Alpengold 276 - Charlotte Vary - E-Book

Alpengold 276 E-Book

Charlotte Vary

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Beschreibung

Für die Sünden der Mutter - ... soll die junge Franzi Buße tun und ins Kloster gehen


"Aber ich hab den Anderl doch so lieb!" Verzweifelt verbirgt die junge Franzi vom Finkenzeller-Hof das Gesicht in den Händen und weint bitterlich, doch ihre Mutter Afra presst energisch die Lippen zusammen und lässt nicht mit sich reden.

Franzi soll als Novizin ins Kloster gehen und danach den Schleier nehmen! Dass das bildhübsche Madel den Nachbarsburschen Anderl von ganzem Herzen liebt, lässt Afra nur noch fester auf ihrem Willen beharren. Und tatsächlich: Es hilft kein Flehen, es helfen keine Tränen - schon wenige Tage später muss Franzi von ihrem Anderl Abschied nehmen. Denn Afra hat ihr Dirndl einst der Jungfrau Maria versprochen, und von diesem alten Gelöbnis lässt sie nicht ab.

Franzi soll im Kloster Buße tun für die Sünden der Mutter. So ist es beschlossen, und so muss es sein ...


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Inhalt

Cover

Impressum

Für die Sünden ihrer Mutter

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Michael Wolf

Datenkonvertierung eBook: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-6752-2

www.bastei-entertainment.de

Für die Sünden ihrer Mutter

… soll die junge Franzi Buße tun und ins Kloster gehen

Von Charlotte Vary

»Aber ich hab den Anderl doch so lieb!« Verzweifelt verbirgt die junge Franzi vom Finkenzeller-Hof das Gesicht in den Händen und weint bitterlich, doch ihre Mutter Afra presst energisch die Lippen zusammen und lässt nicht mit sich reden.

Franzi soll als Novizin ins Kloster gehen und danach den Schleier nehmen! Dass das bildhübsche Madel den Nachbarsburschen Anderl von ganzem Herzen liebt, lässt Afra nur noch fester auf ihrem Willen beharren. Und tatsächlich: Es hilft kein Flehen, es helfen keine Tränen – schon wenige Tage später muss Franzi von ihrem Anderl Abschied nehmen. Denn Afra hat ihr Dirndl einst der Jungfrau Maria versprochen, und von diesem alten Gelöbnis lässt sie nicht ab.

Franzi soll im Kloster Buße tun für die Sünden der Mutter. So ist es beschlossen, und so muss es sein …

Hoch über dem Samerberg im Chiemgau existierte an den Hängen von Karkopf und Hochries ein Weiler, den man Hinterscheffau nannte. Zwei Höfe gab es dort, beide so einsam und unzugänglich gelegen, wie man es sich nur denken kann. Aber der Blick auf den Chiemsee, den Simssee und das hingebreitete Bauernland war herrlich.

Genauso schön war der Blick auf die Kette der Chiemgauer Berge, blaugrün im Sommer, schneeweiß und funkelnd im Winter.

Die Menschen auf dem Finkenzeller-Hof und dem Specker-Hof waren genügsame Bergbauern. Sie lebten von Viehzucht und Milchwirtschaft. Sie hatten immer gute Freundschaft gehalten, denn das musste man in dieser Einöde, um überleben zu können.

Ihre Häuser waren nur einen Steinwurf voneinander entfernt und von der gleichen Bauart, weiß gekalkt das niedrige Untergeschoss, von braun gebeiztem Holz das Obergeschoss, das sich unter das mit Steinen beschwerte Dach duckte.

Im Finkenzeller-Hof wohnten zurzeit, da sich die folgenden Ereignisse abspielten, fünf Personen: Rupert Wimbauer, der Bauer, Afra, seine Frau, Annerl, ihr fünfjähriges Dirndl, sowie ein Knecht und eine Magd.

Im Specker-Hof waren sie nur zu viert: Vitus Langmoser, Sefa, seine Frau, Knecht und Magd. Vitus war jung verheiratet, seine Sefa schwanger mit ihrem ersten Kind. Schwerfällig und blass ging sie im Haus herum. Sie hoffte auf einen Sohn und Hoferben. Es ging ihr gesundheitlich nicht gut.

»Sollst dich hinlegen, Bäuerin«, mahnte die Magd. Aber es ging nicht, die Arbeit drängte.

