Andrej Krassulin. Einhorn - Ljudmila Ulizkaja - E-Book

Andrej Krassulin. Einhorn E-Book

Ljudmila Ulizkaja

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Beschreibung

Die Ausstellung von Andrey Krasulin (1934) in der Galerie Volker Diehl stellt erstmalig Werke vor, die 2022 – 2023 in Berlin entstanden sind. Krassulin, ein herausragender minimalistischer Bildhauer, wurde bekannt durch innovative monumentale Projekte im öffentlichen Raum. Seine Methode ist verbunden mit der Entdeckung eines neuen Blicks auf Objekte und Formen der gegenständlichen Welt, einer Art "Cropping" von Alltäglichem, der Eliminierung von überflüssigen Details und Dekorativem. Krasulins "Neueste Periode" ist erfüllt vom Eintauchen in den Raum der Stadt Berlin entlang der Spreeufer und zugleich von einer neuen Deutung von Erinnerung, Trauma und Zeit. Viele Entdeckungen fanden hier statt. Wie zum Beispiel die so entstandene Arbeit "Einhorn", ist sowohl eine Metapher für Abwesenheit und Verlust, aber gleichzeitig das Schlüsselbild, das dem gesamten Projekt den Namen gab. Die kleine Retrospektive in der Galerie Volker Diehl präsentiert brandneue Arbeiten des Künstlers, die 2022-2023 in Berlin entstanden sind, in Verbindung mit berühmten Werken aus den 1960er-1970er Jahren und später. Die Ausstellung umfasst Objekte aus den Serien "Kuverte", "Bronze über Mandelstam", "Mensch mit Behinderung", "Bretter" und andere. Eigens zur Ausstellung wurde ein Katalog mit Texten von Lyudmila Ulitskaya, Andrey Krasulin und der Ausstellungskuratorin Shenja Kiseleva-Afflerbach herausgegeben.

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Andrej Krassulin Einhorn

Werke von 1960 bis 2023Ausstellung11. Mai – 11. Juni 2023

Inhalt

einhorn, einfühlung und zeichnungen auf brottüten

aufgabenliste

biographie

ausstellungen

gruppenausstellungen

Die besten zeitgenössischen Kunstexperten haben schon viel Kluges und Treffendes über die Arbeiten von Andrej Krassulin geschrieben. Ich sehe Andrejs Arbeiten seit über vierzig Jahren, oft entstehen sie direkt vor meinen Augen. Er sagt nie: „Ich arbeite“. Er lebt einfach so — er erwacht im Morgengrauen und greift sofort nach einem Bleistift, als hätte er bereits etwas verpasst. Dieser Zustand von „hier und jetzt“, in dem er lebt, weckt manchmal meinen Neid. Während ich ständig zwischen Vergangenheit und Zukunft schwebe, wurzelt er auf erstaunliche Weise in der Gegenwart, und zwar in jeder einzelnen Sekunde. Und eine Resonanz dieser festen Verbundenheit mit dem Sein sehe ich in seinen Zeichnungen – sei es ein Hocker, der Schatten seines verschwindenden Vaters oder der Flug eines unsichtbaren Engels, den sein Auge erhascht hat.

Ljudmila Ulitzkaja

einhorn, einfühlung und zeichnungen auf brottüten

Die Einzelausstellung von Andrej Krassulin in der Galerie Volker Diehl stellt erstmalig Werke vor, die 2022 – 2023 in Berlin entstanden sind. Krassulin, ein herausragender minimalistischer Bildhauer, wurde bekannt durch innovative monumentale Projekte im öffentlichen Raum und zahlreichen Ausstellungen in internationalen Museen und privaten Sammlungen. Seine Methode ist verbunden mit der Entdeckung eines neuen Blicks auf Objekte und Formen der gegenständlichen Welt, einer Art „Cropping“ von Alltäglichem, der Eliminierung von überflüssigen Details und Dekorativem. Krassulins „Neueste Periode“ ist erfüllt vom Eintauchen in den Raum der Stadt Berlin entlang der Spreeufer und zugleich von einer neuen Deutung von Erinnerung, Trauma und Zeit. Neubeginn und die Hinwendung zur Leere sind für Krassulin keine neue Erfahrung. Zu Sowjetzeiten wurde seine Kunst lange ignoriert. Zum ersten Mal ausgestellt wurde er mit 35 Jahren, 1969. Wirkliche Anerkennung erfuhr er in nachsowjetischer Zeit, als seine Werke in bedeutenden Museumssammlungen aufgenommen wurden und erste größere Einzelausstellungen stattfanden.

„Die Sowjetmacht und Andrej Krassulin haben einander nicht wahrgenommen“, sagt die Schriftstellerin Ljudmila Ulitzkaja über ihren Mann. Es ist in der Tat erstaunlich, in welchem Maße der auf monumentale Formen konzentrierte Bildhauer und Maler die Realität des sowjetischen Lebens nicht zur Kenntnis nahm. Er lebte einfach in einem Paralleluniversum, das nichts mit dem zu tun hatte, was um ihn herum geschah. Seine Arbeiten waren für die Kulturnomenklatura der UdSSR so ungewohnt, dass niemand ihren Inhalt verstand. Die von Krassulin bevorzugten Materialien wie Erde, Kies, Müll, Kisten und Hocker passten nicht in die Vorstellungen der Zeitgenossen von herkömmlicher künstlerischen Techniken. Als wäre er in Düsseldorf, Stockholm, New York oder Paris geboren worden, nicht in Moskau im Jahr 1934, was keinerlei Voraussetzungen für künstlerische Innovationen bot, ebenso wenig wie Kontakte und Zugang zur internationalen Kunstgemeinschaft. Andrej Krassulin machte alle seine Entdeckungen selbstständig, in seiner inneren Welt, die auf den Gesetzen seiner eigenen Logik und seiner eigenen Bildersprache beruht. Mitunter stimmte er dabei intuitiv überein mit den Innovationen in der Kunst jenseits des Eisernen Vorhangs.