Alles, was mein kleiner Sohn über die Welt wissen muss - Fredrik Backman - E-Book
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Alles, was mein kleiner Sohn über die Welt wissen muss E-Book

Fredrik Backman

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Beschreibung

»Ich bitte dich um Entschuldigung. Für alles, was ich in den kommenden achtzehn Jahren tun werde. Für alles, was ich versäumen werde. Alles, was ich nicht verstehe. Alle Zettel, die du mir nicht zeigen willst, weil darauf die Termine für Elternabende stehen ...«
Bestsellerautor Fredrik Backman hat eine ebenso hinreißende wie humorvolle Liebeserklärung an seinen kleinen Sohn geschrieben, in der er diesem alles erklärt, was er in den ersten Lebensjahren und darüber hinaus über die Welt wissen muss. Und warum Vatersein das größte Abenteuer von allen ist.

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Seitenzahl: 162

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Buch

»Ja. Ich bin also dein Papa. Ich merke, dass du das so langsam begreifst. Bis jetzt bist du ja mehr oder weniger einfach mitgelaufen und hast uns anderen die Arbeit allein überlassen, aber soweit ich weiß, bist du nun also eineinhalb Jahre alt und kommst folglich in ein Alter, in dem man dir Dinge beibringen kann. Verschiedene Tricks und so was. Ich sehe die Sache positiv, das kann ich dir gleich sagen.

Denn ich will, dass du begreifst, dass die Sache mit dem Elternsein gar nicht so einfach ist, wie es scheint. Man muss an unheimlich viele Dinge denken.«

Vatersein: Das größte Abenteuer überhaupt! Bestsellerautor Fredrik Backman hat einen hinreißenden Liebesbrief an seinen Sohn geschrieben, in dem er diesem nicht nur die wichtigsten Dinge für sein weiteres Leben mit auf den Weg gibt – von der Auswahl der richtigen Fußballmannschaft über existenzielles Ikea-Grundwissen bis hin zu der Anleitung, wie man heil aus Monkey Island 3 rauskommt. Auf seine ganz eigene, humorvoll-innige Art lässt uns Backman auch an dem Wunder teilhaben, dass die Liebe zwischen Eltern und Kindern und die Fürsorge für einen anderen Menschen bedeuten können. Ein ganz besonderes, herzerwärmendes Buch nicht nur für junge Väter.

Weitere Informationen zu Fredrik Backman finden Sie am Ende des Buches.

Fredrik Backman

Alles, was mein kleiner Sohn über die Welt wissen muss

Aus dem Schwedischen von Stefanie Werner

Die Originalausgabe erschien 2012 unter dem Titel »Saker min son behöver veta om världen« bei Bokförlaget Forum, Stockholm.

Erstmals auf Deutsch erschienen im Jahr 2017.

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

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Neuausgabe Dezember 2022

Copyright © der Originalausgabe 2012 by Fredrik Backman

Copyright © dieser Ausgabe 2022

by Wilhelm Goldmann Verlag, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München

Published by agreement with Salomonsson Agency

Copyright © der deutschen Übersetzung 2017 by S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main, 2022

Umschlaggestaltung: UNO Werbeagentur, München

Umschlagmotiv: FinePic®, München

Th · Herstellung: ik

Satz: Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling

ISBN: 978-3-641-29943-9V001

www.goldmann-verlag.de

Dieses Buch ist deiner Großmutter gewidmet, weil sie mich lehrte, die Worte zu lieben.

Und dir.

Für alles andere.

An meinen Sohn

Ich bitte dich um Entschuldigung.

Für alles, was ich in den kommenden achtzehn Jahren tun werde. Für alles, was ich versäumen werde. Alles, was ich nicht verstehe. Alle Zettel, die du mir nicht zeigen willst, weil darauf die Termine für Elternabende stehen.

Für all die Situationen, in denen ich dir schrecklich peinlich bin. Alle Ferienlager, bei denen ich mich freiwillig als Helfer melde. Alle Freundinnen, die du niemals zum Essen mit nach Hause bringst.

Dafür, dass ich meinen Mama-lag-falsch-Papa-hatte-recht-Tanz vor anderen Leuten aufführe.

