Alte Frauen beglückt - Kastor Aldebaran - E-Book

Alte Frauen beglückt E-Book

Kastor Aldebaran

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  • Herausgeber: BookRix
  • Kategorie: Erotik
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2020
Beschreibung

Finn war jung, freute sich darauf, wie immer am Wochenende, einen netten Abend zu haben. Durch einen Zufall wurde er in ein Abenteuer verwickelt, dass ihm mehr Freude machte, als er jemals geahnt hätte.

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Kastor Aldebaran

Alte Frauen beglückt

BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Impressum

Kastor Aldebaran c/o Block Services Stuttgarter Str. 106 70736 Fellbach

 

[email protected]

 

Cover Gestaltung: Kastor Aldebaran

 

Bild: Pixabay.com

 

Pixabay License

 

Homepage: http://www.kastor-aldebaran.com/

 

Auf meiner Homepage, einmal pro Monat, nach Anmeldung, einen kostenlosen Newsletter inclusive einer exklusiven Kurzgeschichte, nicht im Internet zu bekommen.

 

You Tube: https://www.youtube.com/results?search_query=kastor+aldebaran

Kapitel 1

 

Ich schlage mich seit einiger Zeit mit der Frage herum: „Was ist alt?“

Warum ich mir die Frage stelle, darauf werde ich gleich kommen. Die Antwort darauf ist komplizierter, als ich mir vorgestellt habe. Zuerst bin ich auf die allgemeine Antwort gekommen, dass alles relativ ist. Natürlich ist das richtig, alles eine Frage des Blickpunkts von dem man es aus betrachtet. Ein Elefant ist für eine Ameise riesig, für einen Berg kaum beachtenswert. Soweit die einfachste Erklärung. Trifft auf Menschen leider nur in Teilen zu. Dabei habe ich in den letzten Monaten gelernt zu differenzieren. Ein Mensch kann von außen Alt sein, innerlich jung, oder auch anders herum. Das Äußere wiederum hat seinen Tücken. Sieht man sich heute Bilder von Menschen an, die vor hundert Jahren lebten, sahen sie bereits in jungen Jahren alt aus. Wobei es darauf ankam, wie sich ihr Lebenswandel gestaltete, doch selber bei optimalen Verhältnissen, wirkten sie älter als im vergleichenden Alter von heute. Hingegen können heute Siebzigjährige besser aussehen, als manche die vierzig Jahre jünger sind. Hierzu hatte ich Wort gelesen, was diesen fortwährenden Zustand, der nicht abgeschlossen ist, am besten beschreibt. Sie nannten es Verkindlichung der Gesellschaft. Sieht man sich Bilder an und vergleich sie mit heute, wird man darauf kommen.

Warum erzähle ich das alles? Genau weiß ich das auch nicht, es beantwortete nicht die am Anfang gestellte Frage. Wahrscheinlich hat Alter was mit einer inneren Einstellung zu tun, ich weiß es nicht genau. Nimmt man jedoch die fiesen, nackten Zahlen, die in Personalausweisen stehen, haben wir dem Rahmen, um den es in meiner Geschichte geht.

Alles fing an einem seltsamen Abend an, an den ich mich genau erinnern kann.

Es war ein Freitag oder Sonnabend, spielt in dem Sinne eine Rolle, dass ich an einem dieser Abende gerne wegging, mich in eine Kneipe verpieselte und es mir gut gehen ließ. Normalerweise sah ich mir bis elf Uhr nachts was im Fernsehen an, zog mich danach um, steckte mir genügend Geld ein und verschwand, um mir einen oder mehrere Drinks zu genehmigen. Das Lokal meiner Wahl war eine kleine Spelunke, eine fiese Schluckhalle, die ich aus einem einzigen Grund besuchte. Sie war wenige Häuser von meinem Zuhause entfernt, was meinem Nachhauseweg entgegen kam. Meistens war die Strecke zurück länger als hin.

