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Haar-Faktisch: Das Geheimnis schöner Haare Unsere Haare beschäftigen uns mehr, als uns bewusst ist – sie sind Teil unserer Persönlichkeit und Ausdruck von Vitalität. Entsprechend groß ist der Leidensdruck an einem »bad hair day« oder wenn Probleme wie Haarausfall auftreten. Die beiden Autorinnen und Ärztinnen Alice Martin und Lucia Schmidt nehmen die Lesenden mit in den Mikrokosmos auf unserem Kopf. Sie vermitteln das nötige Wissen, damit sich jede und jeder optimal um die eigene Haargesundheit kümmern kann. - Der Haar-Ratgeber: Medizinisches Wissen und praktische Tipps für Haut und Haar - Informationen zum Aufbau des Haares und zu Haarwachstum - Haare gesund pflegen: konventionelle Haarpflegeprodukte, Hausmittel und ihre Anwendung - Essen Sie sich schön: Ernährungstipps und Rezepte für gesundes Haar - Bekannte Autorinnen: Influencerin und angehende Hautärztin Alice Martin mit Dr. med. Lucia Schmidt Gesund bis in die Haarspitzen: was bei Spliss, Haarbruch und Schuppen wirklich wirkt In ihrem umfassenden Ratgeber erläutern die Autorinnen nicht nur wie man mit Hausmitteln Probleme wie eine juckende Kopfhaut in den Griff bekommt. Auch auf die optimale Haarpflege gehen sie ausführlich ein: Kämmen oder bürsten – was ist besser? Shampoos, Conditioner und Haarspülungen – welche Pflegeprodukte brauche ich und was ist in ihnen enthalten? Zu guter Letzt finden sich in diesem Buch Kochrezepte für gesunde Haare – denn der richtige Mix aus Nährstoffen, Vitaminen und Mineralstoffen macht auch hier den entscheidenden Unterschied!
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 202
Veröffentlichungsjahr: 2023
Dr. med. Alice Martin
Dr. med. Lucia Schmidt
Die wichtigsten Fakten zu Wachstum, Gesundheit und Pflege
Sämtliche Angaben in diesem Werk erfolgen trotz sorgfältiger Bearbeitung ohne Gewähr.
Eine Haftung der Autoren beziehungsweise Herausgeber und des Verlages ist ausgeschlossen.
Gendererklärung
Der besseren Lesbarkeit wegen verwenden die Autorinnen im nachfolgenden Text zumeist die Sprachform des generischen Maskulinums. Personenbezogene Aussagen beziehen sich auf alle Geschlechter.
1. Auflage
© 2023 ecoWing Verlag bei Benevento Publishing Salzburg – Wien, einer Marke der Red Bull Media House GmbH, Wals bei Salzburg
Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das des öffentlichen Vortrags, der Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen sowie der Übersetzung, auch einzelner Teile. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Medieninhaber, Verleger und Herausgeber:
Red Bull Media House GmbH
Oberst-Lepperdinger-Straße 11–15
5071 Wals bei Salzburg, Österreich
Cover, Layout und Satz: Jefferson & Högerle, Köln
Coverfoto: Christian Paffhausen
Illustrationen im Buch: Christina Demetrescu
Illustration (Lupe): Shutterstock: Antonov Maxim
Autorenillustrationen: Claudia Meitert/carolineseidler.com
Gesetzt aus der Populaire, Freight Text und Sofia.
ISBN: 978-3-7110-0327-0
eISBN: 978-3-7110-5349-7
Einleitung
Kapitel 1: Anatomie und Vielfalt der Haare
Haare – ihr Aufbau und ihre Aufgaben
Vom Schmücken und Schützen
Von der Wurzel bis zur Spitze
Stoppelig, weich, flauschig
Der Lebensweg eines Haares
Rapunzel, Rapunzel – lass dein Haar herunter
Farbe und Struktur – eine große Bandbreite
So bunt ist der Kopf
Mit Haut und Haaren
Blonde Locken hatte schon die Oma
Kapitel 2: Haarprobleme und deren Therapie
Haarausfall und seine Ursachen
Der Hautarztbesuch – Hilfe mir fallen die Haare aus!
