Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe - Tamara Hinz - E-Book

Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe E-Book

Tamara Hinz

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Beschreibung

Liebe - danach sehnen wir uns alle. Jeder von uns möchte geliebt und angenommen werden. So oft reden wir von Liebe, Gottes Liebe oder Nächstenliebe. Aber wie sieht diese Liebe praktisch aus? Wie erreicht mich Gottes Liebe in meinem Alltag, wenn ich gerade auf dem Sofa sitze oder eine Blume umtopfe? Und wie kann ich das, was ich tue, aus Liebe tun? In diesem Buch geht Tamara Hinz diesem Geheimnis auf die Spur, auf das die Jahreslosung hinweist. Sie teilt ihre Entdeckungen mit uns, die aufzeigen, dass Liebe manchmal überraschend anders sein kann als gedacht.

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Seitenzahl: 135

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Über die Autorin

Tamara Hinz(Jg. 1963) ist Mutter von vier erwachsenen Kindern und lebt mit ihrem Mann in Schwalmtal. Sie arbeitet als Buchautorin und Referentin für Lebens- und Glaubensfragen und ist bekannt durch zahlreiche Beiträge in der Zeitschrift »Aufatmen« und der Bibellesezeitschrift »Atempause«.

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Über das Buch

Entdecken Sie die Jahreslosung 2024!

Liebe – danach sehnen wir uns alle. Jeder von uns möchte geliebt und angenommen werden. So oft reden wir von Gottes Liebe und Nächstenliebe. Aber wie sieht diese Liebe praktisch aus? Wie erreicht mich Gottes Liebe mitten in meinem ganz normalen Alltag? Wie drückt sich diese Liebe aus, wenn ich herausgefordert bin von Situationen oder Menschen? Und wie kann ich das, was ich tue, aus Liebe tun? In diesem Buch geht Tamara Hinz diesem Geheimnis auf die Spur, auf das die Jahreslosung hinweist. Sie teilt ihre Entdeckungen mit uns, die aufzeigen, dass Liebe manchmal überraschend anders sein kann als gedacht.

Tamara Hinz

Alles,was ihr tut,geschehein Liebe

Das Buch zurJahreslosung 2024

SCM R.Brockhaus ist ein Imprint der SCM Verlagsgruppe, die zur Stiftung Christliche Medien gehört, einer gemeinnützigen Stiftung, die sich für die Förderung und Verbreitung christlicher Bücher, Zeitschriften, Filme und Musik einsetzt.

ISBN 978-3-417-27092-1 (E-Book)

ISBN 978-3-417-00067-2 (lieferbare Buchausgabe)

Datenkonvertierung E-Book: CPI books GmbH, Leck

© 2023 SCM R.Brockhaus in der SCM Verlagsgruppe GmbH

Max-Eyth-Straße 41 · 71088 Holzgerlingen

Internet: www.scm-brockhaus.de · E-Mail: [email protected]

Soweit nicht anders angegeben, sind die Bibelverse folgender Ausgabe entnommen:

Neues Leben. Die Bibel, © der deutschen Ausgabe 2002 und 2006

SCM-Verlag GmbH & Co. KG, Witten.

Weiter wurde verwendet:

Lutherbibel, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart. (LUT)

Bibeltext der Neuen Genfer Übersetzung. Copyright © 2011 Genfer Bibelgesellschaft.

(NGÜ)

Wiedergegeben mit freundlicher Genehmigung. Alle Rechte vorbehalten.

NeÜ bibel.heute, © 2001–2012 Karl-Heinz Vanheiden, www.kh-vanheiden.de.

Alle Rechte vorbehalten.

Umschlaggestaltung: Miriam Gamper-Bruhl, www.3kreativ.de

Titelbild: Shutterstock/VerisStudio

Autorenfoto: © Ann-Marie Hinz

Lektorat: Esther Schuster

Satz: τ-leχιs, Heidelberg

Inhalt

Über die Autorin

Über das Buch

Leben mit der Jahreslosung

Gottes Liebe – Fundament für unsere Liebesfähigkeit

Kleines 1 × 1 der Liebe: Was versteht die Bibel unter Liebe?

