Am Aschermittwoch fängt alles an - Martin Dubberke - E-Book

Am Aschermittwoch fängt alles an E-Book

Martin Dubberke

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Beschreibung

Mit Aschermittwoch beginnt die Fastenzeit, in der ich sieben Wochen auf etwas verzichte, was mir scheinbar wichtig ist, worauf ich nur schwer verzichten kann. So gesehen, handelt es sich bei der Fastenzeit eher um eine siebenwöchige Umkehr auf Probe. Der Zeitraum ist überschaubar und sieben Wochen sind eine Zeitspanne, die nicht zu kurz und auch nicht zu lang sind, um sich an das neue Leben und eigentlich auch die neue Freiheit zu gewöhnen, frei zu sein von dem, worauf man am Anfang glaubte, nicht verzichten zu können. Sind die sieben Wochen also nur ein psychologischer Trick? Nein. Die sieben Wochen sind ein vorsichtiges Warmwerden mit dem neuen Leben, das man sich sehnlich wünscht. Es ist im Grunde genommen auch eine Reinigung, das Loslassen von Altlasten und so zu Ostern eine fröhliche Erleichterung.

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2017

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Martin Dubberke

Am Aschermittwoch fängt alles an

46 Passionsnotizen und eine Osternotiz

 

Impressum

 

Texte:             

© Copyright by Pfr. Martin Dubberke  

Umschlag:      

© Copyright by Pfr. Martin Dubberke

 

Verlag:            

Pfr. Martin Dubberke

Marienburger Allee 4314055 [email protected]

www.dubberke.com

Berlin, 2017

 

ISBN:

978-3-7394-0613-8

 

 

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Am Aschermittwoch fängt alles an

Der Versucher wird kommen

Du bist nicht allein

Wenn Du weißt, wer Du bist

Wenn er mich anruft, dann will ich ihn erhören

Den Sinn des Fastens findest Du nicht auf der Waage

Zeit

Die Sache mit der Umkehr

Das scheinbar Selbstverständliche

Alles nur geliehen

In meiner Verantwortung

Erinnerst du dich?

Herausforderung Erinnerung

Herausforderung Erinnerung die Zweite

Gedenke des Schönen

Das wirklich Schöne

Die Sache mit der Weisung und dem in die Irre führen

Gast

Blick in den Spiegel

Blickkontakt halten

Dem Blick standhalten

Sich orientieren

Der Morgennebel wunderbar

Aus der Perspektive der Verantwortung

Halbzeit

Das kleine Ostern

Korn, das in die Erde

Ausdruck der Freude an Gott

Ein Lächeln

Die Konsequenz des Herzens

...und es ward Stille

Gehorsam

Vom Herrschen und Dienen

Die Sache mit den Engeln

Anfechtungen

...wie auch wir...

Liebe schafft Recht

Das Gesetz Christi erfüllen

Aus dem Glauben heraus

Was bleibt...

Die Opfer mahnen uns

Gehen

Gründonnerstag

Karfreitag

Am Ziel?

Ostern!

 

 

Vorwort

 

Ich nehme mir ja jedes Jahr für die Passionszeit etwas vor. In diesem Jahr hatte ich die verrückte Idee, jeden Tag eine Passionsnotiz zu schreiben und um den Druck auf mich zu erhöhen, nahm ich mir vor, sie täglich auf meiner Internetseite zu publizieren und dann auf allen Socialmedia-Portalen, auf denen ich aktiv bin, zu posten.

 

Meine anfängliche Angst, nicht für jeden Tag eine neue Idee zu haben, wich nach den ersten Tagen der Gewissheit, dass mich schon ein Gedanke finden wird. Aus dem täglichen Schreiben wurde eine geistliche Übung, die mir gut tut und mich nicht mehr losgelassen hat. Die 46 Passionsnotizen und die eine Osternotiz haben einiges in meinem Leben verändert.

 

Gleichzeitig bekam ich über die einzelnen Socialmedia-Kanäle immer mehr positives Feedback. Viele fingen an, meine täglichen Passionsnotizen regelmäßig zu lesen und mir nette Mitteilungen zu schicken. Die Zugriffe auf meine Website explodierten in dieser Zeit geradezu, so dass ich am Ende auf die Idee kam, mein erstes Selfpublishing-Projekt zu wagen und die Notizen auch als Buch zu veröffentlichen.

