Alpengold 246 - Ursula von Esch - E-Book

Alpengold 246 E-Book

Ursula von Esch

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Beschreibung

Als im 18. Jahrhundert im Tal die große Pest wütete, machte der damalige Buchner-Bauer das Gelöbnis, dass mit Ausnahme des Erben alle weiteren Kinder in den geistlichen Stand eintreten sollten, wenn die Familie vom schwarzen Tod verschont bliebe. Sie waren die Einzigen im Tal, die keine Todesopfer zu beklagen hatten.


So ist auch das Schicksal der jungen Buchner-Barbara besiegelt. In wenigen Tagen werden sich die Klostermauer hinter dem bildschönen Madel für immer schließen. Die Hochzeit ihres älteren Bruders ist das letzte Fest, an dem sie teilnehmen darf.


Still sitzt Barbara in der Ecke und beobachtet das fröhliche Treiben der Gäste - als plötzlich ein ungemein attraktiver Mann an ihren Tisch tritt und sie zum Tanz auffordert.
Dieser Walzer wird ihr zum Schicksal ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Ein alter Schwur bricht mir das Herz

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Anne von Sarosdy / Bastei Verlag

Datenkonvertierung eBook: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-4733-3

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Ein alter Schwur bricht mir das Herz

Warum Barbara im Kloster Zuflucht suchte

Von Ursula von Esch

Als im 18. Jahrhundert im Tal die große Pest wütete, machte der damalige Buchner-Bauer das Gelöbnis, dass mit Ausnahme des Erben alle weiteren Kinder in den geistlichen Stand eintreten sollten, wenn die Familie vom schwarzen Tod verschont bliebe. Sie waren die Einzigen im Tal, die keine Todesopfer zu beklagen hatten.

So ist auch das Schicksal der jungen Buchner-Barbara besiegelt. In wenigen Tagen werden sich die Klostermauer hinter dem bildschönen Madel für immer schließen. Die Hochzeit ihres älteren Bruders ist das letzte Fest, an dem sie teilnehmen darf.

Still sitzt Barbara in der Ecke und beobachtet das fröhliche Treiben der Gäste – als plötzlich ein ungemein attraktiver Mann an ihren Tisch tritt und sie zum Tanz auffordert.

Dieser Walzer wird ihr zum Schicksal …

»Was für ein wunderschönes Hochzeitskleid!«, sagte Barbara leise und strich mit den Fingerspitzen ganz zart über die knisternde weiße Seide.

Sie war ein schlankes dunkelhaariges Mädchen mit veilchenblauen Augen in einem blassen Gesicht. Die feine Nase, der weiche Mund, all dies hätte niemanden vermuten lassen, dass es sich bei diesem aparten jungen Ding um die Tochter vom größten Bauernhof im Landkreis handelte. Auch ihr Betragen und ihre leichten, graziösen Bewegungen ließen nicht auf ihre Herkunft schließen. Es fehlten ihr der selbstbewusste Stolz der Großbauern ebenso wie die durch die harte Arbeit geprägten Bewegungen.

Elisabeth Krinner betrachtete ihre zukünftige Schwägerin mit einer Mischung aus Mitleid und Neugier. Sie selbst war blond, hatte nussbraune Augen und eine frische Gesichtsfarbe. Man sah ihr die Gesundheit förmlich an. Und das war gut so! Denn ihre zukünftige Schwiegermutter erwartete, dass die Frau des Sohnes und Erben nicht nur etwas mitbrachte, sondern dass sie auch imstande war, für gesunden Nachwuchs zu sorgen.

Elisabeth war keine Bauerntochter – sie war die Erbin eines großen Sägewerks. Und in der heutigen Zeit, wo die Landwirtschaft so schwer zu kämpfen hatte, war das ein sehr begrüßenswertes »zweites Standbein«.

Elisabeth hatte sich im vergangenen Jahr bei der Kirmes in den feschen Georg Buchner verliebt. Dass dann alles so gut zusammenpasste – umso besser! Und wenn auch inzwischen die Liebe zu ihrem Schorschl keineswegs nachgelassen hatte, so wunderte sie sich doch über einiges, was ihr auf dem Buchner-Hof auffiel oder zu Ohren kam.

Ganz besonders über die bildhübsche Barbara, mit der sie sich sehr gut verstand und die nur ein Jahr jünger war als sie selbst.

