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Nur wenige Flugstunden von Deutschland entfernt, an der Grenze zu Europa, liegt das für den Tourismus relativ unerschlossene Aserbaidschan. Umso mehr überrascht das Land die Besucher mit spektakulärer Natur in den Bergen des Großen und Kleinen Kaukasus, der modernen Zwei-Millionen-Metropole Baku sowie mit faszinierenden Naturwundern im Zusammenhang mit der allgegenwärtigen Präsenz von Erdöl und Erdgas. Aktive Schlammvulkane, permanent brennende Berge, Feuerquellen, heiße Wasserquellen, die historischen Zeugnisse der weltweit ersten Erdölförderung in Baku sowie die Kurbäder in Istisu und Naftalan machen die Reise nach Aserbaidschan zu einem einzigar- tigen Erlebnis. Im Reiseführer werden die schönsten und interessantesten Sehenswürdigkeiten vorgestellt. Neben Informationen zu den Nationalparks helfen zahlreiche Karten und GPS Daten bei der Orientierung während der Reise. Aber auch zur Reisevorberei- tung, Reiseplanung oder als Begleiter für geführte Rundreisen bietet der Reiseführer eine optimale Unterstützung. Auf Hinweise zu Hotels und Restaurants wird bewusst verzichtet. Über die bekannten Internet-Suchportale ist es leicht möglich, Un- terkünfte in jeder gewünschten Preisklasse zu finden. Ebenso gibt es ein großes Angebot an Restaurants und Straßenverkaufsstän- den. Zu vielfältig sind die Angebote, aber sicher auch die individu- ellen Vorlieben
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Seitenzahl: 262
Veröffentlichungsjahr: 2021
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Einleitung
Aktuelle Zahlen und Daten im Überblick
Highlights und Reiseziele im Überblick
Allgemeine Informationen
Geschichte
Vor- und Frühgeschichte
Antike
Mittelalter
Frühe Neuzeit
Neuzeit
Bergkarabach Konflikt
Natur, Klima und Geographie
Allgemein
Asien oder Europa
Nachbarländer
Landschaftsbild
Klima
Pflanzenwelt
Tierwelt
Umwelt und Naturschutz
Wirtschaft
Ab 1991
Kriegsfolgen
Ab 1995
Ab 2014
Erdöl und Erdgas
Bodenschätze und Rohstoffe
Landwirtschaft
Forstwirtschaft
Maschinenbau
Bausektor
Land des Feuers
Kultur, Leben und Gesellschaft
Bevölkerung
Sprache
Religion und Tradition
Feste und Festivals
Küche
UNESCO Kulturerbe
Kunst und Kultur
Sport
Naturschutzgebiete, Reservate und Nationalparks
Absheron Nationalpark
Altiaghach Nationalpark
Samur-Yalama Nationalpark
Shahdag Nationalpark
Göygöl Nationalpark
Ag Gel Nationalpark
Shirvan Nationalpark
Gizil-Agach Nationalpark
Hirkan Nationalpark
Zangazur Nationalpark
Staatliche Naturparks
Staatliche Naturschutzgebiete
Sehenswürdigkeiten
Baku
Geschichte
Sehenswürdigkeiten
Stadtrundgang
Rund um Baku
Absheron
Keyraki Schlammvulkan
Yanar Dag
Ateschgah - Feuertempel
Sumgait
Masazir Salzsee
Nardaran
Pir Hesen Moschee
Mardakan
Mir Movsum Aga Moschee
Gala
Besh Barmag Dag
Candycane Berge
Qobustan - Stadt
Shamakhi
Qobustan - State Reserve
Qobustan - Schlammvulkane
Großer Kaukasus
Chirag Gala
Xacmaz
Quba
Xinaliq
Laza
Lahic
Gabala
Oguz
Fazil
Sheki
Kish
Ilisu
Qax
Zaqatala
Balakan
Kleiner Kaukasus
Ganja
Göygöl
Naftalan
Die Tiefebene
Mingachevir
Shirvan
Salyan
Der Süden
Lenkoran
Lerik
Masalli
Astara
Bergkarabach
Allgemein
Stepanakert
Shushi
Einreise
Nachitschewan
Allgemein
Geschichte
Natur
Wirtschaft
Nachitschewan - Stadt
Aras Staudamm
Duzdag
Qarabaglar
Karki und Neu-Karki
Batabat-See
Ashabi-Höhle
Ilandag
Gamigaya Felszeichnungen
Culfa
Ordubad
Einreise
Erlebnistouren und Wanderungen
Wanderungen
Rundreisen
3 Wochen – Aserbaidschan komplett
2 Wochen – Baku und Kaukasus
2 Wochen – Baku und Großer Kaukasus
Eine Woche – Baku und Umgebung
Praktische Tipps zur Reise
Reiseplanung
Anreise
Visum/ Visa
Impfungen / Reiseapotheke
Elektrizität
Maßeinheiten
Beste Reisezeit
Während der Reise
Zeitzone
Vorsichtsmaßnahmen
Verhaltensregeln und Umgangsformen
Medizinische Versorgung
Notrufnummern in Aserbaidschan
Tourist-Information
Geld und Reisekasse
Einkaufen
Öffnungszeiten
Unterkünfte
Kommunikation und Internet
Navigation
Transport und Verkehr
Flugzeug
Straßenverkehr
Taxi
Mietwagen
Zug
Metro
Informationen im Internet
Gesetzliche Feiertage
Zollbestimmungen
Diplomatische Vertretungen
Deutsche Botschaft
Österreichische Botschaft
Schweizer Botschaft
Sprachführer Aserbaidschanisch
Aserbaidschan
Alphabet und Aussprache
Die wichtigsten Worte für die Reise
Zahlen
Wochentage
Allgemeine Vokabeln für Touristen
Anhang
Stichwortregister
Bildnachweis
Kartennachweis
Hinweis
Impressum
Aserbaidschan liegt ebenso wie seine Nachbarländer Armenien und Georgien im Kaukasus. Bis vor kurzem war es einfacher nach Georgien oder Armenien zu reisen, aber im Jahre 2017 hat Aserbaidschan seine Visapolitik umgestellt und das Verfahren sehr erleichtert.