 

Weihnachten 2017

 

Am Aschermittwoch fängt alles an

 

Ja, ja, ich weiß. Eigentlich heißt das alte Karnevalslied, das am Ende der fünften Jahreszeit immer beim Finale des Blauen Bocks gesungen wurde, ganz anders. Ja, ich gebe zu, dass ich mich noch an den Blauen Bock erinnern kann. Und ich gebe sogar zu, dass ich ihn als Kind immer gerne zusammen mit meinen Großeltern oder auch mal alleine gesehen habe. Mit den meisten Karnevalsliedern konnte ich nicht so viel anfangen, aber

 

„Am Aschermittwoch ist alles vorbei,von all Deinen Küssendarf ich dann nichts mehr wissen.Wie schön es auch sei,dann ist alles vorbei…“

 

hat sich tief in meine Erinnerung, mein Ohr und Herz eingebrannt. Das Lied und sein Sänger mit der komischen Karnevalskappe, dem schwarzen Oberlippenbart, der auch dann noch schwarz war, als er steinalt war, rührte eine Saite in mir an. Auch wenn ich damals nicht verstanden habe, warum es dann mit dem Küssen vorbei sein soll, habe ich intuitiv erfasst, dass mit dem Aschermittwoch etwas zu Ende geht und etwas Anderes, das weniger Spaß macht, beginnt.

 

Damals wusste ich noch nicht, dass ich mal Pfarrer werden würde und die Zeit ab Aschermittwoch für mich eine besondere Bedeutung haben würde. Ebenso kannte ich auch noch nicht die Formel „Sieben Wochen ohne.“ Das ist heute alles anders.

 

Also, ist am Aschermittwoch wirklich alles vorbei? – Nein! Am Aschermittwoch fängt alles erst an, nämlich die Passionszeit. Sieben Wochen sind es dann noch bis Ostern. In dieser Zeit erinnern wir uns an den Weg, den Jesus bis ans Kreuz gegangen ist, sein Leiden und die Frage, warum Jesus sterben musste. Dabei nähern wir uns dem Leiden Jesu symbolisch an, indem wir uns sieben Wochen etwas auferlegen, das uns nicht leichtfällt und unser Bewusstsein schärft.

 

Die Themen der Aktion „Sieben Wochen ohne“ machen das eindrucksvoll deutlich:

 

7 Wochen ohne Vorsicht

7 Wochen ohne falsche Gewissheiten

7 Wochen ohne Runtermachen

7 Wochen ohne Enge

7 Wochen ohne Sofort

Zeig dich! 7 Wochen ohne Kneifen

 

Sieben Wochen etwas anders als sonst zu machen, Gewohnheiten und Selbstverständlichkeiten in Frage zu stellen, ist eine große Herausforderung, die uns an die eigenen Grenzen führen kann und soll, lustvoll wie leidvoll. Wir machen Erfahrungen, die wir sonst nicht machen, stellen fest, was wir alles können und zuweilen, was wir alles eigentlich nicht brauchen.

 

Mit Aschermittwoch fängt die Zeit an, sein Leben bewusster wahrzunehmen, mit Gott mehr als sonst ins Gespräch zu kommen, vieles über sich selbst zu erfahren und so sein Leben und seine Beziehung zu Gott auch bewusster zu gestalten, selbst wenn man mit seinem Fastenvorhaben scheitert, schwach wird und früher aufgibt. Auch das Scheitern gehört zu den Erfahrungen, die uns uns selbst und Gott näherbringen können.

 

Ich z.B. habe mir neben etwas Anderem vorgenommen, jeden Tag eine kleine Passionszeit-Notiz zu schreiben… Mal sehen, ob ich es durchhalte… Ich werde darüber berichten.

 

Der Versucher wird kommen

 

Na, wie war der erste Tag? War am Aschermittwoch wirklich alles vorbei? Fiel es schwer, etwas Neues anzufangen? Naja, am ersten Tag, ist man ja immer gut motiviert. Das ging mir auch so. Alles, was ich mir für diese Zeit vorgenommen habe, ist mir leichtgefallen und ich habe mir die Frage gestellt: Martin, wenn es Dir so leichtfällt, warum machst Du es dann nicht immer so?

 

Na, weil es den inneren Schweinehund gibt, den Versucher, den Einflüsterer, der Dich mit süßen und schmeichelnden Worten davon zu überzeugen sucht, das zu tun, wonach es Dich gerade versucht, nämlich doch noch im Bett zu bleiben, statt eine Stunde früher aufzustehen und ins Sportstudio zu gehen. Und natürlich schafft er es, Dich die Schokolade oder Lakritze essen zu lassen, die Du eigentlich nicht essen wolltest. Und natürlich gelingt es ihm auch, Dich Deine guten Vorsätze fahren zu lassen, was bei Dir ein schlechtes Gewissen auslöst, Dich leiden lässt. Doch irgendwann vergisst Du das schlechte Gefühl, wenn Du Dich im Bett noch einmal auf die andere Seite legst und im nächsten Schritt, den Wecker wieder anders programmierst. Tja, und dann war's das wohl mit dem neuen Leben.

