Alles. Für Dich. - Gary L. Thomas - E-Book

Alles. Für Dich. E-Book

Gary L. Thomas

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Beschreibung

Der bekannte Autor Gary Thomas ("Der heilige Hafen", "Neun Wege, Gott zu lieben") lädt in diesem Buch dazu ein, das Leben, das Gott uns geschenkt hat, in vollen Zügen zu genießen. Zu viele Christen haben ein falsches Verständnis von Sünde; daher wird vieles, was Spaß macht, kritisch beäugt . Doch Gott möchte, dass wir uns freuen - er hat uns das Leben geschenkt. Wenn wir lernen, entspannt und befreit zu leben, wird unser geistliches Leben aufblühen, unsere Gottesbeziehung wachsen, aber auch unsere Beziehungen zu anderen werden neuen Schwung bekommen. Ein begeisterndes Buch, das Spaß macht!

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Seitenzahl: 328

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Die Edition erscheint in Zusammenarbeit zwischenSCM R.Brockhaus im SCM-Verlag, Witten,und dem Bundes-Verlag, Witten.Herausgeber: Ulrich Eggers

Die amerikanische Originalausgabe erschien unter dem Titel Pure Pleasure bei Zondervan®, Grand Rapids/Michigan.© 2009 der amerikanischen Originalausgabe: Gary ThomasDeutsch von Hans-Werner Durau

Soweit nicht anders angegeben, sind die Bibelzitate entnommen aus:Neues Leben. Die Bibel, © 2002 und 2006 SCM R.Brockhaus imSCM-Verlag GmbH & Co. KG, Witten.Weiter wurden folgende Übersetzungen verwendet:Elberfelder Bibel © 1985/1991/2006 SCM R.Brockhausim SCM-Verlag GmbH & Co. KG, Witten (ELB)Lutherbibel, revidierter Text 1984, durchgesehene Ausgabe in neuerRechtschreibung © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart (LUT)

© 2010 SCM R.Brockhaus im SCM-Verlag GmbH & Co. KG, WittenUmschlag und Illustration: Yellow Tree Kommunikationsdesign, Freudenberg – www.ytdesign.de

Dieses E-Book darf ausschließlich auf einem Endgerät (Computer, E-Reader) des jeweiligen Kunden verwendet werden, der das E-Book selbst, im von uns autorisierten E-Book Shop, gekauft hat. Jede Weitergabe an andere Personen entspricht nicht mehr der von uns erlaubten Nutzung, ist strafbar und schadet dem Autor und dem Verlagswesen.ISBN 978-3-417-21961-6 (E-Book)Datenkonvertierung E-Book: Satz & Medien Wieser, Stolberg

ISBN 978-3-417-26353-4 (lieferbare Buchausgabe)Bestell-Nr. 226.353Satz: Satz & Medien Wieser, StolbergDruck: CPI–Ebner & Spiegel, Ulm

Inhalt

Kapitel 1 | Wenn man von einem plötzlichen Durstgefühl überfallen wird

Wenn der Durst alles dominiert

Bis zum Rand gefüllt

Der Ort der Freude

Kapitel 2 | Wie wir uns mit Vergnügen stärken können

Christen, die sich selbst hassen

Gestärkt durch Zufriedenheit

Eine saubere Party

Kapitel 3 | Wie unsere Freude Gott Freude macht

Der Gott der Freude

Whatever gets you through the night …

Die Anteilnahme Gottes

Das Geschenk, das nie aufhört

Gottgefärbte Vergnügungen

Gereinigtes Vergnügen

Kapitel 4 | Sich an der Erde freuen, ohne die Welt zu lieben

Offene Fenster

Der Mut eines jungen Mannes

Der Jesus hinter der Freude

Eine berechtigte Sorge

Die große Verbindung

Kapitel 5 | Party wie in biblischen Zeiten

Kraftlose Grundsätze

Größere Freude

Der Zehnte, den niemand lehrt

Gottes Boden

Kapitel 6 | Freude praktisch

Die Macht der Freude freisetzen

Die religiöse Falle

Seelen ohne Körper

Ein ganz irdischer Ratschlag

Ein »Schloss« an die Freude hängen

Verachten Sie nie den Stock, wenn Sie einen brauchen

Kapitel 7 | Was macht Ihnen Freude?

Sinnesfreuden

Die Freuden, sich mit etwas zu beschäftigen

Freude ins Spiel bringen

Kapitel 8 | Geistliche Farne

Müdigkeit

Einsamkeit/Distanzierung

Mangelnde Freude am Leben und an Gott

Die zweite Verletzung wird Sie stoppen

Kapitel 9 | Freude erhalten

Schamlose Anbetung

Übervergnüger

Kleine, langsame Schlückchen

Freude dient einem höheren Ziel

Ein langer, aber herrlicher Prozess

Kapitel 10 | Gefährliche Vergnügungen

Mächtige Freuden in Schach halten

Abhängigkeitsphobie

Die Gefahren dieses Buches

Kapitel 11 | Die Kosten des Vergnügens

Der Milchkaffee-Faktor

Besondere Frömmigkeit

Lassen Sie uns wie die Prostituierte sein

Kapitel 12 | Familienvergnügen

Freude am Großziehen sündiger Kinder

Transzendente Zeiten

Das trinken, was uns eingeschüttet wurde

Der Freude der Familie dienen

Wie ich Gott durch den Kauf eines Autos anbetete

Kapitel 13 | Singen im Exil

Heilige Unzufriedenheit

Kein Dr. Ratschlag

Damit mussten Sie doch rechnen

Was man nicht tun sollte

Freudenrezepte

Unseren Himmel in Jesus finden

Kapitel 14 | Lustig heilig

Von der Kanzel zur Kirchenbank

Überrascht vom Humor Jesu

Locker werden

Zwei rivalisierende Kräfte

Lachen kultivieren

Unsere Herrlichkeit

Epilog

Anmerkungen

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

Kapitel 1Wenn man von einem plötzlichen Durstgefühl überfallen wird

Der Weg, wirklich glücklich zu sein, ist, wirklich menschlich zu sein; und der Weg, wirklich menschlich zu sein, ist, wirklich göttlich zu sein.

James I. Packer

Es gibt für einen Menschen nichts Besseres auf der Welt, als dass er isst und trinkt und sich an seinem Leben freut.

