Oberlippe.

Es bist immer noch du -

den ich mir wünsche,

wenn ich mir etwas wünschen dürfte.

Es ist immer noch dein Körper -

den ich vermisse,

wenn jemand mich küsst und streichelt.

Es bist immer noch du -

der in meinen Träumen auftaucht ...

(... immer dann, wenn ich glaube, dich endgültig vergessen zu haben.)

Es ist immer noch dein Name -

den ich flüstern will,

wenn ich glücklich bin.

Es bist immer noch du -

den ich liebe.

Ende 1985

Abschied und eine Hommage an Erich Fried

Das folgende Gedicht entstand am Ende einer Beziehung zu einer Frau. Es gab keinen Unterschied zu den meisten meiner damaligen Beziehungen zu Männern: Wenn ich mich eingelassen hatte, wollte der andere nicht - und wenn ich auf Abstand ging, entflammte beim Anderen wieder das Feuer. Auf diese Art und Weise kann man so eine Beziehung viele Jahrzehnte führen. Ich habe "GottSeiDank" die Gnade des schnellen Lernens - d.h. ich musste nie länger als drei Jahre (meist auch kürzer) durch dieses Feuer der Transformation.

ES WAR, WAS ES WAR

(in großer Verehrung und Dankbarkeit für Erich Fried)

"Es ist was es ist" - sagt die Liebe.

"Es könnte so schön sein ..."

sagt die Hoffnung.

"Es war doch manchmal ganz schön..."

sagt die "Rosa Brille".

"Vielleicht wird's ja noch besser ..."

sagt die Feigheit.

"Ach, ab und zu ein bisschen Lust ..."

sagt die Gewohnheit.

Und:

"Es ist vorbei!"

sagt die Erleichterung.

"Es war was es war."

sagt die Klarheit.

"Es ist was es ist."

sagt die Liebe.

13. Februar 1989

BeziehungsFeuer

Es gibt Beziehungen, in denen sehr schnell eine große Intensität und Nähe empfunden wird - auch (und besonders!) in der Sexualität. Doch nach einigen Wochen oder Monaten zieht sich einer aus unerklärlichen Gründen zurück oder provoziert heftige Streits und beendet die Beziehung immer wieder. Und damit beginnt ein dauerndes (und manchmal sehr lange dauerndes) "Hin und weg" ... "Heiß und kalt" ... "Zuckerbrot und Peitsche". Psychologen nennen das "Borderline-Beziehungen".

Borderliner haben eine große Sehnsucht nach einer grenzauflösenden Nähe. Sie wollen und brauchen sie und haben doch eine genauso große Angst, ihre Grenzen nicht mehr herstellen zu können und sich damit in Beziehungen zu verlieren, sich selbst nicht mehr zu finden. So lassen sie zwar erst mal diese Nähe zu - um sie dann voller Angst immer wieder zu zerstören.

Das ist aber nicht das ganze Problem, denn der Beziehungspartner könnte sich ja trennen, wenn ihm das Ganze zu blöd wird. Doch meist ist bei einer Borderline-Beziehung der andere auch ein Borderliner - allerdings ein versteckter. Er lebt den Part, des "Ich brauche diese Nähe" und der andere den des "Nähe-Zerstörers". Der versteckte Borderliner leidet, kann (bzw. will!) sich aber - "weil es ja immer wieder auch unbeschreiblich nah und schön ist" - nicht trennen.

So eine Beziehung hatte ich auch - ich war der versteckte Borderliner. Am Ende dieser Beziehung - der ich eine große Transformation verdanke - entstanden die nächsten Gedichte bzw. die Geschichte. Es war eine lustvolle, leidenschaftliche, plutonische "Liebes-Kampf-Beziehung", die mich in nie gekannte Höhen der Hingabe - aber auch in grauenvolle Tiefen der Verzweiflung und des Schmerzes führte. Wir begehrten einander so sehr ... und er hasste mich (und sich) dafür.

Im Hassen war ich nicht so gut, aber dafür umso mehr im Leiden. Ich litt, begehrte auf, ließ mich demütigen, litt wieder ... Es fiel mir unendlich schwer, ihn, den ich so sehr wollte, zu verlassen. Was immer die anderen dazu sagten, ich nannte es Liebe und Hingabe und bemerkte fast zu spät, dass daraus schon lange Selbstaufgabe und Selbstzerstörung geworden war. Diesen Mann zu verlassen, war mit das Schwerste, was ich bis dahin getan hatte - ich wäre gestorben für ihn ... und wahrscheinlich wäre ich es auch, wenn ich geblieben wäre.

Die Geschichte von den "NEINs" und den "JAs"

Es war einmal ein "Vielleicht" das lebte mit Tausenden von "Vielleichts" und "Jas" in einer Stadt. Es gab dort viele Regeln und Gesetze und so waren alle geschützt und geborgen -und nie allein. Denn die meisten wohnten in mehr oder weniger kleinen, engen Wohnungen, von denen manche wie Gefängnisse waren. Nachdem zwei einmal zueinander Ja gesagt hatten, durften sie dieses Wort zu Niemandem sonst sagen und mussten ihr ganzes Leben lang zusammen in immer derselben Wohnung bleiben. Wenn entdeckt wurde, dass sie heimlich ihr Ja auch zu anderen Menschen sagten, wurden sie als enttarnte Neins mit Schimpf und Schande aus der Stadt gejagt.