Dort angekommen, hatte ich meinen Stammplatz, hoffte, dass er frei war, setzte mich auf den Hocker an der Bar, und es reichte ein Wink, um den Drink meiner Wahl zu bekommen. Es war immer dasselbe, daher kannte die Wirtin es und ich musste nichts bestellen. Ein Vorteil, wenn der Laden voll war und man sich stimmlich nicht mehr verständigen konnte.

Während ich den ersten Drink in der Hand hielt, ließ ich meine Augen erkunden, wer sich in dem Raum befand. Meistens dieselben wie sonst auch. Selten ein neues Gesicht.

Stammgäste, zu denen ich gehörte. Man nickte sich zu, kannte nicht den Namen desjenigen, was auch keine Rolle spielte. Wir wollten nicht auf Freundschaft trinken.

Später spielte man zusammen Darts, gab sich gegenseitig was aus, was dumm genug war, da es sowieso einmal im Kreis ging.

Wurde es spät oder früh, kam es vor, dass wir um eine Runde würfelten oder ähnliche Spielchen trieben. Das ging bis in den frühen Morgen, bis einem die Drinks zu sehr in den Kopf gingen. Danach ging man und freute sich auf sein warmes Bettchen.

Auch das spielt im Prinzip keine Rolle in der Geschichte, die ich erzähle, bis auf diesen einen Abend, den ich ansprechen wollte.

Die Kneipe machte früher Feierabend, da es der Wirtin nicht gut ging. Sie hatte es mit dem Kreislauf und war bleich im Gesicht geworden. Wir, die letzten Gäste, sahen es ein, dass es nicht gut sein konnte, weitere Stunden hinter dem Tresen, in dem verräucherten Raum zu verbringen und halfen ihr aufräumen, damit sie schnell nach Hause kam. Vor der Kneipe verabschiedeten wir uns voneinander. Alle anderen gingen in die entgegengesetzte Richtung, in die ich musste, was mich nicht störte. Wie bereits gesagt, ich hatte es nicht weit.

Langsam trottete ich in Richtung Heim, stand vor der Eingangstür und schob den Schlüssel ins Schloss. In dem Moment wurde mir klar, dass es einfacher ging als sonst. Mein Alkoholpegel war niedriger als gewöhnlich, daher traf ich das Schlüsselloch beim ersten Mal. Ein Ereignis, was lange nicht mehr vorgekommen war. Am Wochenende ließ man es krachen und kam nicht nüchtern oder in einem Zustand zurück, der meinem entsprach. Die Woche war lang genug, um den Abend unvollendet zu lassen.

Also zog ich den Schlüssel aus dem Loch und sah mich um, dachte darüber nach, wohin ich sonst gehen konnte, um einen letzten Absacker zu mir zu nehmen.

Normalerweise verkehrte ich in meiner Stammkneipe, machte keine Experimente. Ich mochte keine Veränderungen.

Mir kam eine Erinnerung in den Sinn, die länger her war, doch ein Ziel für mich sein konnte. Ich wusste, dass zwei Straßen entfernt eine andere Kneipe war, zumindest hatte es danach ausgesehen. Draußen hing ein entsprechendes Schild, was auf ein solches Etablissement hinwies. Mehr wusste ich nicht, kannte nicht einmal den Namen. Von außen hatte es vernünftig ausgesehen, besser als die Schluckhalle, in der ich mich aufhielt. Das Einzige, was ich befremdlich fand, war die Beleuchtung. Über einer Kneipe hatte kein rotes Licht zu hängen, ein Puff konnte es jedoch nicht sein, die waren bei uns in einer anderen Gegend angesiedelt worden und nur dort zugelassen.

Leicht angeheitert beschloss ich dorthin zu gehen, und es zu versuchen. Wenn es mir nicht gefiel, konnte ich jederzeit verschwinden.

Es war Winter und ich mummelte mich fester in meine dicke Jacke ein, sah verdrießlich zum schwarzen Himmel herauf, als es in diesem Moment anfing zu schneien. Ich mochte Schnee, wenn ich Zuhause im Warmen war, hier draußen empfand ich es als weniger angenehm.

