Amaris - Macht in mir: Erblühen (Band 1) - A. Kissen - E-Book

Amaris - Macht in mir: Erblühen (Band 1) E-Book

A. Kissen

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Beschreibung

„Ich bin wie ein Vogel in einem goldenen Käfig. Aber alles, was ich mir wünsche, ist, meine Flügel auszubreiten und endlich frei zu sein.“ Amaris hat alles, was man sich wünschen kann. Als Tochter des mächtigen Ratsmitglieds K.T. Cane gehört sie zu der Elite von Celerest, wird geliebt und umsorgt. Doch durch diese Position droht ihr ständig Gefahr, denn seit tausenden Jahren tobt ein Krieg in ihrer Welt, und die Gegner ihres Vaters würden sie nur allzu gerne in ihre Finger bekommen. Immer mehr kämpft Amaris mit ihrem Schicksal, das sie dazu verdammt, ewig wartend in ihrem viel zu kleinen Käfig verharren zu müssen. Nicht wissend, dass auch K.T. Cane wartet, denn Amaris gehört nicht in diese Welt, und bald wird sich ihr wahres Ich offenbaren. Lange kann es nicht mehr dauern, denn ihre Verwandlung hat bereits eingesetzt.

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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Warnhinweis!

Für Personen mit posttraumatischen Belastungsstörungen – oder generell traumatischen Erfahrungen – ist dieses Buch womöglich nicht geeignet, da es einige schwierige Themen behandelt. Es könnte Trigger enthalten, die diese Symptome verschlechtern. Eine genaue Triggerwarnung findest du hinten im Buch.

Zitat

»Ich bin wie ein Vogel in einem goldenen Käfig. Aber alles, was ich mir wünsche, ist, meine Flügel auszubreiten und endlich frei zu sein.«

Vorwort

Alle Personen und Handlungen sind frei erfunden. Meine Leser werden Gemeinsamkeiten zu meiner Hauptreihe Arelion finden. Amaris kann aber auch ohne diesem Wissen gelesen werden. Schreibt mir doch, wenn ihr die versteckten Hinweise entdeckt habt – ich würde mich sehr darüber freuen. Dieses Mal befinden wir uns in der Welt Talon, einem Wasserplaneten mit nur einem Kontinent.

Prolog - Generationsgesetz

K.T. Cane

Zweihundert Jahre zuvor

Verärgerte und verzweifelte Rufe der Menschenmassen hallten selbst bis zu dem Balkon nach oben, auf dem ich stand. Ihre Emotionen konnte ich sehr gut verstehen, ab morgen würde schließlich jede zweite Generation ihr erstgeborenes Kind der Front opfern müssen. Und opfern war genau das richtige Wort, denn diese verdammte irdische Auseinandersetzung verbrauchte mittlerweile am Tag mehr Menschenleben, als ich in meinem letzten Krieg in einem Monat an Toten verursacht hatte — und ich hatte nicht wenige grausam abgeschlachtet.

Eine klagende Stimme erhob sich aus dem Stimmenwirrwarr. Ich ertappte mich dabei, dass ich mich fragte, ob sie eine trauernde Witwe oder Mutter war. Gerade noch rechtzeitig hielt ich mich davon ab, mir diese Information aus ihrem Kopf zu holen.

Innerlich verfluchte ich mich und rief mir ins Gedächtnis, dass mir das alles nicht so nahe gehen durfte. In dieser Welt war ich nur ein Beobachter. Einer, der sich vor mehr als zehntausend Jahren geschworen hatte, dass er nicht weiter in die menschliche Entwicklung eingreifen wollte. Sie waren doch selbst schuld. Seit meinem Schwur hatten sie all ihre Ressourcen in einen immerwährenden Krieg gesteckt. Aber was hätte ich von ihnen auch erwarten sollen? Im Grunde waren sie allesamt Kinder — streitende, zornige, naive kleine Kinder. Natürlich hätte ich die Macht, meiner Welt Frieden zu bringen, aber für meine Zwecke war es nicht relevant, ob sie sich alle selbst vernichteten oder ich meinen Seelenfrieden hatte.

Mit Gewalt zwang ich meine Beine, den Balkon zu verlassen. Sobald die Türen von meinem Wachpersonal geöffnet und wieder geschlossen worden waren, ebbte der irdische Lärm ab.

Obwohl ich mich gerade daran erinnert hatte, mich aus dem ganzen Drama herauszuhalten, strömten nun die Gefühle meines Personals ungefiltert auf mich ein. Denn auch sie waren von dem neuen Generationsgesetz betroffen. Nur eine Handvoll würde morgen noch den Dienst antreten können, da einer oder beide Elternteile zu einer zweiten Generation zählten — somit waren sie die dritte Generation. Und ohne eine Fähigkeit zu nutzen, konnte ich jetzt schon sagen, dass nur wenige ihrer Generation überleben würden.

Das war durchaus ärgerlich, denn so wie ich stets die Störung meiner Ruhe hasste, hasste ich auch Veränderungen in meiner unmittelbaren Umgebung.

Dennoch wusste ich bereits, dass ich nicht einschreiten würde, denn mein Eingriff vor zehntausenden Jahren, als ich dieser Welt sämtliche Magie geraubt hatte, hatte erst diesen bescheuerten Krieg ausgelöst. Seither hatten sie die Bevölkerung von Celerest um ein Viertel reduziert, die Pflanzen- und Tierwelt mit ihren eigenen Bomben vernichtet und damit die Luft über dem halben Kontinent schwer atembar gemacht. Nur dank meiner Hilfe gab es dennoch genügend Sauerstoff und Nahrung.

Vielleicht sollte ich sie einfach allesamt liquidieren und neu anfangen? Als ich sie vor Äonen geschaffen habe, hatte ich meinen Frieden — nur ein paar Millionen Jahre oder weniger, aber dennoch habe ich mich in einen Schlaf zurückziehen können.

Ich seufzte.

Doch diese Kraft anzuwenden, würde auch ein Leuchtfeuer und eine Bedrohung für diese Welt bedeuten — und das wollte ich auf jeden Fall vermeiden.

Kapitel 1

Amaris Cane

Heutiger Tag

Eine weitere Hitzewelle stieg in mir hoch. Erneut zählte ich die Anzahl der Schritte, die mich zum Ausgang bringen würden. Doch das würde Aufsehen erregen — unangebrachtes Aufsehen, und das würde man nicht dulden. Nicht von einer Cane. Das käme einem Skandal gleich. Dennoch konnte ich mich nicht davon abhalten, dass mein Blick immer wieder zum Ausgang schweifte.

Nur die üble Nachrede und die Folgen waren es, welche mich davon abhielten, diesen prunkvollen Festsaal, umringt von hunderten weiß gekleideten Politikern, angesehenen Geschäftsführern und sonstigen wichtigen Persönlichkeiten, fluchtartig zu verlassen.

Viel zu fest umfasste meine Hand den dünnen Hals meiner kühlen Schaumweinflöte. Meine mit kantigen Edelsteinen besetzten Ringe schnitten dabei in meine Finger. Am liebsten hätte ich mir mein Glas gegen die erhitzte Stirn gedrückt, doch das schickte sich nicht. Wie auch mein gequälter Blick zu dem mächtigsten Mann auf dieser Welt — K.T. Cane. Wie es sich für ein Ratsmitglied gehörte, war er in eine weiße, mit Gold bestickte Robe gekleidet. Er unterhielt sich gerade ausgelassen mit einer großen Menge seiner Bewunderer und den anderen Ratsmitgliedern von Celerest. Bis auf Imal Vutchos waren alle zu der Gala erschienen.

Wie immer klebten sie an K.T. Canes Lippen und befürworteten alles, was aus seinem Mund kam. Ich konnte es wirklich gut nachvollziehen, denn er verstand es einfach, mit Menschen umzugehen.

Wie er es mir seit meiner Kindheit eingetrichtert hatte, setzte ich mein falsches, aber ungezwungen wirkendes Lächeln auf. In all den Jahren war ich perfekt darin geworden, wie eine Schauspielerin eine Rolle zu spielen — die traurige Rolle meines Lebens.

Dann blickte ich wieder auf die Politikerin Aurae Liaberos vor mir, die seit einer halben Stunde versuchte, für ihre kommende Wahl zur Bürgermeisterin der 2. Zone von Celerest wohlhabende Parteispender zu finden. Sie war eine geschickte Rednerin, aber ich fragte mich dennoch, warum sie sich überhaupt so viel Mühe gab. K.T. Cane hatte bereits deutlich gesagt, dass er auf ihrer Seite stand und sie nicht nur finanziell unterstützen, sondern auch nicht mit Ressourcen sparen würde. Damit gehörte ihr bereits die Zustimmung aller anderen im Saal.

Wie langweilig, immer dasselbe Geschwafel.

Dennoch nickte ich höflich an den richtigen Stellen ihrer Selbstbeweihräucherung, ohne wirklich zuzuhören. Nachdenklich betrachtete ich sie. Ihre weiße Garderobe war so kostspielig, damit hätte man einer Großfamilie ein Haus in bester Lage in der Hauptzone von Celerest finanzieren können. Sie hätte lieber davon sprechen sollen, wie sie das Leben der einfachen Menschen in den Außenzonen besser machen würde, wenn sie die bevorstehende Wahl gewinnen würde. Aber das schickte sich für eine Politikerin nicht, denn ihre Zuhörer interessierte das sowieso nicht. Wie sie waren sie nur auf stetig wachsende Macht und Einfluss aus.

