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Der Autor steht für einen unverwechselbaren Schreibstil. Er versteht es besonders plastisch spannende Revolverduelle zu schildern und den ewigen Kampf zwischen einem gesetzestreuen Sheriff und einem Outlaw zu gestalten. Er scheut sich nicht detailliert zu berichten, wenn das Blut fließt und die Fehde um Recht und Gesetz eskaliert. Diese Reihe präsentiert den perfekten Westernmix! Vom Bau der Eisenbahn über Siedlertrecks, die aufbrechen, um das Land für sich zu erobern, bis zu Revolverduellen - hier findet jeder Westernfan die richtige Mischung. Lust auf Prärieluft? Dann laden Sie noch heute die neueste Story herunter (und es kann losgehen). Der Alte stand wie ein trauriger Ibis auf seinem Holzbein direkt unter dem verwitterten Bulletin, das den Abklatsch meiner Schönheit offenbarte. Ich schätzte den Steckbrief auf drei Jahre. Das zeigte auch die Höhe des Kopfgeldes, das längst überholt war. Shorty Brush fixierte mich mißtrauisch, als suche er an mir etwas, das an seinen Boß Ringo Carson erinnerte. Er schwieg beharrlich. Ich trat ihm lächelnd entgegen und meinte zuversichtlich: »Laß dich von meinem struppigen Bart nicht stören, Shorty. Schau in meine bunten Augen, die sagen dir alles. Ich bin's, alter Knabe. Ringo, wie er leibt und lebt.« Der Greiskopf rümpfte leicht die Nase und schüttelte den Kopf. »Du siehst aus wie ein Satteltramp, dem die Beute fehlt, Ringo. Ich glaube, dir ist es in der letzten Zeit verdammt schlecht gegangen. Die Yankees sind noch immer scharf auf deinen Hals. Es ist für dich gefährlich, Hatch Sander Carson City zu betreten. Hier laufen eine Menge Möpse herum, die sich nur zu gern tausend Dollar Kopfgeld verdienen möchten.« Ich lächelte über seine Besorgtheit und trat auf ihn zu, und reichte ihm die Hand. »Tag, alter Knabe! Ich dachte, du wärst längst in den Trümmern meiner Ranch verhungert. Was hält dich überhaupt noch dort draußen?« Das Eis schien zu brechen, denn er umschloß mich plötzlich mit seinen starken Armen, als wollte er an mir sein Image aufrichten und lachte krächzend. »Meine Jugend ist es. Ringo, die ich auf der verflixten Hatch Sander Ranch verschleudert habe. Vielleicht ist es auch nur die Gewohnheit. Ein alter Baum läßt sich schwer verpflanzen.
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Seitenzahl: 130
Veröffentlichungsjahr: 2017
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Der Alte stand wie ein trauriger Ibis auf seinem Holzbein direkt unter dem verwitterten Bulletin, das den Abklatsch meiner Schönheit offenbarte. Ich schätzte den Steckbrief auf drei Jahre. Das zeigte auch die Höhe des Kopfgeldes, das längst überholt war.
Shorty Brush fixierte mich mißtrauisch, als suche er an mir etwas, das an seinen Boß Ringo Carson erinnerte. Er schwieg beharrlich.
Ich trat ihm lächelnd entgegen und meinte zuversichtlich: »Laß dich von meinem struppigen Bart nicht stören, Shorty. Schau in meine bunten Augen, die sagen dir alles. Ich bin’s, alter Knabe. Ringo, wie er leibt und lebt.«
Der Greiskopf rümpfte leicht die Nase und schüttelte den Kopf. »Du siehst aus wie ein Satteltramp, dem die Beute fehlt, Ringo. Ich glaube, dir ist es in der letzten Zeit verdammt schlecht gegangen. Die Yankees sind noch immer scharf auf deinen Hals. Es ist für dich gefährlich, Hatch Sander Carson City zu betreten. Hier laufen eine Menge Möpse herum, die sich nur zu gern tausend Dollar Kopfgeld verdienen möchten.«
Ich lächelte über seine Besorgtheit und trat auf ihn zu, und reichte ihm die Hand. »Tag, alter Knabe! Ich dachte, du wärst längst in den Trümmern meiner Ranch verhungert. Was hält dich überhaupt noch dort draußen?«
Das Eis schien zu brechen, denn er umschloß mich plötzlich mit seinen starken Armen, als wollte er an mir sein Image aufrichten und lachte krächzend. »Meine Jugend ist es. Ringo, die ich auf der verflixten Hatch Sander Ranch verschleudert habe. Vielleicht ist es auch nur die Gewohnheit. Ein alter Baum läßt sich schwer verpflanzen. Draußen sieht es aus wie im Indianerland. Du brauchst einen Giraffenhals, um über das hohe Gras hinwegzublicken. Ein Jahr noch, Boß, und die Weiden sind nicht mehr zu gebrauchen.«
Ich löste mich aus seinen Armen und deutete zu Tanners Schenke hinüber. »Brett erzählte mir, daß du eine Botschaft für mich hast. Deshalb warte ich noch hier. Ich habe Brett Tanner zur Ranch gesandt, aber er behauptet, daß du mir das Telegramm nur selbst übergeben wolltest. Was ist so wichtig an dem Papier, daß du einem alten Freund wie Tanner mißtraust? Fahr den Buckboard in den letzten Schatten der Straße und komm in den Saloon. Wir wollen unser kurzes Wiedersehen begießen.« Ich nickte ihm zu und wandte mich um.
