Auf 2 x 2 Füßen an den Grenzen des Römischen Reiches - Thomas Altenhain Hans Hoffmann - E-Book

Auf 2 x 2 Füßen an den Grenzen des Römischen Reiches E-Book

Thomas Altenhain Hans Hoffmann

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Beschreibung

Römer, Ritter, Kaiserbäder! Auf 2 x 2 Füßen im UNESCO-Welterbe Obergermanisch-Rätischer Limes. Von Lich i.d. Wetterau nach Bad Nauheim. Im Hochtaunus zur römischen Saalburg & am Limes entlang in den Rotweinort Assmannshausen im Rheingau. Durch dunklen Bergwald und auf schmalen Pfaden, aber auch durch weltbekannte Weinberge und über historische Römerstraßen zu römischen Kastellen und alten Ritterburgen, zu ehedem einflussreichen Klöstern und bedeutenden Denkmälern. An 6 Wandertagen entdecken die ehemaligen Uni-Kollegen und Manager, die vor über 10 Jahren zu ihrer ersten Fernwanderung von Westfalen über die Alpen an den Lago Maggiore aufgebrochen sind, schmale Trampelpfädchen im dunklen Wald und anspruchsvolle Steige zu spektakulären Panorama-Blicken. Jeden der über 130 km und 2.200 Meter an Auf- & wieder Abstieg machen sie zu Fuß. Nie nehmen sie Bus, Bahn, Taxi, Rad, Pferd, Esel oder Autostopp. Aber gerne orientieren sie sich des Öfteren an prämierten Wegen wie dem Limeserlebnispfad und dem Rheinsteig.

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Auf 2 x 2 Füßen

an den Grenzen

des Römischen Reiches

Eine Wanderung

entlang des Taunus-Limes

von der Wetterau

bis in den Rheingau

Thomas Altenhain

Hans Hoffmann

Von Thomas Altenhain und Hans Hoffmann sind in der Reihe ‚2 x 2 Füße zum Wanderglück‘ bei www.bookmundo.de bisher erschienen und dort, im Buchhandel sowie online erhältlich:

2 x 2 Füße zum Wanderglück: Auf Schusters Rappen von Westfalen in die Alpen, 2018, ISBN: Softcover 978-9-4636-7026-5 / E-Book 978-9-4636-7027-2

2 x 2 Füße in den Alpen: Von Garmisch-Partenkirchen an den Lago Maggiore, 2019, ISBN: Softcover 978-9-4638-6025-3 / E-Book 978-9-4638-6026-0

2 x 2 Füße entdecken das südliche Ruhrgebiet: Eine Wanderung von Duisburg bis Schwerte, 2021, ISBN: Softcover 978-9-4036-4459-2

2 x 2 Füße in den Bergen Südwestfalens: Eine Wanderung zu den Quellen von Ruhr, Lenne, Eder, Sieg und Lahn, 2021, ISBN: Softcover 978-9-4036-4458-5

Auf 2 x 2 Füßen entlang der Lahn: Eine Wanderung von der Quelle bis zur Mündung, 2022, ISBN: Softcover 978-9-4036-2632-1

Auf 2 x 2 Füßen entlang des Oberen Mittelrheins: Eine Wanderung im UNESCO-Welterbe von Rüdesheim bis Koblenz, 2023, ISBN: Softcover 978-9-4036-2669-7

Zu den in diesen Büchern beschriebenen Wanderungen finden sich digital aufbereitete Touren: www.outdooractive.com/de/author/hans-thomas/120234484/

Impressum

Autoren: Thomas Altenhain & Hans Hoffmann

Fotographie: Thomas Altenhain & Hans Hoffmann

ISBN: Softcover-Buch 978-9-4037-2227-6

Druck und Verlag: Bookmundo (www.bookmundo.de/impressum/)

© 2023 Thomas Altenhain & Hans Hoffmann

Zur Orientierung

Tagesetappen

Lich (Start),

Bad Nauheim,

Wehrheim-Saalburgsiedlung (Lochmühle),

Niedernhausen,

Schlangenbad,

Geisenheim,

Assmannshausen (Ziel).

Genutzte Fernwanderwege

Hessenweg 4,

Limeserlebnispfad Hochtaunus,

Schinderhannespfad (Taunus),

Europäischer Fernwanderweg E1,

Europäischer Fernwanderweg E3,

Taunushöhenweg,

Limeserlebnispfad Untertaunus,

Rechtsrhein. Rheinhöhenweg,

Herzogsweg,

Rheinsteig,

Rheingauer Rieslingpfad,

Hessenweg 7,

Rüdesheimer Hildegard-Weg,

Zahnradbahnweg.

