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»Es gab keine Massenmorde in Gaskammern.«
»Auschwitz war kein Vernichtungslager.«
»Die Tätergeständnisse wurden durch Folter erpresst.«
Solche und ähnliche »Argumente« hört man immer wieder von Holocaustleugnern.
Wie alle Anhänger einer Verschwörungserzählung sind auch die Holocaustleugner gegen Fakten immun. Dennoch ist es wichtig, ihre Fälschungen nicht unwidersprochen stehen zu lassen.
Dazu soll dieses Buch einen Beitrag leisten. Es bietet einen alphabetisch sortierten »Erste-Hilfe-Kasten« für jeden, der unverhofft mit Holocaustleugnern konfrontiert wird.
Die Leser werden somit in die Lage versetzt, den »Fake News« der Holocaustleugner mit soliden Gegenargumenten zu begegnen. Dies ist wichtig: Je mehr Betroffene sich einmischen und ihre Stimme erheben, desto leichter wird es für uns alle.
Das Buch ging aus der Website Holocaust-Referenz - Argumente gegen Auschwitzleugner hervor. Alle Beiträge wurden neu recherchiert, ergänzt und neu geschrieben, und eine Reihe von Texten sind neu hinzugekommen.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2023
»Es gab keine Massenmorde in Gaskammern.«»Auschwitz war kein Vernichtungslager.«»Die Tätergeständnisse wurden durch Folter erpresst.«
Solche und ähnliche »Argumente« hört man immer wieder von Holocaustleugnern. Wie alle Anhänger einer Verschwörungserzählung sind auch die Holocaustleugner gegen Fakten immun.
Dennoch ist es wichtig, ihre Fälschungen nicht unwidersprochen stehen zu lassen. Dazu soll dieses Buch einen Beitrag leisten. Es bietet einen alphabetisch sortierten »Erste-Hilfe-Kasten« für jeden, der unverhofft mit Holocaustleugnern konfrontiert wird.
Die Leser werden somit in die Lage versetzt, den »Fake News« der Holocaustleugner mit soliden Gegenargumenten zu begegnen.
Dies ist wichtig: Je mehr Betroffene sich einmischen und ihre Stimme erheben, desto leichter wird es für uns alle.
Das Buch ging aus der Website Holocaust-Referenz - Argumente gegen Auschwitzleugner hervor. Alle Beiträge wurden aktualisiert, neu geschrieben und gegebenenfalls ergänzt.
Jürgen Langowski ist im Hauptberuf Literaturübersetzer. Seit Mitte der 1990er Jahre betreibt er ehrenamtlich die Website Holocaust-Referenz. Für dieses Projekt wurde er vom Bündnis für Demokratie und Toleranz ausgezeichnet. Der Autor lebt im Ruhrgebiet und hält Vorträge zum Themenbereich Holocaustleugnung, »Revisionismus« und Antisemitismus.
Ich danke allen Geschichtsfälschern, die mich gedrängt haben, so viel Richtiges über die deutsche Geschichte zu lernen.
Dieses Buch ist kein geschichtswissenschaftliches Werk und erhebt auch nicht den Anspruch, eines zu sein. Vielmehr handelt es sich hier um einen alphabetisch sortierten Erste-Hilfe-Kasten für die Menschen, die unverhofft mit Holocaustleugnern[ 1 ] konfrontiert werden und möglichst schnell nachschlagen möchten, was man deren oft erschreckenden Behauptungen entgegensetzen kann.
Die historischen Informationen in diesem Buch beschränken sich auf die Aspekte, die unbedingt notwendig sind, um die unzutreffenden Behauptungen der Holocaustleugner und die entsprechenden Widerlegungen zu verstehen. Manche Eintragungen, wie etwa jene zu den Vernichtungslagern der Aktion Reinhardt (vgl. Treblinka), sind daher lediglich Sprungmarken, an denen Hinweise auf vertiefende historische Informationen zu finden sind.
Es gibt zu den Verbrechen des NS-Regimes hervorragende Quellen, und es hätte dieses Buch unnötig aufgebläht, all das leicht verfügbare und vorzüglich aufbereitete Hintergrundwissen hier noch einmal zusätzlich aufzunehmen.
Der Begriff »Verschwörungstheorie« taucht in diesem Buch nicht auf; stattdessen ist z. B. von »Verschwörungserzählern« die Rede. Letztlich ist auch die Holocaustleugnung nur eine Verschwörungsfantasie, die nicht auf Tatsachen, sondern auf Glauben und Bauchgefühl beruht und keinesfalls den Maßstäben gerecht wird, die man an eine sachlich und wissenschaftlich begründete Theorie anlegen muss.
Antisemitismus
ist die Feindschaft gegenüber der jüdischen Bevölkerung, oft verbunden mit der Verschwörungsfantasie, es gebe einen jüdischen Plan, die ganze Welt zu beherrschen. Nicht alle Antisemiten leugnen den Holocaust, aber alle Holocaustleugner verbreiten antisemitische Ideen.
Geschichtsrevisionismus
will die Geschichte zugunsten Deutschlands umschreiben; ein Beispiel ist die sogenannte
»Präventivkriegsthese«
. Nicht alle Geschichtsrevisionisten leugnen den Holocaust, aber alle Holocaustleugner vertreten auch geschichtsrevisionistische Thesen.
Rechtsextremismus
umfasst ein größeres Spektrum an Erscheinungsformen, richtet sich aber so gut wie immer gegen demokratische Systeme und gegen Personengruppen, die aus irgendeinem vorgeschobenen Grund angefeindet werden. Nicht alle Rechtsextremisten leugnen den Holocaust, aber bis auf wenige Ausnahmen sind fast alle Holocaustleugner politisch sehr weit rechts anzusiedeln.