Ich schwenkte über die Straße und betrat Tanners Saloon. Mein alter Freund stand hinter seinem Tresen und schien unsere Begegnung beobachtet zu haben. Während er drei Gläser füllte, meinte er grinsend: »Shorty ist störrisch wie ein alter Ochse und stur wie ein Grubenesel. Verdammt, was ist es für ein Unterschied, ob er oder ich dir die Botschaft bringe? Ich kann ihn nicht begreifen.«
»Er hat seinen eigenen Stolz, Brett«, erwiderte ich grinsend und lauschte dem abgehackten, so vertrauten Schlag von Shortys Holzbein.
Es waren kaum Gäste im Saloon, und das war mir recht, denn trotz des mächtigen Bartes, der mich entstellte, fühlte ich mich nicht sicher in Hatch Sander Carson City, die eigentlich meine Stadt war, weil mein Großvater sie auf seinem Land geschaffen hatte.
Aber dieser fürchterliche Krieg hatte alles verändert. Ich war arm geworden wie die Kirchenläuse im Methodistentempel und nährte mich nur von der Hoffnung, daß sich einmal alles wieder ändern würde.
Allerdings sah es in dieser Hinsicht im Augenblick gar nicht rosig aus, denn ein paar üble Typen hatten irgendwie Wind von meiner Anwesenheit bekommen und versuchten mich mit einem Jagdkommando zu erledigen. Im Unterbewußtsein spürte ich, daß ich ihm bald begegnen würde.
Ich reichte dem Veteranen sein Glas und hob das meine. »Auf unsere Zukunft, Freunde, möge ein Tornado die Yankees aus Texas fegen.«
»Und möge er sie gleich in die Hölle befördern.« Shorty setzte schmatzend sein Glas ab und zog aus der Brusttasche ein zerknittertes Stück Papier.
»Ein alter Freund läßt dich grüßen, Ringo.«
Er reichte es mir, und ich spürte, daß Brush den Inhalt der Depesche längst studiert hatte. Er bestätigte es mir auch gleich, als er grinsend fortfuhr: »General Clark, dein alter Kommandeur, läßt dich rufen.«
Ich verzog unmutig die Stirn. »Soll ich es lesen, oder willst du mir den Inhalt gleich erzählen, Alter? Du bist neugierig wie ein Waschweib, Shorty. Du solltest dich schämen.«
Er grinste mit stoischem Gleichmut. »Vier Wochen habe ich das verdammte Ding in meinen Taschen herumgeschleppt, ehe mich die Versuchung packte, und ich nachgeschaut habe. Verdammt, was ist schon dabei? Ich habe dich als Knabe trockengelegt und dir den wunden Hintern mit Dachsfett eingerieben, bis du wieder reiten konntest. Ich war für dich deine zweite Mutter. Eine Amme, die dich mit Eselsmilch hochgepäppelt hat, damit du das geworden bist, was du heute bist.«
Ich grinste ihn über das Papier hinweg an. Shorty war in Rage, und ich mußte ihn bremsen. »Was bin ich denn geworden, Alter? Ein Ausgestoßener, ein Gejagter, ein Halunke, der sich mit Halunken herumtreiben muß, um zu überleben. Kann man darauf stolz sein?«
»Du bist ein Kerl geworden, Ringo. Hart wie Stahl. Und gefährlich, daß die Yankees dich noch heute jagen«, schnaufte der Veteran und griff nach der Flasche. »Ich kenne eine Menge Leute im County, die begeistert ihre Karabiner holen, wenn du sie gegen die Yankees führst.«
Ich hörte nicht auf Shortys letzte Worte, sondern vertiefte mich in den Inhalt der Depesche. Ich spürte, daß General Clark in Sorge war und mich dringend sehen wollte. Und ich fragte mich, was ihn nach drei Jahren Entfremdung wohl dazu bewegen mochte.
