Atlantis 2 / 10: Sklaven der Insel - Madeleine Puljic - E-Book

Atlantis 2 / 10: Sklaven der Insel E-Book

Madeleine Puljic

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Beschreibung

Gut 3000 Jahre in der Zukunft: Atlantis ist nie untergegangen, sondern Heimat für Millionen Menschen und Außerirdische, die friedlich miteinander leben. Perry Rhodan, Sichu Dorksteiger, der Arkonide Atlan und ihre Freunde haben sich in dieser parallelen Zukunft, die sie die Tangente nennen, eine neue Existenz aufgebaut. Sie sind sich aber uneins, ob eine Rückkehr in die Heimat möglich ist – und wenn ja, zu welchem Preis, denn Übertritte zwischen beiden Universen haben unabsehbare Konsequenzen. Insbesondere Atlan leidet darunter, dass Arkoniden – genau wie Menschen – in der Tangente nur eine Nebenrolle spielen. Er hintergeht Rhodan und geht eigene Wege, weil er hofft, Arkon auf diesem Weg zu neuer Macht zu verhelfen. Er stattet sich mit Artefakten aus dem geheimen Arsenal eines Ritters der Tiefe aus und fliegt die Heimatwelt der Kol Mani an, dem wichtigsten Volk der Tangente. Von dort aus will er in das ursprüngliche Universum wechseln. Verfolgt wir er dabei von Sichu Dorksteiger. Die Wissenschaftlerin muss sich einer gefährlichen Gegnerin stellen: Sie wird eine Gefangene der SKLAVEN DER INSEL ...

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Nr. 10

Sklaven der Insel

Eine Reise nach Andromeda – Sichu Dorksteiger trifft auf Tefroder

Madeleine Puljic

Olaf Brill

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog: Perry Rhodan

1. Atlan

2. Sichu Dorksteiger

3. Atlan

4. Sichu Dorksteiger

5. Atlan

6. Sichu Dorksteiger

7. Atlan

8. Sichu Dorksteiger

9. Atlan

10. Sichu Dorksteiger

Epilog: Perry Rhodan

Impressum

Gut 3000 Jahre in der Zukunft: Atlantis ist nie untergegangen, sondern Heimat für Millionen Menschen und Außerirdische, die friedlich miteinander leben. Perry Rhodan, Sichu Dorksteiger, der Arkonide Atlan und ihre Freunde haben sich in dieser parallelen Zukunft, die sie die Tangente nennen, eine neue Existenz aufgebaut. Sie sind sich aber uneins, ob eine Rückkehr in die Heimat möglich ist – und wenn ja, zu welchem Preis, denn Übertritte zwischen beiden Universen haben unabsehbare Konsequenzen.

Insbesondere Atlan leidet darunter, dass Arkoniden – genau wie Menschen – in der Tangente nur eine Nebenrolle spielen. Er hintergeht Rhodan und geht eigene Wege, weil er hofft, Arkon auf diesem Weg zu neuer Macht zu verhelfen.

Er stattet sich mit Artefakten aus dem geheimen Arsenal eines Ritters der Tiefe aus und fliegt die Heimatwelt der Kol Mani an, dem wichtigsten Volk der Tangente. Von dort aus will er in das ursprüngliche Universum wechseln.

Verfolgt wir er dabei von Sichu Dorksteiger. Die Wissenschaftlerin muss sich einer gefährlichen Gegnerin stellen: Sie wird eine Gefangene der SKLAVEN DER INSEL ...

Die Hauptpersonen des Romans

Atlan – Für den Arkoniden gibt es kein Zurück.

Koomal Dom – Die Rückkehr ist für ihn der Weg nach vorn.

Sichu Dorksteiger – Die Ator im Psychoduell mit einer geheimnisvollen Fremden.

Nernan Deg, Kannal Thorton und Grellesh

Prolog

Perry Rhodan

Tag 147, Epoche 10.304

»Funkkontakt zur NURO-KOROM herstellen!«, ordnete Rhodan an, kaum dass er die Zentrale der CASE MOUNTAIN erreicht hatte. Hinter ihm kamen Atlan da Gonozal und Icho Tolot hereingestürmt.