Nun gehört auch Aserbaidschan zu den einfach und unkompliziert zu bereisenden Zielen und ist deshalb nicht nur für Kaukasus-Fans eine echte Alternative, sondern auch für Städtereisende. Das Land ist für private und geführte Rundreisen sehr attraktiv. Das Reisen im ganzen Land, bis in die abgelegenen Winkel, ist problemlos und bedenkenlos möglich. Im Großraum Baku ist das Reisen wegen der modernen Infrastruktur der Hauptstadt noch dazu sehr bequem.
In Aserbaidschan treffen sich die verschiedensten Kulturen. Im Norden überwiegt der russische Einfluss, im Süden der Einfluss des Irans. Über die Sprache hat auch die Türkei ihren Einfluss. Das Ergebnis ist eine besonders interessante Mischung.
Obwohl das Land hauptsächlich muslimisch geprägt ist, wird der Islam hier sehr progressiv gelebt. Alkohol wird fast überall getrunken.
Das Land besitzt viele historische und architektonische Sehenswürdigkeiten, ist aber auch landschaftlich in weiten Teilen sehr reizvoll. In den kleinen Bergdörfern des Großen und Kleinen Kaukasus scheint die Zeit stehengeblieben zu sein. Im ganzen Land kann man auf die freundlichen, hilfsbereiten, nie aufdringlichen Bewohner treffen.
Zu Aserbaidschan gehört die Exklave Nachitschewan, ein besonderes Ziel für Reisende, die abseits der üblichen Wege reisen wollen.
Ich habe Aserbaidschan als großartiges, vielfältiges, sicheres und sehr interessantes Reiseland kennengelernt. Es war sehr einfach, das Land auf eigene Faust zu bereisen. Da es allerdings touristisch noch am Anfang steht, nicht alle Hinweisschilder so deutlich sind, wie ich es aus anderen Urlaubsländern gewohnt bin, möchte ich meine Kenntnisse mit diesem Buch weitergeben.
Um die Erwartungen an dieses Buch richtig einzuordnen:
In diesem Reiseführer wird die Konfliktregion Bergkarabach nur im Überblick und mit allgemeinen Informationen vorgestellt. Zu dieser Region gibt es keine Reiseempfehlungen und keine Reisetipps.
→S.23 „Bergkarabach Konflikt“
→S.192 „Bergkarabach“
→S.219 „Visum/ Visa“
→S.222 „Vorsichtsmaßnahmen“
Außerdem sind in diesem Reiseführer keine Empfehlungen zu Hotels und Restaurants enthalten. Die Angebote dazu und die persönlichen Vorlieben sind ebenso unterschiedlich wie vielfältig, so dass man sich selbst im Internet bei den bekannten Suchmaschinen informieren und ggf. die Hotelübernachtungen auch sofort buchen kann.
Abb. 1: Großer Kaukasus bei Sheki
Baku (S.92)
moderne Weltstadt mit historischer Altstadt am Kaspischen Meer
Halbinsel Absheron (S.117)
Ölförderung, Feuertempel, Nationalpark, Strände, Salzsee und brennender Berg
Qobustan State Reserve (S.133)
Petroglyphen in felsiger Landschaft, ein Zeugnis der Besiedlung seit tausenden Jahren
Qobustan Schlammvulkane (S.134)
ein eindrucksvolles Naturphänomen, das hier besonders häufig vorkommt
Shamakhi (S.128)
alte Khansgräber „Eddi Gyumbez“ und eine alte Moschee
Candycane Berge (S.125)
die Ausläufer des Großen Kaukasus sehen aus wie riesige Zuckerstangen
Besh Barmag Dag (S.124)
einer der berühmtesten Berge im Kaukasus, eine Pilgerstätte für Abergläubige
Xinaliq (S.142)
5.000 Jahre altes Bergdorf in 2.200 m Höhe, inmitten des Großen Kaukasus
Lahic (S.148)
traditionelles Bergdorf im Großen Kaukasus, im Tal des Girdimancay
Sheki und Kish (S.158/ 161)
Khanpalast, schöne Altstadt sowie ein Bergdorf mit historischer Bedeutung
Ilisu (S.163)
typisch kaukasisches Bergdorf am Treffpunkt zweier großer Gebirgstäler
Ganja und Göygöl (S.171/ 176)
die einstige Hauptstadt und eine frühere deutsche Siedlung im Kleinen Kaukasus
Nachitschewan (S.197)
die Hauptstadt der Autonomen Republik Nachitschewan sowie deren Umland
Die besondere Lage Aserbaidschans, zwischen den hohen Bergen des Kaukasus und dem Kaspischen Meer, hat in vielfacher Weise die geschichtliche Entwicklung bestimmt. Hier kreuzten sich schon seit Anbeginn des Handels zwischen Europa und Asien die Karawanenwege, die den Orient und das Abendland miteinander verbanden. Wegen dieser exponierten Lage entwickelten sich in Aserbaidschan viele Kulturen und Gemeinschaften, von denen einige Zeugnisse heute noch vorhanden sind.
In der Gegend von Nachitschewan wurden bereits vor ca. 7.000 Jahren Lehmhäuser gebaut. Hier wurden auch Knochen von Haustieren und domestizierten Pferden gefunden.