Prediger 8,15

»Ich … brauche … Wasser!«

Die Stadt Houston verging in drückender Schwüle, während die Sommersonne die Straßen bei 35 Grad geradezu verbrannte. Es war mitten am Nachmittag, und jeder halbwegs zurechnungsfähige Mensch saß gut gekühlt und erfrischt in einem Haus mit Klimaanlage. Ohne Zweifel waren manche verwundert über einen strahlend weiß gekleideten Mann mittleren Alters aus dem Nordwesten der USA, der in seinen Laufschuhen dahinschmolz, als er sich durch die Vorstädte kämpfte.

Ich war von zwei Gemeinden eingeladen worden, Texas zu besuchen. Da ich an diesem Sonntagmorgen gepredigt hatte und am Abend eine Mitarbeiterklausur leiten sollte, musste ein Lauf in den Sonntagnachmittag gezwängt werden, zwischen die beiden Morgenpredigten und die Abendveranstaltungen. Wegen der Hitze wollte ich nur ungefähr zwölf Kilometer laufen. Ich hatte kein Wasser mitgenommen, aber der ganze Lauf sollte auch nur weniger als 50 Minuten dauern. Wir durstig konnte ich da schon werden?!

Nach weniger als fünfzehn Minuten fand ich es heraus. Stellen Sie sich vor, Sie kauen für etwa zehn Minuten auf heißem Sand herum, spucken ihn aus, und dann bläst jemand für weitere fünf Minuten heiße Luft aus einem Fön direkt in Ihre Kehle. So fühlte ich mich. Doch leider musste ich noch eine weitere halbe Stunde laufen. Nach dreißig Minuten kam ich mir bereits wie ein neunzig Jahre alter Mann vor. Als ich dann eine weggeworfene, halb leere Flasche Cola light im Graben liegen sah und mir diese sehr verlockend erschien, wusste ich, dass ich in Schwierigkeiten war.

Dann sah ich eine Frau vor ihrem Haus. Einem Haus, vor dem sich – halleluja! – ein aufgerollter Schlauch befand. Ich ging zu ihr und krächzte aus ausgedörrter Kehle: »Entschuldigung, würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich ein paar Schlucke aus Ihrem Schlauch nehme?« – »Überhaupt nicht«, antwortete sie. So ging ich zum Schlauch, ließ ihn einen Moment laufen und öffnete meinen Mund – um das abgestandenste Wasser zu trinken, das man sich vorstellen kann. Es schmeckte widerlich nach Plastik.

Man muss sich vorstellen: Das Wasser in diesem Schlauch hatte seit Tagen vor sich hin gekocht. Die Bakterien hatten sich wahrscheinlich jede Millisekunde um ein Vielfaches vermehrt; zweifelsohne waren sie sogar übereinander hergefallen, um sich zu reproduzieren. Als sich das Wasser den Weg durch meine Kehle bahnte, sagte eine kleine, leise Stimme in mir: »Dafür wirst du so bezahlen … In drei Stunden wirst du dir wünschen, du wärest tot.«

Doch ich achtete nicht darauf. Weit jenseits der Durstgrenze wollte ich nur schnelle Erleichterung. Ich hätte sogar mehrere Magenverstimmungs-Albträume riskiert, nur um meine Kehle zu befeuchten. Also trank ich. Schließlich schaffte ich es zurück zu meinem Auto, fuhr zum nächsten Supermarkt und kaufte so viele eisgekühlte Getränke, wie ich tragen konnte. Dann lächelte ich, weil mir einfiel, dass ich nun einen perfekten Einstieg für mein nächstes Buch beisammenhatte.

Wenn der Durst alles dominiert

Als ich aus dem Schlauch trank, wusste ich, dass ich einer Katastrophe ins Auge sah – aber es machte mir nichts. Gewaltiger Durst ließ mich langes Leiden für eine kurze Befriedigung riskieren. Man hätte eine ganze Armee von Wissenschaftlern aufstellen können, die Tabellen und PowerPoint-Präsentationen zeigten, Anekdoten zum Besten gaben, private Erlebnisse schilderten und wissenschaftliches Datenmaterial präsentierten, um zu demonstrieren, wie dumm es war, dieses Wasser zu trinken, dennoch hätte ich den Schlauch an meinen Mund geführt und die flüssige Erleichterung zu mir genommen. So durstig fühlte ich mich. Mein dringendes Bedürfnis stellte jede andere aufkeimende Sorge in den Schatten.

Meine körperliche Verfassung spiegelte den Zustand wider, in dem sich viele Menschen befinden – geistlich, beziehungs- und gefühlsmäßig. Wer geistlichen Durst hat, ist bereit, eine Menge Gift zu sich zu nehmen, nur um den Durst zu stillen.

Nichtchristen sind übernatürlich durstig, weil sie den Gott nicht kennen, für den sie geschaffen sind, um sich an ihm zu freuen. Viele Gläubige sind durstig, weil sie nicht wissen, wie sie Gott und das Leben, das er ihnen gegeben hat, genießen sollen. Manche Menschen in der Gemeinde sind, vorsichtig ausgedrückt, sehr misstrauisch in Bezug auf Vergnügen. Vergnügen ist für uns oft ein Synonym für Sünde. Wenn sich etwas gut anfühlt, dann muss es ein Werkzeug des Teufels sein – so denken wir. Also konzentrieren wir uns in unserem Leben auf unsere Pflichten, auf unseren Auftrag und auf unsere Verantwortlichkeiten. Das sind alles gute Dinge, aber sie durchziehen unsere Tage nicht gerade mit Vergnügen. Wer so lebt, weiß nach einer Weile gar nicht mehr, wie heilige und gute Freude aussieht. Er wird extrem durstig und unweigerlich von einer anderen Art Erlösung angezogen werden, die nicht heilig oder gut ist und auch Gott nicht die Ehre gibt – nämlich von Vergnügungen, die unsere Seelen letztlich zerstören, statt sie aufzubauen.

Am Sonntagmorgen, wenn wir in der Kirche sitzen und dem Pastor zuhören, schreit die Tyrannei unserer durstigen Seelen so laut, dass wir so gut wie taub gegenüber echter Weisheit, gegenüber Warnungen, sogar gegenüber der Bibel werden, die uns davor warnt, unsere Seelen mit verseuchten Vergnügungen zu terrorisieren. Vielleicht hören wir Zeugnis über Zeugnis darüber, dass die Fluchtmöglichkeiten, die wir in Gedanken erwägen, eine Falle sind, eine heimtückische Vorstufe der Verführung, des Elends und des Ruins – wenn wir wirklich durstig sind, wird es uns wahrscheinlich egal sein. Doch wenn wir zulassen, so durstig zu werden, machen wir uns anfällig für jede Art von geistlicher Krankheit. Wir werden das vergiftete Wasser trotzdem trinken.