»Schon passiert.« Midra Ortegas, der Siganese, der für Ortung und Funk zuständig war, deutete auf das Holo, in dem das tiefschwarze Raumschiff des Ritters der Tiefe zu sehen war. »Wir werden bereits kontaktiert.«

Er tippte in das holografische Bedienfeld, das seinen Kopf umschwebte, und neben der Außenansicht von Koomal Doms Schiff erschien ein wohlbekanntes Gesicht.

Allerdings nicht das von Koomal Dom.

»Atlan?«, rief Rhodan überrascht aus. Unwillkürlich huschte sein Blick zu dem Arkoniden an seiner Seite.

Der Atlan aus Rhodans Heimatuniversum musterte sein Tangenten-Pendant mit äußerstem Interesse. Seinem Doppelgänger sozusagen von Angesicht zu Angesicht gegenüberzustehen, war bestimmt keine alltägliche Erfahrung. Aber immerhin hatte dieser Atlan von der Existenz des anderen gewusst.

Für jenen Atlan dagegen, den Rhodan erst vor 15 Jahren kennengelernt hatte, musste die plötzliche Gegenüberstellung mit seinem alternativen Ego eine ziemliche Überraschung sein.

Der überhebliche Ausdruck, mit dem er auf dem Holo erschienen war, verschwand. Er furchte die Stirn. »Was ist denn das?«, fragte er unwirsch. »Soll das ein Scherz sein?«

»Das«, betonte Rhodan, »ist der Atlan aus meiner Welt. Atlan da Gonozal, Kommissar der Liga Freier Galaktiker und geschätzter Repräsentant der arkonidischen Kristallrepublik.«

Der Atlan auf der anderen Seite der Funkverbindung verzog das Gesicht. »Ein Schwächling!«, stieß er aus. Dann, als wäre die Angelegenheit damit bereits ausreichend geklärt, wandte er sich wieder Rhodan zu. »Ich werde Arkon zu dem Glanz zu verhelfen, den es verdient. Um unserer gemeinsamen Erlebnisse willen und der Personen, die wir beide schätzen, will ich dich warnen, Perry. Stell dich mir nicht in den Weg.«

»Bitte was?« Rhodan musste sich verhört haben.

Doch auch der Atlan neben ihm schnaubte. »Eine gute Mission. Allerdings bezweifle ich, dass du dafür der richtige Mann bist. Oder vielmehr: die richtige Version. Atlan.«

Der Atlan der Tangente sah aus, als würde er sein Ebenbild gerne durch das Holo erwürgen. »Im Gegensatz zu dir oder wie? Du hattest alle Mittel, allen Einfluss. Und wohin hat es dein Arkon geführt? Kristallrepublik, pah! Ganz offensichtlich bist du nicht der Richtige, wenn es darum geht, mit harter Hand durchzugreifen.«

»Aber du schon?«, erboste sich nun auch der Altan des Ursprungsuniversums.

Rhodan hob die Hände. »Könnten wir das bitte ...«

Aber sein Gefährte war noch nicht fertig. »Große Sprüche klopfen kann jeder. Ganze Sonnensysteme zu erobern, erfordert mehr als das. Mit welcher Flotte willst du das schaffen?«

In diesem Moment schnappte Midra Ortegas nach Luft. Es war nicht nötig, dass er die Meldung aussprach, Rhodan sah es selbst auf dem Holo.

Unidentifizierte Kugelraumer fielen aus dem Hyperraum und scharten sich um die NURO-KOROM. Hunderte, Tausende. Sie verdunkelten den Himmel. Eine gigantische Kriegsflotte, bereit zum Einsatz.

Der Atlan an Bord der NURO-KOROM verzog die Lippen zu einem boshaften Lächeln.

1.

Atlan

Einen Monat zuvor

»Was im Namen der Galaxis tust du da?« Von Grauen gepackt musste ich mit ansehen, wie Koomal Dom sich seines Anzugs entledigte und mir seine sehnige, geschlechtslose Gestalt präsentierte. Nur der eiförmige Zellaktivator hing noch um seinen Hals.

Willst du wirklich wissen, warum er sich vor dir entblößt?, spottete mein Extrasinn.

In der Tat, das wollte ich nicht.

