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Wie hole ich Frösche, Kröten, Molche und Unken in meinen Garten? Ein Teich ist nicht nur Blickfang, er kann auch einen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt leisten. Angesichts von sinkendem Grundwasserspiegel und vermehrten Trockenperioden sind die heimischen Amphibien immer öfter auf diese Hilfe angewiesen. Aber wo positioniere ich den Teich im Garten am besten? Welche Folie ist die richtige? Mit welchen Kosten habe ich zu rechnen? Wie sichere ich die Wasserversorgung? Welche Pflanzen sind geeignet? Welche Amphibienarten werden sich einstellen? Bringt der Teich auch Stechmücken in den Garten? Und welchen Einfluss hat er wirklich auf die Biodiversität? Ist er gut oder schlecht für unser Klima? Welche rechtlichen Bestimmungen muss ich beachten? Auf all diese Fragen liefert das vorliegende Buch eine umfassende Antwort. Praxisnah und mit vielen Anekdoten bietet es einen kurzweiligen und informativen Zugang zum Amphibienteich im eigenen Garten. Es bringt nichts, wenn wir alle nur über die Klimakrise und den Artenschwund sprechen, wir haben es in der Hand, auch etwas dagegen zu tun, denn die großen Probleme unserer Zeit sind eigentlich viele kleine, und die lassen sich in vielen kleinen Schritten lösen. Die Erhaltung unserer Amphibien ist nicht nur einfacher als gedacht, mit dem richtigen Wissen macht sie auch noch Spaß. In diesem Buch erfahren Sie alles, was es für die erfolgreiche Einrichtung einer "Amphibienbadeanstalt" braucht - und was man getrost weglassen kann, denn oft reicht es, wenn wir der Natur nicht im Weg stehen. Schließlich sind unsere Amphibien für Jahrmillionen ohne große Technik ausgekommen. Wir müssen nur bereit sein, einen Teil unseres Lebensraums mit ihnen zu teilen, dann revanchieren sie sich mit Wohlgefühl und guter Laune, denn Frösche, Kröten und Molche sind Unterhaltungstalente.
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Seitenzahl: 277
Veröffentlichungsjahr: 2023
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Der Menschheit Würde ist in eure Hand gegeben, Bewahret sie!Friedrich Schiller
Für Mrs. Columbo, die mir manchmal ihren Garten borgt.
Vorbemerkungen
Vom Leben mit den Lurchen
Die Berufswahl
Ein Quereinstieg
Zur Gliederung
Datenschutz
Die Badegäste
Die ersten Landbewohner
Die Metamorphose
Artenbestimmung
Artenüberblick
Hybridformen
Strategien der Fortpflanzung
Der Nichtschwimmer
Der Feuerbeständige
Die Molche als Anpassungskünstler
Die Lauten und die Leisen
Die Zahlreiche
Herzige Augen, schlechter Ruf
Der Zugewanderte
Der Gefangene im Glas
Ernährung der Amphibien
Das Große im Kleinen
Klimawandel und Artenvielfalt
C wie Klima
Die Zahl der Arten
Rechtliches
Die Ramsar-Konvention
Die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie
Bauvorschriften
Lärmschutz gegen Umweltschutz
Die Amphibienbadeanstalt
Die Wahl des Ortes
Der Aushub
Die Teichfolie
Regen- oder Leitungswasser
Teichrand und Kapillarwirkung
Die Sache mit den Gelsen
Frisches Wasser für den Teich
Bepflanzung
Wenn Blumen auf Besuch kommen
Einsperren zwecklos
Die Rohrkolbeninvasion
Keine Angst vor Wasserlinsen
Seerosen nicht in Weiß
Platzanweisung
Wartungsarbeiten am Teich
Klares Wasser
Der naturnahe Garten
Der Badebetrieb
Erste amphibische Besiedelung
Pioniere
Die einsame Kröte
Eine Woche Kaltwasserpaarung
Fische mit Füßen
Ein amerikanischer Albtraum
Probejahre
Neuzugang Braunfrösche
Die Fersenprobe
Dreierlei Molche
Wie Kröten sterben
Sicher in der Gruppe
Automatischer Frühjahrsputz
Exponentialfunktionen im Gleichgewicht
Vollbetrieb
Saisonbeginn
Was Froschlaich aushält
Geduldige Kaulquappen
Erdkrötenpaarung im August
Die Balz der Molche
Kleine Mängel
Reich mir die Hand
Händchenschema
Schluckauf
Einsam, männlich, laut
Kleine graue Männchen
Ganz der Papa
Der erste Springfrosch
Fressfeinde
Stechmücke frisst Kröte
Die Schönheit der Aliens
Schwimmkäfer
Die Königin
Madame Voldemort und der magische Frosch
Die Baderegeln
Jobaussichten
Ein Beruf mit Zukunft
Das bedrohte Paradies
Der Lurche Würde ist in eure Hand gegeben
Anhang
Dank
Literatur- und Quellenangaben
Register
Die Hauptrolle in diesem Buch spielt ein Gartenteich, den ich vor Jahren angelegt habe. Er ist acht Meter lang, und man kann darin schwimmen. Wenn Sie jetzt an einen dieser Schwimmteiche denken, wie man sie in Hochglanzbroschüren findet, dann liegen sie aber falsch. Unser Garten taugt nicht als Hintergrundkulisse für Schöner Wohnen, dafür gefällt er den Igeln, Vögeln, Eichhörnchen und Insekten, und in unserem Teich schwimmt man manchmal mit einer Ringelnatter in Griffweite. Im Gegensatz zu vielen anderen Menschen mag ich Schlangen. Ich mache mir aber nicht die Illusion, dass diese Zuneigung erwidert wird. Unsere Ringelnattern interessieren sich nur für die Amphibien in unserem Teich. Sieben verschiedene Arten haben sich mittlerweile angesiedelt, und von ihnen handelt dieses Buch.