Genetisch bedingter Haarausfall
Exkurs: Bartologie
Hormonell bedingter Haarausfall
Autoimmunbedingter Haarausfall
Stressbedingter Haarausfall
Krankheitsbedingter Haarausfall
Infektionsbedingter Haarausfall
Schuppen – Kopfhaut im Stress
Leise rieselt die Schuppe
Schuppenflechte – es juckt und schmerzt
Seborrhoisches Ekzem – es wird fettig
Geschädigtes Haar
Schäden in der Schuppenschicht – Spliss und Haarbruch
Ganz glanzlos – trockenes und stumpfes Haar
Haarschäden in der Übersicht
Exkurs: Wimpern und Augenbrauen
Kapitel 3: Haarpflege und Kosmetik
Die richtige Pflege – worauf es ankommt
Haarpflege – die Qual der Wahl
Shampoo, Spülung, Kur – ja was denn nur?
Exkurs: Pflegetrends – was ist gerade »in«?
Inhaltsstoffe unter die Lupe genommen
Außen hui, innen pfui
Die wichtigsten Siegel in der Kosmetikindustrie
Exkurs: Haare färben
Hausmittel – eine Alternative?
Von der Küche in die Dusche
Kämmen oder bürsten?
Welche ist die passende Bürste?
Perfekt über den Kamm geschert
Haargummis – so knotet man richtig
Gezähmte Mähne
Exkurs: Haarpflege bei Kindern und Jugendlichen
Haarpflege-Memo to go
Haarentfernung – glatt, glatter, am glattesten
Rasieren, cremen, epilieren, waxen oder lasern?
Kapitel 4: Ernährung für die Haare
Gesund, gesünder, Vitamine
Mineralstoffe – klein, aber fein
Aminosäuren – Bausteine aller Proteine
Exkurs: Smoothie-Rezepte für schönes Haar
Auf Wiedersehen
Anhang: Zusatzstoffe in Haarpflegeprodukten
Die Autorinnen
Bei der Oscarverleihung im März 2022 wurde aller Welt vor Augen geführt, welch sensibles Thema Haare sind: Nach einem Glatzenwitz von Chris Rock über die Ehefrau des Schauspielers Will Smith stürmte dieser auf die Bühne und verpasste dem Komiker eine schallende Ohrfeige. Am Tag nach diesem Ereignis googelten sich alle die Finger wund. Jeder wollte wissen: Welche Haarerkrankung hat Will Smiths Ehefrau? Ich selbst stand am nächsten Tag vor der Kamera und drehte ein TikTok-Video über kreisrunden Haarausfall, im Fachjargon auch Alopecia areata genannt, die Erkrankung, an der Smiths Ehefrau leidet. Kurze Zeit später hatte dieses Video eine millionenfache Reichweite.
In meiner Weiterbildungszeit als Hautärztin war ich in einer dermatologischen Klinik der Universität tätig und hatte dort täglich mit Fragen zum Thema Haare zu tun. Die meisten Patienten waren nicht deswegen im Krankenhaus, nutzten aber die Chance, wenn sie schon einmal einer Hautärztin gegenübersaßen, ihr »Haar-Anliegen« vorzutragen. Es waren meist alltägliche Fragen, wie jene, nach der Wahl der richtigen Pflegeprodukte, der Ursache für das dünner werdende Haar oder der Ernährung für eine voluminösere Haarpracht.
In meinem späteren beruflichen Leben machte ich mich selbstständig mit der digitalen Hautarztpraxis dermanostic. Dort veröffentliche ich fast täglich Videos und Beiträge zu allen möglichen dermatologischen Themen. Man findet sie bei YouTube, Instagram oder TikTok. Die Videos mit den meisten Aufrufen und Kommentaren sind fast immer jene über Haare. Obwohl ich die Erfahrung in der Klinik ja schon gemacht habe, überrascht mich dieses große Interesse trotzdem. Durch Auswertungen konnte ich schnell feststellen, dass diese Videobeiträge für alle Geschlechter und Altersgruppen relevant sind. Denn jeder und vor allem jede möchte schöne Haare haben, Haarausfall kann in jedem Alter auftreten, und bestimmte Haarerkrankungen betreffen viele Menschen. Die Frage nach der richtigen Haarpflege beginnt sogar schon im Babyalter. Regelmäßig fragen sich junge Eltern, wie oft der Kopf des Säuglings gewaschen werden darf. Ich habe selten so viel konstantes Interesse für ein Thema aus meinem Umfeld – privat und beruflich – wahrgenommen. Haare beschäftigen alle. Und das hat seine Gründe.
