Artgerechte Haltung von Kleinkatzen und Hybridrassen - Katerina Mirus - E-Book

Artgerechte Haltung von Kleinkatzen und Hybridrassen E-Book

Katerina Mirus

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Beschreibung

Die Haltung von wilden Kleinkatzenarten in Privathaltungen ist ein interessantes Hobby, das allerdings besondere Anforderungen an die Halter stellt. In tiergärtnerischen Einrichtungen ist die artgerechte Haltung sicher eher zu gewährleisten, ihre dämmerungsaktive, versteckte Lebensweise macht sie als Schautiere dort allerdings nicht besonders attraktiv. Ein Grund, weshalb Kleinkatzen, zumindest in ihrer Artenvielfalt, in zoologischen Gärten immer seltener anzutreffen sind. Die Haltung in Privathand – frei von Schaueffekten, garantiert dafür einen viel individuelleren Umgang mit den Tieren. Es gehört aber eine gehörige Portion Wissen zu den Lebensbedürfnissen und -gewohnheiten dazu, um diese Tiere richtig zu pflegen und selbst Freude daran zu haben. Florian Glaudo, selbst langjähriger Halter und Züchter diverser Kleinkatzenarten, und Katerina Mirus, die sich als Fotografin und Tierpsychologin seit Jahren dem Thema Raubkatzenhaltung widmet, haben ihre eigenen Erfahrungen, die der anderen Züchter und Halter und die Ergebnisse eines intensiven Literaturstudiums in dieses Buch eingebracht. Dadurch ist es zu einem umfassenden Ratgeber geworden, der allen Interessierten die Möglichkeit bietet, sich sachkundig über alle Voraussetzungen, Kosten sowie Ernährung, Beschäftigung und Pflege der Tiere zu informieren, der vorhandene Tierhalter berät und wertvolle Tipps zur Verbesserung einer bestehenden Haltung bietet. Alle Halter von Kleinkatzen und Hybridrassen, aber auch die, die es gerne sein wollen oder am Verhalten und den Bedürfnissen unserer Haus- wie Wildkatzen interessiert sind, sollten sich dieses Buch zulegen. Sie werden eine spannende Lektüre vorfinden und manches Überraschende erfahren. Ihnen wird ein Leitfaden an die Hand gegeben, in dem nichts vergessen wurde, was eine artgerechte Haltung dieser Tierarten ausmacht.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 244

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Katerina Mirus & Florian Glaudo

Artgerechte Haltung von Kleinkatzen und Hybridrassen

Raubkatzen in menschlicher Obhut

© 2019 Katerina Mirus & Florian Glaudo

Korrektoren: Prof. Dr. Klaus Eulenberger, Martina Döhler

Umschlaggestaltung, Layout: Katerina Mirus

Weitere Mitwirkende: Sabine Lutzbauer, Susanne Lindner, Claudia Röttger, Nicola Ohnemus, Roland Alt, Tatjana Mennig, Ivana Cakorova, Renata Semerakova, Angela Honig, Angie Deumann, Oliver Adamczyk

Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg

ISBN

 

Paperback

978-3-7497-4886-0

Hardcover

978-3-7497-4887-7

e-Book

978-3-7497-4888-4

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Inhaltsverzeichnis

Einführung

Hybridrassen

Savannah Katze

Was ist eine Filialgeneration?

Wesen und Charakter

Aussehen

Savannah-Zucht

Kleinkatzen, ihre Fähigkeiten und Sinne

Fellmusterung

Tastsinn und Pfoten

Gleichgewichtsinn

Ohren - Hörsinn

Gebiss

Zunge - Geschmackssinn

Duftdrüsen

Geruchssinn

Augen

Besonderheiten

Das Verhalten

Schnurren

Körpersprache

Pupillen

Ohren

Schnelle, ruckartige Bewegungen und schlagen des Schwanzes

Drohstellung

Pfotenhieb

Anstarren und Sitzblockade

Ruhen

Treteln

Lecken/Putzen

Die Psyche einer Katze und ihre Bedürfnisse

Haltung von Wildkatzen

Wichtige Fragen

Haltungsgenehmigung

Gehegeplanung

Gehegeeinrichtung

Wie sieht das perfekte Gehege aus?

Innengehege

Der Boden

Einstreu

Heizung

Licht

Kratzmöglichkeiten

Erkundungs- und Klettermöglichkeiten

Ruheplätze und Liegen

Jagdersatz

Das Revier

Sicherheit in der Wohnung und Gehege

Gefahren

Giftige Pflanzen

Ätherische Öle

Bach-Blüten Essenzen (Tropfen)

Lebensmittel

Medikamente

Putzmittel

Sauberkeit und Hygiene

Umgang mit Raubtieren

Trinken

Wie merke ich, ob meine Katze zu wenig trinkt?

Anzahl und Platzierung der Wassernäpfe

Wasserqualität

Trinkbrunnen

Muttis Katzensuppe

Ernährung von Kleinkatzen

Fastentage - ja oder nein?

Was kommt auf den „Tisch“?

Vitamine und Mineralstoffe

Enrichment

Sozialkontakte

Spiel und Jagd

Spielsachen

Laufräder

Pappe und Papier

Naturmaterial

Düfte

Activity Feeding

Verstecke

Jagdspiele

Was kann man sich sonst noch ausdenken?