Das Wissen, über das ich hier schreibe, habe ich mir auf dem zweiten Bildungsweg erworben. Aber so gut wie jeder, der einmal Germanistik studiert hat, macht beruflich etwas, das er sich nachträglich angeeignet hat, und verglichen mit den anderen Tätigkeiten, die ich schon gemacht habe, ist das Schreiben eines Werkes über Amphibien noch relativ nahe an meiner akademischen Ausbildung. Dieses Buch ist aber auch kein herpetologisches Fachbuch im eigentlichen Sinn. Es handelt vom Leben mit den Lurchen und will Emotionen und Sympathie für diese Tiere wecken, denn es geht um nicht weniger als um die Erhaltung unserer Biodiversität. Wir können forschen und Bücher schreiben so viel wir wollen, aber für das Überleben der Lurche braucht es vor allem ein möglichst flächendeckendes Netz von kleinen Laichgewässern. Das kann die Wissenschaft nicht leisten, dafür müssen Menschen bereit sein, eine Ecke in ihrem Garten den Amphibien zur Verfügung zu stellen.
Es ist ein bisschen so, wie wenn wir krank sind: Nur das optimale Wechselspiel von Medizin und Pflege führt zu einem raschen Heilungserfolg. In diesem Sinne braucht es für den Fortbestand unserer Lurche nicht nur die Herpetologie, sondern auch den Praktiker, der sich gerüstet mit dem wissenschaftlichen Fachwissen daran macht, seinen Badegästen ein geeignetes Umfeld zu bieten. Ich glaube zwar nicht, dass sich für dieses zukünftige Berufsbild jemals die Bezeichnung Amphibienbademeister und -meisterin durchsetzen wird, verwende sie im folgenden aber trotzdem, weil sie mir gefällt.
Als ich ein Kind war, pflegte mich meine Großmutter immer zu fragen, was ich denn einmal werden wolle, und mit der gleichen Regelmäßigkeit pflegte ich als Antwort mit den Schultern zu zucken. Meine Großmutter hätte gern etwas wie Astronaut, Polizist oder Lokomotivführer gehört, aber wie der Quantenphysiker, der mit vier Jahren auch nicht sagen kann, dass er einmal Quantenphysiker werden wird, wusste ich damals noch nicht, welchen Beruf die Zukunft für mich bereit hielt.
Mit dem Wissensstand von heute wäre das alles anders. Ich würde meiner Großmutter ehrlich und voller Stolz antworten: Amphibienbademeister! Oma, wenn ich groß bin, werde ich Amphibienbademeister. Und auch meiner Großmutter hätte diese Antwort sicher gefallen, denn auf dem Fremdwortohr war sie immer schon etwas schwerhörig, und sie hätte nur die Hälfte verstanden. Vor ihrem geistigen Auge hätte sie mich in weißer Uniform mit Trillerpfeife gesehen und wäre glücklich gewesen, denn meine Großmutter mochte Uniformen. Daran hatte auch der Krieg nichts ändern können.
Wenn ich im Untertitel dieses Buches von einem Zweitberuf spreche, so ist dies nur in wirtschaftlicher Hinsicht gerechtfertigt. Was den Broterwerb betrifft, bin ich natürlich gezwungen, mir als Programmierer, Sprachlehrer, IT-Trainer, Autor und Blogger mein Geld zu verdienen. Wenn aber im Frühling die Laichzeit beginnt ‒ und Amphibienbademeister ist ein ähnlich saisonabhängiges Geschäft wie Weihnachtsmann oder Eisverkäufer ‒, dann treten all diese anderen Tätigkeiten in den Hintergrund und es zieht mich Tag und Nacht nur an den Teich, um bei meiner Klientel nach dem Rechten zu sehen. Aus dem Zweitberuf wird so sehr schnell die Hauptbeschäftigung.
Amphibienbademeister ist ein interdisziplinäres Fach. Wie jeder Lehrberuf erfordert auch dieser theoretisches Wissen und handwerkliche Geschicklichkeit gleichermaßen. Man muss mit Krampen, Schaufel und Kescher genauso umgehen können wie mit einem Bestimmungsbuch. Rechtliche Grundlagen sind ebenso wichtig wie Soziologie und Psychologie. Und nicht zuletzt sollte man auch über literarische Fähigkeiten oder zumindest eine gewisse Beredsamkeit verfügen, um auf die unweigerliche Besucherfrage nach den Fischen im Teich mit mehr als einem brüsken Nein antworten zu können.
Dieses Buch will Sie auf all diese Aspekte des Amphibienbademeisterberufes vorbereiten, und es soll mit vielen Anekdoten aus der Praxis auch den Funken der Begeisterung für Kröten, Frösche und Molche überspringen lassen, denn ohne eine gewisse Sympathie für diese Zwischenwesen werden Sie kaum die nötige Geduld aufbringen können, die es für den Zweitberuf am Krötenteich braucht. Wenn wir dabei zuweilen unsere eigenen Gefühle auf die Lurche projizieren, wird der eine oder andere Biologe sicher missbilligend die Augenbraue heben und uns zurecht vorwerfen, dass für diese Vermenschlichung jede wissenschaftliche Grundlage fehlt. Den Amphibien ist das aber egal. Für die zählt nur ein artgerechter Lebensraum, und solange wir ihnen diesen in unserem Garten zur Verfügung stellen, dürfen wir uns, wie ich überzeugt bin, manchmal auch als Mensch im Frosch wiedererkennen. Das qualifiziert uns vielleicht nicht für eine wissenschaftliche Karriere, aber umso mehr zu Amphibienbademeisterin und -meister.
Mein Werdegang zu dieser Berufung war alles andere als vorgegeben und geradlinig. Es ist auch nicht wenig Hochstapelei dabei, wenn ich hier immer wieder von meinem Teich in unserem Garten spreche. Das Grundstück hat meine Frau von ihren Eltern geerbt. Es wird mir immer nur leihweise für die Erledigung verschiedener Arbeitspakete überlassen. Ich bin also keineswegs stolzer, selbständiger Amphibienbadeanstaltsbesitzer, sondern übe diesen Job lediglich in einem prekären Anstellungsverhältnis ohne Entscheidungsbefugnis und frei von Bezahlung aus. Dementsprechend ging die Idee, in der Ecke des Gartens einen Teich anzulegen, auch nicht von mir aus.
