Ambach – Die Auktion / Die Tänzerin - Jörg Steinleitner - E-Book

Ambach – Die Auktion / Die Tänzerin E-Book

Jörg Steinleitner

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Beschreibung

Felix Ambach kann nichts so richtig gut – außer schnitzen. In den Augen seines Bruders Christian, eines angesehenen Kunsthistorikers, zählt das jedoch wenig: Er behandelt Felix wie einen Versager. Bis Felix genug hat. Um sich zu rächen, fälscht er einen alten Kunstschatz. Er will ihn Christian unterjubeln und ihn dann als Fälschung enttarnen – schon wäre der Ruf seines Bruders zerstört. Doch die Dinge laufen nicht ganz nach Plan. Ehe er sich's versieht, gerät Felix in das Visier eines zwielichtigen Kunstsammlers. Der macht ihm ein so brisantes wie verlockendes Angebot ...

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www.piper.de

ISBN 978-3-492-97083-9

Juni 2017

© Matthias Edlinger / Jörg Steinleitner 2016

© Piper Verlag GmbH, München 2016

Covergestaltung: Hauptmann & Kompanie Werbeagentur, Zürich

Covermotiv: Hauptmann & Kompanie Werbeagentur, Zürich

Datenkonvertierung: Kösel Media GmbH, Krugzell

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Teil 1Die Auktion

PROLOG

Die Frau saß auf der Küchenarbeitsplatte. Aus ihrem Minirock heraus spreizte sie ihre nackten Beine in Richtung des Fensters, wo man in der Linde eine Amsel hätte singen hören können. Doch hier in der Küche waren nur die spitzen Töne zu vernehmen, die die Frau in regelmäßigen Abständen ausstieß. Sie waren lauter und lustvoller als jedes Vogelgezwitscher. Zudem vermischten sich die Töne der Frau mit jenem tieferen, aber nicht weniger enthemmten Stöhnen des Mannes, der sich zwischen ihren Beinen zu schaffen machte. Er hatte sich nicht die Mühe gemacht, Unterhose und Hose auszuziehen. Allerdings war beides bis auf Höhe der Unterschenkel hinabgerutscht. Vermutlich trug auch die Frau noch ihren Slip, vermutlich hatte er ihn nur zur Seite geschoben.

Hätte Felix Ambach sich den beiden noch weiter als bis zum Türrahmen genähert, hätte er sehen können, dass sich auf der Oberlippe der Frau winzige Schweißperlen gebildet hatten, dass ihre Wangen gerötet waren. Die Frau war vierundzwanzig Jahre alt, ihr Haar kurz und dunkelblond. Ihr leicht geöffneter Mund harmonierte perfekt mit den fein geschnittenen Gesichtszügen. Die Szene erinnerte an eine Helmut-Newton-Fotografie, aber sie war echt.

Der Mann zwischen den Beinen der jungen Frau war außer Atem. Unter seinem hellblauen Hemd verbarg sich ein kleiner Bauchansatz, den man selbst einem Mittdreißiger nicht wünschte. Dafür stand er kurz vor der Fertigstellung seiner Doktorarbeit in Kunstgeschichte, in der es um »irgendetwas mit Heiligenfiguren« ging; kein besonders erotisches Thema für einen Zweiunddreißigjährigen, aber die Erotik fand ja im Hier und Jetzt statt – auf der Küchenarbeitsplatte. Zu erwähnen bliebe, dass der Doktorand sich für unwiderstehlich hielt. Dass die Frau sich nach Sicherheit sehnte. Zwei Parameter, die einander nicht zwangsläufig widersprechen. Der Mann war Felix Ambachs älterer Bruder Christian. Die Frau war Felix’ Freundin Maria.

Gewesen.

Denn direkt, nachdem Felix Ambach mit starrem Blick und vom Türrahmen der Küche aus die beiden in flagranti ertappt hatte, hatte er kehrtgemacht, die Tür mit der Glaseinfassung derart hart zugeworfen, dass das Glas einen hässlichen Riss bekommen hatte, und in grenzenloser, durch Verzweiflung und Schmerz angereicherter Wut nur zwei hilflose Worte gebrüllt: »Du Arschloch!« Seine Stimme hatte sich dabei leicht überschlagen.

Brüder kann man sich nicht aussuchen. Sie sind immer schon da. Insbesondere, wenn sie sechs Jahre älter sind, wie im Fall von Christian Ambach. Interessanterweise richtete sich Felix’ Wut beinahe ausschließlich auf den Bruder, der seine Freundin in seiner Wohnung vögelte, während er nicht da war. Und nicht etwa auf seine Freundin Maria, die ja letztlich auch exakt fünfzig Prozent zur Entstehung der Situation beigetragen hatte. Vermutlich war es ein wenig Restliebe, die für diese nicht ganz gerechte Fehlleitung von Felix’ Gefühlen gesorgt hatte. Eine Restliebe, die trotz des Vorfalls auf der Küchenarbeitsplatte auch die folgenden Jahre überstehen sollte. Jahre, in denen Dr. Christian Ambach sich zu einem der renommiertesten Experten für Alte Kunst – Spezialgebiet Madonnen, Marienfiguren und Putten – im deutschsprachigen Raum und Felix Ambach zu einem der am meisten bemitleideten Loser im Dorf entwickeln würde. Die Frau, Maria, würde bei jenem bleiben, der an diesem noch kühlen Frühlingstag ihre Beine gespreizt hatte, obwohl sie die Freundin des jüngeren und zweifellos attraktiveren Bruders gewesen war. Sie würde diese Entscheidung für eine solide bürgerliche Existenz an der Seite eines Mannes, den viele für ein »blasiertes Arschloch« hielten, für einen charakterlosen, selbstverliebten, überheblichen und leicht aufbrausenden Zeitgenossen ohne jedes Einfühlungsvermögen, durchaus an einigen Tagen des Jahres bereuen; an den meisten jedoch nicht. Wobei jene Tage der Reue im Laufe der Zeit immer mehr wurden im Verhältnis zu den anderen. Doch Christian zu verlassen war keine Option. Dagegen sprach schon, dass Maria ihrer Tochter Soleil eine Trennung auf keinen Fall zumuten wollte. Und war Christian wegen seines Erfolgs als Kunstsachverständiger nicht ohnehin viel auf Reisen? Boten sich einer Ehefrau ohne Existenzsorgen dadurch nicht auch in einem neu gebauten Einfamilienhaus mit mauerartiger Hecke Freiheiten?

Ihr Kontakt zu Felix blieb lose, aber er hielt. Zwangsläufig: Durch die Ehe mit Christian war sie schließlich Felix’ Schwägerin geworden. Er war im Haus der Eltern im kleinen Hinteröx geblieben, war dem Vater, einem Schreiner, bis zu dessen Tod zur Hand gegangen. Ein hart und widerwillig verdientes Brot, denn längst hatten die schwedischen Möbelhäuser die Welt der Küchenarbeitsplatten erobert und für jemanden, der geschickt mit Holz umgehen konnte, boten sich immer weniger Verdienstmöglichkeiten. Letztlich war das, was den Vater Ambach über Wasser hielt, Tagelöhnerei. Und mehr hatte Felix, obwohl zur Arbeit mit Holz außergewöhnlich talentiert, daraus auch nicht gemacht.

