Atlantis 2 / 8: Die Schlacht von Traversan - Olaf Brill - E-Book

Atlantis 2 / 8: Die Schlacht von Traversan E-Book

Olaf Brill

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Beschreibung

Gut 3000 Jahre in der Zukunft: Atlantis ist nie untergegangen, sondern eine friedliche Heimat für Millionen Menschen und Außerirdische. Die Erde gehört zu einem großen Sternenreich, in dem die Menschheit nur eine Nebenrolle spielt. Perry Rhodan, Sichu Dorksteiger und ihre Freunde haben sich in dieser Zukunft – der sogenannten Tangente – eine neue Existenz aufgebaut. Trotzdem möchten sie in ihr altes Universum zurückkehren. Ihr Gegenspieler ist Koomal Dom, ein Ritter der Tiefe. Er möchte die Tangente um jeden Preis verteidigen – auch wenn dies hieße, das alte Universum zu vernichten. Der Atlan der Tangente hat sich ihm angeschlossen, um seine Heimat Arkon zu alter Größe zu führen. Auf dem Flug nach Andromeda rekapituliert er die Ereignisse, die bewirkten, dass er und seine Freunde getrennte Wege gingen. Der Arkonide stellt sich dem prägenden Moment seiner Vergangenheit – der Schlacht von Traversan ...

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Nr. 8

Die Schlacht von Traversan

Neue Feinde für das Große Imperium – der Kristallprinz muss fliehen

Olaf Brill

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog: Atlan

XXVIII. Atlan

1. Sichu Dorksteiger

XXIX. Atlan

2. Sichu Dorksteiger

XXX. Atlan

3. Sichu Dorksteiger

XXXI. Atlan

4. Sichu Dorksteiger

XXXII. Atlan

5. Sichu Dorksteiger

XXXIII. Atlan

Epilog: Atlan

Impressum

Gut 3000 Jahre in der Zukunft: Atlantis ist nie untergegangen, sondern eine friedliche Heimat für Millionen Menschen und Außerirdische. Die Erde gehört zu einem großen Sternenreich, in dem die Menschheit nur eine Nebenrolle spielt.

Perry Rhodan, Sichu Dorksteiger und ihre Freunde haben sich in dieser Zukunft – der sogenannten Tangente – eine neue Existenz aufgebaut. Trotzdem möchten sie in ihr altes Universum zurückkehren.

Ihr Gegenspieler ist Koomal Dom, ein Ritter der Tiefe. Er möchte die Tangente um jeden Preis verteidigen – auch wenn dies hieße, das alte Universum zu vernichten. Der Atlan der Tangente hat sich ihm angeschlossen, um seine Heimat Arkon zu alter Größe zu führen.

Auf dem Flug nach Andromeda rekapituliert er die Ereignisse, die bewirkten, dass er und seine Freunde getrennte Wege gingen. Der Arkonide stellt sich dem prägenden Moment seiner Vergangenheit – der Schlacht von Traversan ...

Die Hauptpersonen des Romans

Atlan – Der Flottenadmiral erinnert sich an die Schlacht von Traversan.

Sichu Dorksteiger

Die meisten Wissenschaftler sind der Auffassung, dass historische Veränderungen selten Ergebnis einer einzigen großen Ursache sind. Demnach wäre die Geschichte von Zivilisationen oder sogar ganzen Galaxien auch dann im Großen und Ganzen in den gleichen Bahnen verlaufen, wenn bestimmte Ereignisse nicht stattgefunden oder sich auf andere Art entfaltet hätten.

In einer besonderen Frage jedoch besteht überraschend große Einigkeit unter den Fachleuten. Jeder Historiker von Rang ist zu der Schlussfolgerung gelangt, dass eine der bedeutendsten historischen Entwicklungen in unserer Heimatgalaxis, der Niedergang des Großen Imperiums, letztlich auf ein einziges Ereignis zurückgeführt werden kann: die Schlacht von Traversan.

