Auf 2 x 2 Füßen entlang des Oberen Mittelrheins - Thomas Altenhain Hans Hoffmann - E-Book

Auf 2 x 2 Füßen entlang des Oberen Mittelrheins E-Book

Thomas Altenhain Hans Hoffmann

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Beschreibung

Reben, Ritter, Fabelwesen - Auf 2 x 2 Füßen im UNESCO-Welterbe Oberes Mittelrheintal. Von der weltberühmten Abtei St. Hildegard am Niederwalddenkmal bei Rüdesheim bis Koblenz, zur Mündung der Mosel: Zu stolzen Burgen und romantischen Ruinen auf hohen Felsen über dem Fluss; zu bedeutenden Klöster und alten Kirchen in berühmten Weinorten; zu stattlichen Schlössern und bekannten Denkmälern; zu einer bezaubernden Dame am Rhein und in den Freistaat Flaschenhals. Neben Kultur und Geschichte attraktive Ausblicke von schroffen Felsen über ein romantisches Flusstal und auf malerische Mittelgebirgs-Landschaften. An 6 Wandertagen entdecken die ehemaligen Uni-Kollegen und Manager, die 2011 zu ihrer ersten Fernwanderung von Westfalen über die Alpen an den Lago Maggiore aufgebrochen sind, schmale Trampelpfädchen im dunklen Wald und anspruchsvolle Steige zu spektakulären Panorama-Blicken. Jeden der über 100 km und fast 2.000 Meter an Auf- & wieder Abstieg machen sie zu Fuß. Nie nehmen sie Bus, Bahn, Taxi, Rad, Pferd, Esel oder Autostopp. Aber gerne orientieren sie sich des Öfteren an prämierten Wegen wie dem Rheinsteig.

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Auf 2 x 2 Füßen entlang des Oberen Mittelrheins

Eine Wanderung

im UNESCO-Welterbe

von Rüdesheim bis Koblenz

Thomas Altenhain

Hans Hoffmann

Von Thomas Altenhain und Hans Hoffmann sind in der Reihe ‚2 x 2 Füße zum Wanderglück‘ bei www.bookmundo.de bisher erschienen und dort, im Buchhandel sowie online erhältlich:

2 x 2 Füße zum Wanderglück: Auf Schusters Rappen von Westfalen in die Alpen, 2018, ISBN: Softcover 978-9-4636-7026-5 / E-Book 978-9-4636-7027-2

2 x 2 Füße in den Alpen: Von Garmisch-Partenkirchen an den Lago Maggiore, 2019, ISBN: Softcover 978-9-4638-6025-3 / E-Book 978-9-4638-6026-0

2 x 2 Füße entdecken das südliche Ruhrgebiet: Eine Wanderung von Duisburg bis Schwerte, 2021, ISBN: Softcover 978-9-4036-4459-2

2 x 2 Füße in den Bergen Südwestfalens: Eine Wanderung zu den Quellen von Ruhr, Lenne, Eder, Sieg und Lahn, 2021, ISBN: Softcover 978-9-4036-4458-5

Auf 2 x 2 Füßen entlang der Lahn: Eine Wanderung von der Quelle bis zur Mündung, 2022, ISBN: Softcover 978-9-4036-2632-1

Auf 2 x 2 Füßen an den Grenzen des Römischen Reiches: Eine Wanderung entlang des Taunus-Limes, von der Wetterau zum Rheingau, 2023, ISBN: 978-9-4036-2668-0

Zu den in diesen Büchern beschriebenen Wanderungen finden sich digital aufbereitete Touren: www.outdooractive.com/de/author/hans-thomas/120234484/

Impressum

Autoren: Thomas Altenhain & Hans Hoffmann

Fotographie: Thomas Altenhain & Hans Hoffmann

ISBN: Softcover-Buch 978-9-4037-1736-4

Druck & Verlag: Bookmundo (www.bookmundo.de/impressum/)

© 2023 Thomas Altenhain & Hans Hoffmann

Zur Orientierung

Region im Überblick

Übersichtskarte des Zweckverbands Welterbe Oberes Mittelrheintal:1

Tagesetappen

Rüdesheim (Start),

Assmannshausen,

Lorch,

Dörscheid (Loreley),

St. Goarshausen,

Kamp-Bornhofen,

Niederlahnstein,

Koblenz (Ziel).

