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Anleitung zum Widerspruch E-Book

Franzi Kempis

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Beschreibung

Nie mehr sprachlos!

Sexistische Sprüche bei der Weihnachtsfeier, Impfgegner beim Geburtstagsessen, islamfeindliche Kommentare unter einem Facebookpost – wir alle kennen Situationen, in denen wir mit Halbwahrheiten oder einem problematischen Weltbild konfrontiert werden. Aber was entgegnet man, wenn jemand den Klimawandel leugnet, an die BRD-GmbH glaubt oder an eine jüdische Weltverschwörung? Franzi von Kempis gibt uns fundierte Argumente und sorgfältig recherchierte Fakten an die Hand, die jeder versteht. Damit wir uns sicherer fühlen, um populistischen, unwahren oder hetzerischen Parolen etwas entgegenzusetzen.

+++ Ausgezeichent mit dem Goldenen Blogger 2020 in der Kategorie »Blogger*in mit Buch« +++

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Buch

Sexistische Sprüche bei der Weihnachtsfeier, Impfgegner beim Kindergeburtstag, antisemitische Kommentare unter einem Facebook-Post – wir alle kennen Situationen, in denen wir mit Halbwahrheiten oder einem problematischen Weltbild konfrontiert werden. Doch was entgegnet man, wenn jemand den Klimawandel leugnet, an die BRD-GmbH glaubt oder gegen Geflüchtete hetzt? Franzi von Kempis gibt uns fundierte Argumente und sorgfältig recherchierte Fakten an die Hand, damit wir uns sicherer fühlen, um populistischen, unwahren oder hetzerischen Parolen etwas entgegenzusetzen.

Autorin

Franzi von Kempis lebt und arbeitet als Journalistin mit dem Schwerpunkt Video in Berlin. Die Frage, wie Diskurse im realen Leben und im Netz geführt werden, beschäftigt sie sowohl beruflich als auch privat. Als Chefredakteurin der Medieninitiative MESH Collective hat sie bis 2018 politische Bildung in Form von Videokampagnen auf YouTube, Facebook und Instagram für eine jüngere Zielgruppe aufbereitet. Seit Januar 2018 leitet sie als Chefin-vom-Dienst den Bereich Video für die t-online.de-Redaktion. Mit dem ironisierten Titel »Die besorgte Bürgerin« hat sie im Netz eine eigene Marke etabliert, die vor allem mit Videos falschen Infos, Vorurteilen und Hetze inhaltlich Kontra bietet.

Franzi von Kempis

Klare Antworten auf populistische Parolen, Vorurteile und Verschwörungstheorien

Die Informationen im Buch geben den aktuellen Stand zum Redaktionsschluss Juli 2019 wieder. Mögliche spätere Änderungen können nicht ausgeschlossen werden.

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Copyright © 2019: Mosaik Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München

Umschlaggestaltung: *zeichenpool, München

Satz und E-Book Produktion: Satzwerk Huber, Germering

KW ∙ Herstellung: CB

ISBN 978-3-641-23060-9V003

www.mosaik-verlag.de

Inhalt

Vorwort

Wie diskutiert man (richtig)?

Antworten an Menschen, die den Klimawandel leugnen

Antworten an Menschen, die Antisemitismus verbreiten

Antworten an Menschen, die an Verschwörungstheorien glauben

Antworten an Menschen, die denken, dass der Islam ihr Abendland zerstöre

Antworten an Menschen, die ein Problem mit Frauen oder Gender haben

Antworten an Menschen, die gegen Geflüchtete hetzen

»Danksagungen sind langweilig«

Anmerkungen

Register

Vorwort

Hass und Hilflosigkeit liegen manchmal nah beieinander. Da sind die einen, die hetzen und wüten, die liken und teilen, die beleidigen und schimpfen. Die laut sind, egal ob online oder offline. Die mit tendenziösem Halbwissen vorbereitet daherkommen. Die vernetzt und bestens ausgestattet scheinen. Die, die wir gern die laute Minderheit nennen, weil sie so lange schreien, bis alle anderen schweigen.

Und dann sind da die anderen, die vor so viel Wut erstarren, die sich über Falschinformationen ärgern und wundern, die um die besseren Worte ringen, aber oft einfach verstummen. Weil sie nicht wissen, wo sie anfangen sollen. Weil sie glauben, dass die eigenen Kenntnisse zu bestimmten Themen nicht ausreichen. Weil sie sich unsicher und hilflos fühlen. Und die deshalb oft die schweigende Mehrheit genannt werden.

Wie wir mit Hass und Hetze umgehen, wird in den Medien, in der Politik, bei Konferenzen, aber auch im eigenen Zuhause viel diskutiert. Oft geht es darum, wie und ob wir die schweigende Mehrheit zum Sprechen animieren können. Eine Frage, die sich die unterschiedlichsten Menschen in diesem Land stellen und mit der wir oft doch alleine zurückbleiben: Was kann man denn (selber) tun?

Ich gehöre zu denen, die sich oft hilflos gefühlt haben. Ich bin (leider) kein besonders geduldiger Mensch, es fällt mir schwer, darauf zu warten, dass jemand etwas tut. Ich will selber etwas tun. Oft hat das Schweigen der klügeren Mehrheit etwas mit Unsicherheit zu tun. Unsicherheit, weil man die richtigen Worte, die notwendigen Informationen nicht parat hat. Weil das Gefühl, sich in einem Thema nicht genügend auszukennen, überwiegt und man deshalb lieber erst mal gar nichts sagt. Dagegen lässt sich etwas tun, dachte ich. Deshalb habe ich dieses Buch geschrieben.

Ich habe sechs Themen ausgewählt, zu denen die laute Minderheit gerne besonders hasserfüllt schreit. Und ich weiß: Diese sechs Themen decken längst nicht alle Bereiche ab, die Unsicherheit auslösen und Hass erzeugen, sie sind und bleiben nur ein Ausschnitt und ein Anfang. Ich habe diese Themen recherchiert, mich mit Experten und Wissenschaftlerinnen getroffen, mit Aktivistinnen und Betroffenen gesprochen, ich habe gelesen, geredet und zugehört. Zu jedem Thema habe ich möglichst viele Hintergrundinformationen und Argumente zusammengetragen, die dabei helfen sollen, sich weniger hilflos zu fühlen. Die vielleicht dazu beitragen, dass man sicherer ist (oder zumindest einmal nachschlagen kann, was es mit einer bestimmten Sache nochmal auf sich hat). Die ermutigen, im richtigen Moment nachzufragen. Die einen darin bestärken, Widerspruch einzulegen. Die auch ein Anstoß sein können, selbst weiter zu recherchieren. Und die im besten Fall dazu führen, dass man sich hin und wieder traut, mitzureden, mitzudiskutieren, mitzustreiten: im Netz, am Küchentisch, in Kommentarforen und in öffentlichen Debatten. 