Renair Grud-Rebach, Terep Stocar: Aufstieg und Niedergang des Arkonidischen Imperiums. Band XLII, zweiter Teilband: Traversan und die Folgen. Autorisierte Übersetzung ins Nimidische. Arkon I, Epoche 10.174.

Prolog

Atlan

Tag 110, Epoche 10.304

Im Leerraum zwischen den Galaxien.

Ohne jeden Anhaltspunkt für einen äußeren Beobachter schlüpfte die NURO-KOROM aus dem Hyperraum und fiel zurück ins Normalkontinuum. Die tiefschwarze Außenhaut aus Molkexit absorbierte jede Form von Energie, darunter auch das Licht der beiden Sterneninseln. Somit war das Schiff weder für aktive Ortungstaster noch für visuelle Beobachtungssysteme zu erkennen, zum Beispiel für die Augen lebender Wesen. Nur wir, die sich im Innern dieses Raumschiffs aufhielten, wussten, dass wir da waren.

Die Blase, die das Schiff und uns darin einhüllte, war ein eigenes Universum. Daher spürten wir beim Wiedereintritt ins Standarduniversum nicht das Geringste – anders als bei dem lästigen Transitionsschmerz, den arkonidische Triebwerke auslösten.

Im Moment des Übergangs schlenderte ich einfach über die elegant gebogene Zentralachse der NURO-KOROM. Links und rechts von mir streckten sich farbenprächtige Orchideen und riesenhafte gezackte Farne zehn Meter in die Höhe. Weit über mir rankten Hängepflanzen über das Dach dieser Gartenlandschaft. Nicht meine Art, das Innere eines Raumschiffs zu gestalten. Aber auf diese Weise schufen die Kol Mani inmitten des kalten Weltraums eine Oase des Lebens. Das war das eine, das mir ein Gefühl von Freiheit vorgaukelte.

Das andere war die Tatsache, dass wir Debara Hamtar nun verlassen hatten und in den leeren Raum vorgestoßen waren. Die Öde Insel, wie wir Arkoniden unsere Heimatgalaxis nannten, lag hinter uns – jene Ansammlung von Milliarden Sternen, Nebeln und Planeten, die wir einst beherrscht hatten. Nun gehörte sie den Kol Mani und ihren Spießgesellen.

Das kol-manische Schiff, das musste ich zugeben, war ein technisches Wunderwerk. Die durch das Molkexit aufgenommene Hyperenergie wurde in Ring- und Kugelspeichern eingelagert und speiste ein Metagrav-Triebwerk. Beim Flug durch den Hyperraum nahm das System durch die Außenhaut so viel zusätzliche Energie auf, dass es irgendwann vollgesaugt war. Daher musste das Schiff alle paar Stunden den Hyperraum verlassen und Energie entladen.

Genau das taten wir in diesem Moment. Jetzt konnten Feinde uns theoretisch anmessen. Nur war da keiner in der großen Leere zwischen den Sternen.

Mit einem Blinzeln aktivierte ich das Implant, das unsichtbar unter meiner Haut eingepflanzt war. Das kleine Gerät enthielt eine Syntronik und einen Projektor, der Bilder direkt auf meinen Sehnerv warf. »Normalsicht voraus!«, befahl ich leise.

Der Garten um mich wurde scheinbar dunkler, ein Koordinatennetz legte sich über mein Sichtfeld. In der Ferne erblickte ich die spiralförmige Sterneninsel, die wir in nur wenigen Wochen Metagrav-Flug erreichen wollten: Karahol, die Zweite Insel. Das war die Galaxis, die Perry Rhodan Andromeda nannte. Sie war die Heimat Koomal Doms und der Kol Mani. Dort wollte der Ritter geheimnisvolle Geräte aus seinem persönlichen Arsenal an Bord nehmen. Mit ihrer Hilfe, so behauptete er, würde es ihm gelingen, durch eine Interferenz ins andere Universum zu wechseln – jenes Universum, in dem Arkon groß und stark war.

