Alpengold 173 - Sissi Merz - E-Book

Alpengold 173 E-Book

Sissi Merz

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Beschreibung

Die Sonne versinkt schon hinter dem Gipfel, als Dr. Benjamin Hoffmann schnellen Schrittes den Weg bergan schreitet. Eine dunkle Ahnung, die er sich selbst nicht so recht erklären kann, lässt ihn an diesem Abend seiner Freundin Melanie folgen. Seitdem sie beide in St. Annen wohnen, um Benjamins Onkel in seiner Landarzt-Praxis zu vertreten, ist mit der schönen Ärztin Melanie eine seltsame Veränderung vorgegangen. Still, fast verstockt ist sie geworden, und immer wieder verschwindet sie für Stunden in den Bergen. Als Benjamin nun um die Wegbiegung kommt, fällt es ihm wie Schuppen von den Augen: Da sitzt Melanie auf der Bank am Marterl - und sie ist nicht allein! Bei ihr ist ihr Ex-Freund, den sie lange nicht vergessen konnte ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Der Kräuterdoktor von St. Annen

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Michael Wolf / Bastei Verlag

Datenkonvertierung E-Book: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-8387-5958-6

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Der Kräuterdoktor von St. Annen

Wie ein junger Arzt in den Bergen seine Berufung und sein Glück fand

Von Sissi Merz

Die Sonne versinkt schon hinter dem Gipfel, als Dr. Benjamin Hoffmann schnellen Schrittes den Weg bergan schreitet. Eine dunkle Ahnung, die er sich selbst nicht so recht erklären kann, lässt ihn an diesem Abend seiner Freundin Melanie folgen.

Seitdem sie beide in St. Annen wohnen, um Benjamins Onkel in seiner Landarzt-Praxis zu vertreten, ist mit der schönen Ärztin Melanie eine seltsame Veränderung vorgegangen. Still, fast verstockt ist sie geworden, und immer wieder verschwindet sie für Stunden in den Bergen.

Als Benjamin nun um die Wegbiegung kommt, fällt es ihm wie Schuppen von den Augen: Da sitzt Melanie auf der Bank am Marterl – und sie ist nicht allein! Bei ihr ist ihr Exfreund, den sie lange nicht vergessen konnte …

»Aufwachen, Schatzerl!« Dr. Benjamin Hoffmann musste schmunzeln, als der goldblonde Haarschopf seiner Liebsten nach dieser Aufforderung nur etwas tiefer unter der Bettdecke verschwand. »Frau Kollegin, die Pflicht ruft.«

»Mei, Ben, lass mich schlafen! Es kann unmöglich schon sieben Uhr sein«, kam ein gequältes Seufzen unter der Decke hervor.

»Leider ist es bereits halb acht«, erwiderte der junge Doktor unbarmherzig. »Und da du dich weigerst, wach zu werden, muss ich wohl als Erster unter die Dusche gehen!«

Diese Drohung wirkte. Melanie schob die Bettdecke zurück, gähnte herzhaft und mahnte: »Wag es net! Du weißt genau, dass ich erst nach einer wechselwarmen Dusche halbwegs wach bin und Frühstück machen kann.«

Der junge Mann seufzte. »Na schön, dann lasse ich dir den Vortritt. Aber nur, wenn du dich ein bisserl sputest. Oder sollen unsere Patienten heut vielleicht vor verschlossener Tür stehen, wenn sie in die Sprechstunde kommen?«

»Das wäre allerdings unverzeihlich«, spöttelte Melanie und schwang die langen, schlanken Beine aus dem Bett. »In zehn Minuten bin ich fertig, Ehrenwort!«

Es dauerte dann doch ein wenig länger, bis das junge Paar zusammen beim Frühstück saß.

Melanie Berg und Benjamin Hoffmann waren seit drei Jahren zusammen. Sie hatten sich an der Uni kennengelernt und ineinander verliebt. Damals war Melanie noch mit einem anderen Medizinstudenten verbandelt gewesen, einem gewissen Karsten Eder.