Verstohlen griff ich seitlich an mein Kleid – feinste weiße Seide mit eingearbeiteten Kristallen. Wie es sich für meinen Stand gehörte, waren goldene Zeichen kunstvoll hineingestickt worden. Vor einer Woche erst hatte ich es zu meinem einundzwanzigsten Geburtstag von meinem Vater bekommen. Dann starrte ich auf meine Schuhe. Warum rege ich mich eigentlich auf? Alleine meine Schuhe würden zehn Familien ein Leben lang versorgen können. Leider war es mir nicht möglich, diese für wohltätige Zwecke zu spenden.

Frustriert schüttete ich mir den Schaumwein in meine Kehle. Dabei fand mein Blick wieder den einige Meter entfernten Mann, der von Ausbeutern, Männer wie Frauen, umringt war. Er war deutlich größer und muskulöser als die anderen Snobs. Außerdem sah er nicht wie ein Mann Mitte fünfzig aus, eher wie fünfunddreißig, und alle liebten und vergötterten ihn — besonders die Frauen. Obwohl ich mir sicher war, dass er auch einige Männerherzen zum schneller Schlagen bringen konnte. Immer, wenn ich ihn ansah, kam mir der Gedanke, dass er nicht aus dieser Zeit zu kommen schien. Irgendwie sah ich ihn mehr in einer Zeit mit breiten Schwertern, Schlössern, Königen und ihren Kriegen um die Weltherrschaft.

Geschwind schnappte ich mir eine neue Schaumweinflöte vom silbernen Tablett einer vorbeigehenden Bediensteten.

Wenn man es genau betrachtete, gehörte K.T. Cane bereits die halbe Welt. Er war es schließlich, den sämtliche Unternehmen und sogar der Regierungsrat von Celerest um Geld und Rat baten.

Als wüsste er um meine Gedanken, schwenkte sein Blick zu mir. Ich fragte mich wieder einmal, was sein kontrollierender Augenausdruck zu bedeuten hatte. In letzter Zeit sah er mich immer so an, als wüsste er ein Geheimnis von mir und wartete nur darauf, dass ich es ihm endlich gestand. Doch da gab es nichts. Ich funktionierte genauso, wie er es von mir erwarten konnte. Meine rebellische Phase war, kaum angefangen, bereits wieder vorbei gewesen. In dieser Zeit hatte ich geschwind begriffen, dass sich gegen ihn aufzulehnen mehr Schwierigkeiten für mich bedeutete. Also hatte ich es sehr schnell wieder gelassen.

Mein Blick fiel auf das leere Glas in meiner Hand und ich fragte mich, wann ich es ausgetrunken hatte. Innerlich zuckte ich mit den Schultern und wollte es gerade gegen ein neues austauschen, da legte sich eine schwere Hand auf meine.

Ohne dass ich es gemerkt hatte, war K.T. Cane zu mir gekommen und sprach mit autoritärer Stimme in die Runde: »Meine Damen und Herren, entschuldigt die Unterbrechung, darf ich kurz meine bildhübsche Tochter entführen?«

Schlagartig übertrumpften sie sich mit ihren Zustimmungsbekundungen und erwähnten in schleimendem Ton, wie toll ich aussähe. Aber das war nichts Neues. Niemand würde ihm eine Bitte abschlagen, sei sie auch noch so sonderbar.

Mein Vater reichte mir seinen Arm. Es war eine charmante Geste für jeden Außenstehenden, doch ich wusste, was das in Wirklichkeit bedeutete: Er wollte mit mir alleine sprechen. Nur ich kannte ihn wirklich. Nur bei mir ließ er seine Maskerade des erfolgreichen Geschäftsführers und Anführers unserer Nation fallen.

Mit einem aufgelegten Lächeln griff ich seinen Arm und entschuldigte mich überfreundlich bei den Umstehenden. Schon führte er mich in mäßigem Schritt von ihnen weg.

Zwei seiner schwer bewaffneten, in schwarze Anzüge gekleideten Sicherheitsleute öffneten die Flügeltüren zum weitläufigen Balkon.

Sobald die Türen wieder geschlossen waren, stellten sich die Männer wie ein Sichtschutz davor.

Er ließ mich los, und ich ging zu der Brüstung. Tief atmete ich ein und wieder aus. Hörbar genoss ich die kühle Brise, die immer im fünfzigsten Stockwerk herrschte. Das war den unzähligen Maschinen zu verdanken, die der Bevölkerung von Celerest den notwendigen Sauerstoff spendeten. Dieser glitt wie seltsame Wasserfälle aus Nebel an den hochgewachsenen Türmen der Ratsmitglieder herab. Der Turm von Cutin war die einzige Ausnahme. Er und seine Familie bewohnten ein Anwesen außerhalb der Hauptzone von Celerest, da sein Tower bei einem Anschlag beinahe zerstört worden war und selbst nach all den Jahren immer noch giftiger rötlicher Rauch aus ihm herausquoll.

Endlich ließ die Hitze in mir etwas nach. Von meiner Position aus konnte ich sehr gut die Tower der anderen Ratsmitglieder in der Hauptzone von Celerest erkennen.

Mein Vater stellte sich neben mich und musterte mich nachdenklich von oben bis unten. »Geht es dir gut?« Besorgnis klang in seiner Stimme mit.

Da war er wieder, dieser Blick.

Ich setzte ein Lächeln auf, obwohl ich wusste, dass er mich besser lesen konnte als jeder andere. »Papa, mach dir bitte keine Sorgen um mich.«

Sein sonst so harter Blick wurde weicher, und er lächelte herzerweichend. Ich war mir sicher, dass er mit diesem Lächeln jede Frau in die Knie zwingen konnte. Selbst wenn er nicht über unbegrenzte Geldmittel und Macht verfügen würde, wäre er alleine wegen seines Aussehens Celerests heißbegehrtester Junggeselle. Er hatte bestimmt schon hunderte, wenn nicht tausende Herzen gebrochen. Obwohl die Presse diesbezüglich nie etwas Negatives verlautbaren ließ. Doch es musste so sein, denn kaum hatte die Presse ihn mit einer bildhübschen Frau abgelichtet, war diese nach spätestens einer Woche durch eine noch hübschere ausgetauscht worden. Der Wechsel geschah jedoch stets ohne Drama. Keine Ahnung, wie er das schaffte.

Er zog seine Anzugjacke aus und legte sie mir über. »Ich werde mir immer Sorgen um dich machen. Du bist mein größter Schatz — meine ganze Welt. Was wäre ich denn nur ohne dich?« Er strich mir die Strähne hinters Ohr, die meine Visagistin bestimmt über zehn Minuten in Position gebracht hatte.

»Papa …«, sagte ich und unterbrach mich selbst. Seine Geste war wirklich lieb gemeint, und welche Tochter wünschte sich nicht einen so hingebungsvollen Vater? Doch jedes Mal, wenn er sich so verhielt, hatte ich das Gefühl, ich wäre ein Vogel in einem goldenen Käfig. Und dieser wurde von Mal zu Mal immer kleiner und ich bekam immer weniger Luft.

Er wich ein Stück zur Seite und starrte auf die Milliarden Lichter der Hauptzone unter uns. »Es tut mir leid. Ich weiß, dass du dich eingesperrt fühlst, aber die Welt«, er führte eine großzügige Bewegung mit der Hand aus, »ist nicht sicher genug. Du bist meine Tochter, und deswegen wirst du ständig in Gefahr sein.« Mit der Hand fuhr er sich durch sein perfekt geschnittenes schwarzes Haar. »Du weißt, dass ich sehr viele Feinde habe.«

Wie immer war ich nicht überrascht, dass er genau wusste, was ich gedacht hatte. Das war schon immer so gewesen. Dennoch verdrehte ich innerlich die Augen. Nur einmal möchte ich aus meinem Käfig ausbrechen und leben — wie ein normaler Mensch.

Er drehte mein Kinn zu sich, und seine hypnotischen tiefblauen Augen verzauberten mich. Er setzte sein charmantes Lächeln ein, das bei mir bestimmt anders wirkte als bei den Frauen, die sonst in seiner Nähe herumschwänzelten. »Was hältst du davon, wenn wir beide Urlaub machen? Wir waren schon ewig nicht mehr auf meiner Insel Zuros. Sag nur ein Wort, und ich gebe Kal Bescheid.«

Ich nahm seine Hand von meinem Kinn und drückte sie leicht. »Es ist alles gut, Papa. Ich weiß, du hast zu viel zu tun.«

Langsam nickte er. »Ich verstehe.« Seufzend drehte er sich von mir weg. Er machte Anstalten zu gehen, doch dann blieb er stehen. Sein Blick war gesenkt, was sehr untypisch für ihn war, denn dieser überaus stolze Mann beugte sein Haupt vor niemandem. Er war ein Meister der Kunst, andere nur mit wenigen Worten und einem Blick dazu zu bringen, ihm alles auf einem goldenen Tablett zu überreichen. »Treffen wir uns morgen zum Mittagessen?«

»Ist gut.«

Er drehte sich wieder um. Ein Gewinnerlächeln zeigte sich auf seinem Gesicht. »Ich freu mich wirklich sehr darüber. So, und nun komm wieder herein. Es ist kalt.« Sobald er sich erneut zur Tür drehte und auf sie zuging, wurde sie vom Sicherheitspersonal geöffnet. Er streckte die Hand nach mir aus.

