Armenien - Peter Hermle - E-Book

Armenien E-Book

Peter Hermle

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Beschreibung

Das Tagebuch beschreibt Erlebnisse einer zehntägigen Reise nach Armenien. Mensch, Kultur, Landschaft stehen im Mittelpunkt, aber auch Essen und Trinken, aktuelle Politik und vieles mehr wird humorvoll serviert.

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Seitenzahl: 60

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Inhalt

Vorwort

Tag 1 – 10.08.2018

Tag 2 – 11.08.2018

Tag 3 – 12.08.2018

Tag 4 – 13.08.2018

Tag 5 – 14.08.2018

Tag 6 – 15.08.2018

Tag 7 – 16.08.2018

Tag 8 – 17.08.2018

Tag 9 – 18.08.2018

Tag 10 – 19.08.2018

Tag 11 – 20.08.2018

Nachwort

Vorwort

„Wie, nach Armenien“, hieß es so oft, nachdem ich die Frage nach meinen Reiseplänen beantwortet hatte. „Was reizt dich daran?“ Es waren Bilder und Videos der Landschaften, Klöster und Berge sowie die Musik, die mich auf Armenien brachten. Die Duduk, die armenische Flöte, ein Doppelrohrblattinstrument mit melancholischem Klang. Ein kleines Land, dessen Volk zum größten Teil gar nicht in Armenien lebt.

Eine Entdeckungsreise sollte es werden – der zehntägige Urlaub im August 2018 gemeinsam mit Martin.

Peter Hermle, im August 2018

Tag 1 – 10.08.2018

Der erste Tag der Reise war geprägt vom Packen des Reisegepäcks und dem Flug nach Yerevan, der Hauptstadt des Landes zwischen Georgien, der Türkei, dem Iran und Aserbaidschan. Viel Gepäck ist nicht erforderlich für eine Reise in ein südliches Land im heißesten Monat August. Temperaturen um die 40 Grad Celsius sind nicht unüblich in dieser Zeit, wogegen es im Winter mit minus dreißig Grad bitterkalt werden kann.

In Bezug auf mein Gepäck beschränkte ich mich auf das Nötigste, dachte aber glücklicherweise an eine wärmere Jacke, was sich als sehr sinnvoll erweisen sollte. Das kleine Abenteuer konnte beginnen. Stuttgart – Warschau – Yerevan, so die Reiseroute; leider mit nur 40 Minuten Umsteigezeit in Warschau, was definitiv knapp war. Abgesehen von der Verspätung in Stuttgart und der damit verbundenen Sorge, einen Tag in Warschau verbringen zu müssen, verlief der Flug völlig unspektakulär. In Warschau angekommen, waren wir froh über sehr kurze Wege zum Anschlussgate sowie eine kurze Warteschlange an der Passkontrolle. Im Lauftempo erreichten wir das Gate, um zu unserer Freude festzustellen, dass der Flieger nach Yerevan erheblich verspätet war. Auch eine Verspätung kann Anlass zur Freude sein. Wir waren jedenfalls glücklich über die Aussicht, mit dem geplanten Flieger nach Yerevan zu kommen, und hatten noch Zeit für ein polnisches Bier. Die anfängliche Spannung aufgrund der Verspätung des Flugs nach Warschau legte sich merklich und wirkte sich positiv auf unsere Stimmung und Vorfreude aus.

Tag 2 – 11.08.2018

Da wir über Nacht flogen, begannen wir den zweiten Tag der Reise um Mitternacht am Chopin-Flughafen Warschau. Des Komponisten Konterfei war dort sehr prominent ausgestellt, was nichts an der schon erwähnten Verspätung änderte. Mit etwa zwei Stunden Verzögerung startete der Flug schließlich, um gegen halb sechs früh morgens in Yerevan zu landen. Martin hatte kaum geschlafen und ich auch nur etwa eine Stunde. Jedenfalls kamen wir beide nicht völlig frisch in Yerevan an. Dort erwarteten uns schon Samuel, der Chef der Reiseorganisation suntours, und Tatev, unsere charmante und sehr gut Deutsch sprechende Reisebegleiterin. Auf einer Touristikmesse hatte ich Samuel und Mitarbeiter von suntours kennengelernt, die unter Berücksichtigung unserer Wünsche die Reise geplant und vorbereitet hatten. Hotels waren gebucht und der Reiseplan längst abgestimmt.