Haare sind eine äußerst persönliche Angelegenheit und machen einen großen Teil unseres äußeren Erscheinungsbildes und unseres Auftretens aus. Auch wenn Haare keine lebenswichtigen Organe sind, gibt es die Möglichkeit, Haare zu spenden für Menschen, die aus einer Krankheit heraus zum Beispiel plötzlich kahl sind. Haare sind Teil unserer Identität, sowohl durch die von Natur aus gegebene Haarfarbe und -form als auch durch unser Styling und den Haarschnitt. Frisuren sind eine Möglichkeit, sich auszudrücken, ein Statement zu setzen, sich einzuordnen. Man denke dabei nur an diverse Jugendkulturen. Und gerade weil Haare so unterschiedlich aussehen und wir vieles bei ihnen beeinflussen können, sind sie den meisten Menschen ein großes Anliegen.
In der Medizin ist bekannt, dass die meisten Menschen zum Patienten werden, wenn etwas im oder am Körper nicht mehr so funktioniert, wie es sollte. Anders ist es jedoch bei den Haaren, das merken wir Hautärzte auch in der Sprechstunde. Hier greift das Interesse bereits im (noch) gesunden Zustand und wächst bei krankhaften Veränderungen über das normale Maß hinaus. Manch ein Hausarzt oder Internist würde sich vermutlich darüber freuen, wenn Menschen sich rein präventiv so für ihren Bluthochdruck oder Zuckerwert interessieren würden wie für ihre Frisur. Das soll nicht spöttisch klingen. Unter Haarproblemen können Menschen wirklich leiden. Haarausfall kann zu psychischen Störungen und Depressionen führen, obwohl unser Körper theoretisch keinerlei Behaarung zum Überleben benötigt.
Was Haare außerdem besonders macht? Sie verändern sich ganz von allein im Laufe des Lebens, und wir können dabei zuschauen. Vom weichen Flaum eines Babys hin zu festen Locken. Uns allen ist bewusst, dass unsere Naturhaarfarbe irgendwann einem grauen oder weißen Farbton weichen wird. Oder dass der Mann zum Großteil seine Kopfbehaarung verlieren wird, während Bart- oder Brustbehaarung fröhlich weiterwachsen.
Sicherlich werden auch Sie als Leser sich auf die eine oder andere Weise bereits intensiv mit Ihren Haaren auseinandergesetzt haben und hatten vielleicht schon erste medizinische Berührungspunkte mit haarsträubenden Angelegenheiten wie Kopfläusen, ausgeprägteren Schuppen oder Haarausfall. Oder aber Sie fragen sich regelmäßig im Drogeriemarkt, welches Shampoo und welche Spülung am besten zu Ihrem Haar passt. Welchen Werbeversprechen können Sie Glauben schenken, und wo können Sie mit einem Lächeln das Geld getrost sparen? Mit den richtigen Tipps und Tricks können Sie zukünftig selbst erste Pflegeempfehlungen im Umfeld teilen und schnell eine positive Rückmeldung erhalten. In diesem Buch wollen wir Sie auch immer etwas mit auf die Reise in Ihren eigenen Körper nehmen. Damit können Sie jetzt gleich beginnen. Wenn Sie Ihren Körper mal gedanklich durchgehen: Wo überall wachsen Haare?
Die Antwort lautet: Haare wachsen auf unserem gesamten Körper mit einer einzigen Ausnahme: Wir haben keine an den Handflächen und Fußsohlen. Wenn Sie sich vorsichtig über die Wangen oder auch Oberarme streichen, fühlen Sie eine sanfte Behaarung. Anders als die Kopf-, Scham- oder Achselbehaarung ist der restliche Körper mit sehr feinen Haaren ausgestattet. Da wir diese Haare wenig wahrnehmen, fallen uns Haarerkrankungen oder Veränderungen meistens nur an den Stellen auf, die auf den ersten Blick für jeden sichtbar sind.
