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Was kann, soll oder will ich werden? Diese Fragen stellen die meisten jungen Erwachsenen sich selber, den Erziehungsberechtigten, Freunden, Bekannten etc, wenn sie ins Berufsleben starten wollen. Doch bei derSuche nach einem geeigneten Arbeitsplatz sind Auszubildende und Arbeitnehmer mehr oder weniger ganz auf sich gestellt. - Für diese "Einsteiger" gibt es einen praxisnahen Einblick in über hundert Berufe. Zu Bewerbungs-Schreiben und -Gesprächen erhalten sie in Arbeit (k)ein Recht Vorschläge, die als Anhaltspunkte wertvolle Hilfe leisten können. Nur wenige Menschen schaffen es, mitten im Berufsleben eine völlig neue Tätigkeit aufzunehmen oder ihr Hobby zum Beruf zu machen. Habe ich meinen Traum-Job gefunden, erhalte ich die mir zustehende Entlohnung, also Geld! Wie viel ist unser EURO noch wert? Droht in absehbarer Zeit eine Währungsreform? Das würde sich nicht nur auf die Arbeitsjahre auswirken, sondern genauso eines Tages auf den wohlverdienten Ruhestand. Man muss kein Wahrsager oder Prophet sein, um zu sagen, dass die Schulden der Staaten, Länder, Kommunen etc. nie mehr getilgt werden können, ohne einen Währungsschnitt. Wie lege ich bei dieser kritischen Lage mein Geld dauerhaft an? Die meisten Umsteiger sind Arbeitnehmer, die beruflich unzufrieden, z.T. bereits arbeitslos sind oder deren Arbeitsplätze entfallen sollen. - Wie man sich in solchen Situationen fühlt und wie man sie beherrscht, kann man anhand der Beispiele vieler Betroffener in Erfahrung bringen. Dabei geht es quer durch Fragen, die mit dem Berufsleben zusammenhängen. Es geht also ums (Über-)Leben pur. Und wie sieht es aus bei den Arbeitnehmer-Vertretern, den Gewerkschaften? Haben sie noch ihre alte Bedeutung, bei all ihrer Verstrickung in Politik, Aufsichtsratsposten und Wirtschaft? Es ist interessant, dass man sich scheinbar mal für die eine und daneben wiederum für die andere Seite einsetzen kann; Oder sollte es nur um die eigenen Pfründe gehen? Zur Arbeit gehören selbstverständlich auch Freize
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Veröffentlichungsjahr: 2015
Dass durch Vollbeschäftigung die meisten Probleme gelöst würden, darüber sind sich im Prinzip alle einig: Die Politiker, die Unternehmer, die Arbeitnehmer, ihre Gewerkschaften, die Wirtschafts- und Sozialforscher, die Kirchen, die Verbände, die Medien und der sogenannte „Kleine Mann auf der Straße“.
Wenn man aber bedenkt, dass arabeit althochdeutsch „Mühe“, „Plage“ und mittelhochdeutsch arebeit „Mühsal“, „Not“ bedeutete, kann man fast verstehen, dass sich niemand um Arbeit echt be-müht.
Man hat heute den Eindruck, dass die meisten Erwerbstätigen einen Job haben wollen in dem man bei minimaler Leistung maximale Einkommen erzielen kann. Viele Mühen will man dabei nicht auf sich nehmen. Ganz nach dem Motto: Ich mache alles sehr gern, es darf nur nicht in Arbeit ausarten.
Dabei bleibt bewusstes, zielgerichtetes Handeln des Menschen zum Zweck der Existenz-Sicherung wie der Befriedigung von Einzelbedürfnissen ohne Bedeutung. Kaum jemand sieht Arbeit als ein wesentliches Moment seiner Daseinserfüllung an. Man arbeitet um zu leben; man lebt nicht um zu arbeiten.
Auf der Arbeitgeberseite wurde die unbestritten langanhaltende Rezession „genutzt“ um die Arbeitnehmer unter Druck zu setzen. Es wurden wesentlich mehr Arbeitsplätze abgebaut als unbedingt notwendig, und sogar manchmal gegen alle volkswirtschaftliche Vernunft.
Jeder weiß, dass z.b. Mitarbeiter von Automobil-Herstellern früher potentielle Kunden „ihrer“ Automarken und damit ihrer Arbeitgeber waren.
Für die Beschäftigten werden die Aufgaben fast unerfüllbar. Die Arbeitsqualität leidet darunter und die Fehlerquote steigt.
Man wird erinnert an die Geschichte vom Müller und seinem Esel: Der Müller hatte einen gesunden und kräftigen Esel der ihm treu diente. Er trug ihm willig seine zwei Doppelzentner Mehl zu den Bäckern und bekam täglich seinen Hafer zu fressen. Da dachte der Müller, wenn ich ihm jetzt drei Doppelzentner auflade und Heu zu fressen gebe, dann verdiene ich 50% mehr. Und weil das anfangs gut funktionierte ludt er ihm danach vier Doppelzentner auf und gab dem Esel nichts mehr zu fressen. Kurz darauf brach der Esel auf seinem letzten Gang unter seiner Last zusammen und war tot. Ja, meint darauf der Müller, dieses undankbare Tier, endlich hatte ich es so weit, dass es vier Doppelzentner tragen konnte ohne zu fressen und jetzt stirbt es völlig unerwartet.
Heute werden von der Industrie, Banken und Dienstleistungsunternehmen Service, Beratung, Erprobung etc. weitgehend auf die Kunden verlagert, und das nicht nur aus Mangel an Personal.
Unter dem entstandenen und gewollten Druck baut man immer mehr tarifliche und außertarifliche Rechte der Arbeitnehmer ab. (z.B. Zeitarbeits-Verträge, Kündigungsschutz, Gratifikationen.)
Auch wenn man berücksichtigt, dass viele gewerkschaftliche „Errungenschaften“ überzogen oder nicht mehr zeitgemäß sind, ohne Gewerkschaften gäbe es kaum Rechte für Arbeitnehmer. Leider sind aber, neben dem Mittelstand, heute die Gewerkschaften mit die bedeutensten Arbeitgeber. Wieso ist so etwas erlaubt? Wo liegen da die Interesse Arbeit macht ja Spaß, aber nicht jeder kann Spaß vertragen!
Es ist natürlich ideal, wenn man eine Arbeit macht, die man auch als Hobby betreibt oder betreiben würde. z.B. mit Malen, Bildhauen, Musik, Schauspiel, Filmen, und wenn der Beruf die Berufung ist.
Das kann man allerdings nicht oder kaum erwarten, wenn man als Saisonarbeiter z.b. bei Ernten in Ernte-maschinen, als Hafenarbeiter, Fabrikarbeiter, in Kohlengruben, an Hochöfen, auf Baustellen etc. sein Brot erwerben muss. Hier wird zwar das Geld im wahrsten Sinne des Wortes verdient, aber man bekommt es selber nicht. Die Verdienste und Gewinne fließen in andere Taschen. Genau so, wie auch das Pferd, das den Hafer verdient, ihn selbst nicht bekommt.
Fünf Kriterien bestimmen das persönliche Leben:
Das Umfeld, in das man hineingeboren wurde.
Die Schulausbildung.
Die Auswahl des Partners.
Die Wahl des Wohnortes.
Die Berufswahl.
In der heutigen Zeit kann man, außer der eigenen Geburt alles verändern. Aber, nicht derjenige ist der Beste, der am geschicktesten die Karre aus dem Dreck zieht, sondern jemand der verhindert, dass die Karre erst überhaupt im Dreck landet!
Wenn es kein Recht auf Arbeit gibt, gibt es dann auch keine Pflicht zur Arbeit? Die im Strafvollzugsgesetz vorgesehene Arbeitspflicht hat keinen Sanktionscharakter. Sie soll der Vorbereitung des Gefangenen auf eine Erwerbs-tätigkeit in der Freiheit dienen. Diese Arbeitspflicht ist mit Disziplinarmaßnahmen durchsetzbar und wird im gewissen Umfang entlohnt.
Im Verteidigungsfall kann gemäß der Notstandsverfassung die Berufsfreiheit eingeschränkt werden.In Deutschland bestand die allgemeine Wehrpflicht für männliche Staatsbürger, die im Frieden vom vollendeten 18. bis zum 45. Lebensjahr reicht, im Verteidigungsfall sowie bei Offizieren und Unteroffizieren bis zum 60. Lebensjahr. Sie wurde durch den Wehrdienst, den Dienst im Bundesgrenzschutz oder in einem Zivilschutzverband erfüllt und umfasste verschiedene Nebenpflichten (u.a. Meldepflicht). Heute gibt es ausschließlich den freiwilligen Beitritt zur Bundeswehr für Männer und Frauen.
