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Western Helden – Die neue Reihe für echte Western-Fans! Harte Männer, wilde Landschaften und erbarmungslose Duelle – hier entscheidet Mut über Leben und Tod. Ob Revolverhelden, Gesetzlose oder einsame Reiter auf der Suche nach Gerechtigkeit – jede Geschichte steckt voller Spannung, Abenteuer und wilder Freiheit. Erlebe die ungeschönte Wahrheit über den Wilden Westen Mit sanfter Hand zügelte der Reiter seine Stute. Während die Linke über das staubbedeckte Gesicht glitt, stieg er in den Sattelbaum und blinzelte zu den bizarren Gebirgsformationen hinüber, die schemenhaft in der Dunstglocke des heißen Tages lagen. Charly Forster wusste, irgendwo am Ende des Hochplateaus, über das er, seit einer Woche ritt, lag Death Valley, verborgen zwischen grauen Felsgiganten, die trutzigen Riesen gleich in den blauen Zenit ragten. Death Valley … Um seinen Mund zogen herbe Falten. Mit einer unmutigen Bewegung rutschte er in den Sattel zurück. Ein Drecknest musste es sein, ein verrufenes Settlement, voll mit üblem Gesindel. Dies Loch führte geradewegs in die Hölle, und dort wollte er hin. Mit leichtem Schenkeldruck trieb er die Stute an. Irgendwann würde er sein Ziel erreichen, vielleicht schon am nächsten Tag. Was bedeutete Zeit in diesem wilden Land? Er ritt vorbei an rauen, brüchigen Kalksteinfelsen, an ausgehöhlten Felskuppen, die wie mächtige Pilze das Hochplateau durchzogen. Sie bedeuteten ihm nichts, wiesen jedoch dem Ortskundigen den Weg aus dieser tödlichen Einsamkeit. Die Sonne kletterte über die Sierra Nevada hinweg, und die Strahlen verwandelten die Kuppen in goldene Kronen, deren trügerischer Glanz nach einer Zeit verblasste. Graue düstere Schatten krochen, von Westen kommend, über das einsame Land. Sie wirkten wie Vorboten des Bösen. Death Valley – das Tal des Todes, das sich von Sacramento aus tief in die Osthänge der Sierra Nevada schob, hatte seinen Namen zu Recht. Es war das schlimmste Stück Hölle, das ein Kontinent zu bieten hatte. Es gab keinen Fluss, keinen Bachlauf, keine Wasserstelle, an der er die schlaffen Wassersäcke hätte füllen können. Nur trockener, brüchiger Fels und Sand, in dem Disteln und Organos dahinvegetierten, war reichlich vorhanden. Vielleicht konnte man das Land lieben, sicher aber auch hassen.
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Seitenzahl: 152
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Mit sanfter Hand zügelte der Reiter seine Stute. Während die Linke über das staubbedeckte Gesicht glitt, stieg er in den Sattelbaum und blinzelte zu den bizarren Gebirgsformationen hinüber, die schemenhaft in der Dunstglocke des heißen Tages lagen.
Charly Forster wusste, irgendwo am Ende des Hochplateaus, über das er, seit einer Woche ritt, lag Death Valley, verborgen zwischen grauen Felsgiganten, die trutzigen Riesen gleich in den blauen Zenit ragten.
Death Valley … Um seinen Mund zogen herbe Falten. Mit einer unmutigen Bewegung rutschte er in den Sattel zurück. Ein Drecknest musste es sein, ein verrufenes Settlement, voll mit üblem Gesindel. Dies Loch führte geradewegs in die Hölle, und dort wollte er hin.
Mit leichtem Schenkeldruck trieb er die Stute an. Irgendwann würde er sein Ziel erreichen, vielleicht schon am nächsten Tag. Was bedeutete Zeit in diesem wilden Land?
Er ritt vorbei an rauen, brüchigen Kalksteinfelsen, an ausgehöhlten Felskuppen, die wie mächtige Pilze das Hochplateau durchzogen. Sie bedeuteten ihm nichts, wiesen jedoch dem Ortskundigen den Weg aus dieser tödlichen Einsamkeit.
Die Sonne kletterte über die Sierra Nevada hinweg, und die Strahlen verwandelten die Kuppen in goldene Kronen, deren trügerischer Glanz nach einer Zeit verblasste.