Zum Erbe zählte ein verfallenes Schwimmbad, eingefasst von einer kniehohen Betonmauer, über der sich ein Foliendach spannte. Mein Vorschlag war, diesen Bereich zuzuschütten und stattdessen Gemüsebeete anzulegen. Zwischen der Betoneinfassung sah ich vor meinem geistigen Auge bereits eine Art Hochbeet mit Zucchini, Kürbis und Brokkoli. Aus einem unerfindlichen Grund bin ich sehr oft hungrig.
Mein Sohn und meine Frau wünschten sich stattdessen einen Schwimmteich, und so gesellte sich zum Hunger bald jede Menge Arbeit. Ein Jahr später hatten wir dann einen Teich, in dem wir seither tatsächlich schwimmen ‒ sobald die meisten Amphibienlarven im Hochsommer das Wasser verlassen haben. Davor schwimmen die Lurche. Es kostet nämlich eine gewisse Überwindung ins Wasser zu steigen, wenn man bei jedem Tempo einen Schwarm Kaulquappen zur Seite schieben muss.
Die Beschäftigung mit den Amphibien war anfangs nicht geplant. Es war vielmehr so, dass ich während des Wartens auf die Schwimmsaison nicht umhin konnte, die Präsenz dieser Lebewesen wahrzunehmen. Die Faszination für Lurche ergriff mich also eher zufällig und über Umwege. Ich habe dabei aber einen guten Tausch gemacht. In der Zeit, in der ich den Amphibien den Schwimmteich überlasse, gewähren sie mir Einblicke in ihr Fortpflanzungsverhalten, wie man sie sonst nur aus Naturdokumentationen im Fernsehen kennt ‒ und das ohne Werbeeinschaltungen und Rundfunkgebühr. Manchmal glaube ich, unsere Badegäste wissen genau, dass sie bei uns Eindruck schinden und sich von der besten Seite zeigen müssen, damit wir unseren Lebensraum mit ihnen teilen.
Wissenschaftliche Texte zum Thema Biodiversität zeichnen oft ein düsteres Bild. Wir bewegen uns wahrscheinlich auf das sechste große Artensterben in der Geschichte unseres Planeten zu oder stehen bereits mitten drin. Es liegt mir fern, diese Tatsache zu verharmlosen, aber es hilft uns auch nichts, in Dystopien und Untergangsszenarien zu schwelgen. Stattdessen wollen wir uns in diesem Buch mit pragmatischen Lösungen im Kleinen beschäftigen. Persönlich kann ich das Artensterben nicht verhindern, aber ich versichere Ihnen, dass es nicht in unserem Garten stattfindet.
Jedem Text mit Inhaltsverzeichnis und Gliederung liegt ein Ordnungszwang zu Grunde, der nicht unbedingt dem Sachverhalt entgegenkommt. Ich werde mich beispielsweise von der Theorie zur Praxis vortasten, zuerst einen Blick auf die heimischen Amphibien werfen, danach überlegen, welche Form von Gartenteich geeignet wäre und erst anschließend über die Begegnung mit den verschiedenen Lurchen berichten. In der Realität können Sie genauso gut zuerst einen Teich anlegen und warten, was passiert. Je nachdem, welche Arten sich einstellen, greifen Sie dann zu einem Bestimmungsbuch oder recherchieren im Internet, welchen Molch, welche Kröte Sie gerade vor sich haben und welche Ansprüche diese Lurche an ihren Lebensraum stellen. Wissen erwirbt man nicht geradlinig, man kreist immer wieder um dieselben Themen und schraubt sich so auf dem Weg der Erkenntnis spiralförmig nach oben.
Das ist bei jedem Lernvorgang so und gilt für saisonale Vorgänge in der Natur besonders, wo sich Ereignisse wie die Laichzeit der Amphibien jedes Jahr wiederholen und doch immer wieder anders sind. Wollte man das so in einem Buch abbilden, hätten Sie aber beim Lesen wenig Freude mit dem Chaos. Ich fasse deshalb Beobachtungen, die mehrere Jahre auseinander liegen, thematisch zusammen und stelle allgemeine Überlegungen an den Anfang, um später bei den konkreten Beobachtungen auf diese aufbauen zu können.
Querverweise im Text und ein umfangreiches Register sollen zusätzliche Ordnung bringen und neben der linearen Lektüre auch ein sprunghaftes Nachschlagen ermöglichen. In den Endnoten finden Sie weiterführende Literatur, und dort, wo ich mich der Erkenntnisse anderer bedient habe, sind die Quellenangaben angeführt. Zusätzliche Informationen und Erläuterungen stehen nicht in den Endnoten. Was in den Text gehört, steht im Text.
Am Anfang vieler Überlegungen stand ein Foto. Mein Bildarchiv mit Schlagwörtern, Zeit- und Ortsangaben ist mir wie ein zweites und vor allem zuverlässigeres Gedächtnis. Deshalb ist dieses Buch in sparsamem Umfang illustriert. Die Fotos und Abbildungen sollen dabei Zusatzinformationen vermitteln, der Dokumentationscharakter steht im Vordergrund, und Authentizität geht vor Ästhetik. Manchmal habe ich Wasserinsekten und Molche kurz aus dem Teich gefischt und in ein Plastikbecken gesetzt, um sie besser aufnehmen zu können. Ich benütze dafür kein schön eingerichtetes und ausgeleuchtetes Aquarium, das eine Unterwasseraufnahme vortäuschen soll. Als Amphibienbademeister möchte ich zwar wissen, wer meine Badegäste sind und ob sie gesund sind, aber ich möchte sie nicht unnötig lange stressen. Nach fünf Minuten dürfen sie wieder zurück in den Teich und schwimmen meist leicht verwundert und gemächlich davon.