So lebte das Trio – Maria, Christian und Felix – aneinander vorbei, während der Vater sich beinahe zu Tode soff, um sich dann zu erhängen, und die Mutter jämmerlich an Krebs zugrunde ging. Felix brauchte nicht viel zum Leben, er schlug sich durch. Half mal hier beim Aufsetzen eines Dachstuhls, sprang mal dort ein, wenn ein alter Hof abgerissen oder saniert werden musste, oder er verlegte minderwertiges Fertigparkett in ebenso minderwertigen Fertighäusern. Eigentlich war es verwunderlich, dass Felix zu einem wurde, den sie im Dorf einen »Nichtsnutz« und »faulen Sack« nannten, denn er war vielerorts zu gebrauchen und sein Geschick in allen Spielarten des Handwerks war überdurchschnittlich. Besonders liebte Felix die Holzschnitzerei und -bildhauerei, eine für brotlos gehaltene Kunst. Zu Unrecht, wie sich im weiteren Verlauf der Ereignisse herausstellen würde. Doch dies war nicht die einzige schwerwiegende Fehleinschätzung, der die rund vierhundert Bewohner von Hinteröx unterlagen: Auch, dass sich Felix Ambach zehn Jahre, nachdem er seine Freundin mit seinem eigenen Bruder beim Liebesspiel auf der Küchenarbeitsplatte erwischt hatte, durch eine unglückliche Verkettung der Umstände immer tiefer in ein Verbrechen von beträchtlichem Ausmaß verstricken würde, ahnte im Dorf niemand. Aber ist dies nicht das Merkmal aller großen Katastrophen – dass man sie erst erkennt, wenn sie ihre mörderische Wirkung bereits entfalten?

Eins

Felix Ambach war selbst überrascht, mit welcher Wucht die schwere Axt durch die Werkstatt flog, die er seit dem Tod des Vaters allein nutzte. Beim Aufprall auf das alte Regal splitterte Holz. Bücher, Kunstbände, hölzerne Rohlinge und einige fertige Schnitzfiguren stürzten in die Tiefe. Ein gläserner und schon lange nicht mehr benutzter Aschenbecher ging scheppernd zu Bruch.

Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis sich der aufgewirbelte Staub legte, bis er aufhörte, im Gegenlicht zu tanzen. Auch außerhalb der Werkstatt war der Aufprall zu hören gewesen, ein Eichhörnchen hatte sich verschreckt auf einen Baum in Sicherheit gebracht. Jetzt war es hier draußen, vor dem Ambach’schen Hof, still. Kein Tier wagte es, die Ruhe zu durchbrechen, die in den nächsten Minuten einen so kühnen wie gefährlichen Plan gebären würde.

Felix Ambach stand schwer atmend in der Werkstatt. Sein hagerer Körper zitterte noch Sekunden – vielleicht waren es sogar Minuten – nach dem folgenreichen Axtwurf. Es war eine Mordswut, die ihn beben ließ. Doch allmählich fand sein Puls zur Ruhe. Der Sechsunddreißigjährige wischte sich die dunkelblonden halblangen Haare, die schon lange kein professioneller Schnitt mehr geformt hatte, aus der Stirn und sah sich mit seinen kühlen blauen Augen die Zerstörung im Raum an, die sein Wurf angerichtet hatte. Wäre die Axt anstatt auf ein Bücherregal auf einen menschlichen Schädel getroffen, so hätte sie diesen sauber in zwei Teile geteilt. Felix Ambach hatte keine sichtbaren Muskeln, aber Kraft. Schuld an seinem Ausbruch war ein Telefongespräch mit dem älteren Bruder gewesen. Wieder mal hatten sie gestritten. Ausnahmsweise nicht wegen Maria. Gefühle hatte Felix keine mehr für sie – jedenfalls glaubte er das. Außerdem machte der Vertrauensbruch nur einen Teil der Verachtung aus, die die Brüder füreinander hegten: Regelmäßig hatte der größere Bruder den kleineren mit Prügeln und anderen Gemeinheiten drangsaliert. Und genau genommen war Christian Ambach der Hauptschuldige daran, dass sein Bruder ein Loser geworden war. Denn eigentlich war Felix viel talentierter als er. Bereits als Bub hatte er nicht nur erstaunlich filigrane Holzfiguren geschnitzt, sondern sich auch für die Geschichte der Holzbildhauerei und ihre herausragendsten Vertreter interessiert. Aus Felix Ambach hätte ein Künstler werden können. Als Neunzehnjähriger stand er sogar kurz davor, in die Bildhauerklasse der Kunstakademie aufgenommen zu werden. Doch dann hatte Christian einen Tag vor der Abgabe Felix’ Skulptur »Die Liebenden und der Klumpfüßige« zerhackt und in das Feuer des Küchenofens geworfen. Als Felix fassungslos vor den lodernden Flammen stand, sagte sein großer Bruder: »Das ist wahre Kunst. Sieh es als Performance, Felix. Ich nenne sie ›Das Scheitern des Niveaulosen‹.«

Etwas in Felix’ Innerstem war an diesem Abend zu Bruch gegangen. Und er hatte ein für alle Mal begriffen: Sein großer Bruder duldete keinen König neben sich.

Aber auch die Eltern hatten Anteil an dem brüderlichen Hass, insbesondere der Vater. Er und seine Frau schenkten ihrem Erstgeborenen alle Liebe. Christian hatte seinerzeit als geplantes Kind alle Liebe und Zuwendung bekommen, zu der die Eltern fähig waren. Alle Wünsche hatten sie ihm erfüllt, soweit dies angesichts der begrenzten finanziellen Mittel möglich gewesen war. Und so konnte er den Weg des Erfolgs und der Karriere einschlagen. Heute stellte der Experte Dr. Christian Ambach in der Kunstszene etwas dar.

Felix hingegen war zur Unzeit zur Welt gekommen, wenn man es genau nahm: Seine Geburt war überflüssig gewesen. Nicht nur, dass der Vater sich gar kein weiteres Kind mehr gewünscht hatte: Sechs Jahre nach der Geburt des ersten Sohns hatte – auch wegen der Sauferei des Vaters – die Geldnot die Familie endgültig in den Würgegriff genommen.

Dass ihn der Vater lieber nicht bekommen hätte, hatte er Felix ein Leben lang spüren lassen. Und der Vater Ambach hatte diesbezüglich und deswegen eine harte Entscheidung getroffen: Weil das Geld der Familie nicht für zwei Kinder und den Alkohol reichte, wurde einzig Christian respektiert und gefördert – mit Geburtstagsgeschenken, Studium, Promotion, Ansehen und liebevoller elterlicher Zuwendung. Zwar versuchte die Mutter, gegen diese Ungerechtigkeit anzugehen, aber sie war dafür viel zu schwach gewesen. Warum die Mutter derart wenig Energie aufbringen konnte, erfuhr Felix erst viele Jahre später. Beiläufig, im Hausflur, bei einem Telefonat mit ihr. Er stand neben der Kommode mit dem alten orangefarbenen Telefon mit Wählscheibe und hörte von ihr, die vom Krankenhaus aus anrief, die niederschmetternde Diagnose.