Für das eine Mal, wenn deine Schule alle Eltern zu einem Brennballturnier einlädt und ich die Sache ein kleines bisschen zu ernst nehme. Weil ich deinen Mathelehrer anbrülle, er sei ein »verfluchter Idiot«. Weil ich versuche, mit deinen Freunden einzuschlagen.

Dafür, dass ich einen Minibus fahre.

Dafür, dass ich Shorts trage.

Dafür, dass wir zu spät kommen, wenn du zum ersten Mal zu einer richtigen Geburtstagsfeier eingeladen bist. Dafür, dass ich total sauer werde, wenn ich im Vergnügungspark Gröna Lund Schlange stehen muss. Dafür, dass ich den Verkäufer im Skateboardladen als »Herrn« bezeichne. Dafür, dass es nicht in meinen Kopf will, dass du lieber zum Turnen gehst als zum Fußball. Dafür, dass ich vergesse, die Badezimmertür abzuschließen.

Für die Charterreisen. Den Cowboyhut. Und mein T-Shirt mit der Aufschrift »Echte Männer wiegen über 90 Kilo«. Für die Rede bei deiner Abiturfeier.

Für alle Abende, an denen ich zu viel getrunken habe und den Witz von den zwei Iren in einem Boot erzähle.

Für all das bitte ich dich um Verzeihung.

Aber wenn du mich am allermeisten hasst, dann möchte ich, dass du dich daran erinnerst, dass du für mich immer der kleine einjährige Junge sein wirst, der nackt im Flur stand und so zahnlos und breit lachte, den Stofflöwen glücklich im Arm.

Wenn du mich anstrengend findest. Oder peinlich. Wenn ich ungerecht bin. Da will ich, dass du an diesen Tag denkst: Als du dich geweigert hast, mir zu verraten, wo du meinen verfluchten Autoschlüssel versteckt hast.

Und dass du dich bitte daran erinnerst, dass du angefangen hast.

Dein Vater

Was du über Toilettenbeleuchtung wissen musst, die von Bewegungsmeldern aktiviert wird

Ja. Ich bin also dein Papa. Ich merke, dass du das so langsam begreifst. Bis jetzt bist du ja mehr oder weniger einfach mitgelaufen und hast uns anderen die Arbeit allein überlassen, aber soweit ich weiß, bist du nun also eineinhalb Jahre alt und kommst folglich in ein Alter, in dem man dir Dinge beibringen kann. Verschiedene Tricks und so was. Ich sehe die Sache positiv, das kann ich dir gleich sagen.

Denn ich will, dass du begreifst, dass die Sache mit dem Elternsein gar nicht so einfach ist, wie es scheint. Man muss an unheimlich viele Dinge denken. Wickeltaschen. Autositze. Ein zweites Paar Handschuhe. Kacke. Kacke ganz besonders. Man muss sich wahnsinnig viel um Kacke kümmern. Das ist jetzt gar nicht persönlich gemeint. Da kann man alle Leute fragen, die kleine Kinder haben. Im ganzen ersten Lebensjahr, da dreht sich alles im Leben eigentlich nur um Kacke.

Man riecht sie. Dann wieder bleibt sie aus. Dann entdeckt man sie. Die aromatische Sensation von Kacke. Warten auf Kacke. Ganz ehrlich, ich kann dir gar nicht sagen, wie viel Zeit seines Lebens man damit zubringt, auf die Kacke zu warten, wenn man ein Kind bekommen hat.

»Wollen wir los? Okay! Hat er denn schon? Wie? Was hast du gesagt? Er hat noch nicht? Scheiße. Okay, okay. Ganz mit der Ruhe, keine Panik. Wie spät ist es denn? Wollen wir noch abwarten? Oder es einfach versuchen und hoffen, dass wir es vorher schaffen? Wir probieren es! Okay? Doch nicht? Und wenn es passiert, während wir unterwegs sind? Du hast recht. Okay. Ruhe mal, ich muss nachdenken! Okay, aber wenn wir nun hierbleiben und darauf warten, und dann kommt nichts, was machen wir dann? Wollen wir es drauf ankommen lassen und einfach losgehen? Und dann passiert es unterwegs, und wir sagen nur: ›Mist! Wären wir sofort losgegangen, hätten wir es vorher geschafft!!!‹«