Es gibt in unserer Gesellschaft eine große Mehrheit von Menschen, die für die liberale Demokratie einstehen und extreme Haltungen ablehnen. Ich möchte, dass wir lauter werden. Dass wir widersprechen, wenn jemand Hetze verbreitet, Hass sät und Grundgesetze verletzt. Wir sind nämlich mehr. Und das sollte man auch hören (und lesen). 

Wie diskutiert man (richtig)?

Eine Diskussion über ein (gesellschafts-)politisches Thema ist selten einfach, oft schwer zu führen und auch nicht immer angenehm. Die Erwartungen an solche Unterhaltungen sind meist hoch: bitte reflektiert bleiben, möglichst sachlich an ein Thema herangehen, miteinander statt gegeneinander diskutieren. Und trotzdem geht einem irgendwo in der Mitte oft die Geduld aus, Emotion übernimmt, man will Recht behalten, die eigene Meinung durchsetzen und geht im schlimmsten Fall im Streit aus einem Gespräch, das eigentlich eine in sich abgeschlossene Diskussion hätte bleiben sollen. Und weil auch die besten (Sach-) Argumente noch keine Garantie für ein gelungenes Gespräch sind, eine rein fachliche Herangehensweise nicht einmal in einer Bundestagsdebatte immer eine realistische Überlebenschance hat und wir trotzdem in einer Demokratie ständig damit beschäftigt sind, andere für unsere Überzeugungen zu gewinnen, nähern wir uns doch zunächst einmal der Grundfrage: Wie kann ich überhaupt mit einer Person diskutieren, die eine andere Meinung vertritt als ich?

Den Kontext kennen und eigene Ziele definieren

Eine pauschale Garantie dafür, dass eine Diskussion gut verläuft, wenn man X oder Y tut, gibt es natürlich nicht. Das jeweilige Gegenüber und der Kontext, in dem ein Gespräch, ein Streit, eine Debatte stattfindet, bestimmen jedes Mal neu, unter welchen Bedingungen ein Gespräch abläuft. Man spricht mit Fremden auf der Straße oder an der Supermarktkasse anders als mit der Kollegin im Büro oder dem eigenen Kind zu Hause.

Die eigenen Ziele zu kennen kann helfen, eine Diskussion – egal welcher Art – vorzubereiten bzw. sich im Gespräch besser gewappnet zu fühlen. Wir landen schnell in verhärteten gegensätzlichen Positionen, weil wir uns selbst nicht klar sind, was wir von einem Gespräch wollen, ob wir es überhaupt wollen oder auch, warum wir es eigentlich führen. Der Philosoph und Argumentationstrainer David Lanius forscht zu konstruktivem Diskurs und Populismus und hält es für einen Fehler, ohne eigene Absicht in ein Gespräch zu gehen: »Oft reagieren wir einfach und haben dabei gar kein definiertes eigenes Ziel für ein Streitgespräch. Besser ist es, sich selbst bewusst zu machen, was man eigentlich mit einer Auseinandersetzung zu bestimmten Themen vorhat. Dabei hilft es, an der eigenen Haltung zu arbeiten.«1

Eine konstruktive Haltung einnehmen

Unsere persönliche Haltung kann den Verlauf und den Ausgang einer Diskussion stark beeinflussen. Der erste Impuls in einer Auseinandersetzung mit einer Person, die meine Meinung nicht vertritt, ist oft: Was die Person sagt, ist falsch, das ist aus meiner Sicht unmoralisch, das muss ich richtigstellen. Wie geht man also am besten vor? Lanius empfiehlt das Prinzip des interpretativen Wohlwollens: »Das bedeutet, das Gegenüber im bestmöglichen Sinne verstehen zu wollen. Ich gehe also mit der wohlwollenden Erwartungshaltung in ein Gespräch, dass mein Gesprächspartner etwas Sinnvolles zu sagen hat.« Was nicht hilft: sich sofort auf alles zu stürzen, was nach einem möglichen Fehler aussieht. Teil der eigenen Haltung kann es nämlich auch sein, jedes Gespräch als Gelegenheit, etwas Neues zu lernen, zu sehen. Anzuerkennen, dass beide Gesprächspartner voneinander lernen können oder zumindest dass man das Gegenüber und dessen Argumente näher kennenlernen kann. Ein mögliches Ergebnis ist, dass man die andere Seite besser versteht. Das bedeutet nicht, dass man alles akzeptieren muss, was das Gegenüber sagt. Aber wenn da etwas Valides kommt, sollte man auch bereit sein, etwas dazuzulernen.

Klingt erstmal schwierig? Kann aber auch für die eigene Überzeugungsarbeit dienlich sein: Wer versteht, warum das Gegenüber auf eine bestimmte Weise argumentiert, lernt auch, was gute Gründe für die eigene Position sein könnten. Man sollte Gegenargumente also – idealerweise – nicht nur als Angriff wahrnehmen, sondern als potenzielle Lernchance, wie man die eigene Position stärken kann, um sie halten zu können. Oder: wie man sie aufgibt. Für Lanius ist klar: »Man sollte grundsätzlich bereit sein, seine eigene Position auch aufzugeben, wenn es sinnvolle Gegenargumente gibt.« Selber zu so einer Einsicht zu gelangen oder sie beim Gegenüber zu erreichen ist tatsächlich eine große Erwartung an ein Gespräch. Aber ausschließen sollte man es nicht.

Psychologische Effekte bedenken

Neue Informationen können wir alle gebrauchen. Aus der Psychologie wissen wir aber: Menschen neigen dazu, sich ihre Informationen so auszuwählen, zu gewichten und zu deuten, dass sie die eigenen Erwartungen erfüllen. Das nennt man den »confirmation bias«, zu Deutsch: »Bestätigungsfehler«. Um aber nicht ständig nur unser eigenes Weltbild weiter zu bestätigen, müssen wir uns auch anderen Meinungen und Argumenten aussetzen. Eigene Auffassungen zu hinterfragen ist nie ganz einfach. Erstmal davon auszugehen, dass das Gegenüber mit seiner Meinung nicht automatisch völlig falschliegt, kann allerdings helfen, nicht gleich in alte Denkmuster zu verfallen.

In der Realität wollen wir die Person, die eine andere Meinung vertritt, trotzdem meistens von unserer Meinung überzeugen. Das ist auch nicht erstaunlich, wir Menschen sind nämlich psychologisch darauf gepolt, Informationen, die nicht zu unseren Überzeugungen passen als Störfaktoren zu empfinden – und abzulehnen. Das nennt man »kognitive Dissonanz«. Psychotherapeutin Miriam Junge beschreibt diesen Effekt als einen Zustand, »der in uns Widerwillen hervorruft, den wir als unangenehm empfinden und aus dem wir – logischerweise – versuchen herauszukommen. Das tun wir dann, in dem wir uns Sachen schönreden, Tatsachen verdrehen, Argumente unseres Gegenübers widerlegen wollen.«2 Sprich: Wir tun alles, damit das Gefühl der Dissonanz verschwindet. Was vornehmlich dazu führt, dass wir das Gegenüber direkt mit der eigenen Meinung konfrontieren und mit eigenen Argumenten »zuballern«. Wir haben ja so viele gute Belege für unsere Meinung und gefühlt natürlich auch Recht, also gilt doch sicher, je mehr desto besser? Nein. So eine Strategie kann nur scheitern. Reines Argumente-Pingpong hat für keine Seite einen Mehrwert. Der sogenannte »Backfire-Effekt« kann im schlimmsten Fall sogar dafür sorgen, dass Menschen ihre Überzeugungen als Reaktion auf diese vielen Gegenargumente nicht etwa ändern, sondern sogar noch verfestigen. Klar ist: Die eigene Überzeugung, das eigene Weltbild gibt niemand leichtfertig auf. Erst recht nicht, wenn man sich mit der eigenen Meinung in einem Gespräch nicht ernst genommen oder sogar abgewertet fühlt.