Eigentlich hatte ich keine Lust mehr auf die Veranstaltung und dieses langweilige Geschwafel der Politiker, aber noch weniger, mich ihm zu erklären. Außerdem befürchtete ich, dass er sonst bei mir bleiben und seine überaus wichtigen Geschäfte vernachlässigen würde. Deswegen folgte ich ihm hinein.

Wie immer zog er mit seiner Anwesenheit wie ein Magnet sämtliche Blicke auf sich. Er hauchte mir einen Kuss aufs Haar. Er wusste, welche Wirkung das auf seine Gäste hatte. Und er zeigte der Welt, welch liebevoller Vater er im Grunde war. Doch bevor er meine Hand losließ, winkte er einen der Security, der den typischen Anzug der K.T.-Cane-Sicherheitsmannschaft trug, zu sich heran. Sobald der Mann bei ihm stand, sagte er leise, aber mit einschüchternder Stimme, obwohl das nicht notwendig war: »Bring Amaris sicher nach oben.«

Eigentlich sollte ich verwundert sein, dass er mich wie ein trotziges Kind ins Bett schickte, aber so war er eben. Ob er gemerkt hatte, dass ich alleine sein wollte oder dass mich die Gala langweilte, wusste ich nicht.

Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf die Wange. Dabei musste er mir wegen seiner Größe mit dem Kopf entgegenkommen, da er zwei Köpfe größer war als ich. »Gute Nacht, Papa.« Ich nahm das Sakko von meinen Schultern und reichte es ihm.

Er übernahm es mit den Worten »Gute Nacht, mein Liebling. Schlaf gut.«

Ich nickte ihm zu und verließ auf dem schnellsten Weg den Festsaal, ohne auf seine Gäste zu achten. Der Mann folgte mir.

Erst beim Aufzug blieb ich stehen. Ich wusste nicht, wieso, aber ich hatte das Bedürfnis, zu schreien.

Der Mann von der Security drückte den Knopf zu meinem goldenen Käfig, denn mein Ausgang war soeben beendet worden.

Ich dachte an die letzten Jahre. Stets war ich einzig von meinem Vater, dem Hauspersonal, den Sicherheitskräften und meinen unzähligen Privatlehrern umringt gewesen. Freunde in meinem Alter durfte ich keine haben. Das Sicherheitsrisiko war einfach zu hoch. Mein Herz schmerzte bei dem Gedanken, denn ich wusste nicht, wie lange ich das noch aushalten konnte. Das, was hier als mein Leben bezeichnet wurde, war nicht mehr als reine Lebenserhaltung. Man fütterte mich, und ab und zu, so wie heute, durfte ich mich mit strengen Benimmregeln außerhalb meines Käfigs aufhalten.

Sobald die Aufzugtür aufging, schritt ich wie mechanisch aufgezogen hinein. Einen Fuß nach vorne, dann den nächsten und noch einmal. Ich legte meine zittrige Hand auf die heiße Stirn, denn eine weitere Hitzewelle brannte qualvoll durch meinen Körper.

»Ma’am, ist alles in Ordnung?«, fragte mich der Mann.

»Natürlich.« Automatisch setzte ich mein Schauspielerlächeln auf, doch ich konnte ihm nicht in die Augen sehen. Vermutlich würde er die Lüge sonst sofort erkennen, denn in meinem Leben war nichts ›in Ordnung‹.

Der Mann drückte auf den Knopf für die Penthouse Suite, und nachdem die KI mit einer freundlichen Stimme seine Sicherheitsfreigabe akzeptiert hatte, fuhr der Aufzug los.

Ich will nicht mehr in meinen Käfig! Ich will endlich einmal ein Leben haben! Nur einen kurzen Moment wie all die anderen sein. Nicht K.T. Canes Tochter. Ich will … nein, ich muss hier raus! Und zwar sofort! Ich kann einfach nicht mehr dort hinauf!

Schwer atmend fuhr meine Hand zum Erdgeschossknopf und ich drückte wie eine Verrückte darauf herum, doch dieser verdammte Metallkasten ließ sich einfach nicht von seinem Weg abbringen. Die KI und das Display wiederholten immer wieder nur die Worte: Anfrage nicht akzeptiert. Kein Chip erkannt.

Obwohl ich immer mehr Luft in meine Lungen zog, kam es mir so vor, als würde ich Säure einatmen. Meine Hände und Beine kribbelten bereits schmerzhaft und wurden eisig kalt. Ich werde ersticken! Verdammt, ich werde jetzt sterben!

»Ma’am?«, fragte der Mann. »Kann ich Ihnen helfen?«

»Bring mich verdammt noch mal hier raus!«, forderte ich mit einer Stimme, die viel zu hysterisch klang. »Bitte! Ich kann nicht mehr! Ich ersticke!« Das Gefühl zu ersticken wurde so übermächtig, dass kalter Angstschweiß meine Haut benetzte. Meine Lungen brannten mittlerweile höllisch.

Der Mann riss meinen Kopf an seine Brust, genau über sein Herz. Sanft legte er seine Hand auf meinen Hinterkopf und streichelte durch mein Haar. Auf und ab. Mit zärtlicher Stimme flüsterte er: »Konzentrieren Sie sich auf meine Atmung und meinen Herzschlag. Es wird Ihnen bald besser gehen.«

Von seiner plötzlichen Nähe und seinem überaus männlichen Geruch überfordert, wollte ich mich von ihm wegdrücken, doch er war einfach zu stark für mich. »Pscht. Pscht. Sie müssen sich wirklich beruhigen. Ich fordere Sie noch einmal auf, sich auf meine Atmung und mein Herz zu konzentrieren.«

Einen Versuch wagte ich noch, mich wegzudrücken, doch dann fügte ich mich, denn mittlerweile hatten sich aus Scham Tränen in meinen Augen gebildet. Meine Fingerspitzen ruhten auf seiner durchtrainierten, harten Brust.

In rot gehaltene Bildfragmente tauchten in meinem Kopf auf. Sie ergaben keinen Sinn und verängstigten mich noch mehr. Ich sah einen Lichtblitz, dann einen weinenden verdreckten Jungen, der sich seine blutverkrustete Brust hielt. Wie bei mir schmerzte sie so immens, dass er kurz davor war aufzugeben und über die Schwelle des Todes zu gleiten. Doch eines hielt ihn am Leben: Er wollte Rache nehmen!

»Kommen Sie! Langsam einatmen … und jetzt wieder ausatmen.« Seine Worte wiederholte er noch ein paar Mal.

Nach einiger Zeit sagte er: »Gut so. Sie machen das wirklich gut. Ma’am, ich werde Sie nun hochheben.« Schon führte er einen Arm unter meine Beine, und mit einem Ruck wurde ich in die Höhe gerissen. Mein Kopf lag weiterhin über seinem schlagenden Herzen. Wie aufs Stichwort öffnete sich die Aufzugtür.

Mit schnellen Schritten beförderte er mich in meine Suite, um mich gleich darauf ins Bett zu legen.

Erst als er das getan hatte, sah ich zum ersten Mal in das Gesicht meines Retters. Wow!, dachte ich bei mir. Was für ein attraktiver Mann. Obwohl er, wie alle Securitys der K.T. Cane Group, einen schwarzen Anzug trug, konnte ich ihn mir sehr gut als Frontkämpfer vorstellen.

Er schenkte mir ein kurzes Lächeln und fragte dann: »Geht es wieder?«

Unverzüglich wollte ich mich aufsetzen, denn niemand sollte mich in so einem geschwächten Zustand sehen. Stets war es wichtig, die Fassade aufrechtzuerhalten. Denn für die Presse wäre das bestimmt ein gefundenes Fressen. Ich konnte mir die Schlagzeilen schon genau vorstellen.

Mit sanfter Stimme sagte er: »Bleiben Sie bitte einen Moment liegen.« Dann drückte er mich an meiner Schulter wieder zurück ins Bett.

»Danke«, antwortete ich mit brüchiger Stimme und betrachtete sein attraktives Gesicht. Anders als das meines Vaters hatte es Ecken und Kanten und zeigte mir, dass er keiner von den harmloseren Typen war. Eine Narbe verlief über seine Nase, vermutlich war sie mindestens einmal gebrochen worden. Außerdem war sein Haar militärisch kurz geschnitten.

Bevor er sich von mir wegbewegen konnte, schließlich würde ihm mein Vater den Kopf abreißen, wenn er ihn in meinem Schlafzimmer erwischen würde, packte ich seinen Unterarm und zog ihn wieder zu mir zurück. »Bitte, sag ihm nichts.« Es sollte sich nicht so verzweifelt anhören, doch er durfte ihm nichts erzählen.

Langsam löste er meine Hand von seinem Arm. Seine Stirn war nachdenklich gerunzelt. »Sie meinen Ihren Vater?«

Ich schaute von ihm weg. »Wenn er es weiß, dann …« – wird er noch mehr auf mich aufpassen wollen, mich noch mehr kontrollieren und dann … Erneut sah ich ihn an. »Bitte, sag es ihm nicht.«

In seinem Gesicht erkannte ich, dass er schwer mit sich rang. »Das wird mich meinen Job kosten. Ihr Vater ist dafür bekannt, keine zweiten Chancen zu geben, und ich habe erst Anfang dieses Monats angefangen.«

»Bitte!«, hauchte ich.