Benjamin war sehr eifersüchtig auf den Sohn aus gutem Hause gewesen, auf den nach dem Examen bereits eine eingerichtete Praxis wartete. Daneben hatte der Bauernsohn aus dem Berchtesgadener Land sich ein wenig minderwertig gefühlt. Schließlich konnte er Melanie nichts bieten, was für Karsten Eder ganz selbstverständlich war: teure Theaterkarten, exklusive Restaurants, Wochenenden auf Skihütten oder am Meer zur Entspannung.

Benjamin hatte seine Freizeit zwischen Lernen und Jobben aufteilen müssen. Seine Eltern hatten ihn nach Kräften unterstützt, aber er wollte ihnen nicht zu sehr auf der Tasche liegen.

Ihr Hof war klein und warf nicht mehr viel ab. In der Zwischenzeit hatten sie alles verkauft und verbrachten ihren Lebensabend auf Mallorca, wo sie eine geräumige Wohnung besaßen. Benjamin hatte die Eltern dort noch nicht häufig besucht, denn er war sehr heimatverbunden und konnte einfach nicht verstehen, wieso sie den Hof verkauft hatten.

Er selbst hätte in seinem Heimatdorf gern eine Landarztpraxis eröffnet, wofür er den elterlichen Hof durchaus hätte nutzen können. Aber diese Chance war dahin.

Nun war der junge Mediziner auch nicht gerade unzufrieden. Er hatte sich zusammen mit Melanie eine Praxis in Berchtesgaden aufgebaut, die gut lief.

Oft plagte ihn aber das Heimweh. Und der heimliche Wunsch, auf dem Land zu leben, erfüllte sein Herz. Heimlich musste dieser Wunsch auch bleiben, denn seine Liebste hatte dafür so gar keinen Sinn. Manchmal fragte Benjamin sich ernsthaft, warum Melanie sich für ihn entschieden hatte. Alles, was Karsten Eder ihr hatte bieten können, entsprach doch viel mehr ihren Wünschen und Vorstellungen …

»Du bist so still heut Morgen«, sagte Melanie nun in seine Gedanken hinein. »Kater oder einfach nur Müdigkeit?«

»Weder noch. Mir geht so einiges im Kopf herum«, gab der junge Arzt zu und musterte seine Freundin nachdenklich.

Melanie war eine sehr schöne junge Frau mit dem goldblonden Haar, den klaren, grauen Augen und dem ebenmäßigen Gesicht. Er hatte sie lieb und wünschte sich mehr als diesen Zustand, in dem sie lebten. Aber davon wollte sie nichts wissen.

»So nachdenklich? Willst du mir auch verraten, worüber du nachdenkst?«, forschte sie nun. »Vielleicht über Sinn und Unsinn deiner Kräutermedizin?«

»Meli, ich bitte dich!« Er verdrehte leicht genervt die Augen. »Darüber sollten wir nimmer diskutieren, das hat eh keinen Sinn. Du magst dich net auf meinen Standpunkt einlassen. Und ich habe keine Lust, eine hartgesottene Schulmedizinerin zu überzeugen. Das würde doch net klappen.«

»Kann schon sein.« Sie hob die Schultern und trank einen Schluck Kaffee. »Also, was geht dir dann im Schädel herum? Sagst du es mir freiwillig, oder muss ich weiter raten?«

»Weißt du, Schatzerl, die Hochzeit von Flori und Kerstin, die war wirklich schön, findest du net auch?«

»Ein nettes Wochenende auf dem Land«, pflichtete sie ihm bei. »Es ist allerweil herzig, wenn gute Freunde heiraten. Da muss man schließlich dabei sein, das ist man sich schuldig.« Ihre Stimme klang leicht ironisch, was ihm nicht entging. So war es immer, wenn sie auf das Thema Heirat zu sprechen kamen.

»Der Flori ist zwei Jahre jünger als ich. Da macht man sich schon so seine Gedanken.«

»Und welcher Art sind diese Gedanken?« Melanie tat unwissend.

