Auf 100'000 Zug-Kilometern zu zwei Studienabschlüssen - Pascal Hirt - E-Book

Auf 100'000 Zug-Kilometern zu zwei Studienabschlüssen E-Book

Pascal Hirt

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Beschreibung

Das Rollen der Räder, das Endschweifen des Geistes in die Weite und die Inspiration, die ich beim Fahren und Arbeiten erlebe, möchte ich auf das Gemüt der Leserschaft übertragen. In der Schweiz aufgewachsen, war das Zugfahren für mich schon früh das bevorzugte Fortbewegungsmittel. Während meines Studiums entdeckte ich den Zug als meinen Arbeitsplatz und suchte bewusst die Weite, um mich von den Erlebnissen unterwegs antreiben zu lassen. Die Erfahrung, wie ich die Konzentration im Zug durch die Schweiz und Deutschland finde, um produktiv zu arbeiten, schildere ich in bildhafter Sprache, geprägt von schönen, lustigen und skurrilen Erlebnissen. Erst erkunde ich das Bahnland Schweiz auf eine ganz neue Art. Einsteigen, egal wohin. Die neuen Perspektiven werden auch den Lesenden nicht vorenthalten. Von Anfang an treffe ich auf ständig neue Herausforderungen, welche mich vom eigentlichen Arbeiten abhalten. Doch ich lerne mit den unbeeinflussbaren Situationen umzugehen. Mein Ziel jeweils, möglichst lange durch das Land zu fahren, um viel Zeit für meine Studienarbeiten zu haben. Die Schweiz bietet mir dafür eine fantastische Vielfalt und doch sind die Strecken immer wieder die gleichen. Für meinen zweiten Studienabschluss zieht es mich nach Deutschland. Dies ermöglicht mir neue Horizonte und komplett neue Eindrücke, was mich zum Arbeiten motiviert. Die Strecken gehen nicht mehr quer durch die Alpen, sondern von München an die Nordsee und in andere Ecken des Landes. Auf Fahrten bis spät in den Abend, erlebnisreiche Verspätungen oder bereichernden Unterhaltungen, durchlebe ich Höhen und Tiefen, um immer wieder von Neuem den Fokus für meine Arbeiten zu finden. Die unzähligen Zug-Kilometer führen mich nicht nur zu zwei Abschlüssen, sie verhelfen mir ebenfalls, mich besser kennenzulernen. So gewinne ich an Gelassenheit und zeige auf, wie es sich unterwegs am besten arbeiten lässt. Das Reisen durch Deutschland gibt mir einen neuen Blick auf meine Heimat, was mich am Ende zurück in die Schweiz führt. Die Erfahrungsberichte sind ergänzt mit nützlichen Tipps und Ideen, um die Lesenden ebenfalls zum Arbeiten im Zug anzuregen.

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Seitenzahl: 77

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Inhaltsverzeichnis

Abfahrt

Früh geprägt

Inspirierende Arbeitsumgebung

In die Weite

Die Zug-Challenge

Loslegen

Motivationsschub

Mein Fahrplan

Hallo Köln

Alles dabei

Zugfahren lernen

Vollgestopft

Soziale Kontrolle

Kapitel fertigschreiben

Dem Wetter trotzen

Stresstest

Nichts tun

Die Babywiege

Kurzurlaub

Wie lange noch?

Beine vertreten

Zwischenstopp

Orientierungslos

In letzter Sekunde

Mitfahrende

Die Beziehung

Das Hausrecht

Windpfeifen

Gefangen

Verspätungen lernen

Die Fahrt, von der niemand weiss

Nie ausgelernt

Die grösste Ablenkung

Gute Atmosphäre

Schon da!

Auf Speis und Trank

Vernetzt

301 km/h

Hühnerhaut-Moment

Weiterfahren

Verarbeiten

Deutschland und die Schweiz

Liebe DB, liebe SBB

Heimat

Zukunft

Nachtrag

Abfahrt

Bereits seit morgens um acht sitze ich im Zug. Heute ist wieder so ein Tag, an dem ich länger im Zug sitze, als ich zu Hause schlafe. So ist es mir in den letzten Wochen oft ergangen. Lange im Zug unterwegs zu sein und zu arbeiten bereitet mir Freude. Ist das etwas, was für dich schwer nachvollziehbar ist? Ob du studierst oder bereits einer Arbeit nachgehst, das Arbeiten im Zug ist womöglich fern ab von deinem Alltag. In diesem Buch will ich meine unkonventionelle Arbeitsweise und die damit verbundenen Erlebnisse näherbringen. Lass dich von meinen Erfahrungen und Geschichten inspirieren.

Meine Produktivzeit verlagert sich regelmässig in den Zug. Dort fällt es mir leicht, den Fokus zu finden. Im Zug fühle ich mich gezwungen zu arbeiten, unterwegs nutze ich die Zeit dafür. Zudem ist die Fenstersicht viel spannender als zu Hause. Die Geschwindigkeit, mit welcher ich durch die Gegend rase, spornt mich an. Dabei bildet die ständig sich verändernde Landschaft meine Inspirationsquelle.

