Athen muss zerstört werden - Richard Schuberth - E-Book

Athen muss zerstört werden E-Book

Richard Schuberth

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Beschreibung

"Athen muss zerstört werden", auf diese Formel brachte der Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman – in Anlehnung an Catos Aufruf zur Vernichtung Karthagos – die Agenda der Troika gegenüber Griechenland und dessen neuer Regierung. Keinen Zweifel daran hegt auch Richard Schuberth, und weiß das wortgewandt zu begründen. In einem wetterleuchtenden Essay reflektiert er eine Gesamtschau der medialen Hetze, mentalen Gleichschaltung und der Hybris einer Macht, die sich als Totengräber von Demokratie, europäischer Solidarität und sogar jener Marktwirtschaft hervortut, die sie zu verteidigen glaubt.

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Seitenzahl: 31

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Richard Schuberth

Athen muss zerstört werden

Von notleidenden Griechen und Krediten

Denn die Ersten werden die Ersten sein

»There are two ways to conquer and enslave a nation: One is by sword, the other is by debt.« Adam Smith

Ungläubiges Staunen auf den Gesichtern der Historiker einer Zukunft, die wir uns – was bleibt uns anderes übrig – als eine bessere denken möchten. So wie ihre Wissenschaftler als weiser. Verflixtes beginnendes 21. Jahrhundert, es will seine Geheimnisse nicht preisgeben. Fiebriges Räsonieren. Seminare, Symposien, Talk-Shows und Preisausschreiben kreisen um die Frage, ob die politischen Entscheidungsträger der EU damals nur böse, inkompetent oder durchgeknallt waren – oder am Ende gar alles das zusammen?

Wie es begann. Einige ins Hintertreffen geratene Nationen taten sich zusammen, um ihre Wettbewerbsfähigkeit aufzumöbeln. Da jede Interessengemeinschaft ihre Interessen als Gemeinwohl ausgibt, musste ein verbindender Mythos her. Schlauerweise und nicht unsympathisch beschlossen die Baumeister dieser Supra-Nation ihr Kartell mit all den zivilisatorischen Errungenschaften zu behübschen, an denen sie selbst keinerlei Anteile hatten, nicht einmal mit festverzinslichen Wertpapieren, sondern die – im Gegenteil – gegen deren Väter und Vatersväter mit blutigen Opfern erkämpft werden mussten: die Aufklärung, die weniger scheußlichen Aspekte der christlichen und jüdischen Konfessionen, Menschen- und Minderheitenrechte, Rationalität, die glorreiche Überwindung von Klerikalismus, Faschismus, Kolonialismus und Nationalismus. Doch was tat diese Union nach dem Kater der Einweihungsfeier als Nächstes? Alles, cum ira et studio, damit die unterdrückten Dämonen aus ihren Rissen und Löchern emporschießen wie die Geysire der Götterdämmerung. Möglicherweise hatte das mit ihrer recht eigenwilligen Auslegung der christlichen Eschatologie zu tun, die in dem Credo kulminiert: Die Ersten werden die Ersten sein. Die Letzten das Letzte.

In einer klimageografischen Allegorie ließe sie sich mit dem Zusammenschluss von feuchten und trockenen Ländern vergleichen. Oberstes Gebot politischer Vernunft hätte die sofortige Einrichtung eines gemeinsamen Bewässerungssystems erfordert, hingegen kürzten die feuchten Länder ihren eigenen Bürgern die Wasserrationen, um sie den Trockenländern zu verkaufen. Gleichzeitig drainierten sie deren Böden. Das führte dazu, dass die Eliten der Trockenländer abhängig von billigem Importwasser wurden, welches schnell faulte oder sinnlos im Karst versickerte. Als die Trockenländer ihren Verbindlichkeiten nicht mehr nachkommen konnten, wurden die schleimig-feuchten Gläubigerländer zornig und schrien: Was sie selbst geschafft hätten, das schafften die Trockenländer auch, so nur genug Wille zur Dehydration da sei. Allmählich wandelten die Trocken- sich in Wüstenländer, und ihre Dünen begannen mit beängstigender Geschwindigkeit, auf die Feuchtzonen zuzuwandern. Da entwickelten die Feuchtländer für die Trockenländer Sanierungsprogramme, die in der Austrocknung von Feldern und Menschen und in der Rückzahlung des billigen Wassers durch deren letzte Wasserreserven bestanden. Diese verdunsteten schon auf dem Lieferweg. Jenes Programm fußte auf der Theorie, dass ein Organismus desto mehr Wasser lasse, je weniger er davon zu sich nehme. Das schaffe Vertrauen bei den Investoren. Ihre Verifizierung stand zwar noch aus, doch diesmal würde es sicher klappen, dachten die Experten der Feuchtländer unter der Dusche. Da einigte man sich in den Planschbecken der Macht auf ein weiteres Sanierungsprogramm, das in noch intensiverer Dehydrierung bestand, und als auch dies nicht die erhofften Seerosen trieb, kam man auf die geniale Idee, die Trockenländer noch mehr auszutrocknen: weder Schilf noch Seerosen. Man kam überein, nicht länger mit Mumien verhandeln zu wollen, und dass die Trockenländer schlicht kein Talent zur Feuchtigkeit besäßen und obendrein des vielen Wassers, das man ihnen sowohl abgesaugt als auch verkauft hatte, nicht würdig seien. Von Anfang an hätte man diese Trockenschwimmer nicht ins Boot nehmen dürfen.

In hundert Jahren wird man über diese sadistischen Schildbürgereien herzlich lachen können, so man das Lachen, das uns allen soeben vergangen ist, je wiedergefunden haben wird. Man wird auch erkannt haben, dass die brüderliche Umarmung der Nationen bloß ein Clinch war, mit dem die stärkeren Nationen Kräfte sammelten und die der schwächeren blockierten, um hernach wieder den gewohnten Binnenkolonialismus fortzusetzen.