 

Mit ein wenig Glück stellst Du Dir dann die Frage, ob Dich Gott dann immer noch liebt. Sei gewiss, er tut es auch dann noch. Aber die Frage, die sich dann stellt, ist, ob Du Dich selbst liebst, wenn Du Dir Dinge antust, die Dir nicht wirklich guttun.

 

Jesus war in der Wüste auch vierzig Tage dem Versucher ausgesetzt. Er versuchte ihn, aus Stein Brot zu machen oder die Macht der Welt an sich zu nehmen oder von einer Zinne des Tempels zu springen und dann von den Engeln getragen zu werden. Doch Jesus widerstand ihm, weil er seine Stärke aus dem Wort Gottes zog, was wir in allen drei Antworten auf den Versucher deutlich lesen können:

 

Der Mensch lebt nicht vom Brot allein.Du sollst den Herrn, deinen Gott, anbeten und ihm allein dienen.Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen.

Matthäus 4, 4.7.10

 

Mit diesen drei standhaften Antworten widerstand er dem Versucher, so dass dieser aufgab.

 

Die Passionszeit ist eine gute Gelegenheit, um sich mit seinen eigenen Schwächen auseinanderzusetzen, sie zu erfahren und im Gebet Wege zu finden, ihnen zu begegnen oder auch als Stärke zu erkennen.

 

Also, welche Antworten gibst Du, gebe ich dem Versucher?

 

Du bist nicht allein

 

Gestern schrieb ich, dass die Passionszeit eine gute Gelegenheit wäre, sich mit seinen eigenen Schwächen auseinanderzusetzen und im Gebet Wege zu finden, ihnen zu begegnen oder sie als Stärke zu erkennen.

 

Das Gebet ist in der Passionszeit sehr wichtig, weil Du Dich oft mit dem Durchhalten Deines Vorhabens und den damit verbundenen Anfechtungen alleingelassen fühlen wirst. Das sind die Momente, wo Du gerne mit jemandem sprechen möchtest. Aber wer redet schon gerne mit anderen Menschen über die Gefahr des eigenen Scheiterns?

 

Mit Gott kannst Du über alles reden, weil er schon alles von Dir weiß. Aus dem Gespräch mit Gott gehst Du wieder gestärkt und ermutigt heraus, weil Du neue Gedanken und Einsichten gewonnen hast, aber auch die Gewissheit hast: Ich bin nicht alleine.

 

Das Wissen, nicht alleine zu sein, verleiht Dir Stärke. Auch Jesus wusste sich nicht alleine, als er dem Versucher in der Wüste widerstand. Ihm stärkte Gott den Rücken. Jesus wusste sich von seinem Vater gehalten. Und genauso kann es auch Dir ergehen. Du musst Gott nur vertrauen und Dich auf ihn einlassen.

 

Als mir heute Morgen die Frage durch den Kopf ging, worüber ich meine dritte Passionsnotiz schreiben könnte oder würde, hatte ich keine Idee. Ja, ich erstarrte sogar ein wenig vor der Aufgabe, weil ich mich fragte, ob es nicht ein wenig hochgegriffen war, jeden Tag so eine Notiz schreiben zu wollen. Was mache ich, wenn mir nichts einfallen sollte? – Dann würde ich wohl schreiben, dass mir nichts eingefallen ist. Mir ging dabei zweierlei durch den Kopf. Zum einen: Du hast es versprochen. Und zum anderen: Er wird dich schon auf eine Idee bringen.

 

Diese Gewissheit, nicht allein zu sein, gibt mir mehr Leichtigkeit und Sicherheit. Und all das erwächst aus der Kraft des Gebets, des Gesprächs mit Gott heraus.

 

Die Passionszeit ist also auch eine gute Gelegenheit auf andere Weise als sonst, mit Gott ins Gespräch zu kommen, weil wir in dieser Zeit offener für Gott und offener für uns selbst werden, weil das Fasten – was auch immer wir uns vorgenommen haben zu fasten – uns an unsere eigene Grenze führen wird.  Und über diese Grenze mit Gott ins Gespräch zu kommen, ist für jeden einzelnen von uns ein Gewinn.