Handelnde Personen nach ihrem ersten Erscheinen

Licher

Pils

Fürsten,

eine römische Kohorte & (später) Konrad von Arnsburg,

keltische Söder & noch mehr römische Legionäre,

Elvis Presley, Logiergast,

Auguste Victoria, Kurgast,

Elisabeth, gen. Sisi, Kurgast ,

Luigi Lucheni, ihr Mörder & Anarchist,

Wilhelm II., hier: Turmbau-Influencer,

Kaiser Barbarossa, jedoch an der Lahn,

der Schinderhannes & seine schreckliche Bande,

die Archäologen der Reichs-Limeskommission,

Cäsar, Vespasian und Aurelian, die Schicksalskaiser des Limes,

Titus Aelius Hadrianus Antoninus Augustus Pius, noch ein Kaiser,

die Waldboten der Fürsten von Hessen,

ein nörgelndes Kind, Altkönig, Weg zum Gipfelplateau, um 1970,

Erzbischof Willigis von Kurmainz,

Wilhelm I., Prinz von Oranien & Graf von Nassau,

das Kind von Brabant, gleichz. Enkel d. Hl. Elisabeth,

der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn,

Adolph, Herzog von Nassau & Großherzog von Luxemburg,

leider keine Äskulapnatter,

die letzte Gräfin Cratz von Scharfenstein,

Bernhard von Clairvaux,

die Greiffenclaus zu Vollrads,

der Fürst von Metternich, der Minister, nicht die Sektmarke,

der Fürstabt von Fulda, Hobbywinzer, ggfs. auch Karl der Große,

die Heilige Hildegard von Bingen,

die steinerne Germania,

nette Wanderer, die uns ihren Platz überlassen.

Nicht nur die alten Römer & ihre Kastelle am Limes

Auch Ritter & Reben, Klöster & Kaiserbäder

Obendrein etliche alte Kirchen, allseits bekannte Schlösser und stolze Burgen. Daneben romantische Ruinen, berühmte Denkmäler und das eine oder andere pittoreske Städtchen. Das ist unser Reiseprogramm auf 2 x 2 Füßen an den im Süden des Bundeslandes Hessen verlaufenden, historischen Grenzen des Römischen Reiches.

Auf einer Fernwanderung, die sich am durch die UNESCO als Welterbe geadelten Obergermanisch-Rätischen Limes orientiert, sollten nicht viele Wünsche offen bleiben. Zumal sie uns von der Wetterau durch den Taunus auch in den Rheingau und in das ebenfalls von der UNESCO unter Schutz gestellte Obere Mittelrheintal führt.

Zu reichlich Geschichte und Kultur kommen nämlich äußerst attraktive und abwechslungsreiche Wanderpassagen. So geht es auf schönen, teilweise recht einsamen, oftmals auch sehr bekannten Pfaden hinauf auf erhabene Berge, die bezaubernde Ausblicke über malerische Mittelgebirgslandschaften oder romantische Flusstäler versprechen. Unsere Wanderung führt uns durch dichten Forst und tief eingeschnittene, kühle Bachtäler. Schließlich entdecken wir reizende Weingärten sowie ein paar verträumte Dörfer und weithin bekannte Städtchen.

Damit ist das Programm der in diesem Büchlein kommentierten und mehr als 130 Kilometer langen Sechstageswanderung auf 2 x 2 Füßen schon so gut wie perfekt. Freilich versuchen wir außerdem, berechtigte Fragen nach gemütlichen und in nicht allzu großen Etappen erreichbaren Möglichkeiten zu einer zünftigen Einkehr ebenfalls zufriedenstellend zu beantworten.

Wir starten in der Wetterau-Stadt Lich (Landkreis Gießen) und erreichen nach einem Wandertag in dem Jugendstil-Kurort Bad Nauheim (Wetteraukreis) mit dem immerhin fast 270 Meter über Normalhöhennull1 hohen Johannisberg die ersten Ausläufer des Taunus. Zur Einordnung sei erwähnt, dass wir jenes Gebirgsland bis zu unserer Ankunft in Assmannshausen, einem Stadtteil von Rüdesheim am Rhein im Rheingau-Taunus-Kreis, nicht mehr verlassen werden. Wir möchten unsere LeserInnen nicht mit erdkundlichen Finessen quälen.

Hier sei jedoch angemerkt, dass die wellige und fruchtbare Hochebene der Wetterau der östliche Nachbar des in den Bundesländern Hessen und Rheinland-Pfalz liegenden Taunus ist.

