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"Es war einmal eine junge Familie mit drei wunderbaren Töchtern, die ans Meer nach Italien in das kleine Städtchen Cesenatico gereist ist …." C'era una volta ... fangen auch in Italien Märchen an. Aber es ist alles andere als ein Märchen, was dem Familienvater Anton widerfährt. Erst werden im Hafen, dem Porto Canale Beine eines Schwarzen gefunden und er und seine Familie wird damit beim Spaziergang konfrontiert. Später, er ist noch schockiert von den gruseligen Funden, findet er den passenden Rumpf im Kofferraum seines Autos. Mafiamord? Er muss ihn loswerden, aber wie? Amor Amaro hilft, es wird aber ein gefährliches Stück Arbeit. Die Ndrangheta steckt dahinter. Ein Lkw mit dubioser Ladung kommt in das verträumte Örtchen, radioaktiver Müll! Die Adriaküste droht damit verseucht zu werden! Ndrangheta-Geschäfte? Es geht um Mord, Entführung, Erpressung, organisierte Kriminalität ... und das alles in einer Atmosphäre die eigentlich schön sein sollte, im Urlaub, in der Sonne, am Strand, in Bars und Restaurants. Dies ist Band IV der Amor Amaro-Reihe. Ausnahmsweise spielt die Geschichte diesmal nicht in Kronenburg, der Großstadt im östlichen Ruhrgebiet, sondern im Urlaub eines Kronenburgers an der Adria. Doch wie immer hat Marco Toccato (Pseudonym) darauf geachtet, dass es nicht zu ernst abgeht. Und wie immer treten einige schöne Frauen auf den Plan. Und wie immer gibt es auch Kochrezepte zum Nachkochen. "Amor Amaro - Das schwarze Bein im Porto Canale" spricht alle Ihre Sinne an!
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Seitenzahl: 265
Veröffentlichungsjahr: 2018
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Im schönen Adriaörtchen Cesenatico wird ein schwarzes Bein, also das Bein eines dunkelhäutigen Mannes schwimmend im Porto Canale gefunden.
Für den Ort bedeutet das nichts Gutes. Die Touristen sind beunruhigt und werden es mehr und mehr, denn weitere Leichenteile werden im Ort gefunden.
Im höchsten Grade beunruhigt ist auch Anton Kleinert. Dazu hat er allen Grund, denn auch er findet etwas, dummerweise im Kofferraum seines Autos. Was soll er tun? Holt er die Polizei? Schafft er es heimlich weg? Niemand weiß davon außer Amor Amaro, den Hans Kleinert seinem Sohn zur Hilfe schickt.
Die Zeit drängt, sein Wagen steht auf dem Hotelhof und es sind 32°C im Schatten.
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Marco Toccato, Jahrgang 1951 ist in Italien geboren und in Deutschland aufgewachsen. Sein Vater kam mit einer der ersten Gastarbeiterwellen ins boomende Westdeutschland, wo es Arbeit gab, aber wenig Verständnis für die neuen Bürger. Das Buch „Amor Amaro und die tote Nachbarin“ ist sein erstes Buch (siehe Hinweise hinten). Dies ist das vierte Buch der Amor Amaro-Reihe.
© 2024 Marco Toccato, 4. korrigierte Auflage
Umschlag, Illustration: Marco Toccato
Lektorat, Korrektorat: Marco Toccato
Printed in Germany
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Alle Namen, alle Personen und die Handlung sind frei erfunden. Sollten Menschen ähnlich heißen oder Ähnliches erlebt haben, so ist das rein zufällig und unbeabsichtigt.
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Als er dann Claudio Baglioni und „Questo piccolo grande amore“ beginnt, …
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Marco Toccato
Amor Amaro - Das schwarze Bein im Porto Canale
Vorwort
Liebe Leserin, lieber Leser
Ich dachte mir, Sie wollen auch mal in Urlaub fahren und habe deshalb die Handlung dieses Buches in einen schönen Urlaubsort verlegt, nach Cesenatico.
Cesenatico habe ich schon hier und da in den anderen drei Amor Amaro-Büchern erwähnt und bei einer Lesung war es so, als wären fast alle im Publikum mit diesem Ort vertraut.
Und ist es nicht so? Da wo alles eigentlich schön, romantisch und voller Harmonie ist, wirkt ein Mordopfer besonders verstörend.
Der Ort ist vor allem auch sehr praktisch für mich. Ich kenne ihn schon viele Jahre und kann aus ihm schon fast wie aus meiner Heimat berichten.
Durch die Ortswahl sind natürlich viele der Dialoge in italienischer Sprache. Das wäre nicht gutgegangen, wenn nicht die liebe Signora Libera Mazzella von der schönen Insel Ischia meine italienischen Sätze korrigiert hätte. Mille grazie bzw. vielen Dank dafür.
Hoffentlich werden viele Menschen, die dieses Buch lesen, zu weiteren Freunden des pummeligen Privatdetektiven mit italienischen Wurzeln werden.