Medizinisches Training

Tierarztbesuch

Wenn die Katze erwachsen und/oder noch scheu und ängstlich ist

Tabletten verabreichen

Clicker-Training

Target Training

Alternative Methoden

Vorsorgeuntersuchungen

Haustier-Apotheke

Lebensphasen

1. Neugeborenenphase

2. Übergangsphase

3. Sozialisierungsphase

4. Jugendphase

5. Pubertät und Geschlechtsreife

6. Erwachsene Katze

7. Alte Katze

Paarungsverhalten

Geburt und Aufzucht

Handaufzucht

Was braucht man für eine Handaufzucht?

Wie füttert man am besten?

Aufzucht Beispiele

Servalaufzucht

Ozelotaufzucht

Sozialisierung

Fall 1. Die Mutter ist zutraulich und erlaubt an der Erziehung teilzunehmen

Fall 2. Handaufzucht

Habituation

Fall 3. Die Mutter ist mit ihren Kitten im Gehege (Zoo oder scheue Mutter)

Erziehung

Ankunft im neuen Zuhause

Die Ankunft

Tayras Geschichte

Katzen und Menschen

Nachwort

Wichtige und nützliche Adressen

Tierärzte

Gehegebau

Tierservice

Enrichment

Futter Adressen

Pflege

Giftige Pflanzen

Labore

Quellen

Institutionen

Züchter und Halter

Literatur

Links

PDF

Einführung

„Wenn wir Raubkatzen nicht mehr als wilde Kreaturen ansehen würden, sondern als einzelne Individuen, würde sich unser Bild über ihr Leben verändern."

Kevin Richardson

Würde es einen Wettbewerb für die perfekteste Schöpfung der Natur geben, würden Katzen zweifellos zu den heißesten Favoriten gehören. Raubkatzen sind elegant und anmutig, aber sie sind auch ausgezeichnete und leidenschaftliche Jäger, mit perfekter Ausrüstung und speziellen Strategien zum Töten. Sie gehören zu den am höchsten entwickelten Raubtieren.

Seit Jahrtausenden kreuzen sich schon unsere Wege, so hat auch die Hauskatze ihren Weg in unsere Wohnzimmer gefunden und für viele Menschen ist ein Leben ohne Katze nicht mehr vorstellbar. Wir lieben Katzen wegen ihrer Wildheit und ihrem Freigeist; so ist es auch nicht verwunderlich, dass auch die Raubkatzenhaltung eine lange Tradition hat.

Zuerst fanden vermutlich die Falbkatze in Afrika und in Asien die Bengalkatze den Weg in unsere Herzen. Das belegen viele Ausgrabungen. In Fachkreisen wird darüber diskutiert, ob auch die Rohrkatze bei der Entstehung der Hauskatze eine Rolle gespielt hat oder nicht. Tatsächlich wissen wir, dass die alten Ägypter nicht nur Geparde, sondern auch Rohrkatzen gehalten hatten. Sie schätzten die grazilen Katzen als treue und hilfreiche Jagdbegleiter.

Fiel bei der Vogeljagd ein geschossener Vogel ins unwegsame Schilfdickicht, so konnte er von den gezähmten und abgerichteten Tieren jeweils leicht herbeigeschafft werden.

Dass Rohrkatzen auf altägyptischen Wandzeichnungen zu sehen sind und dass bei archäologischen Ausgrabungen zahlreiche Rohrkatzenmumien gefunden worden waren, lässt erkennen, welche große Wertschätzung man der mittelgroßen Kleinkatze damals zukommen ließ. Sie wurde verehrt und ihre stolze, schlanke Gestalt in zahlreichen ägyptischen Statuen zu Ehren der Göttin Bastet verewigt.

Nicht nur Geparde und Rohrkatzen, sondern auch Karakale wurden später für die Jagd gehalten und abgerichtet.

Foto: Melanistische Rohrkatze

Diese Tiere durften jagen und sich frei bewegen; warum dieses Wissen verloren ging und Raubkatzen nur zum Ansehen oder als Haustiere gehalten worden sind, darüber können wir nur rätseln.

Trotzdem kann man eigentlich erst in heutigen Zeiten wieder von einer möglichen artgerechten Haltung sprechen. Jagen dürfen diese Katzen allerdings auch nur selten.

Vor der heutigen Ära der erfolgreichen Nachzucht, wie wir es mittlerweile aus Zoos und privaten Haltungen kennen, gab es eine lange Reihe an Fehlern bei Fütterung und Haltung. Es ist nicht einmal so lange her, noch vor 30-40 Jahren wurden Raubkatzen in Anlagen gehalten, die Betonkäfigen glichen, Enrichment war tatsächlich für uns ein Fremdwort und nicht mal die Wissenschaft hat sich wirklich gewagt, Tieren Intelligenz zuzugestehen. Auch die Kirche predigt nach wie vor, dass Tiere seelenlose Geschöpfe ohne Empfindungen seien.

Auch die Nutz- und Haustierhaltung war früher nicht optimal. Mein Opa hatte einen Bauernhof, ich liebte ihn abgöttisch, würde er aber heute noch leben, hätte ich ein ernstes Wort mit ihm reden müssen. Seine Schafe waren über Nacht in einer winzigen Box untergebracht, der Hund klassisch an die Kette gelegt, Katzenbabys wurden entsorgt, anstatt die Katze zu kastrieren. Eine gute Ernährung genossen tatsächlich nur die Schafe und Hühner, die den ganzen Tag draußen verbrachten. Hund und Katze teilten sich täglich einen Liter Milch, die Katze musste sich ansonsten selbst versorgen und für den Hund gab es Reste vom Tisch.