Was muss man bei Internetdiskussionen bedenken?3

Besonders für eine Diskussion im Internet hilft es, bestimmte psychologische Effekte im Hinterkopf zu haben. Denn negatives, toxisches Online-Feedback untergräbt viele unserer wichtigsten psychischen Grundbedürfnisse: Wir wollen ein positives Selbstbild haben, wir sind soziale Wesen und möchten dazugehören, wir wünschen uns Sicherheit und haben gerne die Kontrolle.

Warum schreiben Menschen überhaupt schreckliche Sachen ins Netz?

Sie haben ein subjektives Bedrohungsgefühl (der Hass dient hier als vermeintlich notwendige Gegenwehr gegen diese Bedrohung). Menschen, die strategisch Hass schüren, setzen deshalb vorrangig auf Angst- und Katastrophenszenarien.

Sie fühlen sich hilflos und in ihren Bedürfnissen übersehen.

Sie wünschen sich Zugehörigkeit und übernehmen daher unreflektiert Feindbilder und Verhaltensweisen einer Gruppe. Diese belohnt sie dafür mit Anerkennung, isoliert sie von gegenteiligen Meinungen und unterdrückt eine echte Auseinandersetzung.

Sie leben einen Machtwunsch aus, wollen ihren eigenen Selbstwert erhöhen. Es handelt sich um einen Ausdruck von Sadismus oder Psychopathie.

Psychologische Effekte können so ein Verhalten verstärken:

Der »confirmation bias«, also die Suche nach Informationen, die nur die eigene Überzeugung bestätigen.

Der Ingroup/Outgroup-Effekt: Man entmenschlicht als anders empfundene Gruppen und wertet diese ab.

Dunning-Kruger-Effekt: Menschen, die eigentlich wenig Ahnung von einem Thema haben, glauben, sehr viel Ahnung zu haben. Aufgrund des mangelnden Wissens ist keine differenzierte Meinung zum Thema vorhanden.

Mediale Effekte spielen auch eine Rolle:

Online-Enthemmung: Weil ich mein Gegenüber nicht sehe, habe ich eine größere Distanz und daher auch weniger Empathie oder Hemmung, Gewalt auszuüben – das Gegenüber wird schneller zur Projektionsfläche.

Echokammer: Eine Situation, in der Menschen nur noch Informationen finden, die ihre bereits vorhandenen Ansichten verstärken.

Broken-Windows-Effekt: Der besagt, dass harmlose Übertretungen wie zum Beispiel das Liegenlassen von Abfall den Boden für weit schlimmere Taten bereiten können, weil sie das Gefühl erzeugen, eine Situation sei außer Kontrolle geraten und niemand werde mehr für irgendetwas zur Rechenschaft gezogen. Das kann im schlimmsten Fall zur Verschiebung sozialer Normen führen. Im Online-Kontext bedeutet dies, dass in unmoderierten digitalen Räumen das Gefühl für bereits verhandelte soziale Normen (wie zum Beispiel Höflichkeit) verloren geht.

Zuhören und selber sachlich bleiben

Einen Ansatz, wie man sinnvoll Kritik äußert, hat der Philosoph Daniel Dennett in Anlehnung an den Sozialpsychologen Anatol Rapoport aufgestellt: Bevor man auf eine Aussage des Gegenübers mit einer eigenen Aussage reagiert, sollte man erst einmal dessen Aussage wiederholen, dann Gemeinsamkeiten finden und herausstellen und aufzeigen, was man aus der Aussage des Gegenübers gelernt hat. Erst danach kann man in einem vierten Schritt selbst Kritik an der Aussage üben.4 Der Vorteil laut Dennett: Das Gegenüber fühlt sich gehört und ist eher bereit, einem Gehör zu schenken. Was man mit so einer Strategie auf jeden Fall vermittelt: die eigene Bereitschaft zuzuhören. Durch die Wiederholung kann man sicherstellen, dass man die Gesprächspartnerin oder den Gesprächspartner wirklich verstanden hat und nicht nur das bei einem hängenbleibt, worauf man sowieso antworten will.

Man kann auch einen Schritt weitergehen und nochmal nachfragen, ob sich die Person korrekt wiedergegeben fühlt: »Ist es das, was du meinst/was Sie meinen?« Mit der eigenen Antwort kann man sich dann auf das tatsächlich Gesagte konzentrieren und so beim Thema bleiben. Wichtig ist natürlich außerdem, die eigene Kritik sachlich zu formulieren und dabei falsche Informationen zu korrigieren oder Widersprüche aufzuzeigen. Und dabei nie vergessen: Vor Vorurteilen ist keiner von uns gefeit. Vorurteile sind vorschnelle Urteile, die wir über andere Gruppen entwickeln, positive wie negative. Wie das passiert? Der Mensch kategorisiert, das hilft dabei, sich einen Überblick zu verschaffen und Situationen einzuschätzen. Wir stecken andere Personen dementsprechend in vorgefertigte Schubladen. Das passiert automatisch, quasi auf »Autopilot«. Nach welchen Merkmalen wir diese Kategorien allerdings sortieren, ist uns nicht vorgegeben.

(Offene) Fragen stellen und nicht moralisch werden

Einen besseren Einblick, wie das Gegenüber tickt, bekommt man, wenn man ihr oder ihm konkrete, offene Fragen stellt. Warum jemand etwas so oder so sieht. Oder auch wie das Gegenüber eine bestimmte Situation beurteilt. Manchmal kann man durch eine Frage auch verhindern, selbst zum belehrenden Moralapostel zu werden. Indem man zum Beispiel umformuliert und einfach fragt: »Haben Sie schon mal selbst erlebt, dass …?« So kann man etwa auch für pauschalisierende Aussagen konkrete Beispiele einfordern. Fragen stellen kann auch beim Perspektivenwechsel helfen, denn wenn es gelingt, sich in die Situation einer anderen Person hineinzuversetzen, können wir auch leichter Empathie für deren Situation aufbringen: »Wie würden Sie sich fühlen/wie würde es Ihnen gehen, wenn …« Und: Wenn mein Gegenüber eigene, persönliche Erfahrungen in die Diskussion einbringt, sollten diese ernst genommen werden – sonst kann eine Versachlichung kaum gelingen. Grundsätzlich gilt: Wer Fragen stellt, muss natürlich mit Antworten rechnen und bereit sein, auf diese einzugehen.