2

Das Maintal bildet die südliche Grenze jenes Mittelgebirges.

Dabei bezeichnet man den auf Höhen von bis zu 880 Metern ansteigenden, bewaldeten Taunushauptkamm als Hohen Taunus, dem zur Mainebene hin der niedrigere, urbane und dicht besiedelte Vordertaunus vorgelagert ist.

Die westliche Flanke des Taunus wird vom Rhein begrenzt, der von der linksrheinischen Stadt Bingen im rheinland-pfälzischen Landkreis Mainz-Bingen bzw. vom rechtsrheinischen Rüdesheim im hessischen Rheingau-Taunus-Kreis aus in nordwestlicher Richtung bis zur Mündung von Lahn und Mosel durch das so genannte Obere Mittelrheintal fließt.

Jenseits des Rheins schließt sich das Mittelgebirge des Hunsrücks an.

Im Norden reicht der Taunus – genauer gesagt der Hintertaunus – bis an die Lahn. Dabei grenzt der Unterlauf jenes Flusses unser Bergland vom nördlich ansteigenden Westerwald ab.

Der Vollständigkeit halber sei angefügt, dass der Taunus weiter flussaufwärts der Lahn zu dem dann schon in Hessen liegenden Limburger und zum daran östlich anschließenden Gießener Becken hin abfällt.

Auf Limeserlebnispfad und Rheinsteig, aber nicht nur!

Der Titel des Büchleins sagt es, die alten Römer waren schon hier. Vor ihnen siedelten in Taunus und Wetterau bereits die Kelten sowie noch viel früher steinzeitliche Menschengruppen. Letztere besuchen wir ohnehin am ersten Wandertag.

Doch auch die tapferen Ritter des Mittelalters sowie die in den bekannten Badeorten der Region kurenden Herrschaften aus dem Hochadel und der Großindustrie des vorletzten Jahrhunderts sollten wir in diesem einleitenden Kapitel nicht bemühen. Wir sind wahrlich nicht die ersten, die in einem großen, nach Südwesten reichenden Bogen die nordwestliche Wetterau und den südlichen Taunus durchstreifen.

Unser Wandergebiet ist nämlich von einer Vielzahl von hervorragend angelegten und bestens markierten Wanderwegen erschlossen. Und es lohnt sich auf jeden Fall, diese in die Routenplanung einzubeziehen:

Wir haben uns über weite Strecken z.B. am Limeserlebnispfad

orientieren können.

Dieser bekannte Fernwanderweg führt mitten durch die wundervolle Natur des Taunushauptkamms und erschließt sehr ansprechend das großartige, historische Denkmal des UNECO-Welterbes des Obergermanisch-Rätischen Limes. Dazu gleich mehr.

Ab seinen weltbekannten Weingärten konnten wir im lieblichen Rheingau auf dem Rheinsteig wandern.

Dieser rechtsrheinische Panoramaweg erkundet ab der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden das UNESCO-Welterbe des Oberen Mittelrheintals und bietet unzählige, teilweise recht steile Aufstiege auf die Taunushöhen. Bei den nachfolgenden Abstiegen geht es dann so manches Mal wieder hinunter bis zum Bett vom Vater Rhein.

Wir werden dem Rheinsteig an den beiden letzten, in diesem Büchlein beschriebenen Tagen ‚lediglich‘ auf seinen Etappen parallel zu dem in Ost-West-Richtung fließenden Rhein folgen.

Der zum Teil spektakuläre Panoramaweg jedoch knickt in unserem Zielort Assmannshausen nach Norden hin ab und könnte uns weiter entlang des großen Stromes und vorbei an etlichen touristischen Highlights nach Lahnstein und Koblenz bringen, wo Lahn und Mosel in den Rhein münden. Diese empfehlenswerte Tour entlang des romantischen Rheins lässt sich mit der in diesem Büchlein kommentierten Wanderung entlang der Grenzen des Römischen Reiches sehr gut kombinieren. Die beiden Autoren haben das vor ein paar Jahren so gemacht. Wir beschreiben jene ‚Fortsetzung‘, deren erste Tagesetappe von der Abtei St. Hildegard oberhalb von Rüdesheim bis nach Assmannshausen mit unserem hier vorgestellten, letzten Abschnitt identisch ist, in einem weiteren Büchlein – „Auf 2 x 2 Füßen entlang des Oberen Mittelrheins: Eine Wanderung im UNESCO-Welterbe von Rüdesheim bis Koblenz“3.