Genutzte Fernwanderwege

Rheinsteig,

Rheingauer Rieslingpfad,

Hessenweg 7,

Rüdesheimer Hildegard-Weg,

Zahnradbahnweg

Rechtsrheinischer Rheinhöhenweg,

Rhein-Camino,

Lahn-Camino,

Linksrheinischer Rheinhöhenweg

Linksrheinischer Jakobsweg.

Handelnde Personen nach ihrem ersten Erscheinen

die Heilige Hildegard von Bingen,

die steinerne Germania,

die netten Wanderer, die uns ihre Plätze überlassen,

die freundlichen Bürger des Freistaats Flaschenhals,

der Grenzvogt,

Ludwig der Bayer, Pfalzgraf, Kaiser & Gründer eines Inkassobüros,

Gebhard Leberecht von Blücher, Fürst von Wahlstatt, Feldmarschall,

DIE Dame vom Rhein, auf ihrem Felsen im Hafenbecken,

Katz & Maus, im Saustall,

2 verfeindete Brüder, wenn’s so war,

Johann Wolfgang von Goethe, im Wirtshaus,

Friedrich Wilhelm IV., als Prinz,

Fürstbischof Clemens Wenzeslaus, Kurzzeit-Schlossherr,

Wilhelm I. , neu gegossen, nebst Ross

Reben, Ritter, Fabelwesen

Vorab: Der Taunus und ein paar angrenzende Mittelgebirge

Dieses Reiseprogramm lässt nicht viele Wünsche offen. Wenn außerdem ein paar bedeutende Klöster und etliche alte Kirchen, einige allseits bekannte Schlösser, Burgen und Ruinen sowie das eine oder andere pittoreske Städtchen in die Wanderroute einbezogen werden, dann ist das Programm für unsere Mehrtageswanderung im UNESCO-Welterbe Oberes Mittelrheintal schon so gut wie perfekt.

Neben Kultur und Geschichte wird es außerdem bezaubernde Ausblicke von erhabenen Bergen über romantische Flusstäler und malerische Mittelgebirgs-Landschaften geben. Dazu bieten wir abwechslungsreiche, teilweise recht alpine Wanderpassagen auf attraktiven Waldpfaden, hoch über tief eingeschnittenen, kühlen Bachläufen und durch herrliche Wiesentäler.

Man bekommt unwillkürlich Lust darauf, ruck zuck loszulaufen. Wenn wir dazu noch Ihre berechtigten Fragen nach gemütlichen, in nicht allzu großen Etappen erreichbaren Möglichkeiten zur zünftigen Einkehr zufriedenstellend beantworten können, dann steht dem Abmarsch zu unserer etwas mehr als 100 Kilometer langen Fernwanderung auf 2 x 2 Füßen nichts mehr im Wege.

Gleich zu Beginn dieses Büchleins möchten wir unsere LeserInnen nicht mit erdkundlichen Finessen quälen. Zur Orientierung sei jedoch vorausgeschickt, dass wir auf dieser Tour das ‚Taunus‘ genannte Mittelgebirge bis auf ein paar wenige Kilometer nicht verlassen werden. Wir beschränken uns sogar an unseren sieben herrlichen Wandertagen auf die Erkundung der westlichen, vom Rhein begrenzten Flanke des in den Bundesländern Hessen und Rheinland-Pfalz liegenden Berglandes:

Jenseits des Rheins, der von den Städten Bingen im rheinland-pfälzischen Landkreis Mainz-Bingen und Rüdesheim im hessischen Rheingau-Taunus-Kreis aus in nordwestlicher Richtung bis zur Mündung von Lahn und Mosel bei Koblenz durch das so genannte Obere Mittelrheintal fließt, schließt sich das Mittelgebirge des Hunsrücks an.