Die Felsengravierungen in Qobustan bei Baku sind fast 12.000 Jahre alt. Die Darstellungen von Stieren, Pferden, Haustieren und Tänzen, die auch heute noch im Orient bekannt sind, liefern deutliche Hinweise. Besonders interessant ist es, dass in den historischen Darstellungen auch Boote vorkommen, deren besondere Bauart vom norwegischen Wissenschaftler Thor Heyerdahl erforscht wurde. Dabei gelangte er zu Erkenntnissen, die auf eine Verbindung Skandinaviens mit Aserbaidschan hindeuten.
Der erste Staat „Aratta“, auf dem Gebiet des heutigen Aserbaidschans, soll bereits vor mehr als viertausend Jahren entstanden sein. Die antiken Nachfolgestaaten wurden von Dynastien türkischen Ursprungs regiert.
Diese türkischstämmigen Völker besiedelten das Gebiet seit der Antike. Sie waren Feueranbeter und Anhänger des Zarathustrismus, einer der ältesten Religionen der Welt, die heute noch ca. 300.000 Anhänger hat.
Der Name „Aserbaidschan“ entstammt dem Türkischen und bedeutet „Land, edle Menschen, Bewahrer des Feuers“.
Unter Antike wird in etwa der Zeitraum zwischen 900 v.Chr. und 600 n.Chr. verstanden. Im 9. Jh.v.Chr. entstand ein neuer Staat Manna, der im 7. Jh.v.Chr. unter die Herrschaft des Meder-Reiches kam.
Schließlich eroberte Alexander der Große, bzw. Alexander III. von Makedonien die Region. Nach seinem Tod im Jahre 323 v.Chr. bildete sich bald ein neues kaukasisch-albanisches Reich.
Im 4. Jh.v.Chr. entstanden daraus zwei aserbaidschanische Staaten, im Norden das kaukasische Königreich Albanien bzw. „Albania“ und im Süden das unabhängige Königreich „Atropatene“.
Die Völker Albanias gehörten unterschiedlichen Nationalitäten an, haben aber nichts mit dem europäischen Albanien an der Adria, zwischen Montenegro und Griechenland, zu tun. Eine Verbindung konnte nie nachgewiesen werden. Das Land wurde 65 v.Chr. durch die römischen Streitkräfte unter der Führung von Gnaeus Pompeius Magnus, dem römischen Feldherrn, besetzt und damit zu einem Vasallen des Römischen Reiches. Im 1. Jh.v.Chr. existierten mehrere kaukasisch-albanische Königreiche, deren Grenze zu Armenien damals vom Fluss Kura gebildet wurde.
Es kam häufig zu Kriegen gegen die Nachbarstaaten Armenien und Iberien, einem antiken georgischen Staat im Kaukasus.
Zu Beginn unserer Zeitrechnung waren die Völker Albanias von den Parthern, einem iranischen Volk, abhängig.
Im Jahre 313 nahm Albania das Christentum an, in dem der König Urnayr das Christentum zur Staatsreligion erklärte.
Der Islam und die zarathustrische Religion blieben auch weiterhin verbreitet. Die albanische Kirche vertrat das Christentum, war aber unabhängig von anderen christlichen Kirchen.
Nach dem Zerfall des iranischen Partherreichs auf dem Gebiet des heutigen Irans, zu Beginn des 3. Jhs., wurde kaukasisch Albanien gegen Ende des 4. Jhs. zum Vasallen des Sassanidenreiches, dem zweiten persischen Großreich im Altertum.
Im 6. Jh. eroberte Kyros II., der sechste persische König der Achämeniden-Dynastie, das heutige Aserbaidschan. Im Jahr 642 besetzten muslimische Araber ganz Persien und damit auch Albania.
Immer mehr Nomaden aus Zentralasien und Persien sowie Hunnen und Chasaren siedelten sich nach und nach an. Albania existierte etwa bis ins 9. Jh. als selbstständiger Staat.
Unter Mittelalter versteht man etwa den Zeitraum zwischen dem 7. und 14. Jahrhundert.
Im Norden des heutigen Aserbaidschans entstanden im 7. Jh. die Staaten Derbent und Lekia. Bis ins 8. Jh. fielen arabische Truppen in diese Region ein und islamisierten das Land komplett. Dadurch verschwanden fast sämtliche Kirchen.
Ende des 8. Jhs. wurde das Reich der Schirwanschahs mit der Hauptstadt Shamakhi gegründet und am Ende des 9. Jhs. im Westen des Landes der neue Staat Ganja. Später entstanden in diesem Gebiet die Staaten Aserbaidschan und Aran. Kaukasisch Albania, das Königreich Albanien im nördlichen Kaukasus, wurde zu dieser Zeit vom georgischen Staat Heretien erobert und hörte auf zu existieren.
Im 9. und 10. Jh. wanderten die Volksstämme der Oghusen, ein früherer türkischer Stammesbund, in dieses Gebiet ein.
Ab dem 11. Jh. kam es zu wiederholten Einfällen der Seldschuken, muslimische Türken, in das Gebiet Aserbaidschans, die schließlich ab Mitte des Jahrhunderts das ganze Land beherrschten.
Nachdem das Nachbarland Georgien gegenüber Aserbaidschan erstarkte, unterwarfen die Georgier Ende des 11. Jhs. die aserbaidschanischen Staaten Schirwan, Ganja, Lekia und Derbent.