Dieses klobige Telefon mit dem schweren Hörer hätte sich Felix just in diesem Moment des Ärgers in seine Werkstatt gewünscht. Dann hätte er seine ganze Wut am Telefonhörer auslassen können. Hätte den Hörer mit Wucht auf die Gabel donnern können. Hätte seinen Hass gleich einem Blitz durch das Telefongerät in den Boden fahren lassen können.

Stattdessen hielt er jetzt ein läppisch leichtes und für seine von der Arbeit gehärteten, außergewöhnlich kräftigen Hände viel zu kleines Plastikhandy am Ohr; und ihm blieb nichts anderes übrig, als eine lächerlich kleine Taste zu drücken, um das Gespräch mit seinem Bruder zu beenden. Ohne ein Wort des Abschieds natürlich.

Immerhin hatte er nicht das Mobiltelefon gegen die Wand geworfen – ein neues hätte er sich angesichts seiner angespannten Finanzlage unmöglich leisten können –, sondern zur Axt gegriffen und mit ihr seine Wut mittels gewaltsamen Wurfs in das alte Holzregal hineingearbeitet.

Dieses Mal war der Bruder zu weit gegangen.

War es nicht so, dass sie beide die Kinder ihrer Eltern waren? Brachte dies nicht auch mit sich, dass beide für die von der Friedhofsverwaltung in Rechnung gestellten Kosten für das elterliche Grab aufzukommen hatten?

»Hundertzwanzig Euro, Christian«, hatte er den Bruder am Telefon angefleht. »Christian, es geht nur um hundertzwanzig Euro. Das ist für dich doch ein Klacks!«

Aber der Bruder hatte auf das Prinzip verwiesen: »Ich habe vor sieben Jahren bezahlt. Jetzt bist du dran.« So machte er das immer. Ein Prinzipienreiter, ein Unmensch, fand Felix. Aber eben auch sein Bruder, auf ewig mit ihm verknüpft.

»Ich habe das Geld aber nicht. Ich bin gerade knapp bei Kasse … Und du … du … hast es doch!« Die letzten Worte hatte er nur zögerlich geäußert.

»Darum geht es nicht«, hatte der Bruder kaltschnäuzig geantwortet.

»Leih es mir, Christian!«

»Weißt du was«, hatte der große Bruder hierauf erwidert, und seine Stimme war sehr leise geworden. »Du kriegst von mir gar nichts. Weil du eine Null bist. Weil du, wenn ich jetzt bezahle, in zwei Wochen wieder auf der Matte stehst …«

»Das stimmt überhaupt nicht, ich habe dich nie angepumpt … nur jetzt – es geht um Mamas Grab.« Felix stutzte – warum hatte er »Mama« gesagt und nicht »Mutter«? Für einen Moment spürte er tiefe Traurigkeit.

»Du musst endlich einmal auf eigenen Beinen stehen, Felix. Ich kann dich nicht immer aus der Scheiße holen.«

»Christian, es gibt zurzeit keine Jobs für mich …«

»Dann geh halt auf den Bauarbeiterstrich nach München und kratze Asbest von den Wänden.«

»Und wenn ich dir nächsten Monat einfach hundertzwanzig weniger Miete überweise …?«

»Dann schmeiß ich dich raus. Endgültig. Du zahlst doch eh fast nichts für das Haus! Ich könnte es locker fürs Doppelte vermieten! Übernimm endlich mal Verantwortung für dein Leben! Wer bin ich denn? Ich bin doch nicht dein Depp. Du bist mir schon viel zu lange viel zu billig weggekommen. Hundertzwanzig popelige Euro für das Grab unserer Mutter wirst du jetzt wohl noch auftreiben können, du Versager.«

Da war es wieder, dieses Wort: Versager. Und wie in früheren Auseinandersetzungen verließ Felix auch dieses Mal die Schlagfertigkeit. Anstatt dagegenzuhalten, legte er einfach auf. Es hatte keinen Sinn, dem Bruder Paroli zu bieten. Christian war gebildet, erfolgreich, er war es gewöhnt, vor Menschen zu sprechen, es war ihm ein Leichtes, Felix das Wort im Mund herumzudrehen. Als Felix nach der Axt griff, spürte er tiefen Hass, aber auch große Hilflosigkeit. Dann kam der Wurf, potenziell Schädel spaltend. Und jetzt, beim Herausziehen der Axt aus dem Bücherregal, fiel sein Blick auf einen der Kunstbände, die aus dem staubigen Möbel gefallen waren. Die Seite, die durch den Sturz des Buchs aufgeschlagen worden war, zeigte das Schwarz-Weiß-Foto des berühmten Reliefs von den vierzehn Nothelfern, angefertigt aus Lindenholz von dem legendären Holzbildhauer Tilman Riemenschneider; im Original etwa 60 Zentimeter hoch und 120 Zentimeter breit, Entstehungszeit Anfang des 16. Jahrhunderts. Das Foto war Bestandteil eines wissenschaftlichen Aufsatzes von Dr. Christian Ambach. Zunächst fiel Felix’ Blick nur auf das abgebildete Relief. Doch dann begann er den Aufsatz des Bruders zu lesen. Und was hier stand, brachte ihn auf eine Idee, die mehrere Menschen das Leben kosten würde:

»… geht aus der vom Fürstbischof zu Würzburg verfassten Urkunde eindeutig hervor, dass der sterbenskranke Geistliche im Jahr 1494 Riemenschneider beauftragt hat, für die private bischöfliche Wohnstatt eine Serie der vierzehn Nothelfer als kleinere, einzeln stehende Statuen zu schnitzen. Bischof Rudolf II. von Scherenberg aber ist 1495 verstorben. Der Schriftwechsel zwischen Riemenschneider und der bischöflichen Kanzlei zeigt, dass die vierzehn Skulpturen zum Zeitpunkt des Todes von Bischof Rudolf noch nicht vollständig fertiggestellt waren – und auch nicht von dessen Nachfolger abgenommen und bezahlt wurden.«

Felix nickte. Er fand den Schreibstil seines Bruders zwar etwas langweilig, blätterte aber trotzdem um und las weiter.

»Zwar verfügte Riemenschneider auch über gute Beziehungen zum neuen Fürstbischof Lorenz von Bibra. Doch dieser weigerte sich, die vierzehn Skulpturen abzunehmen. Stattdessen gab er dem Bildhauer den Auftrag zu einem Relief, das immerhin dieselben Motive und Figuren abbilden sollte.