Das Maintal bildet die südliche Grenze des Taunus. Dabei bezeichnet man den auf Höhen von bis zu 880 Metern ansteigenden, bewaldeten Taunushauptkamm als Hohen Taunus, dem zur Mainebene hin der niedrigere, urbane und dicht besiedelte Vordertaunus vorgelagert ist.

Im Norden reicht der Taunus – genauer gesagt der Hintertaunus – bis an die Lahn. Dabei grenzt der Unterlauf jenes Flusses unser Bergland vom nördlich ansteigenden Westerwald ab.

Der Vollständigkeit halber sei angefügt, dass der Taunus weiter flussaufwärts der Lahn zu dem dann schon in Hessen liegenden Limburger und zum daran östlich anschließenden Gießener Becken hin abfällt. Die wellige und fruchtbare Hochebene der Wetterau schließlich ist der Nachbar des Taunus im Osten.

Wir starten an der Abtei St. Hildegard oberhalb von Rüdesheim. Das bekannte Kloster, auf das wir gleich näher eingehen werden, liegt auf 225 Metern über Normalhöhennull2 mit Blick über die Weinberge an den nach Süden zeigenden Abhängen des Rheingaugebirges, wie der südwestliche Ausläufer des Hohen Taunus genannt wird.

Unser Ziel ist das von den Römern kurz vor der Zeitenwende „im Rhein-Mosel-Dreieck als ‚castellum apud confluentes‘ [Lager bei den Zusammenfließenden]“3 gegründete Koblenz, das schon damals zur Garnisonsstadt ausgebaut und rund die Hälfte der seitdem vergangenen Jahre von den Trierer Erzbischöfen und Kurfürsten regiert wurde. Wir werden uns an passender Stelle umfassender zu dieser uralten Stadt äußern.

Anmerken möchten wir, dass wir wenige Wanderstunden vor dem Überqueren des Rheins unterhalb der Festung Ehrenbreitstein und nahe des so genannten Deutschen Eck an der Moselmündung (ca. 60 Meter üNN) den Taunus verlassen haben. Genauer gesagt mit dem Überschreiten der Lahn, die die rechtsrheinische Kommune Lahnstein im rheinland-pfälzischen Rhein-Lahn-Kreis in zwei Stadtteile trennt. Im Ortsteil Oberlahnstein sind wir noch an den Ausläufern des Westlichen Hintertaunus entlang gewandert, während Niederlahnstein schon im südwestlichen Westerwald liegt. Dort schließt nach Norden hin der rechtsrheinische Teil des Stadtgebiets von Koblenz an. Jenseits des großen Stromes gehört die Kommune geografisch zum Hunsrück und – nördlich der Mosel – zum Mittelrheinischen Becken, das im Norden und Westen wiederum von der Eifel begrenzt wird.

Auf dem beliebten Rheinsteig, aber nicht nur!

Nun wissen Sie, wo es uns hinführt. In diesem einleitenden Kapitel möchten wir es bei den alten Römern belassen und nicht auch noch die tapferen Ritter des dunklen Mittelalters sowie die Rheinromantiker des 19. Jahrhunderts bemühen. DER SPIEGEL schreibt, jene frühen und oftmals sehr vermögenden Touristen schwärmten für unser Wandergebiet „als Inbegriff wilder Natur und großer Heldentaten“4. Dazu später mehr, bleibt doch festzuhalten, dass die beiden Autoren wahrlich nicht die Ersten waren, die den westlichen Taunus parallel zum Rheintal durchstreiften. Die Gebirgslandschaft ist nämlich von einer Vielzahl von hervorragend angelegten und bestens markierten Wanderwegen erschlossen, die es lohnt, sie in die Routenplanung einzubeziehen.