Sie finden im Internet sicherlich ansprechendere Aufnahmen, aber die Beschränkung darauf, dass in diesem Buch nur Fotos und Abbildungen verwendet wurden, die von mir stammen, soll vermitteln, wie viele Beobachtungen man auch als Hobbyfotograf am eigenen Gartenteich festhalten kann, wenn man über die Jahre hinweg die Augen offen hält.
Auch wenn ich für den Inhalt keine Haftung übernehme, so sind doch alle Sachverhalte in diesem Buch sorgfältig geprüft und nach bestem Wissen und Gewissen formuliert. Für die dargestellten Personen gilt das nicht in gleichem Maße. Wenn ich beispielsweise ein Gespräch mit meinem Nachbarn schildere, so ist das ein dramaturgischer Effekt, um die Darstellung etwas zu beleben. Ich projiziere eine gewisse Einstellung auf eine fiktive Person, die mit einem real existierenden Nachbarn vielleicht gar nichts zu tun hat. Die Menschen in meinem Umfeld haben ein Anrecht auf ihre Privatsphäre, und ich maße mir nicht an, sie hier in die Öffentlichkeit zu holen. Das Gleiche gilt für Mitglieder meiner Familie, weshalb ich meine Frau in vielen Fällen gleich mit einem Pseudonym belege, denn ihre Auftritte sind zuweilen so real wie wenn Inspektor Columbo erklärt: „Meine Frau ist ein großer Fan von Ihnen, sie hat alle Ihre Filme gesehen!“
Nicht verheimlichen möchte ich Ihnen die ungefähre Lage unseres Gartenteichs. Er liegt in Kärnten unweit der slowenischen Grenze und damit im südlichsten Teil Österreichs. Mit 500 Metern Höhenlage und den Karawanken in Blickweite sind im Sommer die Tropennächte selten, und der Winter hat noch die Kraft, jedes Jahr eine dicke Eisschicht über den Teich zu legen.
Wenn zu Sommerbeginn die ersten Erdkröten der nächsten Generation ihre Metamorphose abschließen und an Land gehen, habe ich jedes Mal aufs Neue das Gefühl, einem archaischen Schauspiel aus Vorzeiten der Erdbesiedelung beizuwohnen. Man kann sich dem Eindruck nicht entziehen, dass es diese Lebewesen gewesen sind, die vor Urzeiten das Wasser verließen und das Land als Lebensbereich in Beschlag nahmen.
Diese Assoziation ist so naheliegend wie falsch. Vor 500 Millionen Jahren waren es die Gliederfüßer, also Insekten und Spinnentiere, die das Land eroberten. Die ersten Wirbeltiere, die 100 Millionen Jahre später auf diesem Schritt folgten, waren keine Amphibien, sondern Verwandte der heute noch existierenden Lungenfische. Der Beweis dafür lässt sich aus dem Genom dieser Tiere ablesen. Beim Australischen Lungenfisch sind die gleichen Gene für die Steuerung der Lungenentwicklung verantwortlich wie bei uns Menschen.1 Man kann also davon ausgehen, dass es eine dieser ausgestorbenen Formen der Fleischflosser war, von der die heutigen Landwirbeltiere und damit auch unsere Amphibien abstammen, und diesen Fischen gebührt somit auch der Pionierstatus.
Was die Amphibien auszeichnet, ist die Eigenheit, dass sie bis heute in dieser Zwischenwelt verblieben sind. Seit Jahrmillionen vollzieht jede Generation aufs Neue den Schritt aus dem Wasser ans Land. Sie unterlaufen dabei eine radikale Metamorphose, verlieren ihre Kiemen und entwickeln sowohl Atmungsorgane als auch Beine für den neuen Lebensbereich. So eine grundlegende Veränderung des Körpers kennen wir bei Insekten; auch Libellen, Mücken und Käfer können ihre Larvenphase im Wasser verbringen, bevor sie dann zur terrestrischen Lebensweise wechseln. Bei Wirbeltieren sind Metamorphosen hingegen ungewöhnlich und faszinierend.
Die vollständige Metamorphose, wie sie sich beispielsweise im Puppenstadium eines Schmetterlings vollzieht, zählt zu den bemerkenswertesten Phänomenen in der Natur. Im Grunde genommen entsteht dabei ein neues Leben, die Raupe löst sich fast vollständig auf - bis auf einen kleinen Zellhaufen, aus dem sich dann der Schmetterling neu zusammensetzt. Der Vorgang ist so verwirrend, dass es manchmal schwierig ist, Larvenstadien korrekt den dazugehörigen Insekten zuzuordnen, und es ist sicher kein Zufall, dass wir für Raupen und Maden eigene Wörter haben, während wir die fertigen Insekten Schmetterlinge und Fliegen nennen.
Man wusste zwar seit dem Altertum über die Entwicklung von Insekten Bescheid, weite Verbreitung erlangte dieses Wissen aber erst im 17. Jahrhundert. 1668 füllte der italienische Arzt Francesco Redi verwesendes Fleisch in Behälter, die er teilweise verschloss. Mit diesem Experiment konnte er endgültig nachweisen, dass aus Maden Fliegen wurden und dass es Fliegen brauchte, um in Fleischresten Maden wachsen zu lassen, was ihn wiederum zu der Aussage verleitete: „Alles Leben entsteht aus einem Ei.“2 Ob Maden bis dahin als natürlich zum Fleisch gehörig betrachtet wurden, sei dahingestellt.