Vieles spricht dafür, dass dies die wahre Vorgeschichte des Riemenschneider’schen Reliefs ist. Da uns das berühmte Relief bis heute in wunderbarem Zustand erhalten ist, muss angenommen werden, dass auch die für Bischof Rudolf von Scherenberg geschnitzten Nothelfer-Skulpturen noch existieren. Aber wo könnten diese Schätze verborgen sein? Fristen sie unerkannt auf einem verstaubten Dachboden in Würzburg oder anderswo in Deutschland oder Europa ein trauriges Dasein? Muss die Hoffnung sämtlicher Kunstliebhaber, einmal ihrer ansichtig zu werden, ein frommer Wunsch bleiben? Viele Fragen, keine Antworten – und letztlich steht nur eines fest: Das Auffinden der vierzehn Nothelfer käme einer kunsthistorischen Sensation gleich …«

Wenn Felix später darüber nachdachte, kam es ihm so vor, als hätte das Schicksal das Buch an genau dieser Stelle aufgeschlagen. Als wäre es ein göttliches Zeichen gewesen.

Zwei

Obwohl Felix Ambach impulsiv war, machte er sich nicht sofort an die Umsetzung seines Plans. Zunächst galt es noch einer Pflicht nachzukommen, die ihm am Herzen lag und für die er Geld benötigte. Genauer gesagt: einhundertzwanzig Euro. Er riss die linke Schublade der Werkbank auf, öffnete die darin liegende Blechdose, leerte ihren Inhalt auf die Bank und griff sich aus dem Haufen verrosteter Nägel und Schrauben die Münzen heraus. Dann eilte er ins Wohnhaus und holte das in der Kaffeedose verbliebene Kleingeld. In einer seiner Hosen, in seinem ausgebeulten Lederportemonnaie und in einem Buch fanden sich noch einige kleinere Scheine, sodass er am Ende seiner Suchaktion auf hundertachtzehn Euro und zwölf Cent kam. Er war selbst überrascht. Und damit war es noch nicht getan: Die Pfandflaschen aus der hinter der Küche gelegenen Kammer brachten ihm zusätzlich knappe sechs Euro.

Es war seltsam, aber obwohl er wusste, dass die Münzen und Scheine in seiner Hosentasche sein vorerst letztes Geld waren und obwohl er keine Ahnung hatte, wovon er in den nächsten Wochen leben würde, spürte Felix mit einem Mal einen Antrieb und eine Schaffenslust, wie er sie seit Langem nicht – vielleicht sogar noch nie in seinem Leben – gefühlt hatte. Er befand sich jetzt auf einer Mission. Alles würde sich fügen. Ja, sein Bruder hatte schon recht: Jetzt war es an ihm, Verantwortung zu übernehmen. Schon bald würde Christian, das Arschloch, sehen, zu was ein Versager fähig war.

Die Ambach’sche Werkstatt lag – wie auch das direkt gegenüberliegende Wohnhaus – ziemlich abseits. Das verwilderte Grundstück grenzte rückseitig an den vornehmlich aus Nadelhölzern bestehenden Wald. Dennoch kam es manchmal vor, dass sich Wanderer aus der Stadt hierher verirrten. Oder ein neuer, des Lesens nicht sehr mächtiger Paketdienstfahrer, der das winzige Büro der Jusos im Ort einfach nicht finden konnte. Bog man im Dorf einmal falsch ab, dann landete man eben auf dem Feldweg, der zu Ambachs Hof führte. Hinter dem Haus ging der Weg in einen Forstweg über. Aber jetzt waren weder Wanderer noch Paketfahrer unterwegs. Felix passierte den Feldweg und gelangte zur Dorfstraße. Er wollte zum Rathaus, um seiner Pflicht zu genügen. Während er so ging, spürte er Zuversicht. Und anscheinend war auch das Schicksal einverstanden mit seinen Plänen, denn auf halber Strecke traf er Hubert Novak, der ihm noch Geld für die Restaurierung einer alten Holztür schuldete. Er zahlte ihm die achtzig Euro in bar.

»Firma dankt, Rechnung brauch ich keine«, meinte der Auftraggeber. »Und du … wenn du magst: Ich hab noch fünf Türen oben, vielleicht wär da ein Rabatt drin?«

»Für dreihundertfünfzig könnt ich’s machen.«

»Abgemacht«, sagte Novak, die beiden besiegelten das Geschäft per Handschlag.

Direkt danach beglich Felix im Rathaus die fälligen Gebühren für das Grab der Eltern. War das typisch für einen Versager? Dass er und nicht sein reicher Bruder die Gebühren für weitere sieben Jahre bezahlte? Dass er einmal durchs Dorf ging und dabei gleich einen Job an Land zog, der ihm den Rest des Monats finanzieren würde? Felix fragte sich, warum er nicht viel früher in seinem Leben das Ruder ergriffen, Verantwortung übernommen hatte. Mit einem Plan im Kopf fiel das ja so leicht. Dass es ein skrupelloser und gemeiner Plan war, der ihm auf einmal Energie schenkte, war ihm in diesem Moment egal.

Auf dem Rückweg zupfte er, wie sonst auch auf seinem Weg zum Friedhof, einige wild wachsende Blumen vom Wegrand, um sie zu einem kleinen Strauß zusammenzufügen, doch an der nächsten Kreuzung blieb er stehen und hielt kurz inne: Natürlich war ihm der Besuch auf dem Friedhof wichtig, gerade jetzt, wo er das Grab bezahlt hatte, aber … es gab da diesen Plan, und der war wichtiger. Felix legte die Blumen auf einen der Sitze an der Bushaltestelle, vielleicht freute sich jemand aus dem Dorf darüber, dachte er.

Auch in der Schnitzwerkstatt fühlte er plötzlich, dass sich in seinem Inneren etwas geändert hatte. Er registrierte erstmals den Dreck und das Chaos in seiner Werkstatt. Jetzt brauchte er aber Ordnung. Er schnappte sich den Besen und kehrte Sägespäne und Holzstaub, zwischen die sich durch den Axtwurf auch die Scherben des Aschenbechers gemischt hatten, weg. Er räumte – das hatte er schon lange nicht mehr gemacht – die Werkzeuge an ihre Plätze: die Schnitzmesser, Meißel, Bildhauerklüpfel und Geißfüße in die Schubladen, die Hämmer und die Stemmeisen an die Wand, die Hobel auf die Ablage unter der Werkbankplatte. Nachdem er auch den Holzstaub von der Hobelbank gepustet und den großen Ateliertisch in der Mitte der Werkstatt komplett leer geräumt hatte, spürte er keine Wut mehr, sondern nur noch die große Lust, etwas Außergewöhnliches zu schaffen. Nun legte Felix das Buch, das er mit dem Gewaltwurf aus dem Regal befördert hatte, auf den Ateliertisch und zog nach und nach weitere Bücher aus dem Regal, legte sie daneben, schlug hier eines auf, blätterte dort in einem anderen, studierte Abbildungen und las sich mitunter fest. Seiten, die ihm wichtig erschienen, markierte er jeweils mit einem Eselsohr oder bei den wertvolleren Bänden mit einem abgerissenen Zeitungsschnipsel. Erst als die Sonne hinter dem Wald verschwunden war, realisierte Felix, wie viel Zeit vergangen war, ja, dass er sie vollkommen vergessen hatte. Er stand von dem mit aufgeschlagenen Büchern und Kunstkatalogen bedeckten Tisch auf, ging zur Tür und knipste das Licht an.