Als ich das Schreiben senkte, stand Shorty am offenen Fenster und spie fluchend seinen Tabak auf die Straße. Ich hörte den Hufschlag von Pferden, die die Straße heraufzogen, und dachte an die Bastarde, die mit gespanntem Revolver durch die Gegend strichen.
»Was sind das für Männer?« fragte ich ihn beunruhigt.
»Zehn Kerle, bewaffnet wie eine Armeebrigade. Einer von ihnen trägt wie zum Hohn einen Blechstern auf der Brust. Dabei paßt seine Visage in jeden Henkerstrick.« Shorty schwieg einen Augenblick, dann fuhr er fort: »Sie steigen von den Pferden und verteilen sich auf der Straße.«
Ich faßte unbewußt zum Schenkel und sah, wie Brett wortlos seine gestutzte Schrotflinte unter dem Tresen hervorzog. Egal, wie der Sternträger aussah. Jeder Sheriff, jeder Marshal oder Deputy bedeutete für mich Gefahr. Selbst wenn ein Mann keinen Stern trug, konnte er mich ohne Warnung niederschießen. Ich war Freiwild in meinem eigenen Land. Und das drei Jahre nach Kriegsende!
»Misch dich nicht ein«, warnte ich meinen Freund, der seine Flinte schußfertig machte und so zeigen wollte, daß er für mich einstand. »Die Kerle schießen deinen Laden in Trümmer, um ihr Ziel zu erreichen. Verlaß dich darauf. Solchen Typen begegne ich in jeder Stadt. Ich werde versuchen, über den Hof zu entkommen. Vielleicht kann Shorty unauffällig meinen Gaul in die Passage führen.«
»Den haben sie sich bereits unter den Nagel gerissen«, rief der alte Bastard am Fenster. »Sie begaffen ihn von allen Seiten, als wäre er ein Zirkusgaul.«
Ich ahnte, was das bedeutete. Doch ehe ich mich abwandte, hämmerte eine harte Stimme durch das offene Fenster: »Carson, wir wissen, daß du in der Schenke steckst! Wirf deine Waffe aus dem Fenster und komm heraus!«
Und so, als wollten sie mich an den Ernst meiner Lage erinnern, fuhren zwei einzelne Kugeln in den Raum, die harmlos in der Wand verpufften.
»Hast du begriffen, Carson? Die Sache ist uns verdammt ernst! Wir wollen auch sonst keinen Ärger in dieser Stadt. Gib also auf und zeige dich als anständiger Verlierer. Los, komm raus!«
Shorty stand außerhalb des Schußwinkels an der Fensternische. Er fuchtelte wütend mit seinem rostigen Revolver herum. »Die Kerle wollen dich aufs Kreuz legen, Ringo«, rief er warnend, »das sind Galgenvögel, die dich an den nächsten Ast hängen und erst dann deine Leiche nach Odessa schleppen. Ihnen geht es nur um die Prämie, nur um das verflixte Kopfgeld. Alles andere ist unwichtig für sie.«
»Halt’s Maul, Alter!« rief ich verärgert. »Und steck deine Nase nicht zum Fenster raus! Frage, wer ihr Anführer ist, und halte sie so eine Weile auf. Ich verschwinde durch den Hinterausgang und suche mir in irgendeinem Stall ein Pferd.« Ich mußte bei dem Gedanken grinsen, daß ich im Laufe der Jahre darin eine gewisse Technik entwickelt hatte und ich genauso gewissenlos Gäule klaute wie Hopkins, der Pferdedieb, oder mexikanische Bandoleros. Das gehörte einfach zum Überleben dazu.