Als Ersten möchten wir den spektakulären Rheinsteig nennen, auf dem wir von den weltbekannten Weingärten des lieblichen Rheingaus aus über weite Strecken das UNESCO-Welterbe des Oberen Mittelrheintals erwandern konnten:

Der rechtsrheinisch verlaufende, erst vor etwas mehr als 15 Jahren eröffnete, mit „einem weißen R auf blauem Grund“

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markierte und insgesamt 320 Kilometer lange Rheinsteig bietet unzählige, teilweise steile Aufstiege auf die Taunushöhen.

Bei den nachfolgenden Abstiegen geht es so manches Mal wieder hinunter, fast bis hinab zum Bett vom Vater Rhein.

Am Ende der Wanderung wird uns der Rheinsteig zufrieden, glücklich und zuverlässig in Koblenz ‚abliefern‘.

Dabei hat der Rheinsteig von seinem Start am Schloss von Wiesbaden-Biebrich bis zu unserem Einstieg an der Abtei St. Hildegard schon etwas mehr als 50 Kilometer hinter sich gebracht. Wir könnten ihn sogar durch das Untere Mittelrheintal und entlang des Siebengebirges über weitere rund 130 Kilometer bis zur Bundesstadt Bonn fortsetzen.

Der Rheinsteig hat mit dem ebenfalls als Premium-Fernwanderweg zu bezeichnenden, rechtsrheinisch verlaufenden Rheinhöhenweg einen altehrwürdigen Vorgänger, der mit einem großen, weißen ‚R‘ gekennzeichnet ist:

Wir konnten es nicht genau recherchieren, aber der Rheinhöhenweg, von dem es auch eine linksrheinische Variante gibt, soll schon vor über einhundert Jahren von den Wander- und Gebirgsvereinen der Region konzipiert und auch markiert worden sein.

Auf über 270 Kilometern verbindet der R die heutige hessische Landeshauptstadt Wiesbaden via Koblenz mit Bonn.

Der mithin etwas kürzere Rhein-H

öhenweg führt den Wanderer oftmals eher geradlinig und über die Gipfel sowie auf die hoch gelegenen Landstriche des Taunus; anders der Rheinsteig, der die Schleifen des Rheins recht strikt nachbildet, weite Kehren der Nebenflüsse und -Bäche des Stroms erwandert und öfter als der Rheinhöhenweg auch in die Bachtäler absteigt.

Wiesbaden ist Ausgangspunkt beider Wege. Die ehemalige Residenzstadt des früher selbständigen Herzogtums Nassau zeichnete sich, so schreiben es die städtischen Historiker, schon vor der Zeit, als der Rheinhöhenweg erarbeitet wurde, trotz der ein paar Jahrzehnte zurück liegenden Annexion durch das Königreich Preußen (1866) als „beliebter Ruhesitz von Offizieren, höheren Beamten und Rentnern (aus), die von ihren Pensionen beziehungsweise den Zinsen ihrer Vermögen lebten“6.

Das uns als Interim-Bundeshauptstadt in Erinnerung gebliebene Bonn war bis zur Neuordnung Europas im Wiener Kongress stolze Residenzstadt der Kölner Kurfürsten. Es wurde schon ein halbes Jahrhundert vor Wiesbaden preußisch, doch die neuen Herren ‚befriedeten‘ ihre Bonner Untertanen im Jahre 1818 flugs mit der Gründung der renommierten Rheinischen Friedrich Wilhelms-Universität.

Rückblickend können die städtischen Bonner Chronisten vermelden: „Die Bürgerinnen und Bürger söhnten sich mit der preußischen Herrschaft aus, sind stolz auf ihre Königshusaren und auf die Berliner Prinzen, die hier am Rhein studieren.“7 Von denen werden wir auf unserer Wanderung noch oftmals hören, denn sie haben im 19. Jahrhundert so manche verfallene, sogar als Steinbruch genutzte Ritterburg mit neuem Leben erfüllt.