Es war nach Dreikönig. Der Schnee lag hoch, und ein eisiger Ostwind strich übers Land. Da stapfte Vitus Langmoser, der Specker-Bauer, hinüber zum Finkenzeller-Hof. Die Nachbarin hatte ihn rufen lassen. Sie brauchte Hilfe. Eine Kuh sollte kalben, und irgendetwas war nicht in Ordnung mit ihr.

Das schmerzgequälte Tier schrie erbärmlich. Vitus hatte eine gute Hand für das Vieh, das war bekannt.

Afra Wimbauer erwartete den Nachbarn schon an der Haustür.

»Gut, dass du kommst, Vitus«, redete sie ihn freundlich an. »Wir wissen uns schier nimmer zu helfen. Der Rupert ist doch bei der Holzarbeit in der Spatenau und kommt vor Sonntag net heim. Vielleicht findest du heraus, was mit der Blass und dem Kalb los ist.«

Vitus klopfte der Afra beruhigend auf die schmale Schulter.

»Sorg dich net, Nachbarin. Ich hab schon mehr als zwei Dutzend Kälber auf die Welt geholt. Wird schon alles gut werden.«

Er folgte Afra in den Stall und krempelte sich die Ärmel hoch, als er vor der Kuh stand. Afra band ihm den Schaber von ihrem Ehemann um, die derbe blaue Schürze, und dann untersuchte Vitus sachkundig die Mutterkuh.

Eine halbe Stunde später lag ein gesundes Stierkälbchen im Stroh und mühte sich ab, auf die staksigen Beine zu kommen. Die Kuh leckte es liebevoll und schlabberte dann zufrieden ihren Muttertrunk. Alles war gut.

»Das hast du aber fein gemacht, Nachbar, besser als der Tierarzt«, lobte Afra überschwänglich, und ihre wasserblauen Augen himmelten den Vitus an. »Jetzt kriegst du aber eine gute Brotzeit, gelt?«

Vitus lachte. »Ah geh, Afra, das war doch eine Kleinigkeit«, behauptete er. »Lang kann ich net bleiben. Aber ein frischer Schluck wär mir schon recht.«

In der Stube war der Tisch im Herrgottswinkel schon mit geräuchertem Fleisch, Brot, Butter und Tiroler Wein gedeckt.

»Geh, Afra, das hätt es doch net gebraucht«, meinte Vitus etwas verlegen. »Es ist selbstverständlich, dass man sich unter Nachbarn hilft.«

Afra hatte rote Wangen, als sie ihm das Glas einschenkte.

»Sollst hochleben, Vitus«, sagte sie und hob das ihrige, um mit ihm anzustoßen. In ihren sonst so kalten, hellen Augen glomm nun ein heißes Licht, das Vitus hätte warnen sollen. Aber er kannte Afra nur als brave, biedere Ehefrau, eine sachliche Person, die zudem für ihre große Frömmigkeit bekannt war.

Doch da war er im Irrtum. In der hageren jungen Frau mit den eckigen Schultern und der flachen Brust brannte das unbändige Feuer eines unbefriedigten Verlangens. Ihr Ehemann Rupert war ein nüchterner Geselle, ebenso sparsam mit Gefühlen wie mit Geld und Gut. Er hatte strenge Ansichten und war fünfzehn Jahre älter als seine Frau. Außerdem ließ er Afra oft allein, wenn er mit den Holzknechten im Bergwald schaffte.

Die Holzarbeit war wichtig, denn der Erlös der Baumstämme war eine bedeutende Einnahmequelle für den Berghof.

Rupert Wimbauer wäre nie auf den Gedanken gekommen, dass seine Frau sich einsam fühlen könnte. Sie hatte ihr Kind und ihre Arbeit, und sie war gottesfürchtig erzogen.

Vitus Langmoser war von ganz anderem Schrot und Korn. Er sah auch viel besser aus als der Wimbauer, war Anfang dreißig, groß, stark und von heiterer Gemütsart. Er gefiel Afra; schon lange hatte sie ein Auge auf ihn geworfen. Und nun schenkte sie ihm sein Glas immer wieder voll, obwohl er protestierte.