Als der Verlag mich mit der Idee kontaktierte, ein Buch über Haare zu schreiben, war ich direkt begeistert. Ein Werk, in dem jeder nachschlagen kann, was man etwa gegen Kopfhautschuppen oder Haarausfall tun kann. Ein Werk, in dem über Mythen oder Wahrheiten rund um die Haare aufgeklärt wird, und das häufige Fragen klärt, wie etwa, warum Haare nicht unendlich lang wachsen und welche Pflege aus medizinischer Sicht die richtige für welchen Haartyp ist. Ein Buch, das praktische Tipps und Tricks für die regelmäßige Kopfhautwäsche, die Produktauswahl und das Styling verrät.
Aber auch endlich ein Buch, das hilft, nicht völlig ratlos vor dem Drogerieregal zu stehen und für falsche Versprechungen aus der Werbung Unmengen von Geld auszugeben. So viel sei hier schon verraten: Dünne Haare bleiben dünn, egal was man reinschmiert. Kurze Zeit nach meiner Zusage lernte ich meine Co-Autorin Dr. Lucia Schmidt, Journalistin bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Autorin und Ärztin, kennen – und es war ein perfekter Match. Bereits beim ersten gemeinsamen Gespräch erfuhr ich, dass auch sie vom Thema Haare begeistert war. Direkt fielen ihr jede Menge Fragen, gerade zur Haarpflege, ein, die ihr noch nie jemand beantwortet hatte. Es dauerte nicht lange, da tauschten wir uns im Gespräch direkt über die eigenen Haare aus – meine sind braun und eher kraus, ihre hingegen blond und glatt. Während ich gelegentlich mit zu viel Volumen zu kämpfen habe, erzählte Lucia, dass ihr Haar schon immer etwas dünner war und was sie schon alles versucht habe, um endlich mal eine volle Mähne zu bekommen. Wir konnten also aus verschiedenen Perspektiven auf das Thema schauen und stellten fest: Es macht Spaß, sich damit zu beschäftigen. Von da an arbeiteten wir gemeinsam an diesem Buch mit dem Ziel, Ihnen ein angenehmes Lesevergnügen zu verschaffen, bei dem Sie viel lernen.
Wir wollen, dass Sie künftig wissen, wie Ihre Haare aufgebaut sind und was Sie tun können, um möglichst lange Freude daran zu haben. Außerdem möchten wir weit über den pflegenden Aspekt hinausgehen und dermatologische Haarerkrankungen in ihrer Ursache und Entstehung erläutern, damit Sie als Leser nachvollziehen können, was genau sich auf Ihrem Kopf abspielt.
Nehmen Sie dieses Buch als Ratgeber zur Hand, und lassen Sie Ihren Kopf arbeiten. Wir versprechen Ihnen, Ihre Haare werden Ihnen bei manchen Erkenntnissen zu Berge stehen, und Ihnen wird ab nun auch bewusst sein, wie und warum das passiert. Wenn Sie am Ende der Lektüre Ihre Haare nicht nur für ihr Aussehen, sondern auch für ihren täglichen Dienst etwas mehr wertschätzen und wie selbstverständlich wissen, was Ihren Haaren bei der Pflege individuell am besten tut oder wie Sie Ihre Beschwerden in den Griff bekommen, haben wir alles erreicht, was wir Ihnen mit diesem Buch bieten wollen.
Haben Sie sich eigentlich schon einmal Gedanken darüber gemacht, warum Sie Haare auf dem Kopf, unter den Achseln, an den Armen oder an den Beinen haben? Meist stellen wir uns diese Frage nicht, sondern sind vielmehr damit beschäftigt, dass all diese Haare entweder gut geschnitten und perfekt gepflegt sind oder aber nicht allzu schnell wieder sprießen.
Haare haben aber wichtige Aufgaben. Sie halten uns im Winter warm oder helfen uns im Sommer, einen kühlen Kopf zu bewahren. Sie schützen unseren Körper vor schädlichen Umwelteinflüssen und helfen, selbst kleinste Luftzüge und Bewegungen in unserer Umgebung sofort zu bemerken und gegebenenfalls zu reagieren.
Um besser zu verstehen, wie die Haare uns bestmöglich schützen und zugleich schmücken können, macht es Sinn, sich erst einmal mit der Anatomie der Haare zu beschäftigen. Das mag trocken klingen, aber wer verstanden hat, wie die Haare aufgebaut sind, der kann sie optimal pflegen und vor Schäden sowie Krankheiten schützen.