Logistik, stets auf 2 x 2 Füßen

Wir müssen bereits zu Beginn unseres Berichtes zugeben, dass wir nicht immer und überall hin sklavisch jenen Fernwander-Klassikern gefolgt sind. Der Rheinhöhenweg z.B. lässt die Abtei St. Hildegard aus; wir treffen ihn erst etwas später. Vielmehr haben wir auch ‚eigene Ziele‘ angesteuert und zudem ‚on the road‘ weitere, treffliche Wege-Freunde gefunden, die wir über manchmal kurze, manchmal lange Strecken nutzen konnten.

Gleich zu Beginn der Wanderung z.B. verlassen wir uns neben dem Rheinsteig sowohl auf den Hessenweg 7 als auch auf den Rheingauer Rieslingpfad. Die drei Wege haben sich im einige Kilometer östlich der Abtei gelegenen Rheingauer Wein-Städtchen Kiedrich ‚verbündet‘ und führen direkt am Kloster der Heiligen Hildegard vorbei:

Der 204 Kilometer lange Hessenweg 7 kommt aus Erbach im Odenwaldkreis und endet in Kaub am Rhein (Rhein-Lahn-Kreis).

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Der Rieslingpfad hat dasselbe Ziel und erkundet den Rheingau auf oft identischen Wegen wie der 7-er; er startet allerdings ‚erst‘ in Flörsheim am Main (Main-Taunus-Kreis) und legt ‚lediglich‘ 120 Kilometer zurück.

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Auf unseren ersten Kilometern bleiben die drei Premiumwege über eine längere Passage zusammen, suchen sich später jedoch zuweilen getrennte Pfade. Das werden wir ebenfalls tun und dabei weitere, überregional bekannte Fernwanderwege kennenlernen. Schließlich finden wir die lediglich rund um ein Dorf, eine Burg oder ein Kloster ausgeschilderten, lokalen Wanderpfade, zu denen wir z.B. auch den Rüdesheimer Hildegard-Weg zählen:

Das Kloster und damit unser Startpunkt werden vom Rüdesheimer Hildegard-Weg erschlossen.

Dieser sieben Kilometer lange Rundweg verspricht nicht nur einen Aufstieg von 165 Höhenmetern von Rüdesheim im Rheintal hinauf zur Abtei.

Die Wegepaten von Rheingau-Taunus Kultur & Tourismus bieten neben „Sehenswürdigkeiten und schönsten Aussichtspunkten… (auch) einen Einblick in das Leben Hildegards und die Landschaft in ihrer Zeit.“

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Die wichtigsten Wege, die wir im westlichen Rheingau und im Oberen Mittelrheintal gelaufen sind, sind in der Tabelle im Vorspann dieses Büchleins nach ihrer erstmaligen Nutzung aufgelistet. Im Folgenden werden wir jeweils darauf hinweisen, wo, warum und auf welcher ‚neuen‘ Route wir vom Rheinsteig abgewichen sind resp. uns verlaufen haben. Oder seine Highlights ausgelassen haben und dafür wenig bekannten Pfaden zu kaum umworbenen (Zwischen-) Zielen gefolgt sind.

Sie werden das gewiss verstehen. Aber auch Wetterkapriolen haben uns in jenem Mai zu Umwegen gezwungen. Unvorhergesehene Wegsperrungen und missliche, bruchstückhafte Umleitungen beeinflussten unsere Wegeauswahl. Und dann gab es noch so etwas wie unsere Tagesform und dazu spontane Einfälle.

Eine wichtige Frage aber bleibt: Wie seid Ihr zu Eurem Startpunkt an der Abtei St. Hildegard oberhalb von Rüdesheim angereist? Auf jeden Fall nicht auf dem Rüdesheimer Hildegard-Weg. Der hätte sich zwar angeboten, weil der Rundweg nicht nur am Rüdesheimer Bahnhof vorbeiläuft, sondern auch den Fähranleger der Rheindampfer vom linksrheinischen Bingen anbindet – eine ideale Logistik. Doch zu der in diesem Büchlein kommentierten Fernwanderung sind die beiden Autoren nicht, wie ansonsten üblich, mit der Bahn angereist. Sondern…

auf 2 x 2 Füßen!