Trotzdem hielt es mich nicht davon ab, den Weg anzutreten.

Mit eingezogenem Kopf und einer Pudelmütze auf dem Kopf, schlurfte ich los, während der Schnee dicke Flocken bildete und es innerhalb kürzester Zeit weiß um mich herum wurde. Ich sah schnell aus wie ein Schneemann, ließ es auf mir liegen und würde es später vor der Kneipe abschütteln.

Ich war länger unterwegs als veranschlagt, hatte die Entfernung unterschätzt. Irgendwann stand ich doch vor dem Laden. Es gab zwar Fenster, doch waren sie blickdicht verhängt, daher konnte ich nicht sehen, was oder wer sich darin befand. Wenig Licht drang durch dicke Vorhänge. Die rote Lampe über dem Eingang hatte eine weiße Mütze bekommen und sah aus, als wenn man sie mit Zuckerguss überzogen hätte. Ein netter Anblick in der eher tristen Umgebung.

Zwei Stufen führten mich zur Tür, die schwer aussah und eine gewaltige, geschmiedete Klinke besaß. Ich atmete tief durch, bevor ich meine Hand auf diese legte und sie herunterdrückte.

Direkt dahinter war ein winziger, quadratischer Vorraum, der durch einen dicken Vorhang von dem eigentlichen Innenraum getrennt war. Bereits hier wurde mir klar, dass mich was anderes als sonst erwartete. Zuerst fiel mir die große Wärme auf, die mich sofort umhüllte. Sie traf mich wie ein Hammer und ließ mich innerhalb weniger Sekunden schwitzen. Das Zweite war ein Geruch, den ich nicht erwartete hatte. Zwischen dem allgegenwärtigen Geruch von Zigarettenqualm lag ein schweres Aroma von Parfüm. Es zog mir in die Nase und ich musste heftig niesen, während ich meinen Mantel mit der flachen Hand abklopfte, um den Rest von Schnee los zu werden. Er rieselte auf den Boden, bildete auf der Matte, auf der ich stand, einige kleine, dunkle Flecken. In diesem Moment begann Musik zu spielen, ob aus einer Musikbox oder einer Anlage, konnte ich nicht sagen, was mich erstaunte, war das Stück. Ähnliches kannte ich aus Kneipen nicht. Schlager, deutsche Schlager. Um ehrlich zu sein, war das ein erster Minuspunkt auf meiner Liste, einfach nicht mein Ding. Das reichte nicht, um umzukehren. Ich war nicht die Strecke gelaufen um mich davon abzuschrecken, einzutreten. Vielleicht war es Zufall gewesen und irgendein komischer Mensch hatte sich vor normale Gäste vorgedrängelt, um seinen absonderlichen Musikgeschmack durchzusetzen.

Als Letztes zog mich mir die Pudelmütze vom Kopf, griff nach dem schweren Vorhang, der als Windschutz diente, und öffnete ihn vorsichtig.

 

 

Kapitel 2

Größere Wärme kam mir entgegen, dazu hingen Schwaden von Zigarettenrauch in der Luft und machten das Bild, was sich vor mir auftat, seltsamer als es war.

Der Raum war relativ klein, trotzdem größer als der meiner Stammkneipe. Man hatte viel plüschiges Rot verwendet, dazwischen goldene Applikationen, um dem Raum einen warmen Anstrich zu verleihen. Mehrere Messinglampen an den Wänden erzeugten ein schmuddeliges Licht, was einem in den Augen schmeichelte und nicht blendete, wenn man aus der Dunkelheit vor der Tür kam.

Sofort erinnerte mich der Raum an ein Freudenhaus, das es hier nicht geben konnte.