1220 wurde der Süden Aserbaidschans vom iranischen Schah „Choresm“ erobert, während der Norden vom Mongolen Dschingis Khan (1162 - 1227) überfallen und ebenfalls erobert wurde. Wenig später, noch im 13. Jh., wurde auch der Süden Aserbaidschans von den Mongolen erobert. Der Staat der Schirwanschahs war zu dieser Zeit nur noch ein untergeordneter Teil im Mongolenreich. Nach vielen kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Nachbarländern war das Reich Schirwan 1336 wieder unabhängig. Es war nun fast so groß wie das heutige Aserbaidschan. Allerdings waren noch einige kleinere Teile unter georgischer Herrschaft.
Ende des 14. Jhs. eroberte Timur Lenk (1336 - 1405), ein grausamer Militärführer und Eroberer aus Zentralasien, neben Persien auch weite Teile in Kaukasien und errichtete ein neues, mongolisches Reich. Im Laufe des 15. Jhs. wurden die Mongolen durch den erneut erstarkten Staat der Schirwanschahs wieder vertrieben. Dieser Staat nahm bald wieder große Teile des heutigen Aserbaidschans ein.
Die Safawiden aus Persien gründeten im 15. Jh. ihr Reich im Süden Aserbaidschans unter Ismail (l.), der 1502 in Täbris zum ersten persischen Schah der Safawiden gekrönt wurde. Innerhalb des persischen Reiches spielte diese Dynastie der Safawiden eine wesentliche Rolle, sodass nicht nur die aserbaidschanischen Städte Baku und Shamakhi, sondern auch die aserbaidschanische Sprache in Persien großen Einfluss hatten.
Im zweiten Osmanisch-Safawidischen Krieg (1578 - 1590) nahmen die Osmanen Aserbaidschan ein, allerdings eroberten die Perser dieses Gebiet noch bis zum Ende des 16. Jhs. wieder zurück.
Das Khanat Karabach entstand im Jahre 1606 und verteidigte sich lange erfolgreich gegen die Überfälle der Perser. (→S.23)
Schah „Abbas der Große“ (oder Abbas der I.), der aus der Dynastie der Safawiden stammte, regierte das Persische Reich zwischen 1587 und 1629. Die Bedeutung Aserbaidschans innerhalb Persiens nahm unter seiner Herrschaft ab. Auch die Hauptstadt Persiens wurde 1598 von Qazvin im Norden nach Isfahan im Süden Persiens verlegt, wodurch Aserbaidschan nur noch eine Provinz von Persien war.
Von 1722 bis 1723 kam es zum ersten Russisch-Persischen Krieg, ein persischer Feldzug Peters des Großen. Der russische Zar wollte den russischen Einfluss auf die kaukasische und die kaspische Region ausdehnen. Im Ergebnis des Krieges musste Persien große Gebiete im Nord- und Südkaukasus, sowie die Städte und dazugehörigen Regionen Derbent, Baku, Gilan, Schirwan Māzandarān und Astarabad, an Russland abtreten. Die Regionen Sheki, Schirwan und Salyan konnten sich im Zuge dieses Krieges wieder von allen fremden Mächten unabhängig machen.
1736 hat Nader Schah Afschar (1688 - 1747) ganz Aserbaidschan für Persien zurückerobert. Persien reichte nun vom Kaukasus im Norden bis zum Persischen Golf im Süden und bis zum Indus im Osten, im heutigen Pakistan. Nader Schah Afschar regierte Persien von 1736, bis er im Jahre 1747 ermordet wurde. Dadurch konnten in Aserbaidschan wieder unabhängige Khanate entstehen wie z.B. Sheki, Schirwan, Baku, Quba, Derbend, Talysh, Ganja, Karabach, Nachitschewan, Jerewan, Salyan, Cavad, Tabriz, Urmiya, usw. Diese bekriegten sich jedoch untereinander bis 1800.
Abb. 4: eine schwäbische Familie in Helenendorf bei Ganja, 19. Jh.
Zu Beginn des 19. Jhs. führten das Russische und das Persische Reich erneut Kriege um die Vorherrschaft in dieser Region. So kam es zwischen 1804 und 1814 sowie zwi-Zu Beginn des 19. Jhs. führten das Russische und das Persische Reich erneut Kriege um die Vorherrschaft in dieser Region. So kam es zwischen 1804 und 1814 sowie zwischen 1826 und 1828 zu Russisch-Persischen-Kriegen.
Zunächst fielen Nachitschewan und Jerewan an das Russische Reich, später auch die Turkmantschai im heutigen Iran.
Die im Anschluss an diese Kriege 1828 festgelegte Grenze ist bis heute die aktuelle Grenzlinie zwischen Aserbaidschan, Armenien und Iran.
Anfang des 19. Jhs. führten die napoleonischen Kriege und der Hunger zunächst 140 Familien aus Württemberg als Siedler in den Kaukasus. (Abb. 4) Sie gründeten Helenendorf, das heutige Göygöl und Annenfeld, das heutige Shamkir, beide Städte unweit von Ganja.
(Ganja →S.171; Göygöl →S.176)
1844 erfolgte die weltweit erste Erschließung einer Erdöllagerstätte auf Initiative des russischen Ingenieurs Semjonow in einem Ölfeld bei Baku. 1868 wurde vom russischen Zaren Alexander II. eine Lizenz zum Bohren nach Erdöl erteilt und 1871 begann die Förderung von Erdöl im großen Stil. In der Folge des 1. Weltkrieges beendete die sog. Februarrevolution in Russland im März 1917 die Zarenherrschaft. Darauf folgte die Oktoberrevolution 1917, die 1922 zur Gründung der Sowjetunion führte. Die provisorische russische Regierung setzte ein Komitee zur Verwaltung des südlichen Kaukasus ein. Dieses hatte das Ziel, aus den späteren Nachfolgestaaten Georgien, Armenien und Aserbaidschan eine Union zu schaffen, die Transkaukasische Demokratisch-Föderative
Republik. Ab ihrer Gründung am 22. April 1918 existierte diese Union nur 5 Wochen.