Unserer Wanderung im UNESCO-Welterbe entlang des Oberen Mittelrheins ging nämlich eine andere sechstägige Tour voraus. Sie startete in der Wetterau, erschloss uns etliche Attraktionen des Hohen Taunus und ließ sich mit der Reise entlang des Oberen Mittelrheins gut kombinieren.Wir kommentieren jene empfehlenswerte ‚Anreise von Nordosten‘, die sich zuerst am ausgezeichneten Limeserlebnispfad und später auch am Rheinsteig orientieren konnte, in einem weiteren, im Vorspann aufgeführten Büchlein:

„Auf 2 x 2 Füßen an den Grenzen des Römischen Reiches: Eine Wanderung entlang des Taunus-Limes, von der Wetterau zum Rheingau“

11

.

Aber gibt es denn wenigstens in der Wetterau einen Bahnhof? Nur so für den (unwahrscheinlichen?) Fall, dass man, so wie die beiden Autoren, auf die Anreise nach Rüdesheim mit Bahn oder Schiff verzichten und statt dessen vorab rund 130 Kilometer quer durch den südlichen Taunus zum Startpunkt an der Abtei St. Hildegard wandern möchte?

Ja, den gibt es. Und zudem erhalten Sie in Lich sowie auch in Bad Nauheim (beides Wetteraukreis) Anschluss an den von einigen unserer Fans so genannten ‚Hans & Thomas Weg‘12, unsere Tour von unserer ehemaligen Alma Mater in Münster in Westfalen über die Alpen bis an das Ufer des Lago Maggiore im Schweizer Kanton Tessin. Wer mehr dazu lesen möchte, dem empfehlen wir unser Buch…

„2 x 2 Füße zum Wanderglück: Auf Schusters Rappen von Westfalen in die Alpen“

13

,

das man als Alpenüberquerung unter dem Titel…

„2 x 2 Füße in den Alpen: Von Garmisch-Partenkirchen an den Lago Maggiore“

14

fortsetzen kann. Damit Sie sich zu guter Letzt nicht genötigt fühlen, sich nach erfolgreich abgeschlossener Wanderung in Koblenz in den Zug resp. das Schiff nachhause setzen zu müssen, möchten wir Ihnen zur Anregung schließlich auch noch die Lektüre dieses Büchleins empfehlen:

„Auf 2 x 2 Füßen entlang der Lahn: Von der Quelle bis zur Mündung“

15

.

Bestens informiert, gelangen Sie auf jener in Lahnstein anschließenden Fernwanderung – allerdings in umgekehrter als im genannten Buch kommentierter Laufrichtung – bis in das Rothaargebirge und damit immerhin in das ferne Bundesland Nordrhein-Westfalen. Sie können aber auch im hessischen Marburg auf den erwähnten Hans & Thomas Weg einschwenken – nach Norden auf Münster und nach Süden den Alpen zu.

Eherne Regeln & etwas Statistik

Der Taunus mit seinen moderaten Höhen und dennoch tiefen Tälern bietet Wanderern ein ewiges Auf und Ab. Die nachfolgenden, tabellarischen Höhenangaben über Normalhöhennull sowie den kumulierten Aufstieg unserer Tour werten wir als den Versuch eines groben Profils. Die tatsächlich geleisteten ‚Bergbesteigungen‘ weichen von den berechneten Höhenmetern definitiv nach oben ab. Es ist nämlich eine bekannte Tatsache, dass Wanderwege nicht linear nach oben oder unten verlaufen, insbesondere nicht im Mittelgebirge mit seinen häufigen Kehren, den zu überquerenden Bachläufen und Schluchten. Die wiedergegebenen Höhenangaben wurden, wenn möglich, vor Ort ermittelt. Oftmals mussten sie im Nachhinein geschätzt werden.