Die Dienstverpflichtung ist die Verpflichtung bestimmter Personenkreise zur Leistung von Diensten im Verteidigungs- und Spannungsfall. Im Verteidigungsfall können Wehrpflichtige, die weder Wehr- noch Ersatzdienst geleistet haben, für die Zwecke der Verteidigung und des Bevölkerungsschutzes in Arbeitsverhältnisse eingewiesen und Frauen bis zum 55. Lebensjahr zu waffenlosen Dienstleistungen herangezogen werden. Aber das muss wohl noch neu geregelt werden?
Zwangsarbeit ist im Allgemeinen jede Art von Arbeit oder Dienstleistung, die von einer Person unter Androhung irgendeiner Strafe verlangt wird und für die sie sich nicht freiwillig zur Verfügung gestellt hat; im engeren Sinn ein selbständiger Typ der schweren Freiheitsstrafe. In Deutschland setzt Artikel 12 Absatz 2 und 3 GG der Zwangsarbeit grundrechtliche Grenzen; Danach sind Arbeitszwang, bei dem es um die zwangsweise Heranziehung zu einer bestimmten Arbeit oder zu einzelnen Dienstverpflichtungen geht, und Zwangsarbeit, bei der es um den Zwang zur Arbeit überhaupt geht, ohne dass dieser inhaltlich oder zeitlich begrenzt ist, zu unterscheiden. Zwangsarbeit ist nur bei einer gerichtlich angeordneten Freiheitsentziehung zulässig und muss sich dabei im Rahmen der Menschenwürde und der Verhältnismäßigkeit halten.
Arbeitslose sind verpflichtet sich der Arbeitsvermittlung zur Verfügung zu stellen, um eine zumutbare Beschäftigung auszuüben. Weigert sich der Arbeitslose eine zumutbare Arbeit anzunehmen, an einer notwendigen Maßnahme zur beruflichen Fortbildung oder Umschulung teilzunehmen, kann das Hartz-IV-geld versagt werden. Das gilt auch, wenn der Anspruch auf Arbeitslosengeld ausgeschöpft ist. Im Zusammenhang mit dem „Umbau des Sozialstaates“ kommt es zu Einschnitten bei der Sozialhilfe. Die Möglichkeit Hartz-IV-Empfänger zu Gemeinschafts-arbeiten oder zur Arbeitsaufnahme zu verpflichten wurde ausgedehnt.
Bei so vielen Pflichten für Arbeitslose und solchen Rechten und Möglichkeiten für Staat, Länder und Kommunen erübrigt sich die Frage nach der moralischen Verpflichtung zur Arbeit. - Die Haupt-Arbeitspflicht besteht in der Notwendigkeit den Lebensunterhalt für sich und seine Angehörigen zu verdienen. - Wer allerdings von Hause aus finanziell unabhängig ist, Geld und Vermögen geerbt oder gewonnen hat, kann „ohne Zwang“ auf Arbeit verzichten. Aber auch die Verwaltung von Geld und Vermögen verursacht Arbeit.
Die Mitarbeit im sozialen Bereich, in Ehrenämtern etc. ist für „Wohlhabende“, für Rentner u.a. eine humanitäre und fürsorgliche Betätigung, ohne die in manchen Bereichen nichts ginge. Das ist m.e. die moralische Verpflichtung zur Arbeit. Alle arbeitsfähigen Arbeitslose, Vorruheständler, Sozialhilfeempfänger etc. müssten zu Arbeiten im sozialen Bereich, bei Städten und Gemeinden, in der Altenpflege und im Gesundheitswesen verpflichtet werden. Und das nicht nur, damit sie ihr Geld verdienen, sondern auch zu ihrer eigenen Selbstbestätigung.
Dadurch wäre natürlich auch ein Anspruch auf Beschäftigung und somit ein Recht auf Arbeit gegeben.
an sich hat absolut keinen Wert. Der Wert des Geldes ergibt sich erst bei der Anwendung. Wenn man mit viel Geld oder dem heutigen so genannten Plastik-Geld, der Kreditkarte z.B. auf dem Meer, auf einer unbewohnten Insel, in Wüsten, Urwäldern oder sonstigen unzivilisierten Gegenden unterwegs ist, stellt man bald fest, dass man Geld weder essen noch trinken kann. Und da, wo das Bargeld oder die Kreditkarte nicht akzeptiert wird, steht man, bei allem Reichtum, arm da.
Natürlich braucht man Geld zum Leben. Es garantiert Auskommen, Freiheit und Unabhängigkeit. Geld ermöglicht Bewegungsfreiheit, Reisen und Konsum. Und auch in Deutschland dreht sich fast alles ums Geld.
In der D-Mark hatten die Deutschen eine solide Währung. Seit Einführung des Euro geht die Angst um, dass das neue Geld seinen Wert nicht behalten wird. - Um 1900 machten sich die Deutschen noch keine Sorgen um den Wert ihres Geldes. Die damals gültige Mark war sicher, denn sie ist durch Goldvorräte gedeckt. Wer es so wollte, konnte also zur Bank gehen und dort sein Münz- oder Papiergeld jederzeit gegen eine garantierte Goldmenge eintauschen. Doch das Gefühl der Sicherheit endet mit einer Katastrophe. Am 30.6.1914 stellt die Reichsbank die Einlösung ihrer Banknoten in Gold ein. Damit war die Goldwährung praktisch abgeschafft.
Ein Krieg kostet Unmengen von Geld. Steuern allein reichen dafür nicht aus. Das Reich muss sich verschulden, im Ausland und beim eigenen Volk. Aber der Krieg dauert und wird immer teurer. 1918 ist der Krieg für Deutschland verloren. Nun muss Deutschland enorme Reparationen und seine Auslandsschulden tilgen. Der Staat lässt jetzt erst recht die Notenpressen immer schneller rotieren. Die katastrophale Folge ist Inflation. Das mühsam ersparte Geld ist plötzlich nichts mehr wert. Auf dem Höhepunkt der Inflation nicht einmal mehr das Papier, auf dem es gedruckt ist.
Helfen kann nur noch eine Währungsreform. Ab November 1923 ersetzt die Rentenmark die Papiermark der Reichsbank. Ein Jahr danach wird die Reichsmark eingeführt. Das Vertrauen der Menschen in das neue Geld ist auf Anhieb so groß, dass die Reform erfolgreich ist. Schnell geht es wieder bergauf.
Ende der 20er Jahre sind die USA die führende Industrienation. Fast alle Amerikaner wollen an dem neuen Wohlstand teilhaben. Um an der boomenden Börse spekulieren zu können, wagen selbst kleine Leute ein hohes Risiko und finanzieren ihre Aktienkäufe per Kredit. - Der Traum vom großen Geld endet aber in einem Crash. Im Oktober 1929 löst der Börsensturz an dem berühmten „Schwarzen Freitag“ die Welt-Wirtschaftskrise aus.
Durch massive Fehlspekulationen werden mehrere Banken in Deutschland im Juli 1931 zahlungsunfähig. Ein Run auf die Banken setzt ein. - Der drohende Zusammenbruch des Finanzsystems kann nur durch die kurzfristige Schließung aller Banken abgewendet werden. Das bis dahin ungetrübte Vertrauen in die Sicherheit der Banken ist plötzlich dahin. - Kurz darauf ist die Krise überwunden. Die Banken und Sparkassen versuchen umgehend, verlorenes Vertrauen durch Werbung wieder herzustellen.
Vor und im zweiten Weltkrieg wird Sparen zur Pflicht. Doch das Ende des Kriegs bedeutet auch das Ende des Vertrauens in die Reichsmark. Jetzt wird wieder getauscht, auf dem Schwarzmarkt. Von dem, was man verdient kann man nicht leben, also ist man gezwungen, Gegenstände und Werte zu veräußern.
Um ihre Besatzungszonen nicht im Chaos versinken zu lassen, beschließen die Westlichen Alliierten, unter der Planungshoheit der USA, die Währungsreform. Die Erwartungen der Deutschen sind groß, und am 21.Juni 1948 ist es so weit. Die Erfolgsgeschichte der D-Mark beginnt. Doch damit schlägt der Westen, einen vom Osten getrennten, eigenen Weg ein.