Gerade als ich dachte, er würde sofort zu meinem Vater laufen, um ihm alles zu erzählen, fragte er: »Warum soll er nichts von Ihrer Panikattacke erfahren? Das ist nichts, wegen dem man sich schämen muss. So wie ich Ihren Vater mittlerweile einschätze, wäre er der Erste, der Ihnen Hilfe besorgen würde.«

Langsam setzte ich mich auf. »Weil er mich dann für immer in diesem Turm einsperren würde!« Die Tränen konnte ich nicht mehr zurückhalten. Hastig wischte ich sie weg, doch die Flut war nicht mehr zu bremsen. In diesem Moment war es mir egal, dass er hinter meine stets glücklich lächelnde Maske blicken konnte.

Er lächelte und ich wünschte, wir hätten uns unter anderen Umständen kennengelernt, in einem anderen Leben. In dem ich nicht die Tochter von K.T. Cane war. Mit einer großen Armbewegung deutete er um sich. »Was ist so schlimm daran? Sie leben hier wie eine Königin! Jeder wäre glücklich, an Ihrer Stelle so leben zu dürfen.«

»Ich aber nicht.« Ich seufzte. »Ich bin wie ein Vogel in einem goldenen Käfig. Aber alles, was ich mir wünsche, ist, meine Flügel auszubreiten und endlich frei zu sein.«

 

K.T. Cane

Mit festem Griff umklammerte ich das Tablet und startete erneut die Aufnahmen der Überwachungskameras des Aufzugs und die aus Amaris’ Schlafzimmer. Dieses Arschloch hatte meinen wertvollsten Schatz mit seinen dreckigen Händen begrabscht. Die Vertraulichkeit zwischen den beiden gefiel mir überhaupt nicht. Ich blickte auf meine Sicherheitschefin Kal. Wie immer spiegelten sich in ihrem hübschen Gesicht keinerlei Emotionen wider. Sie war härter als all die Männer, die ich auf dieser Welt getroffen hatte, und auf ihre Art und Weise doch weiblich und attraktiv. Sie war mir nur zufällig in die Hände geraten und seitdem meine engste Vertraute — wenn man das so bezeichnen konnte, denn ich vertraute niemandem. Ein Wort von mir, und sie würde ihn sofort verschwinden lassen. »Wie heißt dieses Arschloch?«, fragte ich sie. Statt einer Antwort überreichte sie mir ein weiteres Tablet. Mein Mundwinkel zog sich nach oben, denn sie wusste genau, dass ich als Nächstes einen genauen Hintergrundcheck von diesem Arsch verlangt hätte. Ich liebte sie dafür, dass sie so effizient war und meine kostbare Zeit niemals verschwendete.

Schnell überflog ich seine Daten. Sagam Rev, 32 Jahre, seine Familie bestand aus einer Mutter und einer zwölfjährigen Schwester. Der Vater war bei dem seit über einem Jahrtausend andauernden Krieg zwischen dem westlichen und östlichen Teil des Planeten im Einsatz gewesen und tödlich verwundet worden. Rev selbst hatte einige militärische Spezialausbildungen genossen, was auch einer der Gründe war, weshalb Kal ihn eingestellt haben musste. Seit Anfang dieses Monats war er ein Teil meiner über fünfhundert Mann starken Sicherheitsmannschaft. Auf dem Bildschirm klickte ich auf den Hintergrundcheck. Die Familie und seine Freunde kamen aus einer Gegend, die hier als eher wohlhabend galt. Ich sah mir seine diversen Bankkonten an und kam wie Kal zum selben Schluss: Er war sauber. Deswegen war sein Profil auch in einem satten Grün eingefärbt.

Ich legte das Tablet auf den Schreibtisch und forderte: »Ich will mit ihm sprechen.«

Sie nickte, klopfte auf ihren Knopf am Ohr und murmelte etwas.

Dann betrachtete ich den goldenen Bilderrahmen, der auf meinen Schreibtisch stand. Das Bild darin zeigte mein kleines Mädchen, wie sie mich freudestrahlend umarmte und herzlich in die Kamera grinste. Angenehme Wärme durchfuhr meinen Körper. Sie war wirklich mein allergrößter Schatz. Und nur sie war für mich wichtig, nur sie zählte für mich.

Unverzüglich wurde die Tür geöffnet.

Sagam Rev kam herein und scannte die Umgebung, und als er mir schließlich in die Augen sah, konnte ich keinerlei Angst darin entdecken. Das zauberte mir ein kleines Lächeln ins Gesicht, denn in einigen Minuten würde ich ihn so dermaßen zerstört haben, dass er sich freiwillig aus dem Fenster stürzen würde.

Kal bedeutete ihm, sich auf einen der beiden Besucherstühle vor meinen Schreibtisch zu setzen.

Doch er blieb mit verschränkten Armen mit Abstand hinter dem Stuhl stehen.

»Danke, dass du dir die Zeit genommen hast«, sagte ich zu ihm, obwohl ich wusste, dass er nicht freiwillig hier war. »Warte draußen«, befahl ich meiner Sicherheitschefin. Wie immer kam sie, ohne zu zögern, meinem Befehl nach.

Seit Amaris bei mir war, hatte ich erst ein paar Mal diese Art von Gespräch führen müssen, denn all meine Mitarbeiter wussten, dass sie sich von meinem kleinen Mädchen fernhalten mussten. Ich duldete keine persönlichen Beziehungen und schon gar keine körperlichen. Sicher, meine Tochter war wunderschön und hatte einen liebreizenden Charakter, stets wollte sie Gutes tun und die kleine Welt um sich besser machen. Doch bis es an der Zeit war, mussten ihr Körper und Geist bewahrt werden. Und das konnte nicht mehr allzu lange dauern, denn die ersten Veränderungen waren bereits deutlich sichtbar geworden. Ich wusste, dass einige Männer nachts von ihr träumten. Obwohl selbst das mir nicht gefiel, konnte ich nichts dagegen tun. Aber ich konnte jegliche offen gezeigte Zuneigung sofort im Keim ersticken. Alles und jeder hatte einen Preis, die Frage war nur, welcher der von Sagam Rev war.

Ich räusperte mich, um zu signalisieren, dass ich mich nun auf eine persönliche Ebene mit diesem Arsch begeben würde. »Sagam? Ich darf dich doch mit deinem Vornamen ansprechen?«

Ohne den Blick zu senken, nickte er.

Innerlich lachte ich. Er hatte wirklich keine Angst vor mir, aber das würde sich sehr schnell ändern. »Das ist sehr freundlich von dir.« Ich lehnte mich in meinem Bürostuhl weit nach hinten und legte mir die gefalteten Hände auf dem Mund, als müsste ich mir erst meine nächste Frage überlegen. »Sagam, ich wollte mich bei dir bedanken, dass du meine Tochter gestern sicher nach oben gebracht hast.«

Kurz kniff er seine Augen zu Schlitzen zusammen, als würde er so besser den Sinn hinter unserer Unterhaltung erkennen können. Doch dann wurde sein Gesicht wieder emotionslos, und er nickte ein weiteres Mal kurz.

Sagam ist Kal so ähnlich und würde sich bestimmt mit ihr gut verstehen, wenn ich zulassen würde, dass die beiden etwas miteinander anfangen.

Wieder ließ ich meine gefalteten Hände auf meinen Lippen wippen. »Weißt du, ich frage mich, ob du mir irgendetwas erzählen willst?« Dann legte ich die Hände langsam offen auf den Tisch, um Vertrauen zu erwecken.

Kurz betrachtete er meine Hände. »Nein, Sir.«

Du verdammter Lügner! Gut, dann muss ich wohl etwas nachlegen.

Ich erhob mich, umrundete den Schreibtisch und lehnte mich ihm gegenüber gegen meinen Tisch. Nur der Stuhl trennte uns noch voneinander. »Bist du dir da ganz sicher?«, fragte ich und starrte ihn durchdringend an. Obwohl er mir ins Gesicht lügt, zeigt er immer noch keinerlei Angst. Selten begegne ich solchen Menschen, aber selbst die können gebrochen werden.

Ich seufzte theatralisch und blickte aus dem Fenster. Mit ruhiger Stimme erklärte ich: »Weißt du, Vertrauen und Ehrlichkeit sind mir in meinen unzähligen Unternehmen das Wichtigste. Ich muss mich auf jeden meiner Mitarbeiter zu hundert Prozent verlassen können. Wenn ich das nicht kann, dann ist es besser, wenn sich unsere Wege unverzüglich wieder trennen.« Erneut starrte ich ihn an und fluchte innerlich, als er erneut in keiner Weise ängstlich reagierte. He, du Arsch! Ist dir dein Job nicht wichtig genug?

Er hob eine Augenbraue. »Sir, ich weiß nicht, auf was Sie hinauswollen, aber ich bin mir keiner Schuld bewusst. Ich habe nur meine Arbeit erledigt und Ihre Tochter sicher nach oben geleitet. Ich hielt dann noch bis zum Ende meiner Schicht vor ihrem Zimmer Wache. Aber das wissen Sie ja bereits, denn genauso steht es in meinem Bericht.«

Scheißkerl! Na warte! Dir werde ich auf die Sprünge helfen! Schlagartig drang ich in seinen Kopf ein.

Durch die Wucht meiner Magie stolperte er rückwärts. Sagam Rev wollte etwas sagen, doch ich hatte seinen Geist schon unter meiner Kontrolle.