»Na, zum Beispiel, wann wir zwei uns endlich trauen. Ich weiß net recht, worauf wir noch warten. Wir haben uns lieb, wir leben zusammen und haben es beruflich zu etwas gebracht. Ich denke, es wird Zeit, den nächsten Schritt zu tun.«

»Und der wäre?«

»Meli, ich bitte dich! Wir waren uns doch einig, dass wir eine Familie gründen wollen, sobald die Praxis läuft. Das tut sie.«

»Aber noch lange net so, wie sie sollte«, wandte sie schnell ein. »Oder hast du vielleicht vergessen, wie hoch unsere Schulden noch sind? Denkst du, es ist eine gute Idee, wenn ich jetzt daheimbleibe, Kinder kriege und es dir überlasse, die ganze Arbeit zu tun? Ich möchte dich auch irgendwann mal sehen. Ganz davon abgesehen, dass ich meinen Beruf ebenfalls liebe und gern ausübe.«

»Aha, da wären wir also wieder am Ausgangspunkt.« Benjamin starrte grimmig zu Boden. »Du willst net heiraten. Und Kinder willst du auch keine. Warum gibst du es net einfach zu? Manchmal wirkt es befreiend, die Wahrheit auszusprechen.«

»Leg mir bitt schön keine Worte in den Mund!« Sie seufzte leise. »Lass uns doch vernünftig darüber reden, Ben! In ein paar Jahren …«

»Ach was! Du glaubst doch selbst net, dass sich daran etwas ändern wird. Wenn deine Gefühle für mich nimmer stark genug sind, um an eine gemeinsame Zukunft und Kinder zu denken, dann …«

»Ben, hör auf! Ich hab dich lieb und bin glücklich mit dir. So wie es jetzt ist, ist es für mich gut. Zählt denn das gar net?«

Er schaute sie nachdenklich an. Manchmal hatte der junge Mann das deutliche Gefühl, dass Melanie ihm etwas verheimlichte. Früher hatte er in ihren Augen lesen können, da war ihm keine Regung ihres Herzens verborgen geblieben.

Nun war das anders. Auch jetzt schaute sie ihn an, doch er hatte das vage Empfinden, als wäre ein kleiner Teil ihrer Gedanken und Gefühle woanders, nicht hier, nicht bei ihm. Es war, als fehlte etwas Entscheidendes, auch wenn er den Finger nicht darauflegen konnte.

»Du weißt genau, wie wichtig es für mich ist, dich glücklich zu sehen, Schatzerl«, sagte er nun ernst. »Aber ich hab den Eindruck, dass wir beide mittlerweile einen ganz unterschiedlichen Begriff vom Glück haben. Und das macht mir ein bisserl Angst.«

»Wie meinst du das? Ich versteh dich net.«

Er dachte an heimliche Telefonate, Gesprächsfetzen, die er zufällig mitbekommen hatte, zwischen Tür und Angel, in der Praxis und auch daheim. Verstohlene Blicke. Und ein gewisses Maß an Unehrlichkeit, das er aber von sich geschoben hatte wie etwas Unangenehmes, etwas, das ihn kalt berührte.

»Hast du Karsten Eder in letzter Zeit mal wieder getroffen?«, fragte er ins Blaue hinein.

Vor einigen Wochen hatte er geglaubt, bei einer Fahrt durch die Stadt Melanie in Begleitung eines anderen gesehen zu haben. Sie war an dem Tag angeblich bei einer Freundin gewesen. Der Verkehr war zu dicht gewesen, um anzuhalten. Und so hatte er sie rasch wieder aus den Augen verloren. Aber seitdem ging Benjamin diese zufällige Beobachtung nicht mehr aus dem Kopf.

Melanie blieb ruhig, seine Frage schien sie nicht zu berühren. Doch er bemerkte, dass ihre Hand leicht zitterte, als sie nach der Kaffeetasse griff. Ein verräterisches Zeichen?

»Karsten? Nein, wieso sollte ich?« Sie schaute auf ihre Uhr. »Komm, wir müssen los, sonst fängt die Sprechstunde heut wirklich später an.« Rasch erhob sie sich, als hätte sie Angst, er könne ihr noch weitere Fragen stellen. Benjamin machte sich seinen eigenen Reim darauf. Ein ungutes Gefühl blieb.