»Revisionismus«
ist der unwissenschaftliche Versuch der Holocaustleugner, die Geschichtsschreibung vor allem in Bezug auf den Holocaust zu widerlegen. Die Weiterentwicklung (oder Revision) des Wissensstandes ist natürlich ein selbstverständlicher Teil der Geschichtsschreibung und Geschichtswissenschaft. Da Holocaustleugner aber viele Sachverhalte bewusst falsch darstellen und sich nicht an wissenschaftliche Standards und Methoden halten, muss man ihren
»Revisionismus«
in Anführungszeichen setzen.
Holocaustleugner bilden eine Schnittmengeaus mehreren anderen Gruppen.
Zwischen Antisemiten, Rechtsextremisten, Geschichtsrevisionisten, Verschwörungserzählern und Holocaustleugnern gibt es Unterschiede, aber auch recht große Schnittmengen. Eine häufig zu beobachtende Gemeinsamkeit ist der Wunsch, das NS-Regime und insbesondere Hitler zu entlasten und als Opfer feindlicher Mächte darzustellen, womit meist die Juden gemeint sind. Wenn in diesem Buch eine größere Gruppe wie die der Antisemiten angesprochen wird, ist immer auch die Untermenge der Holocaustleugner (der »Revisionisten«) gemeint.
Einige bekannte Personen wie Horst Mahler und Ursula Haverbeck kommen in diesem Buch nicht ausdrücklich vor, weil sie keine neuen Gedanken formuliert, sondern lediglich alte Argumentationsmuster aufgewärmt haben.
Verweise auf Bücher sind in den Fußnoten unter den jeweiligen Eintragungen angegeben. Wo immer möglich, zielen die Verweise jedoch auf Online-Quellen. Der Vorteil dabei ist der schnelle Zugriff auf weiterführende Informationen. Der Nachteil ist, dass die Adressen von Webseiten sehr schnell veralten, sodass die gedruckte Version dieses Buchs nach kurzer Zeit unbrauchbar wäre.
Deshalb führen die Online-Quellenangaben nicht direkt zu den Zielen, sondern immer zum Register auf der Website Holocaust-Referenz.[ 2 ] Erst dort sind die Links aufgelöst. Dieses indirekte Verfahren erlaubt es, die Quellenangaben für das Buch aktuell zu halten. In der E-Book-Ausgabe sind interne Querverweise und die Links zu Online-Quellen anklickbar.
In Zitaten wurden veraltete oder gar falsche Schreibweisen originalgetreu übernommen.
Am Ende des Buchs sind in einer Literaturliste historische Quellen, geschichtswissenschaftliche Werke, geschichtsrevisionistische Texte und die Publikationen von Holocaustleugnern getrennt aufgeführt.
Absolut fehlerfreie Bücher gibt es nicht. Wesentliche sachliche Fehler, die erst nach Veröffentlichung dieses Buchs entdeckt werden, sind auf der Webseite https://www.h-ref.de/agal/errata/ dokumentiert und korrigiert.
Chaim Landau[ 1 ]
»Revisionistische« Behauptung
Mit dem freudigen Ausruf »A glik hot uns getrofen« reagierte Shmuel Dayan 1952 auf den Holocaust und die zu erwartenden Entschädigungszahlungen.
Widerlegung
Außer dem Zitat selbst ist so gut wie alles unwahr, was die »Revisionisten« darüber schreiben. Sie beziehen sich dabei auf das Buch Die siebte Million von Tom Segev. Wenn man dort nachschlägt, erkennt man allerdings, dass der Zusammenhang ein ganz anderer war.
Zunächst einmal stammt die Äußerung nicht von Shmuel Dayan, sondern sie war an ihn gerichtet. Der Sprecher am 9. Januar 1952 war in Wirklichkeit Chaim Landau.
Im israelischen Parlament gab es damals hitzige Debatten um die Frage, ob man Reparationszahlungen von Deutschland akzeptieren solle. Manche Politiker, darunter auch Shmuel Dayan, sprachen sich dafür aus, während Chaim Landau und andere Abgeordnete strikt dagegen waren, dieses »Blutgeld« anzunehmen. Johanan Bader trug einen der vielen zynischen und oft auch persönlich beleidigenden Angriffe gegen die Befürworter vor:
Arieh Ben-Elieser hatte bereits einige Monate vorher, als im Raum stand, dass Deutschland nicht mit Bargeld, sondern mit Waren bezahlen würde, die bitterböse Frage gestellt:
Diese polemische Attacke auf die Befürworter von Zahlungen unterstützte Chaim Landau mit dem Zwischenruf »A glik hot uns getrofen – sechs Millionen Juden wurden umgebracht, und wir bekommen ein bisschen Geld« an Shmuel Dayans Adresse.[ 4 ]
Offensichtlich trifft keineswegs zu, dass sich die Abgeordneten der Knesset über die Opfer des Holocaust und erhoffte Zahlungen gefreut haben. Vielmehr schwingt hier ein äußerst scharfer Sarkasmus mit, der das genaue Gegenteil ausdrücken will. Wie man sieht, reißen Holocaustleugner mitunter Zitate aus dem Zusammenhang und bringen sie willkürlich in einen ganz anderen Kontext. »Revisionisten« sind meist auch Antisemiten (vgl. Antisemitismus) und versuchen, das Judentum in ein schlechtes Licht zu rücken – hier mit der Unterstellung, die Politiker im israelischen Parlament wären geldgierig gewesen und hätten sich über den Tod ihrer Glaubensgenossen sowie den zu erwartenden Profit gefreut. Obwohl sich diese Szene schon 1952 im israelischen Parlament abspielte, benutzen Holocaustleugner das verfälschte Zitat noch Jahrzehnte später in ihren Texten, so etwa Germar Rudolf 2017 in der Neuauflage eines seiner Bücher.[ 5 ]