So ist es den ganzen Tag, wenn man sich fortgepflanzt hat. Der ganze Alltag wird von der Kackelogistik beherrscht. Plötzlich redet man völlig unbefangen mit wildfremden Menschen über Kacke. Ihre Konsistenz, die Farbe, und wann sie kommt. Kacke an den Klamotten. Kacke, die sich in den Fugen zwischen den Fliesen im Bad festsetzt. Man fängt an, über das metaphysische Erlebnis der Kacke zu diskutieren. Hievt es auf eine akademische Ebene. Als ein paar Forscher aus der Schweiz mit der Nachricht an die Öffentlichkeit gingen, sie hätten einen bislang unentdeckten Partikel gefunden, der sich schneller als das Licht bewege, und die ganze Welt sich den Kopf zerbrach, woraus dieser Partikel bestehen könne, da sahen alle Kleinkindeltern ihre Partner an und sagten nur: »Kacke. Kann eigentlich nur Kacke sein.«

Aber das Schlimmste ist gar nicht die Kacke selbst. Am schlimmsten ist es, wenn man es nicht weiß. Wenn man diese kurzen Zuckungen im Gesicht seines Kindes betrachtet und dann: »Hat sie jetzt …? Es sah aus, als ob sie …, aber vielleicht hat sie auch nur eine Grimasse geschnitten? Oder … nur gepupst? Guter Gott, das hier ist ein Ryanair-Flugzeug, sag, dass es nur ein Pups war!« Und dann muss man diese fünf Sekunden abwarten. Und das sind die längsten fünf Sekunden im ganzen Universum, das kann ich dir sagen. Die Zeit zwischen zwei Sekunden kommt dir vor wie zehntausend Ewigkeiten und die Dauer eines lebensbejahenden, französischen Dramas. Und dann, endlich, als wäre es eine dieser Szenen aus Matrix, wo die Zeit immer langsamer wird, dann kommt dieser Geruch. Und das fühlt sich an, als ob man einen nassen Sack Beton ins Gesicht bekommt. Dann folgt dieser Spazierweg zum Wickelraum, wie damals, als die aufbegehrenden Sklaven im Kolosseum gegen Löwen kämpfen mussten. Ich kann dir sagen, wenn man dann zurückkommt, fühlt man sich so, wie sich die Krieger gefühlt haben müssen, als sie sich auf den Heimweg nach Rom gemacht haben, nachdem sie die Barbaren besiegt haben. Aber beim Einmarsch ist man nur unter einem Namen bekannt: Gladiator.

Wenn du älter bist, werde ich dir von der allerersten Kacke erzählen. Der Urkacke. Alle Babys machen das an ihrem ersten Tag nach der Geburt. Die ist nämlich rabenschwarz. Als ob das Böse selbst geschissen hätte. Und das ist kein Witz.

Und klar, du fragst dich wahrscheinlich, warum ich jetzt damit anfange. Aber ich will nur, dass du die Zusammenhänge verstehst. Kacke ist ein Teil der Welt, weißt du. Und heutzutage, wo die Umwelt und die Nachhaltigkeit so wichtig sind, muss man doch wissen, welche Rolle Kacke in einem größeren Zusammenhang spielt. Welche Bedeutung Kacke für die modernen Technologien hat.

Denn weißt du, die Welt hat nicht immer so ausgesehen. Es gab eine Zeit vor der Elektronik und den Computern. Als ich klein war, wenn man da einen Film gesehen hat und nicht darauf kam, wie dieser eine Schauspieler hieß, da gab es keine Möglichkeit, es herauszufinden! Kannst du dir das vorstellen? Man hatte keine andere Wahl, als auf den nächsten Tag zu warten und in die Bibliothek zu gehen und es da nachzuschlagen. Ich weiß. Total krank. Oder man musste einen Freund anrufen und den fragen. Aber jetzt stell dir das mal vor: Da konnte es passieren, dass man nach zehn Klingelsignalen den Hörer wieder auflegen musste und sagte: »Nee, er war nicht zu Hause.« Nicht ZU HAUSE, verstehst du, was ich meine?