So ging es auch Vielleicht: Es wurde als Nein enttarnt und musste die Stadt verlassen. Draußen gab es nur eine endlose eiskalte Wüste, wo all die verjagten verzweifelten, traurigen, trotzigen Neins umher irrten. Immer wenn sich zwei von ihnen trafen, schrien sie sich ihr "Nein" ins Gesicht. Nachts hörte man ihr Wehklagen und Stöhnen im ganzen Land. Auch wenn sie sich kurz zur Befriedigung ihrer körperlichen Lust trafen, riefen sie dabei fortwährend "Nein". Tagsüber gingen sie sich meist aus dem Weg. Platz war genügend da, denn im Gegensatz zu der engen Stadt gab es im Land der Neins ganz viel Raum und Platz für alle und alles.

Unser Vielleicht-Nein war entsetzt und wollte nicht in dieser Nein-Wüste bleiben. Doch es gab keinen Platz wo es hin konnte. In der Ja-Stadt konnte es vor lauter Enge nicht atmen und in dieser einsamen, hoffnungslosen Wüste erstarrte langsam alles in ihm zu Eis. So verkroch es sich in einer tiefen dunklen Höhle und wollte für den Rest seines Lebens niemanden mehr sehen und hören.

Doch nach einigen Jahren hatte der Berg, in den es gekrochen war; sich verschoben. Und als es eines Morgens die Augen aufmachte, sah es keine dunkle Höhle, sondern den blauen Himmel über sich. Der war so wie immer: Weit, klar und ruhig. Vielleicht-Nein schaute nach oben ... atmete ganz tief ... und spürte plötzlich ganz tief drinnen ein "Ja" ... Zu diesem Himmel wollte es "Ja" sagen ... immer und immer wieder ...

Voller Erstaunen und Freude über dieses Wunder tanzte es umher, sah sich um und entdeckte, dass diese Wüste keine Wüste sein müsste. Es gab Wasser in Hülle und Fülle, es wollte sich bisher nur niemand um die durstige Erde kümmern. Und Wer-bin-ich-eigentlich hörte auch ein "Ja" zur Erde in sich ... ein "Ja" zu allem was es um sich herum spürte und sah: Ein "Ja" zum Wind und zur Wärme der Sonne auf seiner Haut. Und sein Tanz wurde ein Ja-Tanz ... ein "Ja" zum Leben ... ein "Ja" zur Weite und zur Freiheit, ein "Ja" des Wassers, des Himmels, der Erde und des Feuers ... aber kein "Ja" der Städte. Aus dem Vielleicht war ein Ja-zum-Leben geworden und es wusste ganz sicher, dass es nicht in die Stadt zurückgehen konnte ... sie würde dort wieder ein Nein werden.

Und so beschloss Lebens-Ja in diesem weiten hellen Land zu bleiben ... Blumen wachsen zu lassen ... mit dem Wind zu tanzen ... die Sonne zu küssen ... und allem was ihr begegnete "Ja" zuzurufen.

Doch es war nicht nur ein leichtes Leben, denn es schmerzte sie immer wieder tief, wenn bei jeder menschlichen Begegnung auf ihr freudiges "Ja" nur ein lautes, entsetztes "Nein" zu hören war ... sie stand mit ausgebreiteten Armen ... allein. Sie weinte oft verzweifelt - und nur der Himmel hörte ihren Schmerz und ihre Zweifel, ob ihre Entscheidung richtig gewesen war. Kann eine richtige Entscheidung so weh tun?

Manche der Neins waren jedoch auch neugierig, denn dort wo Lebens-Ja war, blühte die Wüste. Sie kamen vorsichtig näher, manche sogar so nahe, dass sie fast schon Vielleichts wurden ... doch dann bekamen sie Angst vor dem Unbekannten und vor dem Wort "Ja". Sie brüllten "Nein" und rannten weg. Das Wort "Ja" wollten sie vergessen. Es erinnerte sie an das langsame atemlose Sterben in der Enge der Stadt, an all die Lügen die sie lebten und erzählen mussten, um in der Geborgenheit und Nähe zu bleiben und um nicht allein zu sein. Es erinnerte sie an den Schmerz der Trennung und an die Einsamkeit in der sie lebten ... und all das wollten sie nie mehr fühlen. Ihrer Wahrheit zu folgen und auch zu anderen "Ja" zu sagen, hatte sie in schmerzhafte, hoffnungslose Einsamkeit gestoßen. Nähe, Wärme, Geborgenheit gab es nicht mehr in ihrem Leben ... Entweder Nähe und Lüge oder Freiheit und Einsamkeit.

Einige mutige Nein's kommen jedoch immer wieder ... ihre Sehnsucht nach dem "Ja", nach Lebendigkeit und Nähe ist größer, als die Angst vor dem alten Schmerz. Und im Reich von Lebens-Ja können alle Verletzungen heilen. Warme Augen die "Ja"