Wir sollten bereits zu Beginn der Wanderung zugeben, dass wir nicht immer und überall hin ‚sklavisch‘ dem Limeserlebnispfad resp. später dem Rheinsteig gefolgt sind. Vielmehr haben wir auch ‚eigene Ziele‘ angesteuert und zudem ‚on the road‘ weitere, treffliche Wege-Freunde gefunden, die wir über manchmal kurze, manchmal lange Strecken nutzen konnten.

Erwähnt seien hier zum einen die oftmals lediglich rund um ein Dorf oder eine Burg, ein Kloster oder ein Kastell ausgeschilderten, lokalen Wanderpfade. Zum anderen haben wir auch weitere, überregional bekannte Fernwanderwege kennen gelernt, die häufig auf denselben, aber oft eben auch auf verwandten Routen zum Limeserlebnispfad bzw. zum Rheinsteig verlaufen. In der obigen Tabelle sind sie nach ihrer erstmaligen Nutzung aufgelistet.

Im Folgenden werden wir jeweils darauf hinweisen, wo, warum und auf welcher ‚neuen‘ Route wir vom Limeserlebnispfad bzw. vom Rheinsteig abgewichen sind resp. uns verlaufen haben. Oder deren Highlights ausgelassen haben und dafür wenig bekannten Pfaden zu kaum umworbenen (Zwischen-) Zielen gefolgt sind. Sie werden das gewiss verstehen; aber auch Wetterkapriolen haben uns zu Umwegen gezwungen. Unvorhergesehene Wegsperrungen und missliche, bruchstückhafte Umleitungen beeinflussten unsere Wegeauswahl. Und dann gab es noch so etwas wie unsere Tagesform und spontane Einfälle.

Etwas Statistik & eherne Regeln

Wir sind diese schöne Tour von der Wetterau in den Rheingau in den Jahren 2015 und 2018 gewandert, jedoch nicht komplett an einem Stück. Vielmehr haben wir die oben aufgeführten Tagestappen auf mehrere An- und Abreisen verteilt.

Durchschnittlich waren wir täglich fast acht Stunden auf den Beinen und haben etwas mehr als 22 Kilometer pro Tag zurück gelegt, wie immer auf 2 x 2 Füßen. Unsere verdienten Rast- und Fotopausen sowie die vielen, nicht auf das forsche Wandern, sondern z.B. auf einen gemächlichen Stadtrundgang oder eine bedächtige Kirchenbesichtigung entfallenden Zeiten wurden hierbei voll eingerechnet. Dies trifft ebenso auf die ‚angebrochenen‘, aber mitgezählten Wandertage zu, weil wir zu einem Startpunkt am späteren Morgen an- oder von einem Endpunkt schon mittags abgereist sind.

Die deutschen Mittelgebirge mit ihren moderaten Höhen und dennoch tiefen Tälern bieten Wanderern ein ewiges Auf und Ab. Die Höhenangaben sowie den kumulierten Aufstieg unserer Tour werten wir als den Versuch eines groben Profils; die tatsächlich geleisteten ‚Bergbesteigungen‘ weichen von den berechneten Höhenmeter definitiv nach oben ab. Es ist eine bekannte Tatsache, dass Wanderwege nicht linear nach oben oder unten verlaufen, insbesondere nicht im Mittelgebirge mit seinen häufigen Bachkehren, den zu überquerenden Bachläufen und Schluchten. Die wiedergegebenen Höhenangaben wurden, wenn möglich, vor Ort ermittelt; oftmals mussten sie auch im Nachhinein abgeschätzt werden.

***

Dieses Buch ist kein Wanderführer. Aber auch kein Roman. Es ist ein Buch über die kleinen Erlebnisse und die mannigfachen Beobachtungen auf unserer gemeinsamen Wanderung und spielt in unseren Erinnerungen sowie in alten Zeiten, aber auch in der Wetterau und im Hohen Taunus, der sich zum Ende der Tour hin auch Rheingautaunus nennen darf. Es spielt auf den von uns gewählten Wanderwegen und in den Dörfern und Städtchen zwischen Lich und Assmannshausen. Und es ist auch das Ergebnis einiger nachträglicher Recherchen zu großen Attraktionen und kleinen Merkwürdigkeiten am Wegesrand.