»Ja, dann wollen wir mal«, sagte er mehr zu sich selbst und wurde sich im selben Moment bewusst, dass er gar kein Papier mehr hatte, das sich für die Anfertigung von Skizzen eignete. Ein Blick auf die alte Uhr, die an der Wand laut tickte, sagte ihm, dass es auch zu spät war, um noch einen Skizzenblock zu kaufen. Der Schreibwarenladen in der rund fünf Kilometer entfernten Kleinstadt hatte geschlossen, der Kramerladen von Hinteröx sowieso. Ungeduldig riss Felix einige Schubladen auf. In der untersten des Schranks, auf dem der einst von seinem Vater geschnitzte einäugige Adler stand, stieß er auf einen Stapel alter Dokumente, Briefe und aufgerissener Umschläge. Auch ein vergilbter Quittungsblock fand sich hier. Felix nahm all diese Papiere, schob die Kunstbände auf dem Ateliertisch zur Seite und legte sie dazu. Dann griff er nach der angerosteten Blechdose mit den Stiften, wählte jenen aus, der ihm am besten für seine Zwecke geeignet erschien, und suchte vergeblich nach einem Spitzer. Nachdem er mehrere Schubladen durchstöbert hatte, griff sich Felix ein Schnitzmesser und spitzte den Bleistift an. Dann begann er auf der Rückseite einer alten Rechnung Figuren zu skizzieren.

Hätte in diesem Moment ein Fremder durch das mit Schlieren überzogene Werkstattfenster geblickt, dann hätte er zweierlei festgestellt. Erstens: Felix Ambach arbeitete konzentriert, ja sogar wie besessen. Und zweitens: Felix Ambach verfügte über zeichnerisches Talent. Ganz im Gegensatz zu seinem Bruder. Zwischendurch warf er – die Augen zusammengekniffen, die Stirn gerunzelt – immer mal wieder einen Blick in eines der aufgeschlagenen Bücher, las einige Zeilen, blätterte und murmelte unverständliche Worte. So schritt die Zeit voran. Nur einmal wurde sein Arbeitsfluss durch einen Anruf seiner Schwägerin und Exfreundin Maria unterbrochen. Das Gespräch war kurz und hinterließ in ihm ein ungutes Gefühl. Doch Felix wollte sich durch nichts – und schon gar nicht durch Gefühle – von seinem Ziel abbringen lassen. So wurde es allmählich Nacht. Felix bemerkte davon nichts. Emsig warf er eine Skizze nach der anderen auf das Altpapier. Gelegentlich zerknüllte er einen Briefumschlag mit einem gerade erst fertiggestellten Entwurf und warf ihn in die Ecke. Allen Skizzen und Zeichnungen war eines gemeinsam: Jede für sich zeigte eine altertümlich anmutende Heiligenfigur. Eine Figur aber skizzierte Felix besonders oft. Seinen vielen Versuchen nach zu urteilen, bedeutete ihm dieses Motiv besonders viel. Es zeigte einen geköpften Mann – den heiligen Dionysius, Bischof im 3. Jahrhundert nach Christus, Schutzpatron Frankreichs und seiner Hauptstadt Paris. Obwohl der Figur der Kopf fehlte, stand sie auf allen Entwürfen Felix Ambachs aufrecht. Sein abgeschlagenes Haupt trug der Bischof mit beiden Armen vor dem Bauch. Beiläufig, wie eine Kiste alter Bücher, die mal eben auf den Dachboden muss.

Diese Figur, die – so erläuterte es einer der auf dem Ateliertisch aufgeschlagenen Kunstbände – von Gläubigen seit Hunderten von Jahren bei Kopfschmerz und schlechtem Gewissen angebetet wurde, war die verstörendste, die Felix mit federleichtem Strich auf sein behelfsmäßiges Zeichenpapier warf. So faszinierend wie Felix’ Kunstfertigkeit im Zeichnen war, so erschreckend war die Beiläufigkeit des Brutalen, die einige der Darstellungen kennzeichnete:

Die Hände des heiligen Pantaleon, der der Legende nach um das Jahr 305 herum nach mehreren misslungenen Hinrichtungen den Foltertod gestorben sein soll, zeichnete Felix mit an den Kopf genagelten Händen. Dem heiligen Cyriakus, Schutzpatron der Besessenen, heftete er einen Teufel ans Bein. Den heiligen Blasius zeichnete er Seite an Seite mit dem Mühlrad, unter welchem der Schutzheilige angeblich den Märtyrertod gestorben war. Den heiligen Georg skizzierte Felix Ambach mit einem kleinen, sich im Todeskampf windenden Drachen. Als Vorlage seiner Zeichnungen dienten ihm diverse Abbildungen des Original-Nothelferreliefs. Aber er fügte eben auch eigene Ideen und Details hinzu.

Felix Ambach war voller Tatendrang. Nicht einmal das kalte Licht des Baustrahlers, der viel zu grell von der Decke leuchtete, machte ihn müde. Erst als auch auf einem der letzten noch unbemalten Papiere, einem zerfledderten Briefumschlag, eine Bleistiftskizze prangte, spürte er ein Brennen in den Augen. Er schaltete das verstaubte Kofferradio ein. Musik hatte ihm noch immer Kraft gegeben. Doch jetzt gerade lief keine Musik, sondern eine Verkehrsdurchsage. Der Moderator warnte vor einem Geisterfahrer auf der A8. Kurz darauf hörte der müde Zeichner den Sprecher noch sagen: »Es ist kurz nach halb fünf.« Felix gähnte, rieb sich die Augen, starrte auf die vielen vor ihm liegenden Zettel, auf die aufgeschlagenen Bücher und Kunstbände. Ja, er war müde. Aber er wollte nicht aufhören. Nicht jetzt. Zum ersten Mal in seinem Leben hatte Felix einen Plan. Er wollte weiterarbeiten. Er musste es: eintauchen, vollständig aufgehen in der Welt der Heiligenfiguren des ausgehenden 15. und beginnenden 16. Jahrhunderts. Sich vertraut machen mit der skulpturalen Kunst der Holzbildhauer jener Epoche zwischen Spätgotik und Renaissance. Er wollte die seinerzeit gefertigten Figuren studieren, ihnen ihre Geheimnisse und Geschichten entlocken, die von Gewalt und Folter erzählten, aber auch von Rettung und Erlösung. Ein zweiter Tilman Riemenschneider wollte Felix werden. Die kunstvolle Arbeitsweise dieses Vorbilds, des großen Holzbildhauers, der von 1460 bis 1531 gelebt hatte und dessen berühmtes Relief Felix’ Bruder Christian mehr interessierte als alles auf der Welt, musste ihm in Fleisch und Blut übergehen, sonst würde sein Plan nicht funktionieren.