Heute Morgen bin ich aufgewacht und hatte ein großes Glas Wasser vor mir sowie eine leckere Tasse Tee. Aus diesem Blickwinkel konnte ich auf mich und mein Verhalten einige Monate zuvor zurückblicken und sagen: »Gary, lass den Schlauch liegen.« Aber das liegt daran, dass ich heute Morgen nicht durstig war. Von meinem jetzigen Standpunkt aus ist die halb leere Flasche Cola light im Graben absolut widerlich. Ich würde sie keines zweiten Blickes würdigen. Auch der Schlauch ist mir abscheulich. Nun könnte ich mich dafür anklagen, von diesem Schlauch getrunken zu haben. Aber wäre es nicht weiser, mir Vorwürfe zu machen, dass ich es überhaupt zu einer solchen Situation habe kommen lassen, in der ich so durstig wurde, dass ich am Rande der Verzweiflung war?

Gestatten Sie mir die Frage: Wie durstig fühlen Sie sich, wenn Sie diese Zeilen lesen? Hat Ihr Glaube nur mit Pflicht, Auftrag und Verantwortung zu tun? Sind Sie manchmal geschockt, wie verlockend manche Dinge auf Sie wirken, obwohl Sie wissen, dass Sie sie eigentlich verabscheuen sollten? Führt die mangelnde Freude in Ihrem Leben dazu, dass Sie anfällig für Versuchungen sind?

Statt sich selbst ständig dafür zu kritisieren, solchen Versuchungen nachzugeben, könnten Sie auch einen Schritt zurücktreten und versuchen herauszufinden, wie Sie ein Leben entwickeln können, das Sie von der Tyrannei Ihres fordernden Durstes befreit. Könnten Sie sich mit dem Gedanken anfreunden, dass es möglicherweise heilig und sinnvoll ist, angemessene Vergnügungen bewusst in Ihr Leben zu integrieren?

Bis zum Rand gefüllt

Statt uns ein erfülltes Leben vor Augen zu führen, hat die christliche Gemeinde, als Ganzes betrachtet, jahrelang versucht, uns vor der Sünde zu warnen. Beispielsweise kann man sich gegen einen Seitensprung wappnen, indem man über all das Böse nachdenkt, das daraus resultieren könnte: Vielleicht bringt man AIDS oder eine Geschlechtskrankheit mit nach Hause; es ist beschämend, erwischt zu werden, womöglich bekommt es auch noch alle Welt mit; vielleicht riskiert man auch seinen Beruf, mindestens aber seinen Ruf. Auch die verletzte Reaktion des Ehepartners ist schmerzlich; die Vorstellung, dass die eigenen Kinder den Respekt vor einem verlieren, schrecklich; die Möglichkeit, dass der Ehepartner auf Rache sinnt, bedrohlich.

Sicherlich haben solche Gedanken ihre Berechtigung. Wenn Sie nur leben, um nicht zu sündigen, könnten Sie sogar dafür plädieren, dass solch eine gedankliche Übung geistlichen Segen bringt. Aber es geht auch anders.

Sie könnten sich darauf konzentrieren, Ihre Ehe so zu gestalten, dass Gedanken an einen Seitensprung gar nicht erst aufkommen, da Sie echte und befriedigende Intimität erleben, sodass für andere Liebschaften gar kein Platz wäre. Sie könnten Ihre Zeit damit verbringen, Ihre Kinder bewusst aufwachsen zu sehen und so stark Teil ihres Lebens zu werden, dass Ihr Herz vor Liebe zu Ihrer Familie überfließt – der Gedanke, Ihre Familie könnte kaputtgehen, wird Ihnen widerwärtig. Sie könnten treu der Arbeit nachgehen, zu der Gott Sie berufen hat, sodass Sie weder Zeit haben noch einen Gedanken daran verschwenden, etwas so Schäbiges wie eine Affäre zu beginnen.

Merken Sie den Unterschied? Unser Leben kann von echten, dauerhaften Freuden geprägt sein. So wappnen wir uns gegen das Böse, das auf diese Weise viel von seiner Anziehungskraft verloren hat. Oder aber wir können mit eisernem Willen versuchen, uns angstvoll von der Sünde abschrecken zu lassen, während wir uns tief in unseren Herzen doch nach ihr sehnen.

Welches Leben wollen Sie leben? Welches Leben wird Ihrer Meinung nach schlussendlich gelingen? Thomas Chalmers, ein schottischer Prediger aus dem 19. Jahrhundert, hielt die erste Methode, also das Nachdenken über die »Nichtigkeit« der Sünde, »alles in allem« für ungeeignet und wirkungslos. Er glaubte, dass »die Beschaffenheit unserer Natur« es erforderlich macht, dass wir uns stattdessen auf die Rettung und die Genesung unseres Herzens von falschen Neigungen konzentrieren, indem wir die »austreibende Macht« einer neuen Liebe erfahren.1

Ähnlich schreibt G. K. Chesterton, der glaubt, dass die »große Lücke in der modernen Ethik« das »Fehlen eindrücklicher Bilder der Reinheit und des spirituellen Obsiegens« sei.2 Mit anderen Worten: Wir müssen die Herrlichkeit eines Lebens predigen, das wirklich die Seelen befriedigt, anstatt von den Gefahren eines töricht gelebten Lebens besessen zu scheinen. Wir können unsere Kinder zur Universität schicken und ihnen schreckliche Geschichten von Studenten erzählen, die sturzbesoffen aus dem dritten Stock fallen und dabei zu Tode kommen, wir können ihnen Statistiken über die Prozentzahl der sexuell aktiven Studenten zeigen, die mindestens eine Geschlechtskrankheit haben, wir können Berichte herbeischaffen, die die zerstörerischen Auswirkungen auflisten, die die Liebe zum Geld hat – oder aber wir können in ihnen eine Vision davon wecken, dass ihre Seele eine einzigartige Befriedigung erfahren wird, wenn sie sich als Werkzeug Gottes benutzen lassen, dass sie Möglichkeiten haben werden, mit Menschen Beziehungen einzugehen, die Freunde fürs Leben werden können, und dass es ein unvorstellbar herrliches Erlebnis ist, wenn man für die Lebensberufung ausgerüstet wird, zu der man von Gott geschaffen wurde.