Seine Erinnerungen flossen zu mir. Ich sah meine wunderschöne Tochter, wie sie sagte: »Ich bin wie ein Vogel in einem goldenen Käfig. Aber alles, was ich mir wünsche, ist, meine Flügel auszubreiten und endlich frei zu sein.«

Sagams Gedanken breiteten sich ebenso in mir aus. »Dieses wunderschöne Geschöpf leidet so sehr, dass es mir den Atem nimmt. Ich kann nicht anders, als sie zu beschützen.«

Geschockt verließ ich unverzüglich seinen Geist, denn ihre Traurigkeit brach mir das Herz. Als ich zurückwich, fiel der Bilderrahmen mit meiner Tochter und mir scheppernd um.

Ich ergriff ihn und strich mit dem Daumen zart über den vergoldeten Rahmen. Selbst in diesem Bild ist sie in einem goldenen Käfig eingesperrt.Ich weiß schon längst, dass sie unglücklich ist, dafür muss ich nicht zwangsläufig ihre Gedanken lesen, denn ich kenne sie seit einundzwanzig Jahren in- und auswendig.

Ich schielte auf den Mann vor mir. Stolz und immer noch ohne Angst, trotz der Verwunderung darüber, was gerade passiert war, starrte er mir in die Augen. Würde es meinen Zielen schaden, wenn ich etwas vom Weg abkomme und ihr einen Vertrauten zugestehe? Sie wäre zumindest eine begrenzte Zeit glücklich, bis das unweigerliche Ende eintreten würde. Ich müsste aber aufpassen, dass sie ihr Herz nicht an ihn verliert, denn schlussendlich wird sie ihn gehen lassen müssen, und das könnte sie zerstören. Aber gegen etwas Spaß spricht nichts. Ich selbst gönne mir ja ebenfalls ab und zu dieses Vergnügen.

Da ich mich entschieden hatte, zeigte ich zur Tür. »Du darfst jetzt wieder gehen.«

 

Amaris Cane

Kurz vorher

Mit dem Aufzug erreichte ich kurz vor Mittag das Hauptbüro meines Vaters. Von hier aus verwaltete K.T. Cane sein riesiges Imperium, bestehend aus Investment, Immobilien, Öl, Waffen und diversen anderen Bereichen. Es gab kaum etwas, bei dem er nicht seine Hände im Spiel hatte. Das Stockwerk, in dem er arbeitete, beinhaltete sein Büro und seine privaten Konferenzzimmer. Der Security, der mich vom Penthouse die zwanzig Stockwerke nach unten begleitet hatte, stieg wieder in den Aufzug. Da sich in dieser Etage Vaters Sicherheitschefin Kal aufhielt, war seine Anwesenheit nicht notwendig.

Mava, die Sekretärin und seit unserer ersten Begegnung das, was für mich einer lieben Freundin am nächsten kam, lächelte, als sie mich kommen sah. »Hallo, liebe Amaris«, sagte die bildhübsche Frau Ende dreißig. Seit etwa zehn Jahren war sie die persönliche Assistentin meines Vaters und ich fragte mich, ob die Frau, die durchaus Modelqualitäten und sogar einen Juraabschluss hatte, mit dieser Arbeit überhaupt glücklich war. Sicher, mein Vater bezahlte überaus großzügig, doch es schien mir eher so, als würde sie hier ihre Fähigkeiten völlig verschwenden. Doch in all den Jahren hatte ich sie stets nur glücklich gesehen.

»Guten Tag, Mava«, sagte ich genauso freundlich. »Ich hole meinen Papa zum Mittagessen ab«, erklärte ich, obwohl ich davon ausgehen konnte, dass sie sowieso informiert war. Sie tippte auf ihr Tablet und lächelte. »Er ist gleich fertig, nimm doch einstweilen Platz. Möchtest du etwas trinken, solange du wartest? Ich bringe dir sehr gerne etwas.« Sie erhob sich erwartungsvoll.

Ich sah auf den Stoß Unterlagen auf ihrem Schreibtisch. Sie hatte bestimmt einiges zu tun und so, wie ich meinen Vater kannte, würde sie bis spät in die Nacht arbeiten müssen. Deswegen antwortete ich: »Bleib sitzen. Ich kann das alleine. Darf ich dir einen Kaffee mitbringen?«

Sie blickte ebenfalls auf den aufgeschichteten Haufen vor sich und nickte, während sie sich wieder in den Lederstuhl fallen ließ. »Amaris, du bist immer so lieb zu mir. Danke dir.«

Ich schenkte ihr ein wärmendes Lächeln. »Kein Problem, ich bin gleich wieder da.«

Ich ging den langen Gang entlang, der von Mavas Arbeitsplatz wegführte. Die privaten großräumigen Konferenzzimmer gingen rechts und links davon weg. Am Ende des Ganges befand sich eine weitläufig angelegte Küche. Die Sicherheitschefin Kal saß auf einem der Loungesessel und rauchte eine Selbstgedrehte. Ihre schweren Militärstiefel ruhten auf einem Tischchen, auf dem auch ein dampfender Kaffee stand. Ich musste nicht genauer hinsehen. Er war schwarz, so wie ihre Seele. Kein Süßstoff. Es war ja nicht so, dass sie mir Angst machte — obwohl sie mich schon einschüchterte. Aber ihre kühle, emotionslose Art und Weise ließ sie so kaltherzig wirken. Ich war mir sicher, dass sie in ihrer Freizeit bestimmt Männer nur zum Spaß schikanierte. Obwohl sie dafür wohl kaum Zeit fand, da mein Vater sie beinahe rund um die Uhr für sich arbeiten ließ. »Hallo Kal«, begrüßte ich sie freundlich.

Als Antwort nickte sie nur. Kein Lächeln. Keine freundliche Begrüßung. Ein einfaches, emotionsloses Nicken. Vermutlich war das für sie bereits eine Art Liebesbekundung. Aber ich verschwendete keine weiteren Gedanken daran, dass sie je mehr für mich sein könnte als Vaters Mündel. Denn seit sie vor fünfzehn Jahren in mein Leben getreten war, war sie so gewesen.

Ich stellte zwei Tassen unter die Kaffeemaschine. Dann nahm ich den Stift mit dem besonderen Chip, den man extra für mich angefertigt hatte, damit die KI sich auch meinem Willen beugte, und hielt ihn an den Scanner. Erst dann konnte ich für Mava und mich zwei Milchkaffees herunterlassen. Während die Maschine arbeitete, holte ich zwei Kaffeeuntertassen aus dem Schrank und drapierte die Löffel und den Süßstoff darauf. Mava mochte es besonders süß, deswegen legte ich ihr noch einen weiteren Würfelzucker darauf. Dann kramte ich im Schrank nach etwas Essbaren und fand kleine Schokoladenmuffins.

Kal verließ die Kaffeeküche, als die letzten Tropfen Kaffee in die Tassen geronnen waren. Auf einem Tablett richtete ich alles hübsch an und machte mich auf, um zu Mava zurückzugehen.

Die Bürotür meines Vaters schwang auf, und ausgerechnet der Security von letzter Nacht ging hinaus.

Verflucht! Er muss ihm alles erzählt haben! Hat ja nicht lange gedauert. Verdammt! Das war’s wohl endgültig mit meiner minimalen Freiheit.

Kal betrachtete grimmig den Mann, der ohne Zögern an ihr vorbei und direkt zu den Aufzügen marschierte.

Als ich hinter ihm vorbeiging, drehte er sich nicht nach mir um, was sehr untypisch für einen Security war — ich hätte ja auch ein Angreifer sein können. Aber vermutlich hatte er auch einfach nur wegen seines Verrats ein schlechtes Gewissen.

Innerlich seufzend sah ich ins Büro meines Vaters. Er saß an seinem Schreibtisch und starrte auf ein Tablet. Kal schloss die Tür, nachdem sie eingetreten war.

Meine Hände zitterten. Vor Wut? Verzweiflung? Oder gar Enttäuschung? Ich wusste es nicht. Irgendwie hatte ich gehofft, ich könnte diesem Security vertrauen. Dennoch schaffte ich es, ohne etwas zu verschütten, das Tablett auf Mavas Tisch zu stellen.

Sobald sie den Schokomuffin entdeckt hatte, grinste sie breit. Mit verschwörerischer Stimme flüsterte sie: »Du weißt hoffentlich, wie sehr ich dich liebe! Wärst du ein Mann, würde ich sofort etwas mit dir anfangen!«

Stets erwärmte ihre herzliche Art mein Herz. »Du würdest deinen Partner und deinen kleinen Sohn für mich verlassen?«

Ihr Blick schwankte von dem Muffin zu mir und wieder zurück. Dann grinste sie noch breiter. »Jederzeit!« Mava griff nach dem Muffin, biss ein großes Stück ab und stöhnte dabei genüsslich.

»Du bist wirklich verrückt«, sagte ich kichernd. Doch dann wurde ich wieder ernst. »Wer ist der Mann, der gerade aus Papas Büro gekommen ist?«

Sie legte ihren Kopf schief und überlegte anscheinend, ob sie mir die Information geben durfte. Doch dann säuberte sie grinsend ihre Finger von den Schokoresten. Dabei hatte sie einen verträumt glücklichen Ausdruck in den Augen.

Ja, eindeutig! Sie liebt süße Sachen!