Bevor ich meine Frage jedoch zurückziehen konnte, wandte sich der Kol Mani glücklicherweise von mir ab. »Ich bereite mich auf den Besuch meines Heimatplaneten vor.« Damit griff er in einen bereitstehenden Topf mit indigofarbener Paste und strich sich diese in großzügigen Kringeln auf den Leib. »Wir erreichen in Kürze Kollmania Medes.«

Wo Dom für unsere Ankunft eine einwöchige Zelebrierung seiner eigenen Großartigkeit hatte vorbereiten lassen.

»Deshalb takelst du dich also auf? Für deine Feierlichkeiten?«

Mir schwante Übles. Auf GOR-VAUR hatte Dom keinen solchen Aufwand betrieben und sich dennoch zwei Tage lang exzessiv von seinen Untergebenen feiern lassen. Wenn er sich nun extra in die Farben seines Volkes hüllte, hatte er offensichtlich vor, unseren Aufenthalt auf der Zentralwelt des kol-manischen Reiches noch pompöser zu gestalten. Und somit noch weit unangenehmer für mich.

»Willst du das immer noch durchziehen?«, erwiderte ich entsprechend gereizt. Die letzte Feier hatte mir bereits genug Demütigungen auferlegt. »Wir haben, was wir brauchen: Das Xynthaskolth ist an Bord der NURO-KOROM. Die Interferenz liegt zum Greifen nah vor uns. Wir brauchen nur hindurchzufliegen. Warum willst du weiter Zeit vergeuden?«

»Warum hast du es so eilig?« In aller Seelenruhe stellte Koomal Dom den Tiegel mit Indigofarbe beiseite und griff nach einem anderen, dieser mit einer neongrünen Paste. Noch mehr bunte Kringel auf seiner nackten Haut. Ich erkannte die ersten Ausläufer von Regenbögen. Was auch sonst.

Ich schnaubte. »Weder du noch ich werden bekommen, was wir möchten, wenn Rhodan und Dorksteiger hier aufkreuzen und unsere Angelegenheiten verpfuschen. Also ja, ich habe es eilig!« Missbilligend deutete ich auf Doms Körperbemalung. »Du hast mir bereits demonstriert, welche Bedeutung du für dein Volk hast.« Und welche ich innehatte – nämlich die eines Handlangers. Diese Rolle gefiel mir ganz und gar nicht. Allerdings wusste ich inzwischen, dass ich für Doms Pläne essenziell war – und das wiederum gab mir ein gewisses Maß an Selbstsicherheit. »Ist es wirklich nötig, noch mehr Zeit zu vergeuden? Für alberne Sentimentalitäten bleibt genug Zeit, sobald wir unser Ziel erreicht haben.«

»Hoffen wir es.« Der Kol Mani betrachtete mich mit seinem harthäutigen, ausdruckslosen Gesicht, das durch die farbenfrohe Bemalung nichts an Sympathie gewann.

Auch nicht, als er seiner Regenbogenbemalung noch goldene Kringel hinzufügte.

»Aber falls es dich beruhigt, dies ist kein Auftakt zu endlosen Festivitäten.« Er stieß ein leises Seufzen aus. Die Hautlappen an seinen Nasenschlitzen flatterten. »Oder alberne Sentimentalität. Es hat alles seinen Grund.« Endlich schien er mit seinem Äußeren zufrieden zu sein, denn er verschloss den letzten Tiegel. »Unsere gemeinsame Reise ist bald zu Ende. Ich bin sicher, für dich ist das eine Erleichterung.«

»Hast du mich deshalb in deine Unterkunft beordert?«, spottete ich. »Um dich von mir mit blankem Hintern zu verabschieden?«

Der Ritter der Tiefe lachte leise. »Ich gehe nicht davon aus, dass du mich allzu sehr vermissen wirst.«

Mit diesen Worten schlüpfte Dom in seine bunte Bordkombination, die immer noch genug seiner Bemalung preisgab, und warf sich das wallende Cape um die Schultern, ohne das er nirgendwo hinging – nicht einmal auf seinem eigenen Schiff.

Das metallische Schillern des Porleyterumhangs spiegelte die bunten Kringel auf seinem Körper und ließ den Kol Mani wie einen mürrischen Regenbogen aussehen. Nur seine starre Mähne aus wild wuchernden Knochenauswüchsen war so tiefschwarz wie zuvor.