Ich nahm einen letzten Schluck aus dem Glas und ergriff Tanners schußbereite Schrotflinte. »Ich schicke sie dir bald zurück, Freund«, versprach ich lächelnd, »sowie sich die Möglichkeit bietet.«
Brett Tanner schob mir wortlos zwei Buckshotschachteln zu und reichte mir die Hand. »Viel Glück, Ringo. Ich hoffe, wir sehen uns bald in einer friedlicheren Umgebung wieder. So kann es ja nicht endlos weitergehen. Sie können dich doch nicht ein Leben lang jagen.«
Sie können, dachte ich verbissen und spürte den festen Händedruck eines Freundes.
Als ich mich abwandte, schrie draußen eine ungeduldige Stimme: »Was ist, Carson, müssen wir dich erst ausräuchern? Wir machen Ernst. Denke an den Kneipenwirt, Carson! Du ruinierst seine Existenz!«
»Carson traut euch nicht«, rief Shorty zurück und winkte mir zu, endlich zu verschwinden. »Ihr seht aus wie Galgenvögel und benehmt euch auch entsprechend. Den Blechstern, den du trägst, kannst du in jedem Trödelladen kaufen. Nenne mir deinen Namen und den Ort, wo du herkommst.«
»Ich bin Distriktsheriff Cobbs aus Odessa. Und diese Leute hier sind auf das Gesetz vereidigt.«
Ich hörte, wie Cobbs zu fluchen begann und betrat den schmalen Flur, der zum Hinterhof führte. Meine Sache war bei Shorty in den besten Händen, und wie ich den alter Schwätzer kannte, verhandelte er mit diesen Gaunern noch, wenn ich Hatch Sander Carson City längst hinter mir gelassen hatte.
Ich erreichte die Hintertür, die zum Hof und den Toiletten führte, und schob sanft die Tür auf. Nur noch schwach hörte ich Shortys Stimme. Ich verharrte einen Augenblick, ließ meinen Blick über den Hof wandern. Nichts…
Mit wenigen Schritten überquerte ich den Hof, legte dabei die Büchse über die Schulter und setzte zum Schwung über die Mauer an, als in meinem Rücken eine lässige Stimme rief: »Sie könnten sich das Genick brechen, Major! Das wäre kein Verlust für die Gesellschaft, und kaum jemand würde es bedauern. Ich könnte Ihnen auch eine Kugel in den Rücken pflanzen, wozu übrigens jeder Bürger in den Vereinigten Staaten das Recht hat. Aber das würde meine persönliche Angelegenheit unnötig hinauszögern. Sie wissen, wovon ich spreche…«
Ich stand erstarrt wie eine Säule, denn die Überraschung verschlug mir den Atem. Nur zögernd wandte ich mich um und erkannte Endrus, der im Schatten der Hausfassade stand und seinen langläufigen Colt in der Faust hielt.
Ich atmete erst einmal tief durch, ehe ich zu einer Antwort ansetzen konnte. »Ich hätte es ahnen müssen, wo Sheriff Cobbs steckt, sind Sie nicht weit entfernt, Kommissar. Sie sind anhänglich, als wären Sie mein eigener Schatten. Ich glaube, Endrus, Sie werde ich nie wieder los.«
Der Landkommissar lächelte verhalten. »Doch, Major. Mit einer simplen Unterschrift auf einer Verkaufsurkunde sind Sie mich los. Ihre Ranch liegt mir am Herzen, Carson. Sie ist übrigens eine der wenigen, die ich bisher nicht ankaufen konnte.«
Ich winkte verächtlich mit dem Kopf. »Das leidige Spiel, Endrus. Sie wollen mein Land, und ich hänge daran. Nicht, weil ich dort als freier Texaner geboren wurde, sondern weil es in der dritten Generation uns Carsons gehört. Sie beißen sich die Zähne aus, Endrus.«
Er lächelte überheblich. »Und Ihre Sturheit bringt Sie noch ums Leben.« Dabei deutete er zur Tür, hinter der harte Stiefelschritte aufhallten.
»Schnallen Sie den Revolver ab, und werfen Sie die Flinte weg. Cobbs ist wütend auf Sie, weil Sie ihm seit Jahren Ärger machen. Ich weiß nicht, wie er reagiert, wenn er Sie bewaffnet sieht. Er ist ein Heißsporn.«
»Er ist ein Halunke wie Sie, Endrus.«
Die Sache schien für mich verloren, ich hatte keine Chance. Ich schob langsam die Hände auf das Gurtschloß und warf Endrus das Holster vor die Füße. Vorbeugend schob ich die Hände in den Nacken, als krachend die Tür aus den Angeln flog und vier bewaffnete Männer in den Hof stürzten. Ich nickte grinsend Sheriff Cobbs zu, der mit hochrotem Kopf auf mich zugehen wollte, und meinte gelassen: »Endrus hat gewonnen, Cobbs. Ich bin euer Mann.«
*
Sie hatten mich gefilzt und mir nur die Unterhosen gelassen. Ich mußte an meinen desolaten Zustand denken, als sie mich in den Sattel hoben und meine nackten Füße unter dem Leib des Gaules zusammenbanden.