Vor dem Tresen waren mehrere gepflegte, grüne Lederdrehstühle mit Lehnen aufgereiht, die außerordentlich gemütlich aussahen. Darauf saßen drei Damen, die sich zu mir umdrehten, als sie mich bemerkten. Wie bereits angenommen, stand in einer Ecke eine Musikbox, vor ihr eine andere Dame in betagtem Alter. Sie stützte mich lasziv mit einem Ellbogen auf das Gerät, hatte in der anderen Hand eine Zigarette mit Spitze, die sie langsam zu ihren Lippen führte und daran zog. Währenddessen hatte ich den Eindruck, als wenn sie mich von oben bis unten taxierte.

Auch die drei anderen am Tresen, sahen mich länger an, als ich es für nötig empfunden hätte.

Um die seltsame Stimmung zu unterbrechen, blieb ich für einen Moment stehen, sah mich kurz um und ließ ein Lautes und Deutliches: „Guten Abend!“ in dem Raum erklingen.

Die Damen grüßten zurück, glaubte ich zumindest, ihre Lippen bewegten sich entsprechend.

Ich fühlte mich beobachtet, als ich zum Tresen ging, einen der Stühle in meine Richtung drehte und mich darauf setzte, ohne meine Jacke auszuziehen. Ein unangenehmes Geräusch erklang, als ich auf dem Leder Platz nahm. Es knackte und wenn man es nicht anders gewusst hätte, klang es wie ein leiser Pups. Zum Glück spielte die Musik und war nicht weit zu hören.

Die Dame hinter dem Tresen kam zu mir, als ich mich entsprechend gedrehte hatte, lächelte mich an und fragte mit einer rauchigen, rauen Stimme: „Na junger Mann, was darf es sein?“

Mir lief es kribbelnd den Rücken herunter, als ich es hörte. Ich mochte dunkle Stimmen, war es von Frauen nicht gewohnt. Ich räusperte mich, hatte einen Kloß im Hals.

„Ich hätte gerne einen Whiskey, wenn sie haben!“, meinte ich und sah ihr dabei in die Augen, was sie nicht dazu veranlasst, ihren Kopf wegzudrehen.

„Gerne, was für einer darf es denn sein? Irisch, Scotch oder Bourbon?“

Damit hatte ich nicht gerechnet, in meiner Stammkneipe gab eine einzige Sorte, wahrscheinlich nur, weil ich es mal erwähnt hatte. Andere tranken Bier und Korn, die günstigeren Varianten mit mehr Inhalt für weniger Geld.

Schnell wie möglich rotierte mein Gedächtnis, kramte hervor, was ich über das Wasser des Lebens wusste. Zu scharfe oder kräftige Sachen mochte ich nicht gerne, zu viel Torf war nicht meins. Daher nahm ich, was wahrscheinlich meinem Geschmack entsprach.

„Irisch, ohne Eis bitte, so wie er aus der Flasche kommt!“, erklärte ich und ertappte mich dabei, wie ich meine Stimme ihrer anpasste. Ihr Lächeln wurde breiter als zuvor und sie wendete ihren Kopf ab, um das Bestellte zu holen.

Sie ging zu ihrem alten Platz zurück, drehte sich zur Wand und suchte in dem Regal, das jetzt vor ihr stand, die entsprechende Flasche. Mit ihr drehte sie sich um, nahm ein Glas und goss einen guten Schluck der goldgelben Flüssigkeit ein. Damit kam sie zurück und stellte es mir vor die Nase.

„Wohl bekomm`s!“, raunte sie mir zu und lache leise. Danach ging sie zurück zu den drei Frauen, zu denen sich die Vierte von der Musikbox gesellte. Sie setzte sich auf den übernächsten Stuhl von meinem aus gesehen, betrachtete mich für einen winzigen Moment und drehte sich danach von mir weg.

Die Fünf unterhielten sich über ein Thema, was ich nicht mitbekam, dafür war die Musik zu laut. Mir war es recht. Ich wollte meinen großen Drink genießen, das Glas war fast halb voll, danach bezahlen und nach Hause gehen. Dabei hoffte ich, dass der Drink nicht zu teuer wurde. Ich hatte in keine Karte gesehen, einen Aushang gab es nicht. Was ich an Geld bei mir hatte, musste reichen.