Die Russen sind überrascht und führen innerhalb weniger Tage, ohne umfangreiche Vorbereitung, eine eigene Reform durch. Man klebt einfach eine Art Briefmarke auf die alten Banknoten. Im Volksmund werden sie deshalb Tapeten-Mark genannt. Und auch im Osten scheint es mit dem neuen Geld endlich bergauf zu gehen. Aber bald schon merken die DDR-Bürger, dass die Ostmark in den Lohntüten nicht viel wert ist, denn der Mangel diktiert die Möglichkeiten.
Anders ist es im Westen. Die D-Mark wird zu einer der erfolgreichsten Währungen weltweit. Sie steht für Sicherheit, Wohlstand und scheinbar unbegrenztes Wachstum. In Zeiten der Vollbeschäftigung sind die Lohntüten prall gefüllt, und niemand denkt an Arbeitslosigkeit oder Armut. Jetzt wird wieder gespart, vor allem für das eigene Heim.
Die Banken profitieren von dem Wirtschaftswunder und bauen schnell den bargeldlosen Zahlungsverkehr aus. Man gibt gern Kredite. Und für die Erfüllung von Wünschen, für Autos und Reisen sind die Menschen auch bereit Schulden zu machen.
In der DDR spielt die D-Mark die Rolle einer Zweitwährung, für die fast alles zu haben war. Das Westgeld war damals schon ein Begriff der Freiheit. Als Ende der 1980er Jahre die DDR zusammenbricht, wird die heißersehnte D-Mark für viele Ostdeutsche zum Symbol für eine neue, bessere Zukunft. Am 1.Juli 1990 wird Ostdeutschland über Nacht zum D-Mark-Land.
Reichtum und Armut sind heute die alles bestimmenden Maßstäbe in Deutschland. Wer kein Geld hat wird zum Außenseiter, während die Schönen und die Reichen im Rampenlicht der Öffentlichkeit stehen. Mittlerweile hat die Verschuldung von Personen, Familien, Kommunen, Ländern und Staat ein solches Ausmaß angenommen, dass mit einer Tilgung, vor allem der Staatsschulden, nicht mehr zu rechnen ist.
Aber eine neue Währungsreform ist im Alleingang in Deutschland nicht mehr möglich! - Im Euro-Land kann es nur eine gemeinsame Währungsreform aller Mitgliedsstaaten geben, die den Euro eingeführt haben. Daran wagt aber niemand zu denken. Und solange ist der Euro eine sichere Währung. - So habe auch ich bis vor einigen Jahren gedacht. Wenn man jedoch die hilflosen Versuche bei der Beseitigung der Schuldenkrise Griechenlands beobachtet, kann man nicht verstehen, warum man nicht einmal die Euro-Währungsreform in allen Ländern der Währungsunion in Betracht zieht. Der Mut zur Ehrlichkeit gegenüber den uns nachfolgenden Generationen ist scheinbar nirgendwo vor- handen. Mit dem ständigen Hinausschieben der Probleme wird man niemals zu Lösungen des Europaweiten, und sogar Weltweiten Währungsproblems gelangen. Nur ein Währungsschnitt, also eine Währungsreform kann wieder eine Grundlage für die zukünftige Währungs- und Wirtschaftslage bilden. Das wären wir, das sind wir unseren Kindern und Enkelkindern gegenüber schuldig. Alles andere führt zu nichts; Es bleibt das ständige Währungs-Chaos. Wir leben heute von der Hand in den Mund. Bei den Schuldenbergen der einzelnen Staaten ist an eine Tilgung nicht mehr zu denken. Nicht ohne Vorbedacht hat man ja inzwischen das Zinsneveau unter Null gebracht. Die Staaten etc. werden entlastet und die Sparer belastet. Wie gesagt, es fehlt der Mut zur Ehrlichkeit!
Unsere nachfolgenden Generationen haben es verdient, dass ihr sauer verdientes Geld seinen Wert hat und behält. Sie benötigen die Stabilität, auf der man dauerhaft sein Leben planen und aufbauen kann!
Selbstverständlich muss man jedoch auch zukünftig Kredite aufnehmen, aber im Jahr 2015 kann man beinahre alles vergessen, was man bisher über Kredite wusste. Weil ja die Zinsen auf einem Jahrhundert-Tief stehen, gelten jetzt ganz neue Regeln.
Immobilien-Kredit: Immobilien können derzeit unglaublich günstig finanziert werden. Die Darlehensdicounter im Internet bieten 100000 geliehene Euro bereits für deutlich unter einem Prozent Zinsen an (z.B.: ING-DiBa, Dr. Klein, Comdirekt). Zu diesen Konditionen lassen sich 80% des Gebäudewertes finanzieren - damit sind diese Darlehen wie geschaffen für alle, die bereits einen Teil ihrer Immobilie abbezahlt haben. Aber selbst die Spar- kasse um die Ecke verlangt nur noch 1,9%. Damit sind die alten Regeln für Baufinanzierungen vorerst auf- gehoben. - Die alte Regel: Immobiliendarlehen sollte man mit einer einprozentigen Anfangstilgung abschließen. Das ist momentan purer Unfug, denn damit wäre ein Darlehen erst nach 75 Jahren abbezahlt. - Die neue Regel: Wer sein Haus oder die Eigentumswohnung nach 20 Jahren schuldenfrei haben will, muss mit dem Geldinstitut eine Anfangstilgung von 4,5% vereinbaren. Wie die Rechnung dann aussieht: 100000 Euro Dar- lehen kosten monatlich 441 Euro Rate. - Die alte Regel: Mit 40% Eigengeld ist die Finanzierung am günstigsten. Die neue Regel: Derzeit lässt sich eine Immobilie ohne Eigengeld so günstig finanzieren wie vor zehn Jahren mit dem Eigengeld. - Die alte Regel: man sollte erst Kapital ansparen und dann ein Darlehen aufnehmen. - Die neue Regel: Wer kaufen oder bauen will, sollte das lieber gleich tun. Denn die Immobilienpreise steigen. Wie lange die Zinsen so niedrig bleiben, kann aber niemand vorhersagen. Das heißt: Wer wartet, verliert Geld. - Die alte Regel: Eine Finanzierung mit variablen Zinsen ist zu riskant, weil die Zinsen plötzlich in die Höhe schießen könnten. - Die neue Regel: Zinsen steigen nie plötzlich. Deshalb kann man ruhig einen Teil seines Darlehens variabel finanzieren. Der wesentliche Vorteil dabei: Variable Darlehen kann man jederzeit komplett ablösen, ohne dafür eine Vorfällig- keitsentschädigung zu zahlen. Für den anderen Teil des Darlehens sollte man die Zinsen möglichst lange fest- legen. - Die alte Regel: Vor Ablauf der vereinbarten Zinsbindung lässt sich die Bank nicht auf eine Zinssenkung ein. - Die neue Regel: Inzwischen kommen die Banken ihren Kunden entgegen, indem das Darlehen intern umgeschuldet wird. Meistens braucht man dazu nur einen neuen Grundbuchauszug. - Die alte Regel: Nach Ablauf der Zinsbindung (in der Regel 10 bis 15 Jahre) bleibe ich am besten bei meiner Bank, um die restliche Kreditsumme zu finanzieren. - Die neue Regel: Das stimmt nicht mehr. Experten von finanztip.de sagen: Neukunden bekommen meist bessere Zinskonditionen als Bestandskunden. Auf jeden Fall sollte man die Zinsen im Internet vergleichen (z.B. check24.de), um eine günstige Entscheidung zu treffen.Auto-Kredit: Die alte Regel: Günstiger als mit einem Null-Prozent-Darlehen vom Händler lässt sich ein Neuwagen nicht finanzieren. Das stimmt jetzt nicht mehr. - Die neue Regel: Im Internet kann man Neuwagen mit Rabat- ten bis zu 30% kaufen. Und selbst wenn man den über die Bank mit 2,5% Zinsen finanziert, wir das Auto am Ende günstiger als der offizielle Preis. Ein Beispiel: Ein Opel Astra 1.6CDTI (110 PS) kostet offiziell 17827 Euro. Der Händler finanziert den Wagen mit null Prozent. Die bessere Alternative: Kauf des Autos im Internet (z.B. intercar24.de), da kostet er nur 15431,42 Euro. Selbst mit Zinsen kommt man dann auf 16432,80 Euro. Das sind 1400 Euro weniger als der Preis ab Werk.Raten-Kredit: Die alte Regel: Je länger die Laufzeit, desto höher der Zinssatz. Die Regel galt bei den meisten Banken noch im vergangenen Jahr: Eine nur 12 Monate längere Laufzeit konnte schon ein Prozent mehr Zinsen ausmachen. - Die neue Regel: Bis zu einer Laufzeit von 60 Monaten ändert sich der Zinssatz bei den meisten Instituten