Planmäßig hätten wir um drei Uhr fünfundvierzig in Yerevan ankommen sollen. Dem entsprechend hatte suntours für uns schon ab fünf Uhr morgens ein Hotelzimmer reserviert. Leider bietet der zweimal in zwölf Stunden aufgeteilte Tag immer wieder eine beliebte Quelle für missverständliche Angaben der Uhrzeit. So auch in diesem Fall. Die die Anfrage entgegennehmende Dame an der Rezeption des Hotels war offenbar – und realistisch betrachtet nicht sehr überraschend – der Auffassung, es handele sich um siebzehn Uhr, so dass frühmorgens noch nicht beide Zimmer für uns bereit waren. Da half auch die zweistündige Verspätung nicht. Lediglich eines der beiden Zimmer war schon verfügbar. Das wiederum war deutlich zu klein, um uns beiden einen Ruheplatz zu bieten. Samuel bot uns deshalb an, in seinem Büro ein Nickerchen zu machen. Wir fuhren mit seinem Mercedes Vito also noch ein paar Straßen weiter und betraten ein angenehm geräumiges und gut eingerichtetes Büro. Es verfügte über ein kleines Bad mit Dusche und Toilette, welches über Samuels Büro erreichbar war. Außerdem befand sich in seinen Büroräumen eine gut eingerichtete Küche mit großem Kühlschrank, einer Gaskochmulde deutschen Fabrikats sowie einer Abzugshaube von einem schwäbischen Anbieter. Auch die sonstige Einrichtung ließ auf eine erfolgreiche Geschäftstätigkeit von suntours schließen.

Wir genossen die Ruhepause auf den Sofas von suntours. Gegen zehn Uhr morgens nahmen wir eine Dusche, danach ein Frühstück bestehend aus Pflaumen, Pfirsichen und einem kleinen Ararat Cognac. Cognac ist eine Spezialität in Armenien, wo viel Wein angebaut wird. Die uns dargebotene Sorte ist nach dem in der Türkei liegenden, über fünftausend Meter hohen erloschenen Vulkan Ararat benannt. Der Ararat ist, obwohl nicht auf armenischem Territorium liegend, das Nationalsymbol der Armenier und im Wappen des Landes abgebildet. Die Türkei hatte mit dem Hinweis, dass der Berg auf türkischem Territorium liege und nicht den Armeniern gehöre, dagegen protestiert. Ein pfiffiger russischer Außenminister konterte diese Kritik jedoch mit der Bemerkung, dass der Mond schließlich auch weder ganz noch teilweise zur Türkei gehöre und dennoch auf der türkischen Flagge abgebildet sei.

Gegen zehn Uhr holte Samuel uns aus seinem Büro ab und begleitete uns ins Hotel, welches auch bei zweitem Betrachten keine Sympathiepunkte bei uns sammeln konnte. Ich fragte mich schon, ob ich bei Buchung der Reise den Preis hätte weniger hartnäckig verhandeln sollen. Wir kommen auch ohne Luxus zurecht, hatte ich gesagt. Luxus brauchen wir in der Tat nicht, aber Fenster im Frühstückraum, eine Ablage für Kleidung im Zimmer, ein Bad, das nicht schlecht riecht und über eine richtige Dusche verfügt, wären angenehm gewesen. Nun denn, es würde sich alles finden, sagten wir uns. So war es dann auch. Wir bekamen in einem fensterlosen Kellerraum des Hotels ein einigermaßen ordentliches Frühstück und konnten schließlich gestärkt unsere Zimmer beziehen – oder sagen wir besser unsere Kämmerchen. Vielleicht bin ich mittlerweile mit meinen über fünfzig Jahren ja doch verwöhnter und anspruchsvoller, als ich mir das selbst zugestanden hätte. Glücklicherweise sollte sich schon zwei Tage später herausstellen, dass die erste Hotelerfahrung nicht auf ganz Yerevan oder Armenien verallgemeinert werden konnte.

Zumindest lag das Hotel sehr zentral. Nach ein paar Gehminuten erreichte man das Opernhaus, dessen Vorplatz von zwei riesengroßen Skulpturen dominiert wird. Statuen des Volksdichters Hovhannes Tumanyan, nach dem eine der Hauptstraßen Yerevans benannt ist, sowie des Komponisten Alexander Spendiarov prägen den Gesamteindruck des großen Platzes vor der Oper. Wer Yerevan kennt und spontan an Chatschaturyan als Hüter der Oper in Form einer Statue denkt, sei gesagt, dass dieser auf der gegenüberliegenden Seite residiert, die ich erst später entdecken sollte. Näher an der großen Straße, eben der Tumanyan, befindet sich ein sehr lebendiges Denkmal des Pianisten und Komponisten Arno Babadjanyan.

Arno Babadjanyan am Klavier

Es zeigt ihn in einer unglaublich dynamischen und kraftvollen Pose am Flügel sitzend. Betrachtet man sie, beginnt gleichsam seine armenische Rhapsodie, die er gemeinsam mit Arutjunyan geschrieben hat, in den Ohren des Betrachters zu erklingen – so er diese Musik irgendwo in seinem Gedächtnis finden kann. Wenn nicht, sei der Hörgenuss dieses schillernden Klavierwerks hiermit wärmstens empfohlen. Das Stück vermittelt nicht zuletzt eine tiefe Melancholie, die ein Teil des armenischen Volkes zu sein scheint.