Graue düstere Schatten krochen, von Westen kommend, über das einsame Land. Sie wirkten wie Vorboten des Bösen.
Death Valley – das Tal des Todes, das sich von Sacramento aus tief in die Osthänge der Sierra Nevada schob, hatte seinen Namen zu Recht. Es war das schlimmste Stück Hölle, das ein Kontinent zu bieten hatte. Es gab keinen Fluss, keinen Bachlauf, keine Wasserstelle, an der er die schlaffen Wassersäcke hätte füllen können. Nur trockener, brüchiger Fels und Sand, in dem Disteln und Organos dahinvegetierten, war reichlich vorhanden.
Vielleicht konnte man das Land lieben, sicher aber auch hassen. Charly Forster, der durch die einsame Wildnis ritt, verdammte dieses tote Land, weil er das Leben liebte.
Fast ohne Übergang brach die Nacht herein. Charly fand eine flache schützende Mulde zwischen zwei Bergkuppen, wo er sein Lager aufschlug. Er löste vom Sattelhorn die Leine des knochigen Murros, den er im Schlepp führte, sattelte die Stute ab und rieb ihr Fell trocken. Dann teilte er die karge Wasserration in drei Teile und breitete den Mantelsack auf dem Sand aus. Lustlos kaute er an einem Maiskolben und starrte in den dunkelblauen klaren Himmel, aus dessen Hülle die ersten Sterne niederfunkelten.
Drei Tage würden seine Wasservorräte reichen. Drei Tage noch, dann musste er dieses Drecknest Death Valley gefunden haben. An die andere Möglichkeit wagte er nicht zu denken. Es war ihm klar, dass er dann den gleichen Weg gehen würde wie jene, deren bleiche Skelette ihm in dieser Hölle begegnet waren.
Trotzig bewegte sich sein Mund. Er war ein Forster und würde so schnell nicht aufgeben.
Er zog das Jackett über die Schulter, denn der Boden kühlte rasch ab. Charly hatte viele dieser teuflischen Nächte kennengelernt. Seit Wochen suchte er Death Valley, das niemand zu kennen schien. Genauso lange quälten ihn die sengende gnadenlose Sonne, die kalten, unbarmherzigen Nächte, der Durst und die fast zum Wahnsinn treibende Einsamkeit.
Der Mann griff zur Machete, die am Sattelhorn hing, und trennte mit wuchtigen Schlägen Distelgesträuch vom Wurzelstock. Schon bald zuckten lodernde Flammen in den Nachthimmel. Ihre wärmenden Ausstrahlungen belebten sein Blut und seine Gedanken.
»Ein Narr bin ich«, brummte er einmal heiser und starrte auf das schmutzige, vergilbte Papier zwischen den Händen, das neben der protzigen Unterschrift das nüchterne Siegel der Landagentur aus Austin trug. Es bestätigte ihm, dass er Erbe eines Landstriches war, der noch einsamer liegen musste als dieses verdammte Death Valley.
»Zur Hölle mit ihm«, fluchte der Mann und dachte wohl dabei an seinen Vater, der ihm dieses Legat vermacht hatte. Einen Augenblick lang zuckte Hass aus seinen großen braunen Augen. Es hatte den Anschein, als wollte er das Dokument in die prasselnden Flammen schleudern. Doch dann faltete er das Papier sorgfältig zusammen und schob es in die Tasche zurück. Er wollte nicht aufgeben und würde es nicht tun. Das war nicht eines Forsters Art.
Charly rutschte näher ans Feuer und rückte den Sattel zurecht. Er schob die Decke über die Schultern und schloss die Augen.
Eine Weile musste er geschlafen haben, denn wie fernab hörte er das plötzliche Aufprasseln der Flammen, die von neuer Nahrung zehrten. Blinzelnd öffnete er die Augen und blickte schlaftrunken auf den Schatten des hageren Mannes, der nahe beim Feuer saß und schmatzend an einem trockenen Zwieback knabberte.
Charlys Lippen zuckten, und die Rechte rutschte unter der Achsel hindurch. Als die Decke von seinen Schultern glitt, hielt er eine Winchester in der Faust.
»Zum Teufel, Stranger. Wo kommst du so plötzlich her? Was suchst du an meinem Feuer?«, fragte er scharf.