Barbara war noch immer in den Anblick von Elisabeths Brautkleid vertieft. Als Tochter eines Geschäftsmanns würde sie nicht wie sonst bei einer Hochzeit auf dem Lande üblich im Dirndl heiraten, sondern ihre Eltern hatten für sie die Tracht der reichen Bürgerstöchter vom Beginn des vergangenen Jahrhunderts nachschneidern lassen.

»Du wirst wunderschön aussehen!«, schwärmte Barbara jetzt.

»Hoffentlich!« Elisabeth lachte, wurde aber dann gleich ernst, da sie in Barbaras Augen so etwas wie Trauer zu lesen glaubte. »Tut es dir denn nicht leid, dass du nie heiraten wirst?«, fragte sie, wieder mit mehr Mitleid als Neugierde.

»Ich weiß nicht«, erwiderte Barbara und wandte sich hastig von dem schönen Kleid ab. »Bei uns ist es eben so!«

»Was heißt, bei euch ist es so?«, wollte Elisabeth wissen.

»Hat Georg dir das nicht erzählt?«, wunderte sich Barbara.

Elisabeth schüttelte bloß den Kopf.

»Als im 18. Jahrhundert hier im Tal die große Pest wütete, machte der damalige Buchner-Bauer das Gelöbnis, dass mit Ausnahme des Erben alle weiteren Kinder in den geistlichen Stand eintreten sollten, wenn die Familie vom Schwarzen Tod verschont bliebe. Sie waren die Einzigen im Tal, die keine Todesopfer zu beklagen hatten. Ja, die unverheiratete Schwester des Bauern wurde sogar wieder gesund.«

Elisabeth starrte das Madel fassungslos an.

»Und du willst sagen, dass seitdem alle immer Pfarrer oder Klosterfrau geworden sind?«

»Ein Gelübde darf man nicht brechen!«, sagte Barbara ernst.

»Ach, du bist ja nicht bei Trost!«, empörte sich Elisabeth. »Dieser Urgroßvater, der kann doch nicht über Generationen hinweg das Schicksal seiner Nachkommen bestimmen! Was ist denn, wenn sich einmal jemand schrecklich verliebt – da wird er oder sie ja todunglücklich, wenn man ihnen nicht zu heiraten erlaubt, sondern sie hinter Klostermauern sperrt! Vielleicht ging das früher noch an, aber heute? Barbara! Das ist doch verrückt!«

Barbara schüttelte den Kopf.

»So verrückt ist es gar nicht, Lisa«, meinte sie. »Schau, seit damals ist der Buchner-Hof immer größer und reicher geworden, weil man niemanden mehr auszuzahlen brauchte.«

»Das mag schon sein – aber es ging immer auf Kosten der Kinder.«

»Du siehst das jetzt vielleicht noch nicht richtig. Warte nur ab, bis du Buchner-Bäuerin bist«, sagte Barbara lächelnd.

»Von wegen! Wenn du meinst, ich stecke meine Töchter ins Kloster, nur damit mein Sohn alles einstreichen kann – da mache ich nicht mit!«

»Aber Georg findet es auch richtig«, erinnerte Barbara die temperamentvolle Schwägerin.

»Zu mir hat er nichts dergleichen gesagt. Aber wenn, dann wird er sich wundern. Schließlich bringe ich auch was mit. Und darüber zu bestimmen, behalte ich mir vor. Jawohl!«

»Meine Mutter hat auch etwas mitgebracht. Sie war eine reiche Bauerntochter. Hundert Hektar wertvollen Mischwald und …«

»Und du siehst davon keinen einzigen Baum und keinen Kochtopf!«, schalt Elisabeth. »Das finde ich nicht richtig! Ich hätte meinen Schorschl genauso lieb, wenn er weniger Geld und Gut hätte.«

»Das will ich doch hoffen«, kam es von der Tür her.

»Georg! Schorschl! Raus mit dir!«, erklang es zweistimmig mit lachender Empörung. »Der Hochzeiter darf das Brautgewand erst am Hochzeitstag sehen!« Elisabeth und Barbara bauten sich vor Barbaras Bett auf, wo das Kleid ausgebreitet lag.

»Schon gut, schon gut! Ich geh wieder. Ich hab sowieso nix gesehen.« Er grinste vergnügt.