Das war der Grund, warum ich mich ihm angeschlossen hatte. Der Grund, weshalb ich Rhodan im kritischen Moment verraten hatte.

Einstweilen waren Koomal Dom und ich also Verbündete. Aber früher oder später würden sich unsere Wege trennen. Oder wir würden uns sogar feindselig gegenüberstehen. Denn wir hatten durchaus unterschiedliche Ziele: Er suchte einen Weg, das andere Universum zu zerstören – das war es jedenfalls, was Perry, Sichu und ich aus seinem Verhalten abgeleitet hatten. Ich wollte mir dort drüben eine schlagkräftige arkonidische Flotte schnappen, als ehemaliger Kristallprinz das Kommando übernehmen, mich in dieses Universum durchschlagen, Arkon zurückerobern und die Schmach von Aralon rückgängig machen.

Ein kühner Plan, ätzte mein Extrasinn.

Hast du eine bessere Idee?

Bedenke: Auf dem Frieden von Aralon, wie die Kol Mani es nennen, basiert immerhin die politische Stabilität dieser Galaxis. Dom selbst war es, der den Friedenspakt einst ausgehandelt hat. Er wird dir nicht ohne Weiteres erlauben, sein Lebenswerk rückgängig zu machen. Was glaubst du, warum er dich an Bord der NURO-KOROM duldet?

Mir war sehr wohl bewusst, dass mein Plan grob geschnitzt war und einige noch auszuarbeitende Lücken aufwies. Aber wie mein Ziehvater Fartuloon mich einst gelehrt hatte: Auch die längste Reise beginnt mit dem ersten Schritt. Dein Ziel wirst du nur erreichen, wenn du es von Anfang an im Auge behältst.

Sollte ich also einen Weg suchen, Perry Rhodan einen Hinweis auf den Verbleib der NURO-KOROM zu geben? Am Ende dieser Reise würde eher er mein natürlicher Verbündeter sein. Vielleicht war ich sogar schon nicht mehr Verbündeter, sondern Gefangener Koomal Doms.

»Willst du allein sein, Admiral?« Die Stimme in meinem Rücken klang voll und melodisch. Wie immer triefte sie vor Freundlichkeit, auch wenn ich diesmal eine Spur von Spott erkannte. Der Kol Mani war gefährlich.

Ich zuckte mit keinem Muskel. Denn ich hatte schon zuvor den fauligen Geruch bemerkt, den Koomal Dom durch ein hastig aufgetragenes Parfum zu übertünchen versuchte. Es war erstaunlich: Die Kol Mani waren so höflich, dass sie sogar in einem Raumschiff voller Kol Mani Rücksicht auf den empfindlichen Geruchssinn eines einzigen nicht-kol-manischen Passagiers nahmen. Gleichzeitig waren sie gesellige Wesen, denen es verdächtig vorkommen musste, wenn ebenjener Passagier die Einsamkeit suchte. Dennoch fühlte ich mich nicht ertappt. Mit Einsamkeit kannte ich mich aus.

»Es ist eine lange Reise«, sagte ich, ohne mich umzudrehen. »Hattest du nie den Wunsch, einmal ganz für dich allein die Stille zu genießen?«

Mit einem Wimpernschlag schaltete ich die Illusion des Weltraumbildes aus, das noch immer unser Ziel in der Ferne zeigte – Karahol, Andromeda. Erst dann drehte ich mich langsam zu Koomal Dom um. Ich musste zu ihm aufschauen. Zwar war ich selbst hochgewachsen, doch der Ritter überragte mich noch um zwei Köpfe. Aus dem ausdruckslosen wächsernen Gesicht blickten gelbe Reptilienaugen auf mich herab wie zu einem Kind, dem man größere Aufmerksamkeit schenkte, als ihm zustand.