Bei Wirbeltieren ist so etwas wie eine Metamorphose zwar selten, trotzdem gab es auch hier Unklarheiten bezüglich der Zuordnung. So wurde die Weidenblattlarve der Aale bis 1896 als eigenständige Art aufgefasst. Erst als die beiden Italiener Giovanni Battista Grassi und Salvatore Calandruccio in einem Aquarium in Messina beobachteten, wie sich dieses Weidenblatt in einen Glasaal verwandelte, wusste man, dass Leptocephalus brevirostris und Anguilla anguilla ein und dasselbe waren.3
Dass eine ganze Gruppe von Wirbeltieren wie die Amphibien im Laufe ihres Lebens eine Metamorphose durchläuft, ist einzigartig. Der Übergang vollzieht sich auch nicht während einer Ruhephase wie bei der Schmetterlingspuppe, sondern Schritt für Schritt. Kenneth L. Gosner unterschied 1960 beim Krallenfrosch 46 verschiedene Stufen ‒ von der Befruchtung über den ersten Zellhaufen bis zur abgeschlossenen Metamorphose.4 Eine Gosner-Tafel der menschlichen Embryonalentwicklung würde in den ersten Stadien übrigens gleich aussehen. Bei allen Wirbeltieren entwickeln sich die verschiedenen Organe aus den gleichen drei Keimblättern.5
Gosner ordnete 25 Stufen der Embryonal- und 21 der Larvenphase zu, wobei man streng genommen nur den Übergang von der Larve zum fertigen Amphibium als Metamorphose bezeichnet. Noch heute halten sich die Zoologen an diese Einteilung und sprechen von Gosner-Stadien. Sobald Ihre Kaulquappen frei schwimmen und die Kiemen vollständig unter dem Kiemendeckel verschwunden sind, können Sie sich gern neben den Teich stellen und eventuellen Besuchern erklären, dass die Kaulquappen jetzt Gosner-Stadium 25 abgeschlossen haben. Das ist, wie schon gesagt, nichts anderes als der Punkt, wo die Froschlurche ihre Embryonalphase beenden und die eigentliche Larvenphase beginnt. Sie können solche Bemerkungen aber auch unterlassen, denn die wenigsten Menschen mögen Belehrungen. Außerdem wette ich, dass es Ihnen auch nach Jahrzehnten nicht gelingen wird, alle 46 Stadien korrekt zuzuordnen. Viele Veränderungen sieht man ja nur, wenn man die Kaulquappe unter ein Mikroskop zwängt.
Was man sehr wohl sieht, sind allerdings die frei liegenden Kiemen, die die Kaulquappen am Anfang ihrer Entwicklung haben. Vor allem bei Froschlaich sollten Sie in der Frühphase genau hinschauen, wenn sich die Larven unter Zuhilfenahme eines Enzyms aus der Gallerthülle befreit haben und ihre ersten Schwimmbewegungen machen.
Die Aufnahme links oben auf der nächsten Seite zeigt keine Molche, sondern Grasfrösche Mitte März, also ungefähr zwei bis drei Wochen nach dem Ablaichen. In dieser Frühphase haben die Kaulquappen auf jeder Seite des Kopfes drei Kiemenbüschel, die erst nach ein paar Tagen abgedeckt werden. Sie heben sich in der Abbildung als hellere Verästelungen vom übrigen Körper ab. Bei den Molchlarven bleiben diese Außenkiemen bis zum Schluss erhalten, wie auf dem zweiten Foto zu sehen ist.
Und weil wir gerade bei den Molchen sind: Das Wort Kaul bedeutet Kugel, eine Kaulquappe ist also ein kugelförmiges Ding mit Schwanz, das im Wasser herumwimmelt. Das gilt für Molche nicht. Deren Larven sind relativ früh länglich und bleiben das auch über den gesamten Zeitraum ihrer Entwicklung. Außerdem erscheinen die vorderen Gliedmaßen zuerst, und die verästelten Kiemen bleiben bis zum Schluss der Metamorphose deutlich sichtbar.6 Molchlarven sind also keine Kaulquappen, nur die Larven der Froschlurche heißen so.
Auf dem dritten Bild sehen Sie die Kaulquappe einer Erdkröte im Gosner-Stadium 44 bis 45, also am Ende des Larvenstadiums. Die Mundwinkel wandern bereits unter die Augen. Das vierte Bild zeigt eine Kaulquappe drei Stufen vorher. Die Vorderbeine bilden sich zunächst unter den Kiemendeckeln, was erklärt, warum sie bei den Tieren plötzlich sichtbar werden und man nie Vorstufen erkennen kann.
Bei den Kaulquappen des Grasfrosches verschwinden die Kiemen nach ein paar Tagen hinter Kiemendeckeln, während sie bei der Molchlarve bis zum Schluss außen liegen.
Kaulquappe einer Erdkröte kurz vor Ende der Metamorphose und ein paar Tage vorher mit den Vorderbeinen noch unter den Kiemendeckeln
Zwischen diesen beiden Stadien liegen nur wenige Tage. Am Ende verschwindet noch der Schwanz, der übrigens nicht abgeworfen, sondern rückgebildet wird. Der Froschlurch braucht zu diesem Zeitpunkt jede Energiequelle, die er kriegen kann und absorbiert die überzählige Extremität. Zum Schluss der Larvenzeit vollziehen sich nämlich mehrere schwerwiegende Veränderungen: Die Lunge wird ausgebildet, die Kiemen verschwinden und die Ernährung wird umgestellt. Erwachsene Erdkröten fressen nur noch, was sich bewegt, sie sind karnivor, während die Kaulquappen sich noch pflanzlich ernährten (siehe Seite →). Diese Belastung führt dazu, dass der Organismus an Masse verliert. Das fertige Amphibium ist zunächst deutlich kleiner als die Kaulquappe, aus der es hervorgegangen ist.
Wie lange der Prozess vom Ablaichen bis zum Verlassen des Gewässers dauert, variiert zwischen den Arten und je nach Witterung. Der zugewanderte Nordamerikanische Ochsenfrosch verbringt zwei bis drei Jahre als Kaulquappe. Bei heimischen Froschlurchen kommt so ein Überwintern der Larven selten vor. Die kleinen Erdkröten vom Foto rechts haben an einem 10. Juni unseren Teich verlassen. Da die Laichzeit in dem betreffenden Jahr Ende März war, ergibt das etwa zweieinhalb Monate. Das ist normal für Erdkröten, kann sich in einem kalten Frühjahr aber auch um gut einen Monat verlängern (siehe Seite →).