Dabei können unsere LeserInnen versichert sein, dass wir, wie es sich die beiden Autoren auf allen gemeinsamen Fernwanderungen vorgenommen haben, jeden Meter zu Fuß gewandert sind: Auf 2 x 2 Füßen, nur auf Schusters Rappen. Genauso, wie auf allen bisherigen Wanderungen in Deutschland, Österreich, Italien und der Schweiz, entsagen wir konsequent Auto und Taxi, Bahn und Bus sowie Rad, Kutsche, Pferd und Esel. Wir sollten hinzufügen: Auch Bergbahnen haben wir vermieden. Da wir den Rhein nicht überschreiten werden, können wir auf Fähren und die freundliche Mitnahme auf einem Sportboot, aber auch auf die Dampfer z.B. der Köln-Düsseldorfer verzichten.

Am liebsten vermeiden wir auch geteerte oder geschotterte Deich-, Forst- und Agrarwege sowie Landstraßen und den allzu langen Gang durch geschlossene Ortschaften. Um präzise zu sein, uns gefallen vielmehr ‚Drampelpfädsche‘ – und für die planen wir sogar ‚Umwege‘ ein. Bestimmt kennen Sie diese schmalen und verschlungenen Pfade, die uns bergauf und bergab, durch dunklen Wald oder quer über grüne Weiden sowie zwischen großen Ackerflächen hindurch geleiten? Sicherlich, denn wir befinden uns auf dieser Wanderung in Südhessen. Dem Dialekt des Spessart, der im Südosten an die Wetterau anschließt, haben wir vor ein paar Jahren unser ‚Drampelpfädsche‘ entlehnt. Damals, als wir zwischen 2011 und 2018 auf dem von einigen unserer Fans so genannten ‚Hans & Thomas Weg‘4 von unserer ehemaligen, gemeinsamen westfälischen Universitätsstadt Münster aus über die Alpen bis an das Ufer des Lago Maggiore im Schweizer Kanton Tessin gewandert sind. Wer mehr dazu lesen möchte, dem empfehlen wir unser Buch…

„2 x 2 Füße zum Wanderglück: Auf Schusters Rappen von Westfalen in die Alpen“

5

, das man als Alpenüberquerung unter dem Titel…

„2 x 2 Füße in den Alpen: Von Garmisch-Partenkirchen an den Lago Maggiore“

6

fortsetzen kann.

Lich (Landkreis Gießen)

„Als die Römer frech geworden…“

Auf den Etappen jener Fernwanderung von Westfalen quer durch Deutschland, Österreich und Italien bis in den südlichen Schweizer Kanton haben wir mehrere Male die römischen Grenzanlagen des Limes überquert. Die beigefügte Übersichtskarte mit germanischen Siedlungsgebieten im Vorfeld des Obergermanisch-Rätischen Limes zeigt den historischen Verlauf des römischen Grenzwalls.7

Auf unserer Wanderung nach Süden sind wir an etlichen, oft im tiefen Wald verborgenen, heutzutage kaum noch sichtbaren Wällen entlang zu vielfach als Bodendenkmäler rekonstruierten Wachposten gewandert. Wir haben ferner die von den Legionären zwischen ihren Kastellen und Siedlungen sowie dem fernen Rom angelegten und teilweise immer noch existierenden Römerstraßen genutzt. Dabei sind wir beispielsweise nicht nur auf der alten „Via Claudia“8 durch den heute mit der ehedem germanischen Siedlung Garmisch vereinigten Ortsteil Partenkirchen gekommen, das von den Römern im zweiten, nachchristlichen Jahrhundert unter dem Namen „Partanum“9 gegründet wurde. Mit Augsburg, dem römischen „Augusta Vindelicorum“10, konnten wir auch eine ehemalige Provinzhauptstadt besichtigen.

Was läge in dem für dieses Büchlein geplanten Wandergebiet von Wetterau & südlichem Taunus, in dem wir uns Großteils am Verlauf des Limes orientieren möchten, also näher, als die mit der Bahn und dem Linienbus gut zu erreichende Saalburg als Startpunkt zu unserer Tour zu wählen? Dieses wieder aufgebaute Kastell ist immerhin das bekannteste Römerlager in Deutschland und liegt nahe bei der Stadt Bad Homburg vor der Höhe – vor dem Hohen Taunus und Kreisstadt im Hochtaunuskreis. Doch wenn dies nur so einfach wäre.

Denn auf der vorgenannten, langen Tour von Westfalen über die Alpen in das Tessin hatten wir uns fest vorgenommen, unsere für die Folgejahre geplanten, mehrtägigen Wanderungen immer an den Hans & Thomas Weg anzuschließen. Damals hatten wir an unserem zwölften Tag ab Münster in der Nähe des Städtchens Lich in der Wetterau den ersten Kontakt zu den römischen Legionären und ihrem Grenzwall. Genauer gesagt, an einem Kohortenkastell vom Ende des ersten, nachchristlichen Jahrhunderts, das als Bodendenkmal am Flüsschen Wetter und nahe bei dem südwestlich der Stadt liegenden, mittelalterlichen Kloster Arnsburg erhalten ist.