Bevor wir uns mit dem sichtbaren Teil des Haares beschäftigen, also dem, den wir jeden Tag kämmen und anfassen, ist es wichtig, einen Blick auf die Teile des Haares zu werfen, die sich unterhalb der Hautoberfläche befinden: auf die Haarwurzel und den Haarfollikel.
Die sogenannte Haarwurzel reicht bis in die tiefsten Schichten der Haut und wird mit zunehmender Tiefe immer dicker. Wie der Name schon vermuten lässt, ist die Haarwurzel der Ort, an dem das Haar gebildet wird und wächst – ganz analog zu einer Pflanze. Am unteren Ende des Haares bildet sie die sogenannte Haarzwiebel, eine knollenartige Struktur, die das Haar sicher in der Haut verankert.
Innerhalb der Haarzwiebel liegt die sogenannte Haarpapille. Es handelt sich dabei um eine kleine Einstülpung in der Haarwurzel, an der Blutgefäße eintreten, um die Haarwurzel mit allen wichtigen Nährstoffen zu versorgen. Die Wurzel wird zusätzlich durch Bindegewebe stark fixiert. Deshalb kann Wind, Ziehen oder Verhaken dem Haar meist nichts anhaben. Es bleibt standhaft.
Doch eine Haarwurzel ist niemals allein in der Haut, sie lebt sozusagen in einer Wohngemeinschaft: Gemeinsam mit einer Talgdrüse, einem Nerv und einem kleinen Muskel bildet sie immer eine Einheit, die man als Haarfollikel bezeichnet.
Wie auch in einer menschlichen Wohngemeinschaft haben dabei alle in der Haarfollikel-WG ihre Aufgabe, damit das Zusammenleben funktioniert.
Durch die Haarwurzel wird das Haar ernährt. In ihr enden die Blutgefäße, die Sauerstoff und Nährstoffe liefern.
Der Nerv ist der Aufpasser. Er ist sehr sensibel und empfindsam, damit er auch wirklich jeden Windhauch durchs Haar und jedes liebevolle Streicheln bemerkt. Und sollte es nicht liebevoll sein, dann kann er sehr früh warnen.
Modell einer Haarwurzel in der Haut
Der Muskel, der mit dem Haar verbunden ist, trägt den lateinischen Namen Musculus arrector pili, zu Deutsch der »Haar-Aufsteller«. Dieser Muskel wird aktiviert, wenn wir etwa Angst haben oder frieren. Weiß man um die Aufgabe dieses Muskels, macht der Spruch »Mir stehen die Haare zu Berge« gleich viel mehr Sinn. Er bewirkt nämlich, dass sich auch das kleinste Härchen auf der Haut aufstellt. Warum der Körper einen solchen Muskel besitzt, hat zwei Gründe. Der erste: Ist dem Organismus zu kalt, bewirken die aufgestellten Haare, dass die Wärmemoleküle in der Luft zwischen den einzelnen stehenden Haaren eingefangen werden. Man kann sich das vorstellen wie in einer Menschenmenge. Steht man in einer solchen dicht beieinander, ist es viel wärmer, als wenn man allein auf dem Feld steht.
Doch nicht nur bei Kälte, auch bei Emotionen wie Angst, wenn einem ein Schauer über den Rücken läuft, richten sich die Haare auf. Hier greift eine andere Erklärung, die wir auch aus dem Tierreich kennen: Durch die aufgerichteten Haare wirkt das Individuum größer und stärker. So will man den Gegner, der einen verängstigt, verjagen. Bei Tieren ist der Effekt deutlich sichtbarer als bei uns Menschen, wo die dünnen Körperhaare kaum eine optische Auswirkung haben. Man kann also sagen, dass die Gänsehaut beim Menschen der vergebliche Versuch ist, ein Fell zu sträuben.
Gerade Frauen kennen es, sie stehen vorm Spiegel und sind frustriert: Mal wieder wirken die Haare glanzlos, sind voller Spliss. Die Lösung: ein Anruf beim Friseur. Mit dieser Alltagsbeobachtung sind wir bei dem Teil der Haare angelangt, der über der Haut liegt und der, wie wir uns gerne ausdrücken, nach einiger Zeit »kaputt« aussieht. Woran das liegt, kann man gut verstehen, wenn man sich mit dem Aufbau eines Haares beschäftigt.