Wilhelm Abegg war bis 1932 Staatssekretär unter dem preußischen Innenminister Carl Severing. Zu den Aufgaben seiner Behörde gehörte die Beobachtung verfassungsfeindlicher Organisationen, wozu ausdrücklich auch Hitlers NSDAP zählte. 1930 verfasste das Ministerium unter Abeggs Leitung eine Denkschrift, in der die NSDAP des Hochverrats bezichtigt wurde, weil sie einen gewaltsamen Umsturz plante.[ 6 ] Diese Einschätzung bestätigte sich, als Ende 1931 die Boxheimer Dokumente ans Licht kamen, in denen ein Plan zur gewaltsamen Machtübernahme der Nationalsozialisten entworfen wurde. Verschiedene einflussreiche Politiker, auch Reichskanzler Brüning, wollten jedoch nicht gegen Hitler und seine Partei vorgehen. Brüning unterdrückte sogar die ihm vorgelegten Beweise gegen die NSDAP und vernichtete einige Akten.[ 7 ] 1932 wurden Severing und sein Staatssekretär Abegg ihrer Ämter enthoben, und die Ermittlungen verliefen endgültig im Sand. Abegg wanderte Anfang 1933 in die Schweiz aus. Der Regierungsbeamte soll eine Reihe von Dokumenten mitgenommen und hinterlassen haben, die angeblich als Beweis für die Finanzierung Hitlers durch jüdische Bankiers, namentlich die Warburg-Familie, dienen können.
Wilhelm Abegg (1924)[ 8 ]
Was zu diesem Thema in rechtsextremistischen und verschwörungserzählerischen Publikationen zitiert wird, ist wenig aussagekräftig. Oft ist nur von Notizen die Rede, aus denen hervorgehen soll, dass irgendwo einmal Akten existiert hätten und vernichtet worden seien. Zum Inhalt der Dokumente gibt es verschiedene Behauptungen, aber keinerlei Beweise. Einige dieser Notizen stammen nicht einmal von Abegg selbst, sondern von Alhard Gelpke, der sie nach seinen Erinnerungen verfasst haben will. Hier die Bewertung des Schweizerischen Sozialarchivs zu dieser Dokumentensammlung:
Die Eidgenössische Technische Hochschule Zürich schätzt Alhard Gelpkes Tätigkeit folgendermaßen ein:
»Als ›Geheimarchivar‹ produzierte er mit Unterstützung seiner zweiten Ehefrau vor allem in den 1950er Jahren umfangreiche Pseudoakten, die er – ergänzt durch einzelne Originalbriefe, Artikel und Schriften – als ›Abegg-Archiv‹ ausgab; 1959 verkaufte er dieses für 8'000 Franken über Dr. Michael Kohl an das Deutsche Institut für Zeitgeschichte der DDR in Berlin. Weitere Produktionen aus dem ›Abegg-Archiv‹ bot er verschiedenen Instituten und Archiven in Deutschland, in der Schweiz und in den USA an und versuchte sich so einen Platz in der Geschichte zu sichern, bis 1980 Klaus Urner nachweisen konnte, dass das ›Abegg-Archiv‹ eine Fälschung ist.«[ 10 ]
Über das sogenannte Abegg-Gelpke-Archiv schreibt die ETH Zürich:
Trotz aller Einwände halten verschwörungserfinderische Autoren diese Sammlung von nichtssagenden Notizen und Fälschungen für eine zuverlässige Quelle, mit deren Hilfe man die Legenden zu Hitlers Finanzierung beweisen könne (vgl. Warburg-Bericht).
Quellen und vertiefende Informationen:
https://www.h-ref.de/agal/quellen/#Abegg
»Revisionistische« Behauptung
Die Juden wurden nicht ermordet, sondern in den Osten umgesiedelt. Den Begriff »Abschiebung« muss man wörtlich nehmen.
Widerlegung
Der Propagandaminister Joseph Goebbels hielt in seinem Tagebuch fest, was unter »Abschiebung« zu verstehen war:
»Aus dem Generalgouvernement werden jetzt, bei Lublin beginnend, die Juden nach dem Osten abgeschoben. Es wird hier ein ziemlich barbarisches und nicht näher zu beschreibendes Verfahren angewandt, und von den Juden selbst bleibt nicht mehr viel übrig. Im großen kann man wohl feststellen, daß 60 Prozent davon liquidiert werden müssen [...]«[ 12 ]
Auf dieses unmissverständliche Zitat reagieren viele Holocaustleugner mit der Behauptung, es sei gefälscht. David Irving, selbst ein »Revisionist«, recherchierte jedoch in Moskauer Archiven und stellte fest, dass es authentisch ist. Eine »revisionistische« Zeitschrift veröffentlichte Irvings diesbezügliche Erklärung.[ 13 ] Auffällig ist das Datum der Tagebucheintragung. Nur wenige Tage zuvor, am 17. März 1942, hatte die systematische Vernichtung der Juden in Belzec begonnen (vgl. »Aktion Reinhardt«). Es gibt noch viele weitere Zitate der Täter, die deutlich machen, was sie mit »Abschiebung nach dem Osten« gemeint haben. Dies ist einer von mehreren Tarnbegriffen für den Völkermord.