Inzwischen ist es 20 Uhr 32. Den Bahnhof Nürnberg hat der Zug soeben verlassen. Nun geht es weiter nach München.

Wieder einmal war es ein abwechslungsreicher, inspirierender und herausfordernder Arbeitstag. Das Umfeld, die erlebten Eindrücke und Ereignisse verlangen mir eine gewisse Anpassungsfähigkeit ab. Doch genau so mag ich es: mein Arbeitsplatz, der Zug. In den letzten Jahren bin ich auf unzähligen Schienenkilometern durchs Land gefahren. Einziges Ziel: meinen Studienarbeiten nachgehen. Dabei wurde das Zugfahren zu einem bereichernden Element in meinem Alltag. Aussergewöhnliche Erlebnisse und grossartige Erinnerungen prägten meinen Weg zu zwei akademischen Abschlüssen. Für meine Bachelorarbeit fuhr ich quer durch die Schweiz. Danach quer durch Deutschland, um meine Masterarbeit abzuschliessen. Die kleinen Dinge sind es, an denen ich mich erfreue. Dabei wurde das Arbeiten im Zug für mich zur Normalität. Gerne denke ich beispielsweise an die bereichernde Begegnung mit Ingrid und Ronja zurück. Und wenn das Zugfahren gerade keine gute Überraschung für mich bereithält, dann vertiefe ich mich in meiner Arbeit.

Früh geprägt

Hinter mir sitzt eine Gruppe Jugendlicher. Sie suchen lautstark nach einer Steckdose für ihre Smartphones. Ich erinnere mich zurück an die Zeit, als ich in ihrem Alter war. Mit zwölf bekam ich eine Tageskarte geschenkt. Mit meinem Jugendfreund Moritz fuhr ich durch die Schweiz, des Zugfahrens wegen. Den ganzen Tag waren wir unterwegs. Von Thun nach Basel, dann nach Genf. Weiter ging es mit dem Schiff nach Nyon, bevor wir auf Umwegen den Weg nach Hause einschlugen. Wir kamen spät nach Hause, zu spät für Zwölfjährige (die noch kein Handy hatten). Kurz vor Mitternacht kamen wir schliesslich nach einem erfüllten Tag daheim an. Mein Grosi machte sich am meisten Sorgen und sie drückte ihr Unverständnis gegenüber meinem Vater aus, dass er es zuliess, uns so spät nach Hause kommen zu lassen. Das sollte jedoch nicht meine letzte ziellose Zugfahrt sein. Der Grundstein für eine zukunftsweisende und nie endende Faszination war gelegt.

Später, als ich im Besitz eines Generalabonnements (GA) war, konnte ich die ganze Schweiz bereisen, so viel und so oft ich wollte. Erst pendelte ich nach Bern zu meinem Praktikum, dann nach Langenthal in die Schule für Gestaltung.

Spätestens als ich mein Design-Studium in Basel begann, war ich noch mehr mit dem Zug unterwegs, insbesondere, als ich an meiner Bachelorarbeit schrieb. Das Ziel war nicht mehr wichtig – Hauptsache, neue Strecken zu erkunden. Ich wollte mich möglichst lange im Zug aufhalten, um auf den Fahrten an meiner Thesis zu arbeiten. Kein konkretes Ziel zu haben, erleichtert das Reisen. Ich fühlte mich während meiner Bachelorarbeit extrem frei. Einfach im Zug zu sitzen und loszufahren – ein grossartiges Gefühl. Die einzige Einschränkung war die Landesgrenze. Von Basel aus gab es nur eine Möglichkeit: Richtung Süden. Doch ich träumte von den weiten Strecken in den Norden.

Mein Masterstudium führte mich nach München, derweil ich Teilzeit in Göttingen arbeitete, dreieinhalb Stunden über die Hochgeschwindigkeitstrassen in den Norden. Somit lohnte sich für mich die BahnCard 100, diese gab mir die Freiheit, auch Deutschland zu bereisen: etwas grösser, mit weiteren Distanzen und ebenso aufregend und bereichernd wie die Schweiz.

Inspirierende Arbeitsumgebung

Heute setze ich mich in den Zug nach Hamburg. Ich denke zurück an meine Bachelor-Abschlussarbeit in Industrie-Design. Das Thema bot sich nicht wirklich an, um im Zug zu arbeiten. Modellbau oder physische Prototypen: schwierig, dies unterwegs zu erstellen. Mein Thema war, ein mobiles Schlaflabor zu gestalten. Bis auf das Wort «mobil» hatte dies nichts mit Zugfahren zu tun. Und abgesehen von den schlafenden Mitfahrenden schien auch die passende Inspiration zu fehlen.