Die Fälschungen mussten gut werden, exzellent. Felix wollte sich nicht damit begnügen, Kopien bereits bestehender Werke zu fabrizieren. Er wollte Figuren aus Holz formen, die es hinsichtlich Stil, Qualität und Ausgewogenheit mit den feinsten Skulpturen Tilman Riemenschneiders aufnehmen konnten. Die Gesichtszüge der Dargestellten sollten ebenso ausdrucksstark sein wie jene des großen Meisters – den typisch Riemenschneider’schen nach innen gewandten Blick wollte er ihnen verpassen; ihre Gewänder sollten sich durch einen ebenso reichen Faltenwurf auszeichnen. Kongenial wollte Felix sein und genau jene Lücken im künstlerischen Gesamtwerk Riemenschneiders füllen, die kunstbesessenen Idioten wie seinem großen Bruder schlaflose Nächte bereiteten. Er wollte erschaffen, was Riemenschneider an Kunst noch alles erschaffen hätte, hätte er nicht im Bauernkrieg von 1525 an der Seite der Aufständischen gekämpft, wäre er nicht gemeinsam mit den Würzburger Ratsherren, die sich an der Seite Götz von Berlichingens dem Bischof widersetzten, im Kerker der Festung Marienburg gelandet, hätte man ihn nicht gefoltert, als Künstler vernichtet und als Mensch gebrochen.

In der Ferne krähte ein Hahn, die Morgensonne stahl sich durch die am Waldrand hängenden Nebelfetzen. Die ersten Bauern stapften schlaftrunken und in stinkenden Stiefeln in Richtung ihrer Ställe, um mit dreizackigen Gabeln den Kühen frisches Heu in die Futterrinnen zu schieben. Eine Sau quiekte, die Kramerin trieb ihren Mann in den Laden. Im Nachbarort Waldham rollte sich gerade ein Mann, dessen Oberkörper mit mehreren Pin-up-Girls im Bikini verziert war, von einer jungen Frau mit Silikonbrüsten. Beide rauchten noch eine Zigarette und schliefen dann erschöpft ein.

Felix Ambach zeichnete die ganze Nacht hindurch. Da er irgendwann kein jungfräuliches Blatt mehr fand, stand er auf, riss mit der Fahrigkeit des Übermüdeten die Schublade mit den Schnitzwerkzeugen auf, die er Stunden zuvor erst eingeräumt hatte, und schnappte sich einen Geißfuß. Dann wankte er ins Eck, wo der Kasten mit den Holzresten stand. Wenn sein Plan klappen sollte, dann musste es ihm gelingen, diesem Holz Leben einzuhauchen, ihm ein Gesicht zu verleihen. Er wusste, dass die Bildhauer seit Jahrhunderten ihre Skulpturen aus Lindenholz fertigten, weil es vergleichsweise weich war und sich gut verarbeiten ließ. Doch sosehr er in dem Kasten wühlte, er fand kein Lindenholz. Es fiel bei seinen üblichen Schreinerarbeiten, die ja eher im Bereich der Schreinerei anzusiedeln waren, zu selten an. Getrieben von der Ungeduld des Rachsüchtigen, griff er sich widerwillig ein gut ellenlanges und mehr als unterschenkelstarkes Stück Eichenholz aus dem Kasten. Er erinnerte sich daran, dass es der Rest eines Balkens war, aus dem er drei Jahre zuvor einem Städter eine Aufhängung für dessen Hängematte im Reihenhausgarten gebaut hatte. Eiche war ein wetterbeständiges Material, aber extrem hart und deshalb zum Schnitzen eher ungeeignet. Doch in dem Kasten fanden sich keine Stücke vergleichbarer Form und Größe, und außerdem fehlte Felix die Muße für eine akribischere Suche. Ausgeruht hätte er sicherlich auch nicht mit einem Achter-Geißfuß angefangen, das Holz zu bearbeiten. Aber er war ja jetzt über zwanzig Stunden wach und Holz abspalten konnte man mit dem Messer, das vorne in einer V-förmigen Klinge endete, auch. Zudem hatte er gerade vor einer Woche die Klinge geschärft, und so war der Geißfuß scharf genug, dass man damit mühelos jedem beliebigen Opfer die Halsschlagader hätte durchtrennen können. Felix rammte die Klinge wieder und wieder in das leicht vergilbte Holz. Obwohl es sich mit seiner ganzen Härte dagegen wehrte, die von seinem Behauer erdachte Form anzunehmen, schälten sich bereits nach einer guten Stunde die groben Umrisse eines stehenden Mannes in einem wallenden Gewand heraus, der in der linken Hand lässig einen Gegenstand hielt. Auch einige Zierquasten an der Kleidung wurden bereits sichtbar. Und an der rechten Seite arbeitete Felix gerade die Umrisse eines großen Schwerts hervor.

Obwohl seine Handgriffe mit der steiler in die Werkstatt fallenden Sonne kraftloser und schlampiger wurden, behielt Felix’ Schaffenswut noch immer die Oberhand gegenüber seiner Erschöpftheit. Natürlich war es unsinnig, ausgerechnet ein Stück Eiche in den heiligen Dionysius, den Helfer bei Seelenleiden und Unruhe des Gewissens, verwandeln zu wollen. Das Holz war einfach zu hart. Auch wäre es angesichts seiner Müdigkeit vernünftiger gewesen, sich hinzulegen und ein paar Stunden zu schlafen. Aber Felix pfiff auf die Vernunft. Jedes Mal, wenn der einsame Schnitzer mit dem Werkzeug abrutschte, jedes Mal, wenn er sich versehentlich den Geißfuß in die Hand rammte und das aus der Wunde tröpfelnde Blut von der holzstaubigen Haut schlecken musste, fluchte er und warf einen erschöpften Blick ins Nichts. Doch diese Momente der Erschöpfung währten nur kurz, denn schon rief er sich seinen blasierten, Beifall heischenden Bruder vor Augen; stellte sich vor, wie genussvoll er – Felix Ambach – ihn, Christian, der ihm die Freundin ausgespannt hatte, demütigen würde.

Gelegentlich schweiften seine Gedanken auch ab und er dachte an die Qualen, welche dieser Dionysius, dessen Ebenbild er hier gerade schnitzte, wohl hatte ertragen müssen, als man ihn als Bischof von Paris festgenommen und geköpft hatte.