Ich freue mich, wenn Sie sich beim Lesen freuen und mir das mitteilen z. B. per Mail an
H
eute Abend war die Entscheidung auf „links herum“ gefallen. Anton und Alexandra sind mit ihren drei Mädchen Carla, Laura und Lena aus dem Hotel Canossa auf die Viale G. Carducci1 und dann links herum Richtung Mole, also korrekt die Molo di Levante gegangen. Das ist die südliche Seite der Einfahrt in den Porto Canale (Leonardesco), der gemäß Entwürfen von Leonardo Da Vinci gebaut wurde.
Es ist nicht weit dorthin, einmal über die Carducci, zwischen Piazza Cavallotti, mit seiner Fontana, dem Springbrunnen und dem Grand Hotel Leonardo in nördliche Richtung geht man geradeaus und stößt bald auf die Südseite des Kanals.
„Als ich zehn war“, erzählt Anton seinen Frauen „war gerade Fußballweltmeisterschaft in Italien. Die Italiener waren wie verrückt damals. Nach jedem Spiel, das die italienische Nationalmannschaft gewonnen hatte, gab es einen Autocorso durch die Stadt. Sie fuhren unter Hupen und lauter Musik die Straße hier bis zur Piazza Cavallotti, das ist der Kreisverkehr hier vorne mit der Fontäne in der Mitte, dann einmal ganz herum und zurück Richtung Kreisverkehr an der Piazza Achille Costa, dort wo das alte Grand Hotel ist.
Einige junge Burschen waren in dem Brunnen und spritzten mit Wasser um sich und auf die Vorbeifahrenden. Niemand störte das. Alle schrien sie ,Schilacci2, Schillaci, Schillaci!‘, den Namen eines erfolgreichen italienischen Fußballspielers. Das werde ich nie vergessen.
Wir waren damals noch in einem anderen Hotel, im Hotel Perugia, das ganz nahe am alten Grand Hotel liegt. Es gehört der Familie Veronesi und Signora Ornella Veronesi betrieb es mit zwei ihrer Kinder, Lorena und Achille.
Mein Vater und Achille hatten damals gegeneinander gewettet, dass Italien, so meinte Achille oder Deutschland, wovon Papa überzeugt war, gewinnen würde. Der Preis war eine Flasche Wein.
Vor dem Halbfinale waren noch beide Mannschaften dabei, aber wir reisten schon vor dem Finale ab Richtung Toscana und deshalb hätten sie die Preisverleihung auf das nächste Jahr verschieben müssen.
Doch Achille gab seinen treuen Gästen sowieso immer eine Flasche Rotwein mit, die in diesem Jahr im oberen Teil wie ein stilisierter Fußball gestaltet war.
Papa foppte ihn noch und sagte so gut er das in Italienisch konnte: „Ha già capitolato, Achille? Ho vinto?“ – Haben Sie schon aufgegeben, Achille? Habe ich gewonnen?
„No, no, no Signor Kleinert, sono sicuro che noi italiani vinceremo. La nostra squadra azzurra è la migliore del mondo. Si vedrà! Sa bene, che regalo una bottiglia di Sangiovese ai nostri clienti quando partono.” Nein, nein, nein, Herr Kleinert, ich bin sicher, dass wir Italiener gewinnen. Unsere ,Blaue Mannschaft‘ ist die beste der Welt! Das werden Sie sehen! Sie wissen genau, dass ich immer eine Flasche Sangiovese an unsere Gäste verschenke, wenn sie abreisen.
„Beh! Prendo il suo regalo e berrò alla sua salute quando saremo a casa e la squadra tedesca diverrà campione del mondo 1990!” – Na gut! Ich nehme Ihr Geschenk und werde es auf Ihr Wohl leeren, wenn wir zu Hause sind und die deutsche Mannschaft Weltmeister sein wird.
Ja und so war es dann auch, Deutschland wurde Weltmeister 1990 in Rom!“
„Weißt du, wie oft du mir diese Geschichte schon erzählt hast?“ Alexandra, Antons Frau deutet ein Gähnen an und streicht sich über einen nicht vorhandenen Bart.
„Das war einfach nur schön und es ist eine Kindheitserinnerung von einer sehr glücklichen Zeit. Das ist doch klar, dass mich hier jeder Stein an die Reisen hierher erinnert, die wir viele Jahre lang gemacht haben. Ich verstehe meine Eltern gut, wenn sie immer wieder hierher fahren. Für sie ist das wie eine zweite Heimat und für mich auch ein wenig!“
„Papa, was ist denn San Jovese?“ Carla hört alles und saugt Wissen wie ein unersättlicher Schwamm auf.
„Das ist eine Weinsorte, die hier sehr oft vorkommt. Davon gibt es sehr unterschiedliche Weine, aber alle sind sehr lecker.“
„Brrr, Wein ist sauer! Nee, da trink ich lieber Limo!“
Lena ist wieder weit vorgelaufen und schon am Fünf-Sterne Hotel „Leonardo“ vorbei.
Alexandra ruft sie besorgt: „Lena, bleib stehen! Es ist schon stockdunkel und wenn du dich verläufst oder womöglich in den Kanal fällst ….“
Lena läuft weiter, doch da schaltet sich Laura ein, ihre Zwillingsschwester. Sie rennt schnell zu Lena und hält sie fest. Sie ist immerhin die ältere von den beiden, ganze elf Minuten älter.