Rhetorische Ausweichmanöver (er)kennen

Es gibt verschiedene Rhetorikmanöver, die ein Gespräch in eine unerwünschte Richtung laufen lassen (können). Nicht immer werden sie absichtlich eingesetzt, manchmal aber doch. In jedem Fall ist es sinnvoll, sich bewusst zu machen, dass es solche Manöver gibt, und einige davon zu kennen, damit man nicht darauf reinfällt, egal ob sie bewusst oder unbewusst eingesetzt werden. Zwei anschauliche Beispiele (einige mehr finden sich in den Folgekapiteln) für Argumentationsstrategien, die eine Diskussion ad absurdum führen können, sind das Strohmann-Argument und der sogenannte Whataboutism.

Das Strohmann-Argument

Bei Diskussionen geht es ja oft darum, die Emotionen nicht hochkochen zu lassen. Das fällt besonders schwer, wenn einem das Gegenüber einen Standpunkt unterstellt, den man so gar nicht geäußert hat. Das nennt man ein Strohmann-Argument: Man interpretiert die Argumentation seines Gesprächspartners falsch, verdreht sie vielleicht sogar absichtlich und zieht daraus dann einen falschen Schluss. Und schon stecken beide Parteien mitten in einem Streitgespräch über ein Thema, über das die eine Seite gar nicht sprechen wollte, weil sie es so nicht geäußert hat. Ein Beispiel:

Politiker X: »Wir möchten an einem Tag in der Woche fleischfreies Essen in öffentlichen Kantinen anbieten.«

Politikerin Y: »Wir werden bevormundet, Fleisch soll in Deutschland verboten werden!«

Das ist ein klassisches Strohmann-Argument: Nach der ursprünglichen Aussage sollte niemand bevormundet und keinem Fleisch verboten werden. Das angewandte Strohmann-Argument von Politikerin Y verändert aber das Thema. Wenn Politiker X jetzt auf dieses Argument eingeht, bestätigt er damit quasi die Darstellung des Strohmann-Arguments.

Diese Argumentationsstrategie ist auch deshalb ein Problem, weil sie zum Teil zwar bewusst verwendet wird, oft aber unabsichtlich zum Einsatz kommt, ohne dass die Verwendenden das selbst merken. Häufig sogar, ohne dass beide Parteien es merken. Die eine Person sagt etwas, das Gegenüber versteht es anders, die erste Person wiederum fühlt sich dann in der Pflicht auf das falsch Verstandene zu reagieren, obwohl es sich gar nicht auf ihre ursprüngliche Aussage bezieht. Man reagiert also in einer Gesprächssituation auf einmal auf ein neues Argument, um das es vorher gar nicht ging. Was man sich merken kann: Man kann das Argument des Gegenübers natürlich absichtlich verdrehen, um es angreifbarer zu machen. Das passiert aber auch unabsichtlich. Weil man sich gegenseitig nicht richtig zuhört. Weil man von Anfang an nur das hört, was man hören will – oder eben gar nicht zuhört und inhaltlich direkt das angeht, was man vom Gegenüber sowieso erwartet. Egal ob es gesagt wurde oder nicht. Hier muss also jeder auch bei sich selbst aufpassen, nicht rhetorisch fehlzumanövrieren.

Whataboutism

Die Strategie ist simpel: Man versucht, die Aussage des Gegenübers durch eine Gegenaussage, die vom eigentlichen Thema wegführt, zu relativieren.

Person 1: »Rechtsextreme zünden Flüchtlingsheime an!«

Person 2: »Ja, aber was ist mit Linksextremisten, die Autos anzünden?«

Das eigentliche Thema geht dabei unter. Aber: Nur, weil jemand anderes schlimmer handelt oder eine andere Situation ebenfalls schlimm ist, wird das eigentlich behandelte Thema nicht weniger wichtig oder die eigentlich im Vordergrund stehende kritisierte Handlung nicht legitimer. Was tun? Beim eigentlichen Thema bleiben, auf die Whataboutism-Taktik hinweisen und sich nicht ablenken lassen.

Grenzen ziehen und menschlich bleiben

Grundvoraussetzung für eine Auseinandersetzung, gerade über gesellschaftspolitische Themen, ist es, Grenzen zu ziehen, die nicht überschritten werden sollten. So weiß man, bis zu welchem Punkt ein Gespräch lohnt und es für einen selbst sinnvoll bleibt. Diese roten Linien zieht jeder für sich, sie sind personen-, kontext- und situationsabhängig. Es gibt aber auch Grenzen, die, sagen wir mal, einen gewissen Allgemeingültigkeitsanspruch erfüllen.

Eine solche Grenze ist zum Beispiel die Einhaltung der Meinungsfreiheit. Denn auch ein Klassiker wie »Das wird man ja wohl noch sagen dürfen« hat Grenzen. Diese zu erkennen ist nicht immer einfach. Nicht alles, was man sagt, ist eine Meinung. In der Regel geht es oft darum, zu unterscheiden, ob jemand wirklich seine Meinung äußert oder ob es sich um eine Tatsachenbehauptung handelt. Auch Beleidigungen und Verleumdungen von Meinungen abzugrenzen kann sich als schwierig erweisen. Nicht alles, was man selbst als Beleidigung auffasst, ist etwa vor Gericht auch eine. Eine Verleumdung kann es dann sein, wenn jemand absichtlich über andere eine unwahre, ehrverletzende Behauptung in die Welt setzt. Manche Aussagen sind aber auch klar strafbar. Volksverhetzung ist zum Beispiel in Deutschland ein Straftatbestand. Darunter fällt unter anderem die Herabwürdigung einer klar abgegrenzten Gruppe. Manche Beschränkungen der Meinungsfreiheit lassen sich wiederum sehr klar aus der deutschen Geschichte erklären: Die Verherrlichung des nationalsozialistischen Regimes ist verboten. Den Holocaust zu billigen, zu verharmlosen oder zu leugnen, fällt in Deutschland nicht unter freie Meinungsäußerung und wird bestraft. Den Hitlergruß zu zeigen, ebenso.

Es ist also nicht immer leicht, die Grenzen unseres Rechts auf Meinungsäußerung zu verstehen, oft sind sie fließend. Während die einen schon Zensur schreien, ist für andere bereits eine Grenze überschritten. Eine Grenze, die ich persönlich ziehe, findet sich im ersten Artikel des Grundgesetzes. »Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.« Die Menschenwürde sollten wir immer im Hinterkopf haben und bereit sein, uns im Zweifel für sie einzusetzen. Egal ob es sich um eine Online-Diskussion handelt, in der Geflüchteten auf dem Mittelmeer oder einem Politiker der Tod gewünscht wird oder um einen (verbalen) rassistischen Angriff auf eine Person, mit der ich im gleichen U-Bahn-Wagen sitze.