Vorsichtig sah ich mich um, konnte dabei aus dem Augenwinkel erkennen, dass mich die Fünf, abwechselnd und vorsichtig betrachteten. Sie unterhielten sich dabei, als wenn nichts wäre, doch ich bemerkte es trotzdem.

Wie alt sie waren, konnte ich schlecht schätzen, das Licht war schwach. Trotzdem war mir klar, dass sie einige Winter mehr gesehen hatten als ich. Dabei schätzte ich vorsichtig, dass sie alle mindestens zwanzig Jahre älter waren als ich, wahrscheinlich mehr, hatte sie ein angenehmes, gepflegtes Äußeres. Es sah nicht danach aus, als wenn sie sich seit Jahren und täglich, in ähnlichen Etablissements aufhielten. Daher wunderte es mich, dass sie sich hier aufhielten. Damen, und damit meine ich wirkliche Damen, hielten sich eher selten in Kneipen auf, wobei die, in der ich mich gerade aufhielt, ebenfalls selten war. Zuvor war ich in keiner Ähnlichen gewesen.

Während ich an meinem Glas nuckelte und feststellte, dass es der beste Whiskey war, den ich jemals getrunken hatte, sah ich mich im Raum um, vermied dabei den Blickkontakt zu den Frauen.

Drei der Wände waren mit einer roten Tapete überzogen, die ein regelmäßiges, golden abgesetztes Muster aufwiesen, eine Wand, die hinterste im Raum, war mit faltigem Stoff überzogen, was mich an einen Vorhang in einem Theater erinnerte. Dabei konnte ich mir nicht vorstellen, dass es einer war. Wozu sollte es gut sein. Wahrscheinlich ein Accessoire, um eine weitere Komponente der Gemütlichkeit zu erzeugen.

An der Decke hing ein schwerer Ventilator aus Messing und Holz, der sich nicht drehte. Vielleicht funktionierte er nicht mehr oder war für den Sommer vorgesehen.

Die Musik hörte auf und es wurde ruhig im Raum. Sofort hörten die Damen damit auf, miteinander zu reden. Eine der Frauen bestellte eine neue Runde Prosecco, was die anderen zu einem kurzen Beifall animierte.

Sie sahen der Kellnerin dabei zu, wie diese die Flasche öffnete, neue Gläser auf den Tresen stellte und den Perlwein einschenkte. Das folgende Zuprosten ging leise und nicht überbordend vor sich.

Kurz danach stand die Frau von der Musikbox auf und ich hegte die Hoffnung, dass sie ein neues Stück drückte, doch zu meiner Überraschung machte sie zwei vorsichtige Schritte auf mich zu, sog dabei an der Zigarettenspitze und stellte sich seitlich neben mich. Hier stützte sie sich mit einem Ellbogen auf den Tresen auf, schob ein Zweieurostück neben mein Glas und hauchte mir, unterstützt von einer Qualmwolke, ein Paar Worte ins Ohr.

„Würde sie so freundlich sein und ein wenig Musik für uns aussuchen?“

Mir machte der Rauch nichts aus, ich mochte ihn gerne riechen, solange er frisch war und nicht in einer Bude hing, die fünf Tage nicht mehr gelüftet worden war.

Ich sah auf das Geldstück, drehte danach meinen Kopf in ihrer Richtung.

„Gerne. Was möchte sie hören?“

„Überraschen sie uns, wir sind für Neues immer offen!“

Sie war mir jetzt relativ nah, daher konnte ich sie mir genauer ansehen.

Sie hatte halblange Haare, die einmal dunkel gewesen waren. Über die Jahre hatten sich viele weiße Haare dazwischen gemogelt und hellten das ganze stark auf, mehr grau als dunkel. Ihr Gesicht war länglich, die Lippen schmal und rosa, ein entsprechender Lippenstift hatte nachgeholfen, was ihnen einen frischen Eindruck verlieh. Dem entgegen standen die feinen Fältchen um den Mund herum. Die Dame hatte sie zu kaschieren versucht, was ihr nicht vollständig gelungen war.

