Am Tintenfluss - Johannes Silveri - E-Book

Am Tintenfluss E-Book

Johannes Silveri

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Beschreibung

Der Herzschlag bestimmt unser Leben, wer das nicht glaubt, versuche ohne ihn auszukommen. Mit ihm sind wir aber "Slave of the Rhythm", das heißt, jeder sollte seinen Idealen Lebensrhythmus finden und pflegen. Mit unserer derzeitigen Lebensweise kann er aber nur allzuleicht verloren gehen. Ein Indiz mögen die Schwierigkeiten beim Einschlafen sein. Das Fernsehen präsentiert konkrete Bilder zu den Inhalten. Die Phantasie wird von der technischen Perfektion vergewaltigt. Die Bilder im Kopf sind nicht mehr "Eigenbau", sondern Import. Das Herz versucht, hastig auszugleichen und der Rhythmus kommt ins Trudeln. (Das Rezept mit dem "Schäfchen zählen" hatte Sinn). Noch besser ist es, vor dem Einschlafen ein paar rhythmische Zeilen zu lesen. Der Turbo wird heruntergefahren und wir schlafen ein. Dieses Rezept ist so alt wie das Lied, die Sprache und die Schrift.

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JOHANNES SILVERI

Am Tintenfluss

Ausgewählte Gedichte

Dachbuch Verlag

1. Auflage: Oktober 2020

Veröffentlicht von Dachbuch Verlag GmbH, Wien

ISBN 978-3-903263-27-7

EPUB ISBN 978-3-903263-28-4

Copyright © 2020 Dachbuch Verlag GmbH, Wien

Alle Rechte vorbehalten

Autor: Johannes Silveri

Lektorat: Teresa Emich

Satz & Umschlaggestaltung: Daniel Uzelac

Umschlagmotiv: Jaros/Shutterstock.com

Besuchen Sie uns im Internet

www.dachbuch.at

Inhalt

Prolog

Stadtwanderung

Schlosspark

Paulusplatz

Traumlandschaft

Alte Bekannte

Kinderspielplatz

Schnupfen

Rundum und rundherum

Dächer

Und ewig rennt der Schmäh

Frühlingsgedicht

Ältere Fahne

Schon wieder Herbst

D. D. S. G.

Am Ufer

Am Wasser

Brüderlicher Garten

Album

Dachterrasse

Internethotel

Big Brother

Auf der Brücke

Posteingang

Stadt und Land

Zum Muttertag

Ostern

Sommer

Amsel

Praktischer Unterricht

Sternzeichen

Erwartung

Künstlerpech

Na, bitte sehr

Fruchtlose Bemühungen

Jakobs Sohn

Fernrohr

Rosinante

Golf

Alles Gute zum Geburtstag

Am Kamin

Mein Gott Walter

Fluss Schubert

O – siris

Ungarn

Tag und Nacht

Noch nicht alles

Der kleine Rauch

Die Linsen

Von elektrisch

Badetag I

Badetag II

Märchen

Lieber Poet…

Choral

Die Lampe

Wurm Zweibein

Vielseitige Kunst

Hundertster Geburtstag

Wunsch der 12. Fee

Rhythmusstörung

Am Urinoko

Ein Männlein steht im Walde

Unkraut

Alte Kirsche

Wasserrutsche

Der Zitterrochen

Die Schwalben

Katharina Zahnweh

Die Hummeln

Die Eintagsfliege

Die Nuss

Baum am Spielplatz

Malereien

Kreislauf

Kindergedicht

Wie dieses?

Abendgebet

Der Mohn

Die Katze

Seebär

Jakob

Kinderzirkus

Weinberl

Familie Quack

Der Rabe Jakob

Max und die Schwalben

Gewieher

Über der Türe

Fräulein Evi Klein

Hundelied

Veterinär Medizin

Der narrische Apfelbaum

Der Drückerfisch

Maria Lichtmess

Der Bagger

Prolog

Wer nie das rechte Maß verliert

noch über – unterreagiert,

wer sich an seiner Freunde statt

an‘s Messerchen geliefert hat

Wer ohne Zögern noch Genuss

erduldet kalter Regenguss

ja, ohne Arg‘ jedoch bewusst

der Wahrheit leiht die sanfte Brust

Wer da mit Butter (oder Schmalz)

den Segen seufzt »Mein Gott behalt‘s«

Wer in der Nähe Großes sendet

und aus der Ferne auch noch spendet

Wer sich vom Alltag scheiden kann

und lässt verstreichen ihn sodann

Egal wie träge oder eilig

ist fast so gut wie – hoch und heilig!