Die Menschen wussten es damals nicht besser und wollten auch nichts ändern, es wurde ja schon immer so gemacht, also war es richtig! Dazu kommt, dass sich ein Großteil der Bevölkerung die höheren Haltungskosten nicht hätte leisten können.

Das gehört zum Glück der Vergangenheit an. Wir haben viel dazugelernt und erfahren täglich Neues. Denn je mehr man über Tiere weiß, desto besser kann man ihren Bedürfnissen nachkommen und sie artgerecht halten. Wer hätte schon damals gedacht, dass es sogar in der Zukunft Tierpsychologen geben wird.

Es ist trotzdem manchmal gar nicht so einfach Menschen dazu zu bringen, in ihrer Denkweise und der bestehenden Haltung etwas zu verändern. Wer gibt schon gerne zu, dass etwas falsch sein könnte, was man seit Jahren praktiziert!

Man lernt nie aus. Die Tierhaltung weiter zu verbessern und das Wohl unsere Schützlinge sollten allerdings für uns alle an vorderster Stelle stehen. Die mittlerweile erreichte Wohlstandsgesellschaft bietet auch die entsprechenden Voraussetzungen und auch das Wissen, was eine gute Ernährung beinhalten sollte.

Man muss sich nur informieren oder sich Hilfe holen.

Die richtige Fütterung stellt ein Schlüsselproblem in der Wildtierhaltung dar. Eine artgerechte Haltung von Kleinkatzen ist ohne artgerechte Fütterung und Ernährung nicht möglich. Bei der Ernährung sollte darauf geachtet werden, wie sich die Tiere in der Wildbahn ernähren und was ihrer Physiologie gerecht wird. Eine adäquate Fütterung ist Voraussetzung für eine gute Gesundheit, soll aber auch so gestaltet werden, dass sie das Jagdverhalten simuliert und damit der Beschäftigung dient.

Großkatzen jagen meistens eine größere Beute, von der sie sich mehrere Tage ernähren können. Kleinkatzen müssen zwangsläufig mehrmals täglich jagen, um satt zu werden. Das alles müssen wir bei der Haltung berücksichtigen.

Katzen sind wirklich faszinierende Geschöpfe. Kleinkatzen punkten nicht mit ihrer Stärke oder ihrer Größe, sie sind die wahren Überlebenskünstler! Die Spezialisierung und die Jagdstrategien einiger Arten sind so ungewöhnlich, wie wir es von Katzen nicht erwarten würden. Der Margay z. B. kann besonders geschickt klettern und Affenlaute nachmachen, die Fisch- und Flachkopfkatzen sind exzellente Schwimmer und Taucher, Servale und Karakale können so gut springen, dass sie sogar Vögel im Flug fangen können. Sandkatzen leben unter der Erde und graben ihre Beutetiere auch gerne aus.

Sie können in sehr unterschiedlichen Lebensräumen überleben - die Sandkatze in der Wüste, der Manul im Hochgebirge, der Gepard in der Savanne, der Ozelot im tropischen Dschungel.

Daher ist es wichtig den Tieren im Gehege die Reize und Strukturen anzubieten, die sie benötigen, um alle ihre natürlichen Verhaltensweisen auszuleben. Wenn diese Möglichkeiten vorhanden sind, leben sie frei von Dauerstress und damit auch von Verhaltensstörungen.

Langfristiger Stress bewirkt Komplikationen bei der Fortpflanzung, wie männliche und weibliche Unfruchtbarkeit, eine erhöhte Jungtiersterblichkeit, verzögerte Entwicklung und Reifung oder er führt zu Vernachlässigung oder sogar Tötung von Jungtieren.

Die effektivste Vorbeugung von Stress ist ihn zu verhindern oder den Widerstand gegen negative Reize zu erhöhen - durch Sozialisierung, Desensibilisierung und Habituationstraining.

Bei der Tierhaltung sollte es ausserdem nicht um Quantität (so viele Tiere wie möglich zu halten), sondern um Qualität gehen.

Besser gesagt:

Lieber einem Tier das Beste geben und keine Tierarzt- oder Futterkosten scheuen als zu viele Katzen unter schlechten Bedingungen halten.

Sowohl das Verhalten beim Spielen, Jagen, der Nachwuchsaufzucht oder Partnersuche, als auch ihre scharfen Sinne und vieles andere, was wir von unseren Hauskatzen kennen finden wir auch bei den wilden Arten. Denn auch unsere „Schmusetiger“ sind natürlich Raubkatzen und wir können Vieles aus ihrer Haltung für ihre wilden Verwandten anwenden und umgekehrt Erfahrungen aus Zoos und privater Haltung auch zu Hause nutzen. Deswegen werden hier auch Hauskatzenhalter wertvolle Informationen finden.

Mit diesem Buch möchten wir alle diese Punkte näher besprechen und haben für Sie interessante Tipps und Tricks gesammelt.

Das Buch sollte ein tierschutzrelevanter Beitrag sein, um das Verständnis für das natürliche Verhalten und die zu beachtenden Bedürfnisse der Tiere zu wecken und damit auch die Lebenssituation und die Haltung der Katzen in menschlicher Obhut zu verbessern.