Am 28. Mai 1918 wurde die erste Demokratische Republik Aserbaidschan (ADR) mit der Hauptstadt Ganja (ab September 1918 war die Hauptstadt Baku) gegründet. Jedoch waren die Rahmenbedingungen für den neuen Staat alles andere als günstig. Zwischen Frühjahr und Herbst 1918 kam es im Land zu zahlreichen Konflikten, die in Pogromen und Massakern gegen die Muslime und die Armenier gipfelten. (→S.24)
Dennoch war die Demokratische Republik Aserbaidschan die weltweit erste säkulare Demokratie eines islamisch geprägten Staates. Laut Verfassung wurden allen Bürgen gleiche Rechte garantiert, einschließlich des politischen Wahlrechts für Frauen.
Im Bemühen nach internationaler Anerkennung des unabhängigen Staates nahm eine Delegation der ADR an den Verhandlungen zum Friedensvertrag von Versailles (1919 - 1920) teil und erhielt im Januar 1920 die Zusage einer internationalen Anerkennung.
Doch Unabhängigkeit der Demokratischen Republik Aserbaidschan wurde bereits im April 1920 durch den Einmarsch sowjetischer Truppen beendet. Lenin, der Regierungschef der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik (RSFSR), rechtfertigte die Invasion damit, dass Russland ohne das Öl aus Baku nicht überleben könne. Von aserbaidschanischer Seite gab es gegen diese Invasion kaum Gegenwehr, denn man war seit 1919 mit den Kämpfen gegen Armenien um das Gebiet von Bergkarabach gebunden und damit auch geschwächt. Zunächst regierte eine russische Besatzungsregierung von Baku aus. Nur wenige Tage später, am 28. April 1920, gründete man die Aserbaidschanische Sozialistische Sowjetrepublik (ASSR), die am 12. März 1922 gemeinsam mit den ebenfalls durch die RSFSR besetzten Georgien und Armenien, Teil der Transkaukasischen Föderalunion wurde. Diese wiederum wurde am 13. Dezember 1922 zur Transkaukasischen Sozialistischen Republik umgewandelt, die damit als Sowjetrepublik ein Teil der UdSSR war.
Am 5. Dezember 1936 wurde diese Union der drei Kaukasusländer wieder aufgelöst, denn insbesondere aus Aserbaidschan und Georgien kam mit Beginn der 30er Jahre zunehmend Kritik am Staatenbund auf. Fortan waren Georgien, Armenien und Aserbaidschan wieder eigenständige Unionsrepubliken innerhalb der Sowjetunion. Als Teil der Sowjetunion begann direkt nach der Gründung der Aserbaidschanischen Sozialistischen Sowjetrepublik ein verhältnismäßig friedlicher Umbau der Gesellschaft nach sowjetischem Leitbild.
In den Schulen wurden die russische Sprache und Kultur besonders gefördert. Man führte das kyrillische Alphabet ein, anstatt des bis dahin verwendeten arabischen bzw. lateinischen Alphabets. Moscheen und Synagogen wurden geschlossen sowie in- und ausländischer Besitz enteignet.
Ab den 30er Jahren wurde versucht, die Nomaden sesshaft zu machen, um mit Kollektivierung eine industrielle Landwirtschaft mit allen Vor- und Nachteilen für Mensch und Natur einzuführen.
Nachdem 1985 Michael Gorbatschow in der UdSSR begann, mit Glasnost und Perestroika (zu Deutsch: Offenheit und Umgestaltung) auf die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Probleme und die Unzufriedenheit der Menschen in der Sowjetunion zu reagieren, sah man nun auch wieder die Chance gekommen, die Grenzen neu zu gestalten und an die ethnischen Realitäten anzupassen.
Im Jahre 1988 beantragte deshalb die armenische Bevölkerung, dass Bergkarabach aus der Aserbaidschanischen Sowjetrepublik herausgelöst wird und in die armenische Sowjetrepublik übergeht.
In einer Art bürgerkriegsähnlichem Zustand kam es 1988 auch zu mehreren ernsthaften Auseinandersetzungen zwischen den Volksgruppen in der Aserbaidschanischen Sowjetrepublik.
Glasnost und Perestroika führten schließlich zum Zerfall der UdSSR. So beschloss auch in Baku der Oberste Sowjet der Sowjetrepublik Aserbaidschans am 23.09. 1989 die Souveränität. Damit gab es aber einen weiteren Konflikt mit der Zentralregierung der UdSSR in Moskau, die offiziell natürlich noch die Kontrolle hatte.
Wegen der andauernden Auseinandersetzungen zwischen den Volksgruppen wurden schließlich im Januar 1990 durch Moskau der Ausnahmezustand über Aserbaidschan verhängt und Truppen entsendet. Während der militärischen Auseinandersetzungen gab es hunderte Tote und Verletzte, allein in Baku waren es 170 Tote.
Die Reformen und die Umgestaltung der UdSSR durch Gorbatschow gingen für viele ehemalige Weggefährten Gorbatschows zu weit. Sie wollten in einem Putsch - im August 1991 - den Staatspräsidenten der Sowjetunion Michail Gorbatschow absetzen, das Land wieder unter Kontrolle bringen sowie den Zerfall stoppen. Der Putschversuch war zwar nach drei Tagen beendet und auch Gorbatschow zunächst wieder im Amt, aber damit war auch klar, dass der Zerfall der Sowjetunion nicht mehr zu stoppen war. Nur wenige Tage nach diesem Putschversuch in Moskau, am 30. August 1991, rief Aserbaidschan seine Unabhängigkeit aus. Es wurde so zum Mitbegründer und Mitglied der GUS, der Nachfolgeorganisation der UdSSR, der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten.