Jenes Lager liegt nur knapp 50 Wander-Kilometer und damit zwei gute Tagesmärsche entfernt von der Saalburg. Das passt; wir können mit der Wahl der Stadt Lich als Start für die in diesem Büchlein kommentierte Wetterau- & Taunuswanderung gut leben. Wir möchten jedoch anmerken, dass die erste Tagestappe von Lich zur Saalburg mit dem Hans & Thomas Weg identisch ist und uns in die erwähnte, auch den alten Römern schon bekannte „Gesundheitsstadt“11 Bad Nauheim am Ostrand des Taunus bringen wird.

UNESCO-Welterbe Obergermanisch-Rätischer Limes

An dieser Stelle ist es sinnvoll, ein paar erste Worte über den Obergermanisch-Rätischen Limes zu verlieren, dem auch der Limeserlebnisweg seinen Namen verdankt:

Das ZWEITE DEUTSCHE FERNSEHEN weiß, dass „der Obergermanisch-Rätische Limes nach der Chinesischen Mauer das zweitlängste Bauwerk der Menschheit“

12

ist.

Der Limes als 550 Kilometer lange Landgrenze der von den Römern eroberten Provinzen beginnt beim heutigen Städtchen Rheinbrohl im Landkreis Neuwied in Rheinland-Pfalz, ca. 25 Kilometer nordwestlich von Koblenz, und verläuft vom Unteren Mittelrhein in einem südöstlichen Bogen bis an die Donau.

Nördlich von Rheinbrohl bildete der Rhein die natürliche Grenze zum damals so genannten „Germania Magna“

13

.

Ab dem Kastell Eining in der Nähe des Klosters Weltenburg und der alten Wittelsbacher Residenzstadt Kelheim folgt der Limes mit der Donau wieder einem Fluss als natürlicher Grenze.

Den Startpunkt als Landgrenze auf dem rechten Rheinufer erklärt uns die Deutsche Limeskommission mit Sitz in der Saalburg als den „caput limitis“. Denn „hier ist sein Kopf, eben das ‚caput limitis‘, wie ihn der römische Historiker Tacitus nannte“

14

.

Die römischen Grenzbauwerke verliefen nicht geradlinig von jenem Ausgangspunkt nördlich von Koblenz bis zur Donau. Da sie in ihrem nordwestlichen Abschnitt im Übrigen auch „keinem geeigneten Flusslauf folgen konnten und andere natürliche Landmarken ebenfalls nur partiell geeignet waren, wurde eine künstliche Grenzlinie gezogen“15:

Diese verlief, von Westen aus betrachtet, zuerst etwas landeinwärts und folgte dann parallel zum Rhein den Höhenzügen von Westerwald und westlichem Taunus nach Süden.

Geringfügig nördlich der heutigen Stadt Wiesbaden knickt der Limes nach Osten ab.

Entlang der südlichen Taunushöhen bauten die Römer ihre Grenze weiter, bis sie am Lager Kapersburg östlich der Saalburg, das wir am zweiten Wandertag erreichen werden, nach Norden abdreht.

Der Limes umrundet sodann die Wetterau, „die unverzichtbare Kornkammer für die Versorgung des Grenzheeres“

16

. Bei der Stadt Lich erreicht die Befestigung mit „dem nördlichsten Kastell der Wetteraulinie“

17

, dem erwähnten Lager Arnsburg, wieder die geografische Höhe der Mündungen von Mosel und Lahn in den Rhein.

Die Grenze des römischen Reiches ragt in der Wetterau wie eine markante ‚Pfeilspitze‘ in das Germanenland, um von hier bis auf die Höhe von Bad Cannstadt, einem Stadtteil von Stuttgart, fast gerade nach Süden abzufallen.

Danach zielt sie in einem kleineren, nördlichen Bogen nach Osten zur Donau.

Der Zeit der Erbauung des Limes zum Beginn des zweiten, nachchristlichen Jahrhunderts ging „eine knapp 90 Jahre andauernde Besetzung des Landes voraus, in deren Verlauf das römische Herrschaftsgebiet rechts des Rheins und nördlich der Donau schrittweise ausgedehnt wurde.“18 Heute liegen an der historischen Verteidigungslinie in den Bundesländern Rheinland-Pfalz, Hessen, Baden-Württemberg und Bayern mehr als 150 Kommunen und 20 Landkreise.