Quellen und vertiefende Informationen:
https://www.h-ref.de/agal/quellen/#Abschiebung
Der Begriff »Aktion Reinhardt« bezieht sich auf die eigens eingerichteten Vernichtungslager Belzec, Sobibor und Treblinka. Benannt wurde die Aktion nach Reinhard Heydrich, nachdem dieser 1942 bei einem Attentat ums Leben gekommen war. Die falsche Schreibweise des Vornamens geht möglicherweise auf einen Fehler von Heinrich Himmler zurück. Ein von den Briten abgefangener Funkspruch, das »Höfle-Telegramm«, gibt die Gesamtzahl der bis 1942 in den drei Lagern ermordeten Menschen mit 1.274.166 an. Insgesamt wurden allein im Rahmen der »Aktion Reinhardt« mindestens 1,6 Millionen Menschen ermordet.
Das »Höfle-Telegramm« (Ausschnitt)
Die drei Vernichtungsstätten nahmen Anfang 1942 den Betrieb auf und wurden bis zum Oktober 1943 wieder aufgelöst; um die Spuren zu verwischen, öffneten Sonderkommandos der sogenannten »Enterdungsaktion« (oder »Aktion 1005«) nachträglich die Massengräber und verbrannten die Leichen. Auf dem ehemaligen Gelände der Lager wurden schließlich zur Tarnung Bäume gepflanzt, in Treblinka wurde sogar ein Bauernhof errichtet. Manche Historiker rechnen auch das schon vorher existierende Konzentrationslager Majdanek indirekt bzw. organisatorisch der »Aktion Reinhardt« zu.
Quellen und vertiefende Informationen:
https://www.h-ref.de/agal/quellen/#AktionReinhardt
»Euthanasie«
»Revisionistische« Behauptung
Der Historiker Yehuda Bauer nannte die Wannsee-Konferenz eine »alberne Geschichte«. Damit gab er zu, dass dort nicht, wie oft behauptet, die Vernichtung der europäischen Juden beschlossen wurde.
Widerlegung
Yehuda Bauers Aussage ist überspitzt formuliert, bringt jedoch eine historisch richtige Tatsache zum Ausdruck. Auf der Wannsee-Konferenz wurde kein Beschluss über den Massenmord an den Juden gefasst. Diese Entscheidung war bereits vorher gefallen. Auf der Konferenz wurden vielmehr die beteiligten Dienststellen in ihre jeweiligen Aufgaben eingewiesen. Der Irrtum, über die Vernichtung der Juden sei erst dort und nicht schon vorher entschieden worden, ist weit verbreitet. Yehuda Bauer widersprach nur diesem Irrtum, aber nicht der Tatsache, dass die Wannsee-Konferenz ein entscheidender Schritt für die Organisation des Massenmordes war. Seine Bemerkung kann nicht dazu dienen, den Holocaust infrage zu stellen. Er ließ nie einen Zweifel daran, dass er die Verbrechen für eine Tatsache hält, und schrieb beispielsweise in seinem Buch Freikauf von Juden über Himmlers Versuche, seine Mittäterschaft zu beschönigen:
Holocaustleugner berufen sich gern auf Historiker und Autoritäten, deren Äußerungen im Sinne des »Revisionismus« falsch interpretiert werden (vgl. auch Yehuda Bauer, »Bolschewistische Methode«).
»Revisionistische« Behauptung
Der renommierte Historiker Martin Broszat schrieb in einem Leserbrief an die ZEIT, im »Altreich« habe es keine Gaskammern gegeben. Alle anderslautenden Behauptungen sind damit als Unwahrheit entlarvt. Dies ist ein Erfolg des »Revisionismus«.
Widerlegung
Die Vorstellung, man könne das gesamte gesicherte Wissen über die Verbrechen des NS-Regimes mit einem einzigen Leserbrief erschüttern, ist absurd. Außerdem ist Broszats Aussage inhaltlich zutreffend, wurde aber von den Holocaustleugnern böswillig verfälscht. Martin Broszat schrieb nicht, es habe im »Altreich« (d. i. Deutschland in den Grenzen von 1937) überhaupt keine Gaskammern und keine Vergasungen gegeben. Vielmehr drückt sich der Historiker in seinem Leserbrief präzise aus und sagt, die Massenvernichtung der Juden habe außerhalb des »Altreichs« stattgefunden. Dies schließt keineswegs aus, dass es in Deutschland (und auch in Österreich) Gaskammern gab, in denen in geringerem Umfang Juden und Nichtjuden ermordet wurden. Als Beispiel hierfür sei die sogenannte »Euthanasie« genannt. In den Tötungsanstalten wurden viele als »lebensunwertes Leben« betrachtete Menschen vernichtet. Auch in verschiedenen Konzentrationslagern im »Altreich«, wie etwa Ravensbrück und Sachsenhausen, gab es Gaskammern.
Im Übrigen verwickeln sich die Holocaustleugner hier in Widersprüche. Wenn sie Broszat schon als Autorität heranziehen und seinen Leserbrief als Beweis gelten lassen wollen, dann müssten sie im gleichen Moment ebenfalls akzeptieren, dass die Massenvernichtung der Juden im Osten eine Tatsache ist, wie Broszat ja zutreffend schreibt.
Quellen und vertiefende Informationen:
https://www.h-ref.de/agal/quellen/#Altreich
»Revisionistische« Behauptung
Schon 1919 gab es angeblich einen Holocaust mit sechs Millionen jüdischen Opfern. Diese Sechsmillionenzahl ist eine reine Glaubenssache, die keinen Bezug zur Realität hat. Da die Angabe aus dem Jahr 1919 nicht zutrifft, kann man auch die heute verbreitete Zahl von sechs Millionen jüdischen Opfern des NS-Regimes nicht als wahr akzeptieren.