Wir sollten und müssen menschlich bleiben, egal worüber wir diskutieren, egal unter welchen Bedingungen wir miteinander sprechen, egal welche Vorkenntnisse wir haben. Dazu gehört, nicht zu vergessen, dass auch im Netz (wenn es sich nicht gerade um Bots handelt) Menschen agieren. Und dazu gehört – offline wie online –, dem Gegenüber zuzuhören. Bei sich selbst Empathie für die vielleicht konträren Meinungen anderer zu wecken (und aufrechtzuerhalten) ist nicht immer einfach. Aber mit einer offenen Haltung ins gemeinsame Gespräch zu gehen, kann ein Anfang sein.

Antworten an Menschen, die den Klimawandel leugnen

»Der Klimawandel ist eine Lüge«Argumente aus der Kategorie: Der Mensch sei nicht schuld am KlimawandelArgumente aus der Kategorie: Klimaveränderung habe es doch schon immer gegebenArgumente aus der Kategorie: Klimaforschung sei ungenau und unsicherArgumente aus der Kategorie: Der Klimawandel finde nicht stattArgumente aus der Kategorie: Klimaveränderung sei nicht schlimmArgumente aus der Kategorie: VerschwörungstheorienZwei grundsätzliche Fragen zur Klimawandel-Leugnung

»Der Klimawandel ist eine Lüge«

Der Klimawandel und der Einfluss des Menschen auf das Klima sind wissenschaftlich bewiesen. Trotzdem behaupten sogar Präsidenten via Twitter das Gegenteil. Trotzdem schreiben Parteien in ihren Programmen dagegen an. Und trotzdem schlägt Schülerinnen und Schülern, die freitags für eine klimapolitische Wende auf die Straße gehen, in Deutschland und überall sonst auf der Welt Unverständnis und sogar Hass entgegen. Deswegen ist es wichtig, sich mit den tatsächlichen Fakten auszukennen, um im Zweifelsfall am Abendbrottisch, im Büro oder im Internet reagieren zu können, wenn wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse in Frage gestellt werden.

Klar, Fakten allein gewinnen keine Diskussion. Erkenntnisse aus der Forschung zeigen, dass man die Argumentationsstrategien der Leugnenden anschauen, erkennen und durchschauen können muss – um selbst nicht darauf reinzufallen. Ein Team um den britischen Psychologen Sander van der Linden fasst das in einem Aufsatz in der Fachzeitschrift Global Challenges so zusammen: »Öffentliche Einstellungen zum Klimawandel können durch ›Impfen‹ wirksam gegen Falschinformationen geschützt werden.«5 Es geht also darum, Menschen mit Informationen über Desinformationsstrategien auszustatten und so gegen diese falschen Argumente immun zu machen.

Doch welche Argumentationsstrategien verfolgen Menschen, die den Klimawandel leugnen? Sie weigern sich, wissenschaftliche Erkenntnisse zu akzeptieren, und versuchen, mögliche Unsicherheiten in Forschungsergebnissen zu dramatisieren. Was die nächste Frage aufwirft: Wie argumentieren Menschen, die wissenschaftliche Erkenntnisse leugnen?6 Zum Beispiel so:

Sie berufen sich auf falsche Expertinnen oder Experten. Diese haben entweder nichts mit dem Feld Klimaforschung zu tun oder vertreten eine radikal alternative Meinung zum wissenschaftlichen Konsens.Sie betreiben »Rosinenpickerei« oder »cherry picking«, das heißt, sie suchen sich nur ganz bestimmte Daten heraus, die sie dann als allgemeingültige Beweise anbringen, ohne sie in einen Kontext zu setzen.Sie stellen unerfüllbare Anforderungen an die Forschung.Sie stellen Zusammenhänge falsch dar und ziehen logische Fehlschlüsse aus wissenschaftlichen Tatsachen.Sie vertreten Verschwörungstheorien.7

Wer also die Argumente analysieren will, die sich gegen die wissenschaftliche Evidenz des Klimawandels richten, sollte zunächst schauen, welches Argument aus welcher »Schublade« stammt. (Da es hier (leider) zu weit führen würde, die Vielzahl an Anti-Klimawandel-Argumenten komplett aufzugreifen, muss eine Auswahl genügen. Weitere Informationen, Literaturtipps und Links zu Seiten, die das noch viel ausführlicher machen, finden sich aber im Literaturverzeichnis.8)

Wie diskutiert man online und zwar konstruktiv?

Nicht vergessen: Wir wissen im Netz oft nicht, mit wem wir es zu tun haben. Der erste Eindruck kann täuschen: Anfänglich aggressive Kommentatorinnen oder Kommentatoren können sich auch als umgänglich erweisen, wenn man respektvoll mit ihnen umgeht.

Fragen stellen: Wer fragt, signalisiert Interesse am Gegenüber und am Dialog. Außerdem kann man durch Nachfragen verhindern, sich gegenseitig permanent misszuverstehen: »Wie hast du das gemeint?«

Respektvoll und höflich bleiben: Ruhig bleiben, versuchen, sachlich zu bleiben, nicht beleidigen. Auch wenn man innerlich aufgewühlt ist: Es lohnt sich kurz innezuhalten, bevor man auf einen aggressiven Kommentar antwortet.

Sich nicht provozieren lassen: Beschimpfungen vergiften das Klima und verhärten die Fronten. Man rutscht schnell in eine Rechtfertigungssituation und beantwortet eine verbale Beleidigung ebenfalls mit einer Beleidigung.

Humor: Bei aller Ernsthaftigkeit ist es wichtig, sich den eigenen Humor zu bewahren. Auch mal über sich selbst lachen zu können. Dabei sollte man aber nicht vergessen, trotzdem zu versuchen, einen inhaltlichen Punkt zu setzen. So zeigt man dem Gegenüber auch, dass man ernst zu nehmen ist.

Aufgepasst bei Themenhopping: Man sollte sich immer wieder bewusst machen, was das eigentliche Thema ist und darauf zurückkehren. Sonst zerfasert die Diskussion.

Hinweis: Wer mehr zu diesem Thema wissen will, wird zum Beispiel auch beim Verein #ichbinhier fündig.9

Argumente aus der Kategorie: Der Mensch sei nicht schuld am Klimawandel

»Der menschliche CO2-Ausstoß ist viel zu gering, um Einfluss auf das Klima zu nehmen.«

Wer so argumentiert, macht es sich zu einfach. Und will nicht ganz verstehen, wie der natürliche Kohlenstoffkreislauf funktioniert. Nämlich so: Was in der Natur an Kohlenstoffdioxid (CO2) freigesetzt wird (zum Beispiel aus Böden oder den Ozeanen), wird auch wieder von ihr absorbiert. Dieser natürliche Kreislauf ist ausgeglichen.