Wir haben auf dieser schönen Tour durchschnittlich rund 15 Kilometer pro Tag zurückgelegt, wie immer auf 2 x 2 Füßen. Unsere verdienten Rast- und ausgiebigen Fotopausen sowie die vielen, nicht auf das forsche Wandern, sondern z.B. auf einen gemächlichen Stadtrundgang oder eine bedächtige Kirchenbesichtigung entfallenden Zeiten wurden dabei nicht heraus gerechnet, sondern sind vollständig inkludiert.

Diese Bruttobetrachtung umfasst daher auch die ‚angebrochenen‘, aber mitgezählten Tage, an denen wir zum Start an der Abtei oberhalb von Rüdesheim am späteren Mittag (auf der Wanderung entlang des Taunus-Limes, s.o….) angereist bzw. ebenfalls um diese Uhrzeit von Koblenz-Hbf. abgefahren sind.

Daneben haben wir weitere wertvolle Wanderstunden auf der Eisenbahn ‚verloren‘. An zwei Regentagen mit äußerst unsicheren Wetterprognosen wollten wir weder die vor uns liegende Route noch das Tagespensum ex ante festlegen. Die Rheinsteig-Macher versprachen uns nämlich für die betreffenden Etappen ziemlich gebirgige Passagen und somit bei Regen sehr glitschige Steige mit teilweise ausgesetzten Kletterpartien entlang der steilen Rheinfelsen. Wir hatten uns deshalb vorab für mehrere Tage in einem Hotel in der Nähe des Rheinufers und eines Bahnhofes einquartiert und sind folglich morgens und abends mit dem Zug zu den Tagesanfangs- und Endpunkten gefahren. Auch dazu später mehr.

***

Dieses Buch ist kein Wanderführer. Aber auch kein Roman. Es ist ein Buch über die kleinen Erlebnisse und die mannigfachen Beobachtungen auf unserer gemeinsamen Wanderung und spielt in unseren Erinnerungen sowie in alten Zeiten, aber auch im westlichen Rheingau sowie am Oberen Mittelrhein. Es spielt auf den von uns gewählten Wanderwegen und in den Dörfern und Städtchen zwischen Rüdesheim und Koblenz. Und es ist auch das Ergebnis einiger nachträglicher Recherchen zu großen Attraktionen und kleinen Merkwürdigkeiten am Wegesrand.

Dabei können unsere LeserInnen versichert sein, dass wir, wie es sich die beiden Autoren auf allen gemeinsamen Fernwanderungen vorgenommen haben, jeden Meter zu Fuß gewandert sind: Auf 2 x 2 Füßen, nur auf Schusters Rappen. Genauso, wie auf allen bisherigen Wanderungen in Deutschland, Österreich, Italien und der Schweiz, entsagen wir konsequent Auto und Taxi, Bahn und Bus, Rad und Kutsche, Pferd und Esel.

Wir sollten hinzufügen: Auch Bergbahnen haben wir vermieden. Da wir den Rhein nur einmal auf einer Brücke in Koblenz überschreiten werden, können wir auf Fähren und die freundliche Mitnahme auf einem Sportboot, aber auch auf die weißen Dampfer der Köln-Düsseldorfer sowie die bestimmt unterhaltsame Fahrt auf einem Frachtschiff verzichten.

Am liebsten vermeiden wir auch geteerte oder geschotterte Deich-, Forst- und Agrarwege sowie Landstraßen und den allzu langen Gang durch geschlossene Ortschaften. Um präzise zu sein, uns gefallen vielmehr ‚Drampelpfädsche‘ – und für die planen wir sogar Umwege ein! Bestimmt kennen Sie jene schmalen und verschlungenen Pfade, die uns bergauf und bergab, durch dunklen Wald oder quer über grüne Weiden sowie zwischen großen Ackerflächen hindurch geleiten? Sicherlich, denn wir starten unsere Wanderung in Südhessen. Dem dortigen Dialekt haben wir unser ‚Drampelpfädsche‘ entlehnt – damals auf dem Hans & Thomas Weg, am 15. Wandertag im nahen Spessart.