»Nur eine Vorsichtsmaßnahme, Major«, meinte Endrus. »Sie sind ein gefährlicher Mann. Ohne Stiefel kommen Sie in der Wildnis nicht weit. Aber um ganz sicherzugehen, gebe ich Ihnen einen Schutzengel zur Seite.« Endrus winkte lässig einen der Reiter heran, der gemächlich näher trabte und sich in meiner Flanke breitmachte. »Sie kennen Hormel?«
Er schwenkte seinen Gaul und gab Cobbs das Zeichen zum Aufbruch. Ich wandte den Kopf und starrte in ein finsteres, verbissenes Gesicht.
»Ich freue mich, dich wiederzusehen, Slim«, sagte ich ruhig, obwohl ein Feuer in mir tobte, denn Hormel war der einzig überlebende Gunslanger, der mich vor Monaten in den mexikanischen Bergen fast zu Tode gehetzt hatte. Ein übles Subjekt, das mir wohl nie verzieh, daß ich seine Kumpane Morgan, Preston und Asher in die ewigen Jagdgründe befördert hatte. Endrus war ein verschlagener Bastard, daß er mir ausgerechnet Hormel zur Sonderbewachung zuteilte. »Ich hätte dich damals wohl besser umgelegt, Slim. Nun wirst du es tun, wenn ich eine Fliege machen will.«
Hormel nickte gelangweilt. »So wird es wohl sein, Major. Also halte dich in meiner Nähe.« Er schob mir die Zügel zwischen die gefesselten Hände und trat meinem Pinto den Stiefel in die Flanke. »Es geht los, Carson.«
Langsam setzte sich der Trupp in Bewegung. Am Straßenrand drängten sich einige Dutzend neugieriger Menschen, von denen ich nur noch wenige kannte.
Shorty stand auf der Plattform seines Buckboards und gab mir ein Zeichen, daß er mir folgen wolle. Das sah ihm ähnlich. Ich dachte, der arme Teufel bringt sich um seinen Kopf, wenn er sich mit diesen Halunken anlegt. Von Brett sah ich nur den Schatten hinter dem offenen Fenster, aber ich wußte, daß seine Gedanken sich mit mir beschäftigten. Meine Lage war nicht ganz so aussichtslos, wie sie aussah.
Ich mußte an meinen verdammten Irren denken, der sich in Marfa die Hörner abstieß, und an den alten General, der wohl noch eine Weile auf mich warten mußte.
Das Schicksal ging seltsame Wege.
Den ganzen Tag ritt Hormel direkt an meiner Seite, als wären wir siamesische Zwillinge. Er kaute unablässig Tabak und verstreute den Saft in der Prärie. Das Sprechen schien er restlos verlernt zu haben.
Endrus ritt an der Spitze neben Sheriff Cobbs. Von ihm sah ich nur den Rücken. Auch am Abend ließ er sich bei mir nicht blicken. Es schien, als hätte er mich aus dem Gedächtnis gestrichen, aber ich wußte, der Bastard dachte während des ganzes Weges an mich.
Zwei Jahre war Endrus nun schon hinter meiner Ranch her, und immer, wenn ich in seiner Nähe auftauchte, machte er mir das Leben schwer. Heute fühlte er sich seinem Ziel bedeutend näher, und ich spürte, daß er mich langsam weichkochte.
Was bedeutete schon ein Stück verrottende Wildnis gegen mein Leben? Aber ich wollte mir Zeit lassen mit dem Handel, denn vor uns lagen noch sieben lange Tage und Nächte. Was konnte in dieser Zeit nicht alles noch geschehen.
Ich setzte auf Brett Tanner.
Am nächsten Tage hatte ich mich an meinen schweigsamen Begleiter gewöhnt. Er führte und lenkte mein Pferd und versorgte mich mit Wasser und Vorräten, als sei er mein Lakai.