Bei der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas durch uns Menschen wird ebenfalls CO2 in der Atmosphäre freigesetzt. Korrekt ist: Die Gesamtmenge des natürlich freigesetzten Kohlenstoffdioxids ist sehr groß, und der menschliche Anteil ist, im direkten Vergleich, sehr klein. Korrekt ist aber auch: Der menschliche Anteil kommt auf den natürlichen Kreislauf obendrauf. Die Natur nimmt zwar einen Teil davon auf, der Rest bleibt aber in der Atmosphäre. Deshalb reicht schon ein kleiner menschlicher Anteil an CO2 aus, um dieses natürliche Gleichgewicht zu stören. Man kann sich das wie eine Waage vorstellen: Auf beiden Seiten liegt eine Tonne Gewicht, die Waage ist im Gleichgewicht. Wenn ich aber auf einer Seite auch nur ein Gramm mehr hinzufüge, kippt die Waage. Unsere Atmosphäre war also jahrtausendelang im CO2-Gleichgewicht. Durch die zusätzlich verursachten CO2-Emissionen des Menschen ist sie jetzt nicht mehr ausgeglichen.10 Das bedeutet: Die menschlichen CO2-Emissionen sind zwar im Vergleich zu den natürlichen klein, ihre Wirkung aber ist immens.

Wir wissen, wie viel CO2-Emissionen die Menschen verursachen. Sie können daran berechnet werden, wie viel wir in etwa an Kohle, Öl und Gas verbrennen. Dass die Kohlendioxidkonzentration in der Atmosphäre zunimmt, zeigen Messstationen weltweit. Zu Beginn der Industrialisierung lag sie bei etwa 280 ppm (parts per million). Seit Beginn der Industrialisierung ist die Konzentration von Kohlenstoffdioxid um mehr als 44 Prozent gestiegen und liegt jetzt bei mehr als 400 ppm. Zum Vergleich: Vorher war sie knapp 10.000 Jahre konstant.11 Dieser Anstieg ist komplett vom Menschen verursacht. Wir wissen außerdem, dass die Natur nur knapp die Hälfte der menschlich verursachten Emissionen aufnimmt und Treibhausgase wie CO2 den natürlichen Treibhauseffekt verstärken.

Wie funktioniert nochmal dieser natürliche Treibhauseffekt (den die meisten von uns vielleicht noch aus der Schule kennen)? Das Sonnenlicht kommt durch die Erdatmosphäre auf die Erde und erwärmt sie. Ein Teil dieser Energie wird von der Erde wieder als langwelligere Strahlen zurück in die Atmosphäre abgegeben. (Wichtiger Punkt: Die langwelligen Strahlen können vom CO2 aufgenommen werden. Das kurzwellige Sonnenlicht hingegen wird von CO2 nicht absorbiert.) Die Atmosphäre umgibt unseren Planeten, sie besteht aus verschiedenen Gasen, unter anderem CO2, also Kohlenstoffdioxid. Diese Schicht hält einen Teil der langwelligen Strahlung auf und schickt sie wieder zurück. Das wärmt die Erde zusätzlich.

Ohne den natürlichen Treibhauseffekt wäre die Erde von Eis überzogen. Er wirkt also wie eine Schutzschicht. Das Problem entsteht erst, wenn immer mehr CO2 in die Atmosphäre gelangt – und genau da kommt der Mensch ins Spiel. Wir verbrennen immer mehr, produzieren immer mehr CO2-Emissionen, die CO2-Schicht in der Atmosphäre wird immer dichter, immer mehr Sonnenstrahlen werden »gespeichert«: Die Erde wird immer wärmer.

Ein weiterer beliebter Trick von Menschen, die den Klimawandel leugnen oder herunterspielen wollen: Sie fragen nach dem Anteil des CO2 in der Atmosphäre. Die richtige Antwort ist: 412 ppm, das sind dann umgerechnet etwa 0,04 Prozent (4 Moleküle pro 10.000 Moleküle). So eine Zahl nutzen Menschen, die den Klimawandel leugnen, gerne als Suggestivbeispiel: »Guck mal, wie gering diese Zahl ist, die kann doch keinen Einfluss haben.« Der Vergleich hinkt natürlich gewaltig. Der Klimawissenschaftler Stefan Rahmstorf meint dazu: »Wer dieser Logik folgt, trinkt sicher auch gerne einen Zyankali-Cocktail. Den Wissenschaftlern, die behaupten, schon 3 mg/kg Körpergewicht (also 0,0003 Prozent) Zyankali seien tödlich, ist bestimmt nicht zu trauen!«12 Bei Blausäure sind es übrigens sogar 1,5 mg – und auch die würde ja keiner freiwillig zu sich nehmen, nur weil es sich um eine geringe Menge handelt. Oder?

Wie reagiert man, wenn jemand sagt, die menschlichen CO2-Emissionen seien zu gering für den Klimawandel?

Im Vergleich zu natürlichen CO2-Emissionen sind die vom Mensch klein. Aber ihre Wirkung ist groß: Sie verschieben das natürliche Gleichgewicht.

Ohne den natürlichen Treibhauseffekt wäre die Erde von Eis überzogen. Die menschengemachten CO2-Emissionen verstärken aber diesen Effekt. Menschen produzieren immer mehr CO2-Emissionen, die CO2-Schicht in der Atmosphäre wird immer dichter und die Erde immer wärmer.

»Es gibt keine Belege, dass der menschliche CO2-Ausstoß zum Klimawandel beiträgt.«

Das ist falsch. Ein Trick von Menschen, die den Klimawandel leugnen: Sie fordern das ultimative Experiment, das den menschlichen Einfluss beweist. Das ist natürlich Blödsinn. So ein Experiment wäre nach dem Klimatologen Stefan Rahmstorf »ja ein Experiment mit der gesamten Erde – kein Laborexperiment kann das.«13 Was wir hier sehen, ist ein typischer Fall von Wissenschaftsleugnung: Man stellt eine unmögliche Erwartung an wissenschaftliche Forschung, die so nicht umsetzbar ist, und sagt dann: »Seht ihr, die können das nicht beweisen.« Aber wie Rahmstorf schreibt, ist längst wissenschaftlich nachgewiesen, dass CO2 und andere Treibhausgase Wärmestrahlen absorbieren und den Treibhauseffekt (siehe auch »Der menschliche CO2-Ausstoß ist viel zu gering …«) verstärken.

Doch auf welchem Stand ist die Wissenschaft eigentlich, und welchen Aussagen kann ich trauen? Um das transparent zu machen, gibt es seit 1988 das Intergovernmental Panel on Climate Change, das IPCC. Dessen Aufgabe ist es, die überall verstreuten Ergebnisse der Klimaforschung zusammenzutragen und in Berichten zusammenzufassen. Daran sind Tausende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beteiligt. Und die erstellten Berichte sind für jeden im Internet einsehbar.14

Im fünften Sachstandsbericht des IPCC von 2013/2014 steht in Bezug auf die Erderwärmung und den menschlichen Einfluss: »Anthropogene Treibhausgas-Emissionen steigen seit der vorindustriellen Ära an, verursacht vor allem durch ökonomische Faktoren und das Bevölkerungswachstum (…), und sie sind mit hoher Wahrscheinlichkeit der Hauptgrund für die seit Mitte des 20. Jahrhunderts beobachtete Erwärmung.«15

Wir wissen, dass sich das Klima ändert. Spannend ist, warum es das tut. Es gibt viele Faktoren, die das Klima in der Vergangenheit beeinflusst haben. Aber bis auf menschengemachte CO2-Emissionen kann keiner davon die Erwärmung der letzten Jahrzehnte erklären. Nur weil in der Vergangenheit natürliche Ursachen das Klima beeinflusst haben, bedeutet das für die Gegenwart nicht, dass menschengemachte Faktoren keine Rolle dabei spielen.