Ihre Augen waren in einer dunklen Farbe, was in dem schummrigen Licht der Kneipe schlecht zu bestimmen war. Körperlich war sie nicht die Größte, vielleicht eins sechzig, daher hatte es seltsam ausgesehen, als sie sich auf ihren Hocker geschwungen hatte.

Ich nickte und stand auf, ging zur Musikbox und schaute mir die verzeichneten Platten an. Es gab überraschend viele Stücke, die mir gefielen, auch wenn keine Neueren dabei waren. Oldies mussten nicht automatisch schlecht sein.

Während ich auf die Tasten drückte, mehrere Stücke aussuchte, kam die Frau zu mir herüber, lehnte sich an die Box, wie ich es bereits gesehen hatte, und sah mir dabei zu, wie ich Stück für Stück auswählte. Vorher hatte sie ihr Glas geholt und eine neue Zigarette angesteckt. Bedächtig nahm sie eine Schluck Prosecco und legte ein warmes Lächeln auf.

„Ist ihnen gar nicht warm mit der Jacke?“, fragte sie und nickte mir zu, als wenn sie mit dem Kopf auf mich zeigen wollte.

Um ehrlich zu sein, hatte ich bereits denselben Gedanken gehabt. Der Alkohol des Whiskeys hatte mich innerlich aufgeheizt und die warme Umgebung tat ihr Bestes, mich aus der Jacke zu treiben.

„Geht so!“, log ich, obwohl sich erste Schweißperlen auf meiner Stirn bildeten.

Sie ging darüber hinweg, blieb bei ihrem Lächeln, stellte ihr Glas auf die Box und stellte sich direkt neben mich.

„Würde es ihnen was ausmachen für mich ein bestimmtes Stück zu drücken?“, fragte sie mich und ihre Hand berührte, wie zufällig meine. Ich zuckte weg, hatte nicht damit gerechnet, was ein breiteres Lächeln auf ihre Lippen zauberte.

Sie äußerte ihren Wunsch, den ich sofort fand. Zum Glück war es was Vernünftiges, ein Stück, was selbst ich mochte.

„Danke!“, hauchte sie, als sie erkannte, dass ich ihren Wunsch erfüllt hatte und ging zurück zu ihrem Stuhl, und schwang sich darauf, ließ ihren Beine baumeln und schwingen, was für ihr Alter seltsam wirkte.

Ich nahm es aus dem Augenwinkel war, konzentrierte mich mehr auf die Box, in der ich die letzten beiden Stücke auswählte. Als ich damit fertig war, drückte ich auf Start und war froh darüber, dass die Stille unterbrochen wurde. Zufrieden mit der Auswahl, ging ich zu meinem Hocker zurück, zog zuvor meine Jacke aus und hängte sie über die Lehne.

Die Frau nickte mir zu, als sie es sah, widmete sich danach den Gesprächen der anderen.

Obwohl sich mein Glas langsam leerte, hatte ich keine Lust dazu zu gehen. Mit meiner Musik in gemütlicher Atmosphäre ließ es sich aushalten. Ich hatte meine Ruhe und genau das war es, was ich mir für den Abend als Ausklang gewünscht hatte.

„Kann ich bezahlen?“, fragte ich trotzdem die Barfrau, um herauszubekommen, was mich der Drink gekostet hatte. Wenn ich mir mehr leisten konnte, wollte ich es mir bestellen.

Sie kam zu mir herüber, hielt dabei die Flasche in der Hand, mit deren Inhalt sie mein Glas gefüllt hatte, und schenkte mir einen weiteren großen Drink ein, ohne dass ich ihn bestellt hätte.

„Für die gute Auswahl der Musik. Erika hat gesagt, dass es mindestens einen Drink wert ist!“

Ich ahnte, wer Erika war, und nickte ihr wohlwollend zu, was sie mit einem breiten Lächeln quittierte.

„Dankeschön!“, rief ich ihr herüber, während die Musik gerade in einen lauteren Ton verfallen war.