Widerlegung
Am 31. Oktober 1919 erschien in der Zeitung The American Hebrew unter dem Titel »The Crucifixion of the Jews Must Stop!« ein dramatischer Appell an die Leser. Martin H. Glynn, der ehemalige Gouverneur des US-Bundesstaates New York, machte darauf aufmerksam, dass jenseits des Ozeans sechs Millionen Juden und achthunderttausend Kinder um Hilfe riefen und um Brot bettelten. Diese Männer, Frauen und Kinder hätten das gleiche Recht auf Leben wie die Amerikaner und könnten sehr leicht durch Kälte und Hunger umkommen.
American Hebrew, Oktober 1919
Man dürfe diese Menschen, denen es am Notwendigsten fehle, nicht im Stich lassen. An ihrem Schicksal trügen sie keine Schuld, sie hätten nicht gegen göttliche oder menschliche Gesetze verstoßen. Die Ursache sei vielmehr die grausame Tyrannei des Krieges und eine fanatische Lust, jüdisches Blut zu vergießen. Angesichts dieser drohenden Vernichtung menschlichen Lebens (der Gouverneur benutzt hier das Wort »holocaust«) müsse man alle philosophischen Differenzen zurückstellen und den Betroffenen helfen. Angehörige aller Glaubensrichtungen sollten gemeinsam Hilfe leisten.
Es sei ein Krieg für die Demokratie gewesen, der die Menschen in diese schwierige Lage gebracht habe. 200.000 junge jüdische Männer aus den USA hätten unter dem Sternenbanner für die Demokratie gekämpft. Die Juden hätten immer wieder anderen geholfen, und jetzt müssten die anderen den Juden in der Not beistehen. Für alle außer für die Juden sei der Krieg vorbei, doch die Juden spürten immer noch das Messer an der Kehle. In Rumänien, Polen und in der Ukraine mache man die Juden zum Sündenbock für den Krieg. Tausende seien bereits in der Ukraine umgekommen, es gebe Ausschreitungen und Morde.
Die einzigen Gemeinsamkeiten zwischen 1919 und den nationalsozialistischen Massenmorden sind die Zahl von sechs Millionen jüdischen Opfern und das Wort »holocaust«, das im Englischen jedoch eine breitere Bedeutung hat als im Deutschen. Im Englischen unterscheidet man zwischen »holocaust« (kleingeschrieben, allgemein für Massenmord) und »The Holocaust« (großgeschrieben, konkret für den Völkermord an den Juden und den Roma und Sinti).
Glynns Artikel nennt für die Zahl von sechs Millionen Juden keine Quelle. Wir wissen nicht, woher er die Zahl hat, worauf sie sich bezieht und ob sie überhaupt zutrifft. Insgesamt ist der Zeitungsartikel ein Appell und eine Meinungsäußerung, aber keine geschichtswissenschaftliche, mit Tatsachen untermauerte Untersuchung. Außerdem spricht Glynn ausdrücklich über »Tausende« jüdische Opfer, während die sechs Millionen Menschen, die er ebenfalls erwähnt, zwar vom Tod bedroht, aber noch nicht gestorben seien. Als großes Problem nennt er eine Hungersnot und nicht etwa systematische und geplante Massenmorde. Deutschland wird in dem Artikel überhaupt nicht erwähnt.
Dieser Zeitungsbeitrag mag für sich gesehen ein Objekt der historischen Forschung sein. Auf die Idee, der Inhalt könne irgendetwas beweisen oder entkräften, kommen allerdings vor allem »Revisionisten«.
Zudem müssen sich Historiker für das, was jemand anders geschrieben hat, nicht rechtfertigen. Mit einer nicht überprüfbaren Zahl aus einer Meinungsäußerung im Jahre 1919 kann man nicht ein Jahrhundert später widerlegen, was wir dank der Geschichtswissenschaft inzwischen wissen: Der NS-Vernichtungsmaschinerie fielen mehr als sechs Millionen Juden, Sinti und Roma zum Opfer.
»Revisionisten« bringen gern angeblich »amtliche Zahlen« von Holocaust-Opfern ins Spiel, die jedoch nie in der behaupteten Form veröffentlicht worden sind oder die von den »Revisionisten« bewusst in einen falschen Zusammenhang gestellt werden (vgl. Opferzahlen von Auschwitz). Oft beruhen die »amtlichen Zahlen« der Holocaustleugner, die auf möglichst spektakuläre Weise den angeblich »gesetzlich festgelegten« Zahlen zu widersprechen scheinen, auf vorsätzlich falsch interpretierten Äußerungen von bekannten Persönlichkeiten oder Organisationen (vgl. Autoritäten und IKRK) oder auf Irrtümern in Publikationen. Dabei werden wahlweise entweder maßlos übersteigerte (vgl. Berner Tagwacht) oder viel zu niedrige Zahlen für die Opfer des Holocaust genannt.
Mitunter geht der Verweis auf die angeblichen »amtlichen Opferzahlen« auch mit der Behauptung einher, aufgrund der Gesetze in vielen europäischen Staaten, die das Leugnen des Holocaust unter Strafe stellen, sei keine ergebnisoffene historische Forschung möglich. Die Zahlen der Opfer seien gewissermaßen gesetzlich festgelegt und der geschichtswissenschaftlichen Überprüfung entzogen.
Die vermeintlichen Widersprüche, die von den Holocaustleugnern selbst heraufbeschworen wurden, dienen dann als Vorwand, um die gesamte Geschichtswissenschaft in Misskredit zu bringen, obwohl sie für die unzutreffenden Angaben Dritter gar nicht verantwortlich ist.
Diese Taktik wird »Strohmann-Argument« genannt: Man zielt auf etwas, das der andere in der »zitierten« Form nicht gesagt hat, und greift dann diese Konstruktion an, statt sich mit den Argumenten zu beschäftigen, die der Betreffende tatsächlich vertritt (vgl. Pappdrachen).