Rüdesheim (Rheingau-Taunus-Kreis)

Kick-off bei Hildegard von Bingen

Wir sind nicht vom Zentrum von Rüdesheim aus zur Abtei gewandert sind, sondern hatten zum Start dieser Tour bereits eine längere Wanderung hinter uns, auf die wir hier gerne Bezug nehmen möchten:

Von Lich aus ging es damals via Bad Nauheim zur Saalburg oberhalb von Bad Homburg (Hochtaunuskreis).

Der Obergermanisch-Rätische Limes führte uns danach zu mehreren Römerlagern und Wachtürmen sowie weiter bis in das hessische Staatsbad Schlangenbad im Rheingau-Taunus-Kreis.

Ab dort konnten wir uns am Rheinsteig orientieren. Via der Weinbaustadt Kiedrich (Rheingau-Taunus-Kreis) erreichten wir die bedeutenden Klöster Eberbach und (heute Morgen…) Marienthal sowie Nothgottes.

Letzteres liegt nur eine halbe Stunde entfernt von der Abtei der Heiligen Hildegard (1098-1179), östlich einer Höhensiedlung namens Windeck, die zur Stadt Rüdesheim gehört. Von dort aus ist es nicht mehr weit, und die beiden pilgernden Autoren – denn so mag man sich zu Recht fühlen, wenn man an einem (der Anreise gewidmeten…) Vormittag das dritte Kloster besucht – genießen auf ihrem Pilger-Weg zu den schon aus der Ferne sichtbaren Klostergebäuden den Pilger-Rundblick über die Weinberge und den bezaubernden, westlichen Abschnitt des Rheingau. Das Magazin KATHOLISCH.DE übrigens schreibt, „Pilgern heißt… ‚unterwegs sein‘, ‚wandern‘, ‚in der Fremde sein‘“16…

Bald stehen wir vor den wuchtigen Mauern der berühmten und viel besuchten Abtei oberhalb der klostereigenen Weingärten. Im Norden der großzügigen Klosteranlage erhebt sich der bewaldete Höhenrücken des etwas über 300 Meter hohen Rheingaugebirges, das etwas weiter nach Westen hin mit dem so genannten Niederwald die im Rheinknick bei Bingen gelegene, südwestlichste ‚Spitze‘ des Taunus bildet. Dort werden wir schon recht bald nach dem Aufbruch von der Abtei das weithin sichtbare Niederwalddenkmal erblicken, doch dazu gleich mehr.

Als erstes widmen wir uns der Besichtigung der im Jahre 1908 geweihten, im Stil einer romanischen Basilika neu errichteten Abteikirche mit ihren zwei markanten, 48 Meter hohen Türmen. Wir haben damals weder an einer der ausgiebigen Führungen teilgenommen, noch haben wir die Türme bestiegen.17 Wir genießen stattdessen vom Klostergarten mit seiner umwerfend schönen Blumenpracht aus den phantastischen Panoramablick über die Weinlagen der Abtei in das Rheintal und hinüber nach Rheinhessen.

Nach diesem besinnlichen, jedoch nur kurzen Besuch – es ist immerhin der Kick-off zu einer längeren Tour! – erfreuen, erfrischen und stärken sich die beiden Wanderer im empfehlenswerten Pilger-Café der Abtei mit einem köstlichen Pilger-Süppchen sowie verdientermaßen auch mit einem Pilger-Trunk.

Das gute Tröpfchen war zu unserer Zeit ein Riesling Qualitätswein feinherb aus eigenem Anbau der Abtei, bei der hessischen Landes-Weinprämierung im Jahre 2017 ausgezeichnet in Silber. Mithin ordern die Rucksack-Wanderer dann auch ganz begeistert in der Pilger-Vinothek der Abtei für die Daheimgebliebenen eine größere Kiste Pilger-Wein, die uns später helfen soll, uns an unsere (Pilger-) Wanderung sowie die vielen (Pilger-) Geschichten und Erlebnisses zu erinnern.