Metamorphlinge der Erdkröte
Molche überwintern öfter als Larve, aber auch bei ihnen ist es in unseren Breiten nicht die Regel. Außerdem ist die letzte Phase, die eigentliche Metamorphose, also der Übergang vom Larvenstadium zum fertigen Amphibium, bei den Molchen nicht so ein entscheidender Einschnitt wie bei den Froschlurchen. An der Körperform ändert sich wenig. Der Schwanz wird nicht absorbiert, und auch die Ernährung wird nicht umgestellt. Molchlarven fressen bereits Insekten und andere Wasserlebewesen, unter Umständen auch andere Amphibienlarven. Dementsprechend müssen die Verdauungsorgane nicht mehr angepasst werden. Lediglich die Atmung wird umgestellt, die Kiemen verschwinden und die Lungen übernehmen ihre Aufgabe.
In seltenen Fällen bleiben bei Molchen und Salamandern Larvenmerkmale wie die Kiemen aber auch bis zur Geschlechtsreife erhalten. In meiner Jugend gab es in jeder Aquaristikhandlung den obligaten Axolotl. Mit seinen bizarren Kiemenbüscheln war dieser mexikanische Querzahnmolche bei Aquarianern beliebt. Für die Haltung und Zucht dieser Dauerlarven reicht ein Aquarium, ein Terrarium mit zusätzlicher Landzone kann man sich sparen. Einer der ersten, die Axolotl züchteten, war Auguste Duméril um 1865 in Paris. Er stellte dabei auch fest, dass einige Jungtiere die Kiemen rückbildeten und zu Landbewohnern wurden. In der natürlichen Umgebung ist bei dieser Art allerdings Neotenie, also der Verbleib im Larvenstadium, die Regel.
Auch bei heimischen Molcharten kommt Neotenie gelegentlich vor, speziell vom Bergmolch heißt es, dass er dazu tendiert. Tatsächlich haben wir sehr viele Bergmolche in unserem Teich und bis zum Herbst sind deren Larven meist verschwunden. Bis zur Geschlechtsreife im Larvenstadium verbleibt bei uns kein Individuum. Dafür braucht es einen Mangel an Reifungshormonen, der durch eine Unterfunktion der Schilddrüse entsteht. Dauerlarven findet man deshalb häufiger in jodarmen Gebirgsgewässern. ‒ Ja, Sie lesen richtig, ausgeprägter Jodmangel führt zu Schilddrüsenunterfunktion. Die Natur war da nicht besonders kreativ und hat sich vom Bergmolch bis zum Menschen nichts Neues einfallen lassen. Neotenie ist aber bei unseren Molchen eine Ausnahme und nicht vergleichbar mit dem Auftreten des Phänomens beim Axolotl oder dem slowenischen Grottenolm. Sehr wohl gibt es aber auch bei unseren Molchen so etwas wie eine kleine, jährliche Rückverwandlung, wenn sie zur Paarungszeit ihre Wassertracht anlegen und am Schwanz der für die Larven charakteristische Flossensaum erscheint.
Verglichen mit anderen Tiergruppen wie beispielsweise Insekten, ist die Bestimmung mitteleuropäischer Amphibien eine überschaubare Aufgabe. Mit den heimischen Käfern hätten wir es deutlich schwerer. Derbritische Evolutionsbiologe J. B. S. Haldane (1892-1964) soll einmal von einem Theologen gefragt worden sein, was er denn auf Grund seiner Beschäftigung mit der Schöpfung über den Schöpfer aussagen könne, und er soll darauf geantwortet haben: „The Creator has an inordinate fondness for beetles.“
Das Bonmot ist zwar gut aber wahrscheinlich falsch: Wollte man sich ein realistisches Bild vom Schöpfer machen, so war er die meiste Zeit damit beschäftigt, Ameisen zu basteln, und die Tatsache, dass die Käfer auf der Liste bekannter Arten einen größeren Raum einnehmen, ist eher der „ungeheuerlichen Vorliebe“ der Taxonomen geschuldet. Käfer sind aber auch wirklich schicker als Ameisen, und man muss nicht so viel in der Erde wühlen, um welche zu finden.
Demgegenüber stellen die mitteleuropäischen Amphibien zahlenmäßig keine große Herausforderung dar. Das liegt am unwirtlichen Klima. In den Tropen hätten wir es schon deutlich schwerer, da gibt es so exotische Vertreter wie die Schleichenlurche, das sind beinlose Amphibien, die aussehen wie überdimensonale Regenwürmer und sich teilweise auch von diesen ernähren. Sie sind quasi das Gegenstück zu den Blindschleichen bei den Echsen, und da es die Schleichenlurche bei uns nicht gibt, sparen Sie sich beim Bestimmen gleich eine ganze Ordnung aus der Klasse der Lurche.
In Deutschland, Österreich und der Schweiz leben bescheidene 23 heimische Arten sowie zusätzlich der hybride Teichfrosch und der aus Nordamerika eingeschleppte Ochsenfrosch. Die Verbreitungsgebiete dieser Arten sind außerdem recht unterschiedlich. In Österreich gibt es beispielsweise keine Geburtshelferkröten und keine Fadenmolche, in Deutschland fehlt dafür der in unserem Kärntner Gartenteich häufige Alpen-Kammmolch.
Wo wir uns befinden, liefert also den ersten wichtigen Hinweis bei der Artbestimmung. Vielfach deuten auch schon die Namen darauf hin. Die Rotbauchunke heißt auch Tieflandunke, und die Gelbbauchunke nennt man Bergunke, weil sie auf die höheren Lagen spezialisiert ist. Diese Bezeichnungen sind nicht einfach willkürlich, Sie können bei der Bestimmung sehr wohl auf Ihren Höhenmesser vertrauen. In der Tiefebene werden Sie keine Gelbbauchunke finden, und sollten Sie in den schmalen Übergangsbereichen Schwierigkeiten bei der Unterscheidung haben, liegt das vielleicht auch an einer Hybridisierung, die zwischen diesen beiden Arten möglich ist.
