Die Schattentänzerin - Manuela Kuck - E-Book

Die Schattentänzerin E-Book

Manuela Kuck

4,4

Beschreibung

Eine ehrgeizige Anwältin erhält Drohbriefe. Ein Pharmakologe fürchtet Anschläge von Tierversuchsgegnern. Ein Partygirl findet es cool, sich mit Bodyguard in die Berliner Clubszene zu stürzen. Eine Alleinerbin misstraut der lieben Verwandtschaft ... Sie alle engagieren Alex, die Personenschützerin. Nicht immer besteht echte Gefahr, doch Alex muss stets hellwach sein muss die Situation jederzeit unter Kontrolle haben. Auch in ihrem Privatleben hat Alex alles im Griff. Hin und wieder hat sie eine Affäre - eine feste Beziehung will sie nicht. Bis sie sich in Barbara verliebt, die allerdings in festen Händen ist ...

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FRAUEN IM SINN

 

Verlag Krug & Schadenberg

 

 

Literatur deutschsprachiger und internationaler

Autorinnen (zeitgenössische Romane, Kriminalromane,

historische Romane, Erzählungen)

 

Sachbücher und Ratgeber zu allen Themen

rund um das lesbische Leben

 

Bitte besuchen Sie uns: www.krugschadenberg.de.

Manuela Kuck

Die Schattentänzerin

Danksagung

Bei den Vorbereitungen und Recherchen zu diesem Buch konnte ich dank der freundlichen Unterstützung der IHK Berlin Kontakt zu einem seriösen Sicherheitsunternehmen knüpfen. Ich bedanke mich für die Fülle an Informationen und Hinweisen, die ich dort erhielt und die mir einen breitgefächerten und realistischen Einblick in die Ausbildung und den beruflichen Alltag von Personenschützerinnen und Personenschützern ermöglichten.

Darüber hinaus war mir das Arbeitshandbuch Personenschutz

Für meine Mutter

1

Der Schweiß lief mir in Strömen den Rücken hinab, und meine Hände zitterten, als ich die Hanteln ablegte. Ich entspannte meine Arme und atmete tief ein. Dann streckte ich mich auf dem Fußboden aus und stellte das linke Bein auf. Das rechte mit seinem schmuddelig weißen Gips lag steif und leblos da. Ich verschränkte die Hände hinter dem Kopf und spannte die Bauchmuskeln an, während ich in gleichmäßigem Rhythmus den Oberkörper hob und wieder senkte. Nach dreißig Wiederholungen blieb ich schwer atmend liegen und schloß die Augen.

Ich wußte, daß ich dankbar sein sollte. Noch vor einigen Wochen hatte ich in meinem Klinikbett gelegen, ohne die Zehen rühren zu können. Ober- und Unterschenkel waren mehrfach gebrochen gewesen, ich hatte etliche Platzwunden sowie eine Gehirnerschütterung, und der Arzt hatte amüsiert gelächelt, als ich fragte, wann ich aufstehen und nach Hause gehen könnte. Er hatte nicht bemerkt, daß mich die Bewegungslosigkeit mehr erschütterte als die Schmerzen und ich gar nicht genau wissen wollte, wie viele Nägel wo in meinem Bein steckten. Ich hatte zurückgelächelt und ihm versichert, daß ich das Krankenhaus bald verlassen würde, selbst wenn es im Moment nicht danach aussah. Nun humpelte ich seit gut einer Woche auf Gehhilfen durch meine Wohnung, absolvierte zweimal am Tag schweißtreibende Gymnastik und sehnte den Augenblick herbei, in dem ich ohne Gips und hoffentlich auch ohne Schmerzen die ersten Schritte machen würde. Fast jede Nacht träumte ich davon, in meinen vom vielen Waschen ausgeblichenen Trainingsanzug zu schlüpfen und in aller Herrgottsfrühe durch Lichterfelde zu joggen, den Teltowkanal entlang oder am ehemaligen Grenzstreifen. Wenn ich aufwachte, hatte ich den Geruch des durchgeschwitzten T-Shirts in der Nase und war davon überzeugt, das Rauschen der Dusche zu hören. Einmal am Tag stelzte ich die drei Stockwerke nach unten, holte die Post, wartete, bis mein Puls sich beruhigt hatte, und machte mich wieder auf den Weg nach oben. Bei schönem Wetter setzte ich mich eine Weile auf die Bank im Vorgarten, schaute der vorbeiratternden S-Bahn nach oder beobachtete herumtobende Kinder. Barbara war fast in Ohnmacht gefallen, als sie mitbekommen hatte, daß ich ohne Begleitung die Treppen hinunterging, und als ich ihre Vorhaltungen achselzuckend beiseite schob, wurde sie richtig ärgerlich. Seit dem Unfall rief sie täglich an, erledigte meine Einkäufe, brachte mir Bücher und Zeitungen und war ständig in Sorge, daß ich mir nicht genügend Ruhe gönnte. Ausgerechnet sie, die immer rund um die Uhr beschäftigt war.