Katerina Mirus & Florian Glaudo

Hybridrassen

In den letzten Jahren sind sehr viele neue Hauskatzenrassen entstanden und es wird auch immer mehr über Hybridrassen diskutiert, also Rassen, die aus einer Kreuzung zwischen Hauskatze und einer Wildkatzenart entstanden sind. Es gibt kaum eine Kleinkatze, die noch nicht mit einer Hauskatze verpaart worden ist, egal ob absichtlich oder nicht, aber nur ein paar wenige daraus entstandene Rassen werden auch anerkannt.

Bengalkatzen gehören seit Jahren dazu, so dass noch kaum jemand daran denkt, dass auch diese Rasse eigentlich aus einer wilden Kleinkatze, die den asiatischen Dschungel durchstreift, entstanden ist. Der Vorfahre ist die asiatische Bengalkatze (Prionailurus bengalensis), auch bekannt als Leopardkatze oder ALC (Asian leopard cat). Die Bezeichnung - ALC wird vorwiegend genutzt um eine Verwechslung mit der Hauskatzenrasse, die ebenfalls Bengalkatze heißt, zu vermeiden. Beide Arten sind etwa gleich groß, unterscheiden sich aber stark in Fellfärbung und Fellzeichnung.

Die ALC ist nicht nur genauso groß wie eine Hauskatze, in Asien kommt es sogar häufig zu spontanen Hybridisierungen zwischen dieser Wildkatze und streunenden Hauskatzen. Von einer Qualzucht oder Zwangsverpaarungen kann wirklich nicht die Rede sein. Diese Vorwürfe sind eindeutig falsch.

Was die meisten Menschen, die gegen die Zucht- und Hybridhaltung sind, zu beschäftigen scheint, ist die Frage, ob es nicht viel besser wäre, alle wilden Arten besser zu schützen und für die nachfolgenden Generationen zu erhalten, anstatt ihre Gene mit anderen Arten zu mischen und neue Rassen zu „kreieren“, zumal unsere Tierheime aus allen Nähten platzen. Das könnte der Hauptgrund sein, warum in manchen Ländern gezielte Hybridisierungen von Tierarten oder die Haltung von Hybriden verboten sind.

Für die Befürworter allerdings ist die Zucht eine verbesserte Selektion der oben beschriebenen spontanen Hybridisierungen und ihrer Meinung nach steht der Anspruch wilde Arten besser zu schützen und zu erhalten in keinem Widerspruch zur Hybridzucht, da dieses parallel erfolgt. Außerdem bleiben damit diese Arten im Gespräch. Man kann schließlich nur die Tiere am besten schützen, von denen viel bekannt wird. Des Weiteren werden Tierheime durch die Einschränkung der Rassenzucht nicht leerer. Da hilft nur bessere Aufklärung der Halter und die konsequente Kastrationspflicht aller Freigänger.

Aber zurück zu den verschiedenen Hybridrassen.

Foto: Junger Serval & F1 Savannah

Eine weitere der bekanntesten und faszinierendsten Rassen, die auf dem Vormarsch ist, ist die Savannah Katze.

Savannah Katze

Sie beruht auf einer Kreuzung zwischen einer Hauskatze und einem afrikanischen Serval. Der Serval (Leptailurus serval) ist eine hochbeinige, getupfte Wildkatzenart, die eine Schulterhöhe bis zu 60 cm erreichen kann – zum Vergleich: die durchschnittliche Hauskatze hat eine Schulterhöhe von etwa 25 cm.

Die Kreuzung zwischen Serval und Hauskatze gelang zum ersten Mal in den USA. In den 80er Jahren verpaarte Judee Frank ihren Serval erfolgreich mit einer Siamkatze. Für spätere Nachkommen wurden verschiedene Rassen eingekreuzt, vor allem die schon erwähnte Bengalkatze, aber auch die Ägyptische Mau, Ocicat, Orientalisch Kurzhaar oder Maine Coon.

Die Rasse wurde nach dem ursprünglichen Lebensraum des Servals, der afrikanischen Savanne, benannt.

Diese Kreuzung war am Anfang nicht ganz unproblematisch, das Paarungsverhalten und die Tragzeiten sind unterschiedlich, dazu sind die Kater der ersten vier Nachfolger-Generationen steril, das heißt nicht fortpflanzungsfähig. Inzwischen stehen allerdings genügend fruchtbare Savannah Kater zur Zucht zur Verfügung, so dass Savannah x Savannah-Verpaarungen Standard sind, womit die Zucht auch viel einfacher verläuft.

Was ist eine Filialgeneration?

In der Hybrid-Zucht spricht man bei den Nachkommen von Filialgenerationen (Tochtergenerationen) abgekürzt F. Die direkten Nachkommen einer Wildkatze mit einer Hauskatze bezeichnet man als F1. Eine Katze gilt als Hybrid für die ersten vier Filialgenerationen, also F1, F2, F3, F4.

Die ersten vier Filialgenerationen aller Hybridrassen fallen unter das Artenschutzgesetz. Für sie gelten die gleichen Haltungsbedingungen wie für Raubkatzen, mit behördlicher Meldepflicht und ausbruchssicherem Außengehege. In manchen Bundesländern ist natürlich auch eine Haltegenehmigung notwendig.

Je mehr Platz diesen Katzen zur Verfügung steht, umso besser!

Reine Wohnungshaltung ist weder artgerecht noch erlaubt und Freilauf ist bis zur F4 ebenfalls untersagt.