Erika schien es nicht zu verstehen, kam daher zu mir herüber.

„Dankeschön!“, gab ich ein zweites Mal von mir, was sie verstehen konnte.

„Oh, bitteschön, keine Ursache. Was treibt einen jungen Mann zu dieser späten Stunde in unbekannte Kneipen?“, fragte sie mich mit einer ungezwungenen Stimme, schwang sich dabei wie selbstverständlich auf den Hocker neben mir und betrachtete mich aufmerksam.

Ich überlegte einen Moment, ganz klar war mir nicht, was ich antworten sollte.

„Ach wissen sie .....!“, begann ich und wurde sofort von ihr unterbrochen, dabei legte sie ihre Hand auf meinen Handrücken, der auf dem die auf dem Tresen lag.

„Bitte nenne mich Erika. Ich mag es nicht, wenn man Sie zu mir sagt. Mit wem habe ich das Vergnügen?“

Es wiederstrebte mir, ältere Menschen mit ihrem Vornamen anzureden. Zeit meines Lebens hatte ich es versucht, darum herumzukommen. Für mich waren sie Respektspersonen und ich stäubte mich innerlich dagegen, sie mit Du anzusprechen. Hier ließ es sich nicht vermeiden. Aufgrund meines Alkoholspiegels gewöhnte ich mich trotzdem schnell an diesen Vorschlag.

„Hallo Erika, ich heiße Finn!“, begann ich und es fühlte sich für mich seltsam an, besonders dass sie keine Anstalt dabei machte, ihre Hand von meiner zu nehmen.

„Angenehm Finn, was treibt dich also hierher?“

„Es ist Wochenende und ich gehe gerne aus. Es ist reiner Zufall, dass ich hier reingekommen bin, ich kenne den Laden nicht einmal!“

Erika sah mich mitleidig an.

„Traurig, wenn ein junger Mann wie du alleine durch das Wochenende gehen muss. Keine Freundin? Ich möchte dir nicht zu nah treten, doch kann ich mir kaum vorstellen, dass ein junger Mann wie du alleine ist. Du siehst gut aus und an dir scheint alles in Ordnung zu sein. Ich kann jedenfalls nichts entdecken, was dich disqualifiziert, eine Partnerin zu haben!“

Während sie es aussprach, lehnte sie sich weit zurück und betrachtete mich mit Interesse von der Seite.

„Nein, ich bin alleine und genieße es. Man kommt nach Hause und hat seine Ruhe, kann tun und lassen, was man möchte!“, antwortete ich und Erika schmunzelte über ihr ganzes Gesicht.

„So kann man es natürlich auch sehen, obwohl es inzwischen viele Lebensgemeinschaften gibt, die nicht zusammenwohnen. Es soll selbst Ehepaare mit zwei Wohnungen geben. Ob es stimmt, kann ich nicht sagen, in meinem Alter hält man es für unmöglich!“

„Warum?“, fragte ich neugierig und war auf die Antwort gespannt.

„Als ich jung war, war es natürlich zu heiraten, Kinder zu bekommen, für den Ehemann da zu sein, wenn er von der Arbeit kam und den Haushalt zu machen. Ein einfaches, über zig Jahre geltendes, bewährtes Modell. Man stellte keine Frage nach dem wieso oder warum. Ich will nicht sagen, dass es Gesetz war, doch jede andere Lebensgemeinschaft wurde mit Naserümpfen und Ausgrenzung begegnet. Revolutionäre Gedanken passten nicht ins Bild, die Gesellschaft fordere die Angleichung an sich selber. Heute ist es alles anders und ich beneide euch junge Leute dafür, dass ihr ausleben und ausprobieren könnt, was für euch am besten ist. Wäre es früher schon so gewesen, hätte ich anders gelebt. Ich möchte ja nicht meckern, muss zugeben, dass es mir unter den gegebenen Umständen gut ging. Trotzdem würde ich in der heutigen Zeit vieles anders machen, ob zu meinem Vorteil, kann ich nicht sagen!“