Der andere wandte leicht den Kopf. Er kaute mit hohlen Wangen, wie es zahnlose Menschen tun. Sein Gesicht wirkte gleich gelbem Pergament, und zwischen faltigen Lidern glitzerten dunkle Augen wie glühende Kohlen. Schlaff und verwelkt, hing die Haut von seinen Armen herab, und durch die dünne Haut seiner Hände drängten sich dicke blaue Adern. Sein Haar war ausgebleicht, fast schneeweiß. Die dünnen Lippen öffneten sich zu einem Grinsen und legten zwei Reihen schwarzer Zahnstümpfe frei. Unbeeindruckt blinzelte er die Dreiundsiebziger an, die drohend in der Hand des Fremden lag.
»Steck sie weg, Junge«, sagte er. »Ich bin kein Wegelagerer und du nicht der Typ, den es auszunehmen lohnt.«
Charly zögerte.
»Wer bist du, und was suchst du hier?«, fragte er noch einmal.
Der Alte lutschte eine Weile an dem Keks, ehe er ihn in den Schoß legte. »Deine Biskuits sind trocken wie die Wüste hier. Es zeigt mir, dass du lange auf dem Trail bist. Was deine Frage betrifft, so will ich dir gern Rede stehen. Man nennt mich Old Henry. Meinen wirklichen Namen habe ich längst vergessen. Was ich hier suche? Hahaha!« Er brach in schnarrendes Gelächter aus. »Ich bin der Herr dieses Tals und beobachte dich schon eine Weile. Also habe ich eher das Recht zu fragen, was du im Mowa Blendey suchst.«
Charly starrte den Alten an. Er schien wirklich nicht ganz beieinander zu sein, denn in seinen Erinnerungen gab es hier nur Gestein und Staub, Dornengesträuch und Organos. Wie konnte ein Mann in dieser Welt nur leben?
Unvermutet tauchte in Charly eine Frage auf.
»Du lebst schon lange hier?«
»Wohl an die tausend Jahre. So kommt’s mir vor«, fügte er einschränkend hinzu.
»Dann kennst du wohl jeden Fleck in den Sierras?«
Wieder lachte meckernd das alte Knochengestell los. »Ich bin hier zu Hause. Eigentlich kam ich als junger Bursche in die Sierra Nevadas, ein Glücksritter wie viele andere, auf der Suche nach einem guten Claim. Die anderen starben oder gingen, weil sie vernünftig waren. Old Henry blieb. Hast du Tabak?«
Der Gefragte schüttelte den Kopf.
Old Henry grunzte enttäuscht. »Trockene Biskuits, keinen Tabak! – Dann brauche ich wohl nicht nach Brandy zu fragen?«
Wieder schüttelte Charly den Kopf.
»Was suchst du dann noch in diese Gegend?«, brummte der Alte unwirsch. Dabei schnaufte er missgelaunt.
Charly hatte die Waffe gesenkt. Er spürte, dass der alte Mann ungefährlich war. »Ich suche eine Ortschaft in dieser Gegend. Death Valley nennt es sich wie die Wüste.«
»Death Valley!«, krächzte Henry los und schob den verbeulten Hut vom Schädel. Er kramte aus der Krempe ein Stückchen vernagten Tabak und schob ihn in die Wangentaschen. »Death Valley! Verdammt, es liegt keine zehn Meilen von hier entfernt, fast im Himmel.«
»Fast im Himmel?« Charly schluckte.
Henry bewegte heftig den Kopf. Dabei grinste er so boshaft, dass Charly unsicher wurde. »Well, an den Steilhängen des Yosemites. Aber Ortschaft? Ein elendes Drecknest ist es, ein schmutziges Settlement. Es gehört dem Teufel, obwohl es näher am Himmel als an der Hölle liegt. Willst du etwa dorthin?«
Charly nickte.
Henry rollte heftig kauend seinen Tabak über die Zahnballen, während seine dunklen Augen sprunghaft über die jugendliche Gestalt des Burschen glitten.
»In Death Valley mag man keine Fremden, seit …« Er schloss trotzig den Mund.
»Seit wann, Old Henry?«, hakte Charly nach. Er ahnte, dass der Alte ihm etwas verschweigen wollte.
»Was kümmert es dich? Du rauchst und säufst nicht. Du bist auch sonst eine halbe Portion, ein bisschen zu weich für dieses Land. In Death Valley gehst du unter im Dreck. Die Bewohner mögen keine Weichlinge. Sie mögen überhaupt keine Fremden, seit Ringo Forster sie übers Ohr gehauen hat«, polterte er los.