„Aber da sind ganz viele Leute am Wasser!“, sagt nun Lena. Sie und Laura sind fünf und Carla ist sieben Jahre alt.
„Stimmt! Was ist denn da los?“ Anton geht vor. Er ist besorgt, weil er den Kindern eventuell einen Anblick ersparen will, der nichts für sie ist.
Gut, dass er das gemacht hat, denn er hört aus vielen Mündern die Worte „Bein“, „Haxen“ und „Gamba“.
„Alexandra, bleibt bitte erstmal zurück. Ich glaube, das ist nichts für die Kids!“
Anton ist fast zwei Meter groß und er kann nun über die Köpfe der fast durchweg kleineren Italiener, Deutschen und Österreicher sehen, wie einer der Angler mit Mühe ein menschliches Bein mit dunkler Haut aus dem Kanal hochzieht. Ein Zweiter ist ihm mit einem Kescher beigesprungen und sie senken nun ihren „Fang“ auf das gepflasterte Kanalufer.
Anton kann sich nicht losreißen. Überall klicken die Handys, als hätten ihre Kameras Verschlüsse wie alte Spiegelreflexkameras, ‚eigentlich blöd‘ geht es ihm durch den Kopf. Und dann ‚Warum komme ich ausgerechnet jetzt darauf?‘
Es sieht sehr ästhetisch aus, wie das angewinkelte linke Bein eines offensichtlich sehr großen Menschen afrikanischer Abstammung auf dem neuen, hellen Pflaster liegt und immer wieder an verschiedenen Stellen wie poliert glänzt, wenn eines der Blitzlichter es anleuchtet. Es ist ein sehniges Bein mit schlanken Muskeln. Die sehr glatte Haut ist haarlos und glänzt wie eingeölt.
Anton sieht im Kopf einen Afrikaner vor sich, den einzigen, den er kennt und mit dem er hier in Cesenatico gesprochen hat, Mustafa aus dem Senegal.
Mustafa war einer von den Strandverkäufern3, die noch in den Neunzigern des letzten Jahrhunderts am Strand Kettchen, Trikots und Spielzeug und vor allem Look-A-Like Uhren verkauft haben, das allerdings unter der Theke, wenn sie eine solche gehabt hätten.
Da gab es Prollex-, Omerta- oder PanemCircensis-Nachbauten, die originaler als die echten waren und die statt damals zweieinhalb- bis achttausend Mark nur fünfzig- oder hunderttausend Lire kosteten, also fünfzig bis hundert Mark etwa.
Antons Eltern hatten einige dieser Uhren, denn es gab auch Chartres-, Chenal- oder Gukki-Uhren für die Dame.
Mustafa war immer ein gern gesehener Gast an den Liegen der Deutschen, Luxemburger und Niederländer, die sich über die Abwechslung beim anstrengenden Bad in der Sonne freuten.
Mustafa konnte blendend Französisch, sehr gut Italienisch und sogar ein wenig Deutsch. Er war fast zwei Meter groß und schlank, gekleidet wie ein Scheich und genauso stolz ging er am Strand von Sonnenschirm zu Sonnenschirm. Alle mochten ihn.
Er schien sich nur mit allen unterhalten zu wollen und ganz nebenbei verkaufte er seine Plagiate, außer Uhren auch Handtaschen und Modeschmuck. Er war ein eleganter Verkäufer, zeigte nie Enttäuschung, wenn jemand nichts gekauft hatte und die, die ihn (noch) nicht kannten und eher unhöflich wegjagten, ließ er links liegen und besuchte dann stattdessen eine alte, treue Kundin.
Schon damals war der Verkauf dieser Waren am Strand verboten, aber man ließ es zu beziehungsweise schauten die Carabinieri und anderen Polizisten nicht so genau hin.
Wie das in Italien so ist, solange keiner offensichtlich geschädigt oder belästigt wird, lässt man alles laufen. Ab und zu gab es dann wieder mal Order von oben und man machte einen lustlosen Einsatz am Strand, aber den so langsam und ohne Raffinesse, dass alle illegalen Strandhändler Zeit genug hatten, wegzulaufen.
Keine Ahnung woran es lag, ob es der Spieltrieb der italienischen Polizisten war oder eine neue grundsätzliche Anweisung, man machte plötzlich ernst. Dem Spieltrieb der Polizisten kam das so entgegen, dass sie mit Quads ausgerüstet wurden und damit natürlich sehr schnell jeden Strandhändler verfolgen konnten.
Ja, Anton denkt an Mustafa, aber dessen Bein kann es eigentlich nicht sein, denn Antons Erinnerung liegt fast zwanzig Jahre zurück und das Bein hier sieht so aus, als hätte es sich bis vor kurzem noch an der linken unteren Seite eines Schwarzafrikaners befunden, der höchstens fünfunddreißig Jahre alt war oder ist?
Anton hat trotzdem eine Gänsehaut, als er zurück zu Alexandra und den Kindern eilt.