Das Fundament: Die Liebe Gottes empfangen

Die Sehnsucht in uns

Auf dem Weg zur vollkommenen Liebe

Die Wahrheit über uns selbst

Das Geschenk der Liebe annehmen

Geliebt! Vom Kopf ins Herz

Wahrgenommen von ihm

Als Geliebte überwinden

Ein negatives Selbstbild korrigieren

Gott ist Liebe? Die Fragen nach Leid und Gericht

Die Frage nach dem Leid

Die Frage nach dem richtenden Gott

Endlich Gerechtigkeit!

Was am Ende zählt

»Alles, was ihr tut, soll in Liebe geschehen«

Zwei starke Sätze

Überraschend anders! In Liebe Vorurteile überwinden

»Fein und lieblich«: In Liebe Gemeinschaft gestalten

Göttliche und seelische Liebe

Gemeinschaft trotz Unterschiedlichkeit

»Sag doch was!« In Liebe kommunizieren

Ich bin o. k. – du bist o. k.!

Bei der Wahrheit bleiben

Konflikte zeitnah klären

Ertragt einander!

Verantwortung lassen, wo sie hingehört: In Liebe loslassen

In erster Linie vor Gott verantwortlich

Verantwortlich für uns selbst

Verantwortlich für andere? Ja, aber bitte mit Augenmaß!

Dienen, ohne auszubrennen: In Liebe anderen dienen

Wenn Liebe verschwindet

Das eigene Maß und Tempo finden

Bei Jesus bleiben

Fokussiert leben

Den Liebestank auffüllen

Zwischen Holzhammermethode und Stillschweigen: In Liebe das Evangelium weitergeben

Den eigenen Weg finden

Gottes Geschichte mit uns erzählen

Gott kann!

Alles! Wirklich alles? In Liebe den Alltag gestalten

Achtsam leben und handeln

Die Liebe ist das Größte

Anmerkungen

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Leben mit der Jahreslosung

»Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe!«1. Korinther 16, 14

… so lautet die Jahreslosung für 2024. Sie wurde von der Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen (ÖAB) ausgewählt und bekanntgegeben. Der Wortlaut entstammt der katholischen Einheitsübersetzung (EÜ).1

Als ich gebeten wurde, ein Buch zu dieser Jahreslosung zu schreiben, habe ich sehr gerne zugesagt. Ich dachte: »Diese Jahreslosung ist doch mal eine klare und eindeutige Ansage! Kann ja nicht so schwer sein, dazu etwas zu schreiben!« Je mehr ich mich aber mit dem Bibelvers beschäftigte, umso mehr trieb mir der Gedanke an dieses Schreibprojekt die Schweißperlen auf die Stirn. Denn das Thema Liebe, das in diesem Bibelvers steckt, ist so unglaublich umfangreich, dass man ganze Bibliotheken damit füllen könnte – was ja auch bereits durch viele großartige Autoren geschehen ist!

Schweißperlen hin oder her, ich habe mich dann doch darangemacht zu verstehen, was dieser Bibelvers mir und uns sagen will. Herausgekommen ist dieses Buch, das nicht den Anspruch erhebt, das Thema »Leben aus der Liebe« erschöpfend zu behandeln. Dazu ist das Thema viel zu komplex und dazu sind die Lebensbereiche, aus denen wir kommen, viel zu unterschiedlich. Dieses Buch bietet Gedankenanstöße, anhand von denen Sie selbst weiterdenken können. Es will Sie ermutigen zu fragen und zu hinterfragen sowie selbst nach Antworten zu suchen. Denn dass die Sache mit der Liebe gar nicht so leicht ist, wie es auf den ersten Blick scheint, merkt man schnell, wenn man tiefer in das Thema einsteigt.

Der Bibelvers, der als Jahreslosung ausgewählt wurde, entstammt der Feder des Paulus, der uns neben den beiden Korintherbriefen noch viele andere Briefe hinterlassen hat. Kluge und lehrreiche Briefe, die vor geistlichem Leben strotzen. Briefe, die sich an die ersten Gemeinden und damit an gläubige Menschen gerichtet haben. Menschen also, bei denen Liebe die Kernkompetenz schlechthin ist.