Und trotzdem gibt es Leute, die den menschlichen Anteil am Klimawandel leugnen. Wichtig für solche Diskussionen ist das Wissen, dass der menschliche Fingerabdruck beim Klimawandel sichtbar ist und es Beobachtungen gibt, die sich zum Beispiel nicht durch einen Anstieg der Sonnenstrahlung erklären lassen. Es ist nachweisbar, dass Menschen die CO2-Konzentration ansteigen lassen (der in der Atmosphäre gemessene Kohlenstoff stammt von fossilen Brennstoffen, die Sauerstoffkonzentration in der Atmosphäre nimmt ab, in Korallen wurde Kohlenstoff gemessen, der von fossilen Brennstoffen stammt16). Wie wirkt sich das aus? Es tritt weniger Wärme ins All aus, das belegen Satellitenmessungen – und zwar bei den Wellenlängen, die CO2 absorbieren. Das Problem: Diese Wärme strahlt wieder auf unseren Planeten zurück und erwärmt ihn. Ein verstärkter Treibhauseffekt würde außerdem dazu führen, dass sich die Erde nachts stärker erwärmt als am Tag: Und genau das ist der Fall. Ein weiteres Anzeichen für den Treibhauseffekt ist die beobachtete Abkühlung der Stratosphäre, die obere Atmosphäre.17 Es gibt also jede Menge menschliche Fingerabdrücke beim Klimawandel, die sich nur durch Treibhausgase erklären lassen.

Was antwortet man, wenn jemand Belege für den menschlichen CO2-Anteil als Hauptfaktor fordert?

Die Forderung nach einem ultimativen Experiment, das dies nachweist, ist eine typischer Fall von Wissenschaftsleugnung: Ein Experiment, das die ganze Erde umfasst, ist unmöglich.

Bis auf menschengemachte Emissionen an Treibhausgasen kann kein natürlicher Faktor die Erwärmung der letzten Jahrzehnte erklären. Und ja: Das Klima wurde in der Vergangenheit von natürlichen Ursachen beeinflusst. Das bedeutet aber nicht, dass menschengemachte Faktoren in der Gegenwart keine Rolle spielen können.

Es gibt eindeutige Indikatoren für den menschlichen Fingerabdruck in Sachen Klimawandel: Die Nachweise, dass der Kohlenstoff in der Atmosphäre von fossilen Brennstoffen stammt zum Beispiel. Dass sich die Erde nachts stärker erwärmt als am Tag, zeigt den verstärkten Treibhauseffekt. Und dass weniger Wärme ins All entweicht, dafür aber wieder zurückstrahlt und den Planeten erwärmt, ist ebenfalls nur durch Treibhausgase zu erklären.

»Die Sonne verursacht den Klimawandel.«

Nein, das tut sie nicht, auch wenn das noch so viele Politiker in Talkshows behaupten. Was an der Aussage stimmt: Die Sonne ist die größte Energiequelle, die wir haben und zweifellos ein wichtiger Treiber des Klimasystems. Schließlich wird unser gesamtes Klima weltweit durch ihre Sonnenstrahlen beeinflusst. Was ebenfalls richtig ist: Die Sonnenaktivität verändert sich, sie strahlt mal stärker, mal schwächer. Wird sie stärker, erwärmt sich die Erde.

Aber: Die Energie der Sonne, die auf der Erde ankommt, hat in den letzten Jahrzehnten abgenommen (das zeigen übrigens dieselben Messungen, die uns auch aufzeigen, dass die Sonne bis circa 1960 langfristig leicht an Helligkeit zunahm).18 Während die Sonnenenergie aber nicht zunimmt, erhitzt sich die Erde trotzdem zunehmend. Die Sonne kann also nicht der treibende Faktor bei der Erderwärmung sein. »Seit Mitte des 20. Jahrhunderts hat die Leuchtkraft der Sonne abgenommen und in den letzten beiden Sonnenfleckenminima 2008 und 2018 neue Tiefststände erreicht – zeitgleich mit globalen Wärmerekorden, die ohne die schwache Sonne wahrscheinlich noch wärmer ausgefallen wären«, schreiben die beiden Klimawissenschaftler Stefan Rahmstorf und Hans-Joachim Schnellnhuber in ihrem Buch Der Klimawandel.19

Was aber ein bekannter Faktor der Erderwärmung ist: Treibhausgase. Die verhindern durch ihre Existenz in der Atmosphäre, dass die Erderwärmung ins All abstrahlt. Wie eine dicke Daunenjacke, die die Wärme am Körper hält, sorgen Treibhausgase als »Schutzschicht« dafür, dass Rückstrahlungswärme (also indirekte Sonnenwärme), in der Atmosphäre bleibt: »Die Erde nimmt seit 1960 im Mittel rund 0,4 W/m2 [Watt pro Quadratmeter] mehr an Sonnenenergie auf, als sie wieder ins Weltall abstrahlt.«20

Was sagt man, wenn jemand die Sonne als Klimawandel-Faktor anbringt?

Man kann sagen, dass die Wirkung der Sonne auf die Erderwärmung in den letzten Dekaden gering war. Diese Aussage unterstützen zahlreiche Untersuchungen. Die Sonne hat einen Einfluss auf das Klima, ihr Einfluss ist aber im Vergleich zu dem des Menschen nicht entscheidend.

»Die Wissenschaft kennt keinen physikalischen Prozess, der erklären könnte, wie die Sonne trotz gleichbleibender oder leicht abnehmender Aktivität den in den vergangenen Jahrzehnten beobachteten Temperaturanstieg der Erde bewirkt haben soll.«21

Argumente aus der Kategorie: Klimaveränderung habe es doch schon immer gegeben

»Das Klima hat sich immer schon gewandelt, lange bevor es Autos oder Kraftwerke gab.«