„Wisst ihr was, wir gehen jetzt den ganzen Kanal entlang und schauen uns die Schiffe an. Carla, du kannst ja mal versuchen die Namen von denen zu lesen. Was meinst du?“
Carla hat schon angefangen „RRRMM vier acht neun.“ Liest sie gerade laut. „Aber das ist doch kein Name oder Papa?“
„Nein, das sind die Registriernummern! Ich glaube, das ‚RM‘ ist eine Abkürzung für ,Rimini‘ der großen Stadt hier an der Küste.“
Carla hört schon nicht mehr zu, obwohl man das bei ihr nie weiß, sie kann Multitasking!
„A Punkt Merkel“, liest sie nun.
„Was hast du gesagt, Carla?“ Anton kratzt sich am Kopf.
„A Punkt Merkel steht auf dem Schiff da vorne. Schau doch!“
Anton ist von den Socken. Da hat doch wirklich, aus welchem Grund auch immer, einer der italienischen Fischer seinen Kahn nach Angela Merkel4 benannt. ‚Kann man mal sehen! Und das obwohl während seiner Amtszeit der Berlusconi kein gutes Haar an ihr gelassen hat! Aber eine ganze Zeit lang war Cesenatico auch eher rot, also wahrscheinlich gegen Berlusconi eingestellt. Vielleicht ist da noch was übrig hier und da.‘
Trotz alledem bekam er das Bild mit dem ,appen Bein‘, wie man bei uns sagt, nicht mehr aus dem Kopf. Er klopfte sich innerlich auf die eigene Schulter, dass er auf Grund einer Ahnung vorgeeilt war. Wie hätte er das den Kindern erklären sollen?
S
ie gehen entlang des Porto Canale, was nichts anderes als Kanalhafen heißt. Wie immer ist es sehr voll. Überall auf den Bänken sitzen vor allem die älteren Leute, Einwohner von Cesenatico und unterhalten sich. ‚Das kann nur Dialekt sein,‘ denkt Anton, ich verstehe nicht ein Wort davon und es hört sich überhaupt nicht italienisch an.‘ Ihre Fahrräder lehnen an den umgebenden Laternen.
Es wird viel Rad gefahren in Cesenatico. Anton meint, das wäre zum Teil auf Marco Pantani und vor allem auf Achille Veronesi vom Hotel Perugia zurückzuführen. Er hatte vor langer Zeit Fahrräder mit Aufdruck „Hotel Perugia“ angeschafft und lieh sie kostenlos an seine Hotelgäste aus. Er muss einer der ersten, wenn nicht gar der erste Hotelier gewesen sein, der das tat. Ab da wurden Fahrräder immer mehr zum Fortbewegungsmittel in Cesenatico. Erst zogen die anderen Hotels nach und später auch die Einwohner und Ferienhaus- und Appartement-Urlauber. In Cesenatico machen vor allem italienische Familien Urlaub. Deutsche, Österreicher und andere findet man vor allem nach Süden hin in Valverde, Villamarina und Gatteo a Mare.
Vor der Pescheria, einer äußerlich alten, aber renovierten Fischmarkthalle mit zwei Verkaufszeilen rechts und links steht mal wieder ein vollständig weiß geschminkter Mann ohne die geringste Bewegung. Seine Mühe ist vergeblich. Diese Nummer machen sie nun schon jahrzehntelang und niemand lässt sich damit noch hinter dem Ofen hervorlocken.
Da wo sie Holzspielzeug verkaufen, ist wie immer eine Menschentraube, denn jedes Kind und auch viele erwachsene Touristen wollen sich als Pinocchio5 fotografieren lassen. Es gibt eine Figur aus Holz, hinter die man sich stellen kann und das Gesicht zwischen Hals und Mütze eines menschengroßen Pinocchios stecken kann, damit dann auch der Pinocchio ein Gesicht bekommt. Eine lange Lügennase ist an einem Metallbügel in der richtigen Höhe befestigt.
Die drei Mädels wollen natürlich auch ein Foto von sich als Pinocchio gemacht haben. Sie schauen fasziniert auf die wechselnden Gesichter der Puppe und sind ganz aufgeregt, weil sie auch gleich dran sein werden.
„Hat gerade noch so geklappt, was?“
„Ja, gut dass du vorgelaufen bist. Die Kinder hätten die ganze Nacht kein Auge mehr zugemacht“, pflichtet Alexandra Anton bei. „Welcher arme Kerl wird das wohl gewesen sein? Der ist doch sicher tot oder was meinst du?“
„Ja, glaube ich auch. Mir ging Mustafa durch den Kopf, als ich das Bein im Mondlicht glänzen sah.“
Bevor Alexandra die Frage stellen kann, stellt sie Carla: „Wer ist Mustafa, Papa?“ Wie gesagt, sie ist multitaskingfähig und man sollte in ihrer Gegenwart aufpassen, was man sagt.
„Äh, Mustafa, ja das war ein Strandhändler. Der verkaufte Schmuck und solche Sachen am Strand. Aber das ist lange her und jetzt gibt es diese Strandhändler nicht mehr.“
„Waru-um?“ typisch Carla.