nicht mehr. Zudem sind Kredite sensationell günstig: 5000 geliehene Euro gibt es bereits ab 2,75% Jahreszins (eff.). Das bedeutet: Bei 60 Monaten Laufzeit entstehen Kosten von rund 350 Euro. Noch Anfang 2014 lag der durchschnittliche Zinssatz bei Ratenkrediten übrigens bei 6,1%. Teure Banken verlangten sogar bis zu 10%. Ein alter Kredit kostet also fast das Vierfache eine neu abgeschlossenen. Dashalb macht die Umschul- dung Sinn. - Die alte Regel: Die eigene Bank tauscht den teuren Kredit nicht gegen einen günstigen. - Die neue Regel: Sie wird es tun, bevor sie einen guten Kunden verliert. Denn inzwischen kann jeder im Internet die Zinsen vergleichen. Beste Plattform: www.vergleich.de, www.check24.de und www.verivox.de. Übrigens darf die Bank für das Ablösen eines alten Kredits höchstens 1% der noch offenen Summe verlangen; bei z.B. 5000 Euro also maximal 50 Euro. Sollte sich ihre Bank querstellen, verweisen sie auf den §502 des Bürgerlichen Gesetzbuches.Händler-Kredit: Die alte Regel: Wer eine Ware wegen eines schweren Mangels zurückgab und sein Geld zurück verlangte, konnte bislang auch vom Kreditvertrag mit dem Händler zurücktreten. - Die neue Regel: Das geht jetzt nicht mehr, wenn der Einkauf mit einem Null-Prozent-Darlehen finanziert wurde. So entschieden vom Bundesgerichtshof (BGH: XI ZR 168/13). Die Folge daraus ist alles andere als positiv für Verbraucher: Tritt der Kunde vom Kaufvertrag zurück, weil das Produkt mangelhaft ist und der Händler keinen Ersatz liefern kann, bleibt das Darlehen trotzdem bestehen und muss voll abbezahlt werden. Erst wenn der Händler den Kaufpreis erstattet (und das kann bei einem Rechtsstreit lange dauern), hat der Kunde sein Geld zurück. - Die alte Regel: Null-Prozent-Kredit gab es bisher nur bei großen Handelsketten, wie z.B. Mediamarkt & Co. Aber eben nur für bestimmten Produkte. - Die neue Regel: Null-Prozent-Finanzierungen gibt es jetzt z.B. für Rasenmäher, Heim- werker-Bedarf und Haushaltsgeräte: Im Internet z.B. www.nullprozentshop.de.Dispo- und Rahmen-Kredit: Die alte Regel: Um kurzfristigen Geldbedarf zu decken, war der Dispositionskredit am günstigsten. Anders formuliert: Man hat kurzerhand sein Konto überzogen. Doch diese Regel sollte man voll- ständig vergessen. Die neue Regel: In jedem Fall günstiger ist nämlich ein so genannter Rahmenkredit (auch Abrufkredit genannt). Während ein Dispokredit derzeit zwischen rund 8% und 12% Zinsen kostet, liegt der Rahmenkredit etwa beim halben Zinssatz. Ein Rahmenkredit lohnt sich, wenn man dauerhaft eine günstige Alternative zum Dispokredit haben will oder einen einmaligen Kredit für weniger als 12 Monate benötigt. Wer allerdings länger als ein Jahr Geld braucht, ist mit einem Ratenkredit besser beraten, sagen Experten von finanztip.de. Den bundesweit günstigsten Rahmenkredit bietet derzeit die Onlinebank von VW mit 3,99% Jahreszins. Kunden erhalten dort einen Kreditrahmen in Höhe von 8000 Euro, den sie natürlich nicht vollständig nutzen müssen. Ein Rechenbeispiel: Überzieht man ein Konto einmalig um 1500 Euro und zahlt diese nach 12 Monaten zurück, käme man bei einem angenommenen Dispozins von 9% auf fast 135 Euro. Mit dem Angebot der VW-Bank wären es nur knapp 60 Euro. Als dauerhafte Alternative zum Dispo ist der VW-Kredit allerdings keine Empfehlung. Denn ab dem 13. Monat erhöht sich der Zins von 3,99% auf 7,31%. Fachleute empfehlen dann den Rahmenkredit der ING-Diba mit einem Zinssatz von 6,43%.
Zwölf Jahre und kein bisschen beliebter!
Warum habt ihr Deutschen bloß eure Deutsche Mark aufgegeben? So klagt ein Grieche, der auf Kreta zwei Häuser besitzt, die er vermietet. Er hat in Deutschland neunzehn Jahre lang ge-arbeitet. Seine Rentenansprüche hat er sich damals auszahlen lassen und mit dem Geld ein zweites Haus gekauft. Das bereut er heute, weil er seine Wohnungen und Zimmer nicht mehr vermieten kann, mangels Nachfrage. Jetzt weint er der Rente nach, die er ja nicht erhält. Früher konnte man 1000 DM in die Hand nehmen und in Griechenland drei Wochen mit zwei Personen einen tollen Urlaub verbringen, erzählt er. Dabei vergisst er allerdings, wie hoch damals die Flugkosten waren im Vergleich zu heute. Und die Kosten für das lästige Umwechseln von D-Mark in die Fremdwährungen entfällt ja auch heute. Jedoch muss ich zugeben, dass unser Urlaub 3000 Euro gekostet hat, und das kann sich nicht jeder jedes Jahr leisten.
Viele sagen in der letzten Zeit: Gut, dass es den Euro gibt. Sonst hätte die Finanz- und Wirt-schaftskrise die europäischen Länder noch sehr viel mehr gebeutelt. Es wären dann einige in den großen Schlund der Krise viel tiefer hineingerissen worden.
Wie stark ist der Euro tatsächlich in dieser Wirtschaftskrise? Müssen wir vielleicht den Euro aufgeben und wieder zur D-Mark zurückkehren?
Die Finanzkrise geht in Europa um wie ein Gespenst. Stimmen der Vergangenheit kommen in Erinnerung: Darum war die Einführung des Euro gerade noch rechtzeitig, die deutsche und die europäische Antwort auf die Globalisierung der Welt. Heute protestieren in ganz Europa die Menschen gegen die Macht des Geldes. Sie fühlen sich verraten und verkauft. – Wenn wir keine Lösung für dieses gravierende Ungleichgewicht finden, wird es in der Tat am Ende kaum eine andere Möglichkeit geben als das Auseinanderfallen der Euro-Zone. – Mittendrin Europas gemeinsame Währung. Ausgerechnet im dreizehnten Jahr ihres Bestehens!
Offenkundig wächst der Zweifel, dass der Euro das ist, als was man ihn den Deutschen ver-sprochen hat. Finanzmärkte kollabieren, die Wut wächst, der Euro kommt unter Druck. – Eine Gegenstimme: Der Euro ist ein Erfolg. Wir müssen ständig alarmiert sein, denn die Zeiten bleiben schwierig. Das undenkbare scheint plötzlich möglich zu sein. Zerreißt die Krise den Euroraum? – Ich glaube nein, sagt ein Experte. Ich bin sogar überzeugt, dass der Euro in seiner Stabilität und auch in seinem Zusammenhalt in der Euro-Zone nicht gefährdet ist. Ich halte das für Horror-Nachrichten. Im Gegenteil. Die Einführung des Euro ist eine der besten Maßnahmen gewesen, um in dieser Krise besser gewappnet gewesen zu sein. Na ja, gut, wenn es so ist. Wenigstens einer hält noch zum Euro. Eigentlich sollte ja das >Dreizehnjährige Bestehen< der gemeinsamen Währung gefeiert werden. Jetzt steht der Euro mitten in der Wirtschaftskrise. Ist Europa, ist Deutschland durch den Euro gut geschützt vor der Krise?
Kritiker sehen das nicht so, sie warnen seit Jahren: Wir wissen es ja leider, dass wir eine Welt-Finanzkrise haben. Banken haben sich verzockt und das kostet den Deutschen Steuerzahler bereits sehr viel Geld, weil es ja auch deutsche Banken sind, die jetzt aus dieser Misere herausgeholt werden müssen. Durch den Euro haben wir nun das Problem, dass wir die Misere, die in anderen Ländern noch viel ausgeprägter ist, in Irland, in Spanien, in Portugal, Italien, Frankreich und vor allem in Griechenland mittragen müssen. – Deutschland in Krisenzeiten gefesselt im Euro-Raum? Ein Wirtschafts-Professor, überzeugter Euro-Gegner hatte schon einmal versucht, die Währung per Verfassungsklage zu verhindern: Ich erwäge ernsthaft, die Euro-Klage noch einmal einzubringen. Denn der Wahrheitsbeweis, dass der Euro nicht das ist, als was er uns präsentiert worden ist, dass er eigentlich im Grunde auf einem Etikettenschwindel beruht hat, dieser Beweis ist jetzt erbracht.