Nun weiß ich nicht, welche Bedeutung der Glaube in Ihrem Leben hat. Vermutlich spielt er eine Rolle, denn sonst hätten Sie nicht nach diesem Buch gegriffen. Dann wird dieses Buch eine Erfrischung und Ermutigung auf dem Weg mit Jesus für Sie sein. Vielleicht wurde Ihnen dieses Buch aber auch von einem wohlmeinenden Nachbarn, einer Arbeitskollegin oder guten Freunden in die Hand gedrückt. Einer dieser »Liebe-Leute« hat es Ihnen als Mitbringsel zur Silvesterparty (neben der Flasche Sekt) oder beim ersten Besuch im neuen Jahr mitgebracht. Oder eine nette Tante hat Ihnen das Buch zur Jahreslosung geschickt. Das macht sie jedes Jahr. Aber Glauben und Bibellesen sind eigentlich nicht so Ihr Ding. Demzufolge ist Ihr Interesse an diesem Buch nur mäßig. Ich lade Sie trotzdem sehr herzlich ein, dieses Buch zu lesen. Es kann sehr lohnend für Sie sein und kostet nicht viel Zeit. Das Buch ist ja nicht sehr dick und nicht allzu umfangreich. Jeden Tag ein Abschnitt zum Beispiel bei der morgendlichen Tasse Kaffee, und Sie sind ruck, zuck durch!

Warum könnte das Buch für Sie interessant sein, wenn Sie sich bisher viel oder auch nur wenig oder gar nicht mit der Bibel beschäftigt haben? Weil wir doch alle in einem Boot sitzen. Wir alle (und das meine ich genau so, wie ich es schreibe) sehnen uns nach Liebe. Egal, ob diese Sehnsucht sehr offen zutage tritt oder verschüttet ist. Und wir alle finden es deutlich angenehmer, wenn unser Leben und unsere Beziehungen von Liebe bestimmt sind, als wenn uns Herzenskälte, Lieblosigkeit oder gar Hass am Wickel haben.

Liebe ist also für uns alle gleichermaßen wichtig und wir alle sollten uns immer wieder einmal fragen, welche Bedeutung ihr in unserem Leben zukommt. Vielleicht gibt es die eine oder andere Spur, die Sie beim Lesen dieses Buches entdecken und der Sie folgen können.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen inspirierende Lesestunden und dass das Jahr 2024 ein Jahr voller Liebe für Sie wird!

Tamara Hinz

Gottes Liebe – Fundament für unsere Liebesfähigkeit – Wir wollen lieben, weil er uns zuerst geliebt hat. – 1. Johannes 4,19

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Kleines 1 × 1 der Liebe:Was versteht die Bibel unter Liebe?

Gestern war ich in der Bücherei, weil ich dringend neuen Lesestoff benötigte. Normalerweise bevorzuge ich Krimis mit viel Lokalkolorit, aber diesmal lockte mich das Regal mit Romanen anderer Art. Hier fand ich neben dramatischen Familiengeschichten und bewegenden Biografien vor allem eins: Liebesromane! Manche eher seichter Natur, andere durchaus sehr anspruchsvoll. Aber immer mit dem einen Thema: Liebe! Romantische Liebe, zerbrochene Liebe, verlorene und wiedergefundene Liebe, außergewöhnliche Liebesbeziehungen und Liebe, die unbeantwortet bleibt. Auf der Rückfahrt schaltete ich das Radio ein und eine rauchige Männerstimme sang von der großen Liebe und davon, wie wunderbar es ist, ihr endlich begegnet zu sein. Genervt von so viel »Liebe« schaltete ich um und geriet in eine Sendung über Bindungsangst, über »Generation Beziehungsunfähig«, über Liebe, die sich nicht festlegen will, und Liebe, die klammert, erdrückt und erpresst. Ach du meine Güte, das war ja das reinste Kontrastprogramm!

Wir merken: Liebe ist ein derart facettenreicher Begriff und ein so häufig gebrauchtes Wort, dass wir in einem Schnelldurchgang erst einmal klären müssen, was eigentlich in der Bibel, vor allem im Neuen Testament, unter Liebe verstanden wird und was nicht.

In unserer Jahreslosung aus 1. Korinther 16, 14 steht im Grundtext (der in griechischer Sprache verfasst ist) für Liebe das Wort agape. Das ist auch insgesamt der am häufigsten gebrauchte Begriff für Liebe im Neuen Testament und meint die sich hingebende, selbstlose, von Gott kommende Liebe. Genau diese Liebe soll nach 1. Korinther 16, 14 Motivation für unser ganzes Handeln sein.