»Komm mit mir«, forderte er. »Ich möchte dir das Herzstück des Kol-Manischen Reiches zeigen.«

*

Hinter Kollmania Medes ging die Sonne auf. Ihr Lichtkranz schob sich am schwarzen Rund des Planeten entlang, bis sich die Strahlen gleißend hell über die Zentralwelt des Kol-Manischen Reiches – und des Kol-Manischen Korrelats – ergossen. Während die NURO-KOROM auf unser Ziel zusteuerte, erlosch unter uns das nächtliche Lichtermeer, und die Sonne gab den Blick frei auf das, was Koomal Dom mit solchem Stolz erfüllte: Medane, die kontinentgroße Stadt der Regenbogenfetischisten.

Zum Glück war Dom von dem Anblick dermaßen eingenommen, dass ihm mein Mangel an Begeisterung völlig entging.

Es war nicht mein erster Sonnenaufgang, und aus dem All betrachtet glich diese Welt vielen anderen, die ich bereits besucht hatte. Allerdings musste ich zugeben, dass das schiere Ausmaß von Medane beeindruckend war. Die Stadt erstreckte sich über den gesamten Hauptkontinent, der nahezu ein Viertel der Planetenoberfläche einnahm. Gegen diese Metropole nahm sich Can Coronto wie eine primitive Provinzstadt aus.

Wir passierten den ausladenden orbitalen Raumhafen, an dem riesige Frachter und Handelsschiffe angedockt lagen. Viele davon entsprachen wie unser eigenes Schiff der kol-manischen Bauweise, schwertförmig mit ausladendem Heck. Auch Fingerschiffe mit Metagrav-Antrieb waren zu sehen, selbstverständlich aber kleinere Modelle als unseres. Die kompakteren Personenschiffe – touristischer oder diplomatischer Natur – würden direkt in der Stadt landen. So auch wir.

Natürlich ließ Dom es sich nicht nehmen, die NURO-KOROM in niedriger Flughöhe eine Schleife fliegen zu lassen, damit ich auch ja einen angemessenen Eindruck der Stadt erhielt – oder aber, damit auch wirklich jeder dort unten wusste, welch hoher Besuch im Anflug war. Selbst wenn Dom uns nicht hätte ankündigen lassen, spätestens mit unserem Einflug in den Luftraum über der Stadt wusste ganz Medane über unsere Ankunft Bescheid. Die KOROM mochte nicht riesig sein, doch sie war kaum zu verwechseln, schmal und schwärzer als die tiefste Nacht. In der ganzen Milchstraße und ganz Andromeda flogen nur Koomal Dom und Perry Rhodan solche Einheiten.

Ich bezweifelte, dass Rhodan sich in den zwölf Jahren seit seiner Erhebung zum Verkünder der Superintelligenz einmal hierher verirrt hatte. Medane glänzte mit überbordenden Kunstformen und architektonischen Wundern. Wobei glänzte die Sache auf den Punkt brachte.

Opernhäuser und Amphitheater, Trivid-Häuser und gigantische Museen versuchten einander mit farbenfrohen Gestaltungen zu überbieten. Kostproben neuester Kunstwerke schwebten als haushohe, dreidimensionale Hologramme über den Schaustätten. Dazwischen überspannten filigrane Brücken ganze Stadtteile. Vor Blumen strotzende Parkanlagen durchbrachen das kunterbunte Stadtbild und waren geradezu erholsam in ihrem vorherrschenden Grün. Gewaltige, in sich gedrehte Türme präsentierten Glassitfenster, die in einer Weise angeordnet waren, dass immer irgendwo ein Regenbogen schimmerte. Ich seufzte. Immerhin hielten sie sich mit Werbeholos zurück.

So dachte ich, bis wir den Landeplatz ansteuerten und auf sämtlichen umliegenden Gebäuden das Gesicht Koomal Doms aufleuchtete – die Arme segnend erhoben, die Krallenspitzen seiner insgesamt sieben Finger aneinandergelegt. War es ein Zufall, dass mir die Geste die Theaterinszenierung von Doms Heldentaten in Erinnerung rief, zu der er mich verpflichtet hatte? Wohl kaum. Es war eindeutig, welches Produkt hier großflächig beworben wurde: der verheißungsvolle Retter Koomal Dom.