Bücher, die Ihnen einen Überblick über die heimische Amphibienfauna und die vertretenen Arten liefern, gibt es genug.7 Wenn Sie sich über eine spezielle Art genauer informieren wollen, sind die entsprechenden Wikipedia-Einträge auch ein guter erster Zugang. Die vollständige Artenliste mit kurzen Steckbriefen sei hier nur als Einstieg angeführt, damit Sie wissen, wonach Sie suchen müssen, wenn Sie zum Erscheinungsbild einer Art nähere Informationen brauchen.
Alpensalamander(Salamandra atra): Der schwarze Salamander findet sich in höher gelegenen Alpengebieten. Teiche interessieren die lebendgebärende Art nicht (siehe Seite →).
Feuersalamander(Salamandra salamandra): Der an seiner gelbschwarzen Färbung leicht erkennbare Feuersalamander bevorzugt kleine Bäche in Laubwäldern als Laichgewässer. Nur in seltenen Fällen siedelt er sich in schattigen Gärten mit geeigneten Unterschlupfmöglichkeiten an (siehe Seite →).
Teichmolch(Lissotriton vulgaris): Der kleine, eher unauffällige Teichmolch heißt nicht nur so, er ist auch ein weit verbreiteter Teichbesucher. Oft weiß man gar nicht, dass er schon da ist, der Teichmolch schleicht sich gern an der Eintrittskontrolle vorbei ins Schwimmbecken.
Bergmolch(Ichthyosaura alpestris): In der Wassertracht während der Fortpflanzungszeit ist der männliche Bergmolch eine Augenweide, schöner gefärbt geht fast nicht. Im Gegensatz zum Teichmolch kann man diesen mindestens genauso häufigen Molch kaum übersehen.
Fadenmolch (Lissotriton helveticus): Sein Hauptverbreitungsgebiet ist Frankreich, in Deutschland und der Schweiz beschränkt er sich auf die westlichen Regionen. In Österreich kommt er nicht vor. An und für sich profitiert er aber von Gartenteichen, nur halt nicht von unserem. Vor allem die Männchen sind an dem kleinen Faden am Schwanzende leicht zu erkennen, bei den Weibchen ist dieser Bereich ohne Flossensaum kürzer.
Kammmolch(Triturus cristatus): Der Nördliche Kammmolch wird bis zu 20 Zentimeter groß und bevorzugt deshalb größere Teiche. Nördlich des Alpenhauptkamms ist er fast überall anzutreffen.
Alpen-Kammmolch(Triturus carnifex): Im Süden findet man den Alpen-Kammmolch, der fast noch eine Spur größer wird als sein nördlicher Verwandter. Der Alpenhauptkamm ist die natürliche Grenze. In unserem Teich ist der Alpen-Kammmolch eines der stattlichsten Tiere.
Donau-Kammmolch(Triturus dobrogicus): Dieser Molch ist kleiner als die anderen Kammmolche. Wie der Name sagt, kommt er in der Donau vor, allerdings nur im Osten, etwa von Wien bis zur Mündung ins Schwarze Meer. In Deutschland kommt er nicht vor.
Geburtshelferkröte(Alytes obstetricans): Wie beim Fadenmolch ist auch bei der Geburtshelferkröte das Hauptverbreitungsgebiet in Frankreich, sie kommt nur im Westen Deutschlands und in der Schweiz vor, in Österreich fehlt sie. Einzigartig ist ihr Brutpflegeverhalten. Nach der Paarung tragen die Männchen die Laichschnüre bis zum Schlüpfen der Eier an den Hinterbeinen herum (siehe Seite →). Im Verbreitungsgebiet finden sie sich auch am Gartenteich ein, um die Larven abzusetzen.
Rotbauchunke(Bombina bombina): Rot- und Gelbbauchunken sind sich in der Färbung oft ähnlich. Aussagekräftiger ist das Verbreitungsgebiet, die Rotbauchunke lebt in Osteuropa und in den tiefer gelegenen Regionen. In der Schweiz kommt sie nicht vor.
Gelbbauchunke(Bombina variegata): Die Gelbbauchunke bevorzugt Südwesteuropa und die höher gelegenen Regionen. Am Gartenteich sind Unken selten, aber wenn, dann verbringen sie relativ viel Zeit im Wasser, während andere Froschlurche nur kurz in der Laichzeit auftauchen (zu den Unken siehe Seite →).
Knoblauchkröte(Pelobates fuscus): Die Knoblauchkröte ist ein scheuer Bewohner der östlichen Tieflandregionen. In der Schweiz fehlt sie. Auch die Weibchen können in der Paarungszeit Laute ausstoßen, aber beide Geschlechter rufen leise. Am auffälligsten sind noch die Kaulquappen, die eine Größe von zirka zehn Zentimetern erreichen können.
Erdkröte(Bufo bufo): Der Klassiker unter den heimischen Amphibien ist überall häufig und auch in diesem Buch ein Hauptdarsteller.
Kreuzkröte(Epidalea calamita): Das Verbreitungsgebiet der Kreuzkröte zieht sich von West nach Ost über den Norden Europas. In Österreich und der Schweiz kommt sie kaum vor. Sie bevorzugt flache, vegetationsarme Gewässer, die sich rasch aufheizen.
Wechselkröte(Bufotes viridis): Der Name dieser Kröte signalisiert, dass sie ihre Farbe an die Umgebung anpassen kann. Sie fehlt in der Schweiz und kommt auch in Deutschland und Österreich nur lückenhaft vor. Die Bestände sind stark gefährdet. Wie die Kreuzkröte akzeptiert auch die Wechselkröte salzige Laichgewässer.
