Alpengold 171 - Sissi Merz - E-Book

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Sissi Merz

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Beschreibung

Mit gesenktem Kopf hockt die hübsche Meyer-Christel vor dem kleinen Marterl am Waldrand, das so oft Ziel ihrer abendlichen Wanderung mit Thomas war. Doch heut tauscht sie auf der lauschigen Bank kein verliebtes Busserl mit ihrem Schatz - heut ist sie allein gekommen, um ihrer verlorenen Liebe nachzuweinen.

Aus falsch verstandenem Stolz hat Thomas die Verlobung gelöst, denn er meint, für Christel nicht mehr gut genug zu sein! Eine unerwartete Erbschaft hat alles verändert - und aus Christel, der mittellosen Magd, eine reiche Bäuerin gemacht! Doch soll sie das Erbe wirklich antreten und den Hof in Kiefersfelden übernehmen - ohne Thomas?

In diesen einsamen Stunden reift in Christel der Entschluss, ihren Weg allein zu gehen: Schon morgen wird sie alles, was sie kennt und liebt, hinter sich zurücklassen. Ihre Tränen soll niemand mehr sehen ...

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Seitenzahl: 128

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Inhalt

Cover

Impressum

Tränen am alten Marterl

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Anne von Sarosdy / Bastei Verlag

Datenkonvertierung E-Book: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-8387-5915-9

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Tränen am alten Marterl

Dramatischer Roman um die Lebenskrise eines Madels

Von Sissi Merz

Mit gesenktem Kopf hockt die hübsche Meyer-Christel vor dem kleinen Marterl am Waldrand, das so oft Ziel ihrer abendlichen Wanderung mit Thomas war. Doch heut tauscht sie auf der lauschigen Bank kein verliebtes Busserl mit ihrem Schatz – heut ist sie allein gekommen, um ihrer verlorenen Liebe nachzuweinen.

Aus falsch verstandenem Stolz hat Thomas die Verlobung gelöst, denn er meint, für Christel nicht mehr gut genug zu sein! Eine unerwartete Erbschaft hat alles verändert – und aus Christel, der mittellosen Magd, eine reiche Bäuerin gemacht! Doch soll sie das Erbe wirklich antreten und den Hof in Kiefersfelden übernehmen – ohne Thomas?

In diesen einsamen Stunden reift in Christel der Entschluss, ihren Weg allein zu gehen: Schon morgen wird sie alles, was sie kennt und liebt, hinter sich zurücklassen. Ihre Tränen soll niemand mehr sehen …

»Geh, Christel, spring doch rasch hinaus und hol noch ein paar Eier! Ich denk, wir sollten heut mehr von deinen Pfannkücherln anbieten. Gestern Morgen hat’s so ausgeschaut, als ob der Hias und der Franzl sich um den letzten raufen wollten.« Ursula Moosbacher schaute dem Madel, das nun eilig die Küche verließ, wohlwollend hinterher.

Ganz die Mama, dachte die Bäuerin vom prächtigen Moosbacher-Hof in Irmenau bei Bayrischzell.

Die Bauernfamilie lebte seit vielen Generationen in dem idyllischen Tal mitten im Oberbayerischen. Auf dem Erbhof ging es sehr familiär zu. Bauern und Gesinde nahmen die Mahlzeiten in großer Runde an einem Tisch ein. Und wenn einer Sorgen oder Probleme hatte, dann fand er im Bauern oder seiner Frau stets einen verständigen Zuhörer.

Christel Meyer kannte kein anderes Daheim als den Erbhof. Sie war hier geboren und aufgewachsen. Und für Ursula Moosbacher war das schlanke, hübsche Madel mit dem langen, hellbraunen Haar fast wie eine Tochter.

Die Bauersleute hatten keine eigenen Kinder. Christels Mutter Marianne war gestorben, als das Madel eben erst sechzehn Jahre als gewesen war. Sie hatte ein schwaches Herz gehabt. Die Moosbachers hatten das Madel getröstet und ihm sein Heim erhalten.

