Androiden 2: Der falsche Feind - Madeleine Puljic - E-Book

Androiden 2: Der falsche Feind E-Book

Madeleine Puljic

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Beschreibung

Wir schreiben das Jahr 2083 der Neuen Galaktischen Zeitrechnung, mehr als dreitausendsechshundert Jahre in der Zukunft. Seit elf Jahren leben die Bewohner der Milchstraße in einer Phase relativer Ruhe. Zwischen den Sternenreichen herrscht Frieden – doch unter der Oberfläche brodeln die Konflikte weiter ... Das zeigt sich, als die Föderation Normon zu zerbrechen droht. Der demokratische Planetenbund, der vor Jahrtausenden von Menschen begründet worden ist, scheint ins Chaos abzurutschen. Perry Rhodan und der Mausbiber Gucky brechen auf, um zwischen den verfeindeten Teilen der Republik zu vermitteln. Mitten in ihren diplomatischen Bemühungen empfangen sie einen rätselhaften Notruf. Dieser führt sie zum Planeten Chentap, wo sich eine bislang unbekannte Macht breitzumachen scheint. Roboter bekämpfen die eingeborene Bevölkerung, angeblich im Namen Rhodans selbst. Rhodan ist sich allerdings sicher, er ist DER FALSCHE FEIND ...

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Nr. 2

Der falsche Feind

Der Terraner auf heikler Mission – wer steckt hinter den Angriffen der Roboter?

Madeleine Puljic

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1. Junia

2. Zwei Wochen zuvor

3. Junia

4. Aurelia Bina

5. Junia

6. Aurelia Bina

7. Junia

8. Aurelia Bina

9. Junia

10. Aurelia Bina

11. Junia

12. Aurelia Bina

13. Junia

14. Gucky

Impressum

Wir schreiben das Jahr 2083 der Neuen Galaktischen Zeitrechnung, mehr als dreitausendsechshundert Jahre in der Zukunft. Seit elf Jahren leben die Bewohner der Milchstraße in einer Phase relativer Ruhe. Zwischen den Sternenreichen herrscht Frieden – doch unter der Oberfläche brodeln die Konflikte weiter ...

Das zeigt sich, als die Föderation Normon zu zerbrechen droht. Der demokratische Planetenbund, der vor Jahrtausenden von Menschen begründet worden ist, scheint ins Chaos abzurutschen. Perry Rhodan und der Mausbiber Gucky brechen auf, um zwischen den verfeindeten Teilen der Republik zu vermitteln.

Mitten in ihren diplomatischen Bemühungen empfangen sie einen rätselhaften Notruf. Dieser führt sie zum Planeten Chentap, wo sich eine bislang unbekannte Macht breitzumachen scheint. Roboter bekämpfen die eingeborene Bevölkerung, angeblich im Namen Rhodans selbst. Rhodan ist sich allerdings sicher, er ist DER FALSCHE FEIND ...

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Er wird auf Chentap mit Robotern konfrontiert, die in seinem Namen töten.

Gucky – Er legt sich immer noch gern mit Robotern an.

Junia Ryksdottir – Sie ist nicht, wer sie zu sein vorgibt.

Aurelia Bina – Sie gibt vor, etwas zu sein, das sie nicht ist.

Virgil

Prolog

1. Juli 2083 NGZ

Perry Rhodan und Gucky materialisierten in der Zentrale der EX-3776.

Gucky, der Mausbiber, hatte sie mit seinen Geistesgaben an diesen Ort versetzt und den Anwesenden in der Zentrale damit einen gehörigen Schreck eingejagt.

Die Gespräche der Mannschaft verstummten. Nicht nur wegen des unvermittelten Erscheinens der beiden potenziell Unsterblichen. Rhodan war anzusehen, dass er zornig wegen etwas war.

An die zwanzig Männer und Frauen hatten im Moment Dienst. Die meisten saßen an ihren Arbeitsstationen um den zentralen Hologlobus in der Mitte der Zentrale. Dessen fahl leuchtende, wechselnde Anzeigen ließen ihre Gesichter blass erscheinen. Das Schweigen der Besatzungsmitglieder und das fahle Hololicht machte die Atmosphäre gespenstisch.