Sobald sie ihre Hand mit einem Taschentuch gesäubert hatte, bewegte sie ihren Schreibtischstuhl zurück zu ihrem Tablet und tippte etwas auf der Tastatur. Nach einigen Sekunden sagte sie: »Er heißt Sagam Rev und ist einer der neuen Securitys. Hat erst diesen Monat angefangen.« Sie drehte ihren Kopf zum Büro ihres Chefs. »Hm. So wie es aussieht, wird er nicht mehr lange hier arbeiten, denn wenn er bereits nach fast drei Wochen ins Büro deines Vaters zitiert wurde, dann hat er bestimmt etwas angestellt.«

Ich griff nach meiner Kaffeetasse und nahm einen großen Schluck. Fest kniff ich dabei die Augen zusammen, weil ich mich an Sagam Revs Worte erinnerte: »Dein Vater gewährt niemals eine zweite Chance.« Egal, ob er mich verpetzt hatte oder nicht – alleine, weil er mir auf seine Art geholfen hatte, würde ihm mein Vater niemals verzeihen. Ich muss mit Papa reden und es ihm erklären. Auch wenn das bedeutet, dass er mich ab sofort gar nicht mehr aus den Augen lässt.

Erneut ging die Bürotür auf. Kal ging als Erste hinaus und direkt zum Aufzug. Mein Vater hatte ein Tablet in der Hand. Er lächelte, als er mich sah, und zog mich in eine Umarmung. Ich hatte Mühe, den Kaffee nicht zu verschütten. »Ich freu mich, dich zu sehen.« Er hauchte einen Kuss in mein Haar. »Wir können gleich los.« Zu Mava gerichtet sagte er: »Hier, das sind die unterschriebenen Verträge der EGi Company. Schick sie noch einmal der Rechtsabteilung. Der Paragraph 87 sieht für mich nach einem Hintertürchen aus, der muss unbedingt umformuliert werden. Sobald das erledigt ist, schick die Verträge wieder zurück an die EGi-Vorstände. Ich erwarte heute noch eine neu unterschriebene Fassung.«

Mava nickte mit einem Lächeln, und ich bewunderte sie. Obwohl sie nur die persönliche Assistentin meines Vaters war, hatte sie nicht nur die Macht, unserer Rechtsabteilung einzuheizen, sondern auch den Vorständen eines fremden Unternehmens. Sie nahm das Tablet entgegen.

Plötzlich neigte mein Vater den Kopf und starrte Mava ins Gesicht. Dann lächelte er sie an. »Mava, du bist zwar die süßeste Assistentin der ganzen Welt, aber ich dachte, das sollte unser kleines Geheimnis bleiben? Nicht, dass mir noch jemand dich wegschnappt.«

Verwundert starrte ich zwischen Mava und ihm hin und her. Ihre Wangen wurden knallrot, doch dann begriff ich und begann ebenfalls zu lachen. »Mava, du hast Schokolade auf der Wange.«

Beschämt und immer noch knallrot griff sie sich an die Wange und rubbelte eindeutig zu fest daran.

Tja, das ist mein Papa. Er bringt selbst glücklich verbundene Frauen dazu, vor Hitze und Verlangen rot zu werden.

Um Mava zu erlösen, stellte ich meine Kaffeetasse zurück aufs Tablett und ergriff seine Hand. »Hör auf, Mava den Kopf zu verdrehen und kümmere dich lieber um deine Tochter.«

Ein wärmendes Lächeln umspielte seine Lippen. »Immer, Kleines. Immer.« Dann ließ er sich von mir zu den Aufzügen ziehen. Kal stand bereits in einem und hielt mit ihrer Hand die Schiebetür offen.

 

Eine Stunde später

Papa hatte sich wieder einmal selbst übertroffen. Obwohl ich bezweifelte, dass er auch nur einen Finger gerührt hatte. Vermutlich hatte Mava alles organisiert. Das Essen in diesem Unterwasser-Restaurant war fantastisch gewesen. In den Fenstern kreisten wunderschöne Meeresbewohner vor einem bunten Riff. Schade nur, dass diese nicht echt waren, dennoch war es schön anzusehen. Wie immer war das Lokal für andere Besucher gesperrt worden. Am Rande des weitläufigen Restaurants standen unzählige Sicherheitskräfte von der K.T. Cane Group, dem Hauptunternehmen meines Vaters. Doch den einen von gestern Nacht konnte ich unter ihnen leider nicht entdecken.

Mein Vater legte seine Hand auf meine. Überrascht sah ich ihn an und erkannte wieder die Sorgen in seinem Gesicht. Dennoch lächelte er. »Ist alles in Ordnung? Du scheinst beunruhigt zu sein.«

Gequält kniff ich meine Augen zusammen. »Ich … Ich«, stotterte ich, schluckte den Kloß hinunter und sah ihn dann wieder an. Er hatte sich in seinem Stuhl zurückgelehnt – vermutlich, um mir ausreichend Raum zu geben. Sein Lächeln war immer noch da. »Ich muss dir etwas gestehen … ich hatte gestern im Aufzug so etwas wie eine Panikattacke. Irgendwie hatte ich das Gefühl, zu ersticken. Einer deiner Leute hat mir dann geholfen und ich …« Da sich seine Miene immer noch nicht verändert hatte, fasste ich den Mut, das Nächste zu formulieren: »Ich habe ihn darum gebeten, dir nichts zu erzählen, weil ich nicht wollte, dass du dir noch mehr Sorgen um mich machst.«

Jetzt reagierte er und hob seine Hand, um meine erneut zu ergreifen, aber ich schob sie unter den Tisch und starrte meinen leergegessenen Teller an. »Bevor du etwas sagst …« Ich sah auf und in seine bezaubernden Augen, die jeden tief in den Bann zogen. »Papa, ich bin glücklich, dass du mein Vater bist. Du bist die wichtigste Person in meinem Leben. Wenn dir etwas zustoßen würde, dann würde ich das niemals überleben. Ich liebe dich so sehr, dass ich nicht einmal den Gedanken daran ertragen kann. Du überschüttest mich zu jeder Zeit mit deiner Liebe und dennoch habe ich das Gefühl, zu ersticken. Ich kann so nicht weitermachen. Du musst mir etwas mehr Freiraum geben, mich meine eigenen Fehler machen lassen, damit ich mich selbst um meine Probleme kümmern kann. Dieser goldene Käfig …« Ich deutete um mich, und er fing meine rechte Hand in der Luft ein, doch er senkte den Kopf. Es tat mir weh, ihn so deprimiert zu sehen und ich wünschte, ich könnte die letzten Worte wieder zurücknehmen. »Papa, es tut mir leid. Ich hätte nichts sagen sollen.« Tränen sammelten sich in meinen Augen.

Aber sein Kopf bewegte sich rauf und runter. »In Ordnung«, sagte er schließlich, und seine sonst so typische Stimme klang schwermütig. »Gib mir bis morgen Zeit, mir etwas zu überlegen. Ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um deinen goldenen Käfig deutlich zu vergrößern. Alles, was ich möchte, ist, dass du glücklich bist.« Er hob seinen Kopf und lächelte verlegen. »Hältst du es noch so lange aus?«

Überaus glücklich stand ich auf und fiel ihm in die Arme. Fest drückte er mich an sich, und in diesem Moment war ich so froh, die zu sein, die ich war — seine Tochter. Ich habe diesen liebevollen Vater einfach nicht verdient! Er macht wirklich alles, um mich glücklich zu sehen.

Eine Zeitlang genossen wir die Zweisamkeit, bis Kal schlussendlich an unserer Seite auftauchte. Er sah zu ihr hoch. Dann küsste er mich auf die Wange. »Kleines, es tut mir wirklich sehr leid, aber ich habe noch einige wichtige Konferenzen, deswegen müssen wir jetzt schon los.«

Es war in Ordnung für mich, denn ich hatte endlich den Mut gefunden, ihm zu sagen, was mich bedrückte, und er war bereit, mir zu helfen. Deswegen erhob ich mich und zog ihn an seiner Hand auf die Beine. »Komm schon, alter Mann. Ich kann dich doch nicht den ganzen Tag von deiner Arbeit abhalten.«

»Werde ja nicht frech, junge Dame!«, scherzte er und kniff mir in die Seite.

Hach, es war schön, und zum ersten Mal in meinem Leben freute ich mich auf meine Zukunft.

Kapitel 2

K.T. Cane

»Ist alles vorbereitet?«, fragte ich Kal, ohne von dem Vertrag der EGi Company aufzusehen. Meine Rechtsabteilung hatte nicht nur den Paragraphen 87 angepasst, sondern noch andere so geändert, dass mein monatlicher Gewinn sich um weitere acht Prozent erhöhen würde, und das machte eine wunderschöne neunstellige Summe aus. Es war ja nicht so, dass ich Geld benötigte, um mein eigentliches Ziel zu erreichen, doch es machte einfach Spaß, Firmen aufzukaufen, sie zu zerreißen und die gewinnbringenden Teile neu zusammenzufügen. Den Rest verkaufte ich anteilsmäßig zurück an ihre erbärmlichen ursprünglichen Eigentümer, die sie aus melancholischen Gründen nur zu gerne wieder zurücknahmen. Dass sie innerhalb eines Jahres bankrottgingen, interessierte mich nicht. So funktionierte die Welt eben. Geschäft war Geschäft.