 

Wenn Du weißt, wer Du bist

 

Dieser Tage hat eine Frau aus Helsinki meine Facebook Seite „gelikt“ – komisches Wort. Und neugierig wie ich bin, habe ich mir angeschaut, wer sie ist. Kaum hatte ich Ihre Facebook Seite geöffnet, blieb mein Blick auf ihrem Profilbild haften. Es war ein einfacher Screenshot mit einem Satz:

 

„You will never have a problem,if you know who are you.“

 

Du wirst niemals ein Problem haben, wenn Du weißt, wer Du bist.

 

Das hat mich sofort angesprochen. Nicht nur, weil es logisch klingt, sondern auch, weil es stimmt. Wenn ich nicht weiß, wer ich bin oder sein will, was ich nicht bin, gibt es Probleme zuhauf. Ich gerate in Konflikte mit mir selbst und anderen Menschen.

 

Und oft sind es Konflikte, die einen dazu veranlassen, eine Psychotherapie zu beginnen. Und plötzlich stellt man in einem meist langwierigen und schmerzhaften Prozess fest, dass man gar nicht wusste, wer man wirklich ist. Man lernt sich endlich kennen und kann sich annehmen. Und sich selbst anzunehmen ist der erste große Schritt zur Liebe.

 

Und das war der eigentliche Grund, weshalb mich dieser Satz so anspricht, weil er eigentlich nichts anderes bedeutet als:

 

Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.

Matthäus 22, 39 (3. Mose 19, 18)

 

Grundvoraussetzung der Liebe ist es, auch sich selbst lieben zu können, sich selbst wichtig und ernst zu nehmen mit seinen eigenen Bedürfnissen, Wünschen und Träumen. Mal ganz bei sich sein zu können. Das nimmt mir die Angst vor dem anderen und öffnet mein Herz für meinen Nächsten. Dadurch wird Nächstenliebe möglich.

 

Auch das macht die Passionszeit möglich, mal Nächstenliebe zu wagen. Ich weiß, es ist immer so leicht daher gesagt: Ich liebe meinen Nächsten. Aber mal Hand aufs Herz, wenn Du Nichtraucher bist und sich in der S-Bahn Dir jemand gegenübersetzt, der gerade seine Zigarette ausgemacht hat und mit seinen ganzen Klamotten nach Rauch stinkt, löst das nicht gerade Nächstenliebe bei Dir aus. Den Gedanken könnte ich jetzt auch für andere Menschengruppen weiterentwickeln. Ich denke jedoch, dass du weißt, was ich meine.

 

Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst, wenn Dir das gelingt, ändert sich Deine Haltung, Dein Auftreten. Du wirst heiterer und entspannter. Du wirst dann nicht nur weniger Probleme haben, weil Du vieles plötzlich nicht mehr als Problem begreifen wirst, und es werden Dir die Herzen der anderen zufliegen.

 

Wenn er mich anruft, dann will ich ihn erhören

 

Heute ist Invokavit, der erste Sonntag der Passionszeit. Fünf Passionssonntage liegen bis Ostern noch vor uns. Noch genug Zeit, um in Versuchung zu geraten, schwach zu werden oder stark zu bleiben oder Stärke zu erfahren.

 

Der Predigttext für heute steht im 1. Buch Mose 3, 1-19 - die Geschichte vom Sündenfall. Die wohl bekannteste Geschichte einer Versuchung, die es gibt. Die bekannteste Geschichte vom Erliegen einer Versuchung. Die Geschichte von Adam und Eva, die einer listigen Schlange erlagen. Die Schlange als Sinnbild der Versuchung und Verführung. Wer kann sich nicht an Kaa, die Schlange aus dem Dschungelbuch erinnern, wie sie Mogli versucht zu verführen, zu hypnotisieren... Ein wunderbares Lied, dieses „Hör auf mich, glaube mir, Augen zu, vertraue mir...“

 

Die Schlange bei Adam und Eva war erfolgreich, weil sie zielgenau die größte Schwachstelle des Paares erkannt hat und in Angriff nahm. Zuerst sagt sie: "Ihr werdet keineswegs des Todes sterben..." Mit anderen Worten: „Was soll schon passieren? Wird schon nicht so schlimm werden. Wird schon nicht auffallen...“ Wir kennen das. Das sind die Selbstbeschwichtigungen, die wir zu uns selbst sagen, wenn wir kurz davorstehen, einer Versuchung zu erliegen. Eine Versuchung appelliert immer an unsere größte Schwachstelle, unsere größte Sehnsucht. Bei Adam und Eva war es der Wunsch, die Sehnsucht wie Gott zu sein.