Savannahs oder Bengalen sind zwar weder aggressiv noch für Menschen gefährlich, aber vor ihnen ist kein Hühnerstall in der Nachbarschaft sicher, wie meine Freundin feststellen musste. Ihr F1 Savannah Kater hat trotz Gehege mit Elektrozaun und guter Verpflegung regelmäßig nächtliche Ausflüge unternommen, um seinen Speiseplan aufzubessern. In der Nachbarschaft war es nicht der Marder, der die Hühnerställe terrorisiert hat, sondern dieser Kater.

Die F1 Savannah - Generation hat einen Serval als Vater (in seltenen Fällen eine Mutter) und damit mindestens 50% Wildtieranteil. Heutzutage werden von verantwortungsvollen Züchtern keine normalen Hauskatzen mit einem Serval verpaart, sondern Savannahs der höheren Generationen, da diese dem Serval schon allein von der Größe und der Tragezeit näher kommen.

Wenn die Katze, die mit dem Serval verpaart wurde, bereits eine Savannah ist, so ergeben sich natürlich höhere Prozentzahlen. Serval x F1 Savannah ergeben dann sogar mindestens 75% Wildtieranteil. Wenn man diese Nachkommen weiter mit einem Serval verpaart, um die Genetik für spätere Generationen zu festigen, sind theoretisch auch Savannahs mit 90% Wildtierblut möglich.

So hat eine F1 mindestens 50% Servalanteil, F2 mindestens 25%, F3 mindestens 12,5%, F4 mindestens 6% und F5 mindestens 3%.

Je mehr Wildtieranteil vorhanden ist, desto größer werden die Katzen. Die größten Katzen sind dann also die F1-Savannahs und die Kater der F2-Generation. Sie erreichen ca. die zweieinhalbfache Größe gewöhnlicher Hauskatzen, mit einem Gewicht bis zu 15 kg.

Als ob das noch nicht kompliziert genug wäre, gibt es noch weitere Bezeichnungen außer F, nämlich A,B,C und SBT.

Lassen Sie es uns wieder an einer Savannaherklären:

Ein A bedeutet, dass es sich bei nur einem Elterntier um eine Savannah Katze oder um einen Serval handelt und das andere Elternteil ein Kater oder Katze einer anderen Rasse war.

Eine F1 Savannah ist ein direkter Nachkomme des Servals und damit immer als A registriert und reinrassig.

Ein B bedeutet - beide Elterntiere waren Savannahs, aber ein Großelternteil ist eine andere Rasse, in diesem Fall ein Serval. F2 Nachkommen mit einem Savannah-Vater ist also als B registriert.

Ein C bedeutet - beide Elterntiere und Großelterntiere waren Savannah Katzen.

F3 sind meistens als C registriert.

SBT Savannah bedeutet - die letzten drei Generationen wurden ausschließlich mit Savannah Katzen verpaart. Somit kann die Bezeichnung SBT im Idealfall erst ab der F4 vorkommen.

F5 sollten als SBT- registriert sein.

Gesetze bezüglich der Haltung einer Hybridkatze als Haustier, Anforderungen und Genehmigungen sind von Bundesland zu Bundesland verschieden. Zum Beispiel in Bayern ist die Haltung von Savannah Katzen erst ab der Generation F5 ohne Probleme möglich. Wildtiere und Hybride gehören hier auf die „Liste der gefährlichen Tiere“, eine Haltungsgenehmigung zu bekommen, ist äußerst schwierig, Privatleute bekommen diese in der Regel nicht.

Ab der F5 Generation können Savannah Katzen theoretisch problemlos wie jede normale Katzenrasse gehalten werden.

Wichtig ist noch zu erwähnen, dass eine Haltungsgenehmigung nicht einer Zuchtgenehmigung gleich kommt. Jedes Veterinäramt kann für sich entscheiden, ob Zuchtgenehmigungen zur Hybridzucht erteilt werden und sogar festlegen, welche Katzen durch einen Serval belegt werden dürfen! Das heißt auch, dass diese Züchter regelmäßig kontrolliert werden. Wenn Sie ein Kätzchen suchen und sicher gehen wollen, dass alles ordnungsgemäß abläuft, sollten Sie sich auf jeden Fall bei Zuchtverbänden TICA oder Felidae e.V. umsehen, um seriöse Züchter zu finden.

Wesen und Charakter

Savannahs gelten als freundlich, aktiv, verspielt, intelligent, neugierig und interessiert an Hunden und Kindern. Sie können sehr einfühlsam sein, besonders bei Menschen mit Behinderung. Allgemein wird die Rasse, genauso wie auch Servale, oft mit Hunden verglichen aufgrund ihrer Loyalität, denn sie folgen ihrem Besitzer überall hin. Nichtsdestotrotz sind Savannahs nicht für blutige Anfänger in der Katzenhaltung geeignet!

Die zukünftigen Halter einer Savannah sollten Erfahrung mit Katzenhaltung haben, denn auch ein kleines Savannah Kätzchen sollte gut sozialisiert werden, wenn es auch als erwachsene Katze umgänglich sein soll. Ein Tierarztbesuch, aber vor allem auch der Umgang mit anderen Menschen, sollte kein Problem sein.