Hat der Professor damit recht? Nirgendwo sonst hatte der Euro so viel verändert wie in Irland. Jetzt stehen die Kräne und Betriebe still. Jahrelang war nur der Himmel die Grenze für Irlands Baulöwen. Niedrige Steuern und Zugang zum Euroraum lockten die Konzerne der Welt. – Wir waren vor kurzem noch eine der reichsten Nationen der Welt, erklärt ein Experte. Das hatte dazu geführt, dass wir die Bodenhaftung verloren und vulgär und angeberhaft wurden. Jetzt ist das zu einem drastischen Ende gekommen. – Die Bühne schwebt von oben herab. Wir können das machen, wie ihr es wollt. Mit Weltstars ist er auf Du und Du. Harry Crosby ritt den >Keltischen Tiger< wie die Welt den irischen Boom nannte, wie kaum ein anderer. Er erklärte seinen Freunden von der Band >U2< eine neue Arena, die er gerade gebaut hatte. – Ja, das ist nahe genug am Publikum, sagt der Gitarrist. – Diese hochfliegenden Töne hört man heute in Dublin nicht mehr. Die Baublase ist inzwischen geplatzt. Die Rezession im Euro-Staat Irland greift heftiger um sich als anderswo in Europa. Die Schlangen vor den Sozialäm-tern werden länger. Immer mehr Iren melden sich arbeitslos. – Eine junge Frau: Ich habe als Rechtsanwaltsgehilfin gearbeitet und wurde im August 2008 entlassen, kurz bevor die Arbeitslosigkeit so richtig zunahm. Danach habe ich einige Monate für verschiedene Zeitar-beitsfirmen gearbeitet. Aber seit Januar 2009 gibt es nichts mehr. Die Lage ist wirklich sehr schlecht. Ich bilde mich jetzt fort und suche ständig nach neuen Jobs, bislang leider ohne Ergebnis. Auswandern, eine traditionelle Lösung in Irland, kann ich nicht. Wo sollte ich denn auch hin? Die Krise ist ja überall. – Auch Investoren wie Harry Crosby stehen vor nicht gekannten Herausforderungen. Doch Crosby sieht einen stabilisierenden Faktor, der der heimischen Wirtschaft helfe: Die Mitgliedschaft in der Eurozone ist das, was wir brauchen. Der Euro eine Haupt-Antriebskraft für uns. Es ist wichtig für Irland, dabei zu bleiben. – Trotz Euro, nehmen die sozialen Spannungen in Irland zu. Mitarbeiter des Öffentlichen Dienstes protestieren gegen Einschnitte bei ihren Pensionen. Die Regierung macht Schulden, und ver-ordnet dem Land einen drastischen Sparkurs. Man wolle die Krise aus eigener Kraft bewäl-tigen. – Ein Sprecher: Wir können aus dem Loch herauskommen. Denn wir haben enorme Widerstandskraft in der irischen Wirtschaft. Wir haben exportorientierte Industrien. Wir haben eine Bankenkrise wie jede Nation der Welt, und haben eine Krise der Öffentlichen Haushalte. Aber wir gehen gegen diese Krise an. Die Mitgliedschaft in der Eurozone ist ent-scheidend für uns. – Außenstehende Beobachter mögen diesen Optimismus nicht teilen. Sie sehen auf Irlands Europartner Verpflichtungen zukommen: Wenn diese ärmeren oder schwächeren Länder wirklich in die Knie gezwungen werden, würde Deutschland auch darun-ter leiden. Denn die Exportwirtschaft würde geschwächt. Deswegen müssen die Deutschen ohnehin bezahlen, entweder durch Steuergelder, durch irgendwelche Hilfsmaßnahmen für diese Länder. Die Banken müssen Rückstellungen machen in Milliarden-Höhe für die verlie-henen Gelder, die nicht zurückgezahlt werden können. Das hat dann der Steuerzahler sowieso auszugleichen.
Starke Zahlen für >Schwache<. Deutschland, Frankfurt, die Europäische Zentralbank. Der Chef des Euro hat Sorgen: Die aktuellen Turbulenzen sind eine große Herausforderung für uns. Alle Länder, Kontinente und Währungen sind betroffen. Probleme wie diese kannten wir nicht seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. – Der Chef der Zentralbank wacht über den Euro in einer schweren Zeit. Er hat mit den Notenbank-Chefs den Zins auf 1% gedrückt. So billig war der Euro für die Banken noch nie. Trotzdem hält sich die Krise hartnäckig und uner-bittlich. – Vertrauen zu schaffen ist jetzt die zentrale Aufgabe, erklärt der Zentralbank-Chef. Alles tun, was der Europäischen Zentralbank möglich ist, um die Preise stabil zu halten. Was derzeit am meisten fehlt, das ist Vertrauen. Wir müssen mehr Vertrauen schaffen!
Vertrauen schaffen in der Krise. Nirgendwo sonst ist das so nötig wie in Griechenland. Bis vor wenigen Wochen hat Christus K. noch als Schweißer in einer Werft bei Piräus gearbeitet. Dann kam das Aus, ohne Vorwarnung. – Christus K: Wer heute hier Arbeit findet, der gibt ein Fest, und wenn es nur für kurze Zeit ist. Selbst wenn es nur Arbeit für vielleicht eine Woche ist, vielleicht auch nur für einen einzigen Tageslohn. – Seine Frau hat eine kleine Imbissbude im Hafen aufgemacht. Von den 400 Euro, die ihr Mann als Arbeitslosengeld nach Hause bringt, kann die Familie nicht leben. Jeden Morgen muss sie nun ab vier Uhr Kaffee kochen. Jeder verdiente Euro zählt. – Frau K: Not macht erfinderisch. Allmählich denkt man immer nur an das Schlimmste. – Die Zahl der ungedeckten Schecks, auf der die Banken mittlerweile sitzen, hat sich innerhalb eines Jahres um 140% erhöht. Deshalb drehen sie nun den Geldhahn zu, mit fatalen Folgen für alle. – Ein Sprecher: Trotz der Tatsache, dass die Griechische Regierung rechtzeitig seit Oktober ein Maßnahmenpaket zur Stützung der Banken in Höhe von 28 Milliarden Euro verkündet hat, die den griechischen Haushalten und den mittel-ständigen Betrieben hätten zugute kommen sollen, ist leider nichts oder nur sehr wenig auf dem Markt angekommen. Das Ziel war, den Konsum anzukurbeln. Doch der Markt ist wort-wörtlich >ausgetrocknet<. – Zu spüren bekommen das vor allem die >Kleinen Leute< wie das Ehepaar >K<. Sie haben, wie die meisten Griechen, eine Eigentumswohnung, die sie langsam abbezahlen. Jetzt, da er arbeitslos ist, wissen sie nicht mehr, wie sie die Raten aufbringen sollen. Die Belastungen sind mittlerweile so hoch, dass die Schulden der Familie immer größer werden. Nun droht ihnen die Zwangsversteigerung. Denn die Banken sind rigoros. – Frau K: Eines Mittags klingelt es, und mein kleiner Sohn hat die Tür geöffnet. Ein Herr mit Aktenmappe kam rein. Er begrüßte uns, und stellte sich als Gerichtsvollzieher der Alpha-Bank vor. Mein Kind hat er scharf angeguckt und gefragt, ob das mein Kind sei. Ich habe das bejaht, und ihn aufgefordert Platz zu nehmen. Ich habe ihn auch noch hereingebeten. – Kleiner, siehst du diese Wohnung? fragte er. Sieh´ sie dir gut an. Denn wir werden sie dir wegnehmen, weil deine Mama nicht bezahlt. – Das ist kein Einzelfall. Die Existenzgrundlage eines ganzen Volkes bricht zusammen. Vergleiche mit der Immobilienkrise in Amerika sind angebracht. Ist Griechenland am Ende? – Ein Experte: Die Länder des Südens, vor allem Griechenland, aber auch andere sind eigentlich nicht zu wenig wettbewerbsfähig, wie allge-mein behauptet wird. Sie haben nur riesige Defizite in ihren Handelsbilanzen, und sie haben keine Möglichkeit, ihre Währung abzuwerten. Sie sind gefangen im Euro.