Charly biss sich auf die Lippen.
»Du kanntest Ringo Forster?«
»Jeder in den Sierras kannte ihn, aber die Leute in Death Valley am besten.« Der Alte kniff misstrauisch ein Auge zu. »Warum erzähle ich es dir Greenhorn? Es geht dich nichts an.«
Charly lauschte seinen abweisenden Worten. Er spürte, dass sein Herz schneller schlug, denn Forsters Name war auch sein Name. Aber Ringo Forsters Ruf war schlecht, verdammt schlecht. Eine Weile zögerte er.
»Vielleicht doch, Henry. Vielleicht geht es mich mehr an, als du ahnst.«
»So?« Wieder dies Abtasten mit Blicken, die jeden Zoll von Charlys Körper streiften.
»Ich bin ein Forster«, sagte er leise. »Ringo war mein Vater.«
Henry fuhr hoch, als hätte ihn eine Tarantel gebissen. »Du bist ein Forster? Und eine halbe Portion dazu, hahaha!« Sein krächzendes Gelächter füllte die Stille der Sierra. »Egal, wenn sie in Death Valley Forsters Namen hören, werden sie wild. Und sind sie es erst einmal, dann lässt das Hängen nicht lange auf sich warten.«
Es lag Bosheit in seinen Worten, die Charly abermals erschreckten.
»Du kanntest Dad?«
»Jeder kannte ihn in dieser Gegend. Doch was niemand weiß, ich kannte auch seinen Claim. Eine gute Fundstelle war es, eine verdammt gute sogar.«
Charly horchte auf. »Warum war?«
Old Henry grinste, und Charly hatte den Eindruck, einen Verrückten vor sich zu haben.
»Ringos Claim wird niemand ausbeuten.«
»Warum nicht?«
Die Worte des Alten klangen so rätselhaft, wie der Alte selbst es war, der aus dem Nichts kam plötzlich, an seinem Feuer saß. »Warum kann ihn niemand ausbeuten?«
Old Henry warf ihm einen rätselhaften Blick zu und schwieg. Er schob den halb gelutschten Biskuit in die Tasche, warf ein Bündel Distelgesträuch in die Flammen und breitete seine Decken aus.
Charly, der sein Tun verfolgte, erkannte bald, dass der Alte eingeschlafen war. Ich werde es morgen aus dir herausquetschen, dachte er trotzig und spürte die aufziehende Kälte durch die Kleider dringen. Schweigend kroch er unter die Decken zurück und schloss die Augen.
Als Charly am anderen Morgen erwachte, war Henrys Lagerplatz leer. Alles wäre ihm wie ein böser Traum erschienen, wenn nicht die fremden Spuren im Sand Charly angezeigt hätten, dass es keine Illusion gewesen war, der er begegnet war.
*
Babsy Morgan musterte durch das Fenster des Saloons nachdenklich den Fremden, der sein Reit- und Schlepptier zur Tränke geführt hatte und nun seinen nackten Oberkörper ins Wasser tauchte. Er bot eine schlanke, sehnige Erscheinung, die in ihr Wohlwollen erweckte.
Es kamen selten Fremde nach Death Valley. Meist waren es ausgemergelte Digger, die in den Bergen herumwühlten, um im Hell Saloon ihre karge Ausbeute durch die Kehle zu jagen.
Der Mann da draußen streifte mit den Händen die Wassertropfen von der Haut, ehe er ins Hemd zurückschlüpfte. Einen Augenblick lang blieb er abwartend stehen und betrachtete die ärmlichen Fassaden der Hütten, bevor er die Tiere am Holm anband und gemächlich die Treppe hochstieg.
Babsy fuhr sich hastig durch die Haarkronen und zog ihr Kleid glatt. Sie lächelte dem Fremden entgegen, der zum Schenktisch, trat und einen Drink bestellte.
»Sie sind fremd hier«, sagte sie und schob Flasche und Glas vor den Gast. »Sicher reisen Sie bald weiter.«
Charly Forster nahm einen tiefen Schluck. Erst jetzt schien er die Frau zu bemerken, die den Oberkörper über den Schenktisch lehnte und ihm einen freizügigen Ausblick in den Ausschnitt gestattete.