Das hatte er in den Bänden über die vierzehn Nothelfer noch einmal nachgelesen: Dionysius’ erbittertster Feind war ein römischer Statthalter gewesen. Für Felix war es der Bruder. Auch wenn er oftmals an Gott gezweifelt hatte, vermutete Felix, dass es ihn gab. Das gab Kraft. »Auch ich bin bereit, ein Martyrium auf mich zu nehmen«, dachte er sich und musste lächeln. Dieses Gefühl hielt ihn wach. Und tatsächlich: Als die Kirchturmuhr zwölf Uhr schlug, waren die Falten des Umhangs und die Konturen von Dionysius, der seinen eigenen Kopf in den Händen hielt, faszinierend genau ausgearbeitet. Doch für weitere Details reichte die Kraft dann doch nicht mehr. Sein blond geschopfter Kopf wurde immer schwerer, seine Wahrnehmung versagte, spielte ihm Streiche – zweimal glaubte der übernächtigte Schnitzer jemanden am Fenster zu sehen, beim dritten Mal erblickte er aus dem Augenwinkel einen kopflosen Geist, was ihn dazu verleitete, wütend einen kleineren Holzklotz in Richtung des Fensters zu werfen. Hierauf zwang Felix seine Gedanken wieder zur Konzentration auf das Objekt seines Schaffens. Mit aller Kraft, die ihm noch zur Verfügung stand, bemühte er sich, den Dämon am Fenster den gelegentlich seiner Phantasie entspringenden Truggestalten zuzuordnen. Felix, der vor Müdigkeit halluzinierte, konnte ja nicht ahnen, dass er es nur allzu bald mit einem Dämon ganz anderer Art zu tun bekommen würde.

Um kurz vor eins lag der Mann, den viele für einen Loser hielten, mit der linken Wange auf der Tischplatte. Die Arme ruhten bilderrahmengleich rechts und links um den Kopf mit den verschwitzten Haaren. Eichenspäne gruben sich in die von hellen Bartstoppeln nur spärlich bedeckte Haut, der Geißfuß steckte Schaffenslust simulierend in der rechten Hand.

Drei

Etwa zur selben Zeit, in der Felix zu seinem folgenreichen Entschluss gekommen war, hatte sein Bruder gerade dreiundsechzig kunstinteressierte Frauen und Männer zum Lachen gebracht. In einem Vortrag mit dem Titel »Die Erotik in Riemenschneiders Werk« im Münchner Lenbachhaus hatte er den viel verehrten Künstler als »Gerhard Schröder seiner Zeit«, als »Schürzenjäger« und »größten deutschen Bildhauer-Filou der Epoche« bezeichnet. »Riemenschneider war nicht nur ein Künstler, der es vermochte, Holz in Brüste zu verwandeln, er war auch einer, der es im echten Leben schätzte, wenn ordentlich Holz vor der Hütte war.«

Natürlich basierte dieser Scherz auf einer wissenschaftlich eher kühnen These und war damit ein klassischer »Christian Ambach«. Aber deshalb liebte man den Experten in der Kunstwelt, deshalb verloren sich in seinen Vorträgen nicht nur ältere Herren in schwarzen Gesundheitsschuhen und vermeintlich Junggebliebene in teuren Fliegerlederjacken mit Fellkragen, sondern auch Studentinnen der Kunstgeschichte in High Heels und kurzen Röcken: Dr. Christian Ambach verstand es, einem vermeintlich trockenen Thema wie der sakralen Kunst der Renaissance Lebensnähe zu verleihen – und mitunter sogar Erotik. Kein Wunder, dass der Wissenschaftler diese Auftritte genoss.

Während er dem Publikum Zeit ließ, um seinem Witz hinterher zu lachen, nahm er die Hornbrille ab und blinzelte der Mittdreißigerin in der ersten Reihe zu, die ihm mit ihren im dunklen Rot des Blutsteins geschminkten Lippen ein kaum sichtbares Lächeln zuschickte. Christian Ambach hatte diese Frau noch nie gesehen, aber natürlich wusste er, dass das ungewöhnliche Rot ihrer Lippen einem der ältesten Farbpigmente der Malereigeschichte entsprach. Unter Fachleuten wurde der Blutstein auch Hämatit genannt.

Kaum hatte sich das Gelächter in ein freudiges Murmeln verwandelt, schob sich Christian Ambach mit einer eitlen Handbewegung die Brille wieder auf die Nase und ergriff das Wort: »Natürlich bitte ich Sie, meine verehrten Damen und Herren, mir dieses Bonmot zu verzeihen. Ich habe keinerlei Beweis dafür, dass Riemenschneider wirklich den Brüsten der Frauen verfallen war, wie wir es heute in der derzeitigen Silikon-Valley-Epoche …« – auch hier lachte das Publikum dankbar auf – »… sind. Aber sagen wir es so: Vieles spricht dafür. Warum sollte ein Mann Bildhauer werden, wenn er nicht eine unstillbare Sehnsucht nach dem schönsten Körper der Schöpfung in sich verspürt?« Erneut zwinkerte Christian Ambach den blutsteinroten Lippen zu. »Riemenschneider jedenfalls hatte in seinem Leben mindestens vier Frauen – damit meine ich aber nur die Ehefrauen. Was bei unserem Altkanzler normal ist, deutete seinerzeit auf eine tendenziell unordentliche Lebensführung hin. Aber zurück zum Zwölfbotenaltar: Riemenschneider hat ihn im Jahr 1509 aus Lindenholz für die Pfarrkirche St. Kilian hergestellt.« Christian Ambach warf einen Blick auf die Leinwand hinter sich, auf der eine Fotografie des berühmten Werks mit den zwölf geschnitzten Aposteln zu sehen war. »Wenn Sie sich bitte auf die mittlere der drei Figuren im rechten Flügelrelief konzentrieren: Dass dieser Apostel vermutlich das Gesicht des Bildhauers trägt, haut uns jetzt noch nicht vom Sockel. Aber nun komme ich zurück zu dem vorhin von mir erwähnten Holz vor der Hütte: Betrachtet man die Rückseite dieses rechten Flügels, auf dem sich Riemenschneider ein Denkmal gesetzt hat, dann sieht man dort eine tanzende Frau. Auf einem religiösen Altarbild. Das müssen Sie sich auf der Zunge zergehen lassen, meine Damen und Herren: Riemenschneider entwirft in zutiefst christlicher Zeit ein Apostelrelief für eine Kirche und pinselt auf die Rückseite mit Kreide und Rötel die Scarlett Johansson der Bibel, nackt und tanzend! Denn, da bin ich mir sicher – und mit mir etliche namhafte Kollegen …«

Er nickte seinem langjährigen Studienfreund Maximilian Pauli in der letzten Reihe jovial zu. Der Mann mit den hellblonden Locken und den Sommersprossen nickte zurück. Wann immer er Zeit hatte, begleitete Max seinen Kumpel Christian zu dessen Vorträgen. Nicht, weil er sie inhaltlich besonders spannend fand – er kannte Christian Ambachs einstudierte Gags und Thesen zur Genüge –, sondern weil sie für ihn als Antiquitätenhändler gute Vorwände waren, um der Ehefrau zu entkommen. Max war kein idealer Ehemann. Christian Ambach sprach ohne Unterbrechung weiter: »… Die Frau, die er sich zum Motiv gewählt hat, ist die schöne Salome. Womit wir zur Grundthese meines heutigen Vortrags kommen: Die Erotik in Riemenschneiders Werk wurde bislang vollkommen unterschätzt. Salome ist die Kindfrau par excellence, die vorchristliche Lolita, die verkörperte Verführung – und in Riemenschneiders Kunst steckt wesentlich mehr Sex, als wir es jemals zu träumen wagten. Unsere Aufgabe als Ikonografen ist es, seinen Werken die Kleider vom Leib zu reißen, um die originäre Wahrheit ihrer Schönheit und erotischen Kraft zu sehen und zu spüren.«

Seine letzten Sätze hatte Christian Ambach so nachdrücklich gesprochen, dass allen klar war, dass hier nun ein tosender Applaus erwartet wurde. Und natürlich erfüllte ihm sein Publikum diesen Wunsch.

