Ariane - Manuela Kuck - E-Book

Ariane E-Book

Manuela Kuck

4,3

Beschreibung

Nach »Hungrige Herzen« und »Die Rivalin« nun der abschließende Band der Trilogie um Rieke, Paula, Ariane und ihre Freundinnen. Ariane geht es gut. Beruflich ist sie erfolgreich. Privat genießt sie ihr Glück mit Paula. Alles könnte immer so weitergehen, findet Ariane. Doch eines Tages nimmt ihr Leben eine entscheidende Wende: Beim Inlineskaten überfährt sie einen kleinen Hund, der wenig später an den Folgen des Unfalls stirbt. Die Hundebesitzerin Lena ist verzweifelt und beginnt Ariane nachzustellen. Ariane fühlt sich zunehmend in die Enge getrieben. Sie zieht sich immer mehr zurück. Während Paula sich wachsende Sorgen um ihre Geliebte macht, spitzt sich Arianes Bedrängnis dramatisch zu …

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FRAUEN IM SINN

 

Verlag Krug & Schadenberg

 

 

Literatur deutschsprachiger und internationaler

Autorinnen (zeitgenössische Romane, Kriminalromane,

historische Romane, Erzählungen)

 

Sachbücher und Ratgeber zu allen Themen

rund um das lesbische Leben

 

Bitte besuchen Sie uns: www.krugschadenberg.de.

Manuela Kuck

Ariane

Roman

K+S digital

Für Nanouk

1

Am Morgen des dritten Tages meines Aufenthaltes begegnete ich ihr zum ersten Mal, ohne zu diesem Zeitpunkt zu wissen, dass es sich bei der alten Frau um Adele handelte. Sie erinnerte mich an eine verhärmte Bäuerin aus Südeuropa, wie sie mit langsamen, schaukelnden Bewegungen den Nebenweg der Laubenkolonie entlanggeschlurft kam –eine Harke geschultert–, und als sie an meinem Garten vorbeiging, schoss mir durch den Kopf, dass ich nicht so aussehen wollte, wenn ich alt war– so müde und freudlos. Am Abend, als ich gerade im Begriff war, zu einer Fahrradtour aufzubrechen, sah ich sie wieder. Einen Einkaufskorb in die Armbeuge geklemmt, kam sie in Begleitung eines jungen rotbärtigen Mannes in kurzen Latzhosen um die Ecke. Als der Name Adele fiel, horchte ich auf. Ich stieg von meinem Rad und richtete den Sattel, obwohl er tadellos eingestellt war, während ich die beiden vorsichtig und mit beschleunigtem Puls im Blick behielt. Wenig später beendeten sie ihr Gespräch und verabschiedeten sich mit kurzem Gruß voneinander. Der Mann schlenderte den Weg hinunter, Adele verschwand in ihrer Laube, und ich hatte lediglich in Bruchstücken mitbekommen, dass es um die längst geplante und kurz bevorstehende Räumung der Kolonie gegangen war. Mal wieder. Ich schwang mich aufs Fahrrad und fuhr langsam in Richtung Treptower Park.

Es gab kaum ein anderes Thema, das die Gemüter der Laubenpieper so erhitzte wie der Abriss ihrer Anlage– zu Gunsten eines Autobahnzubringers sollten die Kleingärten weichen. Die grüne, seit Jahrzehnten gepflegte Idylle hatte den Kampf gegen die Lobby der Autofahrer verloren, die es für wichtiger erachteten, eine weitere Straße zu bauen. Als gäbe es davon mitten in Neukölln nicht schon genug. Manche Kleingärtner, wie auch Adele, lebten bis auf wenige Wochen das ganze Jahr über in ihren Lauben, die liebevoll herausgeputzt waren. Miniatureigenheime. Nun waren bereits viele Lauben verwaist, Gärten verwahrlosten zunehmend und machten einen trostlosen Eindruck. Nur eine eingeschworene Restgemeinde harrte weiterhin tapfer aus, betrachtete ihre Pachtverträge als nicht aufgelöst und widerstand trotzig behördlichen Maßnahmen. Dass Adele zu ihnen gehörte, wunderte mich kaum, obwohl ich sie doch noch gar nicht kannte.

Ich hatte per Zeitungsanzeige für einige Wochen eine Laube in der Kolonie gesucht und war schnell fündig geworden. Ein Pächter, dessen Vertrag zum Herbst gekündigt worden war, nutzte nur zu gern die Möglichkeit, ein paar Euro zu verdienen. Darum fragte er auch gar nicht lange nach, was ich in dieser sich auflösenden Gemeinschaft eigentlich vorhatte oder zu finden hoffte. Eine einleuchtende Erklärung hätte ich ihm ohnehin kaum geben können. Wahrscheinlich hielt er mich für eine abgedrehte Karrierefrau, die bereits an jedem Urlaubsziel der Welt gewesen war und nun aus lauter Überdruss mal etwas ganz Schräges, »Volkstümliches« ausprobieren wollte. Weit gefehlt, obwohl die abgedrehte Karrierefrau für sich genommen keine schlechte Beschreibung war.

Karrieremachen war zwanzig Jahre mein vorrangiges Ziel gewesen, und mir war vieles gelungen, wovon andere, die genauso hart arbeiteten wie ich, vergeblich träumten. Mit Ende Dreißig war ich Leiterin der Marketingabteilung eines großen Sportartikelherstellers geworden. Mein Schwerpunkt waren Inlineskates, und wenn ich nicht gerade welche verkaufte, mich mit neuen Entwicklungen beschäftigte, in endlosen Besprechungen saß oder über Verkaufszahlen und Präsentationen brütete, trainierte ich für anstehende Marathons, genoss das Leben, verführte Frauen, enttäuschte Frauen– eine von ihnen hatte ich in den letzten Monaten zutiefst verletzt.

Als ich Paula kennenlernte, wurde vieles anders, nicht nur bei mir, auch bei ihr. Sie ließ es zu, dass die Liebesbeziehung zu ihrer Freundin Rieke zerbrach, und aus einer leidenschaftlichen Affäre begann sich vor knapp zwei Jahren eine ernsthafte Beziehung zu entwickeln, in der auch schmerzhafte Themen auf den Tisch kamen, was für mich eine ganz neue Erfahrung war– eine Beziehung, in der mehr Zweisamkeit möglich und nötig war, als wir wohl beide angenommen hatten. Aus zwei stets auf Unabhängigkeit und Freiheit bedachten Frauen entstand ein Paar, und das war ein gutes Gefühl. Ich scheute mich nicht, sogar den abgedroschenen Begriff vom Traumpaar in den Mund zu nehmen und rief damit bei all den Menschen, die mich schon eine Weile länger kannten, Verblüffung, wenn nicht Skepsis hervor. Kaum zu glauben, dass ich erst vor einigen Monaten die vollmundige Feststellung getroffen hatte, mein Leben verliefe genau so, wie ich es mir wohl insgeheim immer erhofft hatte, und nun könnte mich nichts mehr aus der Bahn werfen, wirklich gar nichts. Alles schien angelegt auf mindestens hundert Jahre Sorglosigkeit, Zufriedenheit, ja Glück. Und nicht nur das– ich war davon überzeugt, dass ich genau das verdient hatte.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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