»Es kommt darauf an, Miss …«
»Babsy.« Ihre Lippen lächelten und zeigten zwei Reihen strahlender Zähne. Dabei bewegte sie ihren Oberkörper so, dass Charly weit mehr zu sehen bekam, als es bei einer Lady üblich war. »Sag einfach Babsy zu mir.«
»All right, Babsy. Mich nennt man Charly. Zunächst werde ich eine Nacht bleiben. Wenn’s nötig ist, auch länger. Bekomme ich hier ein Zimmer?«
»Ich werde es dir zeigen … Komm!« Sie trat hinter dem Tresen vor, und während sie die Treppe hochstieg, hatte Charly Gelegenheit, ihre körperlichen Vorzüge zu studieren. Ihre schlanke Taille, der wiegende Gang ihrer langen Beine waren eine glatte Herausforderung. Charly wurde es warm ums Herz, denn es war lange her, dass er einem hübschen Mädchen begegnet war.
Babsy stieß eine Tür auf und trat zur Seite. Der Raum war dürftig eingerichtet ohne jeglichen Komfort. Selbst das Bett schien eine harte Pritsche zu sein. Doch was konnte Charly Forster in dieser Einöde erwarten?
»Gefällt es dir?«
»Für eine Nacht oder zwei wird es reichen.« Er spürte ihre Nähe, den süßlichen Duft ihrer Haut und schluckte.
Babsys Blick war einladend. »Mein Zimmer liegt gleich nebenan. Wenn du dich am Abend langweilen solltest …«
Von unten rief ein dunkler Bass ungeduldig ihren Namen.
»Sicher sehen wir uns noch«, flüsterte sie hastig im Abwenden.
»Babsy«, dröhnte es von unten die Treppe hoch, »wo steckst du Luder?«
»Wer ist das?«
»Killian, mein Boss.« Sie hauchte Charly einen Kuss auf die Wange und hastete nach unten.
Er hörte Killians wütende Stimme und dachte, dass Babsy wohl mit ihrem Boss schlafen würde. Sanft schloss er die Tür und stampfte die Treppe hinunter.
Killian stand unten und grinste ihm mit schiefem Gesicht argwöhnisch entgegen. Er schien Babsy genau zu kennen und ihre Art, wie sie zu Männern stand.
»Sie bleiben eine Nacht?«, fragte er barsch.
»Vielleicht auch zwei.«
»Holen Sie Ihr Gepäck, und tragen Sie sich hier ein.«
Charly spürte seinen Blick, der ihm nach draußen folgte. Es wusste, dass er ein ungern gesehener Gast in der Schenke war. Als er zurückkehrte, hielt Killian einen Federkiel in der Hand und deutete auf das aufgeklappte Buch.
»Schreiben Sie Ihren Namen hier hinein – und woher Sie kommen. Wenn Sie nicht schreiben können, machen Sie einfach drei Kreuze. Das genügt.«
Charly Forster setzte lächelnd sein Gepäck ab und ergriff die Feder.
Back Killian streckte den Hals. Er studierte Charlys Namenszug und erblasste.
Als der Gast sich aufrichtete, klappte er das Buch zu. Sein Blick war abweisend und verunsicherte den anderen.
»Gibt es was, Mister?«, fragte Charly. Er spürte förmlich die feindliche Haltung des anderen.
»Tut mir leid, Mister«, erwiderte der Keeper barsch. »In Death Valley gibts kein Bett, in das sich ein Forster reinlegen könnte. Hauen Sie ab, und klemmen Sie sich Ihren Gaul zwischen die Schenkel! Reiten Sie, als wäre der Teufel hinter Ihnen her. In Death Valley leben eine Menge Leute, denen der Name Forster unangenehm in den Ohren klingt. Es sind verdammt hitzköpfige Menschen, denen es vielleicht morgen leidtun könnte, wenn sie heute jemanden lynchen.«
Charly blinzelte lächelnd in das kantige Gesicht des Mannes und schüttelte dann den Kopf.