Trotz seines kleinen Durchmessers von gerade einmal etwa 0,1 Millimetern besteht ein Kopfhaar aus drei verschiedenen Schichten. Von außen nach innen betrachtet sind das die Schuppenschicht, die Faserschicht und das Mark.
Dass wir immer wieder zum Friseur müssen, liegt an der äußeren Schicht, der Schuppenschicht. Sie besteht aus einigen Umhüllungen von farblosen abgestorbenen Haut- beziehungsweise Hornzellen, den sogenannten Keratinschuppen. Sie liegen beim gesunden Haar wie Dachziegel flach und bündig übereinander und sind der wohl wichtigste Gesundheitsindikator der Haare.
Wenn diese Hornzellen der Schuppenschicht beim gesunden Haar flach übereinanderliegen, reflektieren sie das Licht und verleihen dem Haar seinen gesunden Glanz. Zwischen den Zellen der Schuppenschicht liegt ein sogenannter intrazellulärer Zement, der aus kleinen, freien Fettsäuren, Kohlenhydraten und Ceramiden besteht. Zusammen bilden sie eine Art Barriere, um die innen liegenden, abgestorbenen Hautzellen zu schützen. Noch dazu beugt der intrazelluläre Zement Wasserverlust vor und hält das Haar so gesund. Sind Dachziegel und Zement nicht mehr in Ordnung, weil sie durch Reibung, Hitze oder Chemikalien beeinträchtigt werden, sehen die Haare kaputt aus.
Aufbau eines Kopfhaares
Geht man von außen nach innen ins Haar, kommt nach der Schuppenschicht die Faserschicht. Sie bildet das Gerüst der Haare und macht das Haar so unglaublich belastbar. Hier liegen auch die Farbpigmente, die durch die Schuppenschicht hindurchschimmern. Der Aufbau dieser Faserschicht ist sehr komplex. Wir können Ihnen diesen aber nicht ganz ersparen, weil er entscheidend ist für das Aussehen und die Funktion der Haare – und am Ende auch für die Frage, wie wir unsere Haare am besten pflegen.
Eine einzelne Zelle der Faserschicht wird als Makrofibrille bezeichnet (makros bedeutet im Griechischen groß) und besteht aus Hunderten kleinen Mikrofibrillen (mikrós bedeutet im Griechischen klein), die untereinander vernetzt sind und die Zellen widerstandsfähig machen. Stellen Sie sich dazu eine Kordel vor, die in ihrer Gesamtheit der Zugkraft Widerstand leistet. Diese Kordel setzt sich aus einzelnen Fasern zusammen, und genauso kann man sich die Faserschicht der Haare vorstellen.
In dem Bereich zwischen den einzelnen Fibrillen befinden sich das Protein Keratin und einige spezielle Aminosäuren. Das Keratin, welches sich zwischen den einzelnen Fibrillen befindet, ist in der Lage, sich mit Wassermolekülen zu verbinden, und reguliert so den Feuchtigkeitshaushalt der Haare. Wird das Keratin durch äußere Einflüsse, wie zum Beispiel durch zu heißes Föhnen, UV-Strahlung oder Chemikalien, zerstört, dann werden die Haare trocken und brüchig. Sie verlieren ihren Glanz und sehen kaputt aus. Außerdem ist das Keratin dafür verantwortlich, dass wir uns eine Dauerwelle machen lassen können. Dabei werden nämlich die Strukturen im Keratin teilweise »aufgebrochen« und anschließend in der gewünschten Form fixiert.
HAARGENAU:
KERATINSHAMPOOS
Oft wird mit dem Keratingehalt für die Wirksamkeit eines Shampoos, einer Spülung oder Maske geworben. Der Mechanismus hinter diesem Werbeversprechen ist: Das Keratin aus dem Pflegeprodukt soll die Keratinlücken im strapazierten Haar wieder auffüllen. Das funktioniert bis zu einem gewissen Grad auch wirklich. Der Effekt ist vor allem unmittelbar nach der Anwendung spür- und sichtbar, nach der nächsten Wäsche aber meist wieder komplett verschwunden. Da das Shampoo sich eher an die Kopfhaut richtet und weniger an die Haare an sich, sollte man, wenn man Produkte mit Keratin nutzen will, eher zu Masken oder Spülungen greifen, die nach der eigentlichen Kopfwäsche angewendet werden.