Im Hintergrund und etwas erhöht thronte Alpu Zeniq, Befehlshaber der EX-3776 mit dem Eigennamen MUNGO PARK, auf seinem Kommandantenplatz. Wie Rhodan inzwischen wusste, hatte Zeniq etwas zu vertuschen und ihm deshalb ins Gesicht gelogen. Das war schon mal schlecht. Noch schlechter war es, sich dabei erwischen zu lassen.

Zeniq zog ein wenig den Kopf ein. »Es gibt eine Bordetikette«, sagte der Epsaler schnippisch und blickte mit einem Ausdruck zwischen wütend und ertappt zu Rhodan empor. »Oder gilt die für euresgleichen nicht mehr?«

Unter normalen Umständen hätte Rhodan sich vor Betreten der Zentrale angemeldet.

Aber er wollte Zeniq überrumpeln und hatte sich deshalb für einen Überraschungsbesuch entschieden. »Wir haben Fragen an dich«, sagte er eisig.

»Dann ist es wohl besser, wir unterhalten uns im Besprechungsraum.« Zeniq stand aus seinem Sitz auf und ging zu Rhodan und Gucky herab. Von seiner bisherigen Position musste er zu Rhodan aufschauen. Wie die meisten Epsaler maß er gerade mal einen Meter sechzig bei gleicher Schulterbreite.

»Wir sprechen hier.«

Es war ein unfassbarer Affront, dem Kommandanten eines Schiffs vor dessen versammelter Zentralemannschaft zu widersprechen. Aus Rhodans Sicht hatte Zeniq den Konflikt begonnen. Und wenn der Kommandant Rhodan weiterhin belügen wollte, würde ihm das vor Zeugen zumindest schwererfallen – es sei denn, die ganze Kommandoebene war darin verwickelt, die Geschehnisse der letzten drei Wochen zu vertuschen.

»Bei allem Respekt denke ich nicht, dass du auf meinem Schiff ...«

»Befindet sich dein Wissenschaftlerteam immer noch auf Chentap?«

Zeniq zögerte einen winzigen Moment. Seine Augen zuckten von links nach rechts, während er wohl abwog, ob Rhodan die Wahrheit bereits kannte oder nur vermutete. »Ja«, gab er dann geradezu bockig zu.

»War die MUNGO PARK die vergangenen drei Wochen in diesem System?«, fragte Rhodan weiter.

Ein weiteres »Ja«, diesmal schon etwas vorsichtiger.

Rhodan wechselte einen Blick mit Gucky. Der parabegabte Mausbiber nickte. Er konnte nicht nur Körper per Geisteskraft versetzen und Gegenstände telekinetisch bewegen, sondern auch Gedanken lesen.

Normalerweise schnüffelte er nicht in anderer Leute Köpfe. Aber er konnte kaum etwas dagegen tun, sobald er spürte, dass eine ganze Zentralebesatzung sich über die Lügen ihres Kommandanten wunderte.

»Woher wisst ihr ...«, begann Zeniq.

Rhodan unterbrach ihn sofort. »Ich stelle hier die Fragen. Also ... was geht da unten vor sich? Wieso lässt du deine Leute im Stich?«

Das war ausgesprochen vage formuliert, denn Rhodan wusste im Grunde kaum etwas über die Lage auf dem Planeten Chentap.

Das wenige, was er wusste, stammte aus einer ausgesprochen dubiosen Quelle: In einer Medostation der MUNGO PARK lag eine invalide, komatöse Patientin namens Lilja Ryksdottir. Die Patientin war an eine SEMT-Haube angeschlossen, eine Simultane-Emotio-und-Mnemo-Transmissions-Haube. Auf die Art hatte Ellio Verde, der für sie zuständige Mediker, herausfinden wollen, was in ihrem Kopf vor sich ging. Wahrscheinlich war es Lilja über diese Verbindung zwischen Hirn und Schiffstechnik gelungen, den Notruf abzusetzen, der Rhodan und Gucky ins System geführt hatte.