Genf ist der Sitz der Organisation für Welthandel und Entwicklung der Uno. Der Chef-Volks-wirt kommt aus Deutschland. Er hat wenig Hoffnung, dass Länder wie Griechenland bestehen können im Euro-Raum: Es geht darum, dass diese Länder gegenüber dem Ausland verschul-det sind, was sich in sehr hohen Leistungsbilanz-Defiziten dieser Länder niederschlägt. Diese Verschuldung gegenüber dem Ausland ist praktisch nicht zurückzuführen, ohne, dass die Länder stark abwerten. Nun kann ein Land wie Griechenland eben in der Eurozone nicht ab-werten. Wenn am Ende die gravierenden Ungleichgewichte in der Außenhandelsituation nicht beseitigt werden, wird an dem Auseinanderfallen der Eurozone kein Weg vorbeiführen. Deswegen folgt daraus, falls die Politiker dieses Problem nicht massiv angehen und dafür sorgen, dass diese Ungleichgewichte innerhalb der nächsten zehn Jahre beseitigt werden, dass der Euro keine Zukunft hat.
Wenn Griechen oder Iren Probleme haben, dann geht das alle Euro-Länder an, auch die großen. Das ist nun mal so, wenn alle in einem Boot sitzen. Das zeigt sich ganz besonders auf den Finanzmärkten. – Wenn Staaten Geld brauchen klingeln hier Telefone und die Kasse: BGC-Partners ist Broker in Londons Bankenviertel. Die Händler bringen Käufer und Verkäufer von Finanzprodukten zusammen. Immer mehr Staaten machen nicht zuletzt wegen der Wirtschaftskrise immer mehr Schulden. Auch Irland sucht Geld, und platziert zwei Anleihen zwischen 750 Millionen und einer Milliarde Euro. Das ist am Markt nicht furchtbar viel, aber für die Irische Regierung eine wichtige Sache, weil es der irischen Wirtschaft immer schlechter geht. Irische Staatsanleihen gelten als relativ riskant wegen der wirtschaft-lichen Lage dort. Darum muss Irland Anlegern für ihr Geld mehr Zinsen zahlen als andere Staaten. Hier zeigt sich, dass die Schere innerhalb der Eurozone immer weiter aufgeht. Der europäische Markt driftet immer weiter auseinander. Es gibt starke Teile, wie den französi-schen, den deutschen oder den Benelux-Ländern, und die Schwachen, wie Irland, Griechen-land und Spanien sowie die neuen Staaten Ost-Europas. Das alles zusammen zu halten als eine geldpolitische Einheit ist fast ein Ding der Unmöglichkeit.
Appelle an Einheit und Stabilität sind billig, aber entscheidend sind die wirtschaftlichen Fakten. Nicht nur die Händler in London sehen im Auseinanderklaffen der Staatsanleihen Zündstoff für den Bestand der Eurozone. – Ein Experte: Ja, das ist ein Risiko-Aufschlag. Und dieser Risiko-Aufschlag bedeutet, dass für manche Länder nicht ganz klar ist, ob sie, wenn es ans Hauen und Stechen geht, in der Eurozone bleiben oder, ob sie in der Lage sind ihre Staats-Verschuldung zu Eurokursen wirklich zu bedienen.
Wenn die Marktzinsen, für z.b. die Staatsanleihen der schwächeren Länder ohnehin zunehmen, dann haben wir Zinssätze in der Währungsunion, die sich kaum unterscheiden würden von den Zinssätzen, die man außerhalb der Währungsunion, aber mit einem viel niedrigeren Wechselkurs hätte. In diesem Fall würden doch einige Länder dazu geneigt sein, auszutreten. – Länder, die austreten, weil die Vorteile wegfallen? Das würde den Euro-Befür-wortern wohl gar nicht gefallen. Das beträfe ja auch die großen Länder, die darunter leiden würden, besonders Deutschland als Export-Weltmeister.
Für deutsche Unternehmen, wie den Spezialglas-Hersteller Schott war die Einführung des Euro tatsächlich wie ein zweites Wirtschaftswunder. Die Hälfte seines Umsatzes macht der Konzern im Euroraum, und das sind immerhin eine Milliarde Euro jährlich. – Der Geschäft-führer: Durch die Einführung des Euro entfällt natürlich das Wechselkurs-Risiko. Dadurch ist grenzenloser Handel innerhalb der 16 Euro-Länder möglich. Das spart Zeit beim Transport und vor allem Geld, weil keine Zölle mehr erhoben werden. Wir mussten uns mit Spekulatio-nen gegen die spanische Peseten, gegen den französischen Franc extrem absichern. Diese Maßnahmen sind jetzt alle nicht mehr erforderlich. Wir sind durch den Euro eben stärker geworden im globalen Wettbewerb. Davon haben viele hier im Lande profitiert, nämlich die, die das Unternehmen eingestellt hat. Zu D-Mark-Zeiten hätten wir das vielleicht nicht getan.
Doch auf der Straße ist man skeptisch: Wir wurden ja gar nicht gefragt, ob wir den Euro wollen. – Es ist zum Reisen praktisch, aber mit Gefangen mit Gehangen. – Wenn man einkau-fen geht, kriegt man immer weniger für das Geld, was man hat. – D-Mark war immer noch das Allerbeste, was wir hatten. – Es ist zwar alles ein bisschen teurer geworden, aber anson-sten hat sich der Euro bewährt. Zu D-Mark-Zeiten wurde ja auch alles von Jahr zu Jahr teurer. – Ist aus dem Euro ist leider doch ein >Teuro< geworden?
Ein Experte erklärt: Ich glaube, dass auch die subjektive Wahrnehmung, dass mit der Einfüh-rung des Euro ein >Teuro< entstanden wäre, falsch ist. Ich selber mache auch die Erfahrung, dass plötzlich das Glas Wein in einem Ausfluglokal in Euro fast so teuer ist wie in D-Mark. Das mag es in dem einen oder anderen Fall gewesen sein. Statistisch gesehen haben wir nach Einführung des Euro eine geringere Inflationsrate gehabt als zu Zeiten der D-Mark.
Was aber wäre, wenn ein Euro-Staat wie Griechenland seine Schulden nicht mehr zurück-zahlen könnte? – Dann würden wir die Auswirkungen in Deutschland sehr schnell spüren. Der Euro würde abgewertet werden auf den Welt-Devisenmärkten. Auch die anderen Länder müssten dann höherer Zinsen zahlen, um sich zu verschulden am Kapitalmarkt. Ganz abgese-hen davon, hätten wir eine heftige Diskussion darüber, wie wir es mit der Mitteleuropäischen Einigung halten? Ob es dann so weitergehen sollte. Es sind auf jeden Fall spürbare Auswir-kungen, die wir davon hätten.
Auswüchse, die sich dann auch bei Schott auf dem Verladehof bemerkbar machen würden, noch mehr als bisher. Kurzarbeit gibt es auch hier schon seit längerem, trotz Euro. Wenn ein Handelspartner nicht mehr zahlen könnte, hätte das schwerwiegende Folgen. – Der Chef: Das kann schon zu deutlichen Umsatzeinbrüchen führen, das ist klar. Dann können wir jetzt schon sagen, dass wir um die sechzig Millionen Euro Umsatz verlieren würden. – Noch ist es dazu nicht gekommen. Bislang hat der Euro in der Krise für die Deutschen vor allem Vorteile ge-bracht: Stabiles Geld und verhältnismäßig sichere Jobs. Wie lange die Währung diesen Schutz noch bieten?
Eine einheitliche Währung ist ja schön und gut. Aber wie wäre es denn mal mit einer einheitlichen Wirtschaftspolitik? Hat Europa da nicht etwas versäumt? Sechszehn Länder, dreihundert Millionen Menschen. Der Euro scheint nur ein Erfolg bei heiterem Wirtschafts-Wetter zu sein. – Ein Experte: Der Euroraum ist konstruiert für eine Welt, die schön weiter wächst, und darum hat man eher auf die Inflationsrate achtgegeben und hat darauf geschaut, dass die Regeln so sind, niedrige Inflationsraten zu haben. Wenn die Welt aber mal in der Krise ist, und Länder Schwierigkeiten haben, sich zu finanzieren, dann gibt es dafür in der Währungszone keine Regeln.
Der Euro ist also nicht geschafften für Zeiten wie die momentanen. Die Eurostaaten stehen unter Druck. Wirtschaftlich und finanziell treibt es sie auseinander. – Je mehr man die Geld-form vereinheitlicht oder vergemeinschaftet hat, desto mehr versuchen die Regierungen das, was noch nicht vereinheitlicht worden ist, zum Beispiel die Etatpolitik, selber zu gestalten. Diese zentrifugalen Kräfte sehen wir eher in der Krise als in Zeiten, wo die Dinge eher gut laufen. Solche Spannungen werden jetzt zunehmen. – Man kann Währung und Staat nicht trennen. Das ist die grausame Erkenntnis, die wir jetzt gewinnen. Sie war allerdings schon vorher bekannt. Und unser Finanzminister täte gut daran, sich dieser Wahrheit zu stellen.