Jetzt haben wir die Schuppenschicht und die Faserschicht des Haares besprochen. Die dritte Schicht ist die Markschicht, auch Haarmark genannt. Sie besteht aus ein bis zwei Reihen von Hornzellen und jeder Menge lufthaltiger Hohlräume. Doch nicht alle Haare an unserem Körper besitzen ein solches Mark. Das gilt nur für die dicken Haare, wie etwa die auf dem Kopf.
Wie gerade schon angedeutet, nicht alle Haare an unserem Körper sind exakt gleich aufgebaut. Manche haben ein Mark, andere nicht. Die Haare mit Mark nennt man Terminalhaar, die ohne Vellushaar.
Vellushaare finden sich an der gesamten Körperoberfläche und bilden sich beim Ungeborenen etwa ab dem sechsten Monat im Bauch der Mutter. Dieses Haar bleibt dem neugeborenen Menschen erst einmal eine ganze Zeit auf dem Körper erhalten.
Es sind eher dünne, kleine und meist farblose Härchen. Mit Beginn der Pubertät wandelt sich bei Männern bis zu 90 Prozent des Vellushaares in dickeres und dunkleres Terminalhaar um. Bei Frauen sind es nur bis zu 45 Prozent.
Das Vorkommen der dicken Terminalhaare hängt also deutlich von Alter und Geschlecht ab und ist bei jedem Menschen unterschiedlich. Zu den Terminalhaaren zählen nicht nur unsere klassischen Kopfhaare, sondern auch Bart-, Achsel-, Nasen-, Augenbrauen- und Schamhaare, bei Männern zum Beispiel auch die Brusthaare. Nicht nur das Alter oder Geschlecht, sondern auch Hormone, genetische Faktoren, Stress und Umwelteinflüsse können die Wandlung zum Terminalhaar beeinflussen.
Einige Körperstellen bilden nur Terminalhaar, wenn eine bestimmte Konzentration von Sexualhormonen im Blut vorhanden ist. Das wichtigste Hormon für die Regulation der Terminalhaare ist das männliche Geschlechtshormon Testosteron. Davon abhängig unterscheidet man drei verschiedene Typen von Terminalhaaren: Nichtsexual-, Sexual- und Ambisexualhaar.
Nichtsexualhaar ist beispielsweise unser Kopfhaar, die Augenbrauen und die Wimpern. Sie bilden sich schon als Anlage in den letzten zwei Schwangerschaftsmonaten aus und wachsen deutlich verstärkt unmittelbar nach der Geburt. Ihre Ausprägung ist unabhängig von den Spiegeln der Sexualhormone im Blut.
Sexualhaare sind unter anderem Barthaare, Brust- und Bauchhaare. Sie bilden sich nur, wenn im Körper eine bestimmte Menge an Testosteron vorliegt. Diese Konzentration erreichen eigentlich nur Männer ab der Pubertät. Das erklärt auch, warum nur bei Männern an Bart, Brust, Bauch und Rücken irgendwann die Haare zu sprießen beginnen. Frauen haben zwar auch eine gewisse Konzentration von Testosteron im Körper, diese reicht aber normalerweise nicht, um Sexualhaar auszubilden. An den entsprechenden Stellen haben Frauen deshalb weiterhin Vellushaare.
Die Funktion der Sexualhaare ist noch nicht abschließend geklärt. Vermutlich dienten sie unseren Vorfahren vor allem als Symbol der Männlichkeit, aber auch in gewissem Maße als Schutz. Amerikanische Forscher haben die Schutzwirkung von dichten Barthaaren bei Männern untersucht und herausgefunden: Ein Bart wirkt wie ein Stoßdämpfer und schützt die empfindlichen Kieferknochen zum Teil vor schweren Schäden, zum Beispiel bei Schlägen. Als die Männer noch Jäger und Sammler waren, konnte das große Vorteile für sie haben.