Ich möchte, dass meine Kinder ihr Leben mit guten Dingen füllen, die ihnen wiederum dabei helfen, die schlechten zu verachten. Ich möchte ihre Herzen mit »eindrücklichen Bildern der Reinheit und des spirituellen Obsiegens« einnehmen, statt zu versuchen, sie von seelenzerstörerischen Verhaltensweisen abzuschrecken.

»Wo die Freiheit nahe herbeigekommen ist, da beginnen die Ketten zu schmerzen«, schrieb einmal ein Theologe.3 Der vergnüglichere Weg des Lebens, den Jesus anbietet, lässt die Qual des Todesweges umso deutlicher hervortreten. Wenn wir ohne Scheu echtes, ehrliches und Gott ehrendes Vergnügen predigen, dann werden das Elend der Sünde, die Dummheit geistlicher Auflehnung und die Qual von Süchten auf schockierende Weise offenbar.

Chalmers würde argumentieren, dass eine »alte Liebe« – gemeint ist also ein sündiges Verlangen – »beinahe nie« durch die schiere Kraft mentaler Entschlossenheit überwunden wird. Demzufolge erwischt die Sünde schließlich beinahe immer einen jungen Mann oder eine junge Frau, die sich bloß »vorgenommen« haben, nicht zu fallen. Der Prediger des 19. Jahrhunderts würde sagen, dass das Rationalisieren (»Ich weiß, ich sollte nicht«; »Das könnte böse enden«; »Meine Eltern werden ärgerlich sein«; »Das könnte meine Zukunft negativ beeinflussen«) wahrscheinlich nicht mit der Kraft unserer Leidenschaft mithalten kann. »Aber was so nicht zerstört werden kann, kann vielleicht enteignet werden, und ein Geschmack kann vielleicht dazu gebracht werden, einem anderen Platz zu machen und seine Macht als beherrschenden Gedanken ganz und gar zu verlieren. So hört der Junge auf, Sklave seines Appetits zu sein.«4

Doch kehren wir zu meiner Anfangsgeschichte zurück. Ich wusste, dass das Trinken aus dem heißen Schlauch in Houston ein riskantes Unterfangen war, aber es war mir egal. Ich brauchte irgendetwas, um meinen Durst zu beseitigen. Auch Studenten, alleinerziehende Mütter, Männer mittleren Alters oder Senioren brauchen irgendetwas. Wir sollten ihnen Visionen von etwas Besserem vor Augen malen, etwas Edlerem, um ihre Herzen zu füllen. Wir sollten unsere Gemeinden auf die Spur der herrlichen, »eindrücklichen Bilder der Reinheit und des spirituellen Obsiegens« bringen. Lassen Sie uns Werbung für das gute Leben machen, indem wir lebende Beispiele wirklich zufriedener Seelen werden.

Geistlicher Sieg beginnt und endet damit, dass wir unsere Befriedigung stärker in Gott als in allen anderen Dingen finden. Wir dienen jedoch einem großzügigen Gott, der uns gerne mit vielen anderen Freuden segnen will, Geschenken aus seiner Hand, die uns begeistern – und indem sie uns begeistern, geben wir ihm die Freude zurück. Statt diese Geschenke als Konkurrenten anzusehen, die unsere Herzen von Gott wegziehen wollen, können wir sie dankbar in Empfang nehmen und Gott erlauben, uns für die Wege, die die Welt anzubieten hat, untauglich zu machen.

Gebet und Gemeinschaft gehören zu den größten Freuden des Lebens, doch dabei sollten wir nicht stehen bleiben. Wir sollten es lernen, unsere Seelen mit Schönheit, Kunst, edlen Errungenschaften, leckerem Essen, reichen Beziehungen und reinigendem Lachen zu füllen. Wenn wir diese Freuden anerkennen, erkennen wir gleichzeitig Gott als genialen Schöpfer brillanter Erfindungen an. Wir sollten misstrauisch gegenüber einem Glauben sein, der diese Segnungen als »weltlich« oder ungeeignet abtut, so, als ob eher Satan als Gott sie erdacht hätte. Wir sollten uns weigern, in die Falle des Feindes zu tappen und uns die guten Freuden zu versagen, die von Gott kommen, sodass wir letztendlich anfälliger für Vergnügungen werden, die nicht dem Willen Gottes entsprechen.

Tatsächlich hat Gott uns zu seiner Freude erschaffen und nicht zu unserer, aber wenn wir ein Leben voller »heiliger Vergnügungen« leben, machen wir Gott Freude (siehe Kapitel 3). In diesem Kontext und Verständnis kann Freude unsere Frömmigkeit und unser Tun sogar extrem stärken.

Der Ort der Freude

Dieses Buch geht der Frage nach, wie wir die Freude in unserem Leben als Christen zurückgewinnen können. Würden Sie nicht gerne das Potenzial eines Lebens voller gesunder Vergnügungen entdecken? Wenn Gott sich diese Freuden ausgedacht hat, um uns zu stärken, wie können wir dann besser ausgerüstet sein, um die Kraft, die in ihnen liegt, zu empfangen? Möchten Sie gerne besser verstehen, wie Gott sich freut, wenn seine Kinder glücklich sind, genauso wie jeder andere Vater es liebt, sich zurückzulehnen und seine Kinder am Heiligabend zu betrachten, wie sie vor Freude über die Geschenke ganz aus dem Häuschen sind?

Wenn sich Ihr Leben bisher stark um Pflichten, Verantwortlichkeiten und Entsagungen gedreht hat, dann werden Ihnen jetzt die Augen geöffnet werden. Wenn Sie in bedenklicher Weise durstig geworden sind, anfällig für alle möglichen Versuchungen, die Ihre Seele verletzen können, dann werden Sie stärker gegen die Sünde gewappnet sein. Wenn Ihr Leben seine Anziehungskraft verloren hat und Ihr Herz seine Freude: Machen Sie sich bereit für eine Erneuerung.

Möglicherweise haben Sie Ihre Vergnügungen nie mit Gott in Verbindung gebracht und eine Mauer errichtet zwischen dem, was man »schöpfungsgemäße Vergnügungen« nennen könnte, und der Anbetung Gottes. Ich werde mein Bestes tun, um diese Mauer niederzureißen. Oder vielleicht kämpfen Sie auch eine völlig andere Schlacht. Sie sind genusssüchtig geworden. Sie sagen nie oder nur äußerst selten Nein zum Vergnügen, und Sie brauchen Hilfe, um dem Vergnügen seinen angemessenen Platz und Stellenwert zuzuweisen. Auch für Sie ist dieses Buch gedacht.