Das war eben eine andere Zeit. Und dann kam diese ganze Technologie. Internet und Handy und Touchscreens und so ein Kram, und deshalb steht meine Generation nun unter einem Wahnsinnsdruck, seit wir Eltern sind. Alle anderen Generationen vor uns konnten alles darauf schieben, dass sie es »nicht besser wussten«. Unsere Eltern machen das heute noch. Wein getrunken in der Stillzeit? »Wussten wir nicht besser.« Zimtschnecken zum Frühstück? Nicht angeschnallt auf dem Rücksitz? LSD in der Schwangerschaft? »Ach, mein Lieber, das WUSSTEN wir doch nicht besser. Das war schließlich in den Siebzigern, weißt du. Da war das völlig ungefährlich!«

Aber meine Generation weiß alles, okay? Wir wissen ALLES! Also, wenn mit deiner Entwicklung irgendwas schiefläuft, dann bin ich dafür verantwortlich. Es wäre juristisch völlig unhaltbar zu denken, ich hätte in gutem Glauben gehandelt. Ich hätte die Angelegenheit ja googeln können. Ich hätte sie googeln müssen. Mein Gott, warum habe ich nicht gegoogelt?

Mist.

Ich will einfach keine Fehler machen. Das ist alles. Meine ganze Generation ist so aufgewachsen, dass sie sich auf ein oder zwei Sachen spezialisiert hat. Wir haben Webshops und Steuervorteile für Hauseigentümer und Personal Trainer und Apple-Support-Hotlines. Wir versuchen es nicht allein, wir rufen jemanden an, der sich auskennt. Die Natur hat uns auf euch nicht vorbereitet.

Also googeln wir. Lesen Forumsbeiträge. Wir rufen in der Notaufnahme an, weil ihr beinahe mit dem Kopf an die Tischkante geknallt wärt, und fragen, ob das psychische Schäden verursachen könne, denn wir wollen nicht riskieren, dass ihr in 16 Jahren mit 0 Punkten in Mathe dasteht und wir uns fragen, ob das vielleicht am posttraumatischen Stress liegt. Wir wollen nicht dafür zur Rechenschaft gezogen werden, dass ihr nächtelang draußen wart und mit euren Laserwaffen und fliegenden Autos gespielt habt, statt für die Schule zu lernen!

Weil wir euch liebhaben.

Und allein darum geht es. Wir wollen, dass aus euch bessere Menschen werden. Denn wenn unsere Kinder keine besseren Menschen werden, was hat das Ganze dann für einen Sinn? Wir wollen, dass ihr besser, klüger, demütiger, großzügiger und selbstloser werdet als wir. Wir wollen die allerbesten Voraussetzungen dafür schaffen, mit aller Kraft. Also halten wir uns an Einschlafmethoden und belegen Kurse und kaufen ergonomische Badewannen und brüllen Autositzverkäufer an: »Den sichersten! Ich will den SICHERSTEN haben, kapierstdudas?« (Nicht, dass ich das getan hätte, du darfst deiner Mama nicht alles glauben.)

Wir überwachen eure Kindheit mit Kameras, so dass das Big-Brother-Haus einem im Vergleich wie ein Wunder der Privatsphäre vorkommt, wir gehen zum Babyschwimmen und kaufen atmungsaktive, geschlechtsneutrale Funktionskleidung. Wir haben eine fast krankhafte Angst, einen Fehler zu machen. Eine unbeschreibliche Panik, nicht zu genügen. Weil wir, bevor wir Kinder bekommen haben, als die größten Egoisten in der Weltgeschichte unterwegs waren, und erst jetzt gemerkt haben, wie mickrig und klein wir in Wirklichkeit sind.

Die Einsicht, dass man von diesem Zeitpunkt an all seine Atemzüge durch die Lungen eines anderen tut, beutelt einen umso mehr, je unvorbereiteter sie einen trifft.

Dabei wollen wir euch doch nur beschützen. Euch alle Enttäuschungen und Entbehrungen und jeden Liebeskummer ersparen. Wir haben wirklich keinen Schimmer, was wir da eigentlich tun, Kinder zu bekommen ist in vielerlei Hinsicht, als würde man versuchen, in einem Porzellangeschäft Bagger zu fahren. Mit Gipsbein. Und Tarnmaske. Sternhagelvoll.

Aber wir versuchen es trotzdem. Goddammit. Weil wir die besten Eltern sein wollen, mit aller Kraft. Das ist alles.

Also googeln wir. Wir googeln alles.