Ich fuhr trotzdem Zug. Schnell stellte ich fest, dass diese unkonventionelle Arbeitsumgebung mir sehr entgegenkommt. Ich zog die Ideen nicht direkt aus den Erlebnissen im Zug, doch das Arbeiten in einer bewegten Umgebung regte meine Gedanken an. Es spielt also offenbar keine Rolle, mit welchem Thema man sich befasst. Ein Grossteil meiner Arbeit bestand ohnehin aus Recherchieren, Lesen, Ideen entwickeln und Schreiben. Das alles lässt sich im Zug bestens erledigen. Besonders mag ich es, meine Gedanken schweifen zu lassen und diese in meinem Notizbuch zu skizzieren. Dabei verfolgt mein Blick die Nebelschwaden auf der vorbeiziehenden Wiese. Wunderbar.

Ich fühle mich gut dabei, unterwegs zu lesen, mir Wissen anzueignen und produktiv zu sein. Dabei neue Orte bereisen, bereichernde Begegnungen zu haben oder skurrile Situationen zu beobachten – das inspiriert. Am nächsten Tag an der Uni tausche ich dann meine Ideen mit meinen Mitstudierenden aus oder setze sie in der Werkstatt in einen Prototypen um. Gerade die Abwechslung zum Hochschulalltag erlebe ich als wichtige Erweiterung meiner Erfahrungen.

Tipps

Damit das Arbeiten unterwegs zum Erfolg wird, ist eine entsprechende Offenheit mit passenden persönlichen Interessen hilfreich. Meine Tipps:

Du bist gerne unterwegs.Du konfrontierst dich gerne mit Unerwartetem.Dich inspirieren unvorhergesehene Situationen.Du passt dich gerne der Umgebung an.Dir ist das Reiseziel egal.Du bist offen für unerwartete Begegnungen.Du magst Landschaften.Du bewegst dich gerne mal langsam, mal schnell.Du kannst Energie daraus ziehen, unterwegs zu sein!

Lange Zugfahrten beruhigen und versetzen mich in tiefe Konzentration.

In die Weite

Ich wählte die weitesten Strecken, um von möglichst vielen neuen Eindrücken für neue Ideen profitieren zu können. In der Schweiz war das gar nicht so einfach. Von Basel aus fuhr ich immer wieder an denselben Orten vorbei, Zürich, Olten, Bern. Ich suchte also die Weite ins Tessin, Wallis oder Graubünden. Dabei erreichte ich die Alpen und damit die Bergbahnen, was mir zusätzlich Zeit und Musse bot. Je länger die Zugfahrt war, desto besser. Ich fuhr wohl den grössten Teil des Schweizer Schienennetzes ab. Lange unterwegs zu sein, macht mich entspannter und konzentrierter, ich muss nicht gleich wieder alle meine Sachen packen. Es ist beruhigend und zugleich motivierend, zu wissen, dass ich in den nächsten Stunden nichts tun kann, ausser mich fahren zu lassen (und zu arbeiten). Da komme ich immer mal wieder in einen richtigen Flow.

Zunehmend wurde der Zug zu einem vertrauten Arbeitsplatz. Ich mag es, stets auf neue Situationen zu treffen. Seitdem ich mein Zugnetz nach Deutschland ausweitete, muss ich mir auch keine Gedanken mehr über die Länge der Strecken machen. Im Gegenteil, nun sitze ich oft vier, fünf oder sechs Stunden im selben Zug. So wie jetzt, auf dem Rückweg von Hamburg.

Die Zug-Challenge

Wenn mir mal der Spass vergeht, liegt das oft an mir. Je weiter ich fahre, desto mehr fordere ich mich selbst heraus. Ich sitze schon übermässig viel im Zug. Das Unterwegssein beansprucht mich und ist zugleich das, was mich vorantreibt – in meiner Arbeit ebenso wie persönlich. Auch in der Art, wie ich arbeite, fordere ich mich heraus. Beim Zugfahren habe ich die stetige Herausforderung und zugleich Bereicherung, mich in einem sich immer verändernden Umfeld zu bewegen. Daraus mache ich eine Challenge: Wie fahre ich, ohne zweimal denselben Bahnhof zu passieren? Wie viele Kantone oder Bundesländer kann ich an einem Tag durchfahren?

Diese Challenges motivieren mich zu weiteren Strecken, um dabei zusätzlich Zeit zum Schreiben meiner Arbeit zu haben. Die Challenges sind aber nicht auf das Arbeiten direkt bezogen, wie zum Beispiel: «Wie viele Seiten kann ich heute lesen?» Da dies je nach Text und Arbeit ganz unterschiedlich ausfallen kann, empfände ich das als dekonstruktiv. Ziele, die ich während einer Zugfahrt erreichen will, können helfen. Doch ich fordere mich lieber mit meinen selbst enrnnannten Zug-Challenges heraus, um