Sind Sie bereit, etwas zu entdecken, das manchen bedrohlich erscheint – denn was wäre, wenn uns das Vergnügen zu Gott führt, anstatt mit ihm zu konkurrieren?

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

Kapitel 2Wie wir uns mit Vergnügen stärken können

Wir können nicht geistlich wachsen, wenn wir unser Menschsein ignorieren, genauso wie wir nicht ganz und gar menschlich sein können, wenn wir unsere Geistlichkeit ignorieren.

Jean Vanier

Für Menschen, die ein reines Gewissen haben, ist alles rein. Doch für die Verdorbenen und Ungläubigen ist überhaupt nichts rein, weil ihr Denken und ihr Gewissen beschmutzt sind.

Titus 1,15

Wenn Sie in den 1980er-Jahren in Amerika Christ waren, erinnern Sie sich möglicherweise an das »Ungame« (dt. »Nichtspiel«, ein kommunikatives Lernspiel, bei dem es keinen Gewinner gibt; Anmerkung des Übersetzers). Sechs Wochen lang war das der letzte Schrei, bis wir entdeckten, wie elend langweilig es war. Der Name sagt alles. Er suggeriert, dass es kein geeigneter Zeitvertreib ist, bloß Spaß zu haben. Wir müssen unsere Freizeit mit Bedeutendem, Geistlichem und Sinnvollem füllen. Also nennen wir es »Ungame«. Christen schaffen es sogar, einem Monopoly zu verderben.

Frühere Generationen hatten es noch schwerer. In ihrem Klassiker Wer die Nachtigall stört berichtet Harper Lee, wie »fußwaschende Baptisten« Miss Maudie zur Hölle verdammten, weil sie zu viel Zeit mit ihren Blumen verbrachte. Miss Maudie erklärte Scout:

»Die fußwaschenden Baptisten halten jedes Vergnügen für Sünde. Stell dir vor, einmal sind einige von ihnen an einem Samstag aus den Wäldern gekommen, und als sie mich im Garten sahen, riefen sie, ich und meine Blumen, wir würden zusammen zur Hölle fahren.«

»Auch Ihre Blumen?«

»Jawohl, mein Kind, sie würden zusammen mit mir verbrennen. Weil ich angeblich zu viel Zeit in Gottes freier Natur und zu wenig im Haus mit Bibellesen verbringe.«5

Es sind kulturelle Vorurteile und nicht etwa biblische Lehren, die diese unterschwellige Kritik am Vergnügen um des Vergnügens willen hervorgebracht haben. Als Jesus gesagt hat, dass er gekommen ist, um uns Leben im Überfluss zu geben (vgl. Johannes 10,10), hat er weniger über die Länge unseres Lebens gesprochen als über seine Qualität. Ein Autor hat es so formuliert: »Es ist nicht wahr, dass Jesus nur an dem Leben nach dem Tod interessiert war. Seine Botschaft war auf ein Leben nach der Geburt ausgerichtet.«6 Eugene Peterson hat in seiner Bibelübersetzung The Message Johannes 10,10 so übersetzt: »Ich bin gekommen, dass sie echtes und ewiges Leben haben. Mehr Leben oder ein besseres Leben, als sie sich je erträumt haben.«

In den nächsten paar Kapiteln werde ich noch stärker von der Bibel her ausführen, warum das Vergnügen einen Weg eröffnet, Gott anzubeten und intime Gemeinschaft mit ihm zu haben. Zunächst geht es mir jedoch um einen entscheidenden Punkt: Ich glaube, die Kirche hat da etwas missverstanden. Oft treffen wir nicht die Unterscheidung, die Paulus in seinem Brief an Titus getroffen hat: »Für Menschen, die ein reines Gewissen haben, ist alles rein. Doch für die Verdorbenen und Ungläubigen ist überhaupt nichts rein, weil ihr Denken und ihr Gewissen beschmutzt sind« (Titus 1,15).

Anders ausgedrückt: Erlösung – also ein gläubiger Mensch zu werden, wiedergeboren zu werden, wie immer Sie es auch ausdrücken mögen – hat eine Bedeutung. In diesem Kontext argumentiert Paulus gegen hyperreligiöse Menschen, die versuchen, Christen mit eigenwilligen Regeln und Verboten zu gängeln. Diese Lehrer wollten die Gläubigen unter dem alten Glauben versklaven, dass, wenn eine unreine Person etwas berührt (Nahrung, Getränke oder sogar eine andere Person), dieses Etwas ebenfalls unrein wird. Paulus dreht schlauerweise den Spieß um, indem er sagt: »Wenn jemand rein ist, dann wird das, was er berührt, auch rein.«

Ich behaupte, dass wir mit den Augen der Erlösung auf das Vergnügen und die guten Gaben dieser Erde sehen sollten. Wenn unsere Herzen von Gott gereinigt und verwandelt sind, können genau die Dinge, die uns früher zum Straucheln brachten, Freunde unseres Glaubens werden. Natürlich nicht alle Dinge: Was definitiv dem Willen und den Geboten Gottes widerspricht, egal, welche Freuden es anzubieten scheint, wird immer unsere Seelen zerstören. Aber das Gute auf dieser Erde, das von Gott geschaffen ist, um es mit Dankbarkeit und Lob zu empfangen (so etwa Freundschaft, gutes Essen und leckere Getränke, Lachen, Sex, Familienleben), kann erlöst werden, um unser Leben und unseren Glauben auf positive Weise zu bereichern. Gott kann uns sogar die Kraft geben, das, was wir vorher missbraucht haben, zu einem Werkzeug des Lobpreises werden zu lassen.

Natürlich sehen wir uns hier der Herausforderung gegenüber, dass die Erlösung diesseits des Himmels unvollständig ist. Die sündige Natur arbeitet weiter in uns (vgl. Römer 7,14-25). Ich behaupte nicht, dass wir uns »aus der Sünde heraus vergnügen« sollten. Denn ein Herz, das durch die Sünde geschwächt ist, wird, wenn es zwei Freuden zur Auswahl hat – eine gesunde und eine zerstörerische –, wahrscheinlich die falsche wählen.

Wenn wir das Vergnügen freudig annehmen, muss am Anfang immer ein Herz stehen, das durch Gottes Heiligen Geist erneuert ist.