Nach dem Vortrag folgte das übliche Prozedere: Christian Ambach nahm Glückwünsche entgegen, beantwortete Fragen, korrigierte Ansichten, stellte seine fulminante Fachkenntnis als Kunsthistoriker und seine außergewöhnliche Redegewandtheit unter Beweis. Sein Freund Max verabschiedete sich früh, aber deswegen war Christian nicht beleidigt, er wusste ja warum: Max trieb sich gerne in Münchens Rotlichtvierteln herum, wo er in diversen Bordellen Stammgast war. Auch mit der jungen Frau mit den roten Blutstein-Lippen wechselte Christan Ambach einige Worte, es gelang ihm sogar, ihr ins Ohr zu hauchen, dass sie während dieses Vortrags für ihn die Salome im Raum gewesen sei, doch dann drängte sich ein Mann zwischen die beiden, dessen grauer Anzug im Schulterbereich mit einer unübersehbaren Menge an Hautschuppen bedeckt war und bat den Star des Abends, ihm sein vorletztes Buch zu signieren. Es folgten weitere Huldigungen, und am Ende war die Frau mit den Blutstein-Lippen verschwunden.

Aber mit solchen verpassten Gelegenheiten hatte Christian Ambach umzugehen gelernt. Auf jedem zweiten Vortrag war eine Frau zu Gast, die er sich, während er sprach, als nackte Tänzerin vorstellte, aber am Ende saß er dann doch wieder allein in seinem Auto und fuhr nach Hause. Diese einsamen Autofahrten, wenn die Spannung von ihm abfiel, waren auch die schlimmsten Momente seines Berufslebens: die Leere nach dem Glücksgefühl, das ihm die Bewunderung seiner Fans, die ja allesamt gebildet waren und aus den besten Kreisen der Gesellschaft stammten, verschaffte.

Im Auto jubelte ihm niemand mehr zu, hier galt es, den Weg zurück in sein Privatleben zu finden, welches ihm im Vergleich zu seinem schillernden Leben als Kunstexperte belanglos erschien. Natürlich genoss er es auch gelegentlich, von seiner Frau Maria bekocht zu werden – Maria war für ihre vierunddreißig Jahre durchaus noch attraktiv. Auch die gelegentlichen Fahrradausflüge mit seiner Tochter Soleil fand er ganz nett. Aber Soleil war nun zehn Jahre alt und hatte völlig andere Interessen als er – Pferderomane, Handys und Castingshows. Welches Prickeln man empfinden konnte, wenn man ein bislang übersehenes bildhauerisches Detail entdeckt oder ein Symbol entziffert hatte, dafür hatte die Zehnjährige kein Verständnis. Auch erinnerte sie ihn in ihrer Bockigkeit allzu sehr an seinen nichtsnutzigen Bruder. Und seine Frau? Natürlich teilte auch Maria seine Leidenschaft für Alte Kunst nicht, geschweige denn, dass sie ihm rhetorisch das Wasser reichen konnte. In den letzten Jahren waren sie immer häufiger wegen Kleinigkeiten aneinandergeraten. Marias Gutmenschentum ging ihm zunehmend auf die Nerven. Aber das behielt Christian für sich. Doch seine Frau war wesentlich intelligenter als er vermutete und hatte längst durchschaut, wie er über sie dachte.

Als er nun den Wagen vor dem Haus parkte, war er überrascht: Obwohl es bereits kurz vor Mitternacht war, brannte im Wohnzimmer noch Licht. War Maria noch wach?

Der spontane Moment der Freude, den er spürte, verschwand sofort, als seine Frau ihn direkt nach der Begrüßung mit einer unangenehmen Frage konfrontierte: »Findest du das eigentlich okay, wie du deinen Bruder behandelst?«

»Meinen Bruder? Was soll die Frage?«

Seine Souveränität, die er eben noch als Entertainer der Kunstwelt wie selbstverständlich an den Tag gelegt hatte, war wie weggeblasen. Zu Hause wehte ein anderer Wind. Natürlich verstand Christian Ambach auch sofort, auf welchen Sachverhalt seine Frau mit ihrer Frage abzielte. Deshalb antwortete er nicht ohne Aggression in der Stimme: »Was soll denn bitte daran nicht okay sein, dass der endlich mal lernt, dass man sich nicht immer so durchmogeln kann im Leben?«

Maria runzelte die Stirn, sah ihn an, als wäre er ein kleines Kind. »Christian, darum geht’s doch gar nicht!«

»Doch, genau darum geht’s«, entgegnete er genervt, während er seinen Autoschlüssel etwas energischer als sonst in der Holzschale auf der Biedermeierkommode im Flur deponierte und weiter in Richtung Küche ging. Doch Maria ließ sich nicht abschütteln und folgte ihm trotzig: »Christian, bitte! Es geht um …« Er unterbrach sie barsch: »Schön, dass du mir jetzt erklärst, um was es geht in meinem Leben, dann brauche ich ja gar nichts mehr zu sagen. Dann halte ich jetzt einfach mal den Mund und du lässt mal wieder deinen Klugscheißermonolog vom Stapel.«

»Was soll denn jetzt das bitte? Was für einen Klugscheißermonolog?« Auch Marias Tonfall hatte sich verschärft.

»Na, genau den, in dem du mir erklärst, dass wir uns das doch alles leisten können, dass es uns doch viel besser geht als meinem armen Bruder«, das »armen« betonte er mit hässlicher Verachtung, »und dass wir den armen Kleinen finanziell unterstützen müssen, und und und …«

Christian holte tief Luft. »Aber soll ich dir was sagen? Ich weiß doch sowieso schon, dass du ihn heute angerufen und ihm das Geld angeboten hast.«

Schweigend blickte Maria zu Boden. Ja, sie hatte Felix heute Vormittag angerufen, nachdem sie mitbekommen hatte, wie ihr Mann ihn gestern am Telefon abgekanzelt hatte. Aber das Telefonat mit Felix war seltsamerweise anders verlaufen, als sie es erwartet hatte. Auch glaubte sie, in der Stimme ihres Exfreunds und Schwagers einen neuen Unterton vernommen zu haben. Irgendwie hatte Felix anders geklungen, so bestimmt. Und er hatte sich partout nicht von ihr helfen lassen wollen, obwohl sie wusste, dass er augenblicklich faktisch arbeitslos und damit ohne Einkommen war.

»Du wirst schon wissen, was du mit meinem Geld machst«, riss Christian sie aus ihren Gedanken und packte sie dabei an den Schultern. »Aber wenn wir so weitermachen, wird der Versager es jedenfalls nie lernen.«