Europäischer Laubfrosch(Hyla arborea): Der Kletterer unter den heimischen Amphibien bevorzugt die höheren Laubregionen - daher der Name. Die wärmeliebende Art ist gegen Sonnenstrahlung besser geschützt als andere Lurche. In Tieflagen können Laubfrösche zur Laichablage auch am Gartenteich auftauchen, sind aber mittlerweile eher selten (siehe Seite →).
Hyla perrini(Hyla intermedia bzw. hyla perrini): Im Schweizer Kanton Tessin gibt es eine Laubfroschart, die früher dem Italienischen Laubfrosch (Hyla intermedia) zugeordnet wurde, mittlerweile aber als eigenständige Art (hyla perrini) aufgefasst wird. Der Vollständigkeit halber sei sie hier erwähnt, von Verhalten und Aussehen her gleicht sie dem Europäischen Laubfrosch. Die wissenschaftliche Aufschlüsselung von Arten erfolgt heute oft auf Grund von Genanalysen, dem laienhaften Blick eines Amphibienbademeisters bleibt dieser Unterschied verborgen.
Springfrosch (Rana dalmatina): Gemeinsam mit dem Grasfrosch und dem Moorfrosch fasst man diesen häufigen Gartenteichbesucher zur Gruppe der Braunfrösche zusammen. Man erkennt sie an den Streifen auf den Schenkeln.
Grasfrosch (Rana temporaria): Im Frühjahr sind Spring- und Grasfrösche die ersten, die ihren Laich absetzen, noch vor den Erdkröten. Selbst eine dünne Eisschicht kann sie nicht abhalten.
Moorfrosch (Rana arvalis): Der Name täuscht nicht, diese Art bevorzugt Feuchtgebiete mit regelmäßigen Überschwemmungen. In der Fortpflanzungszeit sind die Männchen intensiv blau gefärbt. Von den Braunfröschen findet der Moorfrosch am seltensten den Weg in einen Gartenteich. Für die Braunfrösche gilt, dass sie im Süden eher flächendeckend auftreten, während im Norden nur Inselpopulationen anzutreffen sind.
Italienischer Springfrosch (Rana latastei): Wie beim Italienischen Laubfrosch gibt es auch von dieser Art im Süden des Schweizer Tessins eine kleine Population. Das Hauptverbreitungsgebiet des Italienischen Springfroschs ist aber Norditalien.
Kleiner Wasserfrosch(Pelophylax lessonae): Diese Art fasst man gemeinsam mit dem Seefrosch und dem Teichfrosch unter dem Überbegiff Wasserfrösche zusammen. Typisch für alle drei sind die seitlich liegenden Schallblasen. Der Kleine Wasserfrosch zeigt eine geringere Bindung an das Laichgewässer als seine Verwandten.
Seefrosch(Pelophylax ridibundus): Dieser vergleichsweise große Frosch bevorzugt Seen und leicht fließende Laichgewässer, die er das ganze Jahr über kaum verlässt. Er überwintert sogar im Wasser. Ein einzelner Gartenteich ist ihm wahrscheinlich zu wenig, man findet ihn eher in einem größeren Ziegelteich oder in der Au.
Teichfrosch(Pelophylax esculentus): Dieser natürliche Hybrid aus Seefrosch und Kleinem Wasserfrosch, der sich auch unabhängig fortpflanzen kann, liegt vom Aussehen und Verhalten zwischen den Elternarten. Damit ist er am ehesten an den Lebensraum Gartenteich angepasst. Er verbringt mehr Zeit am Wasser als der Kleine Wasserfrosch, ist aber nicht so stark ans Wasser gebunden wie der Seefrosch und überwintert an Land. Alle drei Wasserfroscharten sind flächendeckend über den deutschsprachigen Raum verbreitet, wobei durch die Hybridisierung eine gewisse Unsicherheit gegeben ist.
Nordamerikanischer Ochsenfrosch(Rana catesbeiana): Dieser große, bis 20 Zentimeter lange Frosch, wurde aus Amerika eingeschleppt und hat sich vor allem in der Oberrheinischen Tiefebene angesiedelt. Gartenteiche sind ihm als dauerhafte Laichgewässer wahrscheinlich zu klein (siehe Seite →).
Die größte noch lebende Raubkatze des Planeten ist der Liger. Wenn Sie von dieser Art noch nie gehört haben, ist das nicht verwunderlich, sie kommt nämlich nur in obskuren Privatzoos vor und ist streng genommen keine eigene Art, sondern eine Kreuzung zwischen einem männlichen Löwen und einem weiblichen Tiger. Wie beim Maulesel, Nachkomme eines Pferdehengstes und einer Eselsstute, sind die Männchen unfruchtbar.
Diese Unfruchtbarkeit kann im Laufe der Evolution dazu beitragen, neu entstandene Arten voneinander zu trennen und die Selektion voranzutreiben. Sind die Bastarde unfruchtbar, können wir eher davon ausgehen, dass wir es mit getrennten Arten zu tun haben. Deshalb lautet die lateinische Bezeichnung für den Löwen auch Panthera leo und für den Tiger Panthera tigris. Löwe und Tiger gehören beide zur Gattung der Eigentlichen Großkatzen (Panthera), haben aber getrennte Artbezeichnungen. Anders ist es beim Haushund. Er wird als domestizierte Unterart dem Wolf (Canis lupus) zugeordnet und trägt deshalb die wissenschaftliche Bezeichnung Canis lupus familiaris. Folgerichtig sind Nachkommen der beiden Erscheinungsformen auch fruchtbar.
Die Übergänge sind aber fließend und die Natur macht uns die Unterscheidung nicht immer leicht, wie man am Beispiel der Aaskrähen sehen kann. Die einen sehen die schwarze Rabenkrähe und die grauschwarze Nebelkrähe als verschiedene Morphen einer Art, eben der Aaskrähe (Corvus corone),