Wenn dieser machtvolle Erlösungsakt begonnen hat, können die, die »in Christus« sind, durch Gottes Gnade und Barmherzigkeit das Vergnügen begrüßen und sogar in einer Weise pflegen, dass wir weniger anfällig für die Faszination der Sünde und der Versuchung sind. Vergnügungen dankbar anzunehmen, anstatt ihnen gegenüber misstrauisch zu bleiben, ist freilich kein Allheilmittel, kann aber einen erfreulichen Effekt haben, vorausgesetzt, unsere Herzen haben sich verändert und verändern sich weiter.

Auch behaupte ich nicht, dass Vergnügungen alleine genügen. Da wir alle sündenbefleckte Herzen haben, sind die alten geistlichen Übungen wie Selbstverleugnung, Aufopferung und auch Abgrenzung vom Bösen nach wie vor sinnvoll. Ohne sie wäre es dumm, die Vergnügungen allzu großzügig willkommen zu heißen, denn über kurz oder lang würden sie mich zu sehr einnehmen. Mit diesen geistlichen Übungen hingegen, und indem ich von den Wohltaten eines erlösten Lebens profitiere, dem Rat des Heiligen Geistes und der Unterstützung durch die Gemeinschaft Gottes (der örtlichen Gemeinde), kann ich damit anfangen, das Leben wirklich zu genießen, vielleicht zum ersten Mal. Ich kann das Vergnügen als Möglichkeit sehen, um Gott und das Leben zu feiern, das er mir gegeben hat. Es kann mich zu ihm hinführen, statt mich von ihm wegzuziehen.

Wenn wir im Glauben wachsen, richtet Gott unsere Wünsche nach und nach auf »heilige Vergnügungen«, auf geistlich gute und gesunde Dinge, die uns befriedigen und erfüllen, sodass die Sünde anfängt, viel von ihrer (indes nicht alle) Anziehungskraft zu verlieren. So oft denken wir, dass »Vergnügen« etwas Unerlaubtes ist, und warnen andere vor den Gefahren. Aber wenn wir lernen, das Vergnügen in der angesprochenen Weise zu erlösen, und unseren Herzen gestatten, von unserem Schöpfer umgeformt zu werden, kann das Vergnügen zum Diener der Heiligkeit werden und nicht zu ihrem Feind.

Christen, die sich selbst hassen

Es wird zu einer geistlichen Krankheit, wenn wir das Vergnügen nur deswegen anprangern, weil es Spaß macht. In Wirklichkeit ist das eine Form von Selbsthass und ein Angriff auf das Evangelium der Liebe. Die Autorin Karen Horney warnt vor unseren »Freudentabus«. Ich frage mich, wie viele Christen Sie kennen (und vielleicht gehören Sie selbst dazu), die genau so sind wie in diesem Beispiel hier:

Er möchte einen Ausflug machen, und die innere Stimme sagt: »Du verdienst das gar nicht«, oder in einer anderen Situation: »Du hast kein Recht darauf, dich auszuruhen oder ins Kino zu gehen oder dir eine neue Hose zu kaufen.« Oder ganz generell: »Gute Sachen sind nicht für dich bestimmt.« … Nachdem er den ganzen Tag tüchtig gearbeitet hat, ist er müde und möchte gerne ausruhen. Die Stimme sagt: »Du bist bloß faul.« – »Nein, ich bin wirklich müde.« – »Aber nein, das ist bloß Zügellosigkeit; auf diese Weise wirst du es zu nichts bringen.« Und nach solch einem Hin und Her wird er entweder mit schlechtem Gewissen eine Pause machen oder sich selbst zum Arbeiten zwingen, ohne dass er irgendetwas davon hätte, egal, wie er sich entscheidet.7

Das habe ich durchlebt! Was für ein schlauer, dämonischer Angriff, was für ein wirksamer Weg, jeden, der für Gott arbeitet, auszulaugen und unser Zeugnis einzuschränken, nur dadurch, dass unsere Freude zerstört wird.

Die Wirklichkeit ist: Satan wird einige in die Falle locken, indem er sie mit dem Verlangen nach unerlaubten Vergnügungen erfüllt. Diese Fallen sind gut bekannt und gegen sie wird jede Woche gepredigt. Andere Gläubige wiederum tendieren zu hochmütigen, arbeitsorientierten Zwängen, in denen jede Ruhepause oder jedes Vergnügen als Schwäche oder Nachgiebigkeit angesehen wird. Da Gott uns nicht gemacht hat, um in Sünde zu leben, aber auch nicht ohne Vergnügungen, wird jeder dieser Wege uns schließlich zerstören.

Die Art und Weise, wie Satan Schuld auf Schuld häuft, kann verheerend wirksam und erstaunlich schlau sein. Manchmal benutzt er sogar unsere Religiosität und spricht unser soziales Gewissen an: »Wenn Menschen in anderen Ländern hungern, wie kann ich es dann wagen, drei Euro für eine Tasse Kaffee auszugeben?« Ein soziales Gewissen ist eine gute und heilige Angelegenheit, und wenn wir mehr für Kaffee ausgeben als für die Menschen in Not, liegen unsere Prioritäten womöglich ein wenig schief. In diesem Fall könnte es auch sein, dass uns der Heilige Geist überführen möchte, und nicht, dass der Teufel uns versucht. Aber das Grundprinzip ist: Unsere selbst auferlegte Trübsal ändert nichts an der Not von jemand anderem. Im Gegenteil: Vielleicht steigert es noch Gottes Unbehagen. Welches Vergnügen sollte Gott – unser liebender Vater – daraus ziehen, wenn wir uns selbst hassen und/oder uns selbst misshandeln? Wie können wir ihn ehren, wenn wir alles verweigern, was er erschaffen hat, um uns Freude zu machen?

(Damit soll nicht das echte Problem der Konsumsucht und des selbstsüchtigen, schamlosen Konsumierens bagatellisiert werden. Damit werden wir in Kapitel 11 noch zu kämpfen haben. Jedoch macht man es sich zu einfach, wenn man behauptet, dass die Probleme der Armut im Versagen der Christen wurzeln, weil diese nicht mehr Geld spenden. In vielen Fällen liegt das Problem in Systemen oder an Regierungen, und solange diese Wurzeln nicht angesprochen werden, wird mehr Geld alleine die Hungrigen nicht satt machen.)