Tagebuch der Anne Frank
»Revisionistische« Behauptung
Der Begriff »Antisemitismus« ist falsch und darf nicht benutzt werden, weil er in erster Linie Semiten (also Araber) trifft. Die Juden sind überwiegend gar keine Semiten.
Widerlegung
Adolf Hitler und seine Anhänger sahen sich selbst als Antisemiten. Schon 1919 verfasste der damals noch völlig unbekannte Hitler ein »Gutachten« für seine militärischen Vorgesetzten, in dem es hieß:
»Der Antisemitismus der Vernunft jedoch muss führen zur planmässigen [!] gesetzlichen Bekämpfung und Beseitigung der Vorrechte des Juden, die er zum Unterschied der anderen zwischen uns lebenden Fremden besitzt.«[ 15 ]
Plakat der NSDAP, 1920
Ein Werbeplakat für eine Veranstaltung der NSDAP am 13. August 1920 im Münchener Hofbräuhaus enthielt die Zwischenüberschrift »Warum sind wir Antisemiten?«. Erst 1943 verfügte ein Erlass, dass der Begriff »Antisemitismus« nicht mehr zu benutzen sei, weil mit ihm die arabische Welt getroffen werde.[ 16 ] Das NS-Regime unterhielt zeitweilig gute Beziehungen zu arabischen Machthabern im Nahen Osten, namentlich zum Großmufti von Jerusalem. Vermutlich aus diesem Grund schloss man sich einem Gedanken an, den Eugen Dühring schon viel früher formuliert hatte:
»Araber-Beduinen sind nicht vom Judenstamme, wohl aber Semiten. Die Juden sind überhaupt die übelste Ausprägung der ganzen semitischen Race zu einer besonders völkergefährlichen Nationalität.«[ 17 ]
Ein Neonazi modernisierte diese Ideen folgendermaßen:
Mit der absurden Behauptung, es gebe gar keinen Antisemitismus, möchten Rechtsextremisten und Holocaustleugner ihren Kritikern den Begriff wegnehmen, der ihre Weltanschauung zutreffend beschreibt.
NS-Hetzblatt Der Stürmer
Das Wort, das man benutzt, ändert jedoch nichts an der Feindschaft gegen die Juden, die so alt ist wie das Judentum selbst. Antisemiten sehen die Juden als hinterhältige Drahtzieher und Verursacher aller Probleme. Das NS-Regime griff diese Vorurteile auf und radikalisierte sie. Die Nationalsozialisten betrachteten das Judentum nicht nur als Glaubensgemeinschaft oder kulturelle Gruppe, sondern vor allem als angeblich eigenständige, von den »Ariern« unterscheidbare Rasse. Bücher der NS-Zeit sollten die »Rassenlehre« mit pseudowissenschaftlichen Erklärungen, Fotos, Bewertungen von Schädelgrößen und der Messung von Körperteilen sachlich untermauern. Tatsächlich handelte es sich dabei um in Buchform gegossene Vorurteile. Es gibt so wenig eine jüdische Rasse, wie es eine katholische oder eine sächsische gibt.
Zudem war die NS-Führung der Ansicht, die Juden seien »Untermenschen« und »Schädlinge«, die man ausrotten müsse wie Ungeziefer. In vielen Schriften und Reden verglichen Nationalsozialisten die Juden mit Läusen und Parasiten. Wenn man den Gegnern die Menschlichkeit nimmt, ist es leichter, sie zu beseitigen. Es ist auf eine grausame Art stimmig, dass sie zur Massenvernichtung in den Gaskammern das Insektenvernichtungsmittel Zyklon B einsetzten. Heutige Neonazis greifen diese Denkweise auf, indem sie ihre Gegner als »Zecken« bezeichnen. Auch das Bild der Juden als (geldgierige) »Blutsauger«, die ihr »Wirtsvolk« ausnutzen, ist schon sehr alt.
Eine andere Strategie, das Judentum zu diffamieren, besteht darin, echte oder gefälschte jüdische »Selbstzeugnisse« heranzuziehen und als Beweise für die vermeintliche Bösartigkeit des Judentums zu verwenden, obwohl es sich häufig – sofern die Zitate überhaupt stimmen – lediglich um die Meinungsäußerungen einzelner Personen handelt (vgl. »Kaufman-Plan«). In manchen rechtsextremen Publikationen erfährt man, wer »ein getarnter« Jude sei und daher als böse, gefährlich und schädlich gelten müsse. Wenn in der einschlägigen Literatur jemand als besonders verbrecherisch beschrieben wird, folgt bei Autoren wie Jan van Helsing fast zwanghaft der Hinweis auf jüdische Vorfahren oder einen angeblich »richtigen«, irgendwie jüdisch klingenden Namen.
Juden werden mitunter auch als Jünger oder Kinder des Teufels dämonisiert (vgl. Satanismus und Ritualmordlegende). Ihnen wird unterstellt, sie strebten die Weltherrschaft an (vgl. etwa die Protokolle der Weisen von Zion), sie manipulierten oder kontrollierten Regierungen und ganze Staaten und lösten zum eigenen (finanziellen) Vorteil Kriege aus. Nicht selten geht dies mit der Behauptung einher, jüdische Bankiersfamilien wie die Rothschilds und die Warburgs zögen mit ihrem Geld und ihrer Macht im Hintergrund die Fäden oder hätten sogar Hitler finanziert (vgl. Warburg-Bericht).