Eine Währung unter Druck. Beispiel Österreich: Das Euroland hat fast 220 Milliarden Euro nach Ost-Europa verliehen. Doch Schuldner wie Ungarn stecken tief in der Krise. Wann bekommt Österreich seine Euros zurück? – Beispiel Italien: In schwachen Zeiten hatten die Italiener ihre Lire abgewertet, das war gut für den Export. Doch jetzt ist dieser Weg versperrt, denn der Euro denkt ja nicht italienisch. Das hat natürlich Folgen. – Sie kommen immer mehr unter Druck dabei, erklärt der Experte. Im übrigen werden sie eine Reihe von Reformen durchführen müssen, um den Anschluss zu behalten innerhalb der Europäischen Union und auch der Eurozone. Das ist selbstverständlich teilweise verbunden mit nicht sehr populären Maßnahmen. Die können dann spielend dazu führen, dass Regierungen abgewählt werden oder sehr schnell neu gewählte Regierungen Enttäuschungen und Frustration hervorrufen.
Enttäuschung und Frustration machen sich bereits jetzt bemerkbar quer durch Europa, und nicht nur im Euroraum. Jetzt rächen sich die >Geburtsfehler<. Wir sehen, dass innerhalb dieser Staatenunion eine völlig unterschiedliche Politik gemacht worden ist. Die einen haben sich verschuldet, haben jetzt Probleme, und andere, gerade wir Deutschen haben Über-schüsse gebildet. Und jetzt werden wir, leider muss man es so sehen, zur Kasse gebeten, damit die anderen aus ihren Schwierigkeiten herauskommen. – Die Spannung steigt in jeder Hinsicht. Auch in Deutschland diskutiert die Politik die Gefahr sozialer Unruhen. Gerade in Zeiten wie diesen wächst die Sehnsucht nach der Idylle.
Nicht weit entfernt von der offiziellen Euro-Stadt Frankfurt am Main geht es im Hessischen Friedrichsdorf sehr viel beschaulicher zu. Seit einigen Monaten kann man in der kleinen Gemeinde bei über vierzig Einzelhändlern, wieder zurück in die Zukunft, mit D-Mark bezahlen. – Manche kippen ihre alten Bestände einfach in den Zählautomaten um ihr >altes Geld< loszuwerden. – Ein Geschäftsmann: Das Erstaunliche für mich dabei ist, es sind schon enorme D-Mark-Beträge dabei herausgekommen. Summen, die ich nie erwartet hätte. Also, wir haben in den letzten Monaten, seitdem wir das machen, schon mehrere tausend D-Mark auf die Theke gelegt bekommen. – Eine Dame: Ich habe als junges Mädchen halt, wie so viele, Münzen gesammelt für meine Brautschuhe in einer großen Flasche. Die stand dann noch eine ganze Weile im Keller. Ich bin nie dazu gekommen, das Geld umzutauschen, das Geld zu rollen und zur Bank zu bringen. Als ich jetzt von der Aktion hörte, habe ich direkt die Gelegenheit genutzt, und darüber bin ich sehr froh. – Auch im örtlichen Juwelierladen kann man zehn Jahre nach der Währungsreform wieder ganz offiziell mit der Mark bezahlen. Hier kommen die D-Mark-Kunden mit ihren >Schätzen<. Nicht nur die Inhaberin ist überrascht, manchmal sind es die Kunden ebenfalls. – Wahrscheinlich hatte ich einen Umschlag im Schrank deponiert über Jahre, habe dreihundert D-Mark reingesteckt und vergessen. – Shoppen mit der D-Mark. Verboten ist das Ganze nicht, im Gegenteil. Die Deutsche Bundes-bank freut sich ebenso Juwelierin darüber, weil es ja hilft, die alte Währung weiter aus dem Verkehr zu ziehen. – Eine Dame, die hinter der Aktion steht sammelt bei allen Händlern die Mark-Bestände ein, alles korrekt und gegen Unterschrift. Anschließend macht sie sich auf den Weg zur Bundesbank nach Frankfurt.
Der Euro hat natürlich von seinem anfänglichen Wert längst einiges eingebüßt. Trotzdem muss man nicht der D-Mark immer noch hinterher trauern. Auch der Wert der D-Mark wäre nicht mehr so wie vor zehn Jahren. Inflation hat es schon immer gegeben. Ein Spötter sagt ja: Die Preise haben sich ja nicht geändert, sondern nur die Währung. Nach meiner persönlichen Meinung sind wir selber Schuld, dass der Euro in manchen Bereichen so stark abgewertet worden ist. Wir sind es doch, die überhöhte Preise in Restaurants, Cafés, Eisläden, bei Friseuren, Tankstellen etc. akzeptieren. Wenn man gezielt auf die Läden zugeht, die vernünf-tige und korrekte Preise verlangen, wird sich so mancher Unternehmer über seine Preispolitik Gedanken machen und sich anpassen müssen.
Der Abschied von der D-Mark tut jedoch vielen älteren Menschen immer noch weh. Ein Land, das Probleme hat mit seiner Geschichte, identifiziert sich lieber mit seinem Geld. Herzlos wurde die Mark geschreddert. Ginge es uns heute besser mit der D-Mark? – Der Experte: Mit Sicherheit! Denn erstens konnten wir mit der D-Mark unserer Bevölkerung mehr Stabi-lität gewährleisten. Zweitens aber, mit der D-Mark wäre unser Staat heute, gerade in dieser doppelten Krise, der Finanzkrise, die von außen kommt und der Finanzkrise, die wir innerhalb der Eurozone haben, viel handlungsfähiger. Er könnte auf eigene monetäre Instrumente zurückgreifen. Wir könnten den Zins selbst bestimmen. Wir wären nicht abhängig von den Zinssätzen, die unsere Partner jetzt zahlen müssen, und wir hätten einen beweglichen Wechselkurs, was ganz wichtig ist. Ein beweglicher Wechselkurs bedeutet, dass man sich von der Inflation der anderen, woher auch sie immer kommen mag, abschirmen kann.
Die Währung in eigenen Händen ist natürlich ein Vorteil. Doch warum wurde die Mark dann trotzdem in den Schredder geschoben und abgeschafft? – Ein damaliger Finanzminister sagt: Wir standen doch in Gefahr, dass die anderen Europäer die D-Mark als Diktat empfanden. Bei jeder Auf- und Abwertung mussten wir intervenieren. Damals gab es Zeiten, wo die Deutsche Bundesbank innerhalb von wenigen Tagen über hundert Milliarden D-Mark intervenieren musste, um andere Währungen zu stützen. Wir hätten doch die Turbulenzen Anfang dieses Jahrhunderts und vor allen Dingen die Turbulenzen seit dem 11. September 2001 und die Finanzmarkt-Turbulenzen der letzten fünfzehn bis achtzehn Monate nie und nimmer verkraf-tet. Man kann sich doch gar nicht vorstellen, wie eine Kooperation von zwanzig oder fünfund-zwanzig europäischen Währungen ausgesehen hätte. Die D-Mark wäre völlig überfordert gewesen, das zu tun.
Allen Greenspan der Ex-Chef der US-Notenbank hat das genau anders gesehen. Der Hüter des Dollars sagte damals: Der Euro wird kommen, aber er wird keinen Bestand haben. Doch schon nach einigen Jahren klang das anders: Der Euro war doch überraschend gut, nach seiner Meinung. – Aber das Projekt Euro bleibt eine Baustelle. Viele Fragen verschwimmen irgend-wo im Nebel. – Das sieht auch einer der >Gründerväter< so. Helmut Schmidt hat den Euro gemeinsam mit Frankreich eigentlich aus der Taufe gehoben. Nach zehnjährigem Bestehen der Währung findet der Ex-Kanzler vor internationalem Publikum einen Webfehler: Wir haben ja noch ein anderes Problem im heutigen Europa. Denn die Europäische Zentralbank hat überhaupt keine ergänzende Behörde, die einen politischen Ausgleich herstellt. Die Euro-päische Zentralbank ist verantwortlich für den Euroraum, der sechzehn Länder umfasst. Aber es gibt keine politische oder wirtschaftliche Koordinierung. – Dennoch, wo stünde Europas Wirtschaft heute, mitten im Finanz-Tsunami, wenn jedes Land seine eigene Währung hätte? – Der gemeinsame Markt wäre längst zerstört. Denn es wäre unmöglich, Produkte auf einem Markt mit schwankenden Wechselkursen herzustellen und zu verkaufen. Wir hätten jetzt ein fürchterliches Chaos und eine noch höhere Arbeitslosigkeit, weil wir uns gegenseitig die Firmen kaputt machen würden. Der Euro ist ein sozialer Schutzschild in dieser Krise.