Für Christel war die Bäuerin also eine Art Ersatzmutter. Das Madel hatte eine Ausbildung zur Hauswirtschafterin gemacht und ging der Bäuerin nun im Haushalt zur Hand. Christel war mit ihren einundzwanzig Jahren bereits eine gute Köchin. Vor allem Kuchen und Süßspeisen waren ihre Spezialität. Gab es einen Nachtisch von ihr, dann schauten alle gespannt auf ihre Teller. Und meist blieb kein einziger Krümel übrig.

Ursula Moosbacher dachte daran, dass auch Marianne Meyer eine hervorragende Köchin gewesen war. Sie hatte als Hauserin auf dem Erbhof gearbeitet und war sehr fleißig und umgänglich gewesen.

Die Bäuerin erinnerte sich noch gut an jenen kalten Wintertag, an dem die damals junge Frau vor ihrer Tür gestanden und nach Arbeit gefragt hatte.

»Ich will ehrlich sein, Bäuerin, ich steh in der Hoffnung«, war einer der ersten Sätze, die Marianne zu ihr gesagt hatte. »Ich bin zuverlässig und fleißig. Aber wenn du hier kein Kind haben willst, sag es nur, dann geh ich wieder.«

Es war weniger das, was sie gesagt, sondern wie sie es gesagt hatte, das der Bäuerin gleich ins Herz gegangen war. Sie hatte nur in die klaren, tiefblauen Augen der jungen Frau schauen müssen, um zu wissen, dass das Leben sie bislang nicht mit Samthandschuhen angefasst hatte.

Später, als aus den beiden Frauen im ähnlichen Alter Freundinnen geworden waren, hatte Marianne ihrer Bäuerin erzählt, wie sie in die Hoffnung gekommen war.

Sie hatte auf einem Hof in der Nähe von Kiefersfelden gearbeitet und sich in den Bauern verliebt. Der war recht unglücklich gewesen in seiner Ehe. Seine Frau hatte ihn beherrscht und ihm keinen schönen Tag gegönnt. Sie war verbittert gewesen, weil sie nach einer Fehlgeburt keine Kinder mehr bekommen konnte, hatte dies ihrem Mann zum Vorwurf gemacht.

»Der Xaver Bingel war kein schlechter Mensch«, hatte Marianne leise gesagt. »Er war ein guter und zärtlicher Mann. Wäre er frei gewesen, gewiss hätte ich mit ihm mein Glück gefunden. Aber er war verheiratet und zu schwach, um seine Frau zu verlassen.«

Marianne hatte sich auf ein Gspusi eingelassen. Und als sie in der Hoffnung gestanden hatte, da hatte die Bäuerin dafür gesorgt, dass sie mit einer kleinen Abfindung verschwand. Trotz dieser Enttäuschung und der schweren Zeit, die Marianne hatte durchmachen müssen, bevor sie auf dem Moosbacher-Hof ein neues Daheim fand, hatte sie nie etwas auf Xaver Bingel kommen lassen.

»Er hat mich lieb gehabt, so wie ich ihn«, hatte sie der Bäuerin anvertraut. »Er hat mir oft geschrieben und auch Geld geschickt. Ich hab alles für die Christel angelegt. Es kommt ja schließlich von ihrem Vater. Und wer weiß, vielleicht findet er doch noch irgendwann die Kraft, reinen Tisch zu machen und sich zu mir und dem Kind zu bekennen …«

Leider hatte sich dieser Wunsch nicht erfüllt. Nach Mariannes frühem Tod hatte Ursula Moosbacher daran gedacht, Christels Vaters zu verständigen. Doch ihr Mann hatte sie davon überzeugt, dass dabei nichts Gutes herauskommen konnte.

»Er wird nix von dem Kind wissen wollen«, hatte Sepp Moosbacher vermutet. »Und wenn doch, dann musst du die Christel hergeben. Ich denk, es ist besser, wir lassen alles so, wie es ist. Für das Madel ist es allerweil das Beste.«

Der Meinung war auch die Bäuerin. Obwohl sie sich noch manches Mal gefragt hatte, ob Christel nicht diese Entscheidung selbst hätte treffen sollen. Doch sie wollte das Madel, das ihr so ans Herz gewachsen war, nicht verlieren und schwieg deshalb.