Auch die Ernährung ist anspruchsvoll wie bei einem Serval – natürlich kein Dosen- oder Trockenfutter, sondern Fleisch und ganze Futtertiere (Mäuse, Küken, Wachteln u.ä.) mit Federn, Haut und Mageninhalt sollten auf ihrer Speisekarte stehen. Das Futter sollte frei von Kohlenhydraten sein, da Kohlenhydrate für Savannahs und auch Wildkatzen schwierig zu verdauen sind und intestinale Probleme (Magen-Darm) verursachen können.

Nicht nur bei der Fütterung, auch bei der Medikation sollten ein paar Punkte beachtet werden. Durch die Hybridisierung können Savannah Katzen kleinere Organe als normale Hauskatzen aufweisen. Dies muss bei der Gabe von Medikamenten, die durch die Leber und Nieren metabolisiert werden, berücksichtigt werden, da die Stärke der Wirkung und der Nebenwirkungen eines Medikamentes dadurch verändert sein können. Mit dem Narkosemittel Ketamin sind Unverträglichkeiten bei Savannah Katzen bekannt, weshalb auf dieses Mittel gänzlich verzichtet werden sollte. Savannahs könnten auch sehr sensibel auf Impfstoffe reagieren. Sie sollten daher lieber mit einem Totimpfstoff geimpft werden, also einem Impfstoff aus nicht replikationsfähigen Pathogenen oder seinen Bestandteilen. Davon abgesehen gelten Savannahs als eine sehr gesunde Rasse mit großem Genpool.

Hybridrassen, und dazu zählen auch die Bengalen oder Chausies (Rohrkatze/Hauskatze Mix), brauchen sehr viel Beschäftigung und sind auch bei späteren Generationen nicht für Menschen geeignet, die den ganzen Tag berufstätig sind und kaum Freizeit haben.

Sie haben einen sehr starken Jagdtrieb, sind daher sehr temperamentvoll, schneller als normale Hauskatzen und auch ihre Reflexe ähneln denen der wilden Vorfahren. Andere Haustiere wie Vögel, Nager oder Fische haben bei ihnen keine Chance.

Sie neigen dazu, etwas stürmisch zu sein und spielen teils recht wild. Aus diesem Grund sind artgerechte Bewegungsmöglichkeiten und Beschäftigung sehr wichtig. Jagd-, Versteck- und Apportierspiele sowie Cat-Agility sind bei Hybriden sehr beliebt.

Einen Spielkameraden sollte der Mini-Serval am besten auch haben, sonst kann es ihm schnell langweilig werden, so dass er zu einem „Demolierungs-Kommando“ wird. Er wird sich unweigerlich an Möbeln, Tapeten oder anderen Einrichtungsgegenständen vergreifen. Und die Krallen einer Savannah sind größer und länger als bei einer Hauskatze. Die Partnerkatze sollte aber von Alter, Charakter und Spielverhalten sehr ähnlich sein. Wenn Sie schon eine ältere Katze besitzen, wird sie von dem kleinen Energiebündel nicht besonders begeistert sein. Wenn Sie sich außerdem eine junge Savannah als Zweitkatze zu einer ruhigen Rasse wie z.B. Perserkatze dazu holen, könnte es auch Probleme geben. Diese beiden Rassen sind einfach zu verschieden.

Savannahs sind, genauso wie Servale, sehr gute Springer. Ohne Anlauf zwei Meter hoch zu springen ist für sie kein Problem. Sie mögen Wasser, sind sehr gute Schwimmer, und das auch in den späteren Generationen. Es kann durchaus passieren, dass sie mit duschen möchten oder mit einem in die Badewanne springen. Manche Servale oder auch Savannahs verrichten auch ihr Geschäft gerne im Wasser, anstatt im üblichen Katzenklo.

Wie bei allen Katzen weisen auch Savannahs verschiedene Charaktere auf. So sind manche gegenüber Fremden sehr sozial und freundlich, andere bekommen Angst, verstecken sich oder rennen davon, aber auch Knurren oder Fauchen ist möglich. Dieses Verhalten gegenüber Fremden kann nur ganz zu Beginn, während der Sozialisierungsphase beeinflusst werden.

Aussehen

Savannahs sind von der TICA mittlerweile als Rasse anerkannt worden und können ab der F5 in der „Breed Section“ registriert werden.

Beim Katzenzuchtverein Felidae e.V. dürfen sogar F1 Savannahs an einer Ausstellung teilnehmen.

Je mehr eine Savannah einem Serval ähnelt umso besser. Das Fell ist schwarz getupft mit beige, goldener, silberner oder leicht grauer Grundfarbe, der Bauch sollte hell sein. Savannahs gibt es aber auch in blacksmoke, snowfarbig (schwarz oder weiß) oder mit marbled Zeichnung. Aber nicht alle diese Farben entsprechen dem Standard.

Foto: Bengal- und F5 Savannahkatze

Foto: F1 Savannah

Der Kopf der Savannah hat eher eine dreieckige Form wie bei einer Hauskatze. Die Ohren sind groß und rund und sollten am besten auch einen hellen Fleck auf der Rückseite aufweisen. Die Nase ist entweder schwarz wie beim Serval oder rosa wie bei der Hauskatze. Savannahs sind große, vergleichsweise schmale, sehr athletische Katzen, mit langen Beinen und einem relativ langen Hals.

Voll ausgewachsen sind sie erst mit zwei bis drei Jahren und sie werden etwa 15 bis 20 Jahre alt.