Und wir kümmern uns um die Umwelt. Denn schließlich haben wir die Erde nicht von unseren Eltern geerbt, sondern von unseren Kindern geliehen und all dieser Mist. Und wir glauben diesen Mist auch noch! Wir sind bereit, dafür zu kämpfen! Also kaufen wir bessere Autos. Trennen den Müll. Wir installieren kleine Bewegungsmelder an allen Lampen, damit sie automatisch ausgehen, wenn man das Zimmer verlässt. Aber manches geht einfach zu weit. Wir tun das alles natürlich nur mit den allerbesten Absichten, aber manchmal wollen wir einfach zu viel. Manchmal ist meine Generation so schrecklich überambitioniert, weißt du. Und dann passiert es zum Beispiel, dass so ein verfluchtes Genie Bewegungsmelder für die Lampen im Wickelraum eines Kaufhauses anbringt. Und die gehen nach 30 Sekunden aus.

Jetzt stehen wir also da. Du und ich. Und die Kacke. Im Dunkeln.

Du bist noch nicht alt genug, um gesehen zu haben, wie Leute bei den Olympischen Spielen an den Ringen turnen, aber ungefähr so sieht es aus, wenn diese Lampen ausgehen, während man selbst auf der Toilette hockt und versuchen muss, sie wieder anzuschalten. Und dann kannst du dir wohl vorstellen, was für eine beknackte Neuinterpretation von Schwanensee nötig wird, um sie anspringen zu lassen, in der einen Hand eine Windel, die schwer wie eine Hantel ist, und in der anderen eine halbe Packung Feuchttücher. Währenddessen steht man auf einem Bein und hält dich mit dem anderen in Schach, damit du nicht vom Wickeltisch kullerst.

Und in den Momenten, genau in solchen Situationen, habe ich das Gefühl, dass meine Generation diese Sache mit der Umweltfreundlichkeit doch ein bisschen zu weit getrieben hat. So empfinde ich das. Kannst du das verstehen?

Ich glaube, du verstehst es.

Ich will nur, dass du weißt, dass ich dich liebhabe. Wenn du erwachsen bist, wirst du wissen, dass ich bei deiner Erziehung jede Menge Fehler gemacht habe. Das weiß ich. Damit habe ich mich abgefunden. Aber ich möchte, dass du weißt, dass ich mein Bestes gegeben habe, mein Allerbestes. Ich habe nichts unversucht gelassen. Ich habe wirklich bis zum Schluss alles gegeben, was ich hatte.

Ich habe mir die Seele aus dem Leib gegoogelt.

Doch in diesem Wickelraum war es schrecklich dunkel. Und überall war Kacke. Manchmal muss man sich auf seinen Instinkt verlassen. Ganz ehrlich, du kannst froh sein, dass wir da überhaupt lebend wieder rausgekommen sind.

Wenn ich sterbe, vergiss das hier nie

Spring aus der Achterbahn.Nimm das Seil mit, warte, bis du zum Schiff kommst, und hol dann das Fass Rum.Nimm das Lampenöl von der Laterne.Tränke das Seil in dem Öl und befestige es am Fass. Geh zum großen Schnee-Yeti und stell die Tonne Rum unter seinen Arm.Wenn LeChuck kommt und versucht, dich anzuzünden, puste ihm den Pfeffer hin, so dass er mit seinem Feuerbart auf das Seil niesen muss. Das fängt dann an zu brennen, die Tonne Rum explodiert und LeChuck ist tot.

So kommst du heil aus Monkey Island 3 raus.

Deine Mutter kann die Augen verdrehen, wie sie will. Ich kann nicht riskieren, dass dieses Wissen mit meiner Generation ausstirbt. 