„Weil es verboten ist, am Strand Sachen zu verkaufen, die aussehen, als wären es echte vom richtigen Hersteller. Das haben die gemacht und die Polizei hat sie dann irgendwann vertrieben. Jetzt dürfen nur noch die Händler mit den Kokosnüssen und den Badetüchern am Strand verkaufen.“
„Waru-um?“
„Warum was? Mehr kann ich dir nicht dazu sagen!“ Aber Anton kennt das, Carla fragt lieber einmal mehr „Waru-um?“ als zu wenig
„Warum …“
„Carla, jetzt ist es aber gut!“
„Nein, warum sind da so viele Leute am Wasser?“
„Nicht schon wieder!“ murmelt Anton und geht schnell hin, bevor die Kinder es tun.
Ein Fischer ist auf seinem Kahn und holt mit seinem Netz gerade ein rechtes Bein eines Schwarzafrikaners aus dem Kanal.
Es ist an sich ebenso ästhetisch und wohlgeformt, wie das linke, dass er vorher gesehen hat. Wenn nur nicht der Ansatz am Oberschenkel zum Rumpf gewesen wäre. Da sah man blassrotes und weißes Fleisch, ausgewaschen vom Kanalwasser und die Kugel des Oberschenkelhalsknochens. So als wäre das Bein mit Riesenkräften ausgerissen worden.
Anton schaut schnell weg und ist erstaunt, wie da die meisten Leute, vor allem Touristen stehen und mit weit aufgerissenen Augen zuschauen, wie das Bein rausgeholt wird. Viele haben einen harten, gierigen Zug im Gesicht. Einer hat sogar das Handy gezückt und nimmt ein Video von der Bergungsaktion auf.
Ein Junge stellt sich zwischen ihn und den Ort des Geschehens. Der Filmer flucht laut und stupst den Jungen an, aber das ist ein schwarzgelockter, pfiffiger, italienischer Jung-Apoll. Der lässt sich nicht so schnell aus der Ruhe beziehungsweise von dem eben ergatterten Logenplatz wegbringen.
„Ungezogene Blagen!“ hört Anton vom Filmer, der jetzt stinksauer versucht, irgendwie an dem Jungen vorbei zu filmen.
Anton kehrt zu Frau und Kindern zurück und bemüht sich, schnell aus diesem Menschenauflauf zu verschwinden.
A
nton ist sehr blass um die Nase. Seine Frau schaut ihn besorgt an. „Alles in Ordnung?“
„Nein, ja … ach lass uns schnell ins Hotel gehen. Für heute ist mein Bedarf gedeckt.“
Sie gehen auf dem schnellsten Weg zurück, über die mit Holzplanken gebaute Brücke, wo wieder diverse Autos drüber rappeln.
Dieser Kanalarm liegt still im Mondlicht. Der Vollmond ist neben dem Grattacielo6 unnatürlich groß und orange zu sehen. Dieses sehr romatische Bild beruhigt Anton ein wenig.
Früher haben sie ganz hinten auf dieser Wasserfläche Kanuball gespielt oder wie das heißt. Dabei spielen zwei Mannschaften, in Kanus gegeneinander. Es gibt zwei Tore und einen Ball, der mit den Paddeln bewegt, geworfen oder getrieben wird.
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Der Abend ist noch sehr heiß. Es ist halb zehn und die Anzeige an der Bank gegenüber der Bibliothek hat noch 31°C angezeigt.
Schon bald sind sie am Hotel. „Kannst du bitte die Mädels ins Bett bringen? Ich möchte mir gerne noch ein Bier unten auf der Terrasse trinken. Bei der Hitze und den Gedanken kann ich bestimmt nicht schlafen.“
Eigentlich gibt es nichts Schöneres, als diese wunderbaren Sommerabende an der Luft zu genießen.
Anton und seine Frauen haben ein recht großes Zimmer mit zwei Räumen, aber der Balkon ist nicht nutzbar, weil er klein ist und statt einer üblichen Balkonbrüstung eine umlaufende Mauer von zwei Metern Höhe hat. Bleibt also nur die Terrasse unten.
Ileana kommt. Sie ist die Tochter des Padrone und mittlerweile ist sie eigentlich die Hotelchefin. Ihr Bruder Davide leitet das Hotel Balestra, das nahe am Hafen liegt.
Wenn Ileana lächelt, ist das so beruhigend, dass man meint, alles würde wieder gut. Anton tut das gut.
„Buonasera Ileana, porta una birra al tedesco, per favore!“ Anton hatte sich von Hans briefen lassen. Hans hatte einige Mühe aufgewendet, um hier im Hotel das Zapfen eines Bieres so zu gestalten, dass es ein „Bier nach Art eines Deutschen“ wird.
Und richtig, schon bald ist Ileana mit einem großen Bier zurück, das hier in Italien „birra media“ also „mittleres Bier“ genannt wird. Es sind immerhin 0,4 Liter. Wie mag dann „una birra grande“ aussehen?
Jedenfalls ist dieses Bier von einer fast perfekten Schaumkrone bedeckt, eben „al tedesco“.
Mit Ileanas Lächeln und einem guten Bier wird die Welt für Anton freundlicher. Er geht seinen Gedanken und Erinnerungen an frühere Aufenthalte hier in Cesenatico nach. Er war immer als Kind und einmal als Heranwachsender mit fünfzehn Jahren hier.