Ich öffnete die Augen und richtete mich mühsam auf. Es war elf Uhr vormittags, und der Tag breitete sich endlos vor mir aus. Meine Bemühungen, mich in den vielen freien Stunden sinnvoll zu beschäftigen, kamen mir beinahe lächerlich vor. Als würde ich krampfhaft nach einem Ziel suchen. Ich konnte mich nicht daran erinnern, in den letzten Jahren jemals darüber nachgedacht zu haben, ob ich zuerst die Tageszeitung lesen und danach abwaschen sollte oder umgekehrt. Genausowenig wäre es mir in den Sinn gekommen, auf das Klingeln des Telefons zu warten und schon morgens den Fernseher einzuschalten. Ich ging in die Küche, um mir ein Glas Saft zu holen. Der Nachrichtensprecher im Radio berichtete von weiteren Natoangriffen auf Jugoslawien. Eine Rakete hatte sich nach Sofia verirrt und damit ihr Ziel um gut achtzig Kilometer verfehlt. Ich schaltete ab.

„Für dich wird es immer einen Platz in der Firma geben“, hatte Kurt zwei Tage nach dem Unfall bei einem Besuch im Krankenhaus gesagt. „Mach dir keine Sorgen, komm erst mal wieder auf die Beine.“ Er hatte verlegen gelacht. So kannte ich ihn gar nicht.

Kurt Melthoff war mein Ausbilder und Vorgesetzter in dem Sicherheitsunternehmen, für das ich seit sieben Jahren arbeitete – anfangs als Objekt-, später als Personenschützerin. Als ich meine Ausbildung mit einunddreißig Jahren begonnen hatte, war er davon überzeugt gewesen, daß Frauen in diesem Beruf nichts verloren hatten. Später hatte er mir bereitwillig alle Kniffe und Tricks gezeigt und war ein unerbittlicher Lehrmeister gewesen. Sein brüllender Kommandoton war mir anfänglich genauso auf die Nerven gegangen wie sein Vorurteil gegenüber Frauen als Personenschützerinnen, doch ich hatte mir nichts anmerken lassen, weil ich wußte, daß er mir viel beibringen konnte. Leider hatte ich offensichtlich nicht gelernt, eine Treppe so hinunterzufallen, daß ich dabei unverletzt blieb.

Natürlich war es sinnlos, sich im nachhinein Vorwürfe zu machen, zumal meiner Schutzperson – der Tochter eines Unternehmers aus Süddeutschland, die unbedingt die Berliner Discotheken unsicher machen wollte und es schick fand, eine Personenschützerin bei sich zu haben – nichts passiert war. Mehr noch: Es war gar nicht um sie gegangen. Während ich am Treppenabsatz auf sie gewartet hatte und unvermutet in eine Prügelei geraten war, hatte sie auf der Toilette die sieben Cocktails wieder von sich gegeben, die sie innerhalb kürzester Zeit in sich hineingeschüttet hatte. Es würde wohl eine Weile dauern, bis ich jenen Abend mit dem nötigen Abstand betrachten konnte. Ich war einen Moment lang unachtsam gewesen, sonst hätte ich bemerkt, daß die Stimmung unter den Jugendlichen, die plötzlich in den Flur drängten, aggressiv war, und mich sofort zurückgezogen. Nur wenige Augenblicke waren verstrichen, und schon war es zu spät gewesen. Ich hatte den Überblick verloren und kurz danach den Boden unter den Füßen. Noch im Stürzen spürte ich, wie mich Scham und Wut ergriffen. Wie in Zeitlupe fiel ich hilflos die Stufen hinunter, während eine höhnisch johlende Menge den Abgang verfolgte, der jäh abgebremst wurde, als mein rechtes Bein sich im Geländer verhakte. Ich war dankbar gewesen, als das Geräusch des splitternden Knochens in der Ohnmacht verhallte.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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