Christel kehrte nun mit einem halben Dutzend Eiern in die Küche zurück und machte sich gleich an den Pfannkuchenteig.

Da die Bäuerin so nachdenklich schwieg, fragte sie: »Stimmt was net? Sind es zu wenige Eier?«

Ursula strich sich eine Strähne ihres blonden Haares hinters Ohr, lächelte ein wenig und schüttelte den Kopf.

»Es ist genau richtig, wie du es machst. Manchmal denk ich, dass ich noch was von dir lernen kann, wenn’s ums Kochen geht.«

»Mei, Bäuerin, das stimmt net. Das meiste, was ich kann, hab ich ja von dir.« Christel lachte unbekümmert auf.

»Aber net alles. Das Talent, das hast du von deiner Mama selig. Sie war eine viel bessere Köchin als ich.«

Das Madel schaute die Bäuerin aufmerksam an, eine leise Traurigkeit spiegelte sich in den tiefblauen Augen, die denen der Mutter so ähnlich waren.

»Deshalb hast du sie damals gewiss auch eingestellt, net wahr?«

»Net nur deshalb. Sie hatte ein gutes Zeugnis, aber das ist net alles. Wichtiger ist mir allerweil der Mensch. Und deine Mama selig, die war mir gleich im ersten Moment sympathisch.« Sie lächelte versonnen. »Wenn ich dran denk, wie sie mir zum ersten Mal dieses kleine, weiche Bündel in den Arm gelegt hat … Ganz zerknautscht, zartrosa, mit einem hellen Flaum auf dem Köpferl … mei, Madel, du warst ein allerliebstes Butzerl!«

Christel musste schmunzeln. »Zum Glück sind aus dem Flaum gescheite Haare geworden. Und so zerknautscht bin ich auch nimmer. Das hoff ich jedenfalls.«

Die Bäuerin lachte leise. »Und dein Herz trägst du ebenso auf der Zunge wie sie damals. Du bist ihr wirklich sehr ähnlich …«

Christel senkte den Blick. Leise gestand sie: »Manchmal kann ich es gar net glauben, dass die Mama schon fünf Jahre nimmer da ist. Es kam so plötzlich. Freilich wussten wir, dass sie ein schwaches Herz hatte. Aber dass es so ausgehen könnte, damit hat doch wirklich keiner rechnen können. Ich vermisse sie.«

»Das tun wir alle. Jeder, der sie gekannt hat, glaub mir!« Ursula drückte Christel kurz mütterlich an sich, dann mahnte sie: »Jetzt sollten wir uns aber sputen, sonst kommt das Frühstück net rechtzeitig auf den Tisch.«

Das Madel gab sich einen Ruck und schüttelte die schmerzlichen Erinnerungen ab. Rasch ging Christel wieder an ihre Arbeit. Sie hatte schon in sehr jungen Jahren erfahren, wie viel Trost darin liegen konnte. Deshalb nahm sie ihre Aufgaben auf dem Erbhof auch sehr ernst und war die Zuverlässigste von allen.

Auch wenn ihre Arbeit den Schmerz nicht heilen konnte, so half sie ihr doch, mit der Trauer umzugehen. Und mit jedem Jahr, das verging, wurde es ein bisschen besser.

***

Die Entscheidung der Bäuerin, mehr Pfannkuchen zu backen als am Vortag, erwies sich als richtig. Auch bei diesem Frühstück blieb kein einziger übrig, und Hias, der stets den größten Appetit hatte, lugte in Richtung Küche, ob es da nicht vielleicht noch etwas abzustauben gab …

Nach dem Frühstück machten Ursula und Christel sich an die große Wäsche, die an diesem Montag auf dem Programm stand. Auf dem Trockenplatz hinter dem Haus wehte eine leichte Brise, und die Sonne schien von einem klaren, tiefblauen Sommerhimmel.