Für ihn, als er Kind war, wie für alle Kinder und Jugendlichen sind italienische Badeorte ideal. Es gibt Spielhallen, in denen man Air-Hockey spielen, auf Elefanten aus Kunststoff reiten, flippern oder Basketbälle werfen kann.
Für Kinder und Jugendliche? Ein alter Bekannter von Hans, ein Unternehmer mit einem mittelständischen Betrieb in der Nähe von Bergamo zog jeden Abend mit seiner Enkelin Felicia los und wenn er zurückkam, hatten er und Felicia beide Arme voll mit riesigen Plüschtieren. Die kann man an Automaten mit kleinen Baggern darin gewinnen. Man steuert den Bagger von außen mit einem Joystick, was allerdings leichter aussieht und sich anhört, als es ist. Herr Berti, so heißt der Bekannte, war da wohl Anfang, Mitte sechzig und hatte seinen Spaß daran, mehr als die meisten Kinder. Er war wie ein Kind.
Hans hat er mal erzählt, dass er wegen zu schnellen Fahrens eine Zeit lang keinen Führerschein mehr hatte. Kurz nachdem er ihn wiederbekam, schaffte sich sein Sohn einen Prescher 712 an. Herr Berti wollte das neue Spielzeug auch mal ausprobieren und musste schon nach einer Woche wieder seinen Führerschein abgeben.
Ja und nun sitzt Anton auf der Terrasse und nicht er, sondern seine Kinder werden ins Bett gebracht. Später fahren dann vielleicht Carla, Lena und Laura mit ihren Kindern hierher und denken an die Sommerferien hier in Cesenatico.
Anton geht es besser. Das leckere Bier und diese Gedanken haben ihn beruhigt und es ist so wunderbar, einfach nur zu sitzen und die anderen Menschen rings herum und auf der Straße zu sehen. Gegenüber auf der anderen Seite der Viale dei Mille ist Gommolandia, ein Spielpark mit Trampolinen, Hüpfburgen, kleinen Elektro-Go-Karts und vielen anderen Spielmöglichkeiten für Kinder. Dort spielen sie Musik, irgendeinen spanischen Popsong der hier und auch in Deutschland überall gedudelt wird. ,Komisch, wie einig sich die Menschen in allen Ländern sind, wenn es darum geht, welche Musik sie hören.‘ denkt Anton. ,Heißt, glaube ich, „Despacito“ oder so!‘
Alexandra setzt sich zu ihm und ihr folgt Ileana mit einem Tablett, auf dem ein Weißwein und ein weiteres Bier stehen.
„Äh, eigentlich wollte ich gar kein … aber warum nicht.“
„Ich dachte mir auf den Schreck kann es nochmal ein Bier mehr sein, was meinst du?“ grinst Alexandra ihren Mann an. Sie ist noch für den Abendspaziergang geschminkt und hat etwas Ähnlichkeit mit Cate Blanchett mit ihren betonten Wangenknochen und den leicht schrägen, mandelförmigen Augen. Nur hat sie lange, dunkle Haare und Cate Blanchett ist blond.
„Du hast völlig recht und Papa hat gute Vorarbeit geleistet. Wenn man nicht aufpasst, bekommt man hier ein Bier, wie es eher in Holland oder England getrunken wird. Das Glas läuft fast über, aber es ist kein Schaum drauf. Brrr!“ Und wieder wird es Anton ganz warm um’s Herz, als Ileana es abstellt und ihn anlächelt.
Alexandra räuspert sich und er merkt, dass er etwas zu lange in Ileanas Augen blickt. Dieses Lächeln hat seinen Vater dazu gebracht, in diesem Hotel Urlaub zu machen.
„Schlafen die Mädels?“
„Ja, Carla hat wie immer noch ein letztes Mal aufgedreht, da waren Lena und Laura schon eingeschlafen, aber dadurch, dass sie hier nie vor zehn Uhr abends ins Bett kommen, ist das Zubettgehen wesentlich angenehmer. Vielleicht sollten wir sie zu Hause auch länger auf lassen?“
„Damit sie dann in der Schule und im Kindergarten einschlafen? Nee, so angenehm das ist, aber das können wir nicht machen.“
„Sag mal, was hast du überhaupt so Schreckliches gesehen? Ich bin ja immer weit zurück geblieben und habe etwas von ‚Bein‘ gehört, als ich die Mädels festgehalten habe. War es ein Bein, dass sie an der Mole aus dem Kanal gezogen haben?“
„Ja und zwar ein linkes, schwarzes Bein, also das eines Afrikaners und später beim Pinocchio dann noch ein rechtes.“
Alexandra schüttelt sich und verschränkt ihre Arme vor der Brust, so als würde sie frieren. „Jetzt träume ich bestimmt heute Nacht davon.
Na ich sag mal einfach Prost! Auf dass es doch noch ein schöner Urlaub wird. Das Wetter passt jedenfalls. Mir ist es schon zu heiß. Ich hoffe ich akklimatisiere mich schnell.“
Beider Stimmung ist nun nicht besonders gut und so trinken sie langsam und schweigsam.