Gemeint ist hier also nicht die seelische, menschliche Liebe, die in erster Linie auf angenehme Emotionen gegründet ist. Unter diese seelische oder menschliche Liebe fällt beispielsweise die erotische Liebe zwischen Mann und Frau. Das griechische Wort eros, das für diese Liebe gebraucht wurde, ist ein Wort, das im Umfeld des Neuen Testaments oft, in der Bibel aber gar nicht benutzt wird.

Ein weiteres griechisches Wort für Liebe ist philia, unter dem die freundschaftliche Liebe verstanden wurde. Es ist ein Wort, das im Neuen Testament durchaus öfter verwendet wird (zum Beispiel im Gespräch zwischen Jesus und Petrus in Johannes 21, 15-17). Dies ist in unserem Jahreslosungsvers ebenso wenig gemeint wie sympatheia, was tendenziell liebendes Mitgefühl oder Mitleid zum Ausdruck bringen sollte.

Darüber hinaus gibt es noch das Wort storge, welches die familiäre Liebe, wie wir sie zwischen Eltern, Geschwistern und Verwandten finden, bezeichnet. »Blut ist dicker als Wasser« – so beschreiben wir umgangssprachlich diese enge Bindung. Auch dieses Wort ist im Umfeld des Neuen Testaments gebräuchlich, kommt im Neuen Testament selbst allerdings höchstens als ein mit einem anderen Wort zusammengesetzter Begriff vor.

Es geht also im Neuen Testament und auch in unserer Jahreslosung um die Agape-Liebe. Von ihr lesen wir in Römer 5, 5: »Denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist« (LUT). Die Erkenntnis, dass Gott uns liebt, und die Fähigkeit, somit auch uns und anderen mit dieser besonderen Liebe zu begegnen, sind also Geschenk und Wirken des Heiligen Geistes und kein Produkt unseres guten Willens und unserer Anstrengung. Liebe, mit der wir in diesem Sinne unser Leben gestalten sollen und können, ist göttliches Wirken in unsere Wirklichkeit hinein und entzieht sich damit unserer menschlichen Machbarkeit! Alles, was wir tun können, ist, Hindernisse, die das Wirken des Geistes Gottes in uns blockieren oder gar unterbinden, auszuräumen, um so dem Heiligen Geist mehr Raum zu geben, uns zu gestalten und zu verändern. Ihn einzuladen, uns ganz zu durchdringen und uns mehr und mehr umzuformen, ist effektiver als alles menschliche Bemühen, uns zu verändern, und der fragwürdige Versuch, Liebe zu produzieren.

Wenn wir uns in diesem Buch mit Blockaden für unsere Liebe beschäftigen, die es sich bewusst zu machen und auszuräumen gilt, kann es dabei immer nur darum gehen, dem Wirken Gottes, uns mit seiner Liebe zu beschenken, Bahn zu brechen, nie aber um ein Produzieren dieser Liebe an sich! Das kann ich nicht, und das können Sie nicht. Versuchen wir es doch, werden wir irgendwann resignieren, weil wir uns etwas vorgenommen haben, was gar nicht in unseren, sondern in Gottes Zuständigkeitsbereich fällt.

Das heißt: Anstatt uns für das kommende Jahr vorzunehmen, auch unangenehme Situationen von jetzt an mit mehr Hingabe und Liebe zu bewältigen oder beim nächsten Mal, wenn der andere uns wieder blöd kommt, mit zusammengebissenen Zähnen trotzdem nett und freundlich zu sein, können wir vielleicht einige Zeit einfach nur darum beten, dass der Heilige Geist sich in uns Raum schafft und uns mit Gottes Liebe beschenkt. Mehr nicht. Aber das immer wieder. Stur und ganz beharrlich. Dann wird etwas in unserem Leben passieren – davon bin ich fest überzeugt!

Dietrich Bonhoeffer schreibt in seinem Buch »Gemeinsames Leben«: »Seelische Liebe liebt den anderen um seiner selbst willen, geistliche Liebe liebt den anderen um Christi willen.«2 Das ist der Unterschied! Wenn göttliche Liebe in uns am Werk ist, spielt es keine Rolle, ob der andere zu mir passt oder ob er mir sympathisch ist und ich mich in seiner Gegenwart gut fühle. Sondern ich gehe auf ihn zu und nehme ihn an, weil Christus in mir lebt und er in mir den anderen liebt. Göttliche, geistliche Liebe grenzt den Fremden, den Andersdenkenden nicht aus, sondern überwindet diese Grenzen und nimmt ihn in die Gemeinschaft mit hinein. Und göttliche Liebe ist bereit, etwas zu tun, das weit über das menschliche Vermögen hinausgeht. Wie wunderbar, dass Gott uns mit dieser Liebe beschenken will!