Der erste Präsident, Ayaz Mütallibov, regierte nur acht Monate, vom 18.10.1991 bis 14.05.1992.
Seine Wahl galt als unfrei, deshalb sollten schnell freie Wahlen nach westlichem Vorbild folgen.
Am 07.06.1992 gewann Abulfaz Eltschibey diese ersten freien Wahlen. Auch er hatte nur eine kurze Amtszeit von ca. einem Jahr bis zum 25.06.1993, weil der inzwischen offene Krieg gegen Armenien und der Kampf um Bergkarabach seinen politischen Tribut forderten.
Abb. 5: Heydar Aliyev, 1997 (1923 - 2003)
Am 3. Oktober 1993 wurde der ehemalige Chef der kommunistischen Partei in Aserbaidschan, Heydar Aliyev, der auch dem Politbüro in Moskau angehörte, zum Präsidenten gewählt. Zuvor hatte er sich vom Marxisten zum Nationalisten gewandelt und die neue Partei „Neues Aserbaidschan“ gegründet. Nun setzte er sich für die Unabhängigkeit seiner Heimat ein. Unter seiner Führung wurde 1995 das Präsidialsystem eingeführt. Unter Aliyev, der das Land mit harter Hand regierte, konnten auch die politischen Unruhen und der schwelende Konflikt mit Armenien (→S.23) beruhigt werden. Es kam zu Stabilität im Land.
Als sich die Gesundheit Aliyevs verschlechterte, ernannte er seinen Sohn Ilham Aliyev, geb. am 24.12.1961, zum Ministerpräsidenten. Er setze ihn 2002 als seinen, wie er meinte, würdigen Nachfolger im Präsidentenamt auch gegen andere aussichtsreiche Kandidaten durch.
Am 15.10.2003 wurde Ilham Aliyev in den Wahlen zur Präsidentschaft, die von internationalen Organisationen als nicht frei, unfair bzw. manipuliert bezeichnet wurden, vom Volk bestätigt. Kurze Zeit später verstarb Heydar Aliyev am 12.12. 2003 in den USA. Ilham Aliyev regiert das Land bis heute.
Zum Gedenken an seinen Vater sieht man heute im ganzen Land Statuen, Denkmäler und Plakate, die Heydar Aliyev darstellen, Museen, die ihm gewidmet sind sowie Plätze und Straßen, die seinen Namen tragen. Die Ehefrau von Ilham Aliyev, Mehriban Aliyev, ist die Vizepräsidentin von Aserbaidschan.
Abb. 6: Ilham Aliyev, 2014
Abb. 7: Heydar Aliyev Denkmal in Quba
In der Region von Bergkarabach (→S.192) herrscht seit Anfang des letzten Jahrhunderts ein dauerhaft angespanntes Verhältnis zwischen Armenien und Aserbaidschan.
Die Armenier besiedelten dieses Gebiet bereits vor 3.000 Jahren. Die armenische Kultur wurde schon früh vom christlichen Leben beeinflusst. Seit dem 4. Jh. ist das Christentum die offizielle Religion, sodass hier viele armenisch-orthodoxe Kirchen aus dem Mittelalter zu finden sind.
Auch die Aserbaidschaner, deren ursprüngliche Kultur seit dem 8. Jh. durch den Islam von Persien beeinflusst wurde, sehen in der Region von Bergkarabach ihre Wurzeln.
So ist diese Region für große Teile der armenischen und der aserbaidschanischen Bevölkerung von großer Bedeutung.
Das Khanat Karabach, das sich einerseits lange erfolgreich gegen persische Übergriffe zur Wehr setzte, aber andererseits auch zahlreiche benachbarte armenische Fürstentümer beherrschte, bestand zwischen 1606 und 1822. Anschließend gewann Russland die Vorherrschaft in dieser Region. Im Ergebnis des 3. Russisch-Persischen Krieges (1804 - 1813) wurde im Vertrag von Gulistan - ein Dorf in Bergkarabach - endgültig die russische Vorherrschaft anerkannt. Ab 1822 war das Khanat Karabach schließlich eine russische Provinz.
Unter der Herrschaft der russischen Zaren wurden u.a. neue Sitten und Bräuche, Gesetze sowie die russische Sprache eingeführt. Insbesondere die islamisch geprägte Bevölkerung in Aserbaidschan wollte sich an diese neuen Regelungen nicht anpassen. Das führte schließlich dazu, dass die russischen Machthaber die christlichen Armenier bevorzugten, u.a. bei der Vergabe von hohen Ämtern in der Ölindustrie und der Staatsverwaltung in Baku. Außerdem wurde die Ansiedlung der christlichen Bevölkerung (größtenteils Armenier) in muslimisch geprägten Gegenden gefördert. Die Aserbaidschaner fühlten sich dadurch im eigenen Land zunehmend diskriminiert. Es entstand eine Feindschaft zu den privilegierten Armeniern.
Zu Beginn des 20. Jhs. begriffen die aserbaidschanischen Einheimischen die Privilegierung der Armenier immer mehr als Ungerechtigkeit. Schließlich entwickelte sich daraus die Feindseligkeit zwischen diesen Völkern.
Es bedurfte im Jahre 1905 nur noch eines Funkens, der das Pulverfass zum Explodieren brachte. Ein Mord an zwei Aserbaidschanern führte zu großen Unruhen in armenischen Vierteln von Baku. Diese Auseinandersetzungen breiteten sich bis Bergkarabach aus und führten bis zum Folgejahr zu zahlreichen Opfern. Diese landesweiten Konflikte wurden immer brutaler ausgetragen. Es kam zu großen Zerstörungen und tausenden Toten auf beiden Seiten.