In der Halle sagt Alexandra noch ‚Buonanotte‘ zu Ileana und geht zur Treppe.
„Ich komme gleich, ich muss noch was im Auto suchen“, ruft Anton ihr nach.
Er geht quer durch das Foyer zum anderen Ausgang in Richtung Viale Carducci. Nun ist er doch sehr müde. ,Wenn man bedenkt, dass wir heute um fünf Uhr morgens noch zu Hause in Deutschland waren und wir dreizehn Stunden Fahrt auf dem Buckel haben, dann kann man wohl müde sein.‘
Die automatische Glastür schiebt sich zur Seite. Das Auto der Kleinerts ist das zweite von vorne. Es ist ein Van, in dem die Kindersitze reinpassen und trotzdem noch eine dritte Bank reingeht. Hinten gibt es die übliche Hecktür. Es war schon ein ziemliches Gefummel an dem ersten vorbei durch den schmalen Gang das große, breite Auto zu parken.
Anton sucht seine Baseball-Cap, die eigentlich im Kofferraum liegen müsste. Morgen, wenn es an den Strand geht, ist es sicher angenehmer, sie aufzuhaben.
Als er nun die Hecktüre öffnet, fällt ihm etwas Schweres entgegen. Sehr schnell merkt Anton, dass es ein Rumpf ist. Der Rumpf eines Schwarzafrikaners ohne Beine, Arme und Kopf in einem karierten Leinenhemd, das vorne vollkommen aufgeknöpft ist. Ein wunderschöner, glänzender, unbehaarter, ebenholzfarbener Torso mit ausgeprägten Brustmuskeln und einem perfekten Sixpack. Fast wäre der ihm aus dem Kofferraum gefallen, weil der Rumpf senkrecht stand und nur durch die Tür zurückgehalten wurde.
Das ist DER Corpus Delicti, nicht das. Er beeilt sich Rumpf und Tür wieder zuzudrücken. Angewidert schaut er an sich herunter. Ist Blut an Hemd oder Short? Nein, Gott sei Dank nicht. Er geht in eine Ecke, weil er sich übergeben muss. Er hat den sauren Geschmack von Erbrochenem im Mund. Ihm zittern alle Glieder.
Was soll er jetzt machen? Seine Gedanken rasen, von denen einer sagt, ‚Geh rein! Sag sie sollen die Polizei rufen!‘ und der andere meint, ‚Dann kannst du deinen Urlaub vergessen und wirst sicher nicht nach vierzehn Tagen zurückfahren können. Womöglich bist du dann Hauptverdächtiger einer Mordermittlung.‘
,Erstmal drüber schlafen! Vielleicht kann ich unter irgendeinem Vorwand hier wegfahren und den Rumpf an einem unbeobachteten Platz entsorgen. Genau, morgen sieht sicher alles ganz anders aus. Geh ins Bett!‘
Anton spricht schon mit sich selbst. Mit der langen Fahrt in den Knochen, den zwei Beinen, deren Anblick ihm schon weiche Knie bereitet hat, nun noch das. Er hat ein Stück Leiche im Auto, weiß nicht, wie es da rein kam und wie er es wieder loswerden soll. Schöner Urlaubsbeginn!
Er geht ins Hotel und fährt mit dem Lift in den dritten Stock, wo das Zimmer ist. An seinem Ohr zirpt was entlang. Im engen Fahrstuhl hat er Gesellschaft von einer Mücke und er stellt fest, dass an seinen Armen drei frische Stiche sind.
Ihm fällt ein, dass sein Vater ihm geraten hat, sich abends immer gegen Mücken einzureiben. Man sollte auf die Eltern hören. Aber Mückenstiche sind jetzt sein kleinstes Problem.
A
lexandra schläft bereits, als er ins Zimmer kommt. Wie lange war er denn unten am Auto? Er hat jeden Begriff für Zeit verloren. Im Bad zieht er sich leise aus, putzt sich die Zähne und pinkelt nochmal.
So leise er kann, kehrt er ins dunkle Zimmer zurück und legt sich unter das Laken, das er als einzige Decke zum Schlafen erträgt.
Das Zimmer ist immer noch heiß, obwohl sie vor dem Spaziergang die Klimaanlage angeschaltet und auf 26°C eingestellt hatten. Nun ist sie aus, weil das dauernde Rauschen stören würde.
‚Ich kann nicht schlafen! Nein, ich werde nicht schlafen können!‘ Er ist sich sicher, dass er nicht schlafen kann. Nicht nach dem Fund im Kofferraum. Auch auf der Seite schläft er nicht ein. Er schüttelt sich erneut bei dem Gedanken den Torso vor der Brust gehabt und umfasst zu haben.
Schließlich steht er auf, zieht sich Hose und Hemd über, nimmt den Autoschlüssel und fährt nochmal mit dem Fahrstuhl runter. Was ist denn im Auto. Liegen da womöglich die Arme und der Kopf? Darüber muss er Klarheit haben.
Unten in der Halle sitzt die arme, müde Ileana im Dunklen nur vom Bildschirm ihres PC beleuchtet. Sitzt sie jede Nacht an der Rezeption?