Damals jedoch war das Land „zumindest im heutigen Südhessen, Baden-Württemberg und Bayern… vor Ankunft der Römer siedlungsleer, die keltischen Ureinwohner (waren) lange zuvor abgewandert.“19 Anders verhielt es sich jedoch in unserer Wandergegend. „Mit dem Taleinschnitt des Flüsschens Usa endet der Taunus, und der Limes steigt hinab in offenes Hügelland. Er folgt nun keinem markanten Höhenzug mehr, sondern umfasst… die fruchtbare Beckenlandschaft der Wetterau.“20 Geschützt durch das Grenzbauwerk und insgesamt acht Kastelle entwickelte sich hier „eine dicht besiedelte Agrarlandschaft,… die von einzeln stehenden Gutshöfen mit ihren markanten Steingebäuden geprägt wurde. Bisher sind in der Wetterau weit über 300 solcher ‚villae rusticae‘ bekannt.“21

Wir werden in den folgenden Wandertagen, nachdem wir die Wetterau verlassen haben und auf den Taunushöhen an der Grenze entlang laufen, noch oft zwischen den Stammesgebieten der Germanen und dem römischen Reich wechseln. Die Demarkationslinie vom Rhein bis zur Donau wurde von der UNESCO im Jahre 2005 – „zusammen mit dem Hadrianswall und (dem) Antoniuswall in Großbritannien [seit 1987 und 2008]“22 – als „Grenze des Römischen Reiches“23 geadelt.

Der von den später noch vorzustellenden, hessischen Landkreisen Hochtaunuskreis und Wetteraukreis sowie von den Kuratoren des Römerkastells der Saalburg herausgegebenen Broschüre des ‚Limesführers‘ entnehmen wir, dass die römische Grenzanlage als „längstes Bodendenkmal Europas“24 gilt und mit einer Fläche von ca. 250 Quadratkilometern unter Schutz gestellt wurde.

Zuerst zu den Barbaren, skandalumwoben

Wir starten am Bahnhof von Lich im heutigen Landkreis Gießen auf rund 170 Metern üNN und damit südlich von dessen Altstadt sowie auch von der Wetter, aber nördlich des Limes, der noch etwas mehr als eine Wanderstunde entfernt verläuft. Erst wenn wir diese kurze Strecke hinter uns gebracht haben, werden wir uns um den genaueren Verlauf der historischen Grenze kümmern.

Sowohl Lich – als auch die erwähnte Kurstadt Bad Nauheim an der Usa (die wiederum bei Friedberg in die Wetter mündet) sowie unser Zielort Assmannshausen am Rhein – sind mit der Bahn gut zu erreichen. Wenn man lediglich einzelne, ausgewählte Teilstrecken unserer Route wandern möchte, dann kann man an vielen Stellen komfortabel zusteigen oder auch den Wandertag früher beenden.

Der ÖPNV macht’s möglich. Fast alle Orte entlang unserer Streckenführung sind gut an die Öffis angebunden, weil wir am Nordrand des großen Rhein-Main-Ballungsgebietes entlang wandern werden – nicht weit entfernt von den über Bus, U- & S-Bahn sowie IC, ICE und Regionalexpress an unsere Route angeschlossenen Großstädten, von Hanau im Osten über Offenbach, Frankfurt, Rüsselsheim und Wiesbaden bis nach Mainz im Westen. Und insbesondere die lärmgeplagten Menschen in den Orten im engen Rheintal, also entlang der – im wahrsten Sinne – Rhein-Schiene, klagen eher über zu viele Züge (und Autos!) als über eine zu schlechte Verkehrsanbindung. Dazu später mehr, wenn wir vor Ort sind.

Das Zentrum des Städtchens Lich liegt – wir zitieren den UNESCO-Welterbestätten Deutschland e.V. – im Territorium der „Barbaren“25 und wurde erstmals im Jahre 790 urkundlich erwähnt. Lich erhielt um 1300 Stadtrechte26, gehörte lange dem lokalen Adelsgeschlecht der Falkensteiner und fiel zu Beginn des 14. Jahrhunderts an die Grafen von Solms, die sich bis zur Auflösung ihres Fürstentums mit dem Reichsdeputationshauptschluss des Jahres 1803 halten konnten.

Die Stadt wurde mit der nachnapoleonischen Neuordnung dem Großherzogtum Hessen-Darmstadt zugeschlagen. Die heutigen Stadtoberen wissen jedoch, dass die damaligen Solmser Fürsten „durch geschickte Verhandlungen… zahlreiche standesherrliche Privilegien bis 1848“27 bewahren konnten. Ihre Nachfahren bewohnen noch heute die Schlösser der Umgebung. Immerhin konnten sie die Stadt vorher über viele Generationen „zu einer Renaissance- und später Barock-Residenz ausbauen“28, die einen Besuch wert ist.