Gestärkt durch Zufriedenheit

Neulich hatte ich einen sehr guten Tag. Er begann mit einer tollen Zeit des Bibellesens, des Gebets und des Bibelstudiums. Danach folgte eine sehr produktive Schreibphase. Dann erfreute mich meine Frau mit einer herrlichen Zeit der körperlichen Gemeinschaft (es war das erste Mal seit einer ganzen Weile, dass wir alleine im Haus waren. Wenn man drei Teenager hat, nimmt man, was man kriegen kann). Danach traf ich einen Pastor aus unserem Ort bei Starbucks. Wir sprachen über das Leben, das Joggen, Theologie und über Gemeinde. Ich kam nach Hause zurück und machte mich für einen wunderbaren frühherbstlichen Lauf fertig. Ich lief zeitig los, sodass ich zurück war, als die Kinder von der Schule nach Hause kamen.

Am späten Nachmittag floss mein Herz dann über vor Freude. Geistige Stimulation, das Ausleben meiner Berufung, sexuelle Intimität, reiche christliche Gemeinschaft, ein leckerer Chai-Tee bei Starbucks, körperliche Stärkung durch Sport – ich fühlte mich wie die gesegnetste Person unter der Sonne. Was hätte mir die Sünde in diesem Zustand schon zu bieten gehabt? Jedes Böse wäre ein Rückschritt gewesen. Meine Nähe zu Gott am Morgen erfüllte mich unendlich mehr als irgendein hirnverbranntes Fernsehprogramm. Sex mit meiner Frau half mir, unsere Beziehung zu pflegen, die Bindung an meine Familie zu stärken und die Stabilität für meine Kinder zu sichern – warum sollte ich es außerehelichem Sex gestatten, dies alles zu zerstören? Die Unterhaltung mit dem Pastor inspirierte uns beide; sie ehrte Gott, und wir konnten einander dienen. Was interessiert mich aller Klatsch, wenn ich ermutigen kann und ermutigt werde? Und da ich glaube (wie ich in meinem nächsten Buch ausführen werde), dass es eine direkte Verbindung zwischen körperlicher und geistlicher Fitness gibt, hat der Trainingslauf auch meinen Geist gestärkt und eine ganze Anzahl geistlicher Übel in die Flucht geschlagen. Da ich selbst erlebt habe, wie segensreich es ist, in Form zu bleiben, ist für mich ein träges Leben wenig attraktiv.

Nun hat nicht jeder Tag solche herrlichen und vergnüglichen Höhepunkte. Manche Tage fangen übel an und scheinen auch genauso übel zu enden. Am Abend sehne ich mich dann nach einem anderen Tag, der mit Glauben anfängt und mit Glauben endet, und möchte nicht mehr an den schlechten Tag denken. Genau dies kann durch die Gnade Gottes geschehen, da er vergibt, erlöst und ermächtigt. Ich möchte also die Macht des Vergnügens nicht überbewerten. Da die sündige Natur in mir wohnt, werde ich nie ein versuchungsfreies Leben führen. Und da ich schwach bin, werde ich auf dieser Seite des Himmels nie moralische Perfektion erlangen, nicht einmal ansatzweise.

Aber ich kann damit anfangen, einen Geschmack dafür zu entwickeln. Echtes Vergnügen, das Gott die Ehre gibt, kann mir dabei helfen, dies zu tun. Der Theologe D. A. Carson warnt: »Es ist eine traurige Tatsache, dass viele Menschen im Schmutz leben, ohne zu bemerken, dass es Schmutz ist. Der weise Christ wird viel Schmutz in der Welt sehen, aber er wird ihn als solchen erkennen, und zwar gerade weil alles, was rein ist, seine Gedanken bestimmt.«8

Wenn wir »das Reine« kultivieren, sehen wir den Schmutz, wie er ist: als Schmutz! Medizinische Studien haben gezeigt, dass, wenn wir unsere Beherrschung verlieren oder ständig mit unterschwelligem Zorn leben, unser Herz-Kreislauf-System geschädigt wird und unsere Beziehungen distanzierter werden. Materialismus führt dazu, dass wir das verpassen, was im Leben am meisten zählt. Vielleicht erreichen Materialisten den Ruhestand in finanzieller Sicherheit, aber sie sind dann möglicherweise von ihren Familien entfremdet und haben keine echten Freunde, mit denen sie ihr Geld ausgeben können. Unersättlichkeit wird uns irgendwann körperliche Probleme bereiten und uns lahmlegen. Stolz wird uns der Nähe zu anderen berauben, da es schwierig wird, uns nahe zu kommen, und er uns davon abhält, ehrlich und authentisch zu sein.

In diesem Leben bleiben Christusnachfolger anfällig für Sünde und Versuchung, aber man beachte den Unterschied: Wir werden die Sünde hassen, sogar, wenn sie uns versucht (vgl. Römer 7,14-25). Wir sehen die »dunklen Wurzeln« der so farbenfroh erscheinenden Versuchungen, und uns wird klar, wie falsch diese Verlockungen wirklich sind.

Man nenne irgendeine Sünde, und schon hat man eine Bedrohung für das überfließende Leben erkannt. Man nenne ein geistliches Versagen, und man hat damit einen bösartigen Angriff auf ein erfüllendes Leben identifiziert. Ich schätze sehr, wie Juliana von Norwich9 damit umgeht. Sie sagt, dass die Seele, die von Gott berührt wird, die Widerwärtigkeit der Sünde mehr hasst als die Hölle. Statt lediglich durch die ewigen Konsequenzen der Sünde von dieser abgehalten zu werden, öffnen wir unsere Augen für die in der Sünde wohnende Bosheit, und damit verlieren wir unseren Appetit auf sie. Sie warnt davor, dass diejenigen, die sich hauptsächlich auf die Bestrafung der Sünde konzentrieren, davon abgelenkt werden, sich auf die Freundschaft mit Gott zu konzentrieren.10 Mit praktischen, geradezu modernen Worten bittet sie uns eindringlich: »Lass dich von Gott mit seiner Freude, seinem Vergnügen und seiner Freundschaft überzeugen, und du wirst sehr viel weniger anfällig dafür sein, von den falschen Vergnügungen der Sünde getäuscht zu werden.« In Bezug auf die geistliche Kriegsführung betont sie, dass unser Feind, der Teufel, mehr durch unseren Aufstieg verliert, als er durch unseren Fall gewinnt.

Jesus ist gekommen und hat uns das gute Leben versprochen.

Warum aber konzentrieren wir Christen uns dann hauptsächlich darauf, das schlechte Leben auf Abstand zu halten?