Georg war ein fescher, kräftiger Bursch, der jedem Heimatfilm zur Ehre gereicht hätte. Bei seinem Anblick bekamen Elisabeths Augen einen ganz besonderen Glanz. Er merkte es wohl, wie verliebt sie in ihn war, und blinzelte ihr vergnügt zu. So gehörte es sich! Das Weib muss dem Manne untertan sein! Er mochte sie auch, aber ob er sie genauso gerngehabt hätte, wenn sie eine arme Häuslertochter gewesen wäre? Hm, darüber dachte man besser nicht nach. Wahrscheinlich hätte er sie dann gar nicht angeschaut!

»Du, Schorschl, stimmt das, was die Barbara mir erzählt hat?«

»Na, sicher. Unsere zukünftige Klosterfrau wird doch net hoffentlich lügen!«

»Dann müssen bei euch immer alle jüngeren Kinder ins Kloster?«

Georg wurde vorsichtig. »Nicht ins Kloster. Die Buben können auch Weltgeistliche werden!«

»Aber wenn sie net mögen!«, rief Elisabeth. »Wenn sie heiraten wollen oder Arzt oder Lehrer oder sonst was werden!«

»Jetzt geh, du wirst dir doch net darüber jetzt den Kopf zerbrechen«, lenkt Georg ab. »Du hast noch net ein Kind – was denkst über die nachfolgenden nach?« Er lachte und kam weiter ins Zimmer.

Die zwei Mädchen kreischten auf und breiteten die Röcke weit aus. Lachend nahm er Elisabeth um die schlanke Taille.

»Komm«, sagte er dann in weit weniger liebenswürdigem Ton zu seiner Schwester. »Ihr sollt zum Kaffee kommen. Die Mutter wartet schon!«

Barbara folgte den beiden. An der Tür warf sie noch einen Blick auf das Brautkleid. Es war wunderschön – aber man heiratete schließlich nicht wegen eines schönen Kleides! Man heiratete, wenn man jemanden so lieb hatte, dass man sich vorstellen konnte, das ganze Leben mit ihm zu verbringen. Sie kannte niemanden, mit dem sie hätte zusammenbleiben wollen. Und in der Klosterschule auf Frauenchiemsee hatte es ihr sehr gut gefallen. Warum also sollte sie nicht wieder dahin zurückkehren? Tante Genoveva war auch auf Frauenchiemsee, da würde sie sich dann auch nicht so allein fühlen.

Sie schloss leise die Tür zu ihrer Kammer und ging langsam die Treppe hinunter. Aus der Wohnstube drangen aufgeregte Stimmen. Unwillkürlich blieb Barbara stehen.

»Ich finde es nicht richtig!«, sagte Elisabeth jetzt. Sie wurde mitten im Satz von der Mutter unterbrochen.

»Mein liebes Kind«, entgegnete Katharina Buchner mit erhobener Stimme, »vorläufig bist du nur die Braut des Erben. Bäuerin wirst du hier erst, wenn du einen Sohn gebracht hast. Merk dir das! Bis dahin habe ich das Sagen. Und ganz gewiss werde ich niemals erlauben, dass die alten Traditionen, die sich über Jahrhunderte bewährt haben, von jemandem, der gerade in die Familie kommt, umgestoßen werden.«

Anscheinend wollte Elisabeth noch mal aufmucken. Denn nun fuhr Georg ungeduldig dazwischen: »Jetzt Schluss mit dem Schmarrn! Was willst du denn eigentlich? Die Barbara ist doch ganz zufrieden? Setz ihr keinen Floh ins Ohr und freu dich, dass unser Bub einmal das alles hier kriegt. Mama, schenk mir noch einen Kaffee ein!« Und dann berichtete er von den Kalbinnen, die sich so gut machten, weil das Gras auf der Alm durch den vielen Regen so fett und saftig geworden war.

Am liebsten wäre Barbara wieder auf ihr Zimmer gegangen. Doch da lag das Hochzeitskleid, und irgendwie hatte sie jetzt fast Angst davor, es wiederzusehen. Nun flog auch schon die Stubentür auf, und die Mutter schaute heraus in die Diele.

Katharina Buchner war eine große stattliche Frau. Ihr Sohn war ihr wie aus dem Gesicht geschnitten. Aber vielleicht war sie in ihrer Jugend auch weicher und liebenswürdiger gewesen, vielleicht hatte sich ihre Herrschsucht erst durch den frühen Tod ihres Mannes entwickelt. Jetzt jedenfalls war sie jemand, der nicht nur Respekt, sondern auch Angst einflößte. Zumindest jenen, die das Pech hatten, von ihr in irgendeiner Form abhängig zu sein.