Das ist korrekt. Die Geschichte zeigt, dass das Klima immer schon sehr sensibel auch auf kleinste Änderungen reagiert hat. Das Klimasystem ist komplex, angetrieben von der Sonne, beeinflusst unter anderem von Vulkanen und vielen anderen natürlichen Faktoren wie der Wasserströmung in den Ozeanen. Was dieses Argument aber eigentlich suggerieren will: Das Klima habe sich immer schon verändert, und zwar aufgrund von natürlichen Einflüssen, lange bevor der Mensch überhaupt ein Faktor gewesen ist: Warum sollte dann ausgerechnet jetzt der Mensch mit seinen CO2-Emissionen schuld sein?22 Und genau das ist falsch – hier wird im Argument ein logischer Fehlschluss produziert. Denn nur weil es früher natürliche Ursachen für Klimaänderungen gab, schließt das nicht aus, dass der Mensch mit seinen Emissionen für den jetzigen Klimawandel verantwortlich ist. Das bestätigt auch Dr. Georg Feulner, Paläoklimatologe am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK): »Aus natürlichen Klimaänderungen in der Erdgeschichte folgt natürlich nicht, dass der heutige Klimawandel nicht vom Menschen verursacht werden kann. Im Gegenteil: Gerade die Klimageschichte lehrt uns, dass es einen engen Zusammenhang zwischen Kohlendioxid in der Atmosphäre und Temperatur gibt, und belegt damit, dass die Verbrennung von Kohle, Öl und Gas durch den Menschen zu einer Erwärmung führen muss.«23

Was wir uns zum Thema historische Erderwärmungen merken können: Das Klima reagiert heute wie früher auf externe Antriebe, und der Anstieg an menschengemachtem CO2 ist ein solcher externer Antrieb.24

Was antwortet man in einer Diskussion über sich immer schon wandelndes Klima?

Das Argument »Weil es immer schon so war« sagt überhaupt nichts darüber aus, was heute der Grund für den Klimawandel ist.

Das Klima hat auch in der Vergangenheit immer auf große Einflüsse reagiert – und heutzutage ist das eben der Mensch.

»Der Klimawandel macht eine Pause«

Um das Argument zu widerlegen, muss man verstehen, woher es kommt: Nach 1998 zeigten einige Datenkurven zur Erderwärmung keinen oder einen langsameren Temperaturanstieg als zuvor. Wer den Klimawandel leugnet, spricht hier von einer angeblichen »Pause«. Der englische Fachbegriff dafür ist »hiatus«.

Zur Einordnung: Es ist normal, dass im Klimasystem Schwankungen entstehen, es gibt mal kühlere, mal wärmere Jahre. Genau deshalb muss man sich längere Zeiträume ansehen. Und dann sieht man, dass sich der Trend über Jahrzehnte hinweg nach oben bewegt. Sich nur bestimmte Jahre anzuschauen, ohne sie in den Langzeitkontext zu stellen, ist die erwähnte »Rosinenpickerei«. Der Blick auf ein paar Jahre ersetzt keine Auseinandersetzung mit dem Langzeittrend der Erderwärmung. Und genau auf den kommt es an.

Wieso aber gibt es die Diskussion um die vermeintliche Pause nach 1998? 1998 war ungewöhnlich warm. Warum? Das Ozeanphänomen El Niño hatte die Erdtemperatur zusätzlich erhöht. Dieser Effekt fiel in den Folgejahren weg. Wer also nur auf 1998 und die direkten Folgejahre guckt, sieht abfallende Temperaturen: die angebliche »Klimawandel-Pause«. Inzwischen hat die Klimaforschung für die auf 1998 folgenden Jahre eine Reihe von Erklärungen gefunden: Zusätzlich zum Wegfall von El Niño nahmen in diesen Jahren die Weltmeere zum Beispiel mehr Hitze aus der Atmosphäre auf, woraufhin die Lufttemperaturen vorübergehend langsamer stiegen. Der Blick auf den Langzeittrend zeigt aber: Die Erde erhitzt sich, trotz einiger »kühlerer« Jahre weiter. Übrigens: 2014, 2015, 2016 folgten Temperaturrekorde.25

Toralf Staud von der Wissenschaftsplattform klimafakten.de beschreibt das Klimapause-Phänomen so: »Man muss immer zwischen Langzeittrends und Kurzzeittrends unterscheiden – Klimawandelleugner gucken gerne nur auf den einen Moment, den Kurzzeittrend. Das kann man sich vorstellen wie eine Frau, die mit ihrem Hund an der Leine spazieren geht. Wer die Frau betrachtet, sieht, dass sie geradeaus die Straße entlanggeht. Schaut man aber nur kurz auf den Hund, ist das Bild ein anderes, der läuft mal vor oder zurück, bleibt an einem Baum stehen … Die Anhänger der angeblichen ›Pause‹ haben nur mal kurz auf den Hund geguckt, anstatt auf die Besitzerin, und sie haben sich hierfür einen Moment ausgesucht, in dem ihr der Hund gerade ein Stück vorausgelaufen war.«26

Wie reagiert man, wenn jemand mit dem Stichwort »Pause« ankommt?

Es gab keine »Pause« beim Klimawandel, Schwankungen bei der Temperatur einzelner Jahre sind normal. Man muss sich beim Klima immer den Langzeittrend angucken, und der zeigt trotz gelegentlich kühlerer Jahre insgesamt einen Anstieg nach oben.

Ein paar Jahre ohne Kontext und Blick aufs Gesamtsystem als Beweis anzubringen ist »Rosinenpickerei« und kein Beweis für eine »Pause« bei der Erderwärmung.

Für die angebliche »Pause« gibt es längst wissenschaftliche Erklärungen: Zum Beispiel haben die Weltmeere in diesen Jahren mehr Hitze aus der Atmosphäre aufgenommen, weshalb die Lufttemperaturen – vorübergehend – langsamer stiegen.

»Wir können nicht einmal genau vorhersagen, wie das Wetter in drei Tagen wird. Wie sollen wir dann das Klima in hundert Jahren voraussagen?«

Hier findet eine komplette Verwechslung von Wetter und Klima statt. Wetter ist das, was passiert, wenn ich aus dem Fenster gucke: eine Momentaufnahme. Klima misst hingegen die langfristigen Entwicklungen des Wetters. Klima ist der Durchschnitt des Wetters über mindestens 30 Jahre. Wer behauptet, Klima lasse sich genauso wenig wie Wetter vorhersagen, liegt falsch.

Ein kleiner Exkurs zum Thema Wetter und Klima

Die Lufthülle um unsere Erde, unsere Atmosphäre, ändert sich laufend. Ihren aktuellen Zustand nennen wir Wetter, ihr langfristiges Verhalten nennen wir Klima. Noch einfacher: Wetter ist das, was wir sehen, wenn wir aus dem Fenster gucken. Also der kurzfristige Zustand, den wir zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort erleben.

Die Wetterschicht, die sogenannte Troposphäre, hat eine Höhe von circa 15 Kilometer. Hier ist fast der gesamte Wasserdampf der Atmosphäre enthalten, Wolken und Wasserkreislauf finden also hier statt. Zwischen 10 und 15 Kilometer Höhe befindet sich übrigens auch die Reiseflughöhe. Darüber liegt dann die Stratosphäre, die zweite Schicht der Erdatmosphäre (in etwa 15 bis 50 Kilometer Höhe).

Klima hingegen ist, nach Definition der Weltorganisation für Meteorologie(WMO), die Statistik des Wetters über einen Zeitraum, der lang genug ist, um statistische Eigenschaften auch bestimmen zu können. Der Zeitraum, um das Klima zu beschreiben, liegt in der Regel bei mindestens 30 Jahren.