Was du über meine Erwartungen an dich wissen solltest

DEINE MUTTER: (liest ein Buch eines belgischen Kinderpsychologen) »Hier steht, dass er sich jetzt in einer Entwicklungsphase befindet, in der sich das Gehirn auf ganz spezielle Fertigkeiten konzentriert.«

ICH: »Okay …«

DEINE MUTTER: »Und dann steht hier, dass sich Kinder in dieser Phase mit ganz unterschiedlichen Dingen befassen. Die einen drehen sich, einige lernen zu sprechen, andere greifen schon extrem früh nach Gegenständen …«

ICH: »Wie? So unterschiedlich entwickeln verschiedene Kinder verschiedene Superkräfte?«

DEINE MUTTER: (die nicht ganz so aussieht, als könne man das so sagen) »Ja … schon … so kann man das vielleicht sagen …«

ICH: »Dann ist das wie das Institut für begabte Jugendliche in X-Men?«

DEINE MUTTER: (seufzt) »Ja. Genau. So ist das. Wenn man ›sich umdrehen‹ als Superkraft bezeichnen möchte.«

ICH: (schaue zu dir hinüber, du liegst schlafend auf einem großen Kissen) »Ich frage mich, welche Superkraft er gerade entwickelt.«

DEINE MUTTER: (schaut dich an) »Er ist zweifellos ziemlich gut im Schlafen.«

(Schweigen)

ICH: »Das ist nicht wirklich eine Superkraft, oder?«

DEINE MUTTER: »Nein.«

(Schweigen)

ICH: »Dieses Kind bringt wirklich eine Kette von Enttäuschungen mit sich.«

DEINE MUTTER: »Hey! Sag so was nicht!«

ICH: »Wieso? Du musst doch zugeben, dass ein Junge, der ›gut schläft‹ in der X-Men-Gang total niedergemacht worden wäre!«

DEINE MUTTER: (hebt dich hoch; verlässt das Zimmer) »Ich bringe ihn jetzt in sein Bett, damit er sich diesen Unsinn nicht länger anhören muss.«

ICH: »Glaubst du etwa, Wolverines Mutter hätte ihren Sohn derart verhätschelt? Na?«

(Schweigen)

ICH: »Aber es könnte doch auch sein, dass er einfach müde ist, weil er die ganze Nacht unterwegs war, um DIE BÖSEN MÄCHTE ZU BEKÄMPFEN?«

Die Mathematik des Gebärens

KINDERKRANKENSCHWESTER: »Ja, und dann sehe ich hier in den Unterlagen, dass Ihr kleiner Sohn ein paar Wochen zu früh gekommen ist?«

ICH: »Ja, stimmt. In der 37. Woche.«

KINDERKRANKENSCHWESTER: »Na ja, na ja, hier steht 36 + 5.«

ICH: »Ja, 36 Wochen und fünf Tage. Dann ist das doch die 37. Woche.«

KINDERKRANKENSCHWESTER: »Hmmh, na ja, wir rechnen anders. Wir sagen, er kam in der 36 + 5.«

ICH: »Also … sagen Sie, dass er dann in der 36. Woche kam?«

KINDERKRANKENSCHWESTER: »36 + 5, ja.«

ICH: »Aber das ist doch dann die 37. Woche?«

KINDERKRANKENSCHWESTER: »Hmmh, na ja, wir rechnen eben anders, wissen Sie.«

ICH: »Wie, Sie rechnen anders? Sie rechnen doch in Wochen?«

KINDERKRANKENSCHWESTER: »Hmmh, na ja, wir zählen die Tage.«

ICH: »Und woraus bestehen dann Ihrer Meinung nach die Wochen?«

KINDERKRANKENSCHWESTER: »Hmmh, die bestehen aus Tagen. Das weiß ich natürlich.«

ICH: »Also 36 Wochen?«

KINDERKRANKENSCHWESTER: »Und fünf Tage.«

ICH: »Dann in der 36. Woche?«

KINDERKRANKENSCHWESTER: »Hmmh, na ja. Plus fünf eben.«

ICH: »Aber wenn nun 36 Wochen und fünf Tage vergangen sind, dann war es doch verdammt nochmal in der 37. Woche?«

KINDERKRANKENSCHWESTER: »Ja, so kann man es vielleicht sagen.«

ICH: »Genau.«

KINDERKRANKENSCHWESTER: »Aber wir rechnen eben anders.«

ICH: »Aber in welcher Woche WAREN wir dann???«

KINDERKRANKENSCHWESTER: »36. Plus 5.«

ICH: »Also in der 36. Woche?«

KINDERKRANKENSCHWESTER: »Hmmh, na ja …«

(Ausgedehntes Schweigen)

KINDERKRANKENSCHWESTER: »Was suchen Sie denn?«

ICH: »Aspirin!«

Note to self