Stadtwanderung

Wenn der Tag die gold‘ne Mitten,

satt und schläfrig überschritten

klingen mäßig‘, hier wie dorten,

dünne Fiedeln aus den Pforten

kühler Villen, die zu erben

sollte ihr Besitzer sterben

Wetterhähne dreh’n behände

ihren Hals nach Windes Wende

virtuoser Katastrophen

können fliehen nicht, noch hoffen

rosten weiter und verenden,

stürzend an den Fundamenten

Schon der Wanderer vom Weiten

wollte sorglich sich bereiten,

aus dem Fenster aus der Tür

perlt rasendes Klavier,

weil sein Künstler einmassiert

was die Seele grad geniert

Hinter Buchenkrämpfen lauern,

in schönbrunngefärbten Mauern

solche die auch Hiob töten

mittels quergestellter Flöten

oder (aus dem zweiten Stock)

gellt heraus der Pfeife Block

In das wohlgemeinte Schöne

mischt sich schmetternd das Gedröhne

zweier ferner Blaskapellen

auf dem Weg zu Haltestellen

einer Jubiläumsbahn,

die man noch nicht hören kann

Hunde nach dem schweren Futter

träumen unruhig von Kalkutta,

brechen auf des Hauses Stufen

laut in Klagen aus und Rufen

winseln, keifen oder bellen

auch an allen and‘ren Stellen

Immerhin da sind auch Gärten,

wo Gefahr mit den Gefährten

an des Beckens Rändern liegt,

dass sich Rohr und Sessel biegt

stetes Plantschen informiert

dass dortselbst gebadet wird

Weidlich sind noch die zu loben

welche stimmlich höher oben

die Erziehung ihrer Lieben

auch am Feiertag betrieben

um zumeist mit leerem Magen

pädagogisch was zu sagen

Ungebetene Geduld

steh am Dirigentenpult

deutet durch vokale Gesten

was zu guter Letzt am Besten

aus der Binsenweisheit Schale

Sonn – und Muttertagsfinale

Schlosspark

Gestatten sie, die Bank ist gut

und gründlich obendrein…

ein netter Mensch zieht seinen Hut,

weil man mit diesem Solches tut

um aufmerksam zu sein

Die grüne Bank zum grünen Dach

und auch der Himmel grün,

wo Vögel sich so nach und nach

von vorn nach hinten – mählich schwach

in‘s Abendgrün verzieh‘n

Zartgrün, sehr blass ist auch das Eis

im Teich vorm Belvedere,

darauf die Möwen stelzen leis`,

kaum einer den Beweggrund weiß

weshalb das günstig wäre

Im Westen lockert sich der Griff

des Tageslichtes – darauf,

zerschellt am endlos langen Riff

der Südbahn hoffnungsvoller Pfiff

und scheucht das Viehzeug auf!

Paulusplatz

Ein violetter Luftballon

liegt nahe an der Schule

im Taubendreck und träumt davon,

wie schön wär es in Kamerun

in Niger oder Thule

Der Abend ist unsäglich mild

in ersten Blüten brausen

Insekten – saugen eingehüllt

in Duft und Dunst stets ungestillt

im Hunger ohne Pausen

Am Wurzelwerk im harten Strauch

fängt sich die dünne Schnur

und rollt den violetten Bauch

in kläglich enger Spur

Doch an des goldnen Regen Fluss

haust eine Wanderratte,

die in der Jugend gut zu Fuß

mit etwas Brot und Zwetschkenmus

die Welt gesehen hatte

»So jammre nicht« bemerkt sie kalt

zur Gummihaut gewendet,

»im Norden wirst du auch nicht alt

im heißen Süden platzt du bald,

weil es so immer endet«

»Die Mitte Freund ist dir beschert

kontinentales Klima

hier liegst du ruhig und ungestört,

weil außer mir dich keiner hört

im Straßenlampenschimmer

Hier blähst du nicht und frierst nicht ein

hier bist du gut zu Haus´ –

des morgens singen Vögelein

des Nachmittags die Kinder schrei` n –

nur langsam rinnst du aus«

Traumlandschaft

Was?