Eine saubere Party

Ein großartiger Abschnitt im 1. Königebuch beschreibt die Tempelweihe des Königs Salomo. Er brachte dem Herrn Tausende von Gemeinschaftsopfern dar, die vom Volk verzehrt wurden. Man stelle sich eine Riesenparty vor, zu der man noch nicht einmal etwas mitbringen muss. Der König kommt für alles auf. Doch man beachte Folgendes: »Dann feierten Salomo und ganz Israel in der Gegenwart des Herrn, ihres Gottes, das Laubhüttenfest. Eine riesige Menschenmenge war zusammengeströmt, von der Grenze Hamats bis zum Bach von Ägypten. Die Feier dauerte insgesamt 14 Tage – sieben Tage für die Einweihung des Altars und weitere sieben Tage für das Laubhüttenfest. Als das Fest vorüber war, schickte Salomo die Leute nach Hause. Sie segneten den König und gingen heim, und alle freuten sich und waren glücklich, weil der Herr seinem Diener David und seinem israelitischen Volk so viel Gutes getan hatte (1. Könige 8,65-66).

Haben Sie es bemerkt? Sie fasteten, feierten und freuten sich vierzehn Tage lang. Als sie am Ende nach Hause gingen, waren sie in ihren Herzen froh und glücklich. Vierzehn Tage feiern! In vielen christlichen Gemeinden fühlen sich Leute schuldig, wenn sie vierzehn Minuten feiern. Wenn Sie in Ihrer Gemeinde ein Fest geben wollen, wird sich mindestens ein Bruder beklagen: »Sollten wir nicht fasten und alles den Armen geben?« Wenn eine Gemeinde entscheidet, ein bisschen Geld für eine Aktion auszugeben, die Spaß macht, wird irgendjemand Frommes den Pastor darauf ansprechen und fragen: »Wäre es nicht besser, zu Hause zu bleiben und für unsere Missionare zu beten und ihnen das Geld zu schicken?«

Wir haben im Großen und Ganzen die Vorstellung davon verloren, wie man einladende Gemeinschaften schafft, in denen Menschen durch Freude aufgebaut, durch Feiern gestärkt und von heiligen Freuden geistlich ernährt werden. Wir dürfen, ja wir können nicht die Armen vernachlässigen und auch nicht den Eifer für unsere missionarischen Bemühungen verlieren. Aber genauso müssen und dürfen wir um der Ehre Gottes willen, um unseren Kindern den Glauben vorzuleben und unser eigenes Zeugnis zu stärken, nicht vernachlässigen, Gottes Güte und Treue zu feiern.

Das Tempo, mit dem wir die jungen Leute verlieren, sollte jede Gemeinde in den USA alarmieren. Manche Schätzungen gehen sogar von etwa 75 % der Jugendlichen aus. Einige Experten versuchen herauszufinden, warum Kinder, die in einer Gemeinde aufgewachsen sind, in ihren Zwanzigern wegbleiben. Ein kleiner Hinweis: Wenn Teenager denken, dass sie die Gemeinde verlassen müssen, um zu feiern, warum sollten sie dann bleiben wollen? Wenn sie jedes Mal, wenn sie die Gottesdiensträume betreten, nur etwas über ihre Unzulänglichkeiten, ihre Verpflichtungen und ihre Unverantwortlichkeit hören – was sollte sie dazu anreizen, zurückzukommen?

Ich sage nicht, dass wir junge Leute nicht auf die Sünde ansprechen sollten. Natürlich sollten wir das. Ihren Sünden – einschließlich Selbstsucht und Apathie – muss begegnet werden. Aber lassen Sie uns das gute Leben ganz genauso intensiv predigen, wie wir sie vor dem Weg der Zerstörung warnen. Lassen Sie uns dazu einladen, von dem Brunnen zu trinken, der den Durst wirklich stillt, und dann lassen Sie es uns ihnen auch vorleben, damit sie mit ihren eigenen Augen die Herrlichkeit und das Glück eines gehorsamen Christen sehen.

Als Vater und als Christ glaube ich, dass Gott mich dazu beruft, ein in ihm erfülltes Leben zu leben, sodass meine Kinder sehen, wie dankbar ich bin, wie erfreut ich bin, wie zufrieden ich bin – in Christus. Ich lebe mit Gott, weil er der wahre Schöpfer und rechtmäßige Herr ist. Aber ich lebe auch mit Jesus, weil ein Leben mit ihm schön ist – die unglaublichste Reise, die ich mir vorstellen kann. Meine Kinder wissen, dass wir Geld für das Reich Gottes spenden. Sie sehen auch den Stress, den der geistliche Dienst in unser Haus bringt. Sie nehmen ebenso die Opfer wahr, die wir bringen, um Jesus zu dienen. Doch mehr noch als das – über diesem allen – sehen sie die von Freude erfüllten Herzen ihrer Mama und ihres Papas, da wir uns kein besseres Leben vorstellen können, als in der Gemeinschaft mit Gott zu leben und gegenüber seinem Wort und seinem Willen gehorsam zu sein.

Weil einige Vorzeigechristen sich von dem echten Vergnügen haben fortlocken lassen und sich in verdorbenen Leidenschaften verstrickt haben, neigt die Welt dazu, zu denken, dass Christen erbärmliche Geschöpfe seien, die ihre echten Wünsche verleugnen, ein heuchlerisches Leben führen und im Geheimen genau das leben, was sie in der Öffentlichkeit anprangern. Wenn wir die Wichtigkeit von heiligen und reinen Vergnügungen ignorieren, wird das unser Zeugnis behindern. Wir versuchen, Menschen mit unseren Worten zum Glauben einzuladen; wir sollten damit anfangen, es mit unserem Leben und unseren aufrichtig befriedigten Seelen zu tun.

Aber es gibt sogar noch einen besseren Grund, sich auf reines Vergnügen einzulassen. Einen, der noch darüber hinausgeht, dass wir unser Leben zufrieden führen können und die Kraft finden, der Versuchung zu widerstehen: Unsere Freude macht Gott Freude. Dem wollen wir im nächsten Kapitel nachgehen.

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Kapitel 3Wie unsere Freude Gott Freude macht

Groß ist der Herr, der seinem Diener mit Freuden zu Hilfe kommt.

Psalm 35,27

Gott möchte, dass wir uns gemeinsam mit ihm an unserem Heil erfreuen, und er wünscht, dass wir dadurch überaus getröstet und gestärkt werden. Und er will, dass unsere Seelen dadurch glücklich erfüllt sind, durch seine Gnade; denn wir sind seine Freude. Er hat ewig Freude an uns, und so sollen wir auch in ihm Freude haben, durch seine Gnade.

Juliana von Norwich

Karen Kingsbury. Angela Hunt. Oh, ein Melody-Carlson-Roman! Den muss ich haben!