»Net, Afra. Ich muss doch heim. Sie warten auf mich.«

»Ah, so pressant wird’s schon net sein«, meinte Afra. »Nimm dir doch noch ein Stückerl von dem Rauchfleisch. Ich hab’s selber gemacht. Oder schmeckt’s dir etwa net?«

»Freilich, freilich, gut ist’s«, antwortete Vitus. »Aber …«

Afras schmaler Mund lockte. Ihr schlanker Arm lag plötzlich um seinen Nacken.

»Bleib doch noch ein bisserl. Ich hab dich so gern bei mir. Bei dir wird’s einem so … so warm, so heimelig.« Sie schmiegte sich an ihn.

Ihr raues Geflüster fand Eingang durch seine Ohren und erregte seinen ganzen Körper. Er fühlte es wie Fieberhitze in sich aufsteigen. Zu lange schon war seine Sefa kränklich, und er hatte auf jedes intime Beisammensein verzichten müssen.

Afra nahm seine Hand. Er stand auf und folgte ihr wie ein betörter Bär, der süßen Honig witterte.

***

»Mama! Mamaaa!«

Die fünfjährige Anna schrie und konnte sich gar nicht beruhigen. Sie hatte Hunger. War denn nicht längst Abendbrotzeit? Doch die Küche war leer, denn die Magd hatte nach dem Melken noch im Stall zu tun. Sonst brodelte um diese Zeit längst die Suppe auf dem Herd.

Endlich öffnete sich oben die Tür der ehelichen Schlafkammer, und die Mutter stieg die Treppe herunter. Sie nestelte noch an ihrem Mieder, ein paar Strähnen ihres aufgesteckten Haares hingen ihr ins Gesicht.

»Was plärrst du denn so?«, fuhr sie das Kind an und rückte den Topf mit dem Sauerkraut vom Mittag aufs Feuer.

»Hunger hab ich«, jammerte die Kleine und begann zu weinen.

»Wirst dein Essen schon kriegen«, versetzte Afra unwirsch. »Ich bin net eure Sklavin, merk dir das, du Fratz.«

Mit viel Geklapper warf sie Teller und Besteck auf den Tisch, als Knecht und Magd die Stube betraten. Aber als sie dann Kraut und Knödel austeilte, spielte ein heimliches Lächeln um ihre schmalen Lippen.

Wenn die nur wüssten!, dachte sie. Doch die haben nix gemerkt und werden auch in Zukunft nix merken. Dafür sorg ich schon.

Afras Leidenschaft war nun geweckt und schrie nach weiterer Befriedigung. Sie hatte sich in Vitus Langmoser nicht getäuscht. Er konnte ihr geben, wonach sie sich in ihrer Ehe vergeblich gesehnt hatte.

***

Vitus hatte indessen ungesehen durch die Hintertür das Haus verlassen. Er spürte ein Gefühl tiefster Beschämung in sich. Seine Frau war kränklich und schwanger, und er war der Nachbarin auf den Leim gegangen. Dabei liebte er seine Sefa, und sie gefiel ihm in ihrer weichen Molligkeit und dem gutmütigen Gesicht viel besser als Afra.

Aber leidenschaftlich war sie, die Wimbauerin. Wer hätte solch ein Temperament bei dieser knochigen Person mit dem eher reizlosen Äußeren vermutet?

Stille Wasser gründen tief, so lautete ein Sprichwort, und es schien auf Wahrheit zu beruhen. Die Finkenzeller-Bäuerin war für jede Überraschung gut. In Afra glühte eine Begehrlichkeit, die jeden anzünden musste wie einen trockenen Span.

Es war seltsam. Afra galt als äußerst fromme, sittenstrenge Person. Wenn sie mit niedergeschlagenen Augen und straff zurückgekämmtem Haar am Sonntag zur Kirche ging, dann war sie das Musterbild einer tugendhaften Gattin.

Und jetzt der Ehebruch! Auf gar keinen Fall durfte der Rupert etwas davon erfahren, genauso wie Sefa. Und es musste ein einmaliger Ausrutscher bleiben.

Vitus war noch immer schamrot im Gesicht, als er seinen Hof betrat. Wally, die Magd, lief ihm über den Weg.

»Es war eine harte Geburt«, rechtfertigte er sein langes Ausbleiben. »Aber die Kuh und das Kalb sind wohlauf. Wo ist die Bäuerin?«

»Die hat sich hinlegen müssen«, antwortete Wally. »Der Doktor war da. Er hat gesagt, bis zur Entbindung muss sie viel liegen. Sonst verliert sie das Kindl.«

Vitus nickte. »Ich bring ihr das Nachtessen hinauf«, entschied er. »Ich hab bei der Nachbarin vespern müssen. Die hat keine Ruh gegeben.«

Als er mit der Suppe ans Bett trat, lächelte Sefa ihn an, und es war wie eine Bitte um Entschuldigung dafür, dass sie lag und ihre Arbeit vernachlässigte.