Auf der Fahrt von ihrer Wohnung zur Praxis redeten sie nur über Belangloses. Als sie ihr Ziel erreicht hatten, meinte die junge Ärztin: »Ich find es nett, dass du immer noch auf Karsten eifersüchtig bist, Ben. Aber dazu besteht wirklich kein Anlass. Ich habe ihn seit der Uni nimmer gesehen.«

»Bist du sicher? Auch net zufällig? Ich hab gehört, dass er hier in Berchtesgaden an einer Klinik arbeiten soll.«

»Da weißt du mehr als ich.« Sie tat harmlos. »Sein Vater hatte ihm doch seinerzeit eine Praxis eingerichtet, oder?«

»Flori hat mir erzählt, dass er Karsten vor einer Weile in der Stadt getroffen hat. Er ist wohl in der Zwischenzeit schon Oberarzt in einer Privatklinik.«

Melanie tat gleichgültig. »Das ist mir ziemlich einerlei.«

»Tatsächlich?« Benjamin nahm ihr das nicht ab, doch sie hob nur die Schultern und schwieg sich aus. Das verunsicherte ihn. War sein Misstrauen vielleicht doch unbegründet? Tat er ihr unrecht mit seiner Eifersucht?

***

An diesem Morgen kam Benjamin nicht mehr dazu, sich Gedanken über seine Beziehung zu machen. Der junge Doktor hatte viel zu tun, das Wartezimmer war voll. Obwohl auch Melanie ihre Patienten hatte, kamen die meisten doch zu Dr. Hoffmann, denn seine Behandlungsmethoden und seine geduldige, einfühlsame Art waren bei den Kranken sehr beliebt.

Gegen Mittag erschien Dr. Berg bei ihrem Kollegen und wollte wissen: »Was hältst du von Mittagessen? Ich hätte Zeit.«

»Ich leider noch net. Draußen warten noch zwei Patienten. Frau Bingel leidet unter chronischen Kopfschmerzen, sie kriegt eine Kombi aus Akupunktur und Bachblütenessenzen. Dafür brauche ich Ruhe und Zeit. Und Herr Hartmann …«

»Schon gut, ich habe verstanden.« Melanie hob abwehrend die Hände, wobei sie Benjamin verdrießlich musterte. »Ich werde mir einen ungesunden Burger reinpfeifen. Dafür, dass du net verhungerst, musst du dann schon selbst Sorge tragen.«

»Sei doch net sauer!«, bat er begütigend. »In einer halben Stunde können wir gerne zusammen essen gehen. Ich lade dich ein, du kannst das Lokal aussuchen. Na, wie klingt das?«

Sie winkte ab. »Darauf lasse ich mich net ein. Nachher wird aus der halben Stunde eine ganze, und ich sitze dann mit knurrendem Magen in der Nachmittagssprechstunde. Nein danke.«

»Dann schon lieber Fett und Kalorien«, spöttelte er. »Na ja, bei deiner Figur steckst du das problemlos weg.«

»Ich sage dir, wie wir das Problem locker lösen könnten: Schmerzmittel und schon ist die Patientin beschwerdefrei. Die Pharmazie will schließlich auch leben.«

»Das ist keine Behandlung, das ist eine Ruhigstellung und geht gegen mein berufliches Ethos.«

»Schön, wie du willst.« Melanie verließ Benjamins Sprechzimmer und schloss die Tür vernehmlich hinter sich. Sie ärgerte sich darüber, dass er den Beruf immer an die erste Stelle rückte. Seine Einstellung missfiel ihr mehr und mehr. Je nachdrücklicher sie für die Schulmedizin plädierte, desto hartnäckiger vergrub er sich in seinen alternativen Heilmethoden.

Melanie war eine selbstbewusste Frau, die gerne das Sagen hatte. Dass sie bei Benjamin auf Widerstand und eine eigene Meinung traf, hatte ihr am Anfang gefallen. Nun aber empfand sie es als zunehmend unerfreulich. Sie hatte keine Lust, sich ständig wegen Kleinigkeiten zu streiten. Sie wollte den Ton angeben. Und da er dabei nicht mitmachte, schien es nur eine Frage der Zeit zu sein, bis ihre Beziehung ein Ende fand.