Ein englisches Kürzel für diese Verschwörungsfantasien ist »ZOG« (Zionist Occupied Government, deutsch: zionistisch besetzte Regierung). Obendrein seien auch die Medien in jüdischer Hand, weshalb über bestimmte Dinge, wie etwa den Holocaust, keine offene Diskussion möglich sei. Statt die Juden direkt zu benennen, verwenden Verschwörungserfinder manchmal Chiffren wie die »Ostküste«, die »neue Weltordnung« oder »Great Reset«, die von den eingeweihten Lesern sofort richtig eingeordnet werden können (vgl. Coudenhove-Kalergi).
Gelegentlich behaupten Rechtsextremisten auch, der Antisemitismus sei im NS-Regime von Juden aus eigennützigen Gründen (vgl. Zionismus) aktiv gefördert worden. Dies geschehe auch heute noch, um Deutschland zu erpressen. So schrieb beispielsweise der Holocaustleugner J. G. Burg:
Rechtsextremisten machen sich solche Aussagen gern zunutze und verweisen hämisch darauf, dass J. G. Burg ja selbst »mosaischen Glaubens« (also Jude) gewesen sei.
Zu den besonders niederträchtigen Auswüchsen des Antisemitismus zählen die Talmudfälschungen und die bösartige Legende, Juden hätten Kinder geopfert, um deren Blut zu trinken (vgl. Ritualmordlegende).
Holocaustleugner sind so gut wie immer auch Antisemiten; zu Recht wird die Leugnung der NS-Massenmorde auch als »sekundärer Antisemitismus« bezeichnet.[ 20 ] Die »Revisionisten« möchten mit der Behauptung vom angeblich falschen Begriff des Antisemitismus die Kritik an ihrer menschenfeindlichen Einstellung unterbinden.
Quellen und vertiefende Informationen:
https://www.h-ref.de/agal/quellen/#Antisemitismus
»Revisionistische« Behauptung
Im Laufe der Nürnberger Prozesse wurden den Angeklagten frei erfundene Vorwürfe gemacht, und deshalb kann man die Dokumente des Verfahrens nicht als Belege für den Massenmord verwenden. So erhob etwa der amerikanische Hauptankläger Jackson den absurden Vorwurf, die Nationalsozialisten hätten durch Zünden einer Atombombe auf einen Schlag zwanzigtausend Juden vernichten wollen.
Widerlegung
Wenn man die betreffende Stelle im Protokoll der Nürnberger Prozesse nachschlägt, erkennt man, dass sich der US-Chefankläger Robert H. Jackson zurückhaltend und vorsichtig äußerte.[ 21 ]
Auf die Frage nach der Atomenergie erwiderte der NS-Rüstungsorganisator und Reichsminister für Bewaffnung und Munition Albert Speer, das Naziregime habe noch ein oder zwei Jahre vor der Entwicklung solcher Waffen gestanden. Danach bezieht Speer sich ausdrücklich nicht auf atomare, sondern auf chemische Waffen. Jackson hat keine Einwände und akzeptiert offensichtlich Speers Ausführungen. Gleich darauf bekräftigt Speer, ebenfalls unwidersprochen, dass die Berichte über deutsche »Wunderwaffen« übertrieben gewesen seien. Im weiteren Verlauf der Verhandlung war von derartigen Waffen nicht mehr die Rede.
Torhaus von Auschwitz-Birkenau[ 22 ]
Auschwitz war das größte und bekannteste Vernichtungslager der Nationalsozialisten. Es befand sich in der Nähe des polnischen Ortes Oświęcim (deutsch »Auschwitz«). Zwischen 1941 und 1945 wurden dort mehr als eine Million Menschen in Gaskammern ermordet, viele kamen auch aufgrund der schlechten Bedingungen ums Leben. Neben den Juden, der größten Opfergruppe, ermordeten die Nationalsozialisten auch Sinti und Roma aus rassistischen Gründen (vgl. Rasse). Das »Interessengebiet KL Auschwitz« war ein riesiger Lagerkomplex mit mehreren räumlich getrennten Bereichen und Außenstellen. Im Stammlager (Auschwitz I) wurde die erste Gaskammer eingerichtet, in der etwa 10.000 Menschen, überwiegend Juden, ermordet wurden.
Der größte Teil der Massenmorde fand später in der eigens zu diesem Zweck eingerichteten Vernichtungsanlage Birkenau (Auschwitz II) statt. Auschwitz III (Monowitz) war wiederum ein Zwangsarbeiterlager. Die Opfer kamen mit Zügen im Lager an, auf der »Rampe« – einer Eisenbahnrampe in Auschwitz-Birkenau – fand die sogenannte »Selektion« statt. Arbeitsfähige Häftlinge wurden registriert und unter schrecklichen Bedingungen zur Zwangsarbeit eingeteilt. Wer krank, zu alt oder zu schwach war, wurde mit Zyklon B vergast. Unter den Opfern befanden sich auch viele Kinder.
Als im Krieg die Niederlage drohte, zogen sich die NS-Truppen zurück, zerstörten die Anlagen und führten die restlichen Gefangenen auf sogenannten »Todesmärschen« hinaus, um sie den anrückenden sowjetischen Truppen zu entziehen.
Heute ist das frühere Vernichtungslager eine Gedenkstätte. Aus den Überresten der alten Anlagen und mit neuerem Material wurde zur Veranschaulichung eine Gaskammer rekonstruiert. Da das Lager Auschwitz so bekannt und so wichtig ist, werden die Ereignisse dort von den »Revisionisten« besonders oft und aggressiv in Zweifel gezogen. Die Angriffe richten sich gegen fast alle überlieferten Dokumente, Zeugenaussagen und Beweise. Der britische Holocaustleugner David Irving sagte sogar, er wolle »das Schlachtschiff Auschwitz versenken«. Ein besonders zynisches, die Opfer verhöhnendes Detail ist es, wenn manche Rechtsextremisten »Auschwitz« mit zwei ›s‹ schreiben und damit zu erkennen geben, dass sie genau wissen, was damals geschehen ist. Macht man ihnen deshalb Vorwürfe, dann behaupten sie hämisch grinsend, man sehe Gespenster, und es sei doch nur ein Tippfehler gewesen.