Das hab‘ ich nicht erwähnt,

 

dass im Land der tausend Seen

 

einer wohnt, der dauernd gähnt,

 

ohne jemals auszugeh‘n.

Wie?

Ihr seid noch nicht im Bilde,

 

dass dortselbst ein Riese haust,

 

führt er Arges nicht im Schilde

 

sich doch mancher vor ihm graust.

Wann?

Könnt ihr euch noch besinnen,

 

seid ihr hinterm Berg gewesen?

 

Wo die Flüsse milchweiß rinnen,

 

und die Fische Honig essen.

Wo?

Ist nun das Gold von Zwergen,

 

die mit Säcken schwer beladen,

 

haben wohl was zu verbergen

 

auf den dunkeltiefen Pfaden.

Wer?

Haust in dem hohlen Stamme

 

und kommt erst im März heraus?

 

Brummt und schläft mit dicker Wamme

 

wie in einem richt‘gen Haus.

Wem?

Gehört der schwarze Drache,

 

der am Abend erst erwacht?

 

Ist´s weil er am Tag bewache

 

was verschwindet in der Nacht!

Weh!

Die Wolken ziehen finster

 

und verschlingen Blau und Licht,

 

Sturmwind peitscht den gelben Ginster

 

während grell der Donner bricht.

Wau!

So bellt ein Hund erschrocken

 

und mit eingeklemmtem Schwanz,

 

eilt er dahin, wo es trocken

 

aber leider nicht so ganz.

Warum?

Bleibt der Himmel trübe?

 

Und es regnet lange Wochen,

 

bis die Würmer aus der Rübe,

 

nass und grantig ausgekrochen.

Wieso?

Geh´n die Wassermassen

 

bis zur wipfelhöchsten Tanne?

 

Kommt ein Kind, ist es zu fassen,

 

zieht den Stöpsel aus der Wanne.

Wieder

kommt die Sonne munter

 

und verdampft das Wasser schnelle

 

wärmt und trocknet was darunter

 

und darüber, auf der Stelle!

Weshalb

fährt kein Zug auf Schienen

 

fliegt kein Flugzeug, fährt kein Bus?

 

In das Land der Phantasienen,

 

was man sehr bedauern muss

Weil,

das kann ich euch entdecken

 

dieses Land bereisen Kinder,

 

die schon in der Decke stecken

 

wer zuerst schläft, ist geschwinder!

Alte Bekannte

Hallooo…! Taucht aus dem Wasser auf

die Schulter trifft die flache Hand,

nimmt die Begrüßung ihren Lauf

(die Füße glühen nackt im Sand)

Wie wogt aus einiger Distanz

bald ein Gespräch – recht allgemein

(ich grüble: »Heißt mein Partner Franz

und im Familiennamen Klein?«)

Wie dem auch sei, der Name Rauch

vergeht, zurück bleibt nur der Schall

(bekannt erscheint mir noch der Bauch

und der immense Redeschwall)

»Doch sicher ist er nicht der Klein

auch Franz erscheint mir überholt«

es könnte höchstens möglich sein…?

(die Füße sind schon längst verkohlt)

Wie peinlich, wird er jetzt persönlich

verlangt zu wissen recht intim,

worüber schweigt man sonst gewöhnlich

(verdammt, was ist bekannt an ihm?)

Verdacht und Unlust schleichen ein,

der Faden des Gesprächs zerreißt

(wie leg` ich nur den Dicken rein,

um draufzukommen wie er heißt?)