Volkswirtschaftliche Vorteile sind mitunter abstrakt. Die Initiatorin der D-Mark-Aktion in Friedrichsdorf hat die Deutsche Bundesbank in Frankfurt erreicht. Wie sie, tauschen hier überraschend viele Menschen täglich D-Mark in Euro um. Noch immer befinden sich rund 13,7 Milliarden D-Mark irgendwo auf den Dachböden oder hinter den Schränken der Deutschen. – Der Mitarbeiter der Bundesbank berichtet: Ein älterer Rentner, der schon mit Tränen in den Augen hier ankam, hat sich mit seiner Frau ein Leben lang wenig gegönnt. Die beiden haben immer gespart und sind gerade so über die Runden gekommen. Nachdem die Frau verstorben war entdeckt er, dass die Frau über das ganze Leben vom Haushaltsgeld D-Mark abgezweigt hat. Er findet dann auf dem Speicher tatsächlich eine knappe viertel Million D-Mark. Er war zu Tränen gerührt und wollte sich zumindest im Alter das Eine oder andere noch gönnen.
Der Euro als D-Mark Nachfolger hat es immer noch schwer. Das weiß man auch ein paar Etagen über den Schaltern. Ganz oben in der Bundesbank wissen sie um die Probleme des Euros: Er kommt jetzt in das Teenagealter. Da wissen diejenigen, die Eltern sind, dass es dann Probleme geben kann. Aber wir werden diese Probleme meistern. Ich sehe schon, dass der Euro auch in der Krise an Attraktivität gewonnen hat, auch für unsere Osteuropäischen Nach-barn.
Tatsächlich ist für viele Staaten Mittel- und Ost-Europas der Euro so etwas wie die letzte Hoffnung. – Beispiel Polen: Das Land schlägt sich tapfer in der Finanzkrise. Doch der Kurs des polnischen Zloty wurde arg gebeutelt. Auf vielen Märkten ist die Stimmung schlecht. Im-porte aus dem Ausland werden immer teurer. Viele hier haben Kredite in ausländischen Wäh-rungen. Der Zloty im Portemonnaie wird zum Problem. – Ein Herr: Ich denke, wir sollten dem Beispiel der Länder folgen, die den Euro eingeführt haben. Obwohl zuerst die Preise gestiegen sind, habe am Ende alle gewonnen. – Eine junge Frau: Ich vermute, dass dann die Preise leider anziehen wie etwa in der Slowakei oder in Spanien. Doch die Kredite hier, ich habe einen in Schweizer Franken, die werden dann hoffentlich wieder bezahlbar. – Richtung Euro: Im Polnischen Finanzministerium halten sie Kurs, in Krisenzeiten erst recht: Der Euro würde den Menschen größere Stabilität garantieren. Für alle, die Kredite in Euro oder anderen Währungen aufgenommen haben, würde sich die Lage bessern. Es gibt kein ideales Währungs-System. Jetzt, da der Zloty so stark abgewertet wurde, macht das die polnischen Exporte konkurrenzfähiger, aber auf Kosten teurer Importe. Das Wichtigste, was der Euro uns hier bringen würde ist also Stabilität.
Im Osten drängen sie in den Euro, und im Westen bei den Euro skeptischen Briten, gibt es da nichts Neues? – Eine Engländerin: Wir sollten bei unserem Pfund bleiben. Das ist unsere Identität, und wichtig für unser Land. Das Pfund ist einfach englisch, Teil unseres Nationalstolzes. – Ein Herr: Wir sind mit dem Pfund verbunden. Da ist doch unsere Queen drauf abge-bildet. – Eine Mehrheit der Briten hat den Euro abgelehnt von Anfang an. Das Pfund ist ja die älteste Währung der Welt. England hängt besonders an seinen Traditionen, vielleicht weil es ahnt, dass es seine besten Jahre hinter sich hat. Die Rezession hat das Vereinigte Königreich hart getroffen. Die Immobilienblase ist geplatzt und der Finanz-Industrie geht es besonders schlecht. Viele Läden bieten nur noch sich selbst an. Londons Kings Road hat reichlich von ihrem Charme eingebüßt. Das Pfund verliert kräftig gegenüber dem Euro. Und doch, oder vielleicht gerade deshalb, bügelt die Regierung Fragen nach einem möglichen Beitritt so schnell ab, dass man genau zuhören muss: Unsere Position zum Euro hat sich nicht verändert! – Doch während eine Mehrheit der Briten den Euro ablehnt, gibt’s im Westen doch noch etwas Neues: In einigen Küstenorten findet eine friedliche Invasion statt. Sie kommt in Form von Geldscheinen. Für 40 Euro kann man sich einen Überblick verschaffen, und sehr schnell wird klar, der Ort lässt sich gern erobern. – Wir haben festgestellt, sagt ein Herr, dass eine Menge Geschäfte hier bei uns Euros annehmen. Das nimmt zu; Das gilt als vielversprechend. – Halb zieht es sie, halb sinken sie dahin. Neben diesem Ort sind weitere britische Küstenorte dem Lockruf des Euros gefolgt. Auch im Taxi zeigt sich, nicht überall wo Pfund draufsteht, muss auch Pfund hineinkommen. Der Fahrer nimmt auch gern ein paar Euros. Auch in den Restaurants hat Europas Währung Einzug gehalten. So wird das britische Nationalgericht >Fish und Chips< nicht mehr ausschließlich in Pfund berechnet. Wenn es ums Geld geht, besonders in Rezessionszeiten, sind auch Briten pragmatisch. Fachleute verbinden allerdings keinen ideologischen Wandel damit: Die Gegner einer Euro-Mitgliedschaft sagen, seht die Abwertung unseres Pfundes hilft gerade unsere Wirtschaft wiederzubeleben. Die Befürworter sagen, wären wir Mitglied in der Eurozone, wären wir wenigstens geschützt vor Instabilität. Die Krise hat die Unterschiede in den Haltungen von Euro-Befürwortern und -Gegnern zementiert.
Wer hätte das denn gedacht, dass die Briten überhaupt mal anfangen, über den Euro ernsthaft nachzudenken. In einer starken Gemeinschaft lebt es sich eben besser und sicherer, gerade jetzt. Allerdings ist der Euro in Großbritannien keine zweite Währung oder Geheimwährung wie damals in vielen Ostblock-Staaten. Aber, wer weiß, wer weiß was noch kommen kann. Es gibt schon Menschen, die ihr Geld in Euro oder Euro-Aktien anlegen, weil sie sich dadurch sicherer fühlen.
Sechszehn Währungen verschmolzen zu einer Neuen. Inwiefern hilft der Euro mitten in der Krise weiter? – Der Experte: In den vergangenen Jahrzehnten waren Wirtschafts- und Finanz-krisen immer begleitet von größeren Verwerfungen an den Devisenmärkten. Davor hat uns eigentlich dieses große Boot, in dem wir mit dem Euro alle sitzen geschützt. Innerhalb Europas gibt es keine Wechselkurs-Schwankungen mehr. Das hat auch den innereuropäischen Handel in früheren Phasen gestärkt, zu Beginn der Währungsunion. Jetzt hat es zumindest zu seiner Robustheit beigetragen. Wir hätten sicherlich deutlich mehr gelitten, hätten wir nicht innerhalb Europas eine gemeinsame Währung und vergleichbare Preise.
Es ist wohl wie mit jeder Münze, alles hat zwei Seiten. – Der Befürworter: Ohne den Euro hätten wir gerade in Deutschland eine deutliche Aufwertung der D-Mark gehabt. Das bedeu-tet, dass die Export-Schwierigkeiten, die wir ohnehin in Deutschland hatten, noch mal verstärkt worden wären. Der Rückgang der Konjunktur wäre noch kräftiger ausgefallen als das mit dem Euro der Fall ist. Der Euro schützt schon ein bisschen vor dem, was in der Welt vorgeht. Aber die Welt ist ja derartig vernetzt über Finanzmärkte und auch Güter-Märkte, dass man sich heute nicht mehr absolut abschotten kann davon, dass in anderen Regionen, wie jetzt in den USA eine sehr, sehr schwere Rezession herrscht.