Die Liebe ist das Einzige, was die Kinder Gottes von den Kindern des Teufels unterscheidet. Hörst du: das Einzige. Wer die Liebe hat, ist aus Gott geboren; wer sie nicht hat, ist nicht aus Gott geboren. Das ist das große Zeichen, der große Unterschied.

Augustinus

IMPULS

Die Aufforderung, alles aus der Gesinnung der Liebe heraus zu tun, ist ein hoher Anspruch, der mich vollkommen überfordert. Schon jetzt fallen mir unzählige Situationen, Handlungen und Menschen ein, für die meine Liebe ganz sicher nicht reichen wird. Wie befreiend ist es zu hören, dass ich diese Liebe auch gar nicht selbst produzieren muss, sondern nur weiterzugeben brauche, was ich von Gott empfange. Das wird meine einzige Aufgabe in diesem Jahr sein: Morgens mit geöffneten Händen vor Gott zu stehen und zu bekennen: »Herr, meine Liebe reicht nicht für alle herausfordernden Situationen und Begegnungen an diesem Tag. Ich brauche dich und deine Liebe. Komm du selbst und fülle mein Herz!«

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Das Fundament:Die Liebe Gottes empfangen

Voraussetzung dafür, dass wir die Agape-Liebe in uns tragen, ist, dass wir uns von Gott mit dieser Liebe beschenken lassen und zunächst einmal verstehen, wie sehr er uns liebt. Aber wie bekommen wir Zugang zu Gott als Liebesquelle, aus der sich unser Leben dann speist?

Die Sehnsucht in uns

Alles beginnt damit, dass wir uns unserer Sehnsucht nach Liebe stellen. Denn wir alle haben das tiefe Bedürfnis, geliebt, angenommen und uneingeschränkt bejaht zu sein.

Gerade Menschen, die in ihrer Kindheit keine oder nur wenig Liebe erfahren haben, tragen an dieser Stelle ein großes Defizit in sich. So ging es auch mir: Als Kind einer alkoholkranken Mutter kam einfach zu wenig Liebe bei mir an. Sicher, meine Eltern haben mich auf ihre Weise durchaus geliebt, aber aufgrund der Sucht mit all ihren schrecklichen Folgen waren sie einfach viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, als dass sie uns Kindern ein gesundes Maß an Liebe hätten geben können. Wir waren diesbezüglich permanent unterversorgt. Eine ständige Frage meiner Kindheit war: »Wenn meine Mama mich lieb hat, warum hört sie dann nicht einfach auf zu trinken?« Der Rückschluss für mich lag nahe: Ich bin nicht wichtig und liebenswert genug, dass meine Mama dem Teufel Alkohol endlich Einhalt gebietet! Erst viel später habe ich verstanden, dass Alkoholismus eine Krankheit ist, die die Betroffenen gefangen nimmt, sodass sie nur noch sich selbst und den Alkohol sehen. In ihrer Abhängigkeit können sie andere gar nicht lieben. Ihre »Liebe« gilt dem Alkohol. Mit mir als Person hatte dieses Nicht-lieben-Können gar nichts zu tun. Aber die Überzeugung, nicht liebenswert zu sein, hatte sich dennoch tief in meiner Seele eingenistet. Jesus hat an dieser Stelle viel in mir geheilt und auch professionelle Hilfe hat ihren Teil dazu beigetragen. Dennoch habe ich hier bis heute meine »Achillesferse«, an der ich verletzbar bin und auf die ich achthaben muss.

Unser Grundbedürfnis nach Liebe wird aber auch in intakten Familien und späteren Partnerschaften nicht gänzlich befriedigt. Denn selbst die besten Eltern und Partner machen Fehler und geben uns nicht immer die Liebe, die wir brauchen. Und das weitere Leben beinhaltet sowieso zahlreiche Situationen und Begegnungen, die in uns Gedanken auslösen können wie »Du bist nicht gut genug, um geliebt zu werden!«, »Siehst du, du hast schon wieder versagt – so jemand wie du verdient keine Liebe!« oder »Schau mal, die anderen wollen dich nicht dabei haben – du bist eben nicht liebenswert!«.