»Der Bürgermeister wird uns persönlich in Empfang nehmen.«

Nichts Geringeres hätte ich erwartet. So eindrucksvoll Kollmania Medes auch sein mochte, letztendlich war es bloß eine bunte Handelswelt, bedeutend vor allem durch ihre Rolle für das Korrelat. Medanes höchsten Würdenträger zu entsenden, um uns zu empfangen, war nur angemessen.

Dennoch zupfte Dom nervös am Kragen seines Regenbogenmantels, ehe er die Hände sinken ließ und auf mich herabblickte. Warum? Fürchtete er, der legendäre Ritter, etwa einen einfachen Bürgermeister? Die Konfrontation mit seiner Heimatwelt? Oder doch eher das, was uns danach erwartete?

»Halt dich zurück, sobald wir gelandet sind«, riet mir Dom. »Dass ich einen Arkoniden ins Kollmansystem bringe, wird bereits für genug Aufregung sorgen. Wir sollten die kol-manische Gastfreundschaft nicht weiter als nötig ausreizen.«

Ich hob die Augenbrauen. »Dann soll ich mich nicht wieder als Tefroder verkleiden?« Bei dem Aufwand, den Koomal Dom gerade betrieb, um sich passend zu kleiden?

»Nicht nötig«, befand er jedoch. »Solche Eskapaden wie auf GOR-VAUR würden alles nur unnötig verkomplizieren.«

Also sollte ich wieder einmal den Hampelmann spielen, damit Dom sich in Szene setzen konnte? Das konnte er gerne versuchen. Er brauchte mich, um das Xynthaskolth zu bedienen. Ich dagegen würde meinen Weg in die Interferenz notfalls auch ohne ihn finden.

»Am unkompliziertesten wäre es, direkt die Interferenz anzusteuern«, wandte ich deshalb ein.

Dom gluckste. »Nein, das wäre das Auffälligste, was wir tun könnten. Vielleicht mag es in deiner Welt angehen, Kopf voran und ohne jede Höflichkeitsbekundung in fremdes Verwaltungsgebiet zu stürmen. Wir Kol Mani erwarten da etwas mehr Anstand.« Dabei richtete er seine gelben Augen auf mich, als wäre ich ein unzivilisierter Primitivling. »Kum ist nicht nur der Bürgermeister von Medane, er ist außerdem ein ranghoher Abgeordneter des Korrelats. Es wäre äußerst unhöflich, ihm keinen Besuch abzustatten. Erst recht, da er uns bereits erwartet.«

*

Selbstverständlich war es nicht bloß der Bürgermeister, der uns erwartete. Ein zwanzigköpfiges Begrüßungskomitee hatte sich an unserem Landeplatz versammelt – und das waren nur die Amtsträger, die sich vor der Absperrung aufhielten. Dahinter ballte sich eine lautstark feiernde Masse an Kol Mani und vereinzelten Vertretern anderer Völker. Sie alle hatten sich farbenprächtig bemalt. Über ihren Köpfen flirrten Seifenblasen und glitzerndes Konfetti, das sich auflöste, ehe es den Boden berührte. Die Versammelten tanzten und stampften zu einem gutturalen Gesang, den sie mit vollem Körpereinsatz untermalten: Sie klickten mit den Krallen, klopften sich auf die Brust und ließen ihren Kehlsack vibrieren.

Sobald Dom aus dem Schiff trat, brandete ohrenbetäubender Jubel auf, den Dom mit entsprechend großmütiger Haltung aufnahm: indem er die Segensgeste auf den Holos imitierte.

Der Jubel geriet ins Stocken, als ich hinter ihm aus dem Schatten der NURO-KOROM trat. Plötzlich hatten die Abgeordneten es äußerst eilig, uns zu begrüßen – und in einen bereitstehenden Gleiter zu bugsieren.

Immerhin war dieser zum einen auf die Größe von Kol Mani ausgelegt und damit für mich äußerst geräumig, zum anderen mit allem erdenklichen Luxus ausgestattet, inklusive einer Sitzrückenmassage. Die angebotenen Snacks und Getränke vermied ich. Die Erfahrung hatte mich gelehrt, dass der Erhalt meiner Geschmacksknospen mit den Vorlieben der Kol Mani nicht kompatibel war. Von den Auswirkungen, die verwesendes Fleisch auf meinen Magen-Darm-Trakt hätte, ganz zu schweigen.