Mit Genehmigung von Verde hatte Gucky in Liljas Gedanken gelesen. Die Frau durchlitt einen hochrealistischen Traum, in dem sie ein Forscherteam auf Chentap leitete, das von Robotern unbekannter Bauart angegriffen wurde. Die Wissenschaftler hatten sich in einer Höhle in einem Berghang verschanzt und warteten auf Rettung. Das war jedenfalls der letzte Stand, den Gucky erfasst hatte.

So weit, so obskur. Rhodan hätte das Ganze als eigenartiges Krankheitssymptom abgetan, wäre der Kommandant der MUNGO nicht schon vorab durch eine Reihe von Lügen und Halbwahrheiten aufgefallen. Wenn sich die laut seinen Angaben längst an Bord zurückgekehrten Forscher tatsächlich noch auf dem Planeten befanden – war dann möglicherweise auch der Rest von Lilja Ryksdottirs Traum real? Kämpften dort vier Terraner um ihr Leben?

Das führte zu der Frage, was dort unten vor ging. Eben die Frage, die Rhodan dem Kapitän gestellt und die dieser immer noch nicht beantwortet hatte.

Rhodan wollte ihm keine Zeit geben, sich eine Ausrede zurechtzulegen. Er griff zu einem für ihn ungewohnt harschen Tonfall. »Ich will die ganze Geschichte hören – und zwar jetzt!«, forderte er.

Der Kommandant ließ die Schultern sinken, was bei seiner Breite ein beeindruckender Anblick der Resignation war. »Das Team hatte seine Erkundung im Grunde abgeschlossen und war bereits am Aufbrechen, als aus heiterem Himmel ein Raumschiff im System erschien. Kurz darauf landete es auf Chentap, schleuste Roboter aus, die sofort begannen, wild um sich zu schießen. Meine Leute mussten fliehen und sich verbergen.«

»Wieso hast du sie da nicht rausgeholt?«

»Weil ich das nicht durfte!«, rief Zeniq unvermittelt. »Seht doch selbst!«

Verzweifelt blickte er zwischen Gucky hin und her. Dann rief er ein Holo auf, das eine Anweisung aus der Führungsetage der Explorerflotte wiedergab. Aus dem Stab des Direktors Toman Moniot höchstselbst. In ihr wurde Zeniq angewiesen, die Lage zu beobachten, Funkstille zu halten, die Geheimhaltung zu wahren und nichts zu unternehmen, solang keine akute Lebensgefahr bestand. Falls doch, sollte er nach eigenem Ermessen handeln.

»Wieso weiß ich nichts davon?«, fragte Rhodan, mehr zu sich selbst als zu Zeniq. Er bekleidete in der Liga Freier Terraner die Funktion eines Kommissars zur besonderen Verwendung. Das hieß, er war im Grunde für alles und nichts zuständig. Aber über einen Angriff auf terranische Explorer durch eine unbekannte Partei hätte er normalerweise informiert werden müssen.

Andererseits befand er sich seit Wochen auf diplomatischer Mission in der ehemaligen Föderation Normon. Er hätte also ohnehin nichts ausrichten können.

Das konnte erklären, warum er aus offiziellen Kanälen nichts erfahren hatte. Nicht aber, warum Zeniq ihn angelogen hatte, als er nach den Vorgängen im System gefragt hatte. Was Rhodan ihm deutlich zu spüren gab.

Zeniq wies ein weiteres Mal auf den Abschnitt, der Geheimhaltung verordnete. »Ich habe nur Befehle befolgt.«

Rhodan ächzte. Zeniq war ein paar Jahrtausende zu jung, um zu wissen, welche Assoziationen Rhodan mit dieser Formulierung verband.

»Ich werde diesen Befehl verifizieren«, kündigte Rhodan an. »Und bis dahin ... Was?«

Zeniq wies auf eine andere Passage des Befehls aus dem Explorerkommando, jene mit der Funkstille.