Mit dem Kinn wies ich auf ein Schott zu einem Bereich des Schiffs, der mir bisher verborgen geblieben war. »Wirst du mir je verraten, welche geheimnisvollen Aggregate du dort verbirgst?«

Die senkrechten Atemschlitze, die der Ritter anstelle einer Nase besaß, flatterten. »Sicher werde ich das irgendwann«, entgegnete er mit ausgewählter Beiläufigkeit. »Wenn ich dir vom Großen Plan erzähle. Aber zuerst sollten wir einander etwas näher kennenlernen.«

Einladend wies er mit der Feinhand seines rechten Arms den geschwungenen Weg über die Zentralachse entlang, weg von dem für mich gesperrten Bereich des Schiffs.

Nachdenklich setzte ich mich in Bewegung.

Koomal Dom führte mich durch die Pflanzenwelt in den hinteren Bereich des ovalen Mittelkörpers der NURO-KOROM, wo, kontraintuitiv für uns Arkoniden, die Kommandozentrale lag. Dabei verfiel der Ritter in geradezu säuselnde Plauderei. »Wie du schon sagtest: Es ist eine lange Reise. Zwei so berühmte Männer werden sich doch sicherlich viel zu erzählen haben.«

Sei vorsichtig!, wisperte der Extrasinn. Er schmiert dir Honig ums Maul. Das tut er nicht ohne Grund. Auch wenn er ein höflicher Kol Mani ist.

Will er mich über Perry Rhodan aushorchen?, fragte ich stumm zurück.

Der Extrasinn schwieg.

Ich musste auf der Hut sein! Koomal Dom war ein mit allen Wassern gewaschener Ritter der Tiefe, Tausende Jahre alt und Held kol-manischer Legenden. Er hatte der Galaxis eigenhändig den Frieden gebracht. Und ich war nur ein alternder Arkonidenadmiral, der es vor langer Zeit verpasst hatte, Anspruch auf den Thron Arkons zu erheben, als unser Sternenreich noch eine galaktische Großmacht gewesen war.

»Dieses Schiff ist eine Meisterleistung kol-manischer Ingenieure«, gab ich sein Kompliment leichtherzig zurück. In Wahrheit schmerzte es mich. Es machte mir nur allzu deutlich bewusst, dass die NURO-KOROM und ihr Schwesterschiff, die CARFESCH, den altersschwachen Transitionsraumern weit überlegen waren, mit denen wir Arkoniden Tausende von Jahren versucht hatten, die Galaxis zu erobern.

Der Kol Mani deutete eine Verbeugung an. »Weißt du, was die größte Leistung ist, die unsere Ingenieure bei diesem Raumschiff vollbracht haben?«

Abrupt blieb Dom stehen und drehte sich zu mir. Er beantwortete seine Frage selbst. »Sie haben keinerlei Waffen eingebaut. Du dagegen ...« Wie ein knöchernes Gespenst hob er seine Feinhand und wies mit einer Kralle auf mich. »... hast auf deinen Kriegsschiffen viele Schlachten geschlagen, Admiral. Damit hast du nicht dem Frieden gedient.«

Ich spürte, wie mir salziges Sekret in die Augenwinkel schoss. »Frieden ist eine feine Sache, solange sich jeder daran hält«, sagte ich mühsam beherrscht. »Damals mussten wir uns gegen aggressive Gegner wehren, die uns unser Territorium streitig machten. Die Maahks und die Druuf sind aus dem Nichts gekommen und haben uns angegriffen.«

Mein Extrasinn warnte mich. Lass dich nicht von Emotionen hinreißen! Sonst hat er dich genau da, wo er dich haben will.

»Schade, dass wir uns in all den Jahrtausenden nie begegnet sind«, fuhr der Kol Mani fort. »Hättest du auf mich geschossen?«

Ich zwang ein Lächeln auf meine Lippen. »Wir Arkoniden sind nicht die bedingungslosen Kriegstreiber, für die du uns vielleicht hältst. Wenn ich nicht Jahrtausende im Kälteschlaf verbracht hätte, wären wir vielleicht schon seit langer Zeit die besten Freunde.«

»Ja«, sagte der Kol Mani schlicht. »Aber dazu hätte das hier noch funktionieren müssen, nicht wahr?«

Blitzschnell griff er in eine Falte seines Umhangs und holte einen kleinen Gegenstand hervor, der an einer Kette hing. Das eiförmige Medaillon war deformiert und verschmolzen. Dennoch erkannte ich es sofort.