Ich lehnte mich zurück, genoss die rhythmischen Vibrationen des Sitzes und tat, als ginge mich das Gespräch meiner beiden Mitfahrer nichts an. Dabei schloss ich die Augen gerade so weit, dass ich sie unauffällig beobachten konnte.

Die anfänglichen gegenseitigen Ehrbekundungen interessierten mich in der Tat wenig. Es dauerte jedoch nicht lange, ehe Kum seine Bedenken entweder vergaß oder über Bord warf, denn er kam direkt auf den Punkt zu sprechen, der ihn irritierte: mich.

»Bitte verzeih, Ritter, aber wir haben uns gefragt ... Nun, du kommst in sehr ungewöhnlicher Begleitung. Gibt es ... etwas, das wir wissen sollten? Gerüchten zufolge kam es zu einer ...« Er senkte die Stimme. »... arkonidischen Invasion auf der Erde?«

Diese Gerüchte waren mir neu. Dom dagegen winkte ab. »Ein Missverständnis atlantischer Journalisten«, versicherte er. »Und nichts, das in Zusammenhang mit meinem Begleiter steht. Er ist hier, um mir bei einer wichtigen Angelegenheit zu assistieren.«

Zu assistieren, soso. Es kostete mich einige Mühe, keine Regung zu zeigen und damit zu verraten, dass ich das Gespräch der beiden sehr genau verfolgte. Assistieren ... Von wegen!

Was würde der ehrenwerte Koomal Dom davon halten, wenn ich seinem Gegenüber verraten würde, dass sein erhabener Ritter als unwürdig eingestuft worden war, als von den Chaosmächten kontaminiert? Und dass es nun an mir, dem Arkoniden, lag, Doms mysteriösen Großen Plan durchzuführen?

»Ich verstehe«, lenkte Kum bereitwillig ein, dabei konnte er gar nichts verstehen. »Nun, wenn du das so beschlossen hast, dann bin ich sicher, dass es das Beste für uns alle ist.«

Da gab es nichts zu beschließen. Ich war der Einzige an Bord der NURO-KOROM, der in der Lage war, das Xynthaskolth zu bedienen. Weil es in mir etwas erkannt hatte, das ich hätte werden können. Ich hätte der Ritter der Tiefe werden sollen – nicht dieser narzisstische Friedensheuchler. Ich hätte die Arkoniden zu Glanz und Gloria führen sollen.

Nun, die Vergangenheit zu ändern, lag nicht in meiner Macht. Die Zukunft dagegen würde ich neu gestalten, wenn wir mithilfe des Xynthaskolths in ein anderes Universum wechselten. Ja, ich würde Dom helfen, zu holen, was er benötigte, um dieses Universum zu retten. Ich würde dort jedoch auch eine arkonidische Streitmacht sammeln. Und ich würde mein Volk dorthin befördern, wo es sein sollte – an die Spitze.

Dom musste das zumindest ahnen, doch er nahm es in Kauf. Bestärkte mich sogar darin, meinem Plan zu folgen. Was nur bewies, wie verzweifelt er war. Ich war bestimmt keine Option, die er gerne in Anspruch nahm. Aber eine andere gab es nicht.

Der Bürgermeister klickte die Finger aneinander. »Darf ich fragen, um welche wichtige Angelegenheit es sich dabei handelt?«

»Aber natürlich«, erklärte Dom zu meiner völligen Verblüffung.

Er wollte ihm doch nicht etwa wirklich das Ende des Universums verkünden?

»Vielleicht ist dir etwas Ungewöhnliches an der Lokkol-Grenze aufgefallen?«, erkundigte sich Dom.

Kum legte den Kopf schief. »Die Lokkol-Grenze liegt in einer Sperrzone«, wandte er ein. »Niemand kann genau sagen, was dort vor sich geht.«

»Niemand kann es mit eigenen Augen sehen«, korrigierte Dom ihn großmütig. »Aber ich bin sicher, ihr beobachtet das Gebiet auf andere Weise. Und ganz bestimmt habt ihr bemerkt, dass sich die Interferenz darin verändert hat.«

Kum wirkte überrascht. »Du weißt davon?«