Es ist zu spät! – »Dann also ciao!« –

die frisch enstand‘ne Freundschaft bricht

(denkt sicher jetzt: »Die blöde Sau!«)

»Es tut mir leid, ich kenn dich nicht!«

Kinderspielplatz

Hopp, Hopp, Hopp – im Kreis herum

schwingt das blaue Rad ins Rot,

süßer Schwindel wirft dich um

oben – unten – Müh´ und Not

hingestreckt – und langsam drehen.

Leise ziehen Wolken auf

auch ein Flugzeug ist zu sehen,

gelb mit blauen Zeichen drauf.

Brummt den Halbkreis auf der Flucht

vor dem schwärzlichen Gebräu,

rasch den Horizont gesucht

zwischen Häusern alt und neu.

Nun zur großen Rutsche eilen,

and‘re Kinder sind schon da

müssen warten und verweilen

unter Zet – und Mordia

Endlich bist du an der Reihe,

tobe bäuchlings in die Tiefe.

Weiter, weiter zu den Ringen

Reifen, Knöpfen, Brettern, Seilen.

Wer getraut sich abzuspringen

aus dem Spinnennetz dem steilen

Da, im Knusperhäuschen hocken

Hans und Grete heimlich leise,

ohne Schuh´ und ohne Socken

nur mit sich auf langer Reise.

Riesengroß ist das Geschrei

werden schließlich sie entdeckt,

auch ein Hund ist jetzt dabei,

der die nackten Füße schleckt.

Kommt wir fahren nach dem Süden

schon sind Arme Schiebestangen

an den Rädern – nimmermüden

Beinchen – bleiben Blüten hangen

Tuff, Tuff, Tuff, – zwei Loko More

reißen jetzt den Zug entzwei.

Einer strebt zum Gartentore,

weil dort schon Italien sei.

Sagen wir, dass diese Bank

jetzt ein Schiff wär´ – eine Fähre

und der grasbewachsne Hang,

Riesenwellen auf dem Meere.

Eine Springflut ungeheuer

gleich verschlingt sie Maus und Mann,

jetzt ist guter Rat sehr teuer

rud´re jeder was er kann.

Horch´ schon klingt das dumpfe Brausen

unheilkündend den Verweg´nen,

die zu spät nach Hause sausen

denn – jetzt fängt es an zu regnen

Schnupfen

In der Nacht entweicht ein Blasen

halb im Schlaf, doch deutlich schon,

aus den Löchern beider Nasen

quillt ein mühevoller Ton

Irgendwann, mit kalten Füßen

nicht entsprechend eingehüllt

liegen, sitzen, warten müssen

siehe oben: schon verkühlt

An der Stirne brechen Dämme,

schleimig jener Krankheit Fluch

aus der Falle in die Klemme,

weit und breit kein Taschentuch

Vor dem dumpfen Wäschekasten

büßt ein abgelegtes Stück,

keine Zeit herumzutasten

freier Atem – neues Glück

Ausgebrütet wie ein Ei

dessen harte Schale springt,

fest entschlossen bleibt dabei

was die Therapie erzwingt

Denn der Ankauf edler Tücher

ist ein Teil der Strategie,

mikroskopisch kleine Viecher

besser jetzt bekämpftals nie

Schon am Morgen lenken Schritte

meinen sonderbaren Fall

in des Marktes teure Mitte,

reich an Waren, sonder Zahl

Wie dem Angebot entrinnen,

welches lenkt die zage Hand,

zweckgemäß erscheint ein Linnen

– weiß mit zartem Büttenrand

Auch der Farbe Mediales

keineswegs den Zweck verfehle,

ausgelöst nur durch Nasales

trägt der Mensch doch Leib und Seele

Letztere scheint hochempfindlich,

wurzelt tiefer, als wir ahnen

exponiert und unergründlich

in den äußeren Organen

Welche riechen, tasten, saugen

um des Lebens Sinn zu fassen,

willig ihrem Dienste taugen

sich ergiebig schnäuzen lassen

Wo indes ein harter Pfropfen

salzig, in der Lage sei

Philosophen weich zu klopfen

(erst die Henne, dann das Ei)