Ächzend griff ich an meine Brust. »Ist das mein Aktivator? Wo hast du ihn her?«

Koomal Dom beugte sich vor. Immer noch überragte er mich dabei um einen Kopf. Er ließ das verformte und verbrannte Ei vor meinen Augen an der Kette baumeln. »Du weißt also, was das ist?«

»Natürlich weiß ich es«, stöhnte ich.

Vorsicht!, schrie der Extrasinn. Das ist eine Falle!

Aber ich konnte nicht anders. Ich musste weiterreden. Die nächsten Worte entfuhren mir wie von selbst. »Es wurde mir vom Robotkommandanten eines geheimnisvollen Raumschiffs überreicht. Er nannte das Gerät einen Zellschwingungsaktivator, der angeblich die Körperzellen eines Lebewesens biochemisch konserviert und damit den biologischen Alterungsprozess verhindert.«

Hilflos blickte ich zu Koomal Dom auf. »Heute weiß ich, dass es sich um das Geschenk einer Superintelligenz handelte, die längst verstorben ist. Ich erhielt den Aktivator damals zusammen mit den Konstruktionsplänen einer Waffe, mit der wir den Krieg gegen die Maahks gewinnen sollten – der Konverterkanone. Der Zellaktivator ist mir dann ...« Ich atmete schwer. »... im Laufe der Jahrtausende verloren gegangen. Wie bist du an ihn herangekommen?«

»Wie schade das doch ist«, sagte der Kol Mani, ohne auf meine Frage einzugehen. Seine Freundlichkeit war purem Sarkasmus gewichen. »Und wie schön, dass ich es bin, der das Gerät besitzt, obwohl es völlig unbrauchbar geworden ist, nicht wahr? Deine Geschichte interessiert mich. Wenn du schon den Aktivator verloren hast, hast du dann wenigstens die – wie war das? – ... Konverterkanone gegen die Maahks eingesetzt? Warst du damals nicht in die Schlacht von Traversan verwickelt? Was hat dich überhaupt ins Travsystem verschlagen?«

Er will einen Erinnerungsschub auslösen!, erkannte der Extrasinn in heller Panik.

Aber es war zu spät. Koomal Dom wusste genau, was er tat.

»Ich ...« Ich brachte kaum noch ein Krächzen hervor.

Dann redete ich wie in Trance. »Ich war damals Flottenadmiral des Großen Imperiums, abkommandiert ins unbedeutende Larsafsystem, vierunddreißigtausend Lichtjahre von den eigentlichen Brennpunkten des Methankriegs entfernt. Dort bauten wir auf Larsaf III als vorgeschobenem Flottenstützpunkt des Imperiums unsere Kolonie Atlantis auf, die mein Lehrmeister Tarts nach mir benannte. Ich hatte den Befehl, diesen Stützpunkt mit allen Mitteln zu verteidigen ...«

XXVIII.

Atlan

13.670 Jahre zuvor

Das konzentrierte Thermofeuer der Druuf traf uns mit voller Wucht. Die TOSOMA wurde aus der Bahn geworfen und kräftig durchgerüttelt. Sonnenhell flackerten die dreifach gestaffelten Schutzschirme.

Dann brachte der Pilot das Schiff wieder auf Kurs. Die kampferprobten Männer und Frauen an den Stationen der riesigen Kommandozentrale zuckten nicht mal mit den Mundwinkeln.

»Es sind drei!«, klang Tarts' verzerrte Stimme über den Helmempfänger. »Ein Hinterhalt. Abfangmanöver einleiten?«

Die Automatik hatte im Moment des ersten Feindkontakts die Druckhelme über unsere Köpfe gekippt. Damit erhöhte sich die Überlebenschance von dreitausend Raumfahrern, sollte ein Wirkungstreffer die militärisch relativ unbedeutenden Lebenserhaltungssysteme des Schiffs ausschalten. Letztlich waren wir nur Ameisen in einer riesigen Metallkugel aus Arkonstahl, die bis obenhin vollgestopft war mit Antriebsaggregaten und Kriegswaffen.