Savannahs gelten als die teuerste Katzenrasse der Welt. Der Preis richtet sich nach Generation, Geschlecht, Fellzeichnung, Farbe und Aussehen der Katzen. So kann eine weibliche F1 Savannah durchaus sogar 15.000€ kosten. Der Preis für eine F5 Savannah liegt ab 1.500€ aufwärts (für ein Liebhabertier ohne Zuchtambitionen). Katzen und Kater, die für die weitere Zucht vorgesehen sind, werden viel höher gehandelt.

Savannah-Zucht

Bei der Verpaarung sollte nur ein Serval verwendet werden, der schon seit Generationen in menschlicher Obhut lebt, sehr gut sozialisiert ist und Hauskatzen schon seit seiner Kindheit kennt. So ein Kater betrachtet Katzen als seine Artgenossen. Hier kann keine Rede von Zwang sein. Die Katzendame muss sich dem Kater von selbst anbieten.

Zu einer erfolgreichen Verpaarung kommt es aber nicht immer. Als problematisch stellt sich hier die unterschiedliche Sexualität dar. Es kann nämlich sein, dass der Kater gar nicht erkennt, dass die Katze rollig ist. Der Geruch ist anders. Er muss lernen, es aus der Körpersprache der Katze zu deuten. Hat er den „Dreh“ raus, verlaufen weitere Verpaarungen mit anderen Katzen ohne Probleme. Es ist auch einer der Gründe, warum männliche und nicht weibliche Servale für die Savannah-Zucht eingesetzt werden, obwohl es auch F1-Savannahs gibt, deren Mutter eine Servalkatze gewesen ist. Hier ist nicht nur der Geruch, sondern auch die Größe des Katers ein Problem. Er kann schlicht zu „kurz“ für den Nackenbiss sein. Der Servalkater entscheidet sich meistens aber nur für 2-3 bestimmte „Mädels“.

Kommen wir nun zu den unterschiedlichen „Gewichtsklassen“.

Männliche Servale wiegen 16-18 kg, weibliche 10-15 kg, Hauskatzen wiegen je nach Rasse meistens unter 10 kg. Es ist natürlich ein deutlicher Unterschied, aber bei Hunden sind sogar noch verrücktere Kombinationen bekannt, ohne dass solche Verbindungen als problematisch gelten. Ein gutes Beispiel ist auch der Kanadische Puma, denn ein Männchen kann stolze 100 kg auf die Waage bringen, das Weibchen aber nur etwa 50 kg.

Es ist also nicht unbedingt ausschlaggebend wie groß der Vater ist, sondern wie groß der Nachwuchs sein wird.

Hier hat Mutter Natur vorgesorgt. Die Kitten eines Servals haben ein Geburtsgewicht von 150-250 Gramm. Ist die Mutter allerdings eine Hauskatze oder eine Savannah, sind Kitten bei der Geburt nicht größer als Main Coon Kitten. Das Geburtsgewicht bewegt sich zwischen ca. 85 und 150 Gramm und ist damit nur manchmal etwas höher als ein normales HauskatzenGeburtsgewicht.

Nach Aussage der Züchter werden die meisten F1-Savannahs auf natürlichem Weg geboren. Kaiserschnitt sollte eher eine Ausnahme sein und nicht viel öfter vorkommen als bei anderen Katzengeburten. Die Würfe sind mit nur 1-3 (selten mehr) Nachkommen sehr klein.

Interessant ist auch die Entwicklung der Kitten. Die F1 Nachkommen entwickeln sich am Anfang langsamer als Kätzchen aus der F5 Generation, verlassen aber schneller ihren Wurfplatz und fangen an ihre Umgebung zu erkunden. Sie „miauen“ meistens nicht, genauso wie Servale.

Savannahs der ersten Generationen können fauchen wie ihre wilden Verwandten, dieses Fauchen ist aber nicht wie das unserer Hauskatzen, sondern viel kräftiger und rauer. Es ist nicht ausschließlich eine Drohgeste, sondern auch ein Zeichen der Aufregung. Es gehört zu normaler Kommunikation. Sie fauchen, so wie ihre Vorfahren, sehr häufig.

Ich hatte mal die Ehre mit gleich zwei F1 Savannahs in einem Bett zu übernachten. Sie haben sich zwar gleich an mich gekuschelt, aber wehe ich habe mich bewegen oder umdrehen wollen – das war wie in einer Schlangengrube. Bei Servalen wäre es wohl auch nicht anders.

Selbstbewusst, hübsch und extrem niedlich ist diese Rasse auf jeden Fall.

Kleinkatzen, ihre Fähigkeiten und Sinne

Um den Katzen alle wichtigen Ressourcen bieten zu können und ihnen das Leben mit uns so angenehm wie möglich zu machen, müssen wir mehr über ihre Fähigkeiten, Sinne und Bedürfnisse wissen.

Raubkatzen bilden eine einheitliche Familie. Jeder von uns erkennt eine Katze, egal ob es sich dabei um eine winzige Rostkatze aus Asien, den heimischen Luchs oder den 300 kg schweren Amurtiger handelt.

Sie sehen sich alle bemerkenswert ähnlich - schlanke, flexible Körper, eleganter Gang, abgerundeter Kopf und faszinierende Augen, die nach vorne gerichtet sind, kurze Schnauze, tödliche Zähne und Krallen…..

Das äußere Erscheinungsbild der Katzen ist ein Spiegelbild ihrer perfekten Anpassung an die Jagd.