»Der Doktor meint …«, begann sie leise. »Aber morgen früh steh ich schon wieder auf.«

Vitus räusperte sich.

»Bleib nur liegen, solang es dir net gut geht, Sefa«, entgegnete er heiser. »Du musst dich jetzt schonen. Denk an unser Kindl.«

»Hat dir die Wally dein Essen gegeben?«, erkundigte sich seine Frau ängstlich.

Vitus streichelte ihre Hand.

»Kümmer dich net darum, Sefa, die Finkenzellerin hat mir eine Brotzeit aufgetischt.«

»Und? Ist alles gut gegangen mit der Kuh?«, wollte Sefa wissen.

Vitus nickte. »Alles in Ordnung.«

Aber er fühlte sich ganz elend, wenn er seine ahnungslose Frau so liegen sah in ihrem Zustand. Und nichts war in Ordnung.

***

Allen guten Vorsätzen zum Trotz blieb es nicht bei dem einmaligen Fehltritt.

Rupert Wimbauer arbeitete immer öfter auswärts. War er nicht bei der Holzarbeit, dann hielt ihn seine Leidenschaft für die Jagd fern vom Finkenzeller-Hof.

Afra, unruhig und unbefriedigt, spähte dann hinüber zum Specker-Hof, wo Vitus seit Kurzem allein mit der alten Magd lebte. Man hatte Sefa nämlich in die Stadt ins Krankenhaus bringen müssen, um ihr Kind, den Erben, zu retten.

Die Situation kam Afra sehr gelegen. Vitus, ein kerngesunder Mann im besten Alter, konnte doch eine so lange Enthaltsamkeit nicht ertragen. Er musste ihr zufallen wie ein reifer Apfel.

Sie spähte und lugte und warf ihre Netze aus. Und sie fing den Vogel. Vitus kam zu ihr, nachts, wenn Rupert, der Bauer, oben im Bergwald im Rindenkobel, dem Unterschlupf der Holzknechte, schlief. Oder wenn er einen Hirsch oder Gamsbock anpirschte und erst im Morgengrauen heimkehrte.

Das heimliche Verhältnis der beiden dauerte bis zur Heuernte. Da musste der Finkenzeller-Bauer zurück auf den Hof, weil die Bauernarbeit drängte. Niemand hatte von dem Ehebruch etwas gemerkt – außer der Magd Resl, einem jungen, vorwitzigen Ding. Doch Resl schwieg.

Die Bäuerin, sonst eine strenge, mürrische Herrin, war viel handsamer und nachsichtiger, seit sie mit dem Nachbarn schlief. Und was ging es sie, die Magd, an? Sie war nur eine Dienstbotin. Und sie hätte es mit dem Rupert Wimbauer, dem nüchternen Geizkragen, auch nicht lange ausgehalten. Da war Vitus, der Specker-Bauer, schon ein anderer Kerl. Kräftig und voller Lebenslust. Und jetzt, da seine Sefa schon wochenlang im Spital lag, war ihm eine Abwechslung schon zu gönnen.

So dachte die Magd Resl. Aber die war selbst eine leichtfertige Person.

Eines wunderschönen Tages im Juli aber bereiteten zwei Ereignisse der verbotenen Liebschaft ein jähes Ende. Das eine war tragisch und erschütterte den Specker-Bauer Vitus Langmoser bis in die tiefste Seele und fürs ganze Leben. Seine Ehefrau Josefa starb bei der Geburt ihres Sohnes. Das Kind lebte und war gesund.

Vitus versank völlig in Trauer und schmerzlichen Schuldgefühlen. Während seine Sefa gelitten hatte, hatte er bei der Afra gelegen, der Frau seines ahnungslosen Nachbarn. Konnte es eine größere Schuftigkeit geben?

Er, er allein trug die Schuld an Sefas Tod. Hätte er sich mehr um seine Frau gesorgt, anstatt immer wieder der Nachbarin ins Netz zu gehen, vielleicht wäre Sefa nicht gestorben.