Das Verhältnis der Armenier und der Aserbaidschaner war ab diesem Zeitpunkt zerrüttet. Es entstand auf beiden Seiten ein Nationalismus, gerichtet vor allem gegen das jeweils andere Volk.
Im Frühjahr 1918 kam es in Baku und zahlreichen anderen Städten des Landes zu Pogromen gegen die Aserbaidschaner mit über 50.000 Opfern.
Am 28. Mai 1918 entstanden die beiden unabhängigen Staaten „Demokratische Republik Armenien“ und die „Aserbaidschanische Demokratische Republik“.
Die Feindschaft der Völker bestand jedoch weiter und wurde zunehmend offen ausgetragen.
Im Herbst 1918 rächten sich die Aserbaidschaner für die Gräueltaten im Frühjahr. Es kam in Baku zu Pogromen gegenüber den Armeniern mit bis zu 30.000 Opfern. Im Frühjahr 1920 ereigneten sich in Shushi (→S.194) erneut Massaker gegen die armenische Bevölkerung, wieder mit etwa 30.000 Opfern.
Noch im selben Jahr wurden diese unabhängigen Republiken unter russischer Herrschaft zu den Sowjetrepubliken „Armenische SSR“ und „Aserbaidschanische SSR“.
Um Konfliktherde zu beruhigen, sah es die Nationalitätenpolitik der Kommunistischen Partei der Sowjetunion unter der Führung von Josef Stalin vor, den großen Volksgruppen auch innerhalb der Sowjetrepubliken autonome Gebiete mit Selbstverwaltung zu ermöglichen, um die Identität und die Eigenständigkeit aller Volksgruppen zu wahren.
Allerdings war das Ergebnis im Falle von Bergkarabach nicht glücklich: Zunächst schloss man das umstrittene Gebiet um Bergkarabach an die Armenische SSR an und nur ein Jahr später, im Jahr 1921, wurde dies wieder rückgängig gemacht und der Aserbaidschanischen SSR angeschlossen, obwohl Bergkarabach damals mit einem Anteil von mehr als 90 % von Armeniern bewohnt war.
Bergkarabach wurde nun zwar zu einem autonomen Gebiet mit eigener Verwaltung und Kultur, dennoch begünstigte dieser Status die Unzufriedenheit der Armenier in Bergkarabach, weil sie Bestandteil der „falschen“ Unionsrepublik waren.
Bis zum Ende der Sowjetunion konnte der schwelende Konflikt um Bergkarabach, auch innerhalb der zwischen 1922 bis 1936 bestehenden Transkaukasischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik, beruhigt bleiben, obwohl seitens Armenien in vier Memoranden regelmäßig vergeblich der Anschluss an Armenien gefordert wurde.
Mit Glasnost und Perestroika unter Michael Gorbatschow (→S.20) sahen die verschiedenen ethnischen Gruppen erneut die Gelegenheit, ihre Unabhängigkeit zu fordern.
Zunächst bat man 1988 in Moskau darum, dass Bergkarabach aus der Aserbaidschanischen Sowjetrepublik herausgelöst und in die armenische Sowjetrepublik eingegliedert wird.
Am 12. Juli 1988 wurde Bergkarabach in „Autonomes Gebiet Arzach“ umbenannt und der Austritt aus der Sowjetrepublik Aserbaidschan verkündet.
Die Regierungen in Moskau und Baku beharrten jedoch auf den bestehenden Grenzen. Im September 1988 wurde der Ausnahmezustand verhängt. In der Folge kam es zu Flucht und Vertreibung. Ende 1989 erklärten die Einwohner von Bergkarabach einseitig den Anschluss von Bergkarabach an Armenien.
Noch vor den Unabhängigkeitserklärungen Armeniens am 21. September 1991 und Aserbaidschans am 18. Oktober 1991 erklärte Bergkarabach am 2. September 1991 die Unabhängigkeit und gründete die neue Republik Arzach.
Die Grenzen sind seitdem umstritten. Es kam nach wenigen Monaten zum offenen Krieg.
Im Bergkarabach-Krieg von 1992 bis 1994 und den vorangegangenen Auseinandersetzungen ab 1988 verloren etwa 30.000 Menschen ihr Leben. Eine Mio. Menschen wurden vertrieben, Aserbaidschaner flohen aus Armenien und Armenier flohen aus Aserbaidschan.
Die Armenier siegten in diesem Krieg und konnten Bergkarabach sowie große Teile der angrenzenden aserbaidschanischen Gebiete zwischen Bergkarabach und der armenischen Grenze unter ihre Kontrolle bringen. Am 12. Mai 1994 trat ein Waffenstillstandsabkommen in Kraft.
Die selbsternannte Republik Arzach hat etwa 145.000 Einwohner und wird international von keinem Staat der Welt anerkannt, noch nicht einmal von Armenien selbst.
Bergkarabach gilt völkerrechtlich als Teil Aserbaidschans.
Dem Waffenstillstand folgten für lange Zeit keine Gespräche zur Lösung des Konfliktes, weil beide Seiten auf ihren Positionen beharrten. Es blieb eine angespannte Situation zwischen Krieg und Frieden. 20.000 armenische Soldaten sicherten seitdem die Waffenstillstandslinie zu Aserbaidschan. Immer wieder kam es dennoch zu bewaffneten Auseinandersetzungen, die heftigsten in den Jahren 2008, 2014 und 2016.
Am 12. Juli 2020 brachen Gefechte an der armenisch-aserbaidschanischen Grenze aus, weit entfernt vom umstrittenen Gebiet in Bergkarabach.
Im September 2020 nahmen die Kämpfe deutlich zu und eskalierten zu einem Krieg, wie zu Beginn der 90er Jahre. Auch Söldner verbündeter Staaten waren an den Kämpfen beteiligt.