»Nun gut«, sagte Rhodan. »Ich werde diesen Befehl später verifizieren. Bis dahin schicken wir ein Rettungsteam runter und holen die Besatzung zurück an Bord!«

»Ist schon unterwegs«, verkündete Zeniq. »Kein Handlungsbedarf. Ich habe ein Team meiner besten Leuten entsendet.«

»Äh ... das Team ist noch an Bord«, meldete ein junger Offizier von der Station der Bordlogistik sichtlich nervös.

»Was?«, fragte Zeniq scharf.

»S... Sie bereiten derzeit den Einsatz vor.« Der Mann konnte gerade erst die Akademie verlassen haben. Er wurde blass, als sein kommandierender Offizier ihn scharf anging. »Sie sind noch nicht unterwegs?«

»Gucky und ich übernehmen das Team«, verkündete Rhodan kurz entschlossen.

»Es sind meine Leute«, widersprach Zeniq. »Sie sind aufeinander eingespielt.«

»Und sie haben mehrere Jahrtausende Erfahrung in der Leitung von Risikoeinsätzen?«

Zeniq schwieg.

1.

Junia

1. Juli 2083 NGZ

»Perry Rhodan hat uns diese Dinger auf den Hals geschickt?« Ungläubig blickte Junia Ryksdottir auf den Schrotthaufen, der im Licht der Shiftscheinwerfer auf dem felsigen Boden ausgebreitet vor ihnen lag.

Vor ein paar Wochen hatte dieser Roboter versucht, sie mit Thermostrahlen zu grillen. Seine Kumpels schossen weiterhin ungemindert gegen den Schutzschirm, der den Zugang zur Höhle versperrte. Und ausgerechnet der berühmteste Unsterbliche der Menschheitsgeschichte sollte dafür verantwortlich sein?

Das passte absolut nicht zu dem Bild, das Junia von ihm hatte. Was Menschen der Öffentlichkeit präsentierten und was sie wirklich bewegte, unterschied sich zwar oft gravierend. Sie selbst war das beste Beispiel dafür. Aber Perry Rhodan? Nein.

Kor Chappal, ihr Ingenieur, zuckte mit den Schultern und löste die Verbindung zu den Überresten. »Das steht zumindest in den Logs.«

Zudem waren die Daten mit terranischen Standardverfahren erstaunlich leicht zu entschlüsseln gewesen. Verdammt, sie hatten ihre eigene dürftige Ausrüstung mit Ersatzteilen aus den ramponierten Robotern repariert. Die Dinger waren kompatibel mit terranischer Technologie!

Leider legte diese Ähnlichkeit nahe, dass tatsächlich Menschen hinter den brutalen Angriffen auf die Chenno steckten.

Junia wollte es nicht glauben. Sie sah zu den amphibischen Einheimischen, die sich etwas abseits in der Höhle wild gestikulierend um ihren Anführer Auquun zusammendrängten.

Die Translatoren hatten immer noch keine Übersetzung für die Gebärdensprache der Chenno parat, sodass Junia nicht einschätzen konnte, worüber die Gruppe diskutierte. Dass den froschähnlichen Wesen der Name Perry Rhodan etwas sagte, war unmöglich. Allen Aufzeichnungen und Auquuns eigenen Aussagen zufolge war Junias Forschungsteam der erste außerweltliche Kontakt, den dieses Volk erlebt hatte.

Wir und die völkermordenden Roboter. Was für ein Einstand in die interstellare Raumfahrt!

Bilder eines Krankenbetts wollten sich in ihr Bewusstsein schieben. Ein Mensch darin. Junia drängte die Eindrücke zurück, die sie vom Hier und Jetzt abzulenken drohten.

Im Moment brauchte sie ihre Sinne beisammen. Lange würde der Schutzschirm des Shifts die Höhle nicht mehr absichern können. Bis dahin mussten sie von hier weg sein.