»Ich bin keine fünfhundert Meilen durch die Hölle geritten, um unverrichteter Dinge aus Death Valley zu türmen. Ich möchte einiges über Ringo Forster erfahren, der eine Weile in diesem Drecknest gelebt hat. Mein Vater ist in dieser Gegend verschwunden. Ich werde nicht eher ruhen, bis ich hierfür eine Erklärung finde.«
»Verschwunden?«, fauchte Killian mit hochrotem Gesicht. »Er hat die biederen Leute in Death Valley hereingelegt. Er hat sie um ihre Ersparnisse betrogen und ihnen vorgegaukelt, er hätte eine satte Mine gefunden. Aber es war alles Lug und Trug. Ihm ging es um das Geld. Als er es in den Taschen hatte, verschwand er spurlos. Und nun raus!« Killians nervige Hände mahlten. Es hatte den Anschein, als wollte er Forster eigenhändig auf die Straße setzen.
Am Eingang stand ein hagerer Mann von vielleicht fünfzig Jahren.
»Hast du Ärger mit dem Fremden?«, fragte er neugierig.
Killian schnaufte wütend. »Er ist ein Forster, ein verdammter Forster, der es wagt, unsere Stadt zu betreten.«
»Ach«, rief der Mann an der Tür, und zwei steile Falten teilten seine Stirn, »das ist ein Ding.«
Noch ehe Charly etwas antworten konnte, war der Fremde verschwunden.
Killians Gesicht verwandelte sich zu einem boshaften Grinsen. »Das war McDemmer. Ihr Vater schuldet ihm dreihundert Dollar. Und wie McDemmer gibt es hier ein Dutzend Geschädigter, die Ringo Forster aufs Kreuz gelegt hat. Verschwinden Sie endlich, solange Sie Gelegenheit dazu haben!«
»In Ordnung, aber erst werde ich das mysteriöse Verschwinden meines Vaters aufklären. Wir Forsters sind keine Betrüger«, erwiderte Charly erregt. Er ließ den Wirt einfach stehen und betrat den Schenkraum. »Gib mir einen Doppelten, Babsy. Hier scheinen nur Verrückte zu leben.«
»Hast du Ärger?« Babsy füllte ein Glas und blickte scheu zum Nachbarraum hin, aus dem Killians wütende Stimme herüberschallte.
»Ja«, bestätigte der Mann zornig. »Nur weil ich ein Forster bin.«
Babsy trat unwillkürlich einen Schritt zurück. Ihre Augen wurden groß und füllten sich mit Entsetzen. »Bist du vielleicht – Ringo Forsters Sohn?«
»Er war mein Vater.«
»Bei allen Heiligen!« Das Mädchen bekreuzigte sich. »Nicht sie, sondern du bist verrückt. Ringo Forster hat die halbe Stadt um Geld betrogen. Das werden die Leute nie vergessen.« Ihre Stimme wurde eindringlich. »Verschwinde, Charly, hau ab, ehe der Mob sich zusammenrottet! Du weißt gar nicht, wie gemein diese Menschen sein können.«
»Ich fürchte niemanden.«
»Narr, verdammter!« Sie lachte schrill mit sich überschlagender Stimme. »Du hast nicht einmal einen Revolver, um dich wehren zu können. Selbst dann würde es dir wenig nützen. Forsters Name ist wie heißes Öl, das man über ein Feuer schüttet.« Babsy schwieg und lauschte den zornigen Stimmen, die durch das offene Fenster hallten. Feste Schritte näherten sich der Schenke. Killian stand plötzlich an Charlys Seite. Seine Hand erfasste dessen Schulter. »Gehen Sie raus, Forster, und machen Sie es draußen mit ihnen ab. Ringo schuldet mir fünfhundert Dollar. Ich möchte, nicht, dass mir noch zusätzlich mein Laden demoliert wird.«
Der junge Mann sah Babsys entsetzten Blick. Ihm wurde klar, dass er hier in ein Hornissennest getreten war. Wie tief war Ringo Forsters Ansehen in diesem Settlement gesunken!
Mit einer heftigen Bewegung schüttelte er die Hand von der Schulter. Ruhig ging er zur Rezeption und nahm sein Bündel auf. Als er durch die offene Tür trat, hatten sich draußen zwei Dutzend Männer versammelt, die Schießprügel und Knüppel in den Fäusten trugen. Ihre Haltung war drohend und unmissverständlich. In ihren Augen standen Zorn und Hass zugleich.
»Das ist er«, schrie der Hagere von vorhin, »einer aus Ringos Brut!«
»Ein Forster«, kläffte es Charly aus einem halben Dutzend Kehlen entgegen.
»Packt ihn und hängt ihn auf!«, keifte der Dürre.