Es kam erneut zu Vertreibungen, großen Zerstörungen sowie zu mehr als 7.000 Toten, darunter auch hunderte Zivilisten.
Aserbaidschan konnte rund ein Drittel des Gebietes von Bergkarabach von Armenien zurück erobern.
Am 9.11.2020 wurde mit der Vermittlung Russlands ein Waffenstillstandsabkommen unterzeichnet, das vorsah, Armenien aus weiten Teilen der besetzten Gebiete abzuziehen und eine offene, aber gesicherte Verbindungsstraße zwischen Armenien und den verbleibenden Gebieten von Bergkarabach einzurichten, den sog. „Lachin“-Korridor. Die Einhaltung dieses Abkommens wird mit russischen Friedenstruppen überwacht.
Aserbaidschan ist im weltweiten Vergleich ein relativ kleines Land und mit einer Gesamtfläche von 86.600 km² nur etwas größer als Österreich.
Von der Gesamtfläche entfallen 5.500 km² auf die Autonome Republik Nachitschewan, eine vom Hauptland abgetrennte Exklave. (→S.195) Weitere 3.170 km² werden von der selbsternannten „Republik Arzach“ in der Region Bergkarabach beansprucht (→S.192). Die verbleibenden 77.930 km² entsprechen in etwa der Größe Tschechiens.
Die Trennung der Kontinente Europa und Asien ist wegen der fehlenden eindeutigen Grenze, insbesondere zwischen dem Schwarzen und dem Kaspischen Meer, schwierig.
Es gibt keine historische bzw. völkerrechtliche Definition dieser Grenze, aber unterschiedliche Betrachtungsweisen.
In einer Interpretation der Grenze zwischen den Kontinenten wird die nördlich des Kaukasus gelegene Kuma-Manytsch-Senke als Grenze angesehen.
In einer weiteren Interpretation, die sich als eine moderne Sichtweise zunehmend durchsetzt, wird der Kaukasus als Wasserscheide zwischen Nord und Süd, als Grenze zwischen Europa im Norden und Asien im Süden, angesehen.
Somit befindet sich Aserbaidschan am Übergang zwischen Europa und Asien.
Je nachdem welcher Grenzinterpretation man folgt, liegt Aserbaidschan vollständig oder fast vollständig in Asien.
Aserbaidschan grenzt im Norden an Russland, im Westen an Georgien, Armenien sowie an die Türkei und im Süden an den Iran. Aserbaidschan wird durch Armenien in zwei Landesteile getrennt. So ist die „Autonome Republik Nachitschewan“ eine Exklave. Sie hat eine nur 15 km lange Grenze zur Türkei.
Aserbaidschan hat eine Ost-West-Ausdehnung von etwa 500 km und eine Nord-Süd-Ausdehnung von etwa 400 km.
Die Landschaft ist sehr vielfältig. Etwa 40 % sind gebirgig, 11 % Wälder und knapp 5 % Wasserflächen. Der größte See ist der Sarisu mit einer Fläche von etwa 67 km². In den tiefer liegenden Regionen des Landes gibt es Feuchtgebiete und trockenere Landschaften. Etwa die Hälfte der Fläche ist Ackerland.
Die Landschaft ist geprägt von den drei wesentlichen Gebirgszügen, dem Großen und dem Kleinen Kaukasus sowie dem Talyshgebirge, die zusammen etwa 40 % der Landesfläche einnehmen. Die höchsten Berge befinden sich im Großen Kaukasus, der Bazardüzü (4.466 m) und der Shahdag (4.243 m), im Shahdag Nationalpark (→S.73).
Aserbaidschan ist durch seine 24 Flüsse und mehr als 8.000 Wasserläufe sehr reich an Süßwasser. Der längste Fluss ist die Kura mit ca.
1.500 km. Sie fließt von West nach Ost ins Kaspische Meer. Der Aras ist mit etwa 1.070 km der längste Nebenfluss der Kura. Der Aras ist zunächst Grenzfluss zu Armenien und später Grenzfluss zwischen Iran und der aserbaidschanischen Exklave Nachitschewan.
Abb. 8: Reliefkarte
Im Kaspischen Meer liegen einige Inseln, die zu Aserbaidschan gehören. Die meisten sind klein und unbesiedelt. Nargin ist die größte Insel nahe Baku.
Auf den Inseln Bulla und Pirallahi sind bedeutende Erdölvorkommen gefunden worden.
Die Insel Dasch Sirja liegt am Ostende der Halbinsel Absheron.
Aserbaidschan hat einige geologische Besonderheiten.
Hier gibt es etwa 300 Schlammvulkane und damit mehr als die Hälfte der weltweit existierenden Schlammvulkane. (→S.134)
Diese haben aber mit dem bekannten Vulkanismus nichts zu tun, denn es tritt keine Lava aus, sondern nur kalter Schlamm und Erdgas. Das Phänomen beruht darauf, dass Gas, zum Großteil leicht entzündliches Methan, aus der Erde entweicht und dabei Grundwasser mit an die Erdoberfläche fördert. Es kann vorkommen, dass besonders große Gasblasen aufsteigen und hundert Meter hohe Stichflammen erzeugen. Der kalte Schlamm enthält viele Mineralien und ihm wird eine gesundheitsfördernde Wirkung für die Haut zugeschrieben.
Abb. 9: Schlammvulkane bei Qobustan
Innerhalb des Landes gibt es sehr große klimatische Unterschiede, weil die einzelnen Landesteile sehr unterschiedliche Höhenlagen und dadurch bedingt auch deutlich unterschiedliche Temperaturen und Niederschlagsmengen haben.