Ich sah auf, weil mir meine Sicherheitschefin immer noch nicht geantwortet hatte. Mit erhobener Augenbraue fragte ich: »Also?« Sofort musste ich grinsen. An ihrer Mimik erkannte ich, dass es ein Problem gab und sie nicht wusste, wie sie es mir am besten verkaufen konnte. Ich wusste, dass ich der Einzige war, der dieser kaltherzigen Frau Angst machen konnte. Mal schauen, wie sehr ich ihren Puls zum Höherschlagen bringen kann. Mit eisiger Miene lehnte ich mich zurück. Mein Stuhl quietschte unter meinem Gewicht. Mit der rechten Hand klopfte ich rhythmisch auf dem Vertrag und starrte sie an. Alleine mein Blick steigerte ihren sowieso schon rasenden Puls. Sie verlagerte ihr Gewicht von einem Bein auf das andere und wieder zurück. Ihr Mund öffnete sich, doch sie schien immer noch nicht die richtigen Worte gefunden zu haben. Ich kannte meine Wirkung auf sie, denn sie war wie ein gebrochenes und doch gut abgerichtetes Tier. Jedem anderen wäre sie alleine für einen falschen Blick an die Kehle gegangen und hätte ihn ohne Mitleid zerfleischt. Aber ich, als ihr Herrchen, könnte sie treten, beschimpfen und bespucken und dennoch würde sie immer noch alles tun, um mich gnädig zu stimmen. »Kal? Du weißt, dass ich nicht gerade der geduldigste Mensch bin«, brummte ich.

Sie riss ihre Augen angsterfüllt auf, als hätte ich ihr gerade eine deftige Ohrfeige verpasst. Unverzüglich zog sie ihren Kopf ein und die Schultern nach oben.

Ich verdrehte meine Augen. Früher hätte ich dieses Spiel bis zum bitteren Ende gespielt, aber es langweilte mich bereits seit einigen Jahren, weil der Reiz daran schon längst verflogen war. Deswegen erhob ich mich, ging auf sie zu, öffnete meine Arme und presste sie fest an mich. Obwohl sie eine große Frau war, reichte ihr Kopf nur bis zu meiner Brust. »Es ist alles gut. Ich bin mir sicher, gemeinsam finden wir schon eine Lösung.«

Es dauerte etwas, bis sie sich entspannte. Als ich das erste Mal dieses Spiel mit ihr gespielt hatte, hatte sie eine Woche gebraucht, bis ihr Zittern endlich aufgehört hatte. Ich löste die Umarmung und nahm ihr Kinn in meine Hand, dann zog ich es leicht nach oben, damit sie mich ansehen musste. Ich sah Tränen in ihren Augen und ich wusste, dass sie, wenn sie es gekonnt hätte, es ihren Tränen verboten hätte, einen Weg nach draußen zu finden. »Es ist alles gut. Ich werde bestimmt nicht böse auf dich sein. Also, magst du mir nicht deinen Kummer erzählen?« Übertrieben sanft strich ich über ihr kurzgeschnittenes schwarzes Haar.

Ihre graublauen Augen forschten in meinem Gesicht. Deswegen schenkte ich ihr ein aufmunterndes Lächeln. Das brachte sie dazu, zu nicken. »Also, meine Süße, welche Probleme kann selbst meine überaus talentierte Sicherheitschefin nicht aus der Welt schaffen?«

Sie schluckte. Immer noch tief in meine Augen versunken, sagte sie: »Ich konnte die Hauptzone von Celerest so weit abriegeln. Vidlor hat zwar zuerst Probleme gemacht, aber das konnte ich regeln. Alle Einwohner, die nicht der Sicherheitsstufe 4 und höher angehören, wurden mittlerweile aus der Zone verbannt.«

Ich musste nicht nachfragen, wie Kal das Problem mit dem Bürgermeister Vidlor gelöst hatte, sie hatte da ihre eigene charmante Art und Weise. Zumindest konnte ich davon ausgehen, dass Vidlor die nächste Zeit nicht in der Öffentlichkeit anzutreffen sein würde.

Da sie wieder stockte, fuhr ich ihr mit dem Daumen über die Wange. Wie ein katzenähnliches Tier, welches in dieser Welt längst ausgestorben war, schmiegte sie sich an meine Hand. Mit zärtlicher Stimme forderte ich: »Kal, sprich weiter.« Ein Zittern durchfuhr erneut ihren Körper, anscheinend wallte ihre Angst von Neuem auf, und nun war ich am Ende meiner Geduld angelangt. Deswegen legte ich ihr beide Handflächen um den Kopf. Sofort riss sie angsterfüllt die Augen auf. Denn obwohl sie keine Ahnung hatte, was folgen würde, fühlte sie sich danach immer verwirrt. Schon riss ich ihr die Informationen einfach aus dem Kopf.

Und wie sie es vermutet hatte, gefielen sie mir überhaupt nicht. Abrupt ließ ich sie los, und sie taumelte rückwärts. »Du kannst jetzt gehen«, sagte ich und versuchte keineswegs, die Wut in meiner Stimme zu unterdrücken. Auch wenn es unfair war, denn in ihren Erinnerungen hatte ich gelesen, dass sie wirklich alles getan hatte, um auch den letzten Punkt auf meinem Plan für »Amaris’-Käfig-Erweiterungsprojekt« abzuhaken. Doch selbst als meine Sicherheitschefin waren ihr gesellschaftliche Grenzen gesetzt.

Kal flüchtete aus dem Zimmer, was auch gut war, denn sie wusste, dass ich mich sonst zu gerne an ihr abreagieren würde.

Ich ging zum Tablet und drückte die Taste, die mich mit meiner Assistentin Mava verband.

Ihre zuckersüße, stets freundliche Stimme brachte mich dazu, zuerst einige Male durchzuatmen, damit ich mich wieder beruhigte. »Mava, Schätzchen? Wärst du bitte so lieb und würdest mir die Kontaktdaten der hochrangigsten Geschäftsführer der Stadt Celerest heraussuchen, die Kinder in Amaris’ Alter haben?«

Sie brauchte einen kurzen Moment, bis sie antwortete. Vermutlich hatte sie meine Bitte erst einmal verdauen müssen, da sie doch ganz anders war als das, was ich sonst von ihr verlangte. Doch dann antwortete sie genauso professionell, wie ich es von ihr erwartete: »Natürlich, gib mir bitte eine halbe Stunde.«

»Vielen Dank, liebste Mava. Sehr gütig von dir.« Erst als ich die Verbindung kappte, bemerkte ich, dass ich das Tablet so krampfhaft gehalten hatte, dass meine Knöchel weiß herausstachen. Knurrend betrachtete ich den Vertrag, als könnte er etwas für meine wütende Stimmung. Meine vorige Freude über den monatlichen neunstelligen Betrag war verflogen, deswegen nahm ich nochmals die Verbindung auf. »Mava, Schätzchen? Entschuldige, dass ich dich noch mal störe. Könntest du bitte die Rechtsabteilung kontaktieren und sie sofort nach oben holen? Ich möchte den Vertrag noch einmal umändern lassen. Bereite sie darauf vor, dass wir die Nacht durcharbeiten werden. Vielen Dank, meine Süße.« Ich wartete ihre Antwort nicht ab und legte wieder auf. Das tat gut, und am Ende des Tages würden es statt neun Stellen mindestens zehn sein.

 

Amaris Cane

Nächster Tag

Unschlüssig stand ich in meinem Anziehzimmer und versuchte für den heutigen Abend das richtige Outfit zu finden. Ich wollte etwas tragen, was schlicht und gleichzeitig lässig war. Doch alles, was ich fand, war einfach zu protzig und sah viel zu sehr nach einem Kind eines Ratsmitgliedes aus.

Vor Aufregung klopfte mein Herz so schnell, dass ich befürchtete, es würde mir bald aus der Brust springen.

Gleich beim Frühstück hatte mir mein Vater erzählt, dass ich heute in einen Club gehen durfte. Zum ersten Mal in meinem Leben durfte ich mich wie ein normaler Mensch unter die Leute mischen. Zwar begleitete mich eine Sicherheitseskorte, doch er hatte mir glaubhaft versichert, dass sie in Zivil gekleidet waren und sich stets im Hintergrund halten würden. Und das Beste daran war, dass mein Vater aufgrund des EGi-Company-Vertrages die Hauptzone verlassen hatte. Bei dem Gedanken konnte ich mein breites Grinsen nicht verstecken. Endlich durfte der Vogel seinen Käfig verlassen!

Aber ich musste vernünftig sein. Ein Fehler, und meine gerade gewonnene Freiheit würde sofort wieder zu Ende sein.

Ich griff nach einer weißen Hose und einem blutroten Top und legte sie übereinander. Dann neigte ich den Kopf. Immer noch zu protzig, entschied ich, denn die unzähligen Diamanten, die als Verzierung eingearbeitet waren, würden mich sofort als hochrangiges Mitglied der High Society entlarven. Und ich wollte doch nur einmal in meinen Leben ganz normal sein. Dann entschied ich mich kurzerhand dazu, die vernähten Diamanten einfach herauszutrennen — was mir auch sehr gut gelang.

Als ich mich jetzt in meinem Ankleidezimmer um mich selbst drehte, gefiel mir der Anblick. Besonders aber dieses glückliche Lächeln in meinem Gesicht.

Tief atmete ich aus und sagte zu mir: »Ich bin so weit, oder?« Dann nickte ich mir selbst zu und ging zu den Aufzügen.

Wie Papa es versprochen hatte, waren die fünf Männer, die mich heute begleiten würden, in legerer Kleidung aufgetaucht. Gut, jeder von ihnen sah noch immer wie eine Kampfmaschine aus, doch immer noch besser als in einem Anzug der K.T. Cane Group. Da sie alle seit Jahren bei meinem Vater angestellt waren, begrüßte ich sie mit ihren Vornamen.