»Das kann doch nicht wahr sein«, murmelte Marlynn Kane. Unsicher sah sie zu Chappal. »Oder? Ich meine ...« Die junge Exobiologin stieß ein nervöses Lachen aus. »Da kann doch nicht wirklich Rhodan dahinterstecken. Oder die LFG ...« Sie griff sich an die Stirn, als würde ihr der Gedanke eine Migräne verursachen, und schüttelte den Kopf. Vermutlich bohrte sich gerade die Idee hinein, dass die Liga Freier Galaktiker durchaus hinter militärischen Operationen stecken konnte, deren Sinn sich einem einfachen Forscherteam nicht erschloss. »Verflucht, wenn das stimmt, war unser Notruf vollkommen umsonst! Niemand wird uns abholen, die lassen uns hier versauern. Wir sind Kollateralschäden und sonst nichts!«

»Beruhige dich.« Kor Chappal stand auf und klopfte sich Erde und Metallstaub und von der Hose. Die Überreste des zerlegten Roboters schob er mit einem Fuß zusammen. »Nur weil Rhodans Name in den Logs steht, bedeutet das noch lange nicht, dass es wahr ist. Warum sollte sich jemand wie Perry Rhodan für so eine winzige Welt mitten im Nirgendwo interessieren? Abgesehen davon glaube ich nicht, dass er einen Völkermord beauftragen würde.«

Johann Aspra, der siganesische Geologe und Materialwissenschaftler, viertes Mitglied ihres Teams, schnalzte verächtlich mit der Zunge. »Red dir das nur ein, Terraner! Ich sage dir, absolut niemand ist so unschuldig, wie er tut. Und niemand tut so unschuldig wie Rhodan.«

Herausfordernd sah er zu Chappal hoch, doch der ging nicht darauf ein. »Fakt ist«, murrte der Ingenieur stattdessen, »dass wir nicht wissen, ob diese Informationen korrekt sind. Unseres Wissens nach sind wir die Ersten, die diesen Planeten unter die Lupe nehmen.«

»Und rein zufällig tauchen diese Roboter auf, während wir hier sind?«, gab Kane zu bedenken. »Die sind doch nicht einfach so gekommen. Irgendjemand muss sie geschickt haben!«

»Richtig. Irgendwer.« Junia legte einen Tonfall in ihre Worte, der hoffentlich jeden Widerspruch im Keim erstickte. Sie war immer noch die Leiterin dieser Forschungsmission, auch wenn die wissenschaftliche Arbeit schon vor einer ganzen Weile von dringlicheren Sorgen verdrängt worden war. »Wer das ist, können wir im Augenblick weder herausfinden noch beeinflussen. Sowieso ... es spielt keine Rolle, in wessen Auftrag die Roboter hier alles umreißen und niederballern. Wichtig ist, dass sie damit aufhören. Und zwar, bevor unser Schutzschirm zusammenbricht.«

Erneut sah Junia zum Höhleneingang, wo die Energiebarriere immer wieder unter dem Beschuss durch die Roboter aufglühte.

»Gibt es inzwischen eine Antwort von der MUNGO PARK?«, erkundigte sich Chappal.

Junia überprüfte die Funkverbindung des Shifts, die sie auf ihr Multikom weitergeleitet hatte. »Noch nicht.«

»Wahrscheinlich haben sie uns längst abgeschrieben.« Kane verschränkte die Arme vor der Brust. Er wirkte dadurch allerdings noch unsicherer als bisher. »Oder es ist doch was dran an dieser Rhodan-Sache ...«

»Die MUNGO ist noch im System«, wiederholte Junia. Sie hätte es gespürt, falls sich das Schiff entfernt hätte. »Es muss einen anderen Grund geben, weshalb Zeniq nicht reagiert.«

Der Kapitän war zwar nicht gerade jemand, der vor Nächstenliebe überquoll. Aber wissentlich einen Teil seiner Mannschaft zurücklassen würde er bestimmt nicht.

»Möglicherweise haben die Androiden die Funksignale gestört?«, grübelte Chappal. »Wir sollten eine Sequenz programmieren, die den Notruf wiederholt ...«

»Das ist doch sinnlos«, meldete sich Aspra in seiner üblichen aufmunternden Weise. »Ich sehe es wie Marlynn – und glaubt mir, das überrascht mich selbst. Das war inzwischen der zweite Notruf, den wir abgegeben haben. Wollen wir wirklich auf ein Rettungsteam warten, das vermutlich überhaupt nicht kommt?«

»Was schlägst du vor?«, murrte Chappal.