Die Automatik projizierte Taktikanzeigen ins Innere des Helmvisiers. In einem dreidimensionalen Koordinatennetz markierten rot schimmernde Pünktchen die Angreifer. Gleichzeitig rollten Anzeigen der Treffer und der reduzierten Schirmleistung durchs Helmholo.

»Negativ«, entschied ich. »Die fallen bereits zurück. Inkar soll sich darum kümmern. Wo bleibt die PAITO?«

Ich warf einen schnellen Blick zu Tarts, der im Kommandantensessel direkt neben mir saß.

Mit steinernem Gesicht nahm er die Entscheidung seines Flottenadmirals hin. Damit stand mein ursprünglicher Befehl: Rückzug vom Planeten der Druuf, Vollschub der Impulstriebwerke.

Vor gerade mal einer Stunde waren wir durch die Überlappungszone in dieses widernatürliche Universum der Fremden eingedrungen. Hier war der ganze Weltraum von einem wallenden Rot erfüllt, wie zähflüssiges Magma, leise und tödlich.

Wir hatten das System einer roten Sonne mit drei Planeten entdeckt. Der dritte dieser Planeten wurde von den Fremden zu einem waffenstarrenden Stützpunkt ausgebaut, von dem aus sie unser Universum angriffen. Entschlossen, den Plan des Feindes im Keim zu ersticken, hatte ich den Angriff auf den dritten Planeten befohlen.

Dabei waren wir schnell und erbarmungslos vorgegangen. Die TOSOMA und die PAITO hatten Arkonbomben abgeworfen, unsere tödlichste Waffe. Sie brachte die Atomkerne aller Elemente mit einer Ordnungszahl größer als zehn zur Verschmelzung. Der unlöschbare Atombrand fraß sich von mehreren Seiten über den Planeten.

Damit war unsere Aufgabe erledigt. Nun wollte ich so schnell wie möglich wieder aus diesem Roten Universum hinaus. Mir brannte die Zeit unter den Nägeln. Denn auf der anderen Seite der Überlappungszone wartete Atlantis auf die Rettung.

Später fragte ich mich oft, ob unser Flug ins Rote Universum der entscheidende Fehler gewesen war, der zur Schlacht von Traversan und zur Wende im Krieg geführt hatte. Der Moment, in dem die Zeitlinie abgewichen war – als sich die Universen getrennt hatten in eines, dessen Zukunft so war, wie Perry Rhodan und Sichu Dorksteiger es mir erzählten, und in ein anderes, das wir die Tangente nannten. War ich daran schuld, dass das Große Imperium untergegangen war?

*

»Da ist die PAITO«, meldete der diensthabende Funkoffizier.

Wie ein Racheengel tauchte unser zweites Schiff hinter der nördlichen Polrundung des Planeten auf und stürzte sich mit irrwitzigen Beschleunigungswerten auf die Feindeinheiten.

Die Impulskanonen feuerten mit voller Kraft. Im Bruchteil einer Sekunde verwandelten sie die Walzenschiffe der Druuf in glühende Feuerbälle.

Die Männer und Frauen in unserer Zentrale reagierten noch immer nicht. Keine emporgereckten Fäuste, keine Jubelschreie. Normales Geschäft auf einem Geschwaderflaggschiff der IMPERIUM-Klasse.

Ich dachte daran, dass dieses Flaggschiff, meine TOSOMA, bereits altersschwach war und unter normalen Umständen längst verschrottet worden wäre. Bei den Kämpfen im Nebelsektor hatte sie einige schwere Treffer erhalten und war beinahe zum Wrack geschossen worden. Aber der Methankrieg war kein normaler Umstand. Wir Arkoniden mussten mit dem Material zurechtkommen, das uns zur Verfügung stand.