Quellen und vertiefende Informationen:
https://www.h-ref.de/agal/quellen/#Auschwitz
Foltervorwürfe
Gaskammer in Auschwitz gefälscht?
»Revisionistische« Behauptung
Auschwitz war kein Vernichtungslager sondern ein Arbeitslager; sogar die bekannte Journalistin Gitta Sereny hat dies zugegeben. Es wäre auch sinnlos, die Menschen umzubringen, die man als Zwangsarbeiter braucht.
Widerlegung
Die Äußerung der britischen Journalistin und Autorin Gitta Sereny war möglicherweise missverständlich, doch sie hat nie gesagt, die Massenvernichtung von Menschen in Auschwitz-Birkenau hätte nicht stattgefunden. Der Lagerkomplex hatte mehrere Bereiche, über die manchmal Verwirrung herrscht. Das »Interessengebiet KL Auschwitz« war zugleich Konzentrationslager, Zwangsarbeiterlager und Vernichtungsstätte. Zum Lager gehörten mehrere Außenstellen, die nicht der Massenvernichtung dienten. Ein Beispiel hierfür ist die Pflanzenversuchsanstalt Rajsko (Raisko), wo der Holocaustleugner Thies Christophersen tätig war. Er behauptete, keine Massenmorde, sondern nur relativ gut behandelte Gefangene gesehen zu haben. Die Tatsache, dass die Gefangenen in manchen Bereichen eine Weile überleben durften, ist jedoch kein Beweis dafür, dass es in anderen Bereichen keine Massenvernichtungen gab.
»Revisionistische« Behauptung
Der Massenmord mit Zyklon B in Gaskammern war technisch und organisatorisch nicht möglich. Es sind keine chemischen Spuren nachweisbar; außerdem haben sich gar nicht so viele Juden in Hitlers Machtbereich befunden.
Widerlegung
Die Massenvernichtung und die Zahlen der Opfer sind sehr gut nachgewiesen. Die sogenannten »Gutachten« zur Chemie von Auschwitz, mit denen die Vernichtung in den Gaskammern bestritten wird, sind fehlerhaft und nicht überzeugend. Ebenso untauglich sind die Statistiken, die den Judenmord widerlegen sollen.
Siehe auch:
Leuchter-Report
Rudolf-Report
Sanning, Walter
Opferzahlen von Auschwitz
Sterbebücher
Vier Millionen Opfer in Auschwitz
Dies ist ein Schlagwort der Holocaustleugner. Es fasst die Behauptung, in Auschwitz, in den anderen Vernichtungslagern und im Bereich der Einsatzgruppen in den eroberten Gebieten der Sowjetunion hätte es keine Massenmorde gegeben, knapp zusammen. Außerdem spielt dieser Begriff auf den Buchtitel Die Auschwitzlüge des Holocaustleugners Thies Christophersen an.
»Revisionistische« Behauptung
Mit dem Begriff »Ausrotten« war nicht die Vernichtung, sondern die Vertreibung der Juden gemeint. Die Bedeutung des Begriffs hat sich verändert. Die europäischen Juden wurden nicht ermordet, sondern lediglich »entwurzelt« (vertrieben) und haben überlebt.
Widerlegung
Diese Behauptung wird häufig von englischsprachigen Holocaustleugnern vorgetragen, die »ausrotten« als »root out« ins Englische übertragen und anschließend als »entwurzeln« wörtlich ins Deutsche rückübersetzen. Das ist allerdings wenig überzeugend, denn eine Pflanze stirbt auch dann, wenn man sie »nur« entwurzelt. Zudem zeigen verschiedene Äußerungen von Nazi-Anführern, dass sie »ausrotten« in Bezug auf Menschen durchaus mit »töten« gleichgesetzt haben. Ein Beispiel aus den Tagebüchern des Propagandaministers Goebbels belegt dies:
Wie ein Blick in ein Wörterbuch von 1793 zeigt, hat sich die Bedeutung des Begriffs seit langer Zeit nicht verändert. Bereits vor Jahrhunderten wurde in deutschen Wörterbüchern das Töten von Lebewesen als Definition für das Wort »ausrotten« angegeben.
»Ausrotten« in Adelungs Wörterbuch, 1793
Deutschsprachige Leser erkennen sofort, dass es sich bei anderslautenden Deutungen um böswilliges Missverstehen handelt. Dieser Trick funktioniert nur bei Lesern, die die deutsche Sprache nicht oder nicht gut genug beherrschen.
Quellen und vertiefende Informationen:
https://www.h-ref.de/agal/quellen/#Ausrotten
Tarnbegriffe
Umsiedlung
Die Nationalsozialisten waren der Ansicht, alle Juden müssten ausgegrenzt und von »Ariern« abgesondert werden. In Deutschland sollte dies in den ersten Jahren des NS-Regimes vor allem durch Vertreibung und Auswanderung geschehen. Zeitweilig dachte man auch daran, beispielsweise in Madagaskar ein jüdisches Reservat einzurichten (vgl. Madagaskar-Plan). Gleichzeitig wurde die Auswanderung nach Palästina forciert, wobei die NS-Führung jedoch die Gründung eines jüdischen Staates strikt ablehnte, um keine »jüdische Machtbasis« entstehen zu lassen.