Gemeinsam stiegen wir in den Aufzug. Fatim, einer der Männer, drückte auf den Garagenknopf. Doch bevor sich die Tür schließen konnte, wurde sie aufgehalten, weil sich ein weiterer meiner Aufpasser zu uns gesellt hatte.

Mir stockte der Atem. Er war hier! Sagam Rev würde mich ebenfalls in den Club begleiten. Wie die anderen trug er eine dunkle Hose und ein eng anliegendes schwarzes Shirt. Da er so muskulös war, spannte es und lag wie eine zweite Haut darüber. Ich konnte jeden seiner fein definierten Arm- und Bauchmuskeln sehen, selbst seine Brustwarzen. Schmachtend leckte ich über meine trockenen Lippen und wurde prompt von ihm ertappt.

Sagam lächelte verschmitzt.

Hitze schoss in meine Wangen, und ich drehte mich zur Seite.

Dann drückte er noch einmal auf den Knopf, der uns in die Garage führen würde.

Wir waren zu viele, deswegen würden wir bestimmt mit zwei Fahrzeugen fahren müssen. Ich hoffte inständig, dass ich mir eines mit Sagam teilen durfte, denn ich wollte mit ihm reden.

Sobald wir in der Garage angekommen waren, hielt ich mich unauffällig in seiner Nähe auf.

Er öffnete mir die Türe eines großräumigen Fahrzeugs. Lächelnd ging ich an ihm vorbei und freute mich, als er nach meinem Arm griff. Schmachtend sah ich ihm in die Augen.

Als mir etwas Kaltes auf mein Armgelenk gelegt wurde, wurde mir erst bewusst, warum er mich aufgehalten hatte. Ich starrte auf das weiße, ein Finger breite Band, das an der Unterseite mit einem Klack einrastete.

»Das ist ein Alarmknopf mit einem Peilsender. Wenn Sie Hilfe brauchen, dann legen Sie Ihre Hand bitte auf die Oberseite. Wir kommen dann sofort zu Hilfe.« Er deutete auf sein Ohr, in dem sich ein nicht sichtbarer Chip und ein Aktivierungsgerät befanden. »Testen wir die Verbindung.« Kurz legte er die Hand darauf, dabei berührten seine Finger meine Haut. Wohlige Hitze verteilte sich an dieser Stelle.

Der Reihe nach sagten alle »Check« zu ihm, und er löste die Berührung wieder.

Ich war viel zu baff, um irgendwie darauf zu reagieren, und starrte ihn nur an. Wie kann das sein, dass ich mir einen anderen Grund erhofft habe, dass er mich berührt?

Er kniff abschätzend seine Augen zusammen. »Haben Sie verstanden? Wir sind immer in Ihrer Nähe, also können Sie den gesamten Abend völlig unbesorgt sein und ihn genießen.«

Langsam nickte ich und krächzte ein »Danke«.

Er deutete auf die offene Tür, und ich stieg ein.

Natürlich fuhr er nicht mit mir im selben Wagen, was ich einerseits gut fand und was mich andererseits extrem frustrierte. Zwar konnte ich mich während der Fahrt wieder einigermaßen beruhigen, aber ich hätte so gern mit ihm gesprochen.

Sobald wir anhielten, konnte ich eine Vielzahl an Reportern erkennen, die sich um das Fahrzeug geschart hatten. Da ich aufgrund der Stellung meines Vaters so einen Trubel gewohnt war, legte ich mein falsches Lächeln auf.

Die Tür wurde von außen geöffnet und eine Hand hineingesteckt. Dankbar nahm ich sie und wappnete mich gegen das Blitzlichtgewitter. Einige Reporter schrien in meine Richtung und erkundigten sich nach dem Verbleib meines Vaters und wie diese und jene Geschäfte liefen – als würde er mich jemals in seine Geschäfte einweihen. Ich lächelte tapfer, während mir meine Begleiter den Weg reporterfrei machten. Ein Daumen streichelte meine Hand, und erst da sah ich den Mann neben mir an. Die minimale Regung — sein Beinahe-Lächeln, nur für mich — brachte meine Wangen zum Glühen.

Viel zu früh ließ er los und ging mit schnellen Schritten vor, um mit den Sicherheitsleuten am Eingang zu sprechen. Er schien sie zu kennen, da er einigen freundschaftlich auf die Schulter klopfte. Dann winkte er, und wir marschierten in den Club.

Unverzüglich schwappten eine Hitzewelle und laute dröhnende Bassmusik in meine Richtung und ich wusste sofort: Ich liebte es jetzt schon!

Doch dann wurde ich schlagartig unruhig. Jetzt so hier zu stehen, mit all der Freiheit, überforderte mich plötzlich. Auf politischen Veranstaltungen war ich zuhause, denn ich kannte nichts anderes. Doch das hier war ein komplett neues Gebiet, hier konnte man weder mit Intelligenz noch mit Eleganz protzen. Ich fühle mich plötzlich so verloren. Was, wenn ich keine Freunde finde und mich dann erst recht wieder in den schützenden Hintergrund verziehen muss?

Sagam trat näher und ich erkannte, dass sich die anderen Männer, wenn auch dezent, immer noch in meiner Nähe aufhielten. Da es hier so laut war, kam er ganz dicht heran und sagte: »So, hübscher Vogel, es wird Zeit, die Flügel auszubreiten und in die Freiheit zu fliegen.«

Mein Herz pochte heftig in meiner Brust. Allein seine Nähe und die kehlige Stimme ließen mich wünschen, dass er der Einzige in meiner neu gewonnenen Freiheit wäre.

Jemand räusperte sich.

An Sagams Blick erkannte ich, dass er die Person neben mir sofort in gefährlich oder ungefährlich einordnete. Anscheinend war sie Letzteres, weil er einen großzügigen Schritt von mir wegtrat.

Erst jetzt konnte ich mich von Sagams Blick lösen und betrachtete den Neuankömmling.

»Hey Amaris. Es ist wirklich schön, dich zu sehen«, sagte derjenige und küsste vornehm einmal meine rechte, dann die linke Wange.

Da ich ihn von den unzähligen politischen Veranstaltungen kannte, wusste ich, dass er der Sohn des Bürgermeisters der Zone 1, also der Hauptzone, von Celerest war. »Hallo Yitac. Ich freue mich auch, dich zu sehen«, sagte ich und lächelte.

»Ist ja ein Wahnsinn, dass dein Vater dich einmal herauslässt. Sonst darf ich kaum fünf Minuten mit dir alleine sprechen. Gehen wir etwas trinken?« Er reichte mir den Arm, und automatisch legte ich meine Hand darauf.

»Ja, natürlich«, antwortete ich, und beim Vorbeigehen nickte mir Sagam mit einer nicht einschätzbaren Miene zu.

Yitac brachte mich zu einer Bar.

»Bist du öfter hier?«, fragte ich ihn und setzte mich auf einen Hocker.

Er nickte und bewegte sich rhythmisch zur Musik. »Eigentlich jedes Wochenende, wenn ich in der Zone 1 bin.« Er kam näher und stellte sich seitlich hinter mich — viel zu nahe, musste ich gestehen. »Was willst du denn trinken?«

»Nur Wasser, bitte.«

Geschockt sah er mich an, dann fing er an zu lachen. »Der war gut!« Er winkte der Frau hinter der Bar und bestellte etwas, was ich noch nie gehört hatte, dann zwinkerte er mir zu. »Du wirst es lieben«, hauchte er mir in mein Ohr. »Und dann wirst du nach immer mehr schreien.«

Doch die Gänsehaut, die sich bei seinen Worten entwickelte, kam nicht davon, weil er mich mit seinen schmierigen Worten eingelullt hatte, sondern weil ich mich irgendwie schmutzig fühlte. Hilfesuchend sah ich mich nach Sagam um, doch ich konnte ihn nicht entdecken.

Sobald die Barfrau zwei bunt gefärbte hohe Gläser gebracht hatte, überreichte er mir eines und stieß mit mir an. »Prost, hübsche Amaris.« Erst als ich kurz genippt hatte, kippte er sich das halbe Glas in den Rachen und legte mir seinen verschwitzten Arm auf die Schulter. Dann zog er mich zu sich und raunte in mein Ohr: »Ist gut, oder? Fast so gut wie ein Vorspiel.« Gerade als ich ihm den Arm wegschlagen wollte, zog er mich vom Hocker und sagte: »Komm, ich will dir meine Freunde vorstellen.«

Deswegen riss ich mich wieder zusammen. Es konnten doch nicht alle so ekelhaft wie Yitac sein, und ich wollte noch nicht die Hoffnung aufgeben.

Er führte mich zu einem Bereich, in dem knapp bekleidete Frauen in Käfigen tanzten. Etwas versteckt gab es einen Treppenaufgang, der nach oben führte. Dort angekommen, nickte er dem vor der Tür stehenden Security zu.

Der extrem durchtrainierte blonde Mann betrachtete mich eingehend, und irgendwie schien er nicht damit einverstanden zu sein, dass ich nun hier stand.

Yitac zog mich noch näher zu sich. »Bachu, die Kleine gehört zu mir, und nun geh gefälligst zur Seite. Sonst beschwere ich mich bei deinem Chef, und bei einem kannst du dir sicher sein: Ab morgen bist du dann arbeitslos.«