„Ha bisogno di aiuto?“ Ob er Hilfe braucht? Sie bemüht sich um ihr sagenhaftes Lächeln, aber das wird Opfer der Müdigkeit.
„No, grazie. Ho dimenticato qualcosa nella macchina.“ – Hoffen wir mal, dass er nicht wirklich noch etwas im Auto vergessen hat. Er eilt wieder raus.
Vorne zur Carducci hin haben sie ein schweres Stahlgitter vor den Eingang gezogen. Da käme jetzt niemand mehr rein. Und er kommt nicht raus! Er kann also nachts nicht heimlich losfahren, um seinen Fund loszuwerden.
Sehr langsam und vorsichtig öffnet er nun die Autotür. Schaut auf die Sitze, auf den Boden, erst vorne dann hinten.
Nein! Gott sei Dank ist da alles, wie es sein sollte. Bei der Gelegenheit findet er hinten in der Sitztasche des Fahrersitzes die Baseball-Cap, die er erst im Kofferraum gesucht hatte. Na wenigstens etwas!
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„Le piace la sua stanza, Signor Kleinert?“ Ob ihm das Zimmer gefällt, fragt Ileana, jedenfalls meint er, das verstanden zu haben.
„Per favore chiamami Anton. Posso darle del tu?“ – Sagen Sie bitte Anton zu mir und darf ich Ihnen das Du anbieten?
„Sì volentieri, Anton!“ – Aber gerne, Anton!
„Sì, la stanza è bella, ma il balcone non ci piace! Perchè c’è il muro sul balcone? È stretto e non si riesce a vedere nulla.“ – Womit er sagen wollte, dass der Balkon nicht toll sei und fragt, was die Mauer soll, wegen der man nichts sehen kann. Geht eigentlich recht fließend, wenn man bedenkt, dass er nur die letzten Wochen vor dem Urlaub im Internet Italienisch-Lektionen genommen hatte.
„Parli bene Italiano. Complimenti, Anton!“ und da ist es wieder dieses Lächeln, in das man sich verlieben muss.
Anton macht das Kompliment, dass er gut Italienisch spricht, verlegen. Plötzlich hat er keine Lust mehr sich ins Bett zu legen. Er wird sowieso nicht schlafen können. Da könnte er doch ein wenig mit Ileana plauschen und ein Glas Wein mit ihr trinken: „Non posso dormire, fa troppo caldo e non so cosa fare a letto sveglio. Beviamo del vino insieme, Ileana?”
„Perchè no! Offro io il vino. Vuoi vino bianco o rosso?” Ileana lädt ihn ein.
“Grazie, forse il vino rosso mi fa addormentare…..spero!?” und Anton wählt roten Wein, weil er hofft, dass der ihn müde macht.
Ileana füllt zwei große Gläser und stellt sie auf einen Tisch. Beide setzen sich hin und stoßen an. Danach scheinen sie ihren Gedanken nachzugehen und schweigen eine Weile. Ein Schweigen, das nicht peinlich oder störend ist. Es scheint so, als wäre es beiden angenehm, zusammenzusitzen und innerlich aber gemeinsam ihre frische Vertrautheit zu feiern.
„Che fai in Germania Anton?“
„Sono ingegnere elettronico.”
„Come tuo padre! Bello.“
„Sì, ma il mio padre lavora come consulente, è specializzato in automazione di magazzini con IT. Io invece lavoro come sviluppatore dei circuiti elettronici per macchine ibride ed elettriche.“ – Er berichtet, dass Hans als Berater für Lagerautomation arbeitet, wohingegen er Schaltungen für Hybrid- und Elektroautos entwickelt.
„Ha una professione promettente. Io ho studiato scienze della consulenza del lavoro a Bologna. Ma non credo che farò questo mestiere. Non mi dispiace, secondo me il lavoro in Hotel a contatto con i clienti è più vivace ed interessante. E come hobby sono fotografa.”
Ileana hat Arbeitsrecht in Bologna studiert, aber mag die Arbeit im Hotel lieber wegen des Kontakts zu den Kunden, was ihrer Meinung nach viel lebhafter und interessanter ist. Außerdem ist sie Hobbyfotografin.
„Sì, lo so! Ho visto qualche tramonto di Cesenatico che hai postato su facebook. Sono molto belle quelle fotografie, mi piacciono molto.
Anch’io amo fotografare. Al momento ho tre soggetti, Carla, Lena e Laura, le mie figlie. Per me sono le tre bimbe più belle del mondo.“ – Ja, Anton weiß das, denn er hat auf Facebook schöne Sonnenuntergänge in Cesenatico gesehen, die Ileana gepostet hatte. Auch er fotografiert gerne und im Moment hat er drei Motive, seine Töchter, die für ihn die schönsten Mädchen der Welt sind.
Ileana lacht: „Certo, le tue bimbe sono straordinarie, belle, intelligenti e molto brave. C’è una grande differenza tra i bimbi tedeschi e quelli italiani. I bimbi italiani sono viziati e meno bravi. È un piacere osservare le tue bimbe. Hanno bellissimi capelli biondi.”