Die junge Ärztin griff nach ihrer Handtasche und wollte eben ihr Sprechzimmer verlassen, als das Telefon anschlug. Melanie warf einen kurzen Blick auf das Display und lächelte, als sie die Nummer sah. Gleich hob sich ihre Laune um einige Nuancen.

»Karsten, das ist nett, dass du dich meldest. Willst du mich vielleicht zum Mittagessen einladen?«, fragte sie.

»Leider kann ich hier nicht weg, auf meinem Schreibtisch türmt sich die Arbeit. Ich werde die Mittagspause heute ausfallen lassen. Trotzdem wollte ich wenigstens deine Stimme hören.«

»Schmeichler!«

»Wie geht es dir, mein Engel? Du klingst gestresst.«

»Bin ich auch. Mit Ben ist momentan nichts anzufangen. Er träumt mal wieder von einem kleinen Familienglück.«

»Du solltest ihn endlich verlassen. Schließlich wartet hier ein weitaus besseres Leben auf dich.«

»Meinst du damit vielleicht dich? Ziemlich eingebildet.«

»Ich meine, dass wir beide besser zusammenpassen. Das weißt du so gut wie ich. Es war eine Dummheit von dir, dich an diesen kleinkarierten Landarzt zu binden. Ben wird nie mehr sein, er hat keinen Ehrgeiz. Als Kräuterdoktor in Hintertupfing, darin sieht er ja wohl seine Bestimmung.«

Melanie lachte leise. »Ganz treffend formuliert. Aber so einfach ist das auch wieder nicht.«

»Liebst du ihn denn noch?«

»Darüber möchte ich nicht ausgerechnet mit dir reden. Ich werde nämlich den Verdacht nicht los, dass du befangen bist.«

Karsten Eder schäkerte: »Schon möglich. Ich will dich jedenfalls zurück, das sage ich ganz offen. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis ich hier Chefarzt werde. Und dann möchte ich dich als meine Oberärztin an meiner Seite haben.« Er zögerte kurz, eh er noch hinzufügte: »Und als meine Frau, falls du darauf Wert legst.«

»Das muss ich mir erst noch überlegen. Ben hat schließlich die älteren Rechte.«

Dr. Eder lachte ironisch auf. »Er will dich zum Hausmütterchen machen. Für ihn bist du dann nur noch Hausfrau und Mutter. Ich hingegen will alles mit dir teilen, mein Schatz. Beruflich wie privat. Und dass wir beide in jeder Beziehung harmonieren, ist schließlich kein Geheimnis.«

»Das geht mir alles etwas zu schnell und glatt. Das Leben hat aber Ecken und Kanten, mein Lieber. Außerdem will ich Ben net verletzen.«

»Es liegt dir also doch noch etwas an ihm.« Der Klinikarzt seufzte. »Wenn das so ist, werde ich eben warten. Ich weiß, dass du die richtige Entscheidung triffst.«

»Du scheinst wirklich eine hohe Meinung von mir zu haben.«

»Melanie, ich liebe dich. Daran hat sich seit Studienzeiten nix geändert. Du bist die Frau, mit der ich leben will. Das solltest du niemals vergessen.«

»Ich werde es mir merken«, versprach sie spöttisch und legte auf. Es fiel Melanie tatsächlich nicht leicht, eine Entscheidung zu treffen. Karsten Eder war in jeder Beziehung der Richtige für sie, das wusste sie längst. Aber sie hing auch noch an Benjamin, obwohl zwischen ihnen nicht immer eitel Sonnenschein herrschte.

Irgendwann musste sie sich für einen von beiden entscheiden, ihr heimliches Doppelspiel konnte sie nicht ewig weiterspielen. Zumal Benjamin allmählich misstrauisch wurde. Sie wusste, dass er sensibel genug war, sie zu durchschauen, falls er es nicht bereits getan hatte.