Alle Katzenskelette sind, abgesehen von der unterschiedlichen Körpergröße und der Länge des Schwanzes, ziemlich gleich.

Das Schlüsselbein ist nur rudimentär vorhanden, was Katzen ermöglicht, sich durch jede enge Spalte zu zwängen.

Der muskulöse Körper ermöglicht enorme Sprungkraft, Beweglichkeit und Wendigkeit.

Der bewegliche und oft sehr lange Schwanz dient bei Sprüngen zum Ausbalancieren, beim Schwimmen als Ruder und allgemein der Kommunikation zwischen Artgenossen. Ein peitschender Schwanz z.B. ist ein Signal dafür, dass man sie im Moment besser in Ruhe lässt.

Die Kraft des Tatzenschlages und die schnelle Bewegung werden durch starke, sehnige Bänder ermöglicht und die Katze vermag durch diese und dank der Schärfe ihrer Krallen, tiefe und schwere Wunden zu schlagen.

Die Nackenmuskeln sind besonders stark ausgebildet und ermöglichen selbst auf weite Strecken, schwere Beute im Maul fort zu tragen.

Foto: Ozelot

Fellmusterung

Jedes Fellmuster (Streifen, Rosetten, Punkte) ist einzigartig wie ein Fingerabdruck, was Wissenschaftlern das Identifizieren von einzelnen wildlebenden Exemplaren ermöglicht. Manche Menschen können ein Tier sogar nur anhand seiner Schnurrhaare erkennen. Jedes Haar hat nämlich an der Wurzel einen Pigmentfleck, alle diese Flecke zusammen bilden ein Muster, welches sich das ganze Leben nicht verändert.

Die Fellmusterung ist nicht nur im Fell sichtbar. Würden Sie einem Tiger oder Serval das Fell abrasieren, würden Sie die gleichen Streifen und Punkte auch an der Haut zu sehen bekommen.

Sie sehen wie eintätowiert aus, denn die Pigmente, die für die Färbung verantwortlich sind, liegen unter der Haut.

Das Fell von jungen Löwen oder Pumas ist auch noch gefleckt, bei erwachsenen Tieren dann jedoch einfarbig.

Bei sehr vielen Raubkatzen ist die Rückseite der Ohren schwarz mit einem weißen Fleck im Zentrum - die so genannten „Augenflecke“. Diese spielen angeblich eine wichtige Rolle bei der Aufzucht der Jungtiere - sie erleichtern den Kätzchen ihre Mutter nachts im dichten Gebüsch zu sehen und ihr zu folgen. Die gleiche „Aufgabe“ wird auch der weißen Spitze oder der Unterseite des Schwanzes nachgesagt.

Fast alle Katzenarten, deren Ohrrückseite nicht so auffällig gezeichnet ist, haben entweder eine scharf abgesetzte schwarze Spitze des Schwanzes (Steppenkatzen wie der Puma, Felis Arten), eine schwarz/weiße Spitze (Gepard) oder die Unterseite des Schwanzes ist leuchtend weiß (Asiatische Goldkatze, Leopard).

Ausnahmen bilden hier der Karakal und die Afrikanische Goldkatze, deren Ohrenrückseiten schwarz sind und bei beiden ist die Spitze des kurzen Schwanzes nicht hervorgehoben.

Tastsinn und Pfoten

„Katzen erreichen mühelos, was uns Menschen versagt bleibt: durch's Leben zu gehen ohne Lärm zu machen"

Ernest Hemingway

Beim Anschleichen wird die Katze zum lautlosen Jäger. Sie setzt beim Gehen nicht den ganzen Fuß auf, sondern berührt den Boden, wie eine Balletttänzerin, nur mit den Zehen. Die Zehen haben mit Hornhaut überzogene und gepolsterte Sohlenballen und mit dem Fell zwischen den Zehen werden die Schritte perfekt gedämpft.

Katzen bewegen sich meist im Passgang, d.h. beide Beine derselben Körperseite werden zur gleichen Zeit bewegt.

Katzen können auch besonders gut tasten und das nicht nur mit den empfindlichen Sohlenballen, sondern auch mit ihren langen und dickeren Schnurr- und Tasthaaren an verschiedenen Stellen im Gesicht und sogar an den Vorderbeinen. Die Schnurrhaare - die sogenannten Vibrissen - sind tief in der Haut verankert und mit zahlreichen Nerven verbunden. Sie reagieren auf Luftbewegungen und die Katze nutzt sie um „abzumessen“, ob sie in einen Spalt oder noch durch ein Loch passen würde. Und auch im Dunkeln helfen sie ihr, sich zu orientieren und Hindernissen auszuweichen.

Die Sinneszellen liefern ein räumliches Bild der Umgebung. Die Katze kann sich dadurch auch in völliger Dunkelheit orientieren und läuft nicht gegen Schränke oder Wände. Sie kann damit sozusagen „sehen“.

Schnurrhaare verraten außerdem auch den Gemütszustand einer Katze.

Bei Angst oder Unsicherheit sind die Schnurrhaare schmal zusammengelegt und nach hinten gerichtet.

Bei Aufmerksamkeit/Erregung sind sie nach vorne ausgerichtet und breit gefächert.

Foto: Ozelot

Ruhe und Entspannung zeigen sich durch Schnurrhaare, die mehr seitlich stehen und weniger gefächert sind als bei Erregung.