»Was stehst du denn da rum?«, fuhr sie ungeduldig ihre Tochter an, die so gar nicht nach ihr geschlagen war. »Komm endlich rein! Wir müssen auch noch wegen deines Brautjungfernkleides reden.«

»Oh ja!« Barbaras Augen leuchteten auf. Sie lief eilig die Treppe hinunter.

Ihre Mutter lächelte etwas spöttisch, und wieder fühlte Elisabeth, wie das Mitleid in ihr aufwallte.

Georg lachte. »Als zukünftige Klosterfrau solltest du aber net an so äußeren Dingen interessiert sein!«

Barbara wurde rot und senkte den Kopf. Sie gab keine Antwort, sondern setzte sich nur an ihren Platz.

»Gerade wenn sie ins Kloster geht, soll sie vorher noch ein besonders schönes Kleid bekommen!«, rief Elisabeth.

»Sie zieht es ja nur einmal an«, meinte die Bäuerin.

»Ich schenke es ihr!«, bestand Elisabeth drauf. »Bei uns ist das so üblich!«, behauptete sie dann einfach, in der Hoffnung, dass die Bäuerin auch die Traditionen anderer respektierte.

»Und bei uns ist es üblich, dass die Schwester des Bräutigams in einer alten Tracht heiratet«, erklärte Georg etwas gereizt. Die Elisabeth sollte nur ja net zu selbstherrlich werden! Die Anlage hatte sie – da würde er echt aufpassen müssen!

»Keine Sorge«, sagte auch Katharina mit scharfer Stimme, über deren Klang ihr frostiges Lächeln nicht hinwegzutäuschen vermochte.

»Wir Buchners lassen uns net nachsagen, dass wir unsere Töchter net anständig ausstaffieren! Du ziehst das Rosaseidene an, mit dem silberverschnürten Mieder und der goldenen Riegelhaube, das du auch bei der Leonhardifahrt anhattest. Das passt. Da brauchen wir nicht mehr viel richten.«

»Ja, Mama«, erwiderte Barbara enttäuscht. Sicher, das Kleid war wunderschön – aber sie hätte gern auch einmal etwas Neues getragen, besonders bei so einer Festlichkeit. Wer konnte vorhersagen, ob sie nicht schon bei der nächsten Hochzeit, zu der sie eingeladen wurde, falls man sie überhaupt noch mal einlud, in der Nonnentracht erscheinen musste?

Elisabeth wollte etwas sagen, aber Katharina wandte sich wieder mit scharfer Freundlichkeit an sie: »Und du, meine Liebe, denkst daran, dass du hier vorläufig noch nix zu sagen hast! Beweis du dich erst mal als Bäuerin!«

Damit schenkte sie allen Kaffee nach, legte ihnen vom selbst gebackenen Hefezopf vor und erzählte einen Dorftratsch, den sie bei der Kramerin aufgeschnappt hatte und der im Moment niemanden interessierte. Georg ausgenommen, denn das Madel, um das es sich handelte, war eine Verflossene von ihm, nett, aber arm, und weder die Elisabeth und schon gar net die Barbara wussten was von der Geschichte. Bei der Mutter dagegen war er net ganz so sicher.

***

Am ersten Wochenende im Mai fand die Hochzeit der Elisabeth Krinner mit Georg Buchner statt. Nicht nur das ganze Dorf war auf den Beinen – und das seit den ersten Böllerschüssen im Morgengrauen – auch aus den Nachbardörfern kamen die Neugierigen. Geladen waren freilich nur die besseren Leut. Diejenigen, die was darstellten und aufgrund ihres Besitzes auch etwas zu melden hatten.

»Echt protzig!«, stellte die Kramerin neidisch fest, denn die Katharina hatte sie nicht eingeladen. Am Abend zum Tanz, ja. Aber nicht zum Essen nach der Trauung. Da war sie net fein genug.

Den jüngeren Leuten aus der Gegend war es weniger um das deftige Mittagessen im »Goldenen Ochsen« zu tun, denen lag mehr am Tanz, der schon am frühen Abend beginnen sollte. Und unter den jungen Burschen, die den Weg säumten, um sich nichts vom Brautzug entgehen zu lassen, war manch einer, der mit Bedauern feststellte, dass die schönste Brautjungfer die Barbara war, die Schwester des Bräutigams, die kurz nach der Hochzeit ins Kloster gehen sollte.

Der Brautzug war aber auch eine Schau!