 

Was ist Deine Schwachstelle? Wo kann Dich die Schlange kriegen? Welches Lied muss sie singen, damit Du ihr erliegst? Und vor allem: Was brauchst Du, um dieser Versuchung zu widerstehen?

 

Der Geschichte vom Sündenfall Adam und Evas steht als Evangelium am Sonntag Invokavit die Geschichte von der Versuchung Jesu in der Wüste gegenüber, einer Geschichte, die anders endet. Jesus widersteht der Versuchung durch den Teufel.

 

Zwei Versucher-Geschichten, zwei verschiedene Ausgänge. Da geht mir doch die Frage durch den Kopf, warum Adam und Eva der Versuchung nicht widerstehen konnten und Jesus, der doch auch Mensch war, widerstehen konnte.

 

Meine Antwort lautet: Adam und Eva wussten noch nicht, wer sie wirklich sind und waren deshalb verführbar. Jesus aber wusste, wer er ist und konnte deshalb der Versuchung widerstehen und den Versucher, den Teufel, der ebenso süß und verführerisch wie die Schlange war, in die Flucht schlagen. Und der Satz, der dem Teufel den Rest gab, lautete:

 

Du sollst anbeten den Herrn, deinen Gott, und ihm allein dienen.

Matthäus 4, 10

 

Und genau das war's, was Adam und Eva entglitten war. Sie wollten mehr sein als nur Adam und Eva und damit etwas, was sie nicht waren. Daher empfanden sie die Verführung auch nicht als Versuchung, sondern als Einladung, die sie gerne annahmen. Sie kamen erst in die Not, als sie von der Frucht gegessen hatten und dann von Gott mit den Folgen ihres Handelns konfrontiert wurden. Erst jetzt wussten sie, wer und was sie sind, so dass letztendlich das Überschreiten der von Gott gesetzten Grenze, Adam und Eva als Menschen definierte.

 

Ich weiß, dass ich als Mensch fehlbar bin, auch wenn ich gerne perfekt wäre und zu Perfektionismus neige. Doch ich bin es nicht. Es gibt immer wieder Situationen, wo ich an meine Grenzen gerate und damit auch in Not. Und genau an der Stelle kommt die Zusage Gottes ins Spiel, an die uns der Leitvers Psalm 91, 15, der dem Sonntag Invokavit seinen Namen gegeben hat, erinnern soll:

 

Er ruft mich an, darum will ich ihn erhören;ich bin bei ihm in der Not...

 

Invokavit - Er ruft mich an. Ich rufe ihn an, wenn ich an meine Grenze komme.

 

Den Sinn des Fastens findest Du nicht auf der Waage

 

Ich gebe es zu, eine andere meiner selbstgewählten Fastenaufgaben ist es, mich von der Sündenlast zu befreien, die ich durch allzu viele Kalorien auf mich geladen habe. Und natürlich wollte ich mich am Aschermittwoch morgens auf die Waage stellen, um Ostern den glücklichen Erfolg auch in Kilogramm zu messen. Doch die Waage streikte. Nicht etwa, weil ich zu schwer für sie bin, sondern, weil die Batterie leer war. Und schon seit Tagen will ich nun die alte Batterie gegen eine neue austauschen. Aber jeden Abend, wenn ich oben in meinem Schlafzimmer angekommen bin, stelle ich fest, dass ich mal wieder vergessen habe, die neue Batterie mit nach oben zu nehmen.

 

Und als ich heute Morgen auf meiner Bettkante saß und Richtung Waage schaute, stellte ich mir die Frage, ob das nicht etwas zu bedeuten hat.

 

So ist das in der Passions- oder Fastenzeit. Es kommen einem ganz andere Fragen in den Sinn als sonst. Ich stelle fest, dass sich meine Perspektive in den vergangenen Tagen angefangen hat zu ändern und ich die Dinge in dieser Welt anfange, anders wahrzunehmen. Also, es steckt eine Botschaft dahinter, dass ich immer wieder die neue Batterie vergesse. Vorher hätte ich mir da überhaupt keine Gedanken gemacht, sondern mich nur mal wieder darüber geärgert, dass ich’s wieder vergessen habe und nun am Ende der Erfolg gefühlt geringer ausfallen würde.

 

Aber wie lautet nun diese Botschaft oder vielmehr Erkenntnis?

 

Ich sehe es so: Das Ziel ist nicht das Gewicht, sondern die Erfahrung der Umkehr.

---ENDE DER LESEPROBE---