Ambisexualhaare sind auch von den Testosteronspiegeln des Körpers abhängig, bilden sich aber schon bei deutlich niedrigeren Konzentrationen, als das Sexualhaare tun. Auch Frauen erreichen diese Konzentrationen mit Beginn der Pubertät. Deshalb kommt es auch bei ihnen zum Wachstum von Haaren im Achsel- und Intimbereich. Die Funktion dieser Haare liegt vermutlich im Schutz der darunterliegenden Haut, die empfindlich gegen Reibung ist. Intimbehaarung schützt die äußeren Geschlechtsorgane zusätzlich vor Schmutz und Krankheitserregern. Mikroorganismen und Ungeziefer können die dichten und starren Schamhaare nur schwer durchdringen, und diese gelangen so nicht direkt in den Intimbereich.
HAARGENAU:
BABYHAARE
Im Bauch der Mutter bildet sich beim ungeborenen Kind das sogenannte Lanugohaar. Für das Kind ist dieses überlebenswichtig: Zusammen mit den Talgdrüsen der kindlichen Haarfollikel bildet es die Käseschmiere. Sie schützt die Haut des Ungeborenen vor dem Fruchtwasser, in dem das Kind monatelang schwimmt. In den letzten zwei Monaten vor der Geburt fällt das Lanugohaar aus und wird langsam durch das Vellushaar ersetzt.
Kommen Kinder deutlich zu früh auf die Welt, kann man das Lanugohaar teilweise noch an ihnen entdecken. Für Mediziner ist das ein Indikator für den Entwicklungszustand des zu früh geborenen Kindes.
Sicher haben Sie sich schon mal gefragt, warum unsere Haare an den verschiedenen Körperstellen nicht nur unterschiedlich dick sind, sondern auch unterschiedlich lang. Eine Wimper würde niemals die Länge eines Kopfhaares erreichen und Augenbrauen wohl kaum so lang wachsen wie Achselhaare.
Die Antwort auf diese Frage findet man im Wachstumszyklus der Haare, der je nach Körperregion, in der sich das Haar befindet, unterschiedlich ist. Kopfhaare, von denen übrigens jeder zwischen 100000 und 150000 Stück hat, haben beispielsweise einen deutlich längeren Wachstumszyklus als Augenbrauen.
Das Leben eines Haares spielt sich in drei Phasen ab und verläuft gar nicht so anders als das eines Menschen. Erst einmal wächst es, dann lebt es vor sich hin, und am Ende wird alles etwas ruhiger und beschwerlicher, bis das Leben endet. Schauen wir uns die drei Phasen mal an. Sie zu kennen ist wichtig, um zu verstehen, warum mancher Haarausfall zu kahlen Stellen führt und anderer ganz normal ist.
Die sogenannte Wachstumsphase, medizinisch auch Anagen genannt, ist die wichtigste Phase für das Wachstum der Haare. Sie dauert bei den Kopfhaaren etwa zwischen drei und acht Jahren. In allen anderen Körperregionen, die nicht so lange Haare hervorbringen können, dauert sie nur zwischen vier und sieben Monaten. Je länger diese Phase also dauert, desto länger kann ein Haar auch werden. Irgendwie logisch. Pro Tag wächst ein einzelnes Haar im Durchschnitt etwa 0,35 Millimeter. Das ergibt pro Monat ein Haarwachstum von etwa einem Zentimeter.
Betrachtet man alle Haare des Körpers, befindet sich der Großteil von ihnen, etwa 80 bis 90 Prozent, in der Anagenphase. Das ist auch nicht verwunderlich, denn wie wir gleich sehen werden, dauern die anderen beiden Phasen des Haarzyklus nicht annähernd so lange wie die Wachstumsphase.
In der Übergangsphase, auch Katagen genannt, hat das Haar seine volle Länge erreicht, wächst nicht mehr weiter und bereitet sich darauf vor auszufallen. Der Haarfollikel samt Zwiebel und Papille wird kleiner, die hornbildenden Zellen teilen sich nicht mehr. Das Haar löst sich von der Blutversorgung und verbleibt als »Keulenhaar« innerhalb des Follikels. Mit einer Dauer von etwa drei Wochen ist das Katagen die kürzeste Phase des Haarzyklus. Nur ein bis zwei Prozent aller Haare befinden sich in dieser Phase.