Auf der Wanderung auf dem Hans & Thomas Weg nutzen wir die Gelegenheit zu einer kurzen Stadtbesichtigung, die uns an mittelalterlichen Fachwerkhäusern und der spätgotischen Marienstiftskirche sowie an dem von der einstigen Stadtmauer noch erhaltenen Stadtturm vorbei führt. Das im Schlosspark am südlichen Rand der Altstadt und direkt an der Wetter gelegene Schloss, das auf eine Wasserburg aus dem Übergang vom 13. auf das 14. Jahrhundert zurückgeht, konnten wir nicht besichtigen. Es befindet sich im Besitz einer Linie der genannten, hier weiterhin ansässigen Fürstenfamilie.

Aber auch einer weiteren, bereits jenseits von Fluss und Bahntrasse und damit ebenfalls an unserem Weg gelegenen ‚Attraktion‘ des „Staatlich anerkannten Erholungsortes“29 haben wir keinen Besuch abgestattet. Dem aufmerksamen Mediennutzer, insbesondere aber dem hessischen Biertrinker wird geläufig sein, dass hier die „größte Brauerei Oberhessens“30 firmiert.

Sie wurde im Jahre 1854 von einer ansässigen Familie gegründet und 2004 von dem durch TV- sowie sonstige Werbeträger bekannten Brauereikonzern aus dem Eifelstädtchen Bitburg übernommen. Der Ort rühmt sich, man beherberge den „Marktführer in Hessen“31 – über viele Generationen ‚nur‘ für Biere nach Pilsener Brauart, seit der hiesigen Produktionsaufnahme im Jahre 2011 dann jedoch auch für Weißbiere.

Die Erzeugung Letzterer würden kundige LeserInnen dieses Büchleins allerdings eher in dem südöstlich an Hessen angrenzenden Freistaat vermuten, in dem (selbsterklärten?) „Stammland des Weizenbieres“32. Folgt man jedoch den im so genannten Kleingedruckten zu findenden Aussagen der mit…

pittoresken Hochgebirgspanoramen,

saftigen Almwiesen,

talentierten Holzschnitzern und

barocken Klostermauern

betörenden Werbung für dieses in unserem Ort in „obergäriger Brauweise“33 produzierte Getränk, dann stammt zumindest das Licher Rezept aus der benediktinischen Brautradition eines berühmten Klosters am Alpenrand. Aber gebraut und abgefüllt wird an dem 69 Kilometer langen und im Vogelsberg entspringenden Flüsschen Wetter, das nur ein paar Kilometer südöstlich der ehedem freien Reichsstadt Friedberg in die Nidda mündet und der Region ihren Namen gab.

Ob man diese Bier-Petitesse nun als „Skandal“34 werten muss, möchten wir jedem von Ihnen selbst überlassen – in unserem ersten Buch zu den Etappen auf dem Hans & Thomas Weg haben wir versucht, die damals verfügbaren Fakten zusammenzutragen, sodass wir an dieser Stelle darauf verzichten sollten.35

Angemerkt sei jedoch, dass selbst der ‚Bayerische Brauerbund‘ auf seiner aktuell abgerufenen Webseite konstatiert, dass es „die beruflich aktiven und sportlich engagierten jungen Männer und Frauen (sind), die zum Weizenbier greifen.“36 Die beiden mittlerweile ü60-Autoren fallen wohl aus dem Zielgruppenfokus der alpenländisch anmutenden Werbung für mit hessischem Wasser gebrautes Weißbier.

Deshalb wandern wir ungefähr eine Stunde am Fluss entlang nach Südwesten, bis wir kurz vor dem Kloster Arnsburg auf einer unscheinbaren, kleinen Brücke den Obergermanisch-Rätischen Limes überqueren können. Damit betreten wir nun ehemals römischen Boden – ein kleiner Schritt für uns, aber ein großer Schritt in die sich damals erst ab hier als zivilisiert betrachtende Welt.

Die Zeitreise von Arnsburg

An der Limesbrücke über die Wetter starten wir zu einer Zeitreise, weit vor die Zeit der alten Römer. Nach einem kurzen Spaziergang entlang der Flüsschens und der zum Teil noch gut erhaltenen Klostermauern erreichen wir zuerst die Ruinen des Klosters Arnsburg