Aspra hob das Kinn. »Ich bin dafür, dass wir einen Start mit dem Shift versuchen.«

Chappal schnaubte. »Darf ich dich daran erinnern, dass es vor der Höhle von schießwütigen Robotern wimmelt? Die Schutzschirme des Shifts sind nicht für eine Konfrontation mit feindlichen Einheiten ausgelegt. Und was glaubst du, wie weit wir ohne Überlichtantrieb kommen, wenn die MUNGO tatsächlich nicht mehr im System ist?«

»Sie ist noch da«, wandte Junia überzeugt ein. Problem: niemand glaubte ihr das. Die wochenlange Ausnahmesituation in der Obhut der Chenno hatte ihre Autorität stark untergraben. Und da sie nicht zugeben konnte, woher sie ihre Informationen bezog ...

»Was also dann?«, fragte Kane. Es war auffällig, dass sie sich bei ihrer Konfrontation nicht an Junia wandte, sondern an ihren Liebhaber Kor Chappal. »Wie lange wollen wir hier sitzen und Däumchen drehen?«

Immerhin hatte Chappal den Anstand, fragend zu Junia zu schauen.

»Wir brauchen einen Ausweg«, gab diese zu. »Gehen wir mal davon aus, dass die MUNGO PARK unseren Notruf empfangen hat«, überlegte sie. »Bis Zeniq ein Rettungsteam zusammengetrommelt hat, dauert es trotzdem eine Weile. Das können Stunden sein, mit Pech Tage. Hierbleiben können wir nicht, da hat Marlynn recht.« Ehe Aspra triumphieren konnte, fuhr sie fort: »Mit dem Shift zu starten, ist ebenfalls keine Option.«

»Und sonst?«, giftete Aspra. »Sollen wir uns rauszaubern? Oder nein, warte – wir schicken mal wieder den Siganesen vor, der ist so klein, da fällt es gar nicht auf, wenn der zerstrahlt wird!«

Junia öffnete den Mund, um den Geologen zu beschwichtigen ... und bekam kein Wort raus. Der Teil von ihr, der wusste, wie man mit aufgebrachten Leuten umging, der stets genau die richtigen Begriffe fand ... fehlte plötzlich.

Die Erkenntnis durchfuhr Junia wie ein Schock. Lilja!

Seit Junia denken konnte, war sie stets mit ihrer Zwillingsschwester verbunden gewesen. Doch wo Lilja eben noch in ihrem Bewusstsein ausgeharrt hatte, befand sich nun bloß ein grauer, verwaschener Fleck. Blind und stumm.

Panik breitete sich in Junia aus. Was war mit ihrer Schwester los? Sie verloren nie den Kontakt! Es sei denn, die Distanz wurde zu groß. War die MUNGO doch fortgeflogen? Oder war Lilja etwas passiert? Nein, das durfte nicht sein!

»Lilja?« Wie durch einen Nebel registrierte Junia das Gesicht von Marlynn Kane, die sie besorgt musterte. »Alles okay?«

Junia war von so viel Anteilnahme überrascht. Die Biologin hatte Junia noch immer nicht verziehen, dass Lilja durchgängig ihre Forschungen hatte betreiben dürfen, während sie gleichzeitig Kane dazu verdammt hatte, die Chenno wochenlang nur aus der Distanz zu beobachten.

Benommen nickte Junia. Man musste ihr den plötzlichen Zustand der Verwirrung deutlich angemerkt haben. Wie sollte sie erklären, dass ganz und gar nichts okay war?

»Gut. Wir bräuchten nämlich mal dringend deine Fähigkeiten«, schob sich Aspras nervige Stimme dazwischen. »Nur falls es zeitlich passt. In Anbetracht der Roboterschießerei und so ...«

Junia blinzelte. Versuchte, die Welt vor sich wieder in den Fokus zu kriegen. Die Höhle, den panzerartigen Shift, in dem sie wochenlang zu viert gehaust hatten. Ihr Team – oder vielmehr Liljas