»Bei dem Wetter wird die Wäsche schon in ein, zwei Stunden trocken sein«, meinte die Bäuerin. »Du kannst sie dann abhängen. Ich kümmere mich derweil ums Mittagsmahl.«

»Ist schon recht«, erwiderte Christel. Sie warf einen Blick hinüber zum Kleinen Traithen, dem Hausberg von Irmenau.

Majestätisch erhob sich der schroffe Gipfel ins lichte Himmelblau, ganz droben schimmerte das Gipfelkreuz. Weit entfernt zog ein Bergadler seine Kreise, in der klaren Luft trug sein Schrei bis ins Tal.

Für das Madel war dies Heimat. Wenn Christel sich manchmal einsam und traurig fühlte, weil die Mutter ihr fehlte, dann blickte sie stets zum Kleinen Traithen hinauf und wusste, wo sie hingehörte. Auch wenn sie eine Waise war, gab es hier doch Menschen, die ihr nahestanden und danach fragten, wie es ihr ums Herz war. Das war ein schönes Gefühl.

»Was ist denn, Christel? Nimm die Körbe und komm! Du musst Erdäpfel schälen und Gemüse putzen. Wo bist du denn gerade mit deinen Gedanken?«, fragte die Bäuerin da und riss das Madel so aus seinen Träumereien.

»Ich komm schon«, murmelte sie verlegen.

Ursula bedachte sie mit einem nachsichtigen Blick.

»Hast an den Thomas gedacht? Gewiss wirst du ihn heut Abend sehen, oder?«

»Ja, wir wollen zum alten Marterl spazieren. Es ist so ein herrliches Wetter, das wollen wir nutzen.«

Die Bäuerin nickte. Sie dachte an die Zeit, als sie selbst in Christels Alter gewesen war. Beinahe jeden Abend hatte Sepp sie damals abgeholt, und sie waren durch die Natur spaziert. Schöne Erinnerungen waren das.

»Seid ihr euch denn einig, ihr zwei?«, spann Ursula nun den Gesprächsfaden weiter. Sie wusste, dass Christel mit dem Knecht Thomas Gruber verbandelt war. Da sie sich für das Madel verantwortlich fühlte, kümmerte sie sich auch darum. Thomas arbeitete ebenfalls auf dem Moosbacher-Hof und war ein anständiger, fleißiger Bursch.

»Wir sind uns gut«, gab das Madel nun etwas zögernd zu.

»Aber? Das klang akkurat so, als wäre doch noch net alles klar zwischen euch.«

»Na ja, der Thomas hat Ehrgeiz, er möchte eines Tages sein eigener Herr sein, einen Hof bewirtschaften. Ich find das im Prinzip net schlecht, aber die Art, wie er das machen will … Er spart jeden Cent, den er entbehren kann, ist fleißig und umsichtig, was das Geld angeht. Ich denk mir nur, dass er es so zu nix bringen kann. Es sei denn, er wartet ein paar Hundert Jahre. Dann könnte vielleicht genug zusammenkommen …« Das Madel hob die Schultern. »Er will keine Schulden machen.«

»Ich versteh das schon. Aber wenn er einen eigenen Betrieb möchte, wird sich das kaum vermeiden lassen. Es sei denn, er heiratet ein. Das wäre wohl die andere Möglichkeit.«

Christel erschrak. »Das würde der Thomas nie tun! Wir haben uns doch lieb. Und selbst wenn das net so wäre, ich kann mir beim besten Willen net vorstellen, dass er wegen des Geldes heiraten würde. Das passt net zu ihm.«

Die Bäuerin nickte. »Tja, Madel, du hast einen rechtschaffenen Liebsten, das ist schön. Aber auch manchmal ein bisserl mühsam, wenn du verstehst, was ich meine …«

Christel lächelte vielsagend. Sie hatte doch gewusst, dass die Bäuerin sie verstehen würde, so wie sie es immer tat …

Die Arbeit ging dem Madel auch an diesem Tag leicht von der Hand. Nach dem Abendessen räumte Christel noch den Tisch ab, dann meinte Ursula: »Lauf nur, der Thomas wartet schon im Wirtschaftshof! Den Rest erledige ich.«

»Ich dank dir, Bäuerin!« Christel wirbelte aus der Küche, lief rasch hinauf in ihre Kammer und zog sich um.

Es war ein sehr warmer Frühsommertag gewesen, nun, am Abend, wurde es aber ein wenig frisch. Deshalb wählte das Madel zu Bluse und Rock seine Trachtenstrickjacke. Sie frisierte ihr langes, hellbraunes Haar zu einem Pferdeschwanz und schaute so sehr jung und hübsch aus.

Der Meinung war auch Thomas, als er seine Liebste sah. Der hochgewachsene, dunkelhaarige Bursch mit den klaren, grauen Augen lächelte ihr verliebt zu und stahl ihr zur Begrüßung gleich ein Busserl. Hand in Hand verließen sie dann den Hof und bogen auf einen schmalen Feldweg ab, der hinter dem Erbhof in die malerische Natur rund um Irmenau führte.

Die Sonne war eben hinter dem Kleinen Traithen versunken, der klare Himmel aber glänzte noch von ihrem sanften, goldenen Widerschein. Die Luft war etwas frischer geworden, sehr würzig und klar. Obwohl ein wenig Dunst über den Bergen lag, konnte man doch weit im Norden die lange Gipfelkette der Zillertaler Alpen erkennen. In südlicher Richtung stieg die Gamswand mit ihren schroffen Karen auf, dahinter lag Geitau.

Blickte man nach Osten, so sah man den Wendelsee, dessen klares Wasser von mehreren Gletschern gespeist wurde und eigentlich das ganze Jahr über zu kalt war, um darin zu baden. Nur im Hochsommer wagten dies ein paar ganz Unerschrockene. Dort gab es aber einen langen Bootssteg und eine Ruderpartie über den See war sehr romantisch. Thomas hatte Christel vor ein paar Wochen dazu eingeladen, und sie hatten diesen Nachmittag in vollen Zügen genossen.

Die beiden hatten sich von Herzen lieb. Während sie nun Hand in Hand durch die blühende Natur schlenderten, blieben sie immer wieder stehen, um ein Busserl zu tauschen. Wenn Thomas das Madel in seinen starken Armen hielt, dann war Christel wunschlos glücklich. So geborgen und daheim fühlte sie sich bei ihm, wie sie es noch nie zuvor erlebt hatte.

Ihre Herzen schlugen im Gleichklang, eine große Harmonie herrschte zwischen ihnen. Oft verstanden sie einander ohne Worte. Es war die wahre Liebe, die ihre Seelen verband.

Nach einer Weile erreichte das junge Paar eine Wegkreuzung. Hier stand ein altes Marterl, das schon an die hundert Jahre über die Menschen wachte, die vorbeikamen. Das Holz war mit der Zeit ausgeblichen, die Christusfigur ein wenig verwittert. Es war von großer Einfachheit, ein Herrgottsschnitzer aus Irmenau hatte es angefertigt, nachdem er bei einem schlimmen Unwetter fast vom Blitz erschlagen worden wäre.

Der Legende nach hatte der Mann den Blitz gespürt, der direkt neben ihm in die Erde gefahren war. Er hatte das Gefühl gehabt, dass der liebe Herrgott persönlich ihn beschützt hatte. Deshalb hatte er an genau diesem Platz das Marterl aufgestellt.

Die Menschen im Tal schmückten das Marterl ständig mit frischen Blumen. Nun steckte ein Wiesenblumenstrauß daran. Daneben lud eine Bank zum Verweilen ein.

Thomas schlug vor, sich ein wenig zu setzen, und Christel hatte nichts dagegen. Sie schmiegte sich in seinen Arm und schaute ihn lieb an. Zärtlich streichelte er ihr schönes Gesicht und hauchte